Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
Erklärung des ersten Briefs Pauli Cap. 6, v. 1-3.
[Spaltenumbruch] rechtschaffen waren, ietzo die meisten unächt und
auch der äusserlichen Gemeinschaft unwürdig
sind: so ist leichtlich zu erachten, daß sich heute
zu Tage keine wahre Kirchen-Disciplin practici-
ren läßt, so lange der Zustand der Kirche also
bleibet; man mag es auch anfangen, wie man
immer will. Jndessen thut man doch billig,
was man kan. Und ist bey dieser Beschaffenheit
das Aergerniß zwar groß genug: aber doch dabey
dieses zu mercken: daß es in Europa nicht so
wol den Heiden, wie dazumal, als den wenigen
Frommen, oder rechten Gliedern, auch den noch
unschuldigen Kindern gegeben wird.
4. Ob nun wol dieser so grosser Unter-
scheid zwischen der Apostolischen und ietzigen
Evangelischen Kirche an dieser einen grossen
Verfall anzeiget; so ist er doch dahin nicht zu
extendiren, als wenn sie nicht auf den von den
[Spaltenumbruch] Aposteln gelegten Grund gebauet, und in An-
sehung ihrer richtigen Lehre und der unter ihnen
doch befindlichen rechtschafnen Glieder nicht
auch von Apostolischer Art wäre, und man sich
der Aergernisse halber von ihrer äusserlichen Ge-
meinschaft zu trennen hätte. Wie denn auch
die Apostolische Kirche selbst theils ihre grosse
Gebrechen gehabt, theils bey ihrer Ausbrei-
tung noch immer mehrere bekommen hat, und
unser Heiland dieses selbst vorher gesehen und
vorher gesaget in derjenigen Vorstellung der Kir-
che auf Erden, welche er Matth. 13. in unter-
schiedlichen Gleichniß-Reden thut.
5. Jm übrigen stehet man aus diesen und
andern von der Kirchen-Disciplin handelnden
Stellen, daß dieselbe mit Zuziehung der gantzen
Gemeine von den Aeltesten sey geübet worden.
Das sechste Capitel/
Darinnen der Apostel das RECHTEN und Processiren
vor heidnischen Gerichten den Christen verweiset/ und bey solcher Ge-
legenheit sie auch wider andere grobe Sünden/ sonderlich wider
die HUREREY warnet.
V. 1.
[Spaltenumbruch]

WJe darf iemand unter euch,
so er einen Handel (eine
Rechts-Sache) hat mit ei-
nem andern, hadern (die
Sache anhängig machen, und
sich darüber richten lassen) vor den Ungerech-
ten, (das ist, vor den Heiden, oder heidnischen
Richtern, welche nicht allein der wahren Ge-
rechtigkeit des Glaubens, und des Glaubens
selbst ermangeln, sondern auch in ihren Gerich-
ten viele Ungerechtigkeit üben, und daher Feinde
der Christen sind; daher auch durch das Proces-
siren der Christen, an dem Christenthum selbst ei-
nen Anstoß nehmen) und nicht vor den Heili-
gen (gläubigen Christen; als welche die Sache
unter sich selbst mit einer billigen Entscheidung
schlichten könten.)

V. 2.

Wisset ihr nicht, (ihr wisset es gar wohl;
wie ich es euch denn, als ich euch anderthalb Jahr
lang mündlich vom Christenthum unterrichtete
Ap. Gesch. 18, 11. unter andern mit vorgetragen
habe) daß die Heiligen (die durch den Heiligen
Geist geheiligte wahre Glieder CHristi) die
Welt (die unglaubigen Welt-Kinder) rich-
ten werden? (als gleichsam Assessores des
grossen Welt-Gerichts, welches der Richter über
die Todte und Lebendige an jenem grossen Ge-
richts-Tage halten wird.) So denn nun die
Welt von euch soll gerichtet werden, seyd
ihr denn nicht gut genug, geringere Sa-
chen zu richten (und abzuthun, wie nemlich die
sind, die unter euch entstehen?)

[Spaltenumbruch]
V. 3.

Wisset ihr nicht, daß wir über die
(bösen) Engel richten (das Urtheil Christi mit
approbiren und die Gerechtigkeit GOttes prei-
sen Matth. 22, 41. 2 Pet. 2, 4. Jud. v. 6, 12.)
werden? Wie viel mehr über die zeitlichen
Güter? (über Dinge, welche nur zu diesem Le-
ben gehören?)

Anmerckungen.
1. Eine der grössesten Verheissungen, wel-
che den Gläubigen gegeben sind, und der grösse-
sten Würden, welche ihnen wiederfahren, ist
diese, daß sie nicht allein ins Reich GOttes ein-
gehen, als Unterthanen des HErrn, sondern
auch als solche Reichs-Genossen, die auch der
königlichen Crone und Dignität mit theilhaftig
werden. Denn deßwegen heissen sie ein kö-
nigliches Priesterthum 1 Pet. 2, 9. Da sie
solche geistliche Priester sind, die bey der prie-
sterlichen Würde, (welche bey dem Levitischen
Gottes-Dienste etwas grosses war, und im Rei-
che des Meßiä auf etwas wichtiges gehet) auch
die königliche haben: wie denn Offenb. 5, 10.
ausdrücklich gesaget wird, daß uns der Sohn
also geliebet und gewaschen mit seinem
Blute, daß er uns zu Königen und Prie-
stern gemacht habe vor GOTT und seinem
Vater.
2. Ja es heißt von dieser königlichen Di-
gnität Offenb. 3, 21. Wer überwindet, dem
will ich geben mit mir auf meinem Stuhl
zu sitzen; wie ich überwunden habe, und
bin
Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 6, v. 1-3.
[Spaltenumbruch] rechtſchaffen waren, ietzo die meiſten unaͤcht und
auch der aͤuſſerlichen Gemeinſchaft unwuͤrdig
ſind: ſo iſt leichtlich zu erachten, daß ſich heute
zu Tage keine wahre Kirchen-Disciplin practici-
ren laͤßt, ſo lange der Zuſtand der Kirche alſo
bleibet; man mag es auch anfangen, wie man
immer will. Jndeſſen thut man doch billig,
was man kan. Und iſt bey dieſer Beſchaffenheit
das Aergerniß zwar groß genug: aber doch dabey
dieſes zu mercken: daß es in Europa nicht ſo
wol den Heiden, wie dazumal, als den wenigen
Frommen, oder rechten Gliedern, auch den noch
unſchuldigen Kindern gegeben wird.
4. Ob nun wol dieſer ſo groſſer Unter-
ſcheid zwiſchen der Apoſtoliſchen und ietzigen
Evangeliſchen Kirche an dieſer einen groſſen
Verfall anzeiget; ſo iſt er doch dahin nicht zu
extendiren, als wenn ſie nicht auf den von den
[Spaltenumbruch] Apoſteln gelegten Grund gebauet, und in An-
ſehung ihrer richtigen Lehre und der unter ihnen
doch befindlichen rechtſchafnen Glieder nicht
auch von Apoſtoliſcher Art waͤre, und man ſich
der Aergerniſſe halber von ihrer aͤuſſerlichen Ge-
meinſchaft zu trennen haͤtte. Wie denn auch
die Apoſtoliſche Kirche ſelbſt theils ihre groſſe
Gebrechen gehabt, theils bey ihrer Ausbrei-
tung noch immer mehrere bekommen hat, und
unſer Heiland dieſes ſelbſt vorher geſehen und
vorher geſaget in derjenigen Vorſtellung der Kir-
che auf Erden, welche er Matth. 13. in unter-
ſchiedlichen Gleichniß-Reden thut.
5. Jm uͤbrigen ſtehet man aus dieſen und
andern von der Kirchen-Disciplin handelnden
Stellen, daß dieſelbe mit Zuziehung der gantzen
Gemeine von den Aelteſten ſey geuͤbet worden.
Das ſechſte Capitel/
Darinnen der Apoſtel das RECHTEN und Proceſſiren
vor heidniſchen Gerichten den Chriſten verweiſet/ und bey ſolcher Ge-
legenheit ſie auch wider andere grobe Suͤnden/ ſonderlich wider
die HUREREY warnet.
V. 1.
[Spaltenumbruch]

WJe darf iemand unter euch,
ſo er einen Handel (eine
Rechts-Sache) hat mit ei-
nem andern, hadern (die
Sache anhaͤngig machen, und
ſich daruͤber richten laſſen) vor den Ungerech-
ten, (das iſt, vor den Heiden, oder heidniſchen
Richtern, welche nicht allein der wahren Ge-
rechtigkeit des Glaubens, und des Glaubens
ſelbſt ermangeln, ſondern auch in ihren Gerich-
ten viele Ungerechtigkeit uͤben, und daher Feinde
der Chriſten ſind; daher auch durch das Proces-
ſiren der Chriſten, an dem Chriſtenthum ſelbſt ei-
nen Anſtoß nehmen) und nicht vor den Heili-
gen (glaͤubigen Chriſten; als welche die Sache
unter ſich ſelbſt mit einer billigen Entſcheidung
ſchlichten koͤnten.)

V. 2.

Wiſſet ihr nicht, (ihr wiſſet es gar wohl;
wie ich es euch denn, als ich euch anderthalb Jahr
lang muͤndlich vom Chriſtenthum unterrichtete
Ap. Geſch. 18, 11. unter andern mit vorgetragen
habe) daß die Heiligen (die durch den Heiligen
Geiſt geheiligte wahre Glieder CHriſti) die
Welt (die unglaubigen Welt-Kinder) rich-
ten werden? (als gleichſam Aſſeſſores des
groſſen Welt-Gerichts, welches der Richter uͤber
die Todte und Lebendige an jenem groſſen Ge-
richts-Tage halten wird.) So denn nun die
Welt von euch ſoll gerichtet werden, ſeyd
ihr denn nicht gut genug, geringere Sa-
chen zu richten (und abzuthun, wie nemlich die
ſind, die unter euch entſtehen?)

[Spaltenumbruch]
V. 3.

Wiſſet ihr nicht, daß wir uͤber die
(boͤſen) Engel richten (das Urtheil Chriſti mit
approbiren und die Gerechtigkeit GOttes prei-
ſen Matth. 22, 41. 2 Pet. 2, 4. Jud. v. 6, 12.)
werden? Wie viel mehr uͤber die zeitlichen
Guͤter? (uͤber Dinge, welche nur zu dieſem Le-
ben gehoͤren?)

Anmerckungen.
1. Eine der groͤſſeſten Verheiſſungen, wel-
che den Glaͤubigen gegeben ſind, und der groͤſſe-
ſten Wuͤrden, welche ihnen wiederfahren, iſt
dieſe, daß ſie nicht allein ins Reich GOttes ein-
gehen, als Unterthanen des HErrn, ſondern
auch als ſolche Reichs-Genoſſen, die auch der
koͤniglichen Crone und Dignitaͤt mit theilhaftig
werden. Denn deßwegen heiſſen ſie ein koͤ-
nigliches Prieſterthum 1 Pet. 2, 9. Da ſie
ſolche geiſtliche Prieſter ſind, die bey der prie-
ſterlichen Wuͤrde, (welche bey dem Levitiſchen
Gottes-Dienſte etwas groſſes war, und im Rei-
che des Meßiaͤ auf etwas wichtiges gehet) auch
die koͤnigliche haben: wie denn Offenb. 5, 10.
ausdruͤcklich geſaget wird, daß uns der Sohn
alſo geliebet und gewaſchen mit ſeinem
Blute, daß er uns zu Koͤnigen und Prie-
ſtern gemacht habe vor GOTT und ſeinem
Vater.
2. Ja es heißt von dieſer koͤniglichen Di-
gnitaͤt Offenb. 3, 21. Wer uͤberwindet, dem
will ich geben mit mir auf meinem Stuhl
zu ſitzen; wie ich uͤberwunden habe, und
bin
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <list>
              <item><pb facs="#f0238" n="210"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Erkla&#x0364;rung des er&#x017F;ten Briefs Pauli <hi rendition="#et">Cap. 6, v. 1-3.</hi></hi></fw><lb/><cb/>
recht&#x017F;chaffen waren, ietzo die mei&#x017F;ten una&#x0364;cht und<lb/>
auch der a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlichen Gemein&#x017F;chaft unwu&#x0364;rdig<lb/>
&#x017F;ind: &#x017F;o i&#x017F;t leichtlich zu erachten, daß &#x017F;ich heute<lb/>
zu Tage keine wahre Kirchen-<hi rendition="#aq">Disciplin practici-</hi><lb/>
ren la&#x0364;ßt, &#x017F;o lange der Zu&#x017F;tand der Kirche al&#x017F;o<lb/>
bleibet; man mag es auch anfangen, wie man<lb/>
immer will. Jnde&#x017F;&#x017F;en thut man doch billig,<lb/>
was man kan. Und i&#x017F;t bey die&#x017F;er Be&#x017F;chaffenheit<lb/>
das Aergerniß zwar groß genug: aber doch dabey<lb/>
die&#x017F;es zu mercken: daß es in Europa nicht &#x017F;o<lb/>
wol den Heiden, wie dazumal, als den wenigen<lb/>
Frommen, oder rechten Gliedern, auch den noch<lb/>
un&#x017F;chuldigen Kindern gegeben wird.</item><lb/>
              <item>4. Ob nun wol die&#x017F;er &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;er Unter-<lb/>
&#x017F;cheid zwi&#x017F;chen der Apo&#x017F;toli&#x017F;chen und ietzigen<lb/>
Evangeli&#x017F;chen Kirche an die&#x017F;er einen gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Verfall anzeiget; &#x017F;o i&#x017F;t er doch dahin nicht zu<lb/><hi rendition="#aq">extendir</hi>en, als wenn &#x017F;ie nicht auf den von den<lb/><cb/>
Apo&#x017F;teln gelegten Grund gebauet, und in An-<lb/>
&#x017F;ehung ihrer richtigen Lehre und der unter ihnen<lb/>
doch befindlichen recht&#x017F;chafnen Glieder nicht<lb/>
auch von Apo&#x017F;toli&#x017F;cher Art wa&#x0364;re, und man &#x017F;ich<lb/>
der Aergerni&#x017F;&#x017F;e halber von ihrer a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlichen Ge-<lb/>
mein&#x017F;chaft zu trennen ha&#x0364;tte. Wie denn auch<lb/>
die Apo&#x017F;toli&#x017F;che Kirche &#x017F;elb&#x017F;t theils ihre gro&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Gebrechen gehabt, theils bey ihrer Ausbrei-<lb/>
tung noch immer mehrere bekommen hat, und<lb/>
un&#x017F;er Heiland die&#x017F;es &#x017F;elb&#x017F;t vorher ge&#x017F;ehen und<lb/>
vorher ge&#x017F;aget in derjenigen Vor&#x017F;tellung der Kir-<lb/>
che auf Erden, welche er Matth. 13. in unter-<lb/>
&#x017F;chiedlichen Gleichniß-Reden thut.</item><lb/>
              <item>5. Jm u&#x0364;brigen &#x017F;tehet man aus die&#x017F;en und<lb/>
andern von der Kirchen-<hi rendition="#aq">Disciplin</hi> handelnden<lb/>
Stellen, daß die&#x017F;elbe mit Zuziehung der gantzen<lb/>
Gemeine von den Aelte&#x017F;ten &#x017F;ey geu&#x0364;bet worden.</item>
            </list>
          </div>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Das &#x017F;ech&#x017F;te Capitel/<lb/>
Darinnen der Apo&#x017F;tel das RECHTEN und</hi> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Proce&#x017F;&#x017F;ir</hi> </hi> <hi rendition="#b">en<lb/>
vor heidni&#x017F;chen Gerichten den Chri&#x017F;ten verwei&#x017F;et/ und bey &#x017F;olcher Ge-<lb/>
legenheit &#x017F;ie auch wider andere grobe Su&#x0364;nden/ &#x017F;onderlich wider<lb/>
die HUREREY warnet.</hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head>V. 1.</head><lb/>
            <cb/>
            <p><hi rendition="#in">W</hi><hi rendition="#fr">Je darf iemand unter euch,<lb/>
&#x017F;o er einen Handel</hi> (eine<lb/>
Rechts-Sache) <hi rendition="#fr">hat mit ei-<lb/>
nem andern, hadern</hi> (die<lb/>
Sache anha&#x0364;ngig machen, und<lb/>
&#x017F;ich daru&#x0364;ber richten la&#x017F;&#x017F;en) <hi rendition="#fr">vor den Ungerech-<lb/>
ten,</hi> (das i&#x017F;t, vor den Heiden, oder heidni&#x017F;chen<lb/>
Richtern, welche nicht allein der wahren Ge-<lb/>
rechtigkeit des Glaubens, und des Glaubens<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t ermangeln, &#x017F;ondern auch in ihren Gerich-<lb/>
ten viele Ungerechtigkeit u&#x0364;ben, und daher Feinde<lb/>
der Chri&#x017F;ten &#x017F;ind; daher auch durch das <hi rendition="#aq">Proces-<lb/>
&#x017F;ir</hi>en der Chri&#x017F;ten, an dem Chri&#x017F;tenthum &#x017F;elb&#x017F;t ei-<lb/>
nen An&#x017F;toß nehmen) <hi rendition="#fr">und nicht vor den Heili-<lb/>
gen</hi> (gla&#x0364;ubigen Chri&#x017F;ten; als welche die Sache<lb/>
unter &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t mit einer billigen Ent&#x017F;cheidung<lb/>
&#x017F;chlichten ko&#x0364;nten.)</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>V. 2.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Wi&#x017F;&#x017F;et ihr nicht,</hi> (ihr wi&#x017F;&#x017F;et es gar wohl;<lb/>
wie ich es euch denn, als ich euch anderthalb Jahr<lb/>
lang mu&#x0364;ndlich vom Chri&#x017F;tenthum unterrichtete<lb/>
Ap. Ge&#x017F;ch. 18, 11. unter andern mit vorgetragen<lb/>
habe) <hi rendition="#fr">daß die Heiligen</hi> (die durch den Heiligen<lb/>
Gei&#x017F;t geheiligte wahre Glieder CHri&#x017F;ti) <hi rendition="#fr">die<lb/>
Welt</hi> (die unglaubigen Welt-Kinder) <hi rendition="#fr">rich-<lb/>
ten werden?</hi> (als gleich&#x017F;am <hi rendition="#aq">A&#x017F;&#x017F;e&#x017F;&#x017F;ores</hi> des<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en Welt-Gerichts, welches der Richter u&#x0364;ber<lb/>
die Todte und Lebendige an jenem gro&#x017F;&#x017F;en Ge-<lb/>
richts-Tage halten wird.) <hi rendition="#fr">So denn nun die<lb/>
Welt von euch &#x017F;oll gerichtet werden, &#x017F;eyd<lb/>
ihr denn nicht gut genug, geringere Sa-<lb/>
chen zu richten</hi> (und abzuthun, wie nemlich die<lb/>
&#x017F;ind, die unter euch ent&#x017F;tehen?)</p><lb/>
            <cb/>
          </div>
          <div n="3">
            <head>V. 3.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Wi&#x017F;&#x017F;et ihr nicht, daß wir u&#x0364;ber die</hi><lb/>
(bo&#x0364;&#x017F;en) <hi rendition="#fr">Engel richten</hi> (das Urtheil Chri&#x017F;ti mit<lb/><hi rendition="#aq">approbir</hi>en und die Gerechtigkeit GOttes prei-<lb/>
&#x017F;en Matth. 22, 41. 2 Pet. 2, 4. Jud. v. 6, 12.)<lb/><hi rendition="#fr">werden? Wie viel mehr u&#x0364;ber die zeitlichen<lb/>
Gu&#x0364;ter?</hi> (u&#x0364;ber Dinge, welche nur zu die&#x017F;em Le-<lb/>
ben geho&#x0364;ren?)</p><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi> </head><lb/>
              <list>
                <item>1. Eine der gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;ten Verhei&#x017F;&#x017F;ungen, wel-<lb/>
che den Gla&#x0364;ubigen gegeben &#x017F;ind, und der gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e-<lb/>
&#x017F;ten Wu&#x0364;rden, welche ihnen wiederfahren, i&#x017F;t<lb/>
die&#x017F;e, daß &#x017F;ie nicht allein ins Reich GOttes ein-<lb/>
gehen, als Unterthanen des HErrn, &#x017F;ondern<lb/>
auch als &#x017F;olche <hi rendition="#fr">Reichs-Geno&#x017F;&#x017F;en,</hi> die auch der<lb/>
ko&#x0364;niglichen Crone und <hi rendition="#aq">Dignit</hi>a&#x0364;t mit theilhaftig<lb/>
werden. Denn deßwegen hei&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie ein <hi rendition="#fr">ko&#x0364;-<lb/>
nigliches Prie&#x017F;terthum</hi> 1 Pet. 2, 9. Da &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;olche gei&#x017F;tliche Prie&#x017F;ter &#x017F;ind, die bey der prie-<lb/>
&#x017F;terlichen Wu&#x0364;rde, (welche bey dem Leviti&#x017F;chen<lb/>
Gottes-Dien&#x017F;te etwas gro&#x017F;&#x017F;es war, und im Rei-<lb/>
che des Meßia&#x0364; auf etwas wichtiges gehet) auch<lb/>
die ko&#x0364;nigliche haben: wie denn Offenb. 5, 10.<lb/>
ausdru&#x0364;cklich ge&#x017F;aget wird, daß uns der <hi rendition="#fr">Sohn<lb/>
al&#x017F;o geliebet und gewa&#x017F;chen mit &#x017F;einem<lb/>
Blute, daß er uns zu Ko&#x0364;nigen und Prie-<lb/>
&#x017F;tern gemacht habe vor GOTT und &#x017F;einem<lb/>
Vater.</hi></item><lb/>
                <item>2. Ja es heißt von die&#x017F;er ko&#x0364;niglichen <hi rendition="#aq">Di-<lb/>
gnit</hi>a&#x0364;t Offenb. 3, 21. <hi rendition="#fr">Wer u&#x0364;berwindet, dem<lb/>
will ich geben mit mir auf meinem Stuhl<lb/>
zu &#x017F;itzen; wie ich u&#x0364;berwunden habe, und</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">bin</hi></fw><lb/></item>
              </list>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[210/0238] Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 6, v. 1-3. rechtſchaffen waren, ietzo die meiſten unaͤcht und auch der aͤuſſerlichen Gemeinſchaft unwuͤrdig ſind: ſo iſt leichtlich zu erachten, daß ſich heute zu Tage keine wahre Kirchen-Disciplin practici- ren laͤßt, ſo lange der Zuſtand der Kirche alſo bleibet; man mag es auch anfangen, wie man immer will. Jndeſſen thut man doch billig, was man kan. Und iſt bey dieſer Beſchaffenheit das Aergerniß zwar groß genug: aber doch dabey dieſes zu mercken: daß es in Europa nicht ſo wol den Heiden, wie dazumal, als den wenigen Frommen, oder rechten Gliedern, auch den noch unſchuldigen Kindern gegeben wird. 4. Ob nun wol dieſer ſo groſſer Unter- ſcheid zwiſchen der Apoſtoliſchen und ietzigen Evangeliſchen Kirche an dieſer einen groſſen Verfall anzeiget; ſo iſt er doch dahin nicht zu extendiren, als wenn ſie nicht auf den von den Apoſteln gelegten Grund gebauet, und in An- ſehung ihrer richtigen Lehre und der unter ihnen doch befindlichen rechtſchafnen Glieder nicht auch von Apoſtoliſcher Art waͤre, und man ſich der Aergerniſſe halber von ihrer aͤuſſerlichen Ge- meinſchaft zu trennen haͤtte. Wie denn auch die Apoſtoliſche Kirche ſelbſt theils ihre groſſe Gebrechen gehabt, theils bey ihrer Ausbrei- tung noch immer mehrere bekommen hat, und unſer Heiland dieſes ſelbſt vorher geſehen und vorher geſaget in derjenigen Vorſtellung der Kir- che auf Erden, welche er Matth. 13. in unter- ſchiedlichen Gleichniß-Reden thut. 5. Jm uͤbrigen ſtehet man aus dieſen und andern von der Kirchen-Disciplin handelnden Stellen, daß dieſelbe mit Zuziehung der gantzen Gemeine von den Aelteſten ſey geuͤbet worden. Das ſechſte Capitel/ Darinnen der Apoſtel das RECHTEN und Proceſſiren vor heidniſchen Gerichten den Chriſten verweiſet/ und bey ſolcher Ge- legenheit ſie auch wider andere grobe Suͤnden/ ſonderlich wider die HUREREY warnet. V. 1. WJe darf iemand unter euch, ſo er einen Handel (eine Rechts-Sache) hat mit ei- nem andern, hadern (die Sache anhaͤngig machen, und ſich daruͤber richten laſſen) vor den Ungerech- ten, (das iſt, vor den Heiden, oder heidniſchen Richtern, welche nicht allein der wahren Ge- rechtigkeit des Glaubens, und des Glaubens ſelbſt ermangeln, ſondern auch in ihren Gerich- ten viele Ungerechtigkeit uͤben, und daher Feinde der Chriſten ſind; daher auch durch das Proces- ſiren der Chriſten, an dem Chriſtenthum ſelbſt ei- nen Anſtoß nehmen) und nicht vor den Heili- gen (glaͤubigen Chriſten; als welche die Sache unter ſich ſelbſt mit einer billigen Entſcheidung ſchlichten koͤnten.) V. 2. Wiſſet ihr nicht, (ihr wiſſet es gar wohl; wie ich es euch denn, als ich euch anderthalb Jahr lang muͤndlich vom Chriſtenthum unterrichtete Ap. Geſch. 18, 11. unter andern mit vorgetragen habe) daß die Heiligen (die durch den Heiligen Geiſt geheiligte wahre Glieder CHriſti) die Welt (die unglaubigen Welt-Kinder) rich- ten werden? (als gleichſam Aſſeſſores des groſſen Welt-Gerichts, welches der Richter uͤber die Todte und Lebendige an jenem groſſen Ge- richts-Tage halten wird.) So denn nun die Welt von euch ſoll gerichtet werden, ſeyd ihr denn nicht gut genug, geringere Sa- chen zu richten (und abzuthun, wie nemlich die ſind, die unter euch entſtehen?) V. 3. Wiſſet ihr nicht, daß wir uͤber die (boͤſen) Engel richten (das Urtheil Chriſti mit approbiren und die Gerechtigkeit GOttes prei- ſen Matth. 22, 41. 2 Pet. 2, 4. Jud. v. 6, 12.) werden? Wie viel mehr uͤber die zeitlichen Guͤter? (uͤber Dinge, welche nur zu dieſem Le- ben gehoͤren?) Anmerckungen. 1. Eine der groͤſſeſten Verheiſſungen, wel- che den Glaͤubigen gegeben ſind, und der groͤſſe- ſten Wuͤrden, welche ihnen wiederfahren, iſt dieſe, daß ſie nicht allein ins Reich GOttes ein- gehen, als Unterthanen des HErrn, ſondern auch als ſolche Reichs-Genoſſen, die auch der koͤniglichen Crone und Dignitaͤt mit theilhaftig werden. Denn deßwegen heiſſen ſie ein koͤ- nigliches Prieſterthum 1 Pet. 2, 9. Da ſie ſolche geiſtliche Prieſter ſind, die bey der prie- ſterlichen Wuͤrde, (welche bey dem Levitiſchen Gottes-Dienſte etwas groſſes war, und im Rei- che des Meßiaͤ auf etwas wichtiges gehet) auch die koͤnigliche haben: wie denn Offenb. 5, 10. ausdruͤcklich geſaget wird, daß uns der Sohn alſo geliebet und gewaſchen mit ſeinem Blute, daß er uns zu Koͤnigen und Prie- ſtern gemacht habe vor GOTT und ſeinem Vater. 2. Ja es heißt von dieſer koͤniglichen Di- gnitaͤt Offenb. 3, 21. Wer uͤberwindet, dem will ich geben mit mir auf meinem Stuhl zu ſitzen; wie ich uͤberwunden habe, und bin

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/238
Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/238>, abgerufen am 15.05.2024.