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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 8, v. 6. 7. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch] dern es wird alhier füglich genommen von den
falschen Götzen der Heiden; als davon der Apo-
stel vorher redet.
2. Es ist in den Versen 4. 5. 6. der Gegen-
satz wohl zu mercken. Und dieser findet sich erstlich
v. 4. zwischen den nichtigen Götzen und dem eini-
gen wahren GOTT. Und darauf wird er v. 5
und 6 also erläutert, daß v. 5 eine Vorstellung
geschiehet von den falschen Götzen, v. 6 von dem
wahren GOTT. Und da v. 5. die eitlen Götzen
unterschieden waren in so genannte Götter
und Herren,
und durch die Herren Menschen
verstanden worden; so setzet Paulus v. 6. den
Abgöttern den wahren GOTT, den fälsch-
lich vergötterten Menschen den eintzigen GOtt-
Menschen, JEsum CHristum,
als souverai-
nen HErrn seiner Kirche, entgegen.
3. Gleichwie, wenn der Sohn GOttes,
unser einiger HERR genennet wird, dadurch
keines weges der Vater und der Heilige Geist
ausgeschlossen werden, als wenn ihnen mit dem
Sohn, als dem dreyeinigen wahren GOtt, die
souveraine Herrschaft über alles nicht auch zukom-
men solte: also ist auch eben so wenig davon,
wenn der Vater der einige wahre GOtt Joh.
17, 3. genennet wird, der Sohn und der Heilige
Geist ausgeschlossen; da die Ausschliessung mit
dem Gegensatze, nach klarer Anzeige des Con-
text
es nur auf die Creatur gehet.
4. Was alhier von dem Vater stehet, daß
alles gehet eis auton, auf ihn, zu seinen Ehren,
das stehet Col. 1, 16. von dem Sohn, nach dem
Grunde der Einigkeit des Wesens und der wah-
ren ewigen GOttheit des Sohnes.
V. 7.

Es hat aber nicht iederman das Wis-
sen
(wie es nemlich auch v. 1. um die Götzen
und das Götzen-Opfer stehe; daß nemlich der
Götze nichts sey, und in der blossen Einbildung
bestehe; und er daher auch keine Speise, davon
ein Theil zum Opfer angewendet worden, ver-
unreinigen könne:) denn etliche machen ih-
nen noch ein Gewissen über dem Götzen

(als sey er etwas, und gebe einen Einfluß in
die Speise, oder stehe mit derselben in eini-
ger Gemeinschaft. Siehe auch c. 10, 28.)
und essens für Götzen-Opfer, (wissen
also nicht anders, als daß es ihnen sündlich
und verboten sey,) damit wird ihr Gewis-
sen, weil es so schwach ist; beflecket
) sin-
temal sie es mit einem Widerspruch ihres Ge-
wissens thun, da sie sich nach dem Exem-
pel der andern oder Stärckern, die es ohne
Anstoß ihres Gewissens thun können, essen.
Siehe auch Rom. 14, 14. 23.)

Anmerckungen.
1. Das Gewissen ist ein geheimer Rich-
ter-Stuhl GOttes in dem Menschen, wel-
[Spaltenumbruch] cher ihm vorhält das Gesetz GOTTES,
und darinnen seine Schuldigkeit. Und gleich-
wie dasselbe alle Handlungen des Menschen,
die innerlichen in Gedancken, Rath-Schlüs-
sen, Begierden und Affecten, und die äus-
serlichen in Worten, Wercken und Geber-
den, dirigiret: also wird der Mensch, Ver-
möge desselben, in und nach der That ent-
weder angeklaget, verunruhiget und ver-
dammet, oder beruhiget und für unschuldig
gesprochen, nachdem die Handlung mit dem
Gesetze streitet oder überein kömmt, und also
das Gewissen böse, oder gut ist.
2. Was das Auge dem Leibe ist, das
ist das Gewissen der Seele: wie in Anse-
hung der Direction, also also auch in der
Zartheit. Denn gleichwie das Auge nichts
leiden kan, und ihm auch das kleineste Sand-
Körnlein grosse Beschwerungen verursachet:
also kan auch die geringste Abweichung vom
Gesetze GOttes dem Gewissen, wenn es nicht
eingeschläfert ist, grossen Kummer und Unruhe
verursachen.
3. Es soll einem demnach im gantzen Le-
ben nichts mehr angelegen seyn, als ein richti-
ges und gutes Gewissen zu haben und zu be-
wahren.
4. Man darf aber nicht gedencken, als
wenn die Bewahrung eines guten Gewis-
sens bey der menschlichen Unvollkommenheit
nicht Platz fünde. Denn ein anders ist, das
Gesetz GOttes vollkommen erfüllen nach al-
len seinen Stufen in allen Theilen, oder un-
sern Pflichten gegen GOTT, uns selbst und
unsern Nächsten: welches uns unmöglich ist:
ein anders bey dem dem Gesetze zu leistenden
Gehorsam ein gutes Gewissen zu bewahren,
daß man mit Vorsatze nichts Gutes unterlas-
se und nichts Böses thue. Auf welche Art
ein gutes Gewissen bey der noch übrigen vie-
len Schwachheit und Unvollkommenheit der
Gläubigen gar wohl bestehen kan und beste-
hen muß: wie wir denn auch sehen, daß bey
ihnen, unerachtet ihrer Mängel und Gebre-
chen, in der Heiligen Schrift so nachdrück-
lich auf ein gutes Gewissen gedrungen wird.
Man sehe unter andern 1 Tim. 1, 5. und v.
19. da es heißt: daß etliche das gute Ge-
wissen von sich gestossen,
und daher auch
am Glauben Schiffbruch gelitten. Auch
c. 3, 9. daß das Geheimniß des Glaubens im
guten Gewissen zu bewahren sey.
5. Es ist im übrigen alhier wohl zu mer-
cken, daß man auch des Jrrenden Gewis-
sens zu schonen habe: zumal da der Jrrthum
also beschaffen ist, daß er bey den Schwa-
chen einen grossen Schein des Rechten hat.
Denn so lange ein Mensch diß und das für
eine ihme gebotene oder verbotene Sache
hält, und also nach dem Triebe solches sei-
nes Gewissens handelt, so kan und muß man
ihn
K k
Cap. 8, v. 6. 7. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch] dern es wird alhier fuͤglich genommen von den
falſchen Goͤtzen der Heiden; als davon der Apo-
ſtel vorher redet.
2. Es iſt in den Verſen 4. 5. 6. der Gegen-
ſatz wohl zu mercken. Und dieſer findet ſich erſtlich
v. 4. zwiſchen den nichtigen Goͤtzen und dem eini-
gen wahren GOTT. Und darauf wird er v. 5
und 6 alſo erlaͤutert, daß v. 5 eine Vorſtellung
geſchiehet von den falſchen Goͤtzen, v. 6 von dem
wahren GOTT. Und da v. 5. die eitlen Goͤtzen
unterſchieden waren in ſo genannte Goͤtter
und Herren,
und durch die Herren Menſchen
verſtanden worden; ſo ſetzet Paulus v. 6. den
Abgoͤttern den wahren GOTT, den faͤlſch-
lich vergoͤtterten Menſchen den eintzigen GOtt-
Menſchen, JEſum CHriſtum,
als ſouverai-
nen HErrn ſeiner Kirche, entgegen.
3. Gleichwie, wenn der Sohn GOttes,
unſer einiger HERR genennet wird, dadurch
keines weges der Vater und der Heilige Geiſt
ausgeſchloſſen werden, als wenn ihnen mit dem
Sohn, als dem dreyeinigen wahren GOtt, die
ſouveraine Herrſchaft uͤber alles nicht auch zukom-
men ſolte: alſo iſt auch eben ſo wenig davon,
wenn der Vater der einige wahre GOtt Joh.
17, 3. genennet wird, der Sohn und der Heilige
Geiſt ausgeſchloſſen; da die Ausſchlieſſung mit
dem Gegenſatze, nach klarer Anzeige des Con-
text
es nur auf die Creatur gehet.
4. Was alhier von dem Vater ſtehet, daß
alles gehet εἰς ἀυτὸν, auf ihn, zu ſeinen Ehren,
das ſtehet Col. 1, 16. von dem Sohn, nach dem
Grunde der Einigkeit des Weſens und der wah-
ren ewigen GOttheit des Sohnes.
V. 7.

Es hat aber nicht iederman das Wiſ-
ſen
(wie es nemlich auch v. 1. um die Goͤtzen
und das Goͤtzen-Opfer ſtehe; daß nemlich der
Goͤtze nichts ſey, und in der bloſſen Einbildung
beſtehe; und er daher auch keine Speiſe, davon
ein Theil zum Opfer angewendet worden, ver-
unreinigen koͤnne:) denn etliche machen ih-
nen noch ein Gewiſſen uͤber dem Goͤtzen

(als ſey er etwas, und gebe einen Einfluß in
die Speiſe, oder ſtehe mit derſelben in eini-
ger Gemeinſchaft. Siehe auch c. 10, 28.)
und eſſens fuͤr Goͤtzen-Opfer, (wiſſen
alſo nicht anders, als daß es ihnen ſuͤndlich
und verboten ſey,) damit wird ihr Gewiſ-
ſen, weil es ſo ſchwach iſt; beflecket
) ſin-
temal ſie es mit einem Widerſpruch ihres Ge-
wiſſens thun, da ſie ſich nach dem Exem-
pel der andern oder Staͤrckern, die es ohne
Anſtoß ihres Gewiſſens thun koͤnnen, eſſen.
Siehe auch Rom. 14, 14. 23.)

Anmerckungen.
1. Das Gewiſſen iſt ein geheimer Rich-
ter-Stuhl GOttes in dem Menſchen, wel-
[Spaltenumbruch] cher ihm vorhaͤlt das Geſetz GOTTES,
und darinnen ſeine Schuldigkeit. Und gleich-
wie daſſelbe alle Handlungen des Menſchen,
die innerlichen in Gedancken, Rath-Schluͤſ-
ſen, Begierden und Affecten, und die aͤuſ-
ſerlichen in Worten, Wercken und Geber-
den, dirigiret: alſo wird der Menſch, Ver-
moͤge deſſelben, in und nach der That ent-
weder angeklaget, verunruhiget und ver-
dammet, oder beruhiget und fuͤr unſchuldig
geſprochen, nachdem die Handlung mit dem
Geſetze ſtreitet oder uͤberein koͤmmt, und alſo
das Gewiſſen boͤſe, oder gut iſt.
2. Was das Auge dem Leibe iſt, das
iſt das Gewiſſen der Seele: wie in Anſe-
hung der Direction, alſo alſo auch in der
Zartheit. Denn gleichwie das Auge nichts
leiden kan, und ihm auch das kleineſte Sand-
Koͤrnlein groſſe Beſchwerungen verurſachet:
alſo kan auch die geringſte Abweichung vom
Geſetze GOttes dem Gewiſſen, wenn es nicht
eingeſchlaͤfert iſt, groſſen Kummer und Unruhe
verurſachen.
3. Es ſoll einem demnach im gantzen Le-
ben nichts mehr angelegen ſeyn, als ein richti-
ges und gutes Gewiſſen zu haben und zu be-
wahren.
4. Man darf aber nicht gedencken, als
wenn die Bewahrung eines guten Gewiſ-
ſens bey der menſchlichen Unvollkommenheit
nicht Platz fuͤnde. Denn ein anders iſt, das
Geſetz GOttes vollkommen erfuͤllen nach al-
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unſern Naͤchſten: welches uns unmoͤglich iſt:
ein anders bey dem dem Geſetze zu leiſtenden
Gehorſam ein gutes Gewiſſen zu bewahren,
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ein gutes Gewiſſen bey der noch uͤbrigen vie-
len Schwachheit und Unvollkommenheit der
Glaͤubigen gar wohl beſtehen kan und beſte-
hen muß: wie wir denn auch ſehen, daß bey
ihnen, unerachtet ihrer Maͤngel und Gebre-
chen, in der Heiligen Schrift ſo nachdruͤck-
lich auf ein gutes Gewiſſen gedrungen wird.
Man ſehe unter andern 1 Tim. 1, 5. und v.
19. da es heißt: daß etliche das gute Ge-
wiſſen von ſich geſtoſſen,
und daher auch
am Glauben Schiffbruch gelitten. Auch
c. 3, 9. daß das Geheimniß des Glaubens im
guten Gewiſſen zu bewahren ſey.
5. Es iſt im uͤbrigen alhier wohl zu mer-
cken, daß man auch des Jrrenden Gewiſ-
ſens zu ſchonen habe: zumal da der Jrrthum
alſo beſchaffen iſt, daß er bey den Schwa-
chen einen groſſen Schein des Rechten hat.
Denn ſo lange ein Menſch diß und das fuͤr
eine ihme gebotene oder verbotene Sache
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nes Gewiſſens handelt, ſo kan und muß man
ihn
K k
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[257/0285] Cap. 8, v. 6. 7. an die Corinthier. dern es wird alhier fuͤglich genommen von den falſchen Goͤtzen der Heiden; als davon der Apo- ſtel vorher redet. 2. Es iſt in den Verſen 4. 5. 6. der Gegen- ſatz wohl zu mercken. Und dieſer findet ſich erſtlich v. 4. zwiſchen den nichtigen Goͤtzen und dem eini- gen wahren GOTT. Und darauf wird er v. 5 und 6 alſo erlaͤutert, daß v. 5 eine Vorſtellung geſchiehet von den falſchen Goͤtzen, v. 6 von dem wahren GOTT. Und da v. 5. die eitlen Goͤtzen unterſchieden waren in ſo genannte Goͤtter und Herren, und durch die Herren Menſchen verſtanden worden; ſo ſetzet Paulus v. 6. den Abgoͤttern den wahren GOTT, den faͤlſch- lich vergoͤtterten Menſchen den eintzigen GOtt- Menſchen, JEſum CHriſtum, als ſouverai- nen HErrn ſeiner Kirche, entgegen. 3. Gleichwie, wenn der Sohn GOttes, unſer einiger HERR genennet wird, dadurch keines weges der Vater und der Heilige Geiſt ausgeſchloſſen werden, als wenn ihnen mit dem Sohn, als dem dreyeinigen wahren GOtt, die ſouveraine Herrſchaft uͤber alles nicht auch zukom- men ſolte: alſo iſt auch eben ſo wenig davon, wenn der Vater der einige wahre GOtt Joh. 17, 3. genennet wird, der Sohn und der Heilige Geiſt ausgeſchloſſen; da die Ausſchlieſſung mit dem Gegenſatze, nach klarer Anzeige des Con- textes nur auf die Creatur gehet. 4. Was alhier von dem Vater ſtehet, daß alles gehet εἰς ἀυτὸν, auf ihn, zu ſeinen Ehren, das ſtehet Col. 1, 16. von dem Sohn, nach dem Grunde der Einigkeit des Weſens und der wah- ren ewigen GOttheit des Sohnes. V. 7. Es hat aber nicht iederman das Wiſ- ſen (wie es nemlich auch v. 1. um die Goͤtzen und das Goͤtzen-Opfer ſtehe; daß nemlich der Goͤtze nichts ſey, und in der bloſſen Einbildung beſtehe; und er daher auch keine Speiſe, davon ein Theil zum Opfer angewendet worden, ver- unreinigen koͤnne:) denn etliche machen ih- nen noch ein Gewiſſen uͤber dem Goͤtzen (als ſey er etwas, und gebe einen Einfluß in die Speiſe, oder ſtehe mit derſelben in eini- ger Gemeinſchaft. Siehe auch c. 10, 28.) und eſſens fuͤr Goͤtzen-Opfer, (wiſſen alſo nicht anders, als daß es ihnen ſuͤndlich und verboten ſey,) damit wird ihr Gewiſ- ſen, weil es ſo ſchwach iſt; beflecket) ſin- temal ſie es mit einem Widerſpruch ihres Ge- wiſſens thun, da ſie ſich nach dem Exem- pel der andern oder Staͤrckern, die es ohne Anſtoß ihres Gewiſſens thun koͤnnen, eſſen. Siehe auch Rom. 14, 14. 23.) Anmerckungen. 1. Das Gewiſſen iſt ein geheimer Rich- ter-Stuhl GOttes in dem Menſchen, wel- cher ihm vorhaͤlt das Geſetz GOTTES, und darinnen ſeine Schuldigkeit. Und gleich- wie daſſelbe alle Handlungen des Menſchen, die innerlichen in Gedancken, Rath-Schluͤſ- ſen, Begierden und Affecten, und die aͤuſ- ſerlichen in Worten, Wercken und Geber- den, dirigiret: alſo wird der Menſch, Ver- moͤge deſſelben, in und nach der That ent- weder angeklaget, verunruhiget und ver- dammet, oder beruhiget und fuͤr unſchuldig geſprochen, nachdem die Handlung mit dem Geſetze ſtreitet oder uͤberein koͤmmt, und alſo das Gewiſſen boͤſe, oder gut iſt. 2. Was das Auge dem Leibe iſt, das iſt das Gewiſſen der Seele: wie in Anſe- hung der Direction, alſo alſo auch in der Zartheit. Denn gleichwie das Auge nichts leiden kan, und ihm auch das kleineſte Sand- Koͤrnlein groſſe Beſchwerungen verurſachet: alſo kan auch die geringſte Abweichung vom Geſetze GOttes dem Gewiſſen, wenn es nicht eingeſchlaͤfert iſt, groſſen Kummer und Unruhe verurſachen. 3. Es ſoll einem demnach im gantzen Le- ben nichts mehr angelegen ſeyn, als ein richti- ges und gutes Gewiſſen zu haben und zu be- wahren. 4. Man darf aber nicht gedencken, als wenn die Bewahrung eines guten Gewiſ- ſens bey der menſchlichen Unvollkommenheit nicht Platz fuͤnde. Denn ein anders iſt, das Geſetz GOttes vollkommen erfuͤllen nach al- len ſeinen Stufen in allen Theilen, oder un- ſern Pflichten gegen GOTT, uns ſelbſt und unſern Naͤchſten: welches uns unmoͤglich iſt: ein anders bey dem dem Geſetze zu leiſtenden Gehorſam ein gutes Gewiſſen zu bewahren, daß man mit Vorſatze nichts Gutes unterlaſ- ſe und nichts Boͤſes thue. Auf welche Art ein gutes Gewiſſen bey der noch uͤbrigen vie- len Schwachheit und Unvollkommenheit der Glaͤubigen gar wohl beſtehen kan und beſte- hen muß: wie wir denn auch ſehen, daß bey ihnen, unerachtet ihrer Maͤngel und Gebre- chen, in der Heiligen Schrift ſo nachdruͤck- lich auf ein gutes Gewiſſen gedrungen wird. Man ſehe unter andern 1 Tim. 1, 5. und v. 19. da es heißt: daß etliche das gute Ge- wiſſen von ſich geſtoſſen, und daher auch am Glauben Schiffbruch gelitten. Auch c. 3, 9. daß das Geheimniß des Glaubens im guten Gewiſſen zu bewahren ſey. 5. Es iſt im uͤbrigen alhier wohl zu mer- cken, daß man auch des Jrrenden Gewiſ- ſens zu ſchonen habe: zumal da der Jrrthum alſo beſchaffen iſt, daß er bey den Schwa- chen einen groſſen Schein des Rechten hat. Denn ſo lange ein Menſch diß und das fuͤr eine ihme gebotene oder verbotene Sache haͤlt, und alſo nach dem Triebe ſolches ſei- nes Gewiſſens handelt, ſo kan und muß man ihn K k

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/285>, abgerufen am 16.07.2024.