Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Cap. 7, v. 15-17. an die Corinthier. [Spaltenumbruch]
Nun aber sind sie heilig (wegen des durchden Christlichen Vater, oder durch die Christli- che Mutter eröffneten Zugangs zur Gemeinschaft am Gnaden-Bunde: wie denn auch zu vermu- then ist, daß, ob gleich ein Theil von den Ehe- gatten sich noch nicht so gleich zu CHristo beken- net hat, es doch GOTT schon also regieret ha- ben wird, daß solches die Taufe der Kinder und ihre Auferziehung im Christenthum nicht wird verhindert haben.) V. 15. So aber der Ungläubige sich scheidet, V. 16. Was weißt du aber (Gr. denn was Anmerckungen. 1. Daß das selig machen, welches eigent- lich von CHristo dem eintzigen Seligmacher ge- saget wird, Matth. 1, 22. etc. alhier so viel sey, als ein Werckzeug und Mittel seyn zur Selig- keit, zeiget die Sache selbst an. Und gleichwie es in diesem Verstande dem Worte GOttes zu- kömmt; als davon Jacobus c. 1, 21. spricht, daß es unsere Seelen selig machen könne, und dannenhero aufgenommen und in uns gepflantzet werden müsse: also stehet es auch von den Leh- rern, welche das Wort verkündigen. Wie es denn von Timotheo 1 Ep. c. 4. heißt: Wenn du das thust, so wirst du dich selbst selig machen, und die dich hören. Siehe auch unten in dieser Epistel c. 9, 22. Und weil das [Spaltenumbruch] Wort GOttes gleiche Kraft hat, es mag öffent- lich, oder daheim, von einem öffentlichen Lehrer, oder auch im häuslichen Umgange von einem an- dern Christen vorgetragen werden; so wird auch diesem in solchem Verstande das seligmachen zugeschrieben. Dabey man conferiren kan Jac. 5, 20. Wenn aber Petrus Epist. 1. c. 3, 1. die Gewinnung eines heidnischen Ehemannes dem gottseligen Wandel einer Christlichen Ehegat- tin ohne Wort zuschreibet, so schliesset er das Wort GOttes nicht gäntzlich aus; sondern er will nur so viel sagen, daß der Ehemann, da er anfangs dasselbe von seinem Ehe-Weibe nicht anhören wollen, durch ihren Wandel aber, der bey ihr eine so grosse und ihme selbst im häusli- chen Wesen und gantzen Umgange so gar sehr gefällige Gemüths-Veränderung anzeiget, einen gar guten und gesegneten Eindruck von der Christlichen Religion bekommen, ihm diese in so weit geschehene Gewinnung eine Gelegenheit seyn lasse, darauf auch mit gehöriger Ehrerbie- tung das Wort GOttes anzuhören. 2. Was Paulus alhier von der Seligma- chung eines heidnischen Ehegatten saget, das gilt auch im Christenthum von der Gewinnung eines zwar auf CHristi Namen getauften, aber doch aus seinem Tauf-Bunde schon vorlängst wieder geschrittenen Mannes oder Weibes: daß nemlich der, so in der Gnade GOttes stehet, sich aufs sorgfältigste bemühe den andern zu ge- winnen, und zu dem Ende seinen Wandel (als auf welchen, da der andere das Wort GOttes auch sonst zu hören und zu lesen Gelegenheit ge- nug hat, es vornehmlich ankömmt) vor, und ge- gen denselben in aller Christlichen Vorsichtigkeit und Lauterkeit zu führen. Und wie gesegnet ist nicht ein Ehegatte dem andern, wenn er ihm gar zur Seligkeit ein Werckzeug wird? 3. Die Frage-Wort: Was weißt du aber? etc. können am füglichsten also verstanden werden, daß der Apostel damit einen Bewe- gungs-Grund anführet, warum der gläubige Theil die von dem ungläubigen vorgenommene Scheidung mit gelassenem und friedsamen Her- tzen könne geschehen lassen: nemlich weil es doch dahin gestanden, ob der ungläubige sich habe würden gewinnen lassen; da denn, wo er bey sei- nem Heidenthum hätte verbleiben würden, es dem gläubigen viele Schwierigkeiten und Hin- dernisse würde in den Weg geleget haben. V. 17. Doch wie einem ieglichen GOTT hat Reli- G g 3
Cap. 7, v. 15-17. an die Corinthier. [Spaltenumbruch]
Nun aber ſind ſie heilig (wegen des durchden Chriſtlichen Vater, oder durch die Chriſtli- che Mutter eroͤffneten Zugangs zur Gemeinſchaft am Gnaden-Bunde: wie denn auch zu vermu- then iſt, daß, ob gleich ein Theil von den Ehe- gatten ſich noch nicht ſo gleich zu CHriſto beken- net hat, es doch GOTT ſchon alſo regieret ha- ben wird, daß ſolches die Taufe der Kinder und ihre Auferziehung im Chriſtenthum nicht wird verhindert haben.) V. 15. So aber der Unglaͤubige ſich ſcheidet, V. 16. Was weißt du aber (Gr. denn was Anmerckungen. 1. Daß das ſelig machen, welches eigent- lich von CHriſto dem eintzigen Seligmacher ge- ſaget wird, Matth. 1, 22. ꝛc. alhier ſo viel ſey, als ein Werckzeug und Mittel ſeyn zur Selig- keit, zeiget die Sache ſelbſt an. Und gleichwie es in dieſem Verſtande dem Worte GOttes zu- koͤmmt; als davon Jacobus c. 1, 21. ſpricht, daß es unſere Seelen ſelig machen koͤnne, und dannenhero aufgenommen und in uns gepflantzet werden muͤſſe: alſo ſtehet es auch von den Leh- rern, welche das Wort verkuͤndigen. Wie es denn von Timotheo 1 Ep. c. 4. heißt: Wenn du das thuſt, ſo wirſt du dich ſelbſt ſelig machen, und die dich hoͤren. Siehe auch unten in dieſer Epiſtel c. 9, 22. Und weil das [Spaltenumbruch] Wort GOttes gleiche Kraft hat, es mag oͤffent- lich, oder daheim, von einem oͤffentlichen Lehrer, oder auch im haͤuslichen Umgange von einem an- dern Chriſten vorgetragen werden; ſo wird auch dieſem in ſolchem Verſtande das ſeligmachen zugeſchrieben. Dabey man conferiren kan Jac. 5, 20. Wenn aber Petrus Epiſt. 1. c. 3, 1. die Gewinnung eines heidniſchen Ehemannes dem gottſeligen Wandel einer Chriſtlichen Ehegat- tin ohne Wort zuſchreibet, ſo ſchlieſſet er das Wort GOttes nicht gaͤntzlich aus; ſondern er will nur ſo viel ſagen, daß der Ehemann, da er anfangs daſſelbe von ſeinem Ehe-Weibe nicht anhoͤren wollen, durch ihren Wandel aber, der bey ihr eine ſo groſſe und ihme ſelbſt im haͤusli- chen Weſen und gantzen Umgange ſo gar ſehr gefaͤllige Gemuͤths-Veraͤnderung anzeiget, einen gar guten und geſegneten Eindruck von der Chriſtlichen Religion bekommen, ihm dieſe in ſo weit geſchehene Gewinnung eine Gelegenheit ſeyn laſſe, darauf auch mit gehoͤriger Ehrerbie- tung das Wort GOttes anzuhoͤren. 2. Was Paulus alhier von der Seligma- chung eines heidniſchen Ehegatten ſaget, das gilt auch im Chriſtenthum von der Gewinnung eines zwar auf CHriſti Namen getauften, aber doch aus ſeinem Tauf-Bunde ſchon vorlaͤngſt wieder geſchrittenen Mannes oder Weibes: daß nemlich der, ſo in der Gnade GOttes ſtehet, ſich aufs ſorgfaͤltigſte bemuͤhe den andern zu ge- winnen, und zu dem Ende ſeinen Wandel (als auf welchen, da der andere das Wort GOttes auch ſonſt zu hoͤren und zu leſen Gelegenheit ge- nug hat, es vornehmlich ankoͤmmt) vor, und ge- gen denſelben in aller Chriſtlichen Vorſichtigkeit und Lauterkeit zu fuͤhren. Und wie geſegnet iſt nicht ein Ehegatte dem andern, wenn er ihm gar zur Seligkeit ein Werckzeug wird? 3. Die Frage-Wort: Was weißt du aber? ꝛc. koͤnnen am fuͤglichſten alſo verſtanden werden, daß der Apoſtel damit einen Bewe- gungs-Grund anfuͤhret, warum der glaͤubige Theil die von dem unglaͤubigen vorgenommene Scheidung mit gelaſſenem und friedſamen Her- tzen koͤnne geſchehen laſſen: nemlich weil es doch dahin geſtanden, ob der unglaͤubige ſich habe wuͤrden gewinnen laſſen; da denn, wo er bey ſei- nem Heidenthum haͤtte verbleiben wuͤrden, es dem glaͤubigen viele Schwierigkeiten und Hin- derniſſe wuͤrde in den Weg geleget haben. V. 17. Doch wie einem ieglichen GOTT hat Reli- G g 3
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Cap. 7, v. 15-17. an die Corinthier.
Nun aber ſind ſie heilig (wegen des durch
den Chriſtlichen Vater, oder durch die Chriſtli-
che Mutter eroͤffneten Zugangs zur Gemeinſchaft
am Gnaden-Bunde: wie denn auch zu vermu-
then iſt, daß, ob gleich ein Theil von den Ehe-
gatten ſich noch nicht ſo gleich zu CHriſto beken-
net hat, es doch GOTT ſchon alſo regieret ha-
ben wird, daß ſolches die Taufe der Kinder und
ihre Auferziehung im Chriſtenthum nicht wird
verhindert haben.)
V. 15.
So aber der Unglaͤubige ſich ſcheidet,
ſo laß ihn ſich ſcheiden: es iſt der Bruder,
oder die Schweſter nicht gefangen in ſol-
chen Faͤllen (der um des Glaubens willen ge-
ſchehenen muthwilligen Verlaſſung, daß, wenn
der den andern und unſchuldigen muthwillig de-
ſerirende Theil zu keinen andern Gedancken zu
bringen iſt, ja wol gar zur andern Ehe ſchreitet;
ſo bleibet der unſchuldige Theil nicht gebunden
an den ehelichen Bund Rom. 6, 2. daß er um
des andern willen nothwendig ohne Ehe bleiben
muͤßte:) Jm Friede aber hat uns GOTT be-
rufen.) (GOtt hat uns im Friede, oder vermoͤ-
ge der durch CHriſtum geſchehenen Verſoͤhnung
berufen, und zwar wie in ſolchem Frieden, alſo
auch zum Frieden, wie zuvorderſt in ihm und mit
ihm, alſo in gehoͤriger Maſſe auch mit andern zu
halten, ja demſelben gegen iederman, und alſo
auch inſonderheit gegen den Ehegatten, nachzu-
jagen. Ob man nun gleich die muthwillige
Scheidung von einem Unglaͤubigen, der ſich durch
das nicht angenommene goͤttliche Geſetz nicht
davon abhalten laͤßt, muß geſchehen laſſen; ſo
hat man doch, weil ſie nur viel Unruhe gebieret,
mit allem Fleiß dahin zu ſehen, daß ſie verhindert
werde; oder daß ſie doch in Liebe und aͤuſſerli-
chem Frieden abgehe, und der glaͤubige Theil ſich
daruͤber nicht aͤngſtige, ſondern zu Frieden
gebe.)
V. 16.
Was weißt du aber (Gr. denn was
weiſſeſt du) Weib, ob du den Mann werdeſt
ſelig machen (eine Gelegenheit, ja auch ein
Werckzeug zu ſeiner Bekehrung und Seligkeit
ſeyn?) Oder du Mann, was weiſſeſt du,
ob du das Weib werdeſt ſelig machen?
Anmerckungen.
1. Daß das ſelig machen, welches eigent-
lich von CHriſto dem eintzigen Seligmacher ge-
ſaget wird, Matth. 1, 22. ꝛc. alhier ſo viel ſey,
als ein Werckzeug und Mittel ſeyn zur Selig-
keit, zeiget die Sache ſelbſt an. Und gleichwie
es in dieſem Verſtande dem Worte GOttes zu-
koͤmmt; als davon Jacobus c. 1, 21. ſpricht, daß
es unſere Seelen ſelig machen koͤnne, und
dannenhero aufgenommen und in uns gepflantzet
werden muͤſſe: alſo ſtehet es auch von den Leh-
rern, welche das Wort verkuͤndigen. Wie es
denn von Timotheo 1 Ep. c. 4. heißt: Wenn
du das thuſt, ſo wirſt du dich ſelbſt ſelig
machen, und die dich hoͤren. Siehe auch
unten in dieſer Epiſtel c. 9, 22. Und weil das
Wort GOttes gleiche Kraft hat, es mag oͤffent-
lich, oder daheim, von einem oͤffentlichen Lehrer,
oder auch im haͤuslichen Umgange von einem an-
dern Chriſten vorgetragen werden; ſo wird auch
dieſem in ſolchem Verſtande das ſeligmachen
zugeſchrieben. Dabey man conferiren kan Jac.
5, 20. Wenn aber Petrus Epiſt. 1. c. 3, 1. die
Gewinnung eines heidniſchen Ehemannes dem
gottſeligen Wandel einer Chriſtlichen Ehegat-
tin ohne Wort zuſchreibet, ſo ſchlieſſet er das
Wort GOttes nicht gaͤntzlich aus; ſondern er
will nur ſo viel ſagen, daß der Ehemann, da er
anfangs daſſelbe von ſeinem Ehe-Weibe nicht
anhoͤren wollen, durch ihren Wandel aber, der
bey ihr eine ſo groſſe und ihme ſelbſt im haͤusli-
chen Weſen und gantzen Umgange ſo gar ſehr
gefaͤllige Gemuͤths-Veraͤnderung anzeiget, einen
gar guten und geſegneten Eindruck von der
Chriſtlichen Religion bekommen, ihm dieſe in ſo
weit geſchehene Gewinnung eine Gelegenheit
ſeyn laſſe, darauf auch mit gehoͤriger Ehrerbie-
tung das Wort GOttes anzuhoͤren.
2. Was Paulus alhier von der Seligma-
chung eines heidniſchen Ehegatten ſaget, das
gilt auch im Chriſtenthum von der Gewinnung
eines zwar auf CHriſti Namen getauften, aber
doch aus ſeinem Tauf-Bunde ſchon vorlaͤngſt
wieder geſchrittenen Mannes oder Weibes:
daß nemlich der, ſo in der Gnade GOttes ſtehet,
ſich aufs ſorgfaͤltigſte bemuͤhe den andern zu ge-
winnen, und zu dem Ende ſeinen Wandel (als
auf welchen, da der andere das Wort GOttes
auch ſonſt zu hoͤren und zu leſen Gelegenheit ge-
nug hat, es vornehmlich ankoͤmmt) vor, und ge-
gen denſelben in aller Chriſtlichen Vorſichtigkeit
und Lauterkeit zu fuͤhren. Und wie geſegnet iſt
nicht ein Ehegatte dem andern, wenn er ihm gar
zur Seligkeit ein Werckzeug wird?
3. Die Frage-Wort: Was weißt du
aber? ꝛc. koͤnnen am fuͤglichſten alſo verſtanden
werden, daß der Apoſtel damit einen Bewe-
gungs-Grund anfuͤhret, warum der glaͤubige
Theil die von dem unglaͤubigen vorgenommene
Scheidung mit gelaſſenem und friedſamen Her-
tzen koͤnne geſchehen laſſen: nemlich weil es doch
dahin geſtanden, ob der unglaͤubige ſich habe
wuͤrden gewinnen laſſen; da denn, wo er bey ſei-
nem Heidenthum haͤtte verbleiben wuͤrden, es
dem glaͤubigen viele Schwierigkeiten und Hin-
derniſſe wuͤrde in den Weg geleget haben.
V. 17.
Doch wie einem ieglichen GOTT hat
ausgetheilet (oder die Gnade wiederfahren
laſſen:) ein ieglicher, wie ihn der HERR
berufen hat, alſo wandele er: (er bleibe in
dem aͤuſſerlichen an ſich ſelbſt nicht ſuͤndlichen
Stande, darinnen er den gnaͤdigen Ruf GOt-
tes zu CHriſto angenommen, und darinnen er
ſein Maaß der Gnade von GOtt empfangen hat;
daß er alſo, wenn er im Eheſtande zum Chriſten-
thum berufen worden, darinnen mit gutem Ge-
wiſſen bleiben kan, ob gleich der andere Ehegatte
noch im heidniſchen Unglauben ſtehen bleibet.)
Und alſo ſchaffe (ordne) ichs in allen Ge-
meinen (und zeige damit, wie daß die Chriſtliche
Reli-
G g 3
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