Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.des ersten Briefs an die Corinthier. [Spaltenumbruch]
klar ist, daß dieser Schluß gemachet wird gegender Juden ihre böse Weise mit den Ehescheidun- gen. Denn durch diese geschahe es, daß, da der Mann mit seinem Weibe nur ein Fleisch seyn und bleiben solte, so wol der Mann mit einem andern Weibe, als auch das Weib mit einem andern Manne, ein Fleisch wurde, und also das vorige und rechtmäßige ein Fleisch nicht mehr ein Fleisch bliebe, sondern zwey Fleisch wurde, nem- lich ein iedes Theil mit einem andern. Die- sem Ubel setzet der Heyland mit einer richtigen illation diese Worte entgegen, und spricht: so sind sie nun (nemlich von rechts wegen, oder Vermöge des Natur-Rechts vom Ehe-Stande) nicht mehr zwey, sondern ein Fleisch. §. VII. Der andere Schluß fliesset aus §. VIII. Das dritte Stück der Rede bey §. IX. Hierauf folget nun das fünfte §. X. Dieses ist der richtige Wort-Ver- von
des erſten Briefs an die Corinthier. [Spaltenumbruch]
klar iſt, daß dieſer Schluß gemachet wird gegender Juden ihre boͤſe Weiſe mit den Eheſcheidun- gen. Denn durch dieſe geſchahe es, daß, da der Mann mit ſeinem Weibe nur ein Fleiſch ſeyn und bleiben ſolte, ſo wol der Mann mit einem andern Weibe, als auch das Weib mit einem andern Manne, ein Fleiſch wurde, und alſo das vorige und rechtmaͤßige ein Fleiſch nicht mehr ein Fleiſch bliebe, ſondern zwey Fleiſch wurde, nem- lich ein iedes Theil mit einem andern. Die- ſem Ubel ſetzet der Heyland mit einer richtigen illation dieſe Worte entgegen, und ſpricht: ſo ſind ſie nun (nemlich von rechts wegen, oder Vermoͤge des Natur-Rechts vom Ehe-Stande) nicht mehr zwey, ſondern ein Fleiſch. §. VII. Der andere Schluß flieſſet aus §. VIII. Das dritte Stuͤck der Rede bey §. IX. Hierauf folget nun das fuͤnfte §. X. Dieſes iſt der richtige Wort-Ver- von
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0251" n="223"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">des erſten Briefs an die Corinthier.</hi></fw><lb/><cb/> klar iſt, daß dieſer Schluß gemachet wird gegen<lb/> der Juden ihre boͤſe Weiſe mit den Eheſcheidun-<lb/> gen. Denn durch dieſe geſchahe es, daß, da der<lb/> Mann mit ſeinem Weibe nur <hi rendition="#fr">ein Fleiſch</hi> ſeyn<lb/> und bleiben ſolte, ſo wol der Mann mit einem<lb/> andern Weibe, als auch das Weib mit einem<lb/> andern Manne, ein Fleiſch wurde, und alſo das<lb/> vorige und rechtmaͤßige ein Fleiſch nicht mehr ein<lb/> Fleiſch bliebe, ſondern zwey Fleiſch wurde, nem-<lb/> lich ein iedes Theil mit einem andern. Die-<lb/> ſem Ubel ſetzet der Heyland mit einer richtigen<lb/><hi rendition="#aq">illation</hi> dieſe Worte entgegen, und ſpricht: <hi rendition="#fr">ſo<lb/> ſind ſie nun</hi> (nemlich von rechts wegen, oder<lb/> Vermoͤge des Natur-Rechts vom Ehe-Stande)<lb/><hi rendition="#fr">nicht mehr zwey, ſondern ein Fleiſch.</hi></p><lb/> <p>§. <hi rendition="#aq">VII.</hi> Der andere Schluß flieſſet aus<lb/> dem erſten, wie auch aus den vorhergehenden<lb/> Worten, und heißt: <hi rendition="#fr">Was nun GOTT zu-<lb/> ſammen gefuͤget hat, das ſoll der Menſch<lb/> nicht ſcheiden.</hi> Hier finden wir einen den juͤ-<lb/> diſchen Ehe-Scheidungen ausdruͤcklich entgegen<lb/> geſetzten Ausſpruch, und denn deſſelben <hi rendition="#aq">ration,</hi><lb/> oder Grund. Der <hi rendition="#fr">Ausſpruch,</hi> oder <hi rendition="#fr">Befehl<lb/> iſt:</hi> der Menſch ſoll das ehelich zuſammengefuͤg-<lb/> te nicht ſcheiden; und alſo ſoll es weder die Obrig-<lb/> keit, noch einer fuͤr ſich ſelbſt, thun. Die <hi rendition="#aq">ratio</hi><lb/> iſt, weil GOTT die Ehe-Leute zuſammen gefuͤ-<lb/> get hat, oder weil das eheliche Band von GOtt<lb/> ſelbſt unzertrennlich gemacht iſt: da denn dieſe<lb/> Zuſammenfuͤgung iſt eine unmittelbare und mit-<lb/> telbare. Die <hi rendition="#fr">unmittelbare,</hi> und dabey gantz<lb/> auſſerordentliche geſchahe in den Perſonen A-<lb/> dams und ſeiner aus ſeiner <hi rendition="#aq">Subſtan</hi>tz erbaueten<lb/> Eva. Die <hi rendition="#fr">mittelbare</hi> und ordentliche beſtehet<lb/> darinnen, und geſchiehet, wenn zwo zum Ehe-<lb/> Stand tuͤchtige Perſonen erkennen, GOTT<lb/> ſelbſt habe den Ehe-Stand verordnet, und es ſey<lb/> ſeinem Willen gemaͤß, daß ſie ſich darein begeben,<lb/> und dannenhero unter einander dieſen Ehe-Bund<lb/> machen, daß ſie beyderſeits wollen Vater und<lb/> Mutter, nach dem oben gezeigten Verſtande,<lb/> verlaſſen, gehuͤlflich, d. i. haͤuslich und ehelich,<lb/> an einander hangen, und zur Fortpflantzung ih-<lb/> res Geſchlechts ein Fleiſch werden. Weil nun<lb/> dieſer Ehe-Bund vermoͤge goͤttlicher Einſetzung<lb/> aufgerichtet wird, oder doch von Rechts wegen<lb/> aufgerichtet werden ſoll von allen; ſo wird die<lb/> Zuſammenfuͤgung billig GOTT zugeſchrieben,<lb/> auch damit ſeine beſondere <hi rendition="#aq">Providen</hi>tz uͤber den<lb/> Ehe-Stand zu bezeugen. Nun ſolte dieſer Bund<lb/> zwar auf Seiten der Menſchen allezeit mit beſon-<lb/> derer Anrufung GOttes gemacht werden: wo es<lb/> aber nicht geſchiehet, ſo behaͤlt doch GOttes Ord-<lb/> nung an ſich ſelbſt ihre Kraft, ob ſie gleich we-<lb/> der recht erkant, noch in ſeiner Furcht geheiliget<lb/> wird.</p><lb/> <p>§. <hi rendition="#aq">VIII.</hi> Das <hi rendition="#fr">dritte Stuͤck</hi> der Rede bey<lb/> dem Matthaͤo iſt der <hi rendition="#fr">Einwurf</hi> vom Moſaiſchen<lb/> Scheide-Brief, da die Juden ſagten: <hi rendition="#fr">Warum</hi><lb/> (wenn es nach der Einſetzung an dem iſt, daß<lb/> keine menſchliche Ehe-Scheidung unter den nach<lb/> der Einſetzung ſo genau verbundenen Ehe-Leuten<lb/> vorgehen ſoll,) <hi rendition="#fr">hat den Moſes geboten einen<lb/> Scheide-Brief zu geben und ſich von ihr<lb/> zu ſcheiden?</hi> Darauf denn das <hi rendition="#fr">vierte</hi> Stuͤck,<lb/> nemlich die <hi rendition="#fr">Beantwortung</hi> CHriſti folget,<lb/><cb/> worinnen ſich drey <hi rendition="#aq">momenta</hi> finden. Das <hi rendition="#fr">erſte</hi><lb/> von dem, wie Moſes Worte anzuſehen, nemlich<lb/> als eine bloſſe Erlaubniß und <hi rendition="#aq">condeſcenden</hi>tz, ſo<lb/> da um ihres Hertzens Haͤrtigkeit willen geſchehen.<lb/> Das <hi rendition="#fr">andere</hi> von dem, daß es von Anfang, nem-<lb/> lich von der Einſetzung her, und in den darauf er-<lb/> folgten naͤchſten Zeiten, nicht alſo geweſen, und<lb/> alſo auch nicht alſo bleiben koͤnne, ſondern die<lb/> gantze Sache mit dem Ehe-Stande wieder nach<lb/> der erſten Einſetzung zu <hi rendition="#aq">regulir</hi>en ſey. Und da<lb/> unſer Heiland gekommen war, nicht als ein neuer<lb/> Geſetzgeber, ſondenn als der rechte Ausleger des<lb/> Geſetzes; ſo thut er mit voller <hi rendition="#aq">Auctorit</hi>aͤt ſeinen<lb/> Ausſpruch (als das <hi rendition="#fr">dritte</hi> alhier zu <hi rendition="#aq">obſervir</hi>en-<lb/> de <hi rendition="#aq">momentum</hi>) hinzu, und ſetzet ihn dem moſai-<lb/> ſchen, ſo nur in einiger <hi rendition="#aq">condeſcenden</hi>tz und eine<lb/> Zeit lang gegeben war, gerade entgegen, hebet<lb/> die Ehe-Scheidung auſſer dem Fall des Ehe-<lb/> bruchs, als wodurch das Ehe-Band ohne das ge-<lb/> trennet wird, gaͤntzlich auf, und ſpricht: <hi rendition="#fr">Jch<lb/> ſage euch aber, wer ſich von ſeinem Weibe<lb/> ſcheidet, es ſey denn um Hurerey willen,<lb/> und freyet eine andere, der bricht die Ehe,<lb/> und wer die abgeſcheidete freyet, der bricht<lb/> auch die Ehe.</hi> Da man denn gantz deutlich<lb/> ſiehet, daß bey ſolchen Ehe-Scheidungen, wel-<lb/> che auſſer dem <hi rendition="#aq">caſu</hi> des Ehebruchs geſchehen, ſo<lb/> wol der ſcheidende Mann, als die geſchiedene<lb/> Frau, nach wie vor in einem wie vor Menſchen<lb/> unzertrenneten, alſo auch an ſich ſelbſt unter den<lb/> Menſchen billig unzertrennlichen Bande der<lb/> Ehe verbleiben, und daher bey anderwaͤrtiger<lb/> Verheyrathung des wuͤrcklichen Ehebruchs ſchul-<lb/> dig erkant werden.</p><lb/> <p>§. <hi rendition="#aq">IX.</hi> Hierauf folget nun das <hi rendition="#fr">fuͤnfte</hi><lb/> Stuͤck dieſer gantzen Rede, und beſtehet in einem<lb/> von den Juͤngern aus den Worten CHriſti gezo-<lb/> genen <hi rendition="#fr">Schluſſe,</hi> da ſie ſagen: <hi rendition="#fr">Stehet die<lb/> Sache eines Mannes mit ſeinem Weibe al-<lb/> ſo, ſo iſts nicht gut ehelich werden.</hi> Wor-<lb/> aus man klaͤrlich erſiehet, daß CHriſtus ſeine<lb/> vorige gantze Rede nicht anders verſtanden ha-<lb/> ben muͤſſe, als bisher in dieſer <hi rendition="#aq">deduction</hi> gezei-<lb/> get iſt; wie ſie denn auch ohne offenbare Wort-<lb/> Verkehrung unmoͤglich anders verſtanden wer-<lb/> den kan: nemlich unſer Heiland habe durch ſeinen<lb/> Ausſpruch alle menſchliche Ehe-Scheidungen,<lb/> auſſer dem Fall des Ehebruchs, gaͤntzlich aufgeho-<lb/> ben, und das Band der Ehe fuͤr unaufloͤslich er-<lb/> klaͤret. Welches einen denn freylich die aller-<lb/> groͤßte Behutſamkeit lehret, mit welcher man<lb/> den ehelichen Bund mit einer Perſon andern Ge-<lb/> ſchlechts aufrichten ſolle, weil man ſonſt aus ſei-<lb/> ner eigenen Schuld in einer ungluͤcklichen Ehe<lb/> die Zeit ſeines Lebens ſeine <hi rendition="#aq">mortification</hi> haben<lb/> kan. Dieweil es aber in der wenigſten Men-<lb/> ſchen Vermoͤgen ſtehet, ohne Suͤnde und viele<lb/> Verunruhigung beſtaͤndig unverehelicht zu blei-<lb/> ben, ſo iſt endlich <hi rendition="#fr">ſechſtens</hi> der <hi rendition="#fr">Schluß</hi> CHri-<lb/> ſti dieſer: <hi rendition="#fr">Das Wort faſſet nicht iederman,<lb/> ſondern die, denen es gegeben iſt</hi> ꝛc. v. 12.<lb/> 13.</p><lb/> <p>§. <hi rendition="#aq">X.</hi> Dieſes iſt der richtige <hi rendition="#fr">Wort-Ver-<lb/> ſtand</hi> der gantzen Rede CHriſti; wie ein iegli-<lb/> cher auch nach den allgemeinen <hi rendition="#aq">regulis logicis</hi><lb/> und <hi rendition="#aq">hermenevticis</hi> gar wohl erkennen und da-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">von</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [223/0251]
des erſten Briefs an die Corinthier.
klar iſt, daß dieſer Schluß gemachet wird gegen
der Juden ihre boͤſe Weiſe mit den Eheſcheidun-
gen. Denn durch dieſe geſchahe es, daß, da der
Mann mit ſeinem Weibe nur ein Fleiſch ſeyn
und bleiben ſolte, ſo wol der Mann mit einem
andern Weibe, als auch das Weib mit einem
andern Manne, ein Fleiſch wurde, und alſo das
vorige und rechtmaͤßige ein Fleiſch nicht mehr ein
Fleiſch bliebe, ſondern zwey Fleiſch wurde, nem-
lich ein iedes Theil mit einem andern. Die-
ſem Ubel ſetzet der Heyland mit einer richtigen
illation dieſe Worte entgegen, und ſpricht: ſo
ſind ſie nun (nemlich von rechts wegen, oder
Vermoͤge des Natur-Rechts vom Ehe-Stande)
nicht mehr zwey, ſondern ein Fleiſch.
§. VII. Der andere Schluß flieſſet aus
dem erſten, wie auch aus den vorhergehenden
Worten, und heißt: Was nun GOTT zu-
ſammen gefuͤget hat, das ſoll der Menſch
nicht ſcheiden. Hier finden wir einen den juͤ-
diſchen Ehe-Scheidungen ausdruͤcklich entgegen
geſetzten Ausſpruch, und denn deſſelben ration,
oder Grund. Der Ausſpruch, oder Befehl
iſt: der Menſch ſoll das ehelich zuſammengefuͤg-
te nicht ſcheiden; und alſo ſoll es weder die Obrig-
keit, noch einer fuͤr ſich ſelbſt, thun. Die ratio
iſt, weil GOTT die Ehe-Leute zuſammen gefuͤ-
get hat, oder weil das eheliche Band von GOtt
ſelbſt unzertrennlich gemacht iſt: da denn dieſe
Zuſammenfuͤgung iſt eine unmittelbare und mit-
telbare. Die unmittelbare, und dabey gantz
auſſerordentliche geſchahe in den Perſonen A-
dams und ſeiner aus ſeiner Subſtantz erbaueten
Eva. Die mittelbare und ordentliche beſtehet
darinnen, und geſchiehet, wenn zwo zum Ehe-
Stand tuͤchtige Perſonen erkennen, GOTT
ſelbſt habe den Ehe-Stand verordnet, und es ſey
ſeinem Willen gemaͤß, daß ſie ſich darein begeben,
und dannenhero unter einander dieſen Ehe-Bund
machen, daß ſie beyderſeits wollen Vater und
Mutter, nach dem oben gezeigten Verſtande,
verlaſſen, gehuͤlflich, d. i. haͤuslich und ehelich,
an einander hangen, und zur Fortpflantzung ih-
res Geſchlechts ein Fleiſch werden. Weil nun
dieſer Ehe-Bund vermoͤge goͤttlicher Einſetzung
aufgerichtet wird, oder doch von Rechts wegen
aufgerichtet werden ſoll von allen; ſo wird die
Zuſammenfuͤgung billig GOTT zugeſchrieben,
auch damit ſeine beſondere Providentz uͤber den
Ehe-Stand zu bezeugen. Nun ſolte dieſer Bund
zwar auf Seiten der Menſchen allezeit mit beſon-
derer Anrufung GOttes gemacht werden: wo es
aber nicht geſchiehet, ſo behaͤlt doch GOttes Ord-
nung an ſich ſelbſt ihre Kraft, ob ſie gleich we-
der recht erkant, noch in ſeiner Furcht geheiliget
wird.
§. VIII. Das dritte Stuͤck der Rede bey
dem Matthaͤo iſt der Einwurf vom Moſaiſchen
Scheide-Brief, da die Juden ſagten: Warum
(wenn es nach der Einſetzung an dem iſt, daß
keine menſchliche Ehe-Scheidung unter den nach
der Einſetzung ſo genau verbundenen Ehe-Leuten
vorgehen ſoll,) hat den Moſes geboten einen
Scheide-Brief zu geben und ſich von ihr
zu ſcheiden? Darauf denn das vierte Stuͤck,
nemlich die Beantwortung CHriſti folget,
worinnen ſich drey momenta finden. Das erſte
von dem, wie Moſes Worte anzuſehen, nemlich
als eine bloſſe Erlaubniß und condeſcendentz, ſo
da um ihres Hertzens Haͤrtigkeit willen geſchehen.
Das andere von dem, daß es von Anfang, nem-
lich von der Einſetzung her, und in den darauf er-
folgten naͤchſten Zeiten, nicht alſo geweſen, und
alſo auch nicht alſo bleiben koͤnne, ſondern die
gantze Sache mit dem Ehe-Stande wieder nach
der erſten Einſetzung zu reguliren ſey. Und da
unſer Heiland gekommen war, nicht als ein neuer
Geſetzgeber, ſondenn als der rechte Ausleger des
Geſetzes; ſo thut er mit voller Auctoritaͤt ſeinen
Ausſpruch (als das dritte alhier zu obſerviren-
de momentum) hinzu, und ſetzet ihn dem moſai-
ſchen, ſo nur in einiger condeſcendentz und eine
Zeit lang gegeben war, gerade entgegen, hebet
die Ehe-Scheidung auſſer dem Fall des Ehe-
bruchs, als wodurch das Ehe-Band ohne das ge-
trennet wird, gaͤntzlich auf, und ſpricht: Jch
ſage euch aber, wer ſich von ſeinem Weibe
ſcheidet, es ſey denn um Hurerey willen,
und freyet eine andere, der bricht die Ehe,
und wer die abgeſcheidete freyet, der bricht
auch die Ehe. Da man denn gantz deutlich
ſiehet, daß bey ſolchen Ehe-Scheidungen, wel-
che auſſer dem caſu des Ehebruchs geſchehen, ſo
wol der ſcheidende Mann, als die geſchiedene
Frau, nach wie vor in einem wie vor Menſchen
unzertrenneten, alſo auch an ſich ſelbſt unter den
Menſchen billig unzertrennlichen Bande der
Ehe verbleiben, und daher bey anderwaͤrtiger
Verheyrathung des wuͤrcklichen Ehebruchs ſchul-
dig erkant werden.
§. IX. Hierauf folget nun das fuͤnfte
Stuͤck dieſer gantzen Rede, und beſtehet in einem
von den Juͤngern aus den Worten CHriſti gezo-
genen Schluſſe, da ſie ſagen: Stehet die
Sache eines Mannes mit ſeinem Weibe al-
ſo, ſo iſts nicht gut ehelich werden. Wor-
aus man klaͤrlich erſiehet, daß CHriſtus ſeine
vorige gantze Rede nicht anders verſtanden ha-
ben muͤſſe, als bisher in dieſer deduction gezei-
get iſt; wie ſie denn auch ohne offenbare Wort-
Verkehrung unmoͤglich anders verſtanden wer-
den kan: nemlich unſer Heiland habe durch ſeinen
Ausſpruch alle menſchliche Ehe-Scheidungen,
auſſer dem Fall des Ehebruchs, gaͤntzlich aufgeho-
ben, und das Band der Ehe fuͤr unaufloͤslich er-
klaͤret. Welches einen denn freylich die aller-
groͤßte Behutſamkeit lehret, mit welcher man
den ehelichen Bund mit einer Perſon andern Ge-
ſchlechts aufrichten ſolle, weil man ſonſt aus ſei-
ner eigenen Schuld in einer ungluͤcklichen Ehe
die Zeit ſeines Lebens ſeine mortification haben
kan. Dieweil es aber in der wenigſten Men-
ſchen Vermoͤgen ſtehet, ohne Suͤnde und viele
Verunruhigung beſtaͤndig unverehelicht zu blei-
ben, ſo iſt endlich ſechſtens der Schluß CHri-
ſti dieſer: Das Wort faſſet nicht iederman,
ſondern die, denen es gegeben iſt ꝛc. v. 12.
13.
§. X. Dieſes iſt der richtige Wort-Ver-
ſtand der gantzen Rede CHriſti; wie ein iegli-
cher auch nach den allgemeinen regulis logicis
und hermenevticis gar wohl erkennen und da-
von
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |