Erklärung des ersten Briefs Pauli Cap. 7, v. 12-14.
[Spaltenumbruch]
eigenmächtig thun würde, dazu hat er kein Recht.
V. 12.
Den andern (übrigen, davon ihr mich im Briefe v. 1. befraget habet, nemlich von sol- chen Eheleuten, davon der eine an Christum war glaubig worden, der andere aber nicht, sondern im Heidenthum stehen blieben) aber sage ich, nicht der HErr (als der davon keinen aus- drücklichen Ausspruch und Befehl gegeben, wohl aber uns Aposteln, und darunter inson- derheit auch mir, es überlassen hat, es zu ent- scheiden, nachdem er uns, und auch mich dazu mit seinem Heiligen Geist, der uns in alle Wahr- heit leitet, gesalbet hat. Siehe v. 25. 40.) So ein Bruder ein ungläubig Weib hat (die er nemlich nicht schon als ein gläubiger Christ in dem Stande ihres Heidenthums ge- nommen, als welches wohl von keinem Christen wird geschehen seyn, sondern die, da er sich zu CHristo bekehret hat, darinnen geblieben ist) und dieselbe lässet es ihr gefallen, bey ihm zu bleiben, der scheide sich nicht von ihr (in der Hoffnung, daß sie noch wol zu gewin- nen ist.)
Anmerckungen.
1. Paulus richtet seine Rede von der Ehe der Religion nach ungleicher Personen an den gläubigen Ehegatten, und zeiget dem an, wie er sich zu verhalten habe. Denn weil er bey dem Ungläubigen noch keine Auctorität und kei- nen Eingang hatte, so konte er demselben auch nichts vorschreiben, sondern er muste es dessel- ben Gefallen anheim gestellet seyn lassen, ob er bey dem Glaubigen in der Ehe bleiben wolle, oder nicht.
2. Was der Apostel von dem unglaubi- gen Theile schreibet, ist wol allein von den Hei- den zu verstehen. Denn gleichwie ein beharr- licher Jude wol keine Christin zum Weibe wür- de behalten haben; zumal, da bey den Juden die Ehescheidung so gemein war, auch nicht zu vermuthen ist, daß ein jüdisches Weib bey ei- nem Christlichen Ehemanne geblieben seyn würde: so konte auch das Judenthum bey dem Christenthum weniger bestehen, als das Heiden- thum; nemlich in Ansehung des grossen und sehr bittern Widerspruchs, worinnen die Juden vor den Heiden gegen das Christenthum stunden; obgleich sonst das Judenthum in diesem seine Er- füllung hatte. Es würde auch unter solchen Ehe- Leuten die Kinder-Zucht in der Vermahnung zum HErrn nicht statt gefunden haben. Denn ob sie wol auch des Heidnischen Ehegatten we- gen nicht geringe Schwierigkeit gehabt; so wa- ren die Heiden doch denen Christen so aufsätzig nicht, als die Jüden; wurden daher auch, wie bekannt ist, zu Christo viel häufiger und leichter bekehret. Daß auch das apistos eigentlich von den noch unbekehrten Heiden gebrauchet werde, siehet man aus dem vorhergehenden Capitel v. 6. imgleichen c. 10, 27. 14, 22-24. 1 Tim. 5, 8. etc.
[Spaltenumbruch]
V. 13.
Und so ein (christliches) Weib einen ungläubigen Mann hat, und und er läßt es ihm gefallen, bey ihr zu wohnen (in der Ehe und Familie bey ihr zu bleiben, und zeiget also damit an, daß er das Christenthum an sei- nem Weibe wohl tragen könne) die scheide sich nicht von ihm.
Anmerckungen.
Man siehet hieraus, wie ungleich die glei- che Gnaden-Berufung GOttes aufgenommen worden; und wie es bey dem Unterscheid allein darauf ankomme, daß, da die Gnade allen an- gebothen wird, der eine dadurch von der Wider- strebung abläßt, und sie annimmt, der andere aber sie mit Mißbrauch seines freyen Willens (nach welchem er zwar nichts gutes wircken, aber doch dem guten widerstehen kan) nicht an sich kommen lässet.
2. O wie sehr ist es zu bedauren, daß es auch in der Christenheit so viele Eheleute giebet, welche zwar zu einem Christo und Evangelio sich bekennen, aber doch eines theils, wo nicht alle, beyde an der Welt hangen. Da es denn freylich ei- ne Ubung der Geduld und der Liebe giebet. Doch ists besser, wenn ein Theil GOtt ergeben ist, als wenn alle beyde in der herrschenden Eitelkeit des Sinnes so dahin gehen. Wohl aber denen; welche von beyden Seiten in der rechten Ge- meinschaft des Geistes stehen, und dadurch auch ihren ehelichen Umgang heiligen!
3. Daß doch aber ein grosser Unterscheid sey zwischen einem Christlichen und auch der äus- serlichen Bekäntniß nach, noch gantz heydni- schen, und zwischen einem Wiedergebornen und Unwidergebornen Ehegatten, die doch aber bey- de sich zur Christlichen Religion bekennen, ist an sich bekant, und also auf sie nicht zu appliciren, was alhier von jenen gesaget wird.
V. 14.
Denn der ungläubige Mann ist gehei- liget durchs Weib (also, daß die Ehe um des gläubigen Weibes willen GOtt gefällig ist, und also das Weib nicht Ursache hat, ihn seines Un- glaubens willen zu verlassen, in der Meynung, als könte sie mit gutem Gewissen nicht bey ihm bleiben und Kinder mit ihm zeugen) und das unglaubige Weib wird geheiliget durch den Mann (Gr. an dem Manne, wie vorher an dem Weibe) sonst (wo ihr alle beyde Hei- den wäret, so) wären eure Kinder unrein (Heidnische Kinder, ausser der Gemeinschaft der Kirche, und ausser einem solchen Zugange zum Gnaden-Bunde, wie sie an dem Christli- chen Theile der Eltern hatten; wie sie denn auch ausser denselben nur in heydnischen Greueln wür- den erzogen werden: gleichwie es Eph. 2, 12. von den Heiden heißt: Jhr waret ohne Chri- sto, fremde und ausser der Bürgerschaft Jsrael, und fremde von den Testamenten der Verheissung, daher ihr keine Hoffnung hattet, und waret ohne GOtt in der Welt.)
Nun
Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 7, v. 12-14.
[Spaltenumbruch]
eigenmaͤchtig thun wuͤrde, dazu hat er kein Recht.
V. 12.
Den andern (uͤbrigen, davon ihr mich im Briefe v. 1. befraget habet, nemlich von ſol- chen Eheleuten, davon der eine an Chriſtum war glaubig worden, der andere aber nicht, ſondern im Heidenthum ſtehen blieben) aber ſage ich, nicht der HErr (als der davon keinen aus- druͤcklichen Ausſpruch und Befehl gegeben, wohl aber uns Apoſteln, und darunter inſon- derheit auch mir, es uͤberlaſſen hat, es zu ent- ſcheiden, nachdem er uns, und auch mich dazu mit ſeinem Heiligen Geiſt, der uns in alle Wahr- heit leitet, geſalbet hat. Siehe v. 25. 40.) So ein Bruder ein unglaͤubig Weib hat (die er nemlich nicht ſchon als ein glaͤubiger Chriſt in dem Stande ihres Heidenthums ge- nommen, als welches wohl von keinem Chriſten wird geſchehen ſeyn, ſondern die, da er ſich zu CHriſto bekehret hat, darinnen geblieben iſt) und dieſelbe laͤſſet es ihr gefallen, bey ihm zu bleiben, der ſcheide ſich nicht von ihr (in der Hoffnung, daß ſie noch wol zu gewin- nen iſt.)
Anmerckungen.
1. Paulus richtet ſeine Rede von der Ehe der Religion nach ungleicher Perſonen an den glaͤubigen Ehegatten, und zeiget dem an, wie er ſich zu verhalten habe. Denn weil er bey dem Unglaͤubigen noch keine Auctoritaͤt und kei- nen Eingang hatte, ſo konte er demſelben auch nichts vorſchreiben, ſondern er muſte es deſſel- ben Gefallen anheim geſtellet ſeyn laſſen, ob er bey dem Glaubigen in der Ehe bleiben wolle, oder nicht.
2. Was der Apoſtel von dem unglaubi- gen Theile ſchreibet, iſt wol allein von den Hei- den zu verſtehen. Denn gleichwie ein beharr- licher Jude wol keine Chriſtin zum Weibe wuͤr- de behalten haben; zumal, da bey den Juden die Eheſcheidung ſo gemein war, auch nicht zu vermuthen iſt, daß ein juͤdiſches Weib bey ei- nem Chriſtlichen Ehemanne geblieben ſeyn wuͤrde: ſo konte auch das Judenthum bey dem Chriſtenthum weniger beſtehen, als das Heiden- thum; nemlich in Anſehung des groſſen und ſehr bittern Widerſpruchs, worinnen die Juden vor den Heiden gegen das Chriſtenthum ſtunden; obgleich ſonſt das Judenthum in dieſem ſeine Er- fuͤllung hatte. Es wuͤrde auch unter ſolchen Ehe- Leuten die Kinder-Zucht in der Vermahnung zum HErrn nicht ſtatt gefunden haben. Denn ob ſie wol auch des Heidniſchen Ehegatten we- gen nicht geringe Schwierigkeit gehabt; ſo wa- ren die Heiden doch denen Chriſten ſo aufſaͤtzig nicht, als die Juͤden; wurden daher auch, wie bekannt iſt, zu Chriſto viel haͤufiger und leichter bekehret. Daß auch das ἄπιστος eigentlich von den noch unbekehrten Heiden gebrauchet werde, ſiehet man aus dem vorhergehenden Capitel v. 6. imgleichen c. 10, 27. 14, 22-24. 1 Tim. 5, 8. ꝛc.
[Spaltenumbruch]
V. 13.
Und ſo ein (chriſtliches) Weib einen unglaͤubigen Mann hat, und und er laͤßt es ihm gefallen, bey ihr zu wohnen (in der Ehe und Familie bey ihr zu bleiben, und zeiget alſo damit an, daß er das Chriſtenthum an ſei- nem Weibe wohl tragen koͤnne) die ſcheide ſich nicht von ihm.
Anmerckungen.
Man ſiehet hieraus, wie ungleich die glei- che Gnaden-Berufung GOttes aufgenommen worden; und wie es bey dem Unterſcheid allein darauf ankomme, daß, da die Gnade allen an- gebothen wird, der eine dadurch von der Wider- ſtrebung ablaͤßt, und ſie annimmt, der andere aber ſie mit Mißbrauch ſeines freyen Willens (nach welchem er zwar nichts gutes wircken, aber doch dem guten widerſtehen kan) nicht an ſich kommen laͤſſet.
2. O wie ſehr iſt es zu bedauren, daß es auch in der Chriſtenheit ſo viele Eheleute giebet, welche zwar zu einem Chriſto und Evangelio ſich bekennen, aber doch eines theils, wo nicht alle, beyde an der Welt hangen. Da es denn freylich ei- ne Ubung der Geduld und der Liebe giebet. Doch iſts beſſer, wenn ein Theil GOtt ergeben iſt, als wenn alle beyde in der herrſchenden Eitelkeit des Sinnes ſo dahin gehen. Wohl aber denen; welche von beyden Seiten in der rechten Ge- meinſchaft des Geiſtes ſtehen, und dadurch auch ihren ehelichen Umgang heiligen!
3. Daß doch aber ein groſſer Unterſcheid ſey zwiſchen einem Chriſtlichen und auch der aͤuſ- ſerlichen Bekaͤntniß nach, noch gantz heydni- ſchen, und zwiſchen einem Wiedergebornen und Unwidergebornen Ehegatten, die doch aber bey- de ſich zur Chriſtlichen Religion bekennen, iſt an ſich bekant, und alſo auf ſie nicht zu appliciren, was alhier von jenen geſaget wird.
V. 14.
Denn der unglaͤubige Mann iſt gehei- liget durchs Weib (alſo, daß die Ehe um des glaͤubigen Weibes willen GOtt gefaͤllig iſt, und alſo das Weib nicht Urſache hat, ihn ſeines Un- glaubens willen zu verlaſſen, in der Meynung, als koͤnte ſie mit gutem Gewiſſen nicht bey ihm bleiben und Kinder mit ihm zeugen) und das unglaubige Weib wird geheiliget durch den Mann (Gr. an dem Manne, wie vorher an dem Weibe) ſonſt (wo ihr alle beyde Hei- den waͤret, ſo) waͤren eure Kinder unrein (Heidniſche Kinder, auſſer der Gemeinſchaft der Kirche, und auſſer einem ſolchen Zugange zum Gnaden-Bunde, wie ſie an dem Chriſtli- chen Theile der Eltern hatten; wie ſie denn auch auſſer denſelben nur in heydniſchen Greueln wuͤr- den erzogen werden: gleichwie es Eph. 2, 12. von den Heiden heißt: Jhr waret ohne Chri- ſto, fremde und auſſer der Buͤrgerſchaft Jſrael, und fremde von den Teſtamenten der Verheiſſung, daher ihr keine Hoffnung hattet, und waret ohne GOtt in der Welt.)
Nun
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[236/0264]
Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 7, v. 12-14.
eigenmaͤchtig thun wuͤrde, dazu hat er kein
Recht.
V. 12.
Den andern (uͤbrigen, davon ihr mich
im Briefe v. 1. befraget habet, nemlich von ſol-
chen Eheleuten, davon der eine an Chriſtum war
glaubig worden, der andere aber nicht, ſondern
im Heidenthum ſtehen blieben) aber ſage ich,
nicht der HErr (als der davon keinen aus-
druͤcklichen Ausſpruch und Befehl gegeben,
wohl aber uns Apoſteln, und darunter inſon-
derheit auch mir, es uͤberlaſſen hat, es zu ent-
ſcheiden, nachdem er uns, und auch mich dazu
mit ſeinem Heiligen Geiſt, der uns in alle Wahr-
heit leitet, geſalbet hat. Siehe v. 25. 40.)
So ein Bruder ein unglaͤubig Weib hat
(die er nemlich nicht ſchon als ein glaͤubiger
Chriſt in dem Stande ihres Heidenthums ge-
nommen, als welches wohl von keinem Chriſten
wird geſchehen ſeyn, ſondern die, da er ſich zu
CHriſto bekehret hat, darinnen geblieben iſt)
und dieſelbe laͤſſet es ihr gefallen, bey ihm
zu bleiben, der ſcheide ſich nicht von ihr
(in der Hoffnung, daß ſie noch wol zu gewin-
nen iſt.)
Anmerckungen.
1. Paulus richtet ſeine Rede von der Ehe
der Religion nach ungleicher Perſonen an den
glaͤubigen Ehegatten, und zeiget dem an, wie
er ſich zu verhalten habe. Denn weil er bey
dem Unglaͤubigen noch keine Auctoritaͤt und kei-
nen Eingang hatte, ſo konte er demſelben auch
nichts vorſchreiben, ſondern er muſte es deſſel-
ben Gefallen anheim geſtellet ſeyn laſſen, ob er
bey dem Glaubigen in der Ehe bleiben wolle,
oder nicht.
2. Was der Apoſtel von dem unglaubi-
gen Theile ſchreibet, iſt wol allein von den Hei-
den zu verſtehen. Denn gleichwie ein beharr-
licher Jude wol keine Chriſtin zum Weibe wuͤr-
de behalten haben; zumal, da bey den Juden
die Eheſcheidung ſo gemein war, auch nicht zu
vermuthen iſt, daß ein juͤdiſches Weib bey ei-
nem Chriſtlichen Ehemanne geblieben ſeyn
wuͤrde: ſo konte auch das Judenthum bey dem
Chriſtenthum weniger beſtehen, als das Heiden-
thum; nemlich in Anſehung des groſſen und ſehr
bittern Widerſpruchs, worinnen die Juden vor
den Heiden gegen das Chriſtenthum ſtunden;
obgleich ſonſt das Judenthum in dieſem ſeine Er-
fuͤllung hatte. Es wuͤrde auch unter ſolchen Ehe-
Leuten die Kinder-Zucht in der Vermahnung
zum HErrn nicht ſtatt gefunden haben. Denn
ob ſie wol auch des Heidniſchen Ehegatten we-
gen nicht geringe Schwierigkeit gehabt; ſo wa-
ren die Heiden doch denen Chriſten ſo aufſaͤtzig
nicht, als die Juͤden; wurden daher auch, wie
bekannt iſt, zu Chriſto viel haͤufiger und leichter
bekehret. Daß auch das ἄπιστος eigentlich
von den noch unbekehrten Heiden gebrauchet
werde, ſiehet man aus dem vorhergehenden
Capitel v. 6. imgleichen c. 10, 27. 14, 22-24.
1 Tim. 5, 8. ꝛc.
V. 13.
Und ſo ein (chriſtliches) Weib einen
unglaͤubigen Mann hat, und und er laͤßt
es ihm gefallen, bey ihr zu wohnen (in der
Ehe und Familie bey ihr zu bleiben, und zeiget
alſo damit an, daß er das Chriſtenthum an ſei-
nem Weibe wohl tragen koͤnne) die ſcheide
ſich nicht von ihm.
Anmerckungen.
Man ſiehet hieraus, wie ungleich die glei-
che Gnaden-Berufung GOttes aufgenommen
worden; und wie es bey dem Unterſcheid allein
darauf ankomme, daß, da die Gnade allen an-
gebothen wird, der eine dadurch von der Wider-
ſtrebung ablaͤßt, und ſie annimmt, der andere
aber ſie mit Mißbrauch ſeines freyen Willens
(nach welchem er zwar nichts gutes wircken, aber
doch dem guten widerſtehen kan) nicht an ſich
kommen laͤſſet.
2. O wie ſehr iſt es zu bedauren, daß es
auch in der Chriſtenheit ſo viele Eheleute giebet,
welche zwar zu einem Chriſto und Evangelio ſich
bekennen, aber doch eines theils, wo nicht alle,
beyde an der Welt hangen. Da es denn freylich ei-
ne Ubung der Geduld und der Liebe giebet. Doch
iſts beſſer, wenn ein Theil GOtt ergeben iſt,
als wenn alle beyde in der herrſchenden Eitelkeit
des Sinnes ſo dahin gehen. Wohl aber denen;
welche von beyden Seiten in der rechten Ge-
meinſchaft des Geiſtes ſtehen, und dadurch auch
ihren ehelichen Umgang heiligen!
3. Daß doch aber ein groſſer Unterſcheid
ſey zwiſchen einem Chriſtlichen und auch der aͤuſ-
ſerlichen Bekaͤntniß nach, noch gantz heydni-
ſchen, und zwiſchen einem Wiedergebornen und
Unwidergebornen Ehegatten, die doch aber bey-
de ſich zur Chriſtlichen Religion bekennen, iſt an
ſich bekant, und alſo auf ſie nicht zu appliciren,
was alhier von jenen geſaget wird.
V. 14.
Denn der unglaͤubige Mann iſt gehei-
liget durchs Weib (alſo, daß die Ehe um des
glaͤubigen Weibes willen GOtt gefaͤllig iſt, und
alſo das Weib nicht Urſache hat, ihn ſeines Un-
glaubens willen zu verlaſſen, in der Meynung,
als koͤnte ſie mit gutem Gewiſſen nicht bey ihm
bleiben und Kinder mit ihm zeugen) und das
unglaubige Weib wird geheiliget durch
den Mann (Gr. an dem Manne, wie vorher
an dem Weibe) ſonſt (wo ihr alle beyde Hei-
den waͤret, ſo) waͤren eure Kinder unrein
(Heidniſche Kinder, auſſer der Gemeinſchaft
der Kirche, und auſſer einem ſolchen Zugange
zum Gnaden-Bunde, wie ſie an dem Chriſtli-
chen Theile der Eltern hatten; wie ſie denn auch
auſſer denſelben nur in heydniſchen Greueln wuͤr-
den erzogen werden: gleichwie es Eph. 2, 12.
von den Heiden heißt: Jhr waret ohne Chri-
ſto, fremde und auſſer der Buͤrgerſchaft
Jſrael, und fremde von den Teſtamenten
der Verheiſſung, daher ihr keine Hoffnung
hattet, und waret ohne GOtt in der Welt.)
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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/264>, abgerufen am 25.11.2024.
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