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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 10, v. 6. 7. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch]
2. Paulus giebt uns über diesen Vers aus
dem andern und vierten Buch Mosis, sonderlich
aus des andern Buchs 14ten Capitel die beste
Erläuterung, und zwar eine solche, welche auch
uns zur nöthigen Application dienet, wenn er
Hebr. 3, 7. seqq. mit David aus dem 95ten
Psalm spricht: Heute, so ihr hören werdet
seine Stimme, so verstocket eure Hertzen
nicht, als geschahe in der Verbitterung--
daß ich auch schwur in meinem Zorn, sie
solten zu meiner Ruhe nicht kommen. Se-
het nun zu, lieben Brüder, daß nicht ie-
mand unter euch ein arges unglaubiges
Hertz habe, das da abtrete von dem leben-
digen GOtt. etc. Denn wir sind CHristi
theilhaftig worden,
(wie jene der gemeinen
Gabe des Manna und des Wassers aus dem
Felsen, so CHristum vorbildete) so wir an-
ders das angefangene Wesen bis ans En-
de vest behalten
etc.
3. Es ist doch aber zu mercken, daß nicht al-
le in der Wüsten niedergeschlagene Jsraeliten,
oder die, deren Leiber nach und nach durch den
zeitlichen Tod also verfallen, daß sie in das ge-
lobte Land nicht eingegangen sind, auch dabey
ewig verlohren gegangen, sondern daß allem
Ansehen nach ihrer gar viele sich gläubig zu
GOTT gewendet und selig worden sind. Al-
lein, wer in dieser Gnaden-Zeit seines Heils
nicht wahrnimmt, wird dessen auch im andern
Leben verlustig.
V. 6.

Das ist aber uns zum Fürbilde (zum
Exempel der Warnung, darein wir uns zu spie-
geln hätten) geschehen, daß wir uns nicht
gelüsten lassen des Bösen, gleichwie jene
gelüstet hat:
(da sie des Manna überdrüßig,
und dergestalt nach Aegypten lüsternd wurden,
daß sie sagten: Wer will uns Fleisch zu essen
geben? Wir gedencken der Fische, die wir
in Aegypten umsonst assen etc. Nun aber
ist unsere Seele matt. Denn unsere Augen
sehen nichts, denn das Manna
4 B. Mos.
11, 4. seqq. Es ist demnach ein solches Gelü-
sten des Bösen
zu verstehen, wo man dasselbe
in sich herrschen läßt; davon Jacobus c. 1, 14.
15. saget: Ein ieglicher wird versuchet,
wenn er von seiner eignen Lust gereitzet
und gelocket wird. Darnach wenn die Lust
empfangen hat, gebieret sie die Sünde;
die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, ge-
bieret sie den Tod.
Da die Corinthier der
heidnischen Lust-Seuche waren sehr ergeben ge-
wesen nach c. 6, v. 9. 10. so war ihnen diese War-
nung nöthig.)

V. 7.

Werdet auch nicht Abgöttische (in-
sonderheit in Ansehung des Götzen-Opfers)
gleichwie jener etliche (und zwar nicht weni-
ge wurden, welche mit dem gegossenen Kalbe
Abgötterey trieben) als (2 B. Mos. 32, 6.) ge-
schrieben stehet: Das Volck satzte sich nie-
der zu essen und zu trincken
(hielten eine ab-
göttische Opfer-Mahlzeit, wie die Heiden und
[Spaltenumbruch] mit ihnen einige heidnische handlende Christen
zu Corinthus) und stund auf [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt], paizein,
zu spielen (zu tantzen, zu schertzen, zu spielen,
und allers dasjenige zu treiben, was der Sinn
des muthwilligen Fleisches mit sich bringet, und
man sonst auch wol pfleget das Kälbern, die Käl-
berey zu nennen; dergleichen sich in sensu mo-
rali
bey dem abgöttischen Kälber-Dienst be-
funde.)

Anmerckungen.
1. Siehet man die meisten Gast-Mahle
unter den Christen an, wo ihrer mehrere, als
gute Freunde, zusammen kommen, sonderlich auf
den Hochzeiten, so heißt es davon, wie alhier:
Das Volck satzte sich nieder zu essen und zu
trincken, und stund auf zu spielen,
oder zu
tantzen;
wie denn das Wort paizein überhaupt
von solchen eitlen Lust-Handlungen, darunter das
Tantzen die vornehmste ist, gebrauchet wird. Jst
nun aber jenes den Jsraeliten mit gutem Grun-
de so sehr verarget und zum Straf-Gerichte aus-
geschlagen, was will sich denn das Christen-Volck
für eine Freyheit heraus nehmen, welche lauter
Frechheit ist? das Christen-Volck, welches so
viel mehr verbunden ist, der Heiligung nachzu-
jagen, so viel grösser die Gnade ist, die ihnen in
CHristo wiederfahren, oder ihnen doch offen ste-
het. Daß man also alhier sagen kan: So ei-
ne iegliche Ubertretung und Ungehorsam
schon dazumal hat empfangen ihren rech-
ten Lohn; wie wollen wir entfliehen, so
wir eine solche Seligkeit nicht achten?

Hebr. 2, 2. 3.
2. Es gilt hiegegen auch kein Einwenden,
daß man sagen wolte, jenes spielen und tantzen
wäre mit einer Abgötterey verknüpfet gewesen;
das heutige aber nicht. Denn gesetzt auch, es
wäre also; so würde doch nur dieses daraus fol-
gen, daß das, was die Jsraeliten mit der Sün-
de der Abgötterey verknüpfet, das verbinde man
heute zu Tage mit dem wahren Gottes-Dienste
dergestalt, als wenn es damit wohl bestehen kön-
te. Welches ist nun ärger, dieses, oder jenes?
Und was ist denn solches sündliche Lust-Wesen
anders, als an sich schon eine zwar subtilere,
doch recht arge Abgötterey, und ein Zeichen ei-
ner solchen innerlichen Abscheidung von GOtt,
nach welcher man gar wohl gottlos, das ist ein
solcher, der mit GOTT in keinem Bande des
Glaubens und der Liebe stehet, kan genannt
werden.
3. Wenn rechtschaffene Christen zusammen
kommen, sonderlich bey Hochzeiten, so finden sie
für unnöthig, halbe Tage hindurch, und wol noch
darüber, wie es nicht selten zu geschehen pfleget,
bey einander zu bleiben; sondern sie haben an
einigen Stunden genug: und diese wissen sie in
der Gegewart GOttes, und seiner heiligen
Furcht, wie mit einem in dem HERRN fröli-
chen Gemüthe, also auch mit angenehmen und
erbaulichen Gesprächen bey dem ordentlichen
und mäßigen Gebrauch der leiblichen Gaben
GOttes zuzubringen. Und wenn sie auch von
häuslichen und andern in der Welt vorgehenden
Dingen reden, so lassen sie auch solche Reden
mit
M m 2
Cap. 10, v. 6. 7. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch]
2. Paulus giebt uns uͤber dieſen Vers aus
dem andern und vierten Buch Moſis, ſonderlich
aus des andern Buchs 14ten Capitel die beſte
Erlaͤuterung, und zwar eine ſolche, welche auch
uns zur noͤthigen Application dienet, wenn er
Hebr. 3, 7. ſeqq. mit David aus dem 95ten
Pſalm ſpricht: Heute, ſo ihr hoͤren werdet
ſeine Stimme, ſo verſtocket eure Hertzen
nicht, als geſchahe in der Verbitterung--
daß ich auch ſchwur in meinem Zorn, ſie
ſolten zu meiner Ruhe nicht kommen. Se-
het nun zu, lieben Bruͤder, daß nicht ie-
mand unter euch ein arges unglaubiges
Hertz habe, das da abtrete von dem leben-
digen GOtt. ꝛc. Denn wir ſind CHriſti
theilhaftig worden,
(wie jene der gemeinen
Gabe des Manna und des Waſſers aus dem
Felſen, ſo CHriſtum vorbildete) ſo wir an-
ders das angefangene Weſen bis ans En-
de veſt behalten
ꝛc.
3. Es iſt doch aber zu mercken, daß nicht al-
le in der Wuͤſten niedergeſchlagene Jſraeliten,
oder die, deren Leiber nach und nach durch den
zeitlichen Tod alſo verfallen, daß ſie in das ge-
lobte Land nicht eingegangen ſind, auch dabey
ewig verlohren gegangen, ſondern daß allem
Anſehen nach ihrer gar viele ſich glaͤubig zu
GOTT gewendet und ſelig worden ſind. Al-
lein, wer in dieſer Gnaden-Zeit ſeines Heils
nicht wahrnimmt, wird deſſen auch im andern
Leben verluſtig.
V. 6.

Das iſt aber uns zum Fuͤrbilde (zum
Exempel der Warnung, darein wir uns zu ſpie-
geln haͤtten) geſchehen, daß wir uns nicht
geluͤſten laſſen des Boͤſen, gleichwie jene
geluͤſtet hat:
(da ſie des Manna uͤberdruͤßig,
und dergeſtalt nach Aegypten luͤſternd wurden,
daß ſie ſagten: Wer will uns Fleiſch zu eſſen
geben? Wir gedencken der Fiſche, die wir
in Aegypten umſonſt aſſen ꝛc. Nun aber
iſt unſere Seele matt. Denn unſere Augen
ſehen nichts, denn das Manna
4 B. Moſ.
11, 4. ſeqq. Es iſt demnach ein ſolches Geluͤ-
ſten des Boͤſen
zu verſtehen, wo man daſſelbe
in ſich herrſchen laͤßt; davon Jacobus c. 1, 14.
15. ſaget: Ein ieglicher wird verſuchet,
wenn er von ſeiner eignen Luſt gereitzet
und gelocket wird. Darnach wenn die Luſt
empfangen hat, gebieret ſie die Suͤnde;
die Suͤnde aber, wenn ſie vollendet iſt, ge-
bieret ſie den Tod.
Da die Corinthier der
heidniſchen Luſt-Seuche waren ſehr ergeben ge-
weſen nach c. 6, v. 9. 10. ſo war ihnen dieſe War-
nung noͤthig.)

V. 7.

Werdet auch nicht Abgoͤttiſche (in-
ſonderheit in Anſehung des Goͤtzen-Opfers)
gleichwie jener etliche (und zwar nicht weni-
ge wurden, welche mit dem gegoſſenen Kalbe
Abgoͤtterey trieben) als (2 B. Moſ. 32, 6.) ge-
ſchrieben ſtehet: Das Volck ſatzte ſich nie-
der zu eſſen und zu trincken
(hielten eine ab-
goͤttiſche Opfer-Mahlzeit, wie die Heiden und
[Spaltenumbruch] mit ihnen einige heidniſche handlende Chriſten
zu Corinthus) und ſtund auf [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt], παίζειν,
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und allers dasjenige zu treiben, was der Sinn
des muthwilligen Fleiſches mit ſich bringet, und
man ſonſt auch wol pfleget das Kaͤlbern, die Kaͤl-
berey zu nennen; dergleichen ſich in ſenſu mo-
rali
bey dem abgoͤttiſchen Kaͤlber-Dienſt be-
funde.)

Anmerckungen.
1. Siehet man die meiſten Gaſt-Mahle
unter den Chriſten an, wo ihrer mehrere, als
gute Freunde, zuſammen kommen, ſonderlich auf
den Hochzeiten, ſo heißt es davon, wie alhier:
Das Volck ſatzte ſich nieder zu eſſen und zu
trincken, und ſtund auf zu ſpielen,
oder zu
tantzen;
wie denn das Wort παίζειν uͤberhaupt
von ſolchen eitlen Luſt-Handlungen, darunter das
Tantzen die vornehmſte iſt, gebrauchet wird. Jſt
nun aber jenes den Jſraeliten mit gutem Grun-
de ſo ſehr verarget und zum Straf-Gerichte aus-
geſchlagen, was will ſich denn das Chriſten-Volck
fuͤr eine Freyheit heraus nehmen, welche lauter
Frechheit iſt? das Chriſten-Volck, welches ſo
viel mehr verbunden iſt, der Heiligung nachzu-
jagen, ſo viel groͤſſer die Gnade iſt, die ihnen in
CHriſto wiederfahren, oder ihnen doch offen ſte-
het. Daß man alſo alhier ſagen kan: So ei-
ne iegliche Ubertretung und Ungehorſam
ſchon dazumal hat empfangen ihren rech-
ten Lohn; wie wollen wir entfliehen, ſo
wir eine ſolche Seligkeit nicht achten?

Hebr. 2, 2. 3.
2. Es gilt hiegegen auch kein Einwenden,
daß man ſagen wolte, jenes ſpielen und tantzen
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das heutige aber nicht. Denn geſetzt auch, es
waͤre alſo; ſo wuͤrde doch nur dieſes daraus fol-
gen, daß das, was die Jſraeliten mit der Suͤn-
de der Abgoͤtterey verknuͤpfet, das verbinde man
heute zu Tage mit dem wahren Gottes-Dienſte
dergeſtalt, als wenn es damit wohl beſtehen koͤn-
te. Welches iſt nun aͤrger, dieſes, oder jenes?
Und was iſt denn ſolches ſuͤndliche Luſt-Weſen
anders, als an ſich ſchon eine zwar ſubtilere,
doch recht arge Abgoͤtterey, und ein Zeichen ei-
ner ſolchen innerlichen Abſcheidung von GOtt,
nach welcher man gar wohl gottlos, das iſt ein
ſolcher, der mit GOTT in keinem Bande des
Glaubens und der Liebe ſtehet, kan genannt
werden.
3. Wenn rechtſchaffene Chriſten zuſammen
kommen, ſonderlich bey Hochzeiten, ſo finden ſie
fuͤr unnoͤthig, halbe Tage hindurch, und wol noch
daruͤber, wie es nicht ſelten zu geſchehen pfleget,
bey einander zu bleiben; ſondern ſie haben an
einigen Stunden genug: und dieſe wiſſen ſie in
der Gegewart GOttes, und ſeiner heiligen
Furcht, wie mit einem in dem HERRN froͤli-
chen Gemuͤthe, alſo auch mit angenehmen und
erbaulichen Geſpraͤchen bey dem ordentlichen
und maͤßigen Gebrauch der leiblichen Gaben
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[275/0303] Cap. 10, v. 6. 7. an die Corinthier. 2. Paulus giebt uns uͤber dieſen Vers aus dem andern und vierten Buch Moſis, ſonderlich aus des andern Buchs 14ten Capitel die beſte Erlaͤuterung, und zwar eine ſolche, welche auch uns zur noͤthigen Application dienet, wenn er Hebr. 3, 7. ſeqq. mit David aus dem 95ten Pſalm ſpricht: Heute, ſo ihr hoͤren werdet ſeine Stimme, ſo verſtocket eure Hertzen nicht, als geſchahe in der Verbitterung-- daß ich auch ſchwur in meinem Zorn, ſie ſolten zu meiner Ruhe nicht kommen. Se- het nun zu, lieben Bruͤder, daß nicht ie- mand unter euch ein arges unglaubiges Hertz habe, das da abtrete von dem leben- digen GOtt. ꝛc. Denn wir ſind CHriſti theilhaftig worden, (wie jene der gemeinen Gabe des Manna und des Waſſers aus dem Felſen, ſo CHriſtum vorbildete) ſo wir an- ders das angefangene Weſen bis ans En- de veſt behalten ꝛc. 3. Es iſt doch aber zu mercken, daß nicht al- le in der Wuͤſten niedergeſchlagene Jſraeliten, oder die, deren Leiber nach und nach durch den zeitlichen Tod alſo verfallen, daß ſie in das ge- lobte Land nicht eingegangen ſind, auch dabey ewig verlohren gegangen, ſondern daß allem Anſehen nach ihrer gar viele ſich glaͤubig zu GOTT gewendet und ſelig worden ſind. Al- lein, wer in dieſer Gnaden-Zeit ſeines Heils nicht wahrnimmt, wird deſſen auch im andern Leben verluſtig. V. 6. Das iſt aber uns zum Fuͤrbilde (zum Exempel der Warnung, darein wir uns zu ſpie- geln haͤtten) geſchehen, daß wir uns nicht geluͤſten laſſen des Boͤſen, gleichwie jene geluͤſtet hat: (da ſie des Manna uͤberdruͤßig, und dergeſtalt nach Aegypten luͤſternd wurden, daß ſie ſagten: Wer will uns Fleiſch zu eſſen geben? Wir gedencken der Fiſche, die wir in Aegypten umſonſt aſſen ꝛc. Nun aber iſt unſere Seele matt. Denn unſere Augen ſehen nichts, denn das Manna 4 B. Moſ. 11, 4. ſeqq. Es iſt demnach ein ſolches Geluͤ- ſten des Boͤſen zu verſtehen, wo man daſſelbe in ſich herrſchen laͤßt; davon Jacobus c. 1, 14. 15. ſaget: Ein ieglicher wird verſuchet, wenn er von ſeiner eignen Luſt gereitzet und gelocket wird. Darnach wenn die Luſt empfangen hat, gebieret ſie die Suͤnde; die Suͤnde aber, wenn ſie vollendet iſt, ge- bieret ſie den Tod. Da die Corinthier der heidniſchen Luſt-Seuche waren ſehr ergeben ge- weſen nach c. 6, v. 9. 10. ſo war ihnen dieſe War- nung noͤthig.) V. 7. Werdet auch nicht Abgoͤttiſche (in- ſonderheit in Anſehung des Goͤtzen-Opfers) gleichwie jener etliche (und zwar nicht weni- ge wurden, welche mit dem gegoſſenen Kalbe Abgoͤtterey trieben) als (2 B. Moſ. 32, 6.) ge- ſchrieben ſtehet: Das Volck ſatzte ſich nie- der zu eſſen und zu trincken (hielten eine ab- goͤttiſche Opfer-Mahlzeit, wie die Heiden und mit ihnen einige heidniſche handlende Chriſten zu Corinthus) und ſtund auf _ , παίζειν, zu ſpielen (zu tantzen, zu ſchertzen, zu ſpielen, und allers dasjenige zu treiben, was der Sinn des muthwilligen Fleiſches mit ſich bringet, und man ſonſt auch wol pfleget das Kaͤlbern, die Kaͤl- berey zu nennen; dergleichen ſich in ſenſu mo- rali bey dem abgoͤttiſchen Kaͤlber-Dienſt be- funde.) Anmerckungen. 1. Siehet man die meiſten Gaſt-Mahle unter den Chriſten an, wo ihrer mehrere, als gute Freunde, zuſammen kommen, ſonderlich auf den Hochzeiten, ſo heißt es davon, wie alhier: Das Volck ſatzte ſich nieder zu eſſen und zu trincken, und ſtund auf zu ſpielen, oder zu tantzen; wie denn das Wort παίζειν uͤberhaupt von ſolchen eitlen Luſt-Handlungen, darunter das Tantzen die vornehmſte iſt, gebrauchet wird. Jſt nun aber jenes den Jſraeliten mit gutem Grun- de ſo ſehr verarget und zum Straf-Gerichte aus- geſchlagen, was will ſich denn das Chriſten-Volck fuͤr eine Freyheit heraus nehmen, welche lauter Frechheit iſt? das Chriſten-Volck, welches ſo viel mehr verbunden iſt, der Heiligung nachzu- jagen, ſo viel groͤſſer die Gnade iſt, die ihnen in CHriſto wiederfahren, oder ihnen doch offen ſte- het. Daß man alſo alhier ſagen kan: So ei- ne iegliche Ubertretung und Ungehorſam ſchon dazumal hat empfangen ihren rech- ten Lohn; wie wollen wir entfliehen, ſo wir eine ſolche Seligkeit nicht achten? Hebr. 2, 2. 3. 2. Es gilt hiegegen auch kein Einwenden, daß man ſagen wolte, jenes ſpielen und tantzen waͤre mit einer Abgoͤtterey verknuͤpfet geweſen; das heutige aber nicht. Denn geſetzt auch, es waͤre alſo; ſo wuͤrde doch nur dieſes daraus fol- gen, daß das, was die Jſraeliten mit der Suͤn- de der Abgoͤtterey verknuͤpfet, das verbinde man heute zu Tage mit dem wahren Gottes-Dienſte dergeſtalt, als wenn es damit wohl beſtehen koͤn- te. Welches iſt nun aͤrger, dieſes, oder jenes? Und was iſt denn ſolches ſuͤndliche Luſt-Weſen anders, als an ſich ſchon eine zwar ſubtilere, doch recht arge Abgoͤtterey, und ein Zeichen ei- ner ſolchen innerlichen Abſcheidung von GOtt, nach welcher man gar wohl gottlos, das iſt ein ſolcher, der mit GOTT in keinem Bande des Glaubens und der Liebe ſtehet, kan genannt werden. 3. Wenn rechtſchaffene Chriſten zuſammen kommen, ſonderlich bey Hochzeiten, ſo finden ſie fuͤr unnoͤthig, halbe Tage hindurch, und wol noch daruͤber, wie es nicht ſelten zu geſchehen pfleget, bey einander zu bleiben; ſondern ſie haben an einigen Stunden genug: und dieſe wiſſen ſie in der Gegewart GOttes, und ſeiner heiligen Furcht, wie mit einem in dem HERRN froͤli- chen Gemuͤthe, alſo auch mit angenehmen und erbaulichen Geſpraͤchen bey dem ordentlichen und maͤßigen Gebrauch der leiblichen Gaben GOttes zuzubringen. Und wenn ſie auch von haͤuslichen und andern in der Welt vorgehenden Dingen reden, ſo laſſen ſie auch ſolche Reden mit M m 2

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/303>, abgerufen am 28.11.2024.