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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des Briefs Pauli Cap. 14, v. 17-22.
[Spaltenumbruch] Christi gebieret den Frieden der Seelen, und
characterisiret sich auch damit. Wie denn ei-
ner, der den Frieden GOttes noch nicht em-
pfindet, auch die Gerechtigkeit noch nicht hat:
er müste denn im Stande der Anfechtung ste-
hen.
5. Gleichwie sich die Application der Ge-
rechtigkeit
durch den Genuß des Friedens er-
weiset: also muß sich auch der Seelen-Friede,
ob er rechter Art sey', oder nicht, durch die Ge-
rechtigkeit
legitimiren: das ist, wo man die
Glaubens-Gerechtigkeit, die aus der Erlö-
sung CHristi in der Rechtfertigung zu ergreif-
fen ist, nicht einmal recht erkennet, vielweni-
ger sich recht zugeeignet hat; und dennoch ver-
meinet den geistlichen Seelen-Frieden zu ha-
ben, da hat man gewiß an statt des wahren
Friedens nur eine Pharisäische falsche Ruhe
in seiner vermeinten eignen Gerechtigkeit, also
daß ein solcher Friede nichts anders ist, als
eine gewisse Gattung der fleischlichen Sicher-
heit.
6. Und wie die Freude im Heiligen Gei-
ste
aus dem Besitz der Gerechtigkeit und des
Friedens entspringet: so muß sie auch an bey-
den erkannt werden, ob sie wohl und recht, oder
eingebildet sey: das ist, wo es noch an dem Ge-
nuß der Gerechtigkeit und des Friedens feh-
let, (welches daran, wenn der Mensch noch
roh und unbekehret ist, erkannt wird,) da ist
im Hertzen auch keine vom Heiligen Geiste ge-
wirckte Freude, sondern das, was er dafür an-
siehet, ist ein Effect seines Temperaments, son-
derlich des sanguinischen, und ist mehr eine
fleischliche Leichtsinnigkeit, als eine wahre
Freude.
V. 18.

Wer (diese Heils-Güter also besitzet, daß
er) darinnen (im Besitz und aus der Evange-
lischen Kraft derselben) Christo dienet, (al-
so, daß er ihme zu seinem Willen und Ehren nach
v. 7. 8. lebet,) der ist GOTT (in CHristo,
dem Sohn der Liebe, an welchem er sein höch-
stes Wohlgefallen hat Matth. 3, 17. 17, 5. und
in dem er uns sich selbst hat angenehm gemacht
Eph. 1, 6.) und den (nach GOTT gesinne-
ten) Menschen wehrt, (gleichwie GOTT
und Menschen lieb war Samuel [1] Sam. 2, 26.
und im höchsten Grad CHristus in den Tagen
seiner Erniedrigung Luc. 2, 40. 52. theils auch
Johannes der Täufer c. 1, 80. sonderlich wenn
man zusiehet, daß man seinem Nächsten gefal-
le zum Guten und zur Besserung, wie wir im
folgenden Verse und c. 15, 2. dazu angewiesen
werden: da es hingegen von den Feinden der
Evangelischen Wahrheit 1 Thessal. 2, 15. heißt:
Sie gefallen GOtt nicht, und sind allen
Menschen zuwider.
)

V. 19.

Darum lasset uns dem nachstreben,
das zum Friede
(und gutem liebreichen Ver-
nehmen und Verständniß unter einander, und
dabey auch) zur Besserung (und Erbauung,
wie es bey Gliedern an einem geistlichen Leibe
[Spaltenumbruch] unter einem Ober-Haupte, CHristo, seyn soll,)
dienet. (Siehe auch Rom. 12, 18. Eph. 4, 16.
Hebr. 12, 14.)

V. 20.

Lieber, verstöre nicht um der Speise
willen
(da du den unzeitigen Gebrauch deiner
Evangelischen Freyheit zum grossen Anstoß des
aus dem Judenthum bekehrten schwächern Mit-
Bruders, den du um dich hast, setzest,) GOt-
tes Werck,
(was er in solchen Seelen durch
das Evangelium von Christo angerichtet hat: als
welches so viel leichter wieder zerfallen kan, so
viel zarter und schwächer es noch ist: gleichwie ein
junges Bäumlein und Pfropfreiselein der Gefahr
mehr unterworfen ist, als ein durch seine tiefe
Wurtzeln wohl bevestigter und vollstämmiger
Baum.) Es ist zwar alles (was an sich zur
Speise dienen und der Mensch im ordentlichen
Gebrauch ohne natürlichen Eckel und Schaden
der Gesundheit, sondern vielmehr zu derselben
Unterhaltung geniessen kan,) rein, (an sich un-
sündlich und erlaubet: siehe davon ein mehrers
vorher v. 14.) aber es ist nicht gut dem, der
es isset mit einem Anstoß seines Gewissens.

(Der es im Gewissen für verboten hält, und es
dennoch thut, um nur nicht bey den Stärckern
anzustossen und sich für einen Unchristen halten zu
lassen; und also aus der Anklage seines Gewis-
sens in Unruhe und noch mehrere Unlauterkeit
verfällt, und endlich gar leichtlich dergestalt ent-
kräftet wird, daß er mit der Verleugnung Chri-
sti und seines Evangelii, und mit Verlust seiner
durch Christum ihm erworbenen Seligkeit, gar
wieder in das Jüdenthum zurück gehet. Wel-
ches Paulus wol an einigen erlebet haben muß,
wie aus der Epistel an die bekehrten Hebräer o-
der Jüden, sonderlich c. 6. 10. und 12. zu erse-
hen ist.

V. 21.

Es ist viel besser, du essest kein Fleisch,
(von den in Levitischen Satzungen für unrein er-
klärten Thieren,) und trinckest keinen Wein,
(davon etwas den heidnischen Götzen zum
Tranck-Opfer gebracht ist, und das übrige zum
gemeinen Gebrauch verkaufet; aber von den
schwächern Juden auch mit für unerlaubet ge-
halten wird,) oder das, daran sich dein
(schwacher) Bruder (noch sonst) stösset,
(anfangs einen solchen Anstoß nimt) oder är-
gert,
(welcher Anstoß bey ihm zum grössern Aer-
gerniß ausschläget,) oder schwach wird,
(welches aus dem anwachsenden Aergerniß zu
entstehen pfleget; nemlich daß er bey seiner
Schwachheit noch schwächer wird, und endlich
gar über einen Haufen fällt. Siehe auch 1 Cor.
8, 13.

V. 22.

Hast du den Glauben (Gr. du hast den
Glauben, du Stärckerer hast die Glaubens-
Freudigkeit, daß du für dich ohne Anstoß des
Gewissens so und so in den bisher berührten
Dingen verfahren kanst: wohl aber) so habe
ihn bey dir selbst vor GOtt,
(dancke GOtt

für
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 14, v. 17-22.
[Spaltenumbruch] Chriſti gebieret den Frieden der Seelen, und
characteriſiret ſich auch damit. Wie denn ei-
ner, der den Frieden GOttes noch nicht em-
pfindet, auch die Gerechtigkeit noch nicht hat:
er muͤſte denn im Stande der Anfechtung ſte-
hen.
5. Gleichwie ſich die Application der Ge-
rechtigkeit
durch den Genuß des Friedens er-
weiſet: alſo muß ſich auch der Seelen-Friede,
ob er rechter Art ſey’, oder nicht, durch die Ge-
rechtigkeit
legitimiren: das iſt, wo man die
Glaubens-Gerechtigkeit, die aus der Erloͤ-
ſung CHriſti in der Rechtfertigung zu ergreif-
fen iſt, nicht einmal recht erkennet, vielweni-
ger ſich recht zugeeignet hat; und dennoch ver-
meinet den geiſtlichen Seelen-Frieden zu ha-
ben, da hat man gewiß an ſtatt des wahren
Friedens nur eine Phariſaͤiſche falſche Ruhe
in ſeiner vermeinten eignen Gerechtigkeit, alſo
daß ein ſolcher Friede nichts anders iſt, als
eine gewiſſe Gattung der fleiſchlichen Sicher-
heit.
6. Und wie die Freude im Heiligen Gei-
ſte
aus dem Beſitz der Gerechtigkeit und des
Friedens entſpringet: ſo muß ſie auch an bey-
den erkannt werden, ob ſie wohl und recht, oder
eingebildet ſey: das iſt, wo es noch an dem Ge-
nuß der Gerechtigkeit und des Friedens feh-
let, (welches daran, wenn der Menſch noch
roh und unbekehret iſt, erkannt wird,) da iſt
im Hertzen auch keine vom Heiligen Geiſte ge-
wirckte Freude, ſondern das, was er dafuͤr an-
ſiehet, iſt ein Effect ſeines Temperaments, ſon-
derlich des ſanguiniſchen, und iſt mehr eine
fleiſchliche Leichtſinnigkeit, als eine wahre
Freude.
V. 18.

Wer (dieſe Heils-Guͤter alſo beſitzet, daß
er) darinnen (im Beſitz und aus der Evange-
liſchen Kraft derſelben) Chriſto dienet, (al-
ſo, daß er ihme zu ſeinem Willen und Ehren nach
v. 7. 8. lebet,) der iſt GOTT (in CHriſto,
dem Sohn der Liebe, an welchem er ſein hoͤch-
ſtes Wohlgefallen hat Matth. 3, 17. 17, 5. und
in dem er uns ſich ſelbſt hat angenehm gemacht
Eph. 1, 6.) und den (nach GOTT geſinne-
ten) Menſchen wehrt, (gleichwie GOTT
und Menſchen lieb war Samuel [1] Sam. 2, 26.
und im hoͤchſten Grad CHriſtus in den Tagen
ſeiner Erniedrigung Luc. 2, 40. 52. theils auch
Johannes der Taͤufer c. 1, 80. ſonderlich wenn
man zuſiehet, daß man ſeinem Naͤchſten gefal-
le zum Guten und zur Beſſerung, wie wir im
folgenden Verſe und c. 15, 2. dazu angewieſen
werden: da es hingegen von den Feinden der
Evangeliſchen Wahrheit 1 Theſſal. 2, 15. heißt:
Sie gefallen GOtt nicht, und ſind allen
Menſchen zuwider.
)

V. 19.

Darum laſſet uns dem nachſtreben,
das zum Friede
(und gutem liebreichen Ver-
nehmen und Verſtaͤndniß unter einander, und
dabey auch) zur Beſſerung (und Erbauung,
wie es bey Gliedern an einem geiſtlichen Leibe
[Spaltenumbruch] unter einem Ober-Haupte, CHriſto, ſeyn ſoll,)
dienet. (Siehe auch Rom. 12, 18. Eph. 4, 16.
Hebr. 12, 14.)

V. 20.

Lieber, verſtoͤre nicht um der Speiſe
willen
(da du den unzeitigen Gebrauch deiner
Evangeliſchen Freyheit zum groſſen Anſtoß des
aus dem Judenthum bekehrten ſchwaͤchern Mit-
Bruders, den du um dich haſt, ſetzeſt,) GOt-
tes Werck,
(was er in ſolchen Seelen durch
das Evangelium von Chriſto angerichtet hat: als
welches ſo viel leichter wieder zerfallen kan, ſo
viel zarter und ſchwaͤcher es noch iſt: gleichwie ein
junges Baͤumlein und Pfropfreiſelein der Gefahr
mehr unterworfen iſt, als ein durch ſeine tiefe
Wurtzeln wohl beveſtigter und vollſtaͤmmiger
Baum.) Es iſt zwar alles (was an ſich zur
Speiſe dienen und der Menſch im ordentlichen
Gebrauch ohne natuͤrlichen Eckel und Schaden
der Geſundheit, ſondern vielmehr zu derſelben
Unterhaltung genieſſen kan,) rein, (an ſich un-
ſuͤndlich und erlaubet: ſiehe davon ein mehrers
vorher v. 14.) aber es iſt nicht gut dem, der
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(Der es im Gewiſſen fuͤr verboten haͤlt, und es
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laſſen; und alſo aus der Anklage ſeines Gewiſ-
ſens in Unruhe und noch mehrere Unlauterkeit
verfaͤllt, und endlich gar leichtlich dergeſtalt ent-
kraͤftet wird, daß er mit der Verleugnung Chri-
ſti und ſeines Evangelii, und mit Verluſt ſeiner
durch Chriſtum ihm erworbenen Seligkeit, gar
wieder in das Juͤdenthum zuruͤck gehet. Wel-
ches Paulus wol an einigen erlebet haben muß,
wie aus der Epiſtel an die bekehrten Hebraͤer o-
der Juͤden, ſonderlich c. 6. 10. und 12. zu erſe-
hen iſt.

V. 21.

Es iſt viel beſſer, du eſſeſt kein Fleiſch,
(von den in Levitiſchen Satzungen fuͤr unrein er-
klaͤrten Thieren,) und trinckeſt keinen Wein,
(davon etwas den heidniſchen Goͤtzen zum
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gemeinen Gebrauch verkaufet; aber von den
ſchwaͤchern Juden auch mit fuͤr unerlaubet ge-
halten wird,) oder das, daran ſich dein
(ſchwacher) Bruder (noch ſonſt) ſtoͤſſet,
(anfangs einen ſolchen Anſtoß nimt) oder aͤr-
gert,
(welcher Anſtoß bey ihm zum groͤſſern Aer-
gerniß ausſchlaͤget,) oder ſchwach wird,
(welches aus dem anwachſenden Aergerniß zu
entſtehen pfleget; nemlich daß er bey ſeiner
Schwachheit noch ſchwaͤcher wird, und endlich
gar uͤber einen Haufen faͤllt. Siehe auch 1 Cor.
8, 13.

V. 22.

Haſt du den Glauben (Gr. du haſt den
Glauben, du Staͤrckerer haſt die Glaubens-
Freudigkeit, daß du fuͤr dich ohne Anſtoß des
Gewiſſens ſo und ſo in den bisher beruͤhrten
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(dancke GOtt

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[164/0192] Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 14, v. 17-22. Chriſti gebieret den Frieden der Seelen, und characteriſiret ſich auch damit. Wie denn ei- ner, der den Frieden GOttes noch nicht em- pfindet, auch die Gerechtigkeit noch nicht hat: er muͤſte denn im Stande der Anfechtung ſte- hen. 5. Gleichwie ſich die Application der Ge- rechtigkeit durch den Genuß des Friedens er- weiſet: alſo muß ſich auch der Seelen-Friede, ob er rechter Art ſey’, oder nicht, durch die Ge- rechtigkeit legitimiren: das iſt, wo man die Glaubens-Gerechtigkeit, die aus der Erloͤ- ſung CHriſti in der Rechtfertigung zu ergreif- fen iſt, nicht einmal recht erkennet, vielweni- ger ſich recht zugeeignet hat; und dennoch ver- meinet den geiſtlichen Seelen-Frieden zu ha- ben, da hat man gewiß an ſtatt des wahren Friedens nur eine Phariſaͤiſche falſche Ruhe in ſeiner vermeinten eignen Gerechtigkeit, alſo daß ein ſolcher Friede nichts anders iſt, als eine gewiſſe Gattung der fleiſchlichen Sicher- heit. 6. Und wie die Freude im Heiligen Gei- ſte aus dem Beſitz der Gerechtigkeit und des Friedens entſpringet: ſo muß ſie auch an bey- den erkannt werden, ob ſie wohl und recht, oder eingebildet ſey: das iſt, wo es noch an dem Ge- nuß der Gerechtigkeit und des Friedens feh- let, (welches daran, wenn der Menſch noch roh und unbekehret iſt, erkannt wird,) da iſt im Hertzen auch keine vom Heiligen Geiſte ge- wirckte Freude, ſondern das, was er dafuͤr an- ſiehet, iſt ein Effect ſeines Temperaments, ſon- derlich des ſanguiniſchen, und iſt mehr eine fleiſchliche Leichtſinnigkeit, als eine wahre Freude. V. 18. Wer (dieſe Heils-Guͤter alſo beſitzet, daß er) darinnen (im Beſitz und aus der Evange- liſchen Kraft derſelben) Chriſto dienet, (al- ſo, daß er ihme zu ſeinem Willen und Ehren nach v. 7. 8. lebet,) der iſt GOTT (in CHriſto, dem Sohn der Liebe, an welchem er ſein hoͤch- ſtes Wohlgefallen hat Matth. 3, 17. 17, 5. und in dem er uns ſich ſelbſt hat angenehm gemacht Eph. 1, 6.) und den (nach GOTT geſinne- ten) Menſchen wehrt, (gleichwie GOTT und Menſchen lieb war Samuel 1 Sam. 2, 26. und im hoͤchſten Grad CHriſtus in den Tagen ſeiner Erniedrigung Luc. 2, 40. 52. theils auch Johannes der Taͤufer c. 1, 80. ſonderlich wenn man zuſiehet, daß man ſeinem Naͤchſten gefal- le zum Guten und zur Beſſerung, wie wir im folgenden Verſe und c. 15, 2. dazu angewieſen werden: da es hingegen von den Feinden der Evangeliſchen Wahrheit 1 Theſſal. 2, 15. heißt: Sie gefallen GOtt nicht, und ſind allen Menſchen zuwider.) V. 19. Darum laſſet uns dem nachſtreben, das zum Friede (und gutem liebreichen Ver- nehmen und Verſtaͤndniß unter einander, und dabey auch) zur Beſſerung (und Erbauung, wie es bey Gliedern an einem geiſtlichen Leibe unter einem Ober-Haupte, CHriſto, ſeyn ſoll,) dienet. (Siehe auch Rom. 12, 18. Eph. 4, 16. Hebr. 12, 14.) V. 20. Lieber, verſtoͤre nicht um der Speiſe willen (da du den unzeitigen Gebrauch deiner Evangeliſchen Freyheit zum groſſen Anſtoß des aus dem Judenthum bekehrten ſchwaͤchern Mit- Bruders, den du um dich haſt, ſetzeſt,) GOt- tes Werck, (was er in ſolchen Seelen durch das Evangelium von Chriſto angerichtet hat: als welches ſo viel leichter wieder zerfallen kan, ſo viel zarter und ſchwaͤcher es noch iſt: gleichwie ein junges Baͤumlein und Pfropfreiſelein der Gefahr mehr unterworfen iſt, als ein durch ſeine tiefe Wurtzeln wohl beveſtigter und vollſtaͤmmiger Baum.) Es iſt zwar alles (was an ſich zur Speiſe dienen und der Menſch im ordentlichen Gebrauch ohne natuͤrlichen Eckel und Schaden der Geſundheit, ſondern vielmehr zu derſelben Unterhaltung genieſſen kan,) rein, (an ſich un- ſuͤndlich und erlaubet: ſiehe davon ein mehrers vorher v. 14.) aber es iſt nicht gut dem, der es iſſet mit einem Anſtoß ſeines Gewiſſens. (Der es im Gewiſſen fuͤr verboten haͤlt, und es dennoch thut, um nur nicht bey den Staͤrckern anzuſtoſſen und ſich fuͤr einen Unchriſten halten zu laſſen; und alſo aus der Anklage ſeines Gewiſ- ſens in Unruhe und noch mehrere Unlauterkeit verfaͤllt, und endlich gar leichtlich dergeſtalt ent- kraͤftet wird, daß er mit der Verleugnung Chri- ſti und ſeines Evangelii, und mit Verluſt ſeiner durch Chriſtum ihm erworbenen Seligkeit, gar wieder in das Juͤdenthum zuruͤck gehet. Wel- ches Paulus wol an einigen erlebet haben muß, wie aus der Epiſtel an die bekehrten Hebraͤer o- der Juͤden, ſonderlich c. 6. 10. und 12. zu erſe- hen iſt. V. 21. Es iſt viel beſſer, du eſſeſt kein Fleiſch, (von den in Levitiſchen Satzungen fuͤr unrein er- klaͤrten Thieren,) und trinckeſt keinen Wein, (davon etwas den heidniſchen Goͤtzen zum Tranck-Opfer gebracht iſt, und das uͤbrige zum gemeinen Gebrauch verkaufet; aber von den ſchwaͤchern Juden auch mit fuͤr unerlaubet ge- halten wird,) oder das, daran ſich dein (ſchwacher) Bruder (noch ſonſt) ſtoͤſſet, (anfangs einen ſolchen Anſtoß nimt) oder aͤr- gert, (welcher Anſtoß bey ihm zum groͤſſern Aer- gerniß ausſchlaͤget,) oder ſchwach wird, (welches aus dem anwachſenden Aergerniß zu entſtehen pfleget; nemlich daß er bey ſeiner Schwachheit noch ſchwaͤcher wird, und endlich gar uͤber einen Haufen faͤllt. Siehe auch 1 Cor. 8, 13. V. 22. Haſt du den Glauben (Gr. du haſt den Glauben, du Staͤrckerer haſt die Glaubens- Freudigkeit, daß du fuͤr dich ohne Anſtoß des Gewiſſens ſo und ſo in den bisher beruͤhrten Dingen verfahren kanſt: wohl aber) ſo habe ihn bey dir ſelbſt vor GOtt, (dancke GOtt fuͤr

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/192>, abgerufen am 21.11.2024.