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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Einleitung in das siebente Capitel
[Spaltenumbruch] Worts porneia seiner Meinung zu helfen, den
so klaren Ort 1 Cor. 5, 1. p. 358. seqq. verkehret,
das solte auch fast ein Kind beurtheilen. Wie
ungewiß er doch auch hiebey in seiner eigenen
Meinung gewesen, zeiget er selbst deutlich genug
dämit an, wenn er seine observationes über be-
sagten Ort also anhebet: CERTE nec alio FOR-
SAN significatu vsus est porneias voce Paulus ad
Cor. V, 1. seqq. &c.

§. XV. Da es nun so gar schlecht um die
Auctorität und Schreib-Art Seldeni stehet; so
hat man sich billig zu verwundern, wie es müg-
lich gewesen, daß ihm manche sonst kluge und
verständige Männer so blindlings haben folgen
und nachsprechen können. Und scheinet wol,
daß die wenigstens den Seldenum selbst recht
nachgelesen, und ihn in seinen Aussprüchen, oder
conjecturis, theils auch fictionibus Rabbinicis, ge-
prüfet haben.

§. XVI. Es gilt auch keines weges die ex-
ception,
die iemand wider den Ort Matth. 19,
5. 6. machet, wenn er spricht: Unser Heiland
rede nur von einer glücklichen und ver-
gnügten Ehe; nicht aber von einer unver-
gnügten u. unfriedlichen: sintemal GOtt,
als ein Urheber der Liebe und des Friedes,
solche Eheleute nicht könne zusammen ge-
füget haben.
Denn 1) ist die von CHristo
aus der ersten Einsetzung wiederholte Ehe-Regel
gantz allgemein, wie oben erwiesen: auch 2)
hatte es CHristus mit einer Nation zu thun, bey
welcher die fausta sanctissimo & arctissimo amore
[Spaltenumbruch] conflata
(wie iemand von den faustis conjugiis
spricht) societas conjugalis gar rar war, und also
diese nicht allein pro rata & indissolubili kan ge-
halten haben: Und dazu 3) bey solchen faustis
conjugiis
dem divortio temerario das to anthro-
pos me khorizeto, soll kein Mensch schei-
den,
nicht hätte entgegen setzen dürfen; sinte-
mal Eheleute, welche in einer solchen conjun-
ction
stehen, ohne das auf keine Scheidung den-
cken werden. Und gleichwie der vorgegebene
sensus sich auch 4) mit dem folgenden Context
keines weges reimet, und sich am allerwenigsten
zu der aus der gantzen Rede CHristi gemachten
conclusion der Jünger schicket; als welche bey
demselben ja keines weges hätten sagen dürfen,
daß es nicht gut sey, ehelich werden: so gewinnet
man, wie bereits oben erwiesen ist, nichts mit
einer solchen viel zu engen explication der Worte
CHristi: Was GOTT zusammen gefüget
hat, soll der Mensch nicht scheiden.
Und
ist GOtt gleich nicht ein Urheber des Hasses und
der Uneinigkeit im Ehe-Stande, so ist er doch
der Urheber des Ehe-Standes, der das Gesetz
von der indissolubilität wider die unrechtmäßigen
Ehe-Scheidungen so gegeben hat.

Not. Die vorläuftige Erläuterung der hieher
gehörigen Oerter Eph. 5, 22. u. f. 2 Tim.
2, 2. 12. sehe der Leser ausser ihren ordent-
lichen Stellen zum Beschluß der Anmer-
ckungen über den zweyten Vers des sieben-
ten Capitels an die Corinthier n. 14.
und 15.
Die Zerlegung des siebenten Capitels
in zehen Sätzen.
[Spaltenumbruch]

ERster Satz oder Proposition: Um
der Hurerey willen
(dieselbe
zu vermeiden) habe ein iegli-
cher
ten eautou~ gunaika, sein ei-
gen Weib, und eine iegliche
habe
ton idion andra, ihren eigenen Mann.
Von dieser dem ehelichen Sinne nach eigen-
thümlichen Besitzung und gantz gleichem Rechte
der Eheleute unter einander kömmt der Apostel

Propositione II. auf die daher entstehende
gemeinschaftliche, und nicht weniger gantz gleiche
Pflicht-Leistung, oder cohabitation in der Ehe,
und spricht v. 3. Der Mann leiste dem Wei-
be die schuldige Freundschaft, desselben
gleichen auch das Weib dem Manne.
Und
da er durch die zu leistende schuldige Freundschaft
eigentlich auf die eheliche Beywohnung gesehen,
so zeiget er ausser dem bereits in der ersten Pro-
position
liegenden Grunde, davon

Propos. III. einen neuen Grund, und erläu-
tert damit den ersten, wenn er einem ieden Ehe-
gatten gleiches Recht und Macht über des andern
Leib giebt, sich denselben zur ehelichen Beywoh-
nung zu vindiciren, und v. 4. spricht: Das
Weib ist ihres Leibes nicht mächtig, son-
dern der Mann; desselben gleichen der
Mann ist seines Leibes nicht mächtig, son-
[Spaltenumbruch] dern das Weib.
Und zur mehreren Erläute-
rung dieser in Thesi gesetzten dritten Proposition,
bringet er sie

Propos. IV. zur application auf die Corin-
thier, und spricht v. 5: Entziehe sich nicht
eines dem andern, es sey denn aus beyder
Bewilligung eine Zeitlang etc.
Und weil die
Entziehung unter den Corinthiern schiene bey
einigen pur auf eine vorsetzliche Verlassung auf
Seiten des Weibes, und auf eine Ehe-Schei-
dung auf Seiten des Mannes hinaus zu laufen;
so thut er dagegen

Propos. V. v. 10. 11. diesen gedoppelten
Ausspruch: Den Ehelichen gebietet der
HERR, daß das Weib sich nicht scheide
von dem Manne; so sie sich aber scheidet,
daß sie ohne Ehe bleibe, oder sich mit dem
Manne versöhne: und daß der Mann das
Weib nicht von sich lasse.
Was das Weib
betrift, so setzet zwar der Apostel nach dem Ver-
bot der Scheidung oder desertion, den casum
derselben, und wie nach demselben es mit dem
Weibe gehalten werden solte. Aber er giebt
ihr keines weges das Recht zur separation. son-
dern auf dem Fall, wenn es ja geschehen solte, so
zeiget er nur an, daß sie, der desertion unerach-
tet, dennoch im ehelichen Bande mit ihrem

Manne

Einleitung in das ſiebente Capitel
[Spaltenumbruch] Worts πορνεία ſeiner Meinung zu helfen, den
ſo klaren Ort 1 Cor. 5, 1. p. 358. ſeqq. verkehret,
das ſolte auch faſt ein Kind beurtheilen. Wie
ungewiß er doch auch hiebey in ſeiner eigenen
Meinung geweſen, zeiget er ſelbſt deutlich genug
daͤmit an, wenn er ſeine obſervationes uͤber be-
ſagten Ort alſo anhebet: CERTE nec alio FOR-
SAN ſignificatu vſus eſt πορνείας voce Paulus ad
Cor. V, 1. ſeqq. &c.

§. XV. Da es nun ſo gar ſchlecht um die
Auctoritaͤt und Schreib-Art Seldeni ſtehet; ſo
hat man ſich billig zu verwundern, wie es muͤg-
lich geweſen, daß ihm manche ſonſt kluge und
verſtaͤndige Maͤnner ſo blindlings haben folgen
und nachſprechen koͤnnen. Und ſcheinet wol,
daß die wenigſtens den Seldenum ſelbſt recht
nachgeleſen, und ihn in ſeinen Ausſpruͤchen, oder
conjecturis, theils auch fictionibus Rabbinicis, ge-
pruͤfet haben.

§. XVI. Es gilt auch keines weges die ex-
ception,
die iemand wider den Ort Matth. 19,
5. 6. machet, wenn er ſpricht: Unſer Heiland
rede nur von einer gluͤcklichen und ver-
gnuͤgten Ehe; nicht aber von einer unver-
gnuͤgten u. unfriedlichen: ſintemal GOtt,
als ein Urheber der Liebe und des Friedes,
ſolche Eheleute nicht koͤnne zuſammen ge-
fuͤget haben.
Denn 1) iſt die von CHriſto
aus der erſten Einſetzung wiederholte Ehe-Regel
gantz allgemein, wie oben erwieſen: auch 2)
hatte es CHriſtus mit einer Nation zu thun, bey
welcher die fauſta ſanctiſſimo & arctiſſimo amore
[Spaltenumbruch] conflata
(wie iemand von den fauſtis conjugiis
ſpricht) ſocietas conjugalis gar rar war, und alſo
dieſe nicht allein pro rata & indiſſolubili kan ge-
halten haben: Und dazu 3) bey ſolchen fauſtis
conjugiis
dem divortio temerario das τὸ ἄνϑρω-
πος μὴ χωριζέτω, ſoll kein Menſch ſchei-
den,
nicht haͤtte entgegen ſetzen duͤrfen; ſinte-
mal Eheleute, welche in einer ſolchen conjun-
ction
ſtehen, ohne das auf keine Scheidung den-
cken werden. Und gleichwie der vorgegebene
ſenſus ſich auch 4) mit dem folgenden Context
keines weges reimet, und ſich am allerwenigſten
zu der aus der gantzen Rede CHriſti gemachten
concluſion der Juͤnger ſchicket; als welche bey
demſelben ja keines weges haͤtten ſagen duͤrfen,
daß es nicht gut ſey, ehelich werden: ſo gewinnet
man, wie bereits oben erwieſen iſt, nichts mit
einer ſolchen viel zu engen explication der Worte
CHriſti: Was GOTT zuſammen gefuͤget
hat, ſoll der Menſch nicht ſcheiden.
Und
iſt GOtt gleich nicht ein Urheber des Haſſes und
der Uneinigkeit im Ehe-Stande, ſo iſt er doch
der Urheber des Ehe-Standes, der das Geſetz
von der indiſſolubilitaͤt wider die unrechtmaͤßigen
Ehe-Scheidungen ſo gegeben hat.

Not. Die vorlaͤuftige Erlaͤuterung der hieher
gehoͤrigen Oerter Eph. 5, 22. u. f. 2 Tim.
2, 2. 12. ſehe der Leſer auſſer ihren ordent-
lichen Stellen zum Beſchluß der Anmer-
ckungen uͤber den zweyten Vers des ſieben-
ten Capitels an die Corinthier n. 14.
und 15.
Die Zerlegung des ſiebenten Capitels
in zehen Saͤtzen.
[Spaltenumbruch]

ERſter Satz oder Propoſition: Um
der Hurerey willen
(dieſelbe
zu vermeiden) habe ein iegli-
cher
τὴν ἑαυτου῀ γυναῖκα, ſein ei-
gen Weib, und eine iegliche
habe
τὸν ἴδιον ἄνδρα, ihren eigenen Mann.
Von dieſer dem ehelichen Sinne nach eigen-
thuͤmlichen Beſitzung und gantz gleichem Rechte
der Eheleute unter einander koͤmmt der Apoſtel

Propoſitione II. auf die daher entſtehende
gemeinſchaftliche, und nicht weniger gantz gleiche
Pflicht-Leiſtung, oder cohabitation in der Ehe,
und ſpricht v. 3. Der Mann leiſte dem Wei-
be die ſchuldige Freundſchaft, deſſelben
gleichen auch das Weib dem Manne.
Und
da er durch die zu leiſtende ſchuldige Freundſchaft
eigentlich auf die eheliche Beywohnung geſehen,
ſo zeiget er auſſer dem bereits in der erſten Pro-
poſition
liegenden Grunde, davon

Propoſ. III. einen neuen Grund, und erlaͤu-
tert damit den erſten, wenn er einem ieden Ehe-
gatten gleiches Recht und Macht uͤber des andern
Leib giebt, ſich denſelben zur ehelichen Beywoh-
nung zu vindiciren, und v. 4. ſpricht: Das
Weib iſt ihres Leibes nicht maͤchtig, ſon-
dern der Mann; deſſelben gleichen der
Mann iſt ſeines Leibes nicht maͤchtig, ſon-
[Spaltenumbruch] dern das Weib.
Und zur mehreren Erlaͤute-
rung dieſer in Theſi geſetzten dritten Propoſition,
bringet er ſie

Propoſ. IV. zur application auf die Corin-
thier, und ſpricht v. 5: Entziehe ſich nicht
eines dem andern, es ſey denn aus beyder
Bewilligung eine Zeitlang ꝛc.
Und weil die
Entziehung unter den Corinthiern ſchiene bey
einigen pur auf eine vorſetzliche Verlaſſung auf
Seiten des Weibes, und auf eine Ehe-Schei-
dung auf Seiten des Mannes hinaus zu laufen;
ſo thut er dagegen

Propoſ. V. v. 10. 11. dieſen gedoppelten
Ausſpruch: Den Ehelichen gebietet der
HERR, daß das Weib ſich nicht ſcheide
von dem Manne; ſo ſie ſich aber ſcheidet,
daß ſie ohne Ehe bleibe, oder ſich mit dem
Manne verſoͤhne: und daß der Mann das
Weib nicht von ſich laſſe.
Was das Weib
betrift, ſo ſetzet zwar der Apoſtel nach dem Ver-
bot der Scheidung oder deſertion, den caſum
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Weibe gehalten werden ſolte. Aber er giebt
ihr keines weges das Recht zur ſeparation. ſon-
dern auf dem Fall, wenn es ja geſchehen ſolte, ſo
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tet, dennoch im ehelichen Bande mit ihrem

Manne
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[226/0254] Einleitung in das ſiebente Capitel Worts πορνεία ſeiner Meinung zu helfen, den ſo klaren Ort 1 Cor. 5, 1. p. 358. ſeqq. verkehret, das ſolte auch faſt ein Kind beurtheilen. Wie ungewiß er doch auch hiebey in ſeiner eigenen Meinung geweſen, zeiget er ſelbſt deutlich genug daͤmit an, wenn er ſeine obſervationes uͤber be- ſagten Ort alſo anhebet: CERTE nec alio FOR- SAN ſignificatu vſus eſt πορνείας voce Paulus ad Cor. V, 1. ſeqq. &c. §. XV. Da es nun ſo gar ſchlecht um die Auctoritaͤt und Schreib-Art Seldeni ſtehet; ſo hat man ſich billig zu verwundern, wie es muͤg- lich geweſen, daß ihm manche ſonſt kluge und verſtaͤndige Maͤnner ſo blindlings haben folgen und nachſprechen koͤnnen. Und ſcheinet wol, daß die wenigſtens den Seldenum ſelbſt recht nachgeleſen, und ihn in ſeinen Ausſpruͤchen, oder conjecturis, theils auch fictionibus Rabbinicis, ge- pruͤfet haben. §. XVI. Es gilt auch keines weges die ex- ception, die iemand wider den Ort Matth. 19, 5. 6. machet, wenn er ſpricht: Unſer Heiland rede nur von einer gluͤcklichen und ver- gnuͤgten Ehe; nicht aber von einer unver- gnuͤgten u. unfriedlichen: ſintemal GOtt, als ein Urheber der Liebe und des Friedes, ſolche Eheleute nicht koͤnne zuſammen ge- fuͤget haben. Denn 1) iſt die von CHriſto aus der erſten Einſetzung wiederholte Ehe-Regel gantz allgemein, wie oben erwieſen: auch 2) hatte es CHriſtus mit einer Nation zu thun, bey welcher die fauſta ſanctiſſimo & arctiſſimo amore conflata (wie iemand von den fauſtis conjugiis ſpricht) ſocietas conjugalis gar rar war, und alſo dieſe nicht allein pro rata & indiſſolubili kan ge- halten haben: Und dazu 3) bey ſolchen fauſtis conjugiis dem divortio temerario das τὸ ἄνϑρω- πος μὴ χωριζέτω, ſoll kein Menſch ſchei- den, nicht haͤtte entgegen ſetzen duͤrfen; ſinte- mal Eheleute, welche in einer ſolchen conjun- ction ſtehen, ohne das auf keine Scheidung den- cken werden. Und gleichwie der vorgegebene ſenſus ſich auch 4) mit dem folgenden Context keines weges reimet, und ſich am allerwenigſten zu der aus der gantzen Rede CHriſti gemachten concluſion der Juͤnger ſchicket; als welche bey demſelben ja keines weges haͤtten ſagen duͤrfen, daß es nicht gut ſey, ehelich werden: ſo gewinnet man, wie bereits oben erwieſen iſt, nichts mit einer ſolchen viel zu engen explication der Worte CHriſti: Was GOTT zuſammen gefuͤget hat, ſoll der Menſch nicht ſcheiden. Und iſt GOtt gleich nicht ein Urheber des Haſſes und der Uneinigkeit im Ehe-Stande, ſo iſt er doch der Urheber des Ehe-Standes, der das Geſetz von der indiſſolubilitaͤt wider die unrechtmaͤßigen Ehe-Scheidungen ſo gegeben hat. Not. Die vorlaͤuftige Erlaͤuterung der hieher gehoͤrigen Oerter Eph. 5, 22. u. f. 2 Tim. 2, 2. 12. ſehe der Leſer auſſer ihren ordent- lichen Stellen zum Beſchluß der Anmer- ckungen uͤber den zweyten Vers des ſieben- ten Capitels an die Corinthier n. 14. und 15. Die Zerlegung des ſiebenten Capitels in zehen Saͤtzen. ERſter Satz oder Propoſition: Um der Hurerey willen (dieſelbe zu vermeiden) habe ein iegli- cher τὴν ἑαυτου῀ γυναῖκα, ſein ei- gen Weib, und eine iegliche habe τὸν ἴδιον ἄνδρα, ihren eigenen Mann. Von dieſer dem ehelichen Sinne nach eigen- thuͤmlichen Beſitzung und gantz gleichem Rechte der Eheleute unter einander koͤmmt der Apoſtel Propoſitione II. auf die daher entſtehende gemeinſchaftliche, und nicht weniger gantz gleiche Pflicht-Leiſtung, oder cohabitation in der Ehe, und ſpricht v. 3. Der Mann leiſte dem Wei- be die ſchuldige Freundſchaft, deſſelben gleichen auch das Weib dem Manne. Und da er durch die zu leiſtende ſchuldige Freundſchaft eigentlich auf die eheliche Beywohnung geſehen, ſo zeiget er auſſer dem bereits in der erſten Pro- poſition liegenden Grunde, davon Propoſ. III. einen neuen Grund, und erlaͤu- tert damit den erſten, wenn er einem ieden Ehe- gatten gleiches Recht und Macht uͤber des andern Leib giebt, ſich denſelben zur ehelichen Beywoh- nung zu vindiciren, und v. 4. ſpricht: Das Weib iſt ihres Leibes nicht maͤchtig, ſon- dern der Mann; deſſelben gleichen der Mann iſt ſeines Leibes nicht maͤchtig, ſon- dern das Weib. Und zur mehreren Erlaͤute- rung dieſer in Theſi geſetzten dritten Propoſition, bringet er ſie Propoſ. IV. zur application auf die Corin- thier, und ſpricht v. 5: Entziehe ſich nicht eines dem andern, es ſey denn aus beyder Bewilligung eine Zeitlang ꝛc. Und weil die Entziehung unter den Corinthiern ſchiene bey einigen pur auf eine vorſetzliche Verlaſſung auf Seiten des Weibes, und auf eine Ehe-Schei- dung auf Seiten des Mannes hinaus zu laufen; ſo thut er dagegen Propoſ. V. v. 10. 11. dieſen gedoppelten Ausſpruch: Den Ehelichen gebietet der HERR, daß das Weib ſich nicht ſcheide von dem Manne; ſo ſie ſich aber ſcheidet, daß ſie ohne Ehe bleibe, oder ſich mit dem Manne verſoͤhne: und daß der Mann das Weib nicht von ſich laſſe. Was das Weib betrift, ſo ſetzet zwar der Apoſtel nach dem Ver- bot der Scheidung oder deſertion, den caſum derſelben, und wie nach demſelben es mit dem Weibe gehalten werden ſolte. Aber er giebt ihr keines weges das Recht zur ſeparation. ſon- dern auf dem Fall, wenn es ja geſchehen ſolte, ſo zeiget er nur an, daß ſie, der deſertion unerach- tet, dennoch im ehelichen Bande mit ihrem Manne

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/254>, abgerufen am 24.11.2024.