Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Cap. 16, v. 20-27. an die Römer. [Spaltenumbruch]
V. 20. Aber der GOtt des Friedens (der in V. 21. Es grüssen euch Timotheus, mein Ge- V. 22. Jch Tertius grüsse euch, der ich diesen Anmerckungen. 1. Paulus pflegte seine Briefe iemand in die Feder zu dictiren: dazu er wol allemal eine gar GOTT ergebne Seele sich erwehlet hat. Und ein solcher war dieser Tertius. 2. Die dictirten Briefe unterschrieb Paulus mit seiner eignen Hand, also, daß er mit derselben den Segens-Wunsch hinzu setzte: wie wir sehen 2 Thess. 3, 17. da er spricht: Der Gruß mit mei- ner Hand Pauli, das ist das Zeichen in allen Briefen; also schreibe ich: die Gnade un- sers HErrn JEsu CHristi sey mit euch al- len. Amen. Welches Paulus deßwegen zu die- sem Briefe ausdrücklich hinzu setzet, weil sich eini- ge gefunden hatten, welche etwas für seinen Brief ausgegeben, so doch nicht sein gewesen. 2 Thess. 2, 2. 3. Den Brief an die Galater aber hat Pau- lus gantz mit eigner Hand geschrieben, um ihnen, da sie so sehr waren irre gemacht worden, seine Lie- be desto mehr zu bezeugen. Daher er c. 6. 11. setzet: Sehet, mit wie viel Worten habe ich euch geschrieben mit eigner Hand. 4. Es wird nun Tertius, ehe er obige Wor- te hinzu gesetzet, sich dazu die Erlaubniß von Pau- lo wol ausgebeten haben. Denn da er gehöret, [Spaltenumbruch] wie daß Paulus von andern den Gruß überschrei- ben ließ, u. sein Hertz ohne das unter dem Schrei- ben des Briefes zu den Römern in zarter Liebe entzündet war, so drücket er solchen seinen Affect auch aus mit seinem Grusse. Wie denn ein Christlicher Gruß nichts anders ist, als ein hertzlicher Segens-Wunsch, womit man zu- gleich seine Liebe und sein gutes Vertrauen gegen iemand bezeuget. 5. Gleichwie aber Tertius diesen Brief ge- schrieben in dem HErrn, das ist vor seinen allge- genwärtigen Augen und in seiner heiligen Furcht, und nicht ohne eigne viele Erbauung: also soll ihn auch ein ieglicher Leser in dem HErrn mit einem solchen Gemüthe lesen. V. 23. 24. Es grüsset euch Gajus (von Derben Ap. V. 25. 26. 27. Dem aber, der euch stärcken kan (in allem Hi-
Cap. 16, v. 20-27. an die Roͤmer. [Spaltenumbruch]
V. 20. Aber der GOtt des Friedens (der in V. 21. Es gruͤſſen euch Timotheus, mein Ge- V. 22. Jch Tertius gruͤſſe euch, der ich dieſen Anmerckungen. 1. Paulus pflegte ſeine Briefe iemand in die Feder zu dictiren: dazu er wol allemal eine gar GOTT ergebne Seele ſich erwehlet hat. Und ein ſolcher war dieſer Tertius. 2. Die dictirten Briefe unterſchrieb Paulus mit ſeiner eignen Hand, alſo, daß er mit derſelben den Segens-Wunſch hinzu ſetzte: wie wir ſehen 2 Theſſ. 3, 17. da er ſpricht: Der Gruß mit mei- ner Hand Pauli, das iſt das Zeichen in allen Briefen; alſo ſchreibe ich: die Gnade un- ſers HErrn JEſu CHriſti ſey mit euch al- len. Amen. Welches Paulus deßwegen zu die- ſem Briefe ausdruͤcklich hinzu ſetzet, weil ſich eini- ge gefunden hatten, welche etwas fuͤr ſeinen Brief ausgegeben, ſo doch nicht ſein geweſen. 2 Theſſ. 2, 2. 3. Den Brief an die Galater aber hat Pau- lus gantz mit eigner Hand geſchrieben, um ihnen, da ſie ſo ſehr waren irre gemacht worden, ſeine Lie- be deſto mehr zu bezeugen. Daher er c. 6. 11. ſetzet: Sehet, mit wie viel Worten habe ich euch geſchrieben mit eigner Hand. 4. Es wird nun Tertius, ehe er obige Wor- te hinzu geſetzet, ſich dazu die Erlaubniß von Pau- lo wol ausgebeten haben. Denn da er gehoͤret, [Spaltenumbruch] wie daß Paulus von andern den Gruß uͤberſchrei- ben ließ, u. ſein Hertz ohne das unter dem Schrei- ben des Briefes zu den Roͤmern in zarter Liebe entzuͤndet war, ſo druͤcket er ſolchen ſeinen Affect auch aus mit ſeinem Gruſſe. Wie denn ein Chriſtlicher Gruß nichts anders iſt, als ein hertzlicher Segens-Wunſch, womit man zu- gleich ſeine Liebe und ſein gutes Vertrauen gegen iemand bezeuget. 5. Gleichwie aber Tertius dieſen Brief ge- ſchrieben in dem HErrn, das iſt vor ſeinen allge- genwaͤrtigen Augen und in ſeiner heiligen Furcht, und nicht ohne eigne viele Erbauung: alſo ſoll ihn auch ein ieglicher Leſer in dem HErrn mit einem ſolchen Gemuͤthe leſen. V. 23. 24. Es gruͤſſet euch Gajus (von Derben Ap. V. 25. 26. 27. Dem aber, der euch ſtaͤrcken kan (in allem Hi-
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Cap. 16, v. 20-27. an die Roͤmer.
V. 20.
Aber der GOtt des Friedens (der in
CHriſto verſoͤhnet iſt, und in dem ihr Friede habt
und Vermoͤge dieſes Seelen-Friedens auch ſchul-
dig ſeyd, unter einander Friede zu halten c. 15. 33.)
zertrete den Satan (der in den v. 17. 18. be-
ſchriebenen verfuͤhriſchen Geiſtern ſich reget, und
allerhand Unfriede unter euch anzurichten ſuchet)
unter eure Fuͤſſe (wie es die Verheiſſung GOt-
tes 1 B. Moſ. 3, 15. alſo mit ſich bringet,) in kur-
tzem (damit er nicht Raum behalte zur Verfuͤh-
rung weit und lange um ſich zu greifen. Siehe
Joſ. 10, 14. da die uͤberwundene Koͤnige mit
Fuͤſſen getreten wurden.) Die Gnade unſers
HErrn JEſu CHriſti (welcher ihr alles zu
dancken habet, und die ich euch bereit anfangs c.
1, 7. zu einem mehrern Maſſe angewuͤnſchet ha-
be, die euch auch zur Bewahrung und zur Beſtaͤn-
digkeit hoch von noͤthen iſt Hebr. 13, 9.) ſey mit
euch: Amen. (Welchen Wunſch ohne Zweifel
die Roͤmer im Glauben ſich zugeeignet haben:
gleichwie ſolches auch beſtaͤndig eines ieglichen
gottſeligen Leſers Recht und Pflicht iſt.)
V. 21.
Es gruͤſſen euch Timotheus, mein Ge-
huͤlfe, (welchen Paulus wie ſonſt mehrmal, alſo
auch, da er dieſen Brief ſchrieb, um ſich hatte, als
einen der getreueſten Gehuͤlfen Phil. 2, 20.) und
Lucius (von Cyrenen, ein Prophet und Lehrer
der Gemeine zu Antiochia Ap. Geſch. 13, 1. der
denn nebſt andern ietzo bey Paulo zu Corinthen
ſich aufgehalten) und Jaſon, (der Paulum zu
Theſſalonich in ſein Haus aufgenommen hatte,
und daher in groſſe Gefahr gekommen war Ap.
Geſch. 17, 5. ſeqq.) und Soſipater, (oder So-
pater von Berrhoen, Pauli Gefaͤhrte c. 20, 4.)
meine Gefreundte (Juͤdiſcher Abſtammung;
welche aber duꝛch die gemeinſchaftliche Kindſchaft
und Bruͤderſchaft aus u. in GOtt war geheiliget
worden.)
V. 22.
Jch Tertius gruͤſſe euch, der ich dieſen
Brief geſchrieben habe, in dem HErrn.
Anmerckungen.
1. Paulus pflegte ſeine Briefe iemand in die
Feder zu dictiren: dazu er wol allemal eine gar
GOTT ergebne Seele ſich erwehlet hat. Und
ein ſolcher war dieſer Tertius.
2. Die dictirten Briefe unterſchrieb Paulus
mit ſeiner eignen Hand, alſo, daß er mit derſelben
den Segens-Wunſch hinzu ſetzte: wie wir ſehen
2 Theſſ. 3, 17. da er ſpricht: Der Gruß mit mei-
ner Hand Pauli, das iſt das Zeichen in allen
Briefen; alſo ſchreibe ich: die Gnade un-
ſers HErrn JEſu CHriſti ſey mit euch al-
len. Amen. Welches Paulus deßwegen zu die-
ſem Briefe ausdruͤcklich hinzu ſetzet, weil ſich eini-
ge gefunden hatten, welche etwas fuͤr ſeinen Brief
ausgegeben, ſo doch nicht ſein geweſen. 2 Theſſ. 2, 2.
3. Den Brief an die Galater aber hat Pau-
lus gantz mit eigner Hand geſchrieben, um ihnen,
da ſie ſo ſehr waren irre gemacht worden, ſeine Lie-
be deſto mehr zu bezeugen. Daher er c. 6. 11. ſetzet:
Sehet, mit wie viel Worten habe ich euch
geſchrieben mit eigner Hand.
4. Es wird nun Tertius, ehe er obige Wor-
te hinzu geſetzet, ſich dazu die Erlaubniß von Pau-
lo wol ausgebeten haben. Denn da er gehoͤret,
wie daß Paulus von andern den Gruß uͤberſchrei-
ben ließ, u. ſein Hertz ohne das unter dem Schrei-
ben des Briefes zu den Roͤmern in zarter Liebe
entzuͤndet war, ſo druͤcket er ſolchen ſeinen Affect
auch aus mit ſeinem Gruſſe. Wie denn ein
Chriſtlicher Gruß nichts anders iſt, als ein
hertzlicher Segens-Wunſch, womit man zu-
gleich ſeine Liebe und ſein gutes Vertrauen gegen
iemand bezeuget.
5. Gleichwie aber Tertius dieſen Brief ge-
ſchrieben in dem HErrn, das iſt vor ſeinen allge-
genwaͤrtigen Augen und in ſeiner heiligen Furcht,
und nicht ohne eigne viele Erbauung: alſo ſoll ihn
auch ein ieglicher Leſer in dem HErrn mit einem
ſolchen Gemuͤthe leſen.
V. 23. 24.
Es gruͤſſet euch Gajus (von Derben Ap.
Geſch. 20, 4. den Paulus getaufet 1 Cor. 1, 14. der
hernach Biſchof der Gemeine zu Theſſalonich ſoll
geworden ſeyn. Vielleicht iſt es auch eben der, an
welchen Johannes ſeinen dritten Brief geſchrie-
ben) mein und der gantzen Gemeine Wirth,
(der zu Corinthen Paulum aufgenommen, und
dazu ſein Haus zur Verſammlung der Glaubigen
hergegeben hat.) Es gruͤſſet euch Eraſtus,
(den Paulus einige Zeit zum Gefaͤhrten gehabt
Ap. Geſch. 19, 22. 2 Tim. 4, 20.) der Stadt
Rentmeiſter, (daraus man ſiehet, daß auch an-
ſehnliche Leute unter den Chriſten geweſen, und
alſo ob gleich anfangs nicht viel weiſe, gewaltige
und edle, 1 Cor. 1, 26. doch etliche dem Berufe ſich
folgſam erwieſen haben.) V. 24. Die Gnade
unſers HErrn JEſu CHriſti ſey mit euch
allen. Amen. (Welches Paulus zu dem Ende
noch einmal ſetzet, damit er ſo viel mehr anzeigen
moͤchte, wie alles an der Gnade GOttes und de-
ro getreuem Gebrauche liege.)
V. 25. 26. 27.
Dem aber, der euch ſtaͤrcken kan (in allem
Guten, zuforderſt im Glauben, und auch ſtaͤrcken
wird, gleichwie er euch bisher geſtaͤrcket hat Eph.
3, 20.) laut meines Evangelii, (als welches uns
die Gerechtigkeit u. Staͤrckung Chriſti anpreiſet)
und Predigt von JEſu CHriſto, (welcher der
Mittel-Punct, der Kern und Stern des gantzen
Evangelii iſt) durch welche das Gehelmniß (der Er-
loͤſung und Wiederbringung durch CHriſtum) offenbaret
iſt, das von der Welt her (χρόνοις αἰωνίοις, in langen pe-
riodis der Zeiten) verſchwiegen geweſen (nicht ſo helle
und klar geoffenbaret iſt, als es der Ausgang ſelbſt darge-
ſtellet hat. Siehe auch Eph. 1, 9. 3, 9 20. Col. 1, 26. 1 Pet.
1, 20.) V. 26. Nun aber offenbaret und kund gemacht
durch der Propheten Schriften, (wenn gezeiget wird,
daß dieſelbe nun mehro in CHriſto zu ihrer Erfuͤllung ge-
kommen, und alſo dieſelbe vermoͤge der Erfuͤllung nun erſt
recht eingeſehen werden Eph. 3, 5-10. 1 Pet. 10. 12. 20. 1 Tim.
1, 10. Tit. 1, 2. 3. Siehe auch Luc. 24, 25. 26. 27. Ap. Geſch.
10, 43. Rom. 1, 29. 3, 21. 1 Cor. 15, 2. 3. u. ſ. w.) aus Be-
fehl des ewigen GOttes (der die Predigt des Evange-
lii alſo verordnet hat) den Geborſam des Glaubens
aufzurichten unter allen Heiden (davon ſiehe oben c. 1, 5.)
V. 27. Demſelben GOtt, der allein weiſe iſt, (dem We-
ſen ſelbſt nach, und alſo die Weisheit ſelbſt iſt) ſey Ehre
(Herrlichkeit und Majeſtaͤt, alſo, daß ſie von uns erkannt
und geprieſen werde) durch JEſum CHriſtum, (als den
Wiederbringer unſers Heils, durch welchen alle himmli-
ſche Gaben auf uns herab kommen, und durch welchen da-
her alles unſer Danck-Opfer, damit es GOtt angenehm
ſey, wieder aufſteigen muß:) in Ewigkeit. Amen. (mit
welchem Glaubens-Wort billig auch ein ieglicher Leſer die
bisherige Betrachtung uͤber dieſen Brief beſchlieſſet. Von
der Unterſchrift ſehe man oben den Vorbericht.)
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