Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Einleitung in das siebente Capitel des ersten Briefs an die Corinthier. [Spaltenumbruch]
Gesetz, so lange der Mann lebet. Wie eres denn auch bereits c. 6, 16. angeführet hat, da es heißt: Sie werden, spricht er, zwey in einem Fleisch seyn. Und denn der nachdrück- liche Ausspruch CHristi, welchen er Matth. 19, 4. seqq. mit mehrern gethan: als worauf Pau- lus gehet, wenn er v. 10. spricht: Den Ehe- lichen gebiete nicht ich, sondern der HErr, daß das Weib sich nicht scheide von dem Manne. 5. Jch werde also, ehe ich zur Erklärung Einleitung in das siebente Capitel des ersten Briefes an die Corinthier. Die erste Betrachtung über den Ort 1 Buch Mos. c. 2/ v. 21--24. Jnnhalt. Es findet sich Gen. 2, 21-24. von GOtt ein factum und dictum, was er gethan und dabey verordnet § I. Davon zu mercken erstlich der Wort-Verstand, und denn die Application §. II. Bey dem Wort-Verstande des dicti, oder göttlichen Aus- spruchs sind drey Stücke zu mercken §. III. Dabey ferner noch dreyerley zu observiren ist §. IV. V. Der Application nach ist der Ausspruch GOttes eine all- [Spaltenumbruch] gemeine Grund-Regel vom Ehestande §. VI. Und giebt an die Hand einen richtigen Schluß wider die Polygamie §. VII. Auch wider die Leichtsinnigkeit in Ehescheidungen §. VIII. Und noch einen andern Schluß von dem, daß das Mo- saische Ehe-Gesetz allgemein sey §. IX. Dagegen einige Einwürfe beantwortet werden §. X. XI. §. I. [Spaltenumbruch]Ahier finden wir auf Seiten GOt- §. II. Wir haben hierbey zweyerley zu und E e
Einleitung in das ſiebente Capitel des erſten Briefs an die Corinthier. [Spaltenumbruch]
Geſetz, ſo lange der Mann lebet. Wie eres denn auch bereits c. 6, 16. angefuͤhret hat, da es heißt: Sie werden, ſpricht er, zwey in einem Fleiſch ſeyn. Und denn der nachdruͤck- liche Ausſpruch CHriſti, welchen er Matth. 19, 4. ſeqq. mit mehrern gethan: als worauf Pau- lus gehet, wenn er v. 10. ſpricht: Den Ehe- lichen gebiete nicht ich, ſondern der HErr, daß das Weib ſich nicht ſcheide von dem Manne. 5. Jch werde alſo, ehe ich zur Erklaͤrung Einleitung in das ſiebente Capitel des erſten Briefes an die Corinthier. Die erſte Betrachtung uͤber den Ort 1 Buch Moſ. c. 2/ v. 21--24. Jnnhalt. Es findet ſich Gen. 2, 21-24. von GOtt ein factum und dictum, was er gethan und dabey verordnet § I. Davon zu mercken erſtlich der Wort-Verſtand, und denn die Application §. II. Bey dem Wort-Verſtande des dicti, oder goͤttlichen Aus- ſpruchs ſind drey Stuͤcke zu mercken §. III. Dabey ferner noch dreyerley zu obſerviren iſt §. IV. V. Der Application nach iſt der Ausſpruch GOttes eine all- [Spaltenumbruch] gemeine Grund-Regel vom Eheſtande §. VI. Und giebt an die Hand einen richtigen Schluß wider die Polygamie §. VII. Auch wider die Leichtſinnigkeit in Eheſcheidungen §. VIII. Und noch einen andern Schluß von dem, daß das Mo- ſaiſche Ehe-Geſetz allgemein ſey §. IX. Dagegen einige Einwuͤrfe beantwortet werden §. X. XI. §. I. [Spaltenumbruch]Ahier finden wir auf Seiten GOt- §. II. Wir haben hierbey zweyerley zu und E e
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Einleitung in das ſiebente Capitel des erſten Briefs an die Corinthier.
Geſetz, ſo lange der Mann lebet. Wie er
es denn auch bereits c. 6, 16. angefuͤhret hat, da
es heißt: Sie werden, ſpricht er, zwey in
einem Fleiſch ſeyn. Und denn der nachdruͤck-
liche Ausſpruch CHriſti, welchen er Matth. 19,
4. ſeqq. mit mehrern gethan: als worauf Pau-
lus gehet, wenn er v. 10. ſpricht: Den Ehe-
lichen gebiete nicht ich, ſondern der HErr,
daß das Weib ſich nicht ſcheide von dem
Manne.
5. Jch werde alſo, ehe ich zur Erklaͤrung
des ſiebenten Capitels ſchreite, vorher dazu eine
Einleitung geben mit der Abhandlung der an-
gefuͤhrten zwo Haupt-Stellen, und zugleich
noch einiger andern dazu gehoͤrigen Oerter. Und
darauf werde ich, zur vorlaͤufigen Erlaͤute-
rung, das gantze ſiebente Capitel, ſeinem Zu-
ſammenhange nach in zehn darinnen enthalte-
ne und zu dieſer Materie gehoͤrende Propoſitio-
nes zerlegen: und hernach das gantze Capitel
von Vers zu Vers durchgehen, erklaͤren und
auf vorhabende Sache appliciren. Und endlich
zum Beſchluß dieſer Materie oder im Anhange
zu dieſem Capitel noch zwo hieher gehoͤrige wich-
tige Fragen eroͤrtern und beantworten, nemlich
dieſe: 1. Ob die Polygamie nebſt den will-
kuͤhrlichen Ehe-Scheidungen dem Rech-
te der Natur gemaͤß ſey, oder dagegen
ſtreite. 2. Wie diejenigen Spruͤche und
Exempel der heiligen Schrift, welche von
der Polygamie und von der Ehe-Schei-
dung handeln, anzuſehen, und gegen ih-
ren Mißverſtand und Mißbrauch zu ret-
ten ſeynd. Und hiezu koͤmmt 3. die kurtze Ap-
plication dieſer gantzen Materie auf den Con-
cubinat, als eine dagegen ſireitende und hoͤchſt-
verwerfliche Sache.
Einleitung in das ſiebente Capitel des erſten Briefes an
die Corinthier.
Die erſte Betrachtung
uͤber den Ort 1 Buch Moſ. c. 2/ v. 21--24.
Jnnhalt.
Es findet ſich Gen. 2, 21-24. von GOtt ein factum und
dictum, was er gethan und dabey verordnet § I.
Davon zu mercken erſtlich der Wort-Verſtand, und denn
die Application §. II.
Bey dem Wort-Verſtande des dicti, oder goͤttlichen Aus-
ſpruchs ſind drey Stuͤcke zu mercken §. III.
Dabey ferner noch dreyerley zu obſerviren iſt §. IV. V.
Der Application nach iſt der Ausſpruch GOttes eine all-
gemeine Grund-Regel vom Eheſtande §. VI.
Und giebt an die Hand einen richtigen Schluß wider die
Polygamie §. VII.
Auch wider die Leichtſinnigkeit in Eheſcheidungen §. VIII.
Und noch einen andern Schluß von dem, daß das Mo-
ſaiſche Ehe-Geſetz allgemein ſey §. IX.
Dagegen einige Einwuͤrfe beantwortet werden §. X.
XI.
§. I.
Ahier finden wir auf Seiten GOt-
tes in Anſehung des menſchlichen
Geſchlechts und darinnen der E-
he, ein Factum oder etwas, das
geſchehen, und ein Dictum, etwas
das dabey ausgeſprochen, oder verordnet wor-
den. Vom facto heißs: GOtt ſchuff ſie ein
Maͤnnlein und ein Fraͤulein c. 1, 27. Jm-
gleichen v. 22. - - GOtt der HErr bauete
ein Weib aus der Ribbe, die er von dem
Menſchen nahm, und brachte ſie zu ihm,
u. ſ. w. nemlich zur Gehuͤlfin, die um ihn ſey v.
18. Das dictum davon heißt auf Seiten des Men-
ſchen v. 23: Das iſt doch Bein von meinem
Bein, und Fleiſch von meinem Fleiſch ꝛc.
Und auf Seiten GOTTes (nach CHriſti Aus-
ſpruch Matth. 19, 5.) v. 24. Darum wird ein
Mann ſeinen Vater und Mutter verlaſſen,
und an ſeinem Weibe hangen, und ſie wer-
den ſeyn ein Fleiſch. Hieher gehoͤren die
Worte c. 1, 28 GOtt ſegnete ſie und ſprach
zu ihnen: Seyd fruchtbar und mehret
euch, und fuͤllet die Erde, und machet ſie
euch unterthan.
§. II. Wir haben hierbey zweyerley zu
mercken: erſtlich den eigentlichen Wort Ver-
ſtand, und denn die von GOtt ſelbſt intendir-
te und von ihm ſelbſt gemachte Application. Und da
vom facto Dei, daß er ein Maͤnnlein und ein
Fraͤulein erſchaffen, und zwar daß er das Weib
aus einer Ribbe des Mannes erbauet, und ſie
ihm zugefuͤhret, der Verſtand ſo klar iſt, daß
die davon gebrauchten Worte keiner Erklaͤrung
gebrauchen; ſo haben wir auf den eigentlichen
an ſich ſelbſt auch gar deutlichen Sinn des di-
cti, oder des Ausſpruchs, und ſonderlich des
goͤttlichen v. 24. zu ſehen. Bey dieſem aber wer-
den wir erſtlich gewieſen auf die Connexion des
facti, der Handlung, mit dem dicto, oder Aus-
ſpruch, nach welcher dieſer aus jenem hergelei-
tet wird; und denn auf das dictum, den Aus-
ſpruch ſelbſt. Denn nachdem das factum, was
GOtt gethan, c. 1, 27. angefuͤhret, und c. 2,
18. ſeqq. wiederholet, auch mit mehrern decla-
riret worden, daß GOtt ein Maͤnnlein und ein
Fraͤulein erſchaffen, und ſie, zu dem Zweck, ſich
zu vermehren, geſegnet und fruchtbar gemacht,
und daß er das Weib vom Manne genommen
und
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