Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Cap. 6, v. 10. 11. an die Corinthier. [Spaltenumbruch]
die Form aller Ehrbarkeit an sich zu haben pfle-get, sintemal er sich durch den Geitz von unter- schiedlichen andern Lastern, die einige Kosten erfordern, abhalten läßt: aber es ist doch ein höchst schädlich Ding, als womit die Seele, wenn sie alle ihre Begierden und Kräfte in ir- dische Dinge einführet, am vestesten verwickelt wird; und woraus sie so viel schwerer zu erret- ten ist, so viel weniger es äusserlich ins Auge fällt, daß man einen Geitzigen davon überzeu- gen könte. Das gewisseste Kennzeichen eines Geitzigen, das er in und bey sich selbst hat, ist, daß die zeitlichen Dinge in seinen Gedan- cken und Begierden gemeiniglich des Abends das letztere sind, womit er einschläft; und des Morgens das erstere, womit er erwachet; da- mit er auch in der Nacht selbst manche schlaflo- se Stunde zubringet. Jmgleichen: wenn man sich über einen Gewinst und Verlust gar empfind- lich freuet und betrübet. 3. Es ist nicht allein der ein Truncken- bold, der die Völlerey gleichsam zu seinem Handwercke machet; sondern auch der, der sich nur dann und wann, wenn ihm dazu äusserlich eine besondere Gelegenheit gegeben wird, mit dem Truncke überladet: gleichwie der ein Hu- rer, Ehebrecher, Dieb und Räuber ist, nicht allein der täglich, sondern auch nur einmal, o- der doch selten solche Sünden begehet. Denn ob wol die tägliche, oder doch sonst sehr gewöhn- liche Völlerey eine grössere Corruption des Ge- müths anzeiget, auch eine grössere Schuld zur Strafe mit sich führet: so ist doch auch eine vor- setzliche Trunckenheit eine Tod-Sünde. Jch sage eine vorsetzliche. Denn ein anders ist, wo iemand, zumal ein solcher, der ohne das nicht viel vertragen kan, von eines Orts Geträncke noch nicht die eigentliche Kundschaft hat, in der Hitze, oder auch sonst bey einer Abmattung und mehrerm Durst mit dem Truncke also übereilet wird, daß er sich, ehe er sichs selbst versiehet, wider seinen Willen damit übernommen findet, wie man also des Noä Trunckenheit ansehen kan, Gen. 9: das ist ein anders: und wird ein solcher sich deshalb nicht allein innerlich vor GOTT demüthigen, sondern es auch aufs künftige sich zu desto mehrern Vorsichtigkeit die- nen lassen. 4. Zur wircklichen Trunckenheit, welche in der Unmäßigkeit bestehet, gehöret auch, ob gleich in einem etwas geringern Grad, dieses, wenn iemand um des blossen Wohlschmacks willen viel ein mehrers zu sich nimmt, als seine Natur erfodert, und damit entschuldiget zu seyn vermeynet, daß er es vertragen kan, und da- durch an seinen Geschäften gar nicht, oder doch nicht sonderlich, verhindert wird. Denn es ist doch eine sündliche und unordentliche An- hänglichkeit an die Creatur, dadurch das geist- liche Band der Seele und GOtt verletzet wird. Wozu auch kömmt, daß solche übermäßige Güs- se endlich auch dem Leibe schädlich sind, und demselben allerhand Ungemach zuziehen. Von unnützen Verschwendungen einiger Kosten nicht zu sagen. 5. Wo sich einer gewehnet, sich auf seine eigene Hand, wie man zu sagen pfleget, voll zu trincken, so ist dieses ein Zeichen des so viel mehr verderbten Gemüths. Und da in diesem Stü- cke der Brandtewein manche Leute heimlich be- strickt, haben sie sich viel mehr dagegen zu ver- wahren. V. 11. Und solche sind euer etliche (denn man- Anmerckungen. 1. Es lieget alhier ein Zeugniß von dem Geheimniß des Dreyeinigen GOttes, nemlich in den Worten: Durch den Namen des HErrn JEsu, und durch den Geist un- sers GOttes, nemlich des Vaters, als der von dem Sohn und Heiligen Geiste auch alhier unterschiedenen Person. 2. Mit dem Worte abwaschen siehet der Apostel auf die heilige Taufe, durch welche die Corinthier in den Gnaden-Bund mit GOTT eingetreten und CHristi theilhaftig worden wa- ren. Es war aber die heilige Taufe ihnen, als schon erwachsenen, in der Ordnung des durch den Heiligen Geist gewirckten Glaubens und der Wiedergeburt wiederfahren: darauf er sie- het mit den Worten egiasthets, ihr seyd ge- heiliget. Und weil die ihnen also angediehe- ne heilige Taufe das Gnaden-Geschencke der Vergebung der Sünden und der zugerechneten Gerechtigkeit CHristi mit sich führete, diese auch durch Dd 3
Cap. 6, v. 10. 11. an die Corinthier. [Spaltenumbruch]
die Form aller Ehrbarkeit an ſich zu haben pfle-get, ſintemal er ſich durch den Geitz von unter- ſchiedlichen andern Laſtern, die einige Koſten erfordern, abhalten laͤßt: aber es iſt doch ein hoͤchſt ſchaͤdlich Ding, als womit die Seele, wenn ſie alle ihre Begierden und Kraͤfte in ir- diſche Dinge einfuͤhret, am veſteſten verwickelt wird; und woraus ſie ſo viel ſchwerer zu erret- ten iſt, ſo viel weniger es aͤuſſerlich ins Auge faͤllt, daß man einen Geitzigen davon uͤberzeu- gen koͤnte. Das gewiſſeſte Kennzeichen eines Geitzigen, das er in und bey ſich ſelbſt hat, iſt, daß die zeitlichen Dinge in ſeinen Gedan- cken und Begierden gemeiniglich des Abends das letztere ſind, womit er einſchlaͤft; und des Morgens das erſtere, womit er erwachet; da- mit er auch in der Nacht ſelbſt manche ſchlaflo- ſe Stunde zubringet. Jmgleichen: wenn man ſich uͤber einen Gewinſt und Verluſt gar empfind- lich freuet und betruͤbet. 3. Es iſt nicht allein der ein Truncken- bold, der die Voͤllerey gleichſam zu ſeinem Handwercke machet; ſondern auch der, der ſich nur dann und wann, wenn ihm dazu aͤuſſerlich eine beſondere Gelegenheit gegeben wird, mit dem Truncke uͤberladet: gleichwie der ein Hu- rer, Ehebrecher, Dieb und Raͤuber iſt, nicht allein der taͤglich, ſondern auch nur einmal, o- der doch ſelten ſolche Suͤnden begehet. Denn ob wol die taͤgliche, oder doch ſonſt ſehr gewoͤhn- liche Voͤllerey eine groͤſſere Corruption des Ge- muͤths anzeiget, auch eine groͤſſere Schuld zur Strafe mit ſich fuͤhret: ſo iſt doch auch eine vor- ſetzliche Trunckenheit eine Tod-Suͤnde. Jch ſage eine vorſetzliche. Denn ein anders iſt, wo iemand, zumal ein ſolcher, der ohne das nicht viel vertragen kan, von eines Orts Getraͤncke noch nicht die eigentliche Kundſchaft hat, in der Hitze, oder auch ſonſt bey einer Abmattung und mehrerm Durſt mit dem Truncke alſo uͤbereilet wird, daß er ſich, ehe er ſichs ſelbſt verſiehet, wider ſeinen Willen damit uͤbernommen findet, wie man alſo des Noaͤ Trunckenheit anſehen kan, Gen. 9: das iſt ein anders: und wird ein ſolcher ſich deshalb nicht allein innerlich vor GOTT demuͤthigen, ſondern es auch aufs kuͤnftige ſich zu deſto mehrern Vorſichtigkeit die- nen laſſen. 4. Zur wircklichen Trunckenheit, welche in der Unmaͤßigkeit beſtehet, gehoͤret auch, ob gleich in einem etwas geringern Grad, dieſes, wenn iemand um des bloſſen Wohlſchmacks willen viel ein mehrers zu ſich nimmt, als ſeine Natur erfodert, und damit entſchuldiget zu ſeyn vermeynet, daß er es vertragen kan, und da- durch an ſeinen Geſchaͤften gar nicht, oder doch nicht ſonderlich, verhindert wird. Denn es iſt doch eine ſuͤndliche und unordentliche An- haͤnglichkeit an die Creatur, dadurch das geiſt- liche Band der Seele und GOtt verletzet wird. Wozu auch koͤmmt, daß ſolche uͤbermaͤßige Guͤſ- ſe endlich auch dem Leibe ſchaͤdlich ſind, und demſelben allerhand Ungemach zuziehen. Von unnuͤtzen Verſchwendungen einiger Koſten nicht zu ſagen. 5. Wo ſich einer gewehnet, ſich auf ſeine eigene Hand, wie man zu ſagen pfleget, voll zu trincken, ſo iſt dieſes ein Zeichen des ſo viel mehr verderbten Gemuͤths. Und da in dieſem Stuͤ- cke der Brandtewein manche Leute heimlich be- ſtrickt, haben ſie ſich viel mehr dagegen zu ver- wahren. V. 11. Und ſolche ſind euer etliche (denn man- Anmerckungen. 1. Es lieget alhier ein Zeugniß von dem Geheimniß des Dreyeinigen GOttes, nemlich in den Worten: Durch den Namen des HErrn JEſu, und durch den Geiſt un- ſers GOttes, nemlich des Vaters, als der von dem Sohn und Heiligen Geiſte auch alhier unterſchiedenen Perſon. 2. Mit dem Worte abwaſchen ſiehet der Apoſtel auf die heilige Taufe, durch welche die Corinthier in den Gnaden-Bund mit GOTT eingetreten und CHriſti theilhaftig worden wa- ren. Es war aber die heilige Taufe ihnen, als ſchon erwachſenen, in der Ordnung des durch den Heiligen Geiſt gewirckten Glaubens und der Wiedergeburt wiederfahren: darauf er ſie- het mit den Worten ἡγιάσϑητς, ihr ſeyd ge- heiliget. Und weil die ihnen alſo angediehe- ne heilige Taufe das Gnaden-Geſchencke der Vergebung der Suͤnden und der zugerechneten Gerechtigkeit CHriſti mit ſich fuͤhrete, dieſe auch durch Dd 3
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Cap. 6, v. 10. 11. an die Corinthier.
die Form aller Ehrbarkeit an ſich zu haben pfle-
get, ſintemal er ſich durch den Geitz von unter-
ſchiedlichen andern Laſtern, die einige Koſten
erfordern, abhalten laͤßt: aber es iſt doch ein
hoͤchſt ſchaͤdlich Ding, als womit die Seele,
wenn ſie alle ihre Begierden und Kraͤfte in ir-
diſche Dinge einfuͤhret, am veſteſten verwickelt
wird; und woraus ſie ſo viel ſchwerer zu erret-
ten iſt, ſo viel weniger es aͤuſſerlich ins Auge
faͤllt, daß man einen Geitzigen davon uͤberzeu-
gen koͤnte. Das gewiſſeſte Kennzeichen eines
Geitzigen, das er in und bey ſich ſelbſt hat,
iſt, daß die zeitlichen Dinge in ſeinen Gedan-
cken und Begierden gemeiniglich des Abends
das letztere ſind, womit er einſchlaͤft; und des
Morgens das erſtere, womit er erwachet; da-
mit er auch in der Nacht ſelbſt manche ſchlaflo-
ſe Stunde zubringet. Jmgleichen: wenn man
ſich uͤber einen Gewinſt und Verluſt gar empfind-
lich freuet und betruͤbet.
3. Es iſt nicht allein der ein Truncken-
bold, der die Voͤllerey gleichſam zu ſeinem
Handwercke machet; ſondern auch der, der ſich
nur dann und wann, wenn ihm dazu aͤuſſerlich
eine beſondere Gelegenheit gegeben wird, mit
dem Truncke uͤberladet: gleichwie der ein Hu-
rer, Ehebrecher, Dieb und Raͤuber iſt, nicht
allein der taͤglich, ſondern auch nur einmal, o-
der doch ſelten ſolche Suͤnden begehet. Denn
ob wol die taͤgliche, oder doch ſonſt ſehr gewoͤhn-
liche Voͤllerey eine groͤſſere Corruption des Ge-
muͤths anzeiget, auch eine groͤſſere Schuld zur
Strafe mit ſich fuͤhret: ſo iſt doch auch eine vor-
ſetzliche Trunckenheit eine Tod-Suͤnde. Jch
ſage eine vorſetzliche. Denn ein anders iſt,
wo iemand, zumal ein ſolcher, der ohne das nicht
viel vertragen kan, von eines Orts Getraͤncke
noch nicht die eigentliche Kundſchaft hat, in der
Hitze, oder auch ſonſt bey einer Abmattung und
mehrerm Durſt mit dem Truncke alſo uͤbereilet
wird, daß er ſich, ehe er ſichs ſelbſt verſiehet,
wider ſeinen Willen damit uͤbernommen findet,
wie man alſo des Noaͤ Trunckenheit anſehen
kan, Gen. 9: das iſt ein anders: und wird ein
ſolcher ſich deshalb nicht allein innerlich vor
GOTT demuͤthigen, ſondern es auch aufs
kuͤnftige ſich zu deſto mehrern Vorſichtigkeit die-
nen laſſen.
4. Zur wircklichen Trunckenheit, welche
in der Unmaͤßigkeit beſtehet, gehoͤret auch, ob
gleich in einem etwas geringern Grad, dieſes,
wenn iemand um des bloſſen Wohlſchmacks
willen viel ein mehrers zu ſich nimmt, als ſeine
Natur erfodert, und damit entſchuldiget zu ſeyn
vermeynet, daß er es vertragen kan, und da-
durch an ſeinen Geſchaͤften gar nicht, oder doch
nicht ſonderlich, verhindert wird. Denn es
iſt doch eine ſuͤndliche und unordentliche An-
haͤnglichkeit an die Creatur, dadurch das geiſt-
liche Band der Seele und GOtt verletzet wird.
Wozu auch koͤmmt, daß ſolche uͤbermaͤßige Guͤſ-
ſe endlich auch dem Leibe ſchaͤdlich ſind, und
demſelben allerhand Ungemach zuziehen. Von
unnuͤtzen Verſchwendungen einiger Koſten nicht
zu ſagen.
5. Wo ſich einer gewehnet, ſich auf ſeine
eigene Hand, wie man zu ſagen pfleget, voll zu
trincken, ſo iſt dieſes ein Zeichen des ſo viel mehr
verderbten Gemuͤths. Und da in dieſem Stuͤ-
cke der Brandtewein manche Leute heimlich be-
ſtrickt, haben ſie ſich viel mehr dagegen zu ver-
wahren.
V. 11.
Und ſolche ſind euer etliche (denn man-
che haben ſich bey ihrem Unglauben noch in ziem-
licher aͤuſſerlicher Ehrbarkeit erfinden laſſen; da
hingegen von andern der eine dieſer, der ande-
re jener groben Suͤnde vor andern ſonderlich
nachgehenget hat,) geweſen, (wohl dem, von
welchen es heißt: geweſen: wie es alſo auch
heißt Rom. 6, 17. GOTT ſey gedancket, daß
ihr Knechte der Suͤnden geweſen ſeyd,
aber nun gehorſam worden von Hertzen
dem Fuͤrbilde der Lehre, welchem ihr er-
geben ſeyd. Und Tit. 3, 3. Wir waren auch
weiland unweiſe, ungehorſam, irrige ꝛc.
1 Petr. 2, 25. Jhr waret, wie die irrende
Schafe, aber ihr ſeyd nun bekehret zu dem
Hirten und Biſchof eurer Seelen. c. 4, 3.
Es iſt genug, daß wir die vergangene Zeit
des Lebens zugebracht haben nach heid-
niſchem Willen, da wir wandelten in Un-
zucht ꝛc.) aber ihr ſeyd abgewaſchen, ihr
ſeyd geheiliget, ihr ſeyd gerecht worden,
durch den Namen des HErrn JESU.
(Durch ſein Mittler-Amt, und darinn durch
ſein Verſoͤhn-Opfer und Verdienſt, worinnen
er ſeinen groſſen und heilwaͤrtigen Namen, als
eines Heilandes, ſehr herrlich bewieſen hat,)
und durch den Geiſt unſers GOTTES,
(der als ein Geiſt des Sohnes ihn in den Glau-
bigen verklaͤret, alſo, daß er den Glauben an
denſelben zur lebendigen Erkaͤntniß und Ergreif-
fung in ihnen anzuͤndet, und ſie von der Fin-
ſterniß zum Lichte bekehret; in welcher Ordnung
ſie denn der Gerechtmachung, alſo daß ſie im
Blute CHriſti gewaſchen und geheiliget werden,
wircklich theilhaftig werden.)
Anmerckungen.
1. Es lieget alhier ein Zeugniß von dem
Geheimniß des Dreyeinigen GOttes, nemlich
in den Worten: Durch den Namen des
HErrn JEſu, und durch den Geiſt un-
ſers GOttes, nemlich des Vaters, als der
von dem Sohn und Heiligen Geiſte auch alhier
unterſchiedenen Perſon.
2. Mit dem Worte abwaſchen ſiehet der
Apoſtel auf die heilige Taufe, durch welche die
Corinthier in den Gnaden-Bund mit GOTT
eingetreten und CHriſti theilhaftig worden wa-
ren. Es war aber die heilige Taufe ihnen, als
ſchon erwachſenen, in der Ordnung des durch
den Heiligen Geiſt gewirckten Glaubens und
der Wiedergeburt wiederfahren: darauf er ſie-
het mit den Worten ἡγιάσϑητς, ihr ſeyd ge-
heiliget. Und weil die ihnen alſo angediehe-
ne heilige Taufe das Gnaden-Geſchencke der
Vergebung der Suͤnden und der zugerechneten
Gerechtigkeit CHriſti mit ſich fuͤhrete, dieſe auch
durch
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