Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Cap. 14, v. 15-17. an die Römer. [Spaltenumbruch]
ckung thun gegen den Sinn Pauli: nemlich eskönte einer also schliessen: Dieser Mensch ist noch so und so schwach im Glauben. Nun will ich zwar nach dem Urtheil der Liebe hoffen, daß er auch mit unter die Zahl der von CHristo er- löseten gehöre: allein nach seiner Schwachheit darf ich mich gar nicht richten, und seiner im Gebrauche meiner Freyheit schonen. Denn ist er erlöset, so schadet ihm mein Exempel nicht. Jst er aber nicht erlöset, so hilft es ihm nicht, wenn ich ihm gleich noch so sehr und so lange nachsehe. Daß aber die, welche durch CHri- stum erlöset sind, nicht können verlohren wer- den, das folget gar nicht aus den Orten Matth. 24, 24. Joh. 10, 28. denn ein anders ist auser- wehlet und ein anders erlöset seyn. V. 16. Darum schaffet, daß euer Schatz (to V. 17. Denn das Reich GOttes ist nicht Es- Anmerckungen. 1. Das Wort Essen, darinnen das [Spaltenumbruch] Reich GOttes nicht bestehen soll, wird zwar von den im Levitischen Gesetze verbotenen Spei- sen hergenommen, als davon bisher gehandelt worden: weil aber doch die Rede von ordentli- chen Mahlzeiten war; in denselben aber nicht allein gegessen, sondern auch getruncken wird: so gedencket der Apostel auch des Trinckens dabey; und zeiget damit überhaupt an, Essen und Trincken sey eine solche Sache, auf die es im Reiche GOttes nicht ankommen könne; und daß man dannenhero einem andern darinnen keinen Anstoß setzen müsse. Wie unser Hei- land auch saget Matth. 15, 11. 17. 18. Was zum Munde eingehet, verunreiniget den Men- schen nicht, sondern was zum Munde aus- gehet, das verunreiniget den Menschen: sintemal es aus dem dem Reiche GOTTes entgegen stehenden bösen Hertzen kömmt; als arge Gedancken, Mord, Ehebruch etc. v. 19. 2. Es siehet doch aber der Apostel mit dem Worte Trincken auch auf die Levitischen Sa- tzungen. Denn ob gleich keine gewisse Arten des Getränckes also verboten waren, als man- cherley Arten der Speisen untersaget waren, auch nicht verboten werden konten, da man nicht so mancherley Gattungen vom Geträncke hatte: so konte doch zufälliger Weise ein sonst zugelas- senes Geträncke unter das Verbot gerathen, wenn nemlich auch nur das Geväß, worinnen es war, durch ein todtes Aaß verunreiniget worden. 3 B. Mos. 12, 32. seqq. Siehe auch Col. 2, 16. Lasset euch niemand ein Gewissen machen über Speise und Tranck. Sonst war auch gewissen Personen der Wein verbo- ten; nemlich den Naziräern 4 Buch Mos. 17, 1. seqq. wie auch den Priestern, wenn sie wolten in die Hütte des Stifts, oder in den Tempel gehen. c. 10, 9. Es mag der Apostel auch wol zugleich mit gesehen haben auf solchen Wein, davon die Heiden einen Theil den Götzen zum Tranck-Opfer gebracht hatten, und das übrige zum gemeinen Gebrauch verkauften. Welchen man, wenn es ohne Anstoß der Schwachen ge- schahe, kaufen und geniessen konte. 3. Jm übrigen ist doch aber leicht zu erach- ten, daß, ob gleich das Reich GOttes im Es- sen und Trincken nicht bestehet, es dennoch nach den Gesetzen des Reichs GOttes nicht gleich viel sey, man esse, wie man wolle. Denn wie man nach dem Reiche, oder Lichte, der Natur verbunden ist, mäßig zu essen, so ist man nach dem Reiche GOttes schuldig, daß man ordent- lich, oder in der Ordnung nicht allein der Mäs- sigkeit, sondern auch der Furcht GOTTes mit Dancksagung zu seinen Ehren esse und trincke: wozu uns zwar auch schon an sich das Licht der Natur führet; aus welchem es doch aber weni- ger erkant wird, als aus der in der H. Schrift aufgeklärten Morale: Davon man unter an- dern sehe 1 Cor. 10, 31. da es heißt: Jhr esset, oder trincket, oder was ihr thut, so thut es alles zur Ehre GOttes. 4. Es ist eine schöne Ordnung in den Haupt-Gütern des Reiches GOttes. Denn die geschenckte und ergriffene Gerechtigkeit Christi X 2
Cap. 14, v. 15-17. an die Roͤmer. [Spaltenumbruch]
ckung thun gegen den Sinn Pauli: nemlich eskoͤnte einer alſo ſchlieſſen: Dieſer Menſch iſt noch ſo und ſo ſchwach im Glauben. Nun will ich zwar nach dem Urtheil der Liebe hoffen, daß er auch mit unter die Zahl der von CHriſto er- loͤſeten gehoͤre: allein nach ſeiner Schwachheit darf ich mich gar nicht richten, und ſeiner im Gebrauche meiner Freyheit ſchonen. Denn iſt er erloͤſet, ſo ſchadet ihm mein Exempel nicht. Jſt er aber nicht erloͤſet, ſo hilft es ihm nicht, wenn ich ihm gleich noch ſo ſehr und ſo lange nachſehe. Daß aber die, welche durch CHri- ſtum erloͤſet ſind, nicht koͤnnen verlohren wer- den, das folget gar nicht aus den Orten Matth. 24, 24. Joh. 10, 28. denn ein anders iſt auser- wehlet und ein anders erloͤſet ſeyn. V. 16. Darum ſchaffet, daß euer Schatz (τὸ V. 17. Denn das Reich GOttes iſt nicht Eſ- Anmerckungen. 1. Das Wort Eſſen, darinnen das [Spaltenumbruch] Reich GOttes nicht beſtehen ſoll, wird zwar von den im Levitiſchen Geſetze verbotenen Spei- ſen hergenommen, als davon bisher gehandelt worden: weil aber doch die Rede von ordentli- chen Mahlzeiten war; in denſelben aber nicht allein gegeſſen, ſondern auch getruncken wird: ſo gedencket der Apoſtel auch des Trinckens dabey; und zeiget damit uͤberhaupt an, Eſſen und Trincken ſey eine ſolche Sache, auf die es im Reiche GOttes nicht ankommen koͤnne; und daß man dannenhero einem andern darinnen keinen Anſtoß ſetzen muͤſſe. Wie unſer Hei- land auch ſaget Matth. 15, 11. 17. 18. Was zum Munde eingehet, verunreiniget den Men- ſchen nicht, ſondern was zum Munde aus- gehet, das verunreiniget den Menſchen: ſintemal es aus dem dem Reiche GOTTes entgegen ſtehenden boͤſen Hertzen koͤmmt; als arge Gedancken, Mord, Ehebruch ꝛc. v. 19. 2. Es ſiehet doch aber der Apoſtel mit dem Worte Trincken auch auf die Levitiſchen Sa- tzungen. Denn ob gleich keine gewiſſe Arten des Getraͤnckes alſo verboten waren, als man- cherley Arten der Speiſen unterſaget waren, auch nicht verboten werden konten, da man nicht ſo mancherley Gattungen vom Getraͤncke hatte: ſo konte doch zufaͤlliger Weiſe ein ſonſt zugelaſ- ſenes Getraͤncke unter das Verbot gerathen, wenn nemlich auch nur das Gevaͤß, worinnen es war, durch ein todtes Aaß verunreiniget worden. 3 B. Moſ. 12, 32. ſeqq. Siehe auch Col. 2, 16. Laſſet euch niemand ein Gewiſſen machen uͤber Speiſe und Tranck. Sonſt war auch gewiſſen Perſonen der Wein verbo- ten; nemlich den Naziraͤern 4 Buch Moſ. 17, 1. ſeqq. wie auch den Prieſtern, wenn ſie wolten in die Huͤtte des Stifts, oder in den Tempel gehen. c. 10, 9. Es mag der Apoſtel auch wol zugleich mit geſehen haben auf ſolchen Wein, davon die Heiden einen Theil den Goͤtzen zum Tranck-Opfer gebracht hatten, und das uͤbrige zum gemeinen Gebrauch verkauften. Welchen man, wenn es ohne Anſtoß der Schwachen ge- ſchahe, kaufen und genieſſen konte. 3. Jm uͤbrigen iſt doch aber leicht zu erach- ten, daß, ob gleich das Reich GOttes im Eſ- ſen und Trincken nicht beſtehet, es dennoch nach den Geſetzen des Reichs GOttes nicht gleich viel ſey, man eſſe, wie man wolle. Denn wie man nach dem Reiche, oder Lichte, der Natur verbunden iſt, maͤßig zu eſſen, ſo iſt man nach dem Reiche GOttes ſchuldig, daß man ordent- lich, oder in der Ordnung nicht allein der Maͤſ- ſigkeit, ſondern auch der Furcht GOTTes mit Danckſagung zu ſeinen Ehren eſſe und trincke: wozu uns zwar auch ſchon an ſich das Licht der Natur fuͤhret; aus welchem es doch aber weni- ger erkant wird, als aus der in der H. Schrift aufgeklaͤrten Morale: Davon man unter an- dern ſehe 1 Cor. 10, 31. da es heißt: Jhr eſſet, oder trincket, oder was ihr thut, ſo thut es alles zur Ehre GOttes. 4. Es iſt eine ſchoͤne Ordnung in den Haupt-Guͤtern des Reiches GOttes. Denn die geſchenckte und ergriffene Gerechtigkeit Chriſti X 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0191" n="163"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Cap. 14, v. 15-17. an die Roͤmer.</hi></fw><lb/><cb/> ckung thun gegen den Sinn Pauli: nemlich es<lb/> koͤnte einer alſo ſchlieſſen: Dieſer Menſch iſt<lb/> noch ſo und ſo ſchwach im Glauben. Nun will<lb/> ich zwar nach dem Urtheil der Liebe hoffen, daß<lb/> er auch mit unter die Zahl der von CHriſto er-<lb/> loͤſeten gehoͤre: allein nach ſeiner Schwachheit<lb/> darf ich mich gar nicht richten, und ſeiner im<lb/> Gebrauche meiner Freyheit ſchonen. Denn iſt<lb/> er erloͤſet, ſo ſchadet ihm mein Exempel nicht.<lb/> Jſt er aber nicht erloͤſet, ſo hilft es ihm nicht,<lb/> wenn ich ihm gleich noch ſo ſehr und ſo lange<lb/> nachſehe. Daß aber die, welche durch CHri-<lb/> ſtum erloͤſet ſind, nicht koͤnnen verlohren wer-<lb/> den, das folget gar nicht aus den Orten Matth.<lb/> 24, 24. Joh. 10, 28. denn ein anders iſt <hi rendition="#fr">auser-<lb/> wehlet</hi> und ein anders <hi rendition="#fr">erloͤſet ſeyn.</hi></p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head>V. 16.</head><lb/> <p><hi rendition="#fr">Darum ſchaffet, daß euer Schatz</hi> (τὸ<lb/> ἀγαϑὸν, das Gut eurer Chriſtlichen Freyheit,<lb/> und dabey das gantze Evangelium und Chriſtus<lb/> ſelbſt, der ſolches hohe Gut uns erworben hat,)<lb/><hi rendition="#fr">nicht verlaͤſtert werde,</hi> (weder von den<lb/> ſchwaͤchern Chriſten, welche den unzeitigen Ge-<lb/> brauch der Freyheit fuͤr eine Verachtung GOt-<lb/> tes und muthwillige Ubertretung ſeiner Gebote<lb/> halten wuͤrden: noch von denen, die auſſer der<lb/> Kirche ſind, aber unter den Chriſten wohnen,<lb/> auch buͤrgerlich mit ihnen umgehen, und auf al-<lb/> les ihr Thun und Laſſen ein ſcharfes Auge ha-<lb/> ben: als welche, nach ihrem ohne dem abgeneig-<lb/> ten Sinn, die groſſe Mißhelligkeit der Chriſten<lb/> nicht wol anders annehmen koͤnten, als zu einer<lb/> Gelegenheit ſich mit Laͤſterungen gegen die Chriſt-<lb/> liche Religion und CHriſtum ſelbſt zu verſuͤn-<lb/> digen.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>V. 17.</head><lb/> <p><hi rendition="#fr">Denn das Reich GOttes iſt nicht Eſ-<lb/> ſen und Trincken,</hi> (es koͤmmt dabey auf keine<lb/> aͤuſſerliche Dinge an, als beſtehe es darinnen,<lb/> oder werde damit erhalten:) <hi rendition="#fr">ſondern Gerech-<lb/> tigkeit,</hi> (welche CHriſtus durch ſeinen Ver-<lb/> ſoͤhnungs-Tod erworben, und die in der Be-<lb/> kehrung durch den Glauben ergriffen wird, da-<lb/> von oben Cap. 1, 17. und ſonderlich cap. 3. 4. 5.<lb/> mit mehrern gehandelt iſt,) <hi rendition="#fr">und Friede</hi> (mit<lb/> GOtt und in GOtt, welcher aus dem Beſitz<lb/> und Genuß der Glaubens-Gerechtigkeit entſte-<lb/> het: Wie es alſo oben cap. 5, 1. geheiſſen hat:<lb/><hi rendition="#fr">Nun wir denn ſind gerecht worden durch<lb/> den Glauben, ſo haben wir Friede mit<lb/> GOTT durch unſern HErrn JESUM<lb/> CHriſtum:</hi> Von welchem Frieden ſiehe da-<lb/> ſelbſt ein mehrers:) <hi rendition="#fr">und Freude in dem Hei-<lb/> ligen Geiſt,</hi> (welche aus dem Genuß der Ge-<lb/> rechtigkeit und des Friedes, welcher noch mit<lb/> andern Heils-Guͤtern, ſonderlich mit dem in-<lb/> nern Geſchmack der in uns durch den Heili-<lb/> gen Geiſt ausgegoſſenen Liebe GOttes nach c. 5.<lb/> v. 5. verknuͤpfet iſt, entſtehet, alſo daß ſie vom<lb/> Heiligen Geiſt gewircket wird, und auch dieſer<lb/> wegen von der Welt-Freude weit unterſchie-<lb/> den iſt.</p><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi> </head><lb/> <list> <item>1. Das Wort <hi rendition="#fr">Eſſen,</hi> darinnen das<lb/><cb/> Reich GOttes nicht beſtehen ſoll, wird zwar<lb/> von den im Levitiſchen Geſetze verbotenen Spei-<lb/> ſen hergenommen, als davon bisher gehandelt<lb/> worden: weil aber doch die Rede von ordentli-<lb/> chen Mahlzeiten war; in denſelben aber nicht<lb/> allein gegeſſen, ſondern auch getruncken wird:<lb/> ſo gedencket der Apoſtel auch des <hi rendition="#fr">Trinckens</hi><lb/> dabey; und zeiget damit uͤberhaupt an, Eſſen<lb/> und Trincken ſey eine ſolche Sache, auf die es<lb/> im Reiche GOttes nicht ankommen koͤnne; und<lb/> daß man dannenhero einem andern darinnen<lb/> keinen Anſtoß ſetzen muͤſſe. Wie unſer Hei-<lb/> land auch ſaget Matth. 15, 11. 17. 18. <hi rendition="#fr">Was zum<lb/> Munde eingehet, verunreiniget den Men-<lb/> ſchen nicht, ſondern was zum Munde aus-<lb/> gehet, das verunreiniget den Menſchen:</hi><lb/> ſintemal es <hi rendition="#fr">aus dem dem</hi> Reiche GOTTes<lb/> entgegen ſtehenden boͤſen <hi rendition="#fr">Hertzen koͤmmt;</hi> als<lb/><hi rendition="#fr">arge Gedancken, Mord, Ehebruch ꝛc.</hi> v.<lb/> 19.</item><lb/> <item>2. Es ſiehet doch aber der Apoſtel mit dem<lb/> Worte <hi rendition="#fr">Trincken</hi> auch auf die Levitiſchen Sa-<lb/> tzungen. Denn ob gleich keine gewiſſe Arten<lb/> des Getraͤnckes alſo verboten waren, als man-<lb/> cherley Arten der Speiſen unterſaget waren,<lb/> auch nicht verboten werden konten, da man nicht<lb/> ſo mancherley Gattungen vom Getraͤncke hatte:<lb/> ſo konte doch zufaͤlliger Weiſe ein ſonſt zugelaſ-<lb/> ſenes Getraͤncke unter das Verbot gerathen,<lb/> wenn nemlich auch nur das Gevaͤß, worinnen<lb/> es war, durch ein todtes Aaß verunreiniget<lb/> worden. 3 B. Moſ. 12, 32. <hi rendition="#aq">ſeqq.</hi> Siehe auch<lb/> Col. 2, 16. <hi rendition="#fr">Laſſet euch niemand ein Gewiſſen<lb/> machen uͤber Speiſe und Tranck.</hi> Sonſt<lb/> war auch gewiſſen Perſonen der Wein verbo-<lb/> ten; nemlich den Naziraͤern 4 Buch Moſ. 17, 1.<lb/><hi rendition="#aq">ſeqq.</hi> wie auch den Prieſtern, wenn ſie wolten<lb/> in die Huͤtte des Stifts, oder in den Tempel<lb/> gehen. c. 10, 9. Es mag der Apoſtel auch wol<lb/> zugleich mit geſehen haben auf ſolchen Wein,<lb/> davon die Heiden einen Theil den Goͤtzen zum<lb/> Tranck-Opfer gebracht hatten, und das uͤbrige<lb/> zum gemeinen Gebrauch verkauften. Welchen<lb/> man, wenn es ohne Anſtoß der Schwachen ge-<lb/> ſchahe, kaufen und genieſſen konte.</item><lb/> <item>3. Jm uͤbrigen iſt doch aber leicht zu erach-<lb/> ten, daß, ob gleich das Reich GOttes im Eſ-<lb/> ſen und Trincken nicht beſtehet, es dennoch nach<lb/> den Geſetzen des Reichs GOttes nicht gleich viel<lb/> ſey, man eſſe, wie man wolle. Denn wie<lb/> man nach dem Reiche, oder Lichte, der Natur<lb/> verbunden iſt, <hi rendition="#fr">maͤßig</hi> zu eſſen, ſo iſt man nach<lb/> dem Reiche GOttes ſchuldig, daß man <hi rendition="#fr">ordent-<lb/> lich,</hi> oder in der Ordnung nicht allein der Maͤſ-<lb/> ſigkeit, ſondern auch der Furcht GOTTes mit<lb/> Danckſagung zu ſeinen Ehren eſſe und trincke:<lb/> wozu uns zwar auch ſchon an ſich das Licht der<lb/> Natur fuͤhret; aus welchem es doch aber weni-<lb/> ger erkant wird, als aus der in der H. Schrift<lb/> aufgeklaͤrten Morale: Davon man unter an-<lb/> dern ſehe 1 Cor. 10, 31. da es heißt: <hi rendition="#fr">Jhr eſſet,<lb/> oder trincket, oder was ihr thut, ſo thut<lb/> es alles zur Ehre GOttes.</hi></item><lb/> <item>4. Es iſt eine ſchoͤne Ordnung in den<lb/> Haupt-Guͤtern des Reiches GOttes. Denn<lb/> die geſchenckte und ergriffene <hi rendition="#fr">Gerechtigkeit</hi><lb/> <fw place="bottom" type="sig">X 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Chriſti</fw><lb/></item> </list> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [163/0191]
Cap. 14, v. 15-17. an die Roͤmer.
ckung thun gegen den Sinn Pauli: nemlich es
koͤnte einer alſo ſchlieſſen: Dieſer Menſch iſt
noch ſo und ſo ſchwach im Glauben. Nun will
ich zwar nach dem Urtheil der Liebe hoffen, daß
er auch mit unter die Zahl der von CHriſto er-
loͤſeten gehoͤre: allein nach ſeiner Schwachheit
darf ich mich gar nicht richten, und ſeiner im
Gebrauche meiner Freyheit ſchonen. Denn iſt
er erloͤſet, ſo ſchadet ihm mein Exempel nicht.
Jſt er aber nicht erloͤſet, ſo hilft es ihm nicht,
wenn ich ihm gleich noch ſo ſehr und ſo lange
nachſehe. Daß aber die, welche durch CHri-
ſtum erloͤſet ſind, nicht koͤnnen verlohren wer-
den, das folget gar nicht aus den Orten Matth.
24, 24. Joh. 10, 28. denn ein anders iſt auser-
wehlet und ein anders erloͤſet ſeyn.
V. 16.
Darum ſchaffet, daß euer Schatz (τὸ
ἀγαϑὸν, das Gut eurer Chriſtlichen Freyheit,
und dabey das gantze Evangelium und Chriſtus
ſelbſt, der ſolches hohe Gut uns erworben hat,)
nicht verlaͤſtert werde, (weder von den
ſchwaͤchern Chriſten, welche den unzeitigen Ge-
brauch der Freyheit fuͤr eine Verachtung GOt-
tes und muthwillige Ubertretung ſeiner Gebote
halten wuͤrden: noch von denen, die auſſer der
Kirche ſind, aber unter den Chriſten wohnen,
auch buͤrgerlich mit ihnen umgehen, und auf al-
les ihr Thun und Laſſen ein ſcharfes Auge ha-
ben: als welche, nach ihrem ohne dem abgeneig-
ten Sinn, die groſſe Mißhelligkeit der Chriſten
nicht wol anders annehmen koͤnten, als zu einer
Gelegenheit ſich mit Laͤſterungen gegen die Chriſt-
liche Religion und CHriſtum ſelbſt zu verſuͤn-
digen.
V. 17.
Denn das Reich GOttes iſt nicht Eſ-
ſen und Trincken, (es koͤmmt dabey auf keine
aͤuſſerliche Dinge an, als beſtehe es darinnen,
oder werde damit erhalten:) ſondern Gerech-
tigkeit, (welche CHriſtus durch ſeinen Ver-
ſoͤhnungs-Tod erworben, und die in der Be-
kehrung durch den Glauben ergriffen wird, da-
von oben Cap. 1, 17. und ſonderlich cap. 3. 4. 5.
mit mehrern gehandelt iſt,) und Friede (mit
GOtt und in GOtt, welcher aus dem Beſitz
und Genuß der Glaubens-Gerechtigkeit entſte-
het: Wie es alſo oben cap. 5, 1. geheiſſen hat:
Nun wir denn ſind gerecht worden durch
den Glauben, ſo haben wir Friede mit
GOTT durch unſern HErrn JESUM
CHriſtum: Von welchem Frieden ſiehe da-
ſelbſt ein mehrers:) und Freude in dem Hei-
ligen Geiſt, (welche aus dem Genuß der Ge-
rechtigkeit und des Friedes, welcher noch mit
andern Heils-Guͤtern, ſonderlich mit dem in-
nern Geſchmack der in uns durch den Heili-
gen Geiſt ausgegoſſenen Liebe GOttes nach c. 5.
v. 5. verknuͤpfet iſt, entſtehet, alſo daß ſie vom
Heiligen Geiſt gewircket wird, und auch dieſer
wegen von der Welt-Freude weit unterſchie-
den iſt.
Anmerckungen.
1. Das Wort Eſſen, darinnen das
Reich GOttes nicht beſtehen ſoll, wird zwar
von den im Levitiſchen Geſetze verbotenen Spei-
ſen hergenommen, als davon bisher gehandelt
worden: weil aber doch die Rede von ordentli-
chen Mahlzeiten war; in denſelben aber nicht
allein gegeſſen, ſondern auch getruncken wird:
ſo gedencket der Apoſtel auch des Trinckens
dabey; und zeiget damit uͤberhaupt an, Eſſen
und Trincken ſey eine ſolche Sache, auf die es
im Reiche GOttes nicht ankommen koͤnne; und
daß man dannenhero einem andern darinnen
keinen Anſtoß ſetzen muͤſſe. Wie unſer Hei-
land auch ſaget Matth. 15, 11. 17. 18. Was zum
Munde eingehet, verunreiniget den Men-
ſchen nicht, ſondern was zum Munde aus-
gehet, das verunreiniget den Menſchen:
ſintemal es aus dem dem Reiche GOTTes
entgegen ſtehenden boͤſen Hertzen koͤmmt; als
arge Gedancken, Mord, Ehebruch ꝛc. v.
19.
2. Es ſiehet doch aber der Apoſtel mit dem
Worte Trincken auch auf die Levitiſchen Sa-
tzungen. Denn ob gleich keine gewiſſe Arten
des Getraͤnckes alſo verboten waren, als man-
cherley Arten der Speiſen unterſaget waren,
auch nicht verboten werden konten, da man nicht
ſo mancherley Gattungen vom Getraͤncke hatte:
ſo konte doch zufaͤlliger Weiſe ein ſonſt zugelaſ-
ſenes Getraͤncke unter das Verbot gerathen,
wenn nemlich auch nur das Gevaͤß, worinnen
es war, durch ein todtes Aaß verunreiniget
worden. 3 B. Moſ. 12, 32. ſeqq. Siehe auch
Col. 2, 16. Laſſet euch niemand ein Gewiſſen
machen uͤber Speiſe und Tranck. Sonſt
war auch gewiſſen Perſonen der Wein verbo-
ten; nemlich den Naziraͤern 4 Buch Moſ. 17, 1.
ſeqq. wie auch den Prieſtern, wenn ſie wolten
in die Huͤtte des Stifts, oder in den Tempel
gehen. c. 10, 9. Es mag der Apoſtel auch wol
zugleich mit geſehen haben auf ſolchen Wein,
davon die Heiden einen Theil den Goͤtzen zum
Tranck-Opfer gebracht hatten, und das uͤbrige
zum gemeinen Gebrauch verkauften. Welchen
man, wenn es ohne Anſtoß der Schwachen ge-
ſchahe, kaufen und genieſſen konte.
3. Jm uͤbrigen iſt doch aber leicht zu erach-
ten, daß, ob gleich das Reich GOttes im Eſ-
ſen und Trincken nicht beſtehet, es dennoch nach
den Geſetzen des Reichs GOttes nicht gleich viel
ſey, man eſſe, wie man wolle. Denn wie
man nach dem Reiche, oder Lichte, der Natur
verbunden iſt, maͤßig zu eſſen, ſo iſt man nach
dem Reiche GOttes ſchuldig, daß man ordent-
lich, oder in der Ordnung nicht allein der Maͤſ-
ſigkeit, ſondern auch der Furcht GOTTes mit
Danckſagung zu ſeinen Ehren eſſe und trincke:
wozu uns zwar auch ſchon an ſich das Licht der
Natur fuͤhret; aus welchem es doch aber weni-
ger erkant wird, als aus der in der H. Schrift
aufgeklaͤrten Morale: Davon man unter an-
dern ſehe 1 Cor. 10, 31. da es heißt: Jhr eſſet,
oder trincket, oder was ihr thut, ſo thut
es alles zur Ehre GOttes.
4. Es iſt eine ſchoͤne Ordnung in den
Haupt-Guͤtern des Reiches GOttes. Denn
die geſchenckte und ergriffene Gerechtigkeit
Chriſti
X 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |