Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Einleitung in das siebente Capitel [Spaltenumbruch]
Worts porneia seiner Meinung zu helfen, denso klaren Ort 1 Cor. 5, 1. p. 358. seqq. verkehret, das solte auch fast ein Kind beurtheilen. Wie ungewiß er doch auch hiebey in seiner eigenen Meinung gewesen, zeiget er selbst deutlich genug dämit an, wenn er seine observationes über be- sagten Ort also anhebet: CERTE nec alio FOR- SAN significatu vsus est porneias voce Paulus ad Cor. V, 1. seqq. &c. §. XV. Da es nun so gar schlecht um die §. XVI. Es gilt auch keines weges die ex- Not. Die vorläuftige Erläuterung der hieher gehörigen Oerter Eph. 5, 22. u. f. 2 Tim. 2, 2. 12. sehe der Leser ausser ihren ordent- lichen Stellen zum Beschluß der Anmer- ckungen über den zweyten Vers des sieben- ten Capitels an die Corinthier n. 14. und 15. Die Zerlegung des siebenten Capitels [Spaltenumbruch]
in zehen Sätzen. ERster Satz oder Proposition: Um Propositione II. auf die daher entstehende Propos. III. einen neuen Grund, und erläu- Propos. IV. zur application auf die Corin- Propos. V. v. 10. 11. diesen gedoppelten Manne
Einleitung in das ſiebente Capitel [Spaltenumbruch]
Worts πορνεία ſeiner Meinung zu helfen, denſo klaren Ort 1 Cor. 5, 1. p. 358. ſeqq. verkehret, das ſolte auch faſt ein Kind beurtheilen. Wie ungewiß er doch auch hiebey in ſeiner eigenen Meinung geweſen, zeiget er ſelbſt deutlich genug daͤmit an, wenn er ſeine obſervationes uͤber be- ſagten Ort alſo anhebet: CERTE nec alio FOR- SAN ſignificatu vſus eſt πορνείας voce Paulus ad Cor. V, 1. ſeqq. &c. §. XV. Da es nun ſo gar ſchlecht um die §. XVI. Es gilt auch keines weges die ex- Not. Die vorlaͤuftige Erlaͤuterung der hieher gehoͤrigen Oerter Eph. 5, 22. u. f. 2 Tim. 2, 2. 12. ſehe der Leſer auſſer ihren ordent- lichen Stellen zum Beſchluß der Anmer- ckungen uͤber den zweyten Vers des ſieben- ten Capitels an die Corinthier n. 14. und 15. Die Zerlegung des ſiebenten Capitels [Spaltenumbruch]
in zehen Saͤtzen. ERſter Satz oder Propoſition: Um Propoſitione II. auf die daher entſtehende Propoſ. III. einen neuen Grund, und erlaͤu- Propoſ. IV. zur application auf die Corin- Propoſ. V. v. 10. 11. dieſen gedoppelten Manne
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Einleitung in das ſiebente Capitel
Worts πορνεία ſeiner Meinung zu helfen, den
ſo klaren Ort 1 Cor. 5, 1. p. 358. ſeqq. verkehret,
das ſolte auch faſt ein Kind beurtheilen. Wie
ungewiß er doch auch hiebey in ſeiner eigenen
Meinung geweſen, zeiget er ſelbſt deutlich genug
daͤmit an, wenn er ſeine obſervationes uͤber be-
ſagten Ort alſo anhebet: CERTE nec alio FOR-
SAN ſignificatu vſus eſt πορνείας voce Paulus ad
Cor. V, 1. ſeqq. &c.
§. XV. Da es nun ſo gar ſchlecht um die
Auctoritaͤt und Schreib-Art Seldeni ſtehet; ſo
hat man ſich billig zu verwundern, wie es muͤg-
lich geweſen, daß ihm manche ſonſt kluge und
verſtaͤndige Maͤnner ſo blindlings haben folgen
und nachſprechen koͤnnen. Und ſcheinet wol,
daß die wenigſtens den Seldenum ſelbſt recht
nachgeleſen, und ihn in ſeinen Ausſpruͤchen, oder
conjecturis, theils auch fictionibus Rabbinicis, ge-
pruͤfet haben.
§. XVI. Es gilt auch keines weges die ex-
ception, die iemand wider den Ort Matth. 19,
5. 6. machet, wenn er ſpricht: Unſer Heiland
rede nur von einer gluͤcklichen und ver-
gnuͤgten Ehe; nicht aber von einer unver-
gnuͤgten u. unfriedlichen: ſintemal GOtt,
als ein Urheber der Liebe und des Friedes,
ſolche Eheleute nicht koͤnne zuſammen ge-
fuͤget haben. Denn 1) iſt die von CHriſto
aus der erſten Einſetzung wiederholte Ehe-Regel
gantz allgemein, wie oben erwieſen: auch 2)
hatte es CHriſtus mit einer Nation zu thun, bey
welcher die fauſta ſanctiſſimo & arctiſſimo amore
conflata (wie iemand von den fauſtis conjugiis
ſpricht) ſocietas conjugalis gar rar war, und alſo
dieſe nicht allein pro rata & indiſſolubili kan ge-
halten haben: Und dazu 3) bey ſolchen fauſtis
conjugiis dem divortio temerario das τὸ ἄνϑρω-
πος μὴ χωριζέτω, ſoll kein Menſch ſchei-
den, nicht haͤtte entgegen ſetzen duͤrfen; ſinte-
mal Eheleute, welche in einer ſolchen conjun-
ction ſtehen, ohne das auf keine Scheidung den-
cken werden. Und gleichwie der vorgegebene
ſenſus ſich auch 4) mit dem folgenden Context
keines weges reimet, und ſich am allerwenigſten
zu der aus der gantzen Rede CHriſti gemachten
concluſion der Juͤnger ſchicket; als welche bey
demſelben ja keines weges haͤtten ſagen duͤrfen,
daß es nicht gut ſey, ehelich werden: ſo gewinnet
man, wie bereits oben erwieſen iſt, nichts mit
einer ſolchen viel zu engen explication der Worte
CHriſti: Was GOTT zuſammen gefuͤget
hat, ſoll der Menſch nicht ſcheiden. Und
iſt GOtt gleich nicht ein Urheber des Haſſes und
der Uneinigkeit im Ehe-Stande, ſo iſt er doch
der Urheber des Ehe-Standes, der das Geſetz
von der indiſſolubilitaͤt wider die unrechtmaͤßigen
Ehe-Scheidungen ſo gegeben hat.
Not. Die vorlaͤuftige Erlaͤuterung der hieher
gehoͤrigen Oerter Eph. 5, 22. u. f. 2 Tim.
2, 2. 12. ſehe der Leſer auſſer ihren ordent-
lichen Stellen zum Beſchluß der Anmer-
ckungen uͤber den zweyten Vers des ſieben-
ten Capitels an die Corinthier n. 14.
und 15.
Die Zerlegung des ſiebenten Capitels
in zehen Saͤtzen.
ERſter Satz oder Propoſition: Um
der Hurerey willen (dieſelbe
zu vermeiden) habe ein iegli-
cher τὴν ἑαυτου῀ γυναῖκα, ſein ei-
gen Weib, und eine iegliche
habe τὸν ἴδιον ἄνδρα, ihren eigenen Mann.
Von dieſer dem ehelichen Sinne nach eigen-
thuͤmlichen Beſitzung und gantz gleichem Rechte
der Eheleute unter einander koͤmmt der Apoſtel
Propoſitione II. auf die daher entſtehende
gemeinſchaftliche, und nicht weniger gantz gleiche
Pflicht-Leiſtung, oder cohabitation in der Ehe,
und ſpricht v. 3. Der Mann leiſte dem Wei-
be die ſchuldige Freundſchaft, deſſelben
gleichen auch das Weib dem Manne. Und
da er durch die zu leiſtende ſchuldige Freundſchaft
eigentlich auf die eheliche Beywohnung geſehen,
ſo zeiget er auſſer dem bereits in der erſten Pro-
poſition liegenden Grunde, davon
Propoſ. III. einen neuen Grund, und erlaͤu-
tert damit den erſten, wenn er einem ieden Ehe-
gatten gleiches Recht und Macht uͤber des andern
Leib giebt, ſich denſelben zur ehelichen Beywoh-
nung zu vindiciren, und v. 4. ſpricht: Das
Weib iſt ihres Leibes nicht maͤchtig, ſon-
dern der Mann; deſſelben gleichen der
Mann iſt ſeines Leibes nicht maͤchtig, ſon-
dern das Weib. Und zur mehreren Erlaͤute-
rung dieſer in Theſi geſetzten dritten Propoſition,
bringet er ſie
Propoſ. IV. zur application auf die Corin-
thier, und ſpricht v. 5: Entziehe ſich nicht
eines dem andern, es ſey denn aus beyder
Bewilligung eine Zeitlang ꝛc. Und weil die
Entziehung unter den Corinthiern ſchiene bey
einigen pur auf eine vorſetzliche Verlaſſung auf
Seiten des Weibes, und auf eine Ehe-Schei-
dung auf Seiten des Mannes hinaus zu laufen;
ſo thut er dagegen
Propoſ. V. v. 10. 11. dieſen gedoppelten
Ausſpruch: Den Ehelichen gebietet der
HERR, daß das Weib ſich nicht ſcheide
von dem Manne; ſo ſie ſich aber ſcheidet,
daß ſie ohne Ehe bleibe, oder ſich mit dem
Manne verſoͤhne: und daß der Mann das
Weib nicht von ſich laſſe. Was das Weib
betrift, ſo ſetzet zwar der Apoſtel nach dem Ver-
bot der Scheidung oder deſertion, den caſum
derſelben, und wie nach demſelben es mit dem
Weibe gehalten werden ſolte. Aber er giebt
ihr keines weges das Recht zur ſeparation. ſon-
dern auf dem Fall, wenn es ja geſchehen ſolte, ſo
zeiget er nur an, daß ſie, der deſertion unerach-
tet, dennoch im ehelichen Bande mit ihrem
Manne
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