Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Erklärung des Briefs Pauli Cap. 13, v. 14. c. 14. [Spaltenumbruch]
es bedeutet noch ein mehrers, nemlich ein solcheGasterey, da man nach der Uberladung mit Essen und Trincken, oder vielmehr Fressen und Sau- fen, die Zeit, und sonderlich die Nacht-Zeit, mit Spielen und Tantzen, wie bey den Heiden ge- wöhnlich war, zubringet. Und da man bey dem Moabitischen Götzen-Dienste, der dem Götzen Camos, davon siehe 4 B. Mos. 21, 29. 1 B. der Kön. 11, 33. Jer. 48, 46. zu Ehren verrichtet wurde, wol ohne Zweifel solche höchst liederliche Gelage angestellet hat, so scheinet das Griechi- sche Wort komos daher genommen zu seyn. 2. Man findet demnach an diesem Orte (wie auch viele andere Interpretes angemercket haben) mit diesem Worte die auch leider unter uns Christen gantz gewöhnliche Schertz-Spiel- und Tantz-Handlungen, die bey den weltübli- chen Hochzeiten, auch bey andern Zusammen- Künften, angestellet werden, gantz ausdrücklich verboten, als ungöttlich, und als Kindern des Lichts gantz unanständig; da sie schon an sich selbst gantz offenbare Wercke der Finsterniß und des Fleisches sind, und gemeiniglich auch aller- hand Unzucht, auch Hadder und Zanck, wie Paulus dazu setzet, nach sich ziehen. 3. Weil der Apostel das Saufen mit dem Worte methais von den komois unterscheidet, so zeiget er damit an, daß es auch noch ausser solchen liederlichen Gesellschaften, da es aufs Fressen, Saufen, Schertzen, Narren-Possen treiben, auch Spielen und Tantzen ankömmt, noch be- sondere Sauf-Gelage giebet: wie auch bey uns Christen leider die Erfahrung lehret. V. 14. Sondern ziehet an den HErrn JE- Anmerckungen. 1. Es ist ein nicht geringes Stück der Christ- lichen Klugheit und getreuen Sorgfalt gegen sich selbst, wenn man in der Leibes-Pflege eine sol- che Ordnung und Maasse hält, daß man der Sa- che mit Kleidung, Speise und Tranck, Arbeit und Ruhe, auch Commodität, nicht zu viel und zu wenig thut. Denn thut man zu wenig, so ist man kein guter Haushalter über die Güter des Leibes, die doch gewißlich in dieser Welt un- schätzbar sind, und auch der Seele selbst in ihrer Verrichtung zu Werckzeugen dienen müssen. Thut man aber zu viel, so erreget man dadurch al- lerhand fleischliche Lüste, welche wider die Seele streiten 1 Petr. 2, 11.) 2. Es nimmt eine GOttergebne Seele aus diesem gantzen Paulinischen Texte billig die Ge- legenheit, als eine Pflicht, an, sich abends und morgens, bey dem Anziehen oder Ausziehen der Kleider, dessen mit würcklicher Ausübung zu er- innern, was man der Seele schuldig ist; als die man ja noch viel mehr abzuwarten hat, als den Leib: wie uns denn auch das helle Tages- Licht der Sonnen von der Schuldigkeit, nach dem Geiste im Lichte zu wandeln, einen Eindruck geben kan und soll. 3. Jm übrigen ist bey dem Texte zu mer- cken, daß der Apostel in den letzten Worten ei- gentlich mit einer Verneinung redet, und sie also zu übersetzen wären: Wartet des Fleisches (oder Leibes) nicht zu den Lüsten. Es lieget doch aber der bejahende Verstand darin, daß man nemlich des Leibes in rechter Ordnung zu warten oder zu pflegen habe. Das vierzehente Capitel. Darinnen das gute Verständniß/ der aus dem Judenthum und Heidenthum zu CHristo Bekehrten/ angewiesen wird/ mit der Er- innerung der Pflichten/ welche Stärckere und Schwächere gegen einander auszuüben haben. Anmerckungen. [Spaltenumbruch]
1. DA die Apostolische Kirche aus den hatten,
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 13, v. 14. c. 14. [Spaltenumbruch]
es bedeutet noch ein mehrers, nemlich ein ſolcheGaſterey, da man nach der Uberladung mit Eſſen und Trincken, oder vielmehr Freſſen und Sau- fen, die Zeit, und ſonderlich die Nacht-Zeit, mit Spielen und Tantzen, wie bey den Heiden ge- woͤhnlich war, zubringet. Und da man bey dem Moabitiſchen Goͤtzen-Dienſte, der dem Goͤtzen Camos, davon ſiehe 4 B. Moſ. 21, 29. 1 B. der Koͤn. 11, 33. Jer. 48, 46. zu Ehren verrichtet wurde, wol ohne Zweifel ſolche hoͤchſt liederliche Gelage angeſtellet hat, ſo ſcheinet das Griechi- ſche Wort κῶμος daher genommen zu ſeyn. 2. Man findet demnach an dieſem Orte (wie auch viele andere Interpretes angemercket haben) mit dieſem Worte die auch leider unter uns Chriſten gantz gewoͤhnliche Schertz-Spiel- und Tantz-Handlungen, die bey den weltuͤbli- chen Hochzeiten, auch bey andern Zuſammen- Kuͤnften, angeſtellet werden, gantz ausdruͤcklich verboten, als ungoͤttlich, und als Kindern des Lichts gantz unanſtaͤndig; da ſie ſchon an ſich ſelbſt gantz offenbare Wercke der Finſterniß und des Fleiſches ſind, und gemeiniglich auch aller- hand Unzucht, auch Hadder und Zanck, wie Paulus dazu ſetzet, nach ſich ziehen. 3. Weil der Apoſtel das Saufen mit dem Worte μέϑαις von den κώμοις unterſcheidet, ſo zeiget er damit an, daß es auch noch auſſer ſolchen liederlichen Geſellſchaften, da es aufs Freſſen, Saufen, Schertzen, Narren-Poſſen treiben, auch Spielen und Tantzen ankoͤmmt, noch be- ſondere Sauf-Gelage giebet: wie auch bey uns Chriſten leider die Erfahrung lehret. V. 14. Sondern ziehet an den HErrn JE- Anmerckungen. 1. Es iſt ein nicht geringes Stuͤck der Chriſt- lichen Klugheit und getreuen Sorgfalt gegen ſich ſelbſt, wenn man in der Leibes-Pflege eine ſol- che Ordnung und Maaſſe haͤlt, daß man der Sa- che mit Kleidung, Speiſe und Tranck, Arbeit und Ruhe, auch Commoditaͤt, nicht zu viel und zu wenig thut. Denn thut man zu wenig, ſo iſt man kein guter Haushalter uͤber die Guͤter des Leibes, die doch gewißlich in dieſer Welt un- ſchaͤtzbar ſind, und auch der Seele ſelbſt in ihrer Verrichtung zu Werckzeugen dienen muͤſſen. Thut man aber zu viel, ſo erreget man dadurch al- lerhand fleiſchliche Luͤſte, welche wider die Seele ſtreiten 1 Petr. 2, 11.) 2. Es nimmt eine GOttergebne Seele aus dieſem gantzen Pauliniſchen Texte billig die Ge- legenheit, als eine Pflicht, an, ſich abends und morgens, bey dem Anziehen oder Ausziehen der Kleider, deſſen mit wuͤrcklicher Ausuͤbung zu er- innern, was man der Seele ſchuldig iſt; als die man ja noch viel mehr abzuwarten hat, als den Leib: wie uns denn auch das helle Tages- Licht der Sonnen von der Schuldigkeit, nach dem Geiſte im Lichte zu wandeln, einen Eindruck geben kan und ſoll. 3. Jm uͤbrigen iſt bey dem Texte zu mer- cken, daß der Apoſtel in den letzten Worten ei- gentlich mit einer Verneinung redet, und ſie alſo zu uͤberſetzen waͤren: Wartet des Fleiſches (oder Leibes) nicht zu den Luͤſten. Es lieget doch aber der bejahende Verſtand darin, daß man nemlich des Leibes in rechter Ordnung zu warten oder zu pflegen habe. Das vierzehente Capitel. Darinnen das gute Verſtaͤndniß/ der aus dem Judenthum und Heidenthum zu CHriſto Bekehrten/ angewieſen wird/ mit der Er- innerung der Pflichten/ welche Staͤrckere und Schwaͤchere gegen einander auszuuͤben haben. Anmerckungen. [Spaltenumbruch]
1. DA die Apoſtoliſche Kirche aus den hatten,
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <list> <item><pb facs="#f0186" n="158"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Erklaͤrung des Briefs Pauli <hi rendition="#et">Cap. 13, v. 14. c. 14.</hi></hi></fw><lb/><cb/> es bedeutet noch ein mehrers, nemlich ein ſolche<lb/> Gaſterey, da man nach der Uberladung mit Eſſen<lb/> und Trincken, oder vielmehr Freſſen und Sau-<lb/> fen, die Zeit, und ſonderlich die Nacht-Zeit, mit<lb/> Spielen und Tantzen, wie bey den Heiden ge-<lb/> woͤhnlich war, zubringet. Und da man bey dem<lb/> Moabitiſchen Goͤtzen-Dienſte, der dem Goͤtzen<lb/><hi rendition="#aq">Camos,</hi> davon ſiehe 4 B. Moſ. 21, 29. 1 B. der<lb/> Koͤn. 11, 33. Jer. 48, 46. zu Ehren verrichtet<lb/> wurde, wol ohne Zweifel ſolche hoͤchſt liederliche<lb/> Gelage angeſtellet hat, ſo ſcheinet das Griechi-<lb/> ſche Wort κῶμος daher genommen zu ſeyn.</item><lb/> <item>2. Man findet demnach an dieſem Orte<lb/> (wie auch viele andere <hi rendition="#aq">Interpretes</hi> angemercket<lb/> haben) mit dieſem Worte die auch leider unter<lb/> uns Chriſten gantz gewoͤhnliche Schertz-Spiel-<lb/> und Tantz-Handlungen, die bey den weltuͤbli-<lb/> chen Hochzeiten, auch bey andern Zuſammen-<lb/> Kuͤnften, angeſtellet werden, gantz ausdruͤcklich<lb/> verboten, als ungoͤttlich, und als Kindern des<lb/> Lichts gantz unanſtaͤndig; da ſie ſchon an ſich<lb/> ſelbſt gantz offenbare Wercke der Finſterniß und<lb/> des Fleiſches ſind, und gemeiniglich auch aller-<lb/> hand <hi rendition="#fr">Unzucht,</hi> auch <hi rendition="#fr">Hadder</hi> und <hi rendition="#fr">Zanck,</hi> wie<lb/> Paulus dazu ſetzet, nach ſich ziehen.</item><lb/> <item>3. Weil der Apoſtel das <hi rendition="#fr">Saufen</hi> mit dem<lb/> Worte μέϑαις von den κώμοις unterſcheidet, ſo<lb/> zeiget er damit an, daß es auch noch auſſer ſolchen<lb/> liederlichen Geſellſchaften, da es aufs Freſſen,<lb/> Saufen, Schertzen, Narren-Poſſen treiben,<lb/> auch Spielen und Tantzen ankoͤmmt, noch be-<lb/> ſondere Sauf-Gelage giebet: wie auch bey uns<lb/> Chriſten leider die Erfahrung lehret.</item> </list> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head>V. 14.</head><lb/> <p><hi rendition="#fr">Sondern ziehet an den HErrn JE-<lb/> ſum CHriſt</hi> (alſo, daß, da ihr ihn in der heiligen<lb/> Taufe ſchon angezogen habet Rom. 6, 2. Gal.<lb/> 3, 27. ihr ihn noch immer veſter und mit mehrer<lb/><hi rendition="#aq">Application</hi> im Glauben anziehet, um dadurch<lb/> im Glauben geſtaͤrcket und mit deſto mehrer<lb/> Kraft zur Unterlaſſung des Boͤſen, und zur Aus-<lb/> uͤbung des Guten, und alſo auch zur Ausziehung<lb/> des alten und Anziehung des neuen Menſchen<lb/> ausgeruͤſtet zu werden. Eph. 4, 22. <hi rendition="#aq">ſeqq.</hi> Col.<lb/><cb/> 3, 8. <hi rendition="#aq">ſeqq.</hi> ſiehe auch Jeſ. 61, 10. Matth. 22, 11.<lb/> Offenb. 3, 18. 16, 15. 19, 7. 8.) <hi rendition="#fr">und wartet des<lb/> Leibes</hi> (als der auch ſeine noͤthige Pflege haben<lb/> muß; dagegen man im Pabſtthum mit unbefohl-<lb/> ner <hi rendition="#aq">Mortification</hi> ſich ſehr vergehet,) <hi rendition="#fr">doch alſo,<lb/> daß er nicht geil werde,</hi> (als welches aus der<lb/> Uberfluͤßigen Pflege und Verzaͤrtelung, und ſon-<lb/> derlich aus der Uberladung mit Eſſen und Trin-<lb/> cken zu entſtehen pfleget.)</p><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi> </head><lb/> <list> <item>1. Es iſt ein nicht geringes Stuͤck der Chriſt-<lb/> lichen Klugheit und getreuen Sorgfalt gegen<lb/> ſich ſelbſt, wenn man in der Leibes-Pflege eine ſol-<lb/> che Ordnung und Maaſſe haͤlt, daß man der Sa-<lb/> che mit Kleidung, Speiſe und Tranck, Arbeit und<lb/> Ruhe, auch <hi rendition="#aq">Commodit</hi>aͤt, nicht zu viel und zu<lb/> wenig thut. Denn thut man zu wenig, ſo iſt<lb/> man kein guter Haushalter uͤber die Guͤter des<lb/> Leibes, die doch gewißlich in dieſer Welt un-<lb/> ſchaͤtzbar ſind, und auch der Seele ſelbſt in ihrer<lb/> Verrichtung zu Werckzeugen dienen muͤſſen.<lb/> Thut man aber zu viel, ſo erreget man dadurch al-<lb/> lerhand fleiſchliche Luͤſte, welche wider die Seele<lb/> ſtreiten 1 Petr. 2, 11.)</item><lb/> <item>2. Es nimmt eine GOttergebne Seele aus<lb/> dieſem gantzen Pauliniſchen Texte billig die Ge-<lb/> legenheit, als eine Pflicht, an, ſich abends und<lb/> morgens, bey dem Anziehen oder Ausziehen der<lb/> Kleider, deſſen mit wuͤrcklicher Ausuͤbung zu er-<lb/> innern, was man der Seele ſchuldig iſt; als<lb/> die man ja noch viel mehr abzuwarten hat, als<lb/> den Leib: wie uns denn auch das helle Tages-<lb/> Licht der Sonnen von der Schuldigkeit, nach<lb/> dem Geiſte im Lichte zu wandeln, einen Eindruck<lb/> geben kan und ſoll.</item><lb/> <item>3. Jm uͤbrigen iſt bey dem Texte zu mer-<lb/> cken, daß der Apoſtel in den letzten Worten ei-<lb/> gentlich mit einer Verneinung redet, und ſie alſo<lb/> zu uͤberſetzen waͤren: <hi rendition="#fr">Wartet des Fleiſches</hi><lb/> (oder Leibes) <hi rendition="#fr">nicht zu den Luͤſten.</hi> Es lieget<lb/> doch aber der bejahende Verſtand darin, daß<lb/> man nemlich des Leibes in rechter Ordnung zu<lb/> warten oder zu pflegen habe.</item> </list> </div> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Das vierzehente Capitel.<lb/> Darinnen das gute Verſtaͤndniß/ der aus dem Judenthum<lb/> und Heidenthum zu CHriſto Bekehrten/ angewieſen wird/ mit der Er-<lb/> innerung der Pflichten/ welche Staͤrckere und Schwaͤchere gegen<lb/> einander auszuuͤben haben.</hi> </head><lb/> <div n="3"> <head><hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi><lb/> 1.</head><lb/> <cb/> <p><hi rendition="#in">D</hi>A die Apoſtoliſche Kirche aus den<lb/> zu CHriſto bekehrten Juͤden und<lb/> Helden beſtunde; ſo waren die<lb/> von den Juͤden von dreyerley<lb/> Gattung. Etliche waren Star-<lb/> cke im Glauben, welche darinnen<lb/><cb/> zu einer ſolchen Freyheit und Freudigkeit des<lb/> Geiſtes kamen, daß ſie wohl erkanten, wie daß<lb/> ſie durch CHriſtum von der Beſchneidung und<lb/> von dem gantzen Levitiſchen <hi rendition="#aq">Ceremonial</hi> Geſetze<lb/> waͤren befreyet worden: und alſo denen aus den<lb/> Heyden Bekehrten, die daran niemals gehangen<lb/> <fw place="bottom" type="catch">hatten,</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [158/0186]
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 13, v. 14. c. 14.
es bedeutet noch ein mehrers, nemlich ein ſolche
Gaſterey, da man nach der Uberladung mit Eſſen
und Trincken, oder vielmehr Freſſen und Sau-
fen, die Zeit, und ſonderlich die Nacht-Zeit, mit
Spielen und Tantzen, wie bey den Heiden ge-
woͤhnlich war, zubringet. Und da man bey dem
Moabitiſchen Goͤtzen-Dienſte, der dem Goͤtzen
Camos, davon ſiehe 4 B. Moſ. 21, 29. 1 B. der
Koͤn. 11, 33. Jer. 48, 46. zu Ehren verrichtet
wurde, wol ohne Zweifel ſolche hoͤchſt liederliche
Gelage angeſtellet hat, ſo ſcheinet das Griechi-
ſche Wort κῶμος daher genommen zu ſeyn.
2. Man findet demnach an dieſem Orte
(wie auch viele andere Interpretes angemercket
haben) mit dieſem Worte die auch leider unter
uns Chriſten gantz gewoͤhnliche Schertz-Spiel-
und Tantz-Handlungen, die bey den weltuͤbli-
chen Hochzeiten, auch bey andern Zuſammen-
Kuͤnften, angeſtellet werden, gantz ausdruͤcklich
verboten, als ungoͤttlich, und als Kindern des
Lichts gantz unanſtaͤndig; da ſie ſchon an ſich
ſelbſt gantz offenbare Wercke der Finſterniß und
des Fleiſches ſind, und gemeiniglich auch aller-
hand Unzucht, auch Hadder und Zanck, wie
Paulus dazu ſetzet, nach ſich ziehen.
3. Weil der Apoſtel das Saufen mit dem
Worte μέϑαις von den κώμοις unterſcheidet, ſo
zeiget er damit an, daß es auch noch auſſer ſolchen
liederlichen Geſellſchaften, da es aufs Freſſen,
Saufen, Schertzen, Narren-Poſſen treiben,
auch Spielen und Tantzen ankoͤmmt, noch be-
ſondere Sauf-Gelage giebet: wie auch bey uns
Chriſten leider die Erfahrung lehret.
V. 14.
Sondern ziehet an den HErrn JE-
ſum CHriſt (alſo, daß, da ihr ihn in der heiligen
Taufe ſchon angezogen habet Rom. 6, 2. Gal.
3, 27. ihr ihn noch immer veſter und mit mehrer
Application im Glauben anziehet, um dadurch
im Glauben geſtaͤrcket und mit deſto mehrer
Kraft zur Unterlaſſung des Boͤſen, und zur Aus-
uͤbung des Guten, und alſo auch zur Ausziehung
des alten und Anziehung des neuen Menſchen
ausgeruͤſtet zu werden. Eph. 4, 22. ſeqq. Col.
3, 8. ſeqq. ſiehe auch Jeſ. 61, 10. Matth. 22, 11.
Offenb. 3, 18. 16, 15. 19, 7. 8.) und wartet des
Leibes (als der auch ſeine noͤthige Pflege haben
muß; dagegen man im Pabſtthum mit unbefohl-
ner Mortification ſich ſehr vergehet,) doch alſo,
daß er nicht geil werde, (als welches aus der
Uberfluͤßigen Pflege und Verzaͤrtelung, und ſon-
derlich aus der Uberladung mit Eſſen und Trin-
cken zu entſtehen pfleget.)
Anmerckungen.
1. Es iſt ein nicht geringes Stuͤck der Chriſt-
lichen Klugheit und getreuen Sorgfalt gegen
ſich ſelbſt, wenn man in der Leibes-Pflege eine ſol-
che Ordnung und Maaſſe haͤlt, daß man der Sa-
che mit Kleidung, Speiſe und Tranck, Arbeit und
Ruhe, auch Commoditaͤt, nicht zu viel und zu
wenig thut. Denn thut man zu wenig, ſo iſt
man kein guter Haushalter uͤber die Guͤter des
Leibes, die doch gewißlich in dieſer Welt un-
ſchaͤtzbar ſind, und auch der Seele ſelbſt in ihrer
Verrichtung zu Werckzeugen dienen muͤſſen.
Thut man aber zu viel, ſo erreget man dadurch al-
lerhand fleiſchliche Luͤſte, welche wider die Seele
ſtreiten 1 Petr. 2, 11.)
2. Es nimmt eine GOttergebne Seele aus
dieſem gantzen Pauliniſchen Texte billig die Ge-
legenheit, als eine Pflicht, an, ſich abends und
morgens, bey dem Anziehen oder Ausziehen der
Kleider, deſſen mit wuͤrcklicher Ausuͤbung zu er-
innern, was man der Seele ſchuldig iſt; als
die man ja noch viel mehr abzuwarten hat, als
den Leib: wie uns denn auch das helle Tages-
Licht der Sonnen von der Schuldigkeit, nach
dem Geiſte im Lichte zu wandeln, einen Eindruck
geben kan und ſoll.
3. Jm uͤbrigen iſt bey dem Texte zu mer-
cken, daß der Apoſtel in den letzten Worten ei-
gentlich mit einer Verneinung redet, und ſie alſo
zu uͤberſetzen waͤren: Wartet des Fleiſches
(oder Leibes) nicht zu den Luͤſten. Es lieget
doch aber der bejahende Verſtand darin, daß
man nemlich des Leibes in rechter Ordnung zu
warten oder zu pflegen habe.
Das vierzehente Capitel.
Darinnen das gute Verſtaͤndniß/ der aus dem Judenthum
und Heidenthum zu CHriſto Bekehrten/ angewieſen wird/ mit der Er-
innerung der Pflichten/ welche Staͤrckere und Schwaͤchere gegen
einander auszuuͤben haben.
Anmerckungen.
1.
DA die Apoſtoliſche Kirche aus den
zu CHriſto bekehrten Juͤden und
Helden beſtunde; ſo waren die
von den Juͤden von dreyerley
Gattung. Etliche waren Star-
cke im Glauben, welche darinnen
zu einer ſolchen Freyheit und Freudigkeit des
Geiſtes kamen, daß ſie wohl erkanten, wie daß
ſie durch CHriſtum von der Beſchneidung und
von dem gantzen Levitiſchen Ceremonial Geſetze
waͤren befreyet worden: und alſo denen aus den
Heyden Bekehrten, die daran niemals gehangen
hatten,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |