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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des ersten Briefs Pauli Cap. 8, v. 8-11.
[Spaltenumbruch] ihn zwar besser und richtiger zu informiren und zu
überzeugen suchen, indessen aber doch mit ihm
Geduld tragen. Wo sich aber bey dem irrigen
Gewissen ein grosser Grad der Bosheit befindet,
also, daß diese jenes guten theils zuwege gebracht
und unterhalten, ja vermehret hat, da ist es ein
sehr verderbter und unseliger Stand eines sol-
chen Menschen: dergleichen bey vielen Feinden
CHristi und der Apostel war, nach Joh.
16, 2.
V. 8.

Aber die Speise (ihrem blossen Gebrau-
che nach, an sich selbst betrachtet,) fördert uns
vor GOtt nicht,
(daß wir GOtt deßwegen an-
genehmer seyn solten.) Essen wir, so werden
wir darum nicht besser seyn
(vor denen, die
sich davon enthalten, keinen Vorzug haben.)
Essen wir nicht, so werden wir deßwegen
nichts weniger seyn;
(sintemal das Reich GOt-
tes nicht ist Essen und Trincken, sondern Ge-
rechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geist.
Rom. 14, 17.)

Anmerckungen.

1. Der Apostel kömmt in diesen Worten
von derjenigen Speise, über welcher sich die
Schwachen des Götzen-Opfers wegen ein Ge-
wissen machten, überhaupt zu reden von aller
Speise; iedoch daß er damit insonderheit auf
die Art derselben, wovon damals die Frage war,
siehet. Und eben also meinet er es Rom. 14, 17.
in der Materie von den im Gesetze verbotenen
Speisen. Und also führet er die Seelen vom
äussern aufs innere; doch also, daß er das äussere
durch das innere in seiner Richtigkeit und ohne
Anstoß will gehandelt wissen.

2. Man erkennet hieraus den grossen Jrr-
thum der Papisten, da sie meinen mit einem sol-
chen Fasten, darinnen sie sich von dieser und jener
Art der Speisen, die doch GOtt ohne allen Un-
terscheid zum gemeinen Gebrauch verordnet hat,
zu diesen und jenen Zeiten und Tagen aus der
Meinung enthalten, daß sie GOtt damit einen
Dienst thun. Welches denn anzeiget, wie we-
nig sie vom Reiche GOttes in der Seele wissen.
Siehe Matth. 15, 11. Ap. Gesch. 10, 15. Col. 2,
16. 1 Tim. 4, 13.

V. 9.

Sehet aber zu, daß diese eure Freyheit
(exousia, das Recht, euch der Freyheit im essen,
oder nicht essen, zu gebrauchen) nicht gerathe
zu einem Anstoß der Schwachen
(solcher
Schwachen, welche theils von den Juden, theils
von den Heiden sich erst zur Christlichen Kirche
bekannt hatten, aber noch nicht zur rechten Glau-
bens-Kraft, ihre Gewissens-Freyheit recht einzu-
sehen und zu gebrauchen, gelanget waren. Da-
von der Apostel ausführlich handelt Rom. 14.)

Anmerckungen.

1. Es gilt demnach alhier allerdings, was
Paulus saget Gal. 5, 13. Jhr aber, lieben
Brüder, seyd zur Freyheit berufen: allein
[Spaltenumbruch] sehet zu, daß ihr durch die Freyheit dem
Fleische nicht Raum gebet, sondern durch
die Liebe diene einer dem andern.
Siehe
auch 1 Pet. 2, 16.

2. Man siehet aus diesen Orten, wie daß
die Freyheit gar leicht auf eine gedoppelte Art pfle-
ge gemißbrauchet zu werden; eines theils zur
fleischlichen Sicherheit, da man das, was für
den wiedergebohrnen Geist gehöret, aufs Fleisch
führet, also, daß man damit der noch übrigen
sündlichen Unart nachhanget, und solcher gestalt
Böses thut, und es für etwas erlaubtes hält:
andern theils, da man zwar etwas an sich er-
laubtes thut, aber mit Anstoß des schwachen
Nächsten.

V. 10.

Denn so dich, der du das Erkäntniß
hast,
(nemlich daß der Götze nichts sey, und die
keine Verunreinigung der Speise von ihm her-
kommen könne v. 1. 4.) iemand sähe zu Tische
sitzen im Götzen-Hause,
(wenn du dahin von
deinen noch im Heidenthum stehenden Freunden
eingeladen worden,) wird nicht sein Gewis-
sen, dieweil er schwach ist,
(und dafür hält,
daß man durch den Genuß solcher Speisen, da-
von etwas den Götzen geopfert worden, und die
daher überhaupt für Götzen-Opfer, oder für sol-
che Speisen, die von den Götzen zu ihren Ehren
geheiliget worden, gehalten sind, Theil nehme
an der Abgötterey) verursachet, das Götzen-
Opfer
(die für Götzen-Opfer geachtete Spei-
sen) zu essen: (und sich also zwar nach deinem
Exempel zu richten; aber es dennoch mit einem
grossen Anstoß seines Gewissens zu thun.)

V. 11.

Und wird also über deinem Erkäntniß
(über dem Mißbrauch der Freyheit, den du bey
deiner mehrern und bessern Erkäntniß zu seinem
Anstosse und seiner Verleitung sehen lässest) der
schwache Bruder
(der doch gleichwol bey sei-
ner Schwachheit ein Bruder in CHristo, und al-
so auch ein Kind GOttes ist) umkommen (also,
daß er wol gar wieder ins Heidenthum verfällt,
und darüber geistlich und ewig verlohren gehet)
um welches willen doch CHristus gestor-
ben ist
(also, daß er ihn mit seinem Versöh-
nungs-Tode erlöset hat.)

Anmerckungen.
1. Wenn CHristus auch für diejenigen ge-
storben ist, welche doch umkommen können, so
ist er für alle Menschen ohne einige Ausnahme
gestorben. Jenes sehen wir nicht allein an die-
sem Orte, sondern auch an unterschiedlichen an-
dern, als Rom. 14, 15. Lieber verderbe den
nicht mit der Speise, um deßwillen CHri-
stus gestorben ist.
2 Petr. 2, 1. Es werden
unter euch seyn falsche Lehrer, die neben
einführen werden verderbliche Secten, und
verleugnen den HErrn, der sie erkaufet
hat, und werden über sich selbst führen
ein schnell Verdammniß.
Hebr. 10, 29. Wie
viel meinet ihr, ärgere Strafe wird der

ver-
Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 8, v. 8-11.
[Spaltenumbruch] ihn zwar beſſer und richtiger zu informiren und zu
uͤberzeugen ſuchen, indeſſen aber doch mit ihm
Geduld tragen. Wo ſich aber bey dem irrigen
Gewiſſen ein groſſer Grad der Bosheit befindet,
alſo, daß dieſe jenes guten theils zuwege gebracht
und unterhalten, ja vermehret hat, da iſt es ein
ſehr verderbter und unſeliger Stand eines ſol-
chen Menſchen: dergleichen bey vielen Feinden
CHriſti und der Apoſtel war, nach Joh.
16, 2.
V. 8.

Aber die Speiſe (ihrem bloſſen Gebrau-
che nach, an ſich ſelbſt betrachtet,) foͤrdert uns
vor GOtt nicht,
(daß wir GOtt deßwegen an-
genehmer ſeyn ſolten.) Eſſen wir, ſo werden
wir darum nicht beſſer ſeyn
(vor denen, die
ſich davon enthalten, keinen Vorzug haben.)
Eſſen wir nicht, ſo werden wir deßwegen
nichts weniger ſeyn;
(ſintemal das Reich GOt-
tes nicht iſt Eſſen und Trincken, ſondern Ge-
rechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geiſt.
Rom. 14, 17.)

Anmerckungen.

1. Der Apoſtel koͤmmt in dieſen Worten
von derjenigen Speiſe, uͤber welcher ſich die
Schwachen des Goͤtzen-Opfers wegen ein Ge-
wiſſen machten, uͤberhaupt zu reden von aller
Speiſe; iedoch daß er damit inſonderheit auf
die Art derſelben, wovon damals die Frage war,
ſiehet. Und eben alſo meinet er es Rom. 14, 17.
in der Materie von den im Geſetze verbotenen
Speiſen. Und alſo fuͤhret er die Seelen vom
aͤuſſern aufs innere; doch alſo, daß er das aͤuſſere
durch das innere in ſeiner Richtigkeit und ohne
Anſtoß will gehandelt wiſſen.

2. Man erkennet hieraus den groſſen Jrr-
thum der Papiſten, da ſie meinen mit einem ſol-
chen Faſten, darinnen ſie ſich von dieſer und jener
Art der Speiſen, die doch GOtt ohne allen Un-
terſcheid zum gemeinen Gebrauch verordnet hat,
zu dieſen und jenen Zeiten und Tagen aus der
Meinung enthalten, daß ſie GOtt damit einen
Dienſt thun. Welches denn anzeiget, wie we-
nig ſie vom Reiche GOttes in der Seele wiſſen.
Siehe Matth. 15, 11. Ap. Geſch. 10, 15. Col. 2,
16. 1 Tim. 4, 13.

V. 9.

Sehet aber zu, daß dieſe eure Freyheit
(ἐξουσία, das Recht, euch der Freyheit im eſſen,
oder nicht eſſen, zu gebrauchen) nicht gerathe
zu einem Anſtoß der Schwachen
(ſolcher
Schwachen, welche theils von den Juden, theils
von den Heiden ſich erſt zur Chriſtlichen Kirche
bekannt hatten, aber noch nicht zur rechten Glau-
bens-Kraft, ihre Gewiſſens-Freyheit recht einzu-
ſehen und zu gebrauchen, gelanget waren. Da-
von der Apoſtel ausfuͤhrlich handelt Rom. 14.)

Anmerckungen.

1. Es gilt demnach alhier allerdings, was
Paulus ſaget Gal. 5, 13. Jhr aber, lieben
Bruͤder, ſeyd zur Freyheit berufen: allein
[Spaltenumbruch] ſehet zu, daß ihr durch die Freyheit dem
Fleiſche nicht Raum gebet, ſondern durch
die Liebe diene einer dem andern.
Siehe
auch 1 Pet. 2, 16.

2. Man ſiehet aus dieſen Orten, wie daß
die Freyheit gar leicht auf eine gedoppelte Art pfle-
ge gemißbrauchet zu werden; eines theils zur
fleiſchlichen Sicherheit, da man das, was fuͤr
den wiedergebohrnen Geiſt gehoͤret, aufs Fleiſch
fuͤhret, alſo, daß man damit der noch uͤbrigen
ſuͤndlichen Unart nachhanget, und ſolcher geſtalt
Boͤſes thut, und es fuͤr etwas erlaubtes haͤlt:
andern theils, da man zwar etwas an ſich er-
laubtes thut, aber mit Anſtoß des ſchwachen
Naͤchſten.

V. 10.

Denn ſo dich, der du das Erkaͤntniß
haſt,
(nemlich daß der Goͤtze nichts ſey, und die
keine Verunreinigung der Speiſe von ihm her-
kommen koͤnne v. 1. 4.) iemand ſaͤhe zu Tiſche
ſitzen im Goͤtzen-Hauſe,
(wenn du dahin von
deinen noch im Heidenthum ſtehenden Freunden
eingeladen worden,) wird nicht ſein Gewiſ-
ſen, dieweil er ſchwach iſt,
(und dafuͤr haͤlt,
daß man durch den Genuß ſolcher Speiſen, da-
von etwas den Goͤtzen geopfert worden, und die
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che Speiſen, die von den Goͤtzen zu ihren Ehren
geheiliget worden, gehalten ſind, Theil nehme
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Opfer
(die fuͤr Goͤtzen-Opfer geachtete Spei-
ſen) zu eſſen: (und ſich alſo zwar nach deinem
Exempel zu richten; aber es dennoch mit einem
groſſen Anſtoß ſeines Gewiſſens zu thun.)

V. 11.

Und wird alſo uͤber deinem Erkaͤntniß
(uͤber dem Mißbrauch der Freyheit, den du bey
deiner mehrern und beſſern Erkaͤntniß zu ſeinem
Anſtoſſe und ſeiner Verleitung ſehen laͤſſeſt) der
ſchwache Bruder
(der doch gleichwol bey ſei-
ner Schwachheit ein Bruder in CHriſto, und al-
ſo auch ein Kind GOttes iſt) umkommen (alſo,
daß er wol gar wieder ins Heidenthum verfaͤllt,
und daruͤber geiſtlich und ewig verlohren gehet)
um welches willen doch CHriſtus geſtor-
ben iſt
(alſo, daß er ihn mit ſeinem Verſoͤh-
nungs-Tode erloͤſet hat.)

Anmerckungen.
1. Wenn CHriſtus auch fuͤr diejenigen ge-
ſtorben iſt, welche doch umkommen koͤnnen, ſo
iſt er fuͤr alle Menſchen ohne einige Ausnahme
geſtorben. Jenes ſehen wir nicht allein an die-
ſem Orte, ſondern auch an unterſchiedlichen an-
dern, als Rom. 14, 15. Lieber verderbe den
nicht mit der Speiſe, um deßwillen CHri-
ſtus geſtorben iſt.
2 Petr. 2, 1. Es werden
unter euch ſeyn falſche Lehrer, die neben
einfuͤhren werden verderbliche Secten, und
verleugnen den HErrn, der ſie erkaufet
hat, und werden uͤber ſich ſelbſt fuͤhren
ein ſchnell Verdammniß.
Hebr. 10, 29. Wie
viel meinet ihr, aͤrgere Strafe wird der

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[258/0286] Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 8, v. 8-11. ihn zwar beſſer und richtiger zu informiren und zu uͤberzeugen ſuchen, indeſſen aber doch mit ihm Geduld tragen. Wo ſich aber bey dem irrigen Gewiſſen ein groſſer Grad der Bosheit befindet, alſo, daß dieſe jenes guten theils zuwege gebracht und unterhalten, ja vermehret hat, da iſt es ein ſehr verderbter und unſeliger Stand eines ſol- chen Menſchen: dergleichen bey vielen Feinden CHriſti und der Apoſtel war, nach Joh. 16, 2. V. 8. Aber die Speiſe (ihrem bloſſen Gebrau- che nach, an ſich ſelbſt betrachtet,) foͤrdert uns vor GOtt nicht, (daß wir GOtt deßwegen an- genehmer ſeyn ſolten.) Eſſen wir, ſo werden wir darum nicht beſſer ſeyn (vor denen, die ſich davon enthalten, keinen Vorzug haben.) Eſſen wir nicht, ſo werden wir deßwegen nichts weniger ſeyn; (ſintemal das Reich GOt- tes nicht iſt Eſſen und Trincken, ſondern Ge- rechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geiſt. Rom. 14, 17.) Anmerckungen. 1. Der Apoſtel koͤmmt in dieſen Worten von derjenigen Speiſe, uͤber welcher ſich die Schwachen des Goͤtzen-Opfers wegen ein Ge- wiſſen machten, uͤberhaupt zu reden von aller Speiſe; iedoch daß er damit inſonderheit auf die Art derſelben, wovon damals die Frage war, ſiehet. Und eben alſo meinet er es Rom. 14, 17. in der Materie von den im Geſetze verbotenen Speiſen. Und alſo fuͤhret er die Seelen vom aͤuſſern aufs innere; doch alſo, daß er das aͤuſſere durch das innere in ſeiner Richtigkeit und ohne Anſtoß will gehandelt wiſſen. 2. Man erkennet hieraus den groſſen Jrr- thum der Papiſten, da ſie meinen mit einem ſol- chen Faſten, darinnen ſie ſich von dieſer und jener Art der Speiſen, die doch GOtt ohne allen Un- terſcheid zum gemeinen Gebrauch verordnet hat, zu dieſen und jenen Zeiten und Tagen aus der Meinung enthalten, daß ſie GOtt damit einen Dienſt thun. Welches denn anzeiget, wie we- nig ſie vom Reiche GOttes in der Seele wiſſen. Siehe Matth. 15, 11. Ap. Geſch. 10, 15. Col. 2, 16. 1 Tim. 4, 13. V. 9. Sehet aber zu, daß dieſe eure Freyheit (ἐξουσία, das Recht, euch der Freyheit im eſſen, oder nicht eſſen, zu gebrauchen) nicht gerathe zu einem Anſtoß der Schwachen (ſolcher Schwachen, welche theils von den Juden, theils von den Heiden ſich erſt zur Chriſtlichen Kirche bekannt hatten, aber noch nicht zur rechten Glau- bens-Kraft, ihre Gewiſſens-Freyheit recht einzu- ſehen und zu gebrauchen, gelanget waren. Da- von der Apoſtel ausfuͤhrlich handelt Rom. 14.) Anmerckungen. 1. Es gilt demnach alhier allerdings, was Paulus ſaget Gal. 5, 13. Jhr aber, lieben Bruͤder, ſeyd zur Freyheit berufen: allein ſehet zu, daß ihr durch die Freyheit dem Fleiſche nicht Raum gebet, ſondern durch die Liebe diene einer dem andern. Siehe auch 1 Pet. 2, 16. 2. Man ſiehet aus dieſen Orten, wie daß die Freyheit gar leicht auf eine gedoppelte Art pfle- ge gemißbrauchet zu werden; eines theils zur fleiſchlichen Sicherheit, da man das, was fuͤr den wiedergebohrnen Geiſt gehoͤret, aufs Fleiſch fuͤhret, alſo, daß man damit der noch uͤbrigen ſuͤndlichen Unart nachhanget, und ſolcher geſtalt Boͤſes thut, und es fuͤr etwas erlaubtes haͤlt: andern theils, da man zwar etwas an ſich er- laubtes thut, aber mit Anſtoß des ſchwachen Naͤchſten. V. 10. Denn ſo dich, der du das Erkaͤntniß haſt, (nemlich daß der Goͤtze nichts ſey, und die keine Verunreinigung der Speiſe von ihm her- kommen koͤnne v. 1. 4.) iemand ſaͤhe zu Tiſche ſitzen im Goͤtzen-Hauſe, (wenn du dahin von deinen noch im Heidenthum ſtehenden Freunden eingeladen worden,) wird nicht ſein Gewiſ- ſen, dieweil er ſchwach iſt, (und dafuͤr haͤlt, daß man durch den Genuß ſolcher Speiſen, da- von etwas den Goͤtzen geopfert worden, und die daher uͤberhaupt fuͤr Goͤtzen-Opfer, oder fuͤr ſol- che Speiſen, die von den Goͤtzen zu ihren Ehren geheiliget worden, gehalten ſind, Theil nehme an der Abgoͤtterey) verurſachet, das Goͤtzen- Opfer (die fuͤr Goͤtzen-Opfer geachtete Spei- ſen) zu eſſen: (und ſich alſo zwar nach deinem Exempel zu richten; aber es dennoch mit einem groſſen Anſtoß ſeines Gewiſſens zu thun.) V. 11. Und wird alſo uͤber deinem Erkaͤntniß (uͤber dem Mißbrauch der Freyheit, den du bey deiner mehrern und beſſern Erkaͤntniß zu ſeinem Anſtoſſe und ſeiner Verleitung ſehen laͤſſeſt) der ſchwache Bruder (der doch gleichwol bey ſei- ner Schwachheit ein Bruder in CHriſto, und al- ſo auch ein Kind GOttes iſt) umkommen (alſo, daß er wol gar wieder ins Heidenthum verfaͤllt, und daruͤber geiſtlich und ewig verlohren gehet) um welches willen doch CHriſtus geſtor- ben iſt (alſo, daß er ihn mit ſeinem Verſoͤh- nungs-Tode erloͤſet hat.) Anmerckungen. 1. Wenn CHriſtus auch fuͤr diejenigen ge- ſtorben iſt, welche doch umkommen koͤnnen, ſo iſt er fuͤr alle Menſchen ohne einige Ausnahme geſtorben. Jenes ſehen wir nicht allein an die- ſem Orte, ſondern auch an unterſchiedlichen an- dern, als Rom. 14, 15. Lieber verderbe den nicht mit der Speiſe, um deßwillen CHri- ſtus geſtorben iſt. 2 Petr. 2, 1. Es werden unter euch ſeyn falſche Lehrer, die neben einfuͤhren werden verderbliche Secten, und verleugnen den HErrn, der ſie erkaufet hat, und werden uͤber ſich ſelbſt fuͤhren ein ſchnell Verdammniß. Hebr. 10, 29. Wie viel meinet ihr, aͤrgere Strafe wird der ver-

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/286>, abgerufen am 27.11.2024.