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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des ersten Briefs Pauli Cap. 10, v. 8. 9.
[Spaltenumbruch] mit Saltz gewürtzet, das ist, alles faule Ge-
schwätze ferne davon seyn. Denn wessen das
Hertz bey ihnen voll ist, davon gehet ihr Mund
über. Wo hingegen ein rechtschaffenes Kind
GOttes sich gewisser Umstände wegen bey einer
eitlen Gesellschaft finden lassen muß, oder von
ungefähr darunter geräth, da machet es nicht
mit, sondern ist ein Saltz unter derselben, und
bestrafet sie, wo nicht mit Worten, doch mit der
That eines gezeigten andern Sinnes, und ma-
chet sich auch bald von dannen.
V. 8.

Auch lasset uns nicht Hurerey trei-
ben, wie etliche unter ihnen Hurerey trie-
ben; und fielen auf einen Tag drey und
zwantzig tausend.

Anmerckungen.
1. Die Geschichte, welche alhier angefüh-
ret wird, stehet im 4 B. Mos. 25, 1. seqq. da
erzehlet wird, daß viele aus den Kindern Jsrael
mit den Töchtern der Moabiter sich durch Hure-
rey versündiget haben.
2. Die Veranlassung dazu, war auf Sei-
ten der Moabiter, und zugleich Midianiter, der
arge Anschlag Bileams, der ihnen rieth, daß sie
die Jsraeliten zur Theilnehmung an ihrer Ab-
götterey einladen, und bey solcher geistlichen Hu-
rerey durch ihre ihnen dargestellete Töchter auch
zur leiblichen verleiten möchten; auf welche Art
sie sich an ihrem GOtt versündigen, und damit
verursachen würden, daß er die Hand von ihnen
abzöge; da sie denn gar leichtlich würden kön-
nen überwunden werden. Man sehe hievon 4 B.
Mos. 31, 16. da es heißt: Haben nicht diesel-
ben
(nemlich die Weiber der Moabiter und Mi-
dianiter) die Kinder Jsrael durch Bileams
Rath abgewendet, sich zu versündigen am
HERRN über dem Peor, und wieder-
fuhr eine Plage der Gemeine des HErrn?

Daß aber bey dem Götzen-Wesen der Heiden
gemeiniglich auch die leibliche Hurerey getrieben
worden, ist eine bekannte Sache.
3. Die drey und zwantzig tausend sind auf-
gerieben worden durch eine solche Plage, wel-
che eine Pest, oder doch dergleichen Straf-Ge-
richt GOttes gewesen ist: wiewol es auch seyn
kan, daß ihrer so viele mit dem Schwerdt er-
würget worden, nach c. 25, 5.
4. Zwar gedencket Moses vier und zwan-
tzig
tausend: nemlich er hat dazu gerechnet die-
jenigen, welche von den Obersten des Volcks
und Richtern vor andern, daß sie dem Ubel nicht
gewehret hatten, durch den Strang, oder auch
sonsten waren hingerichtet worden, nach v. 4.
5. Da nun solcher gestält die Straf-Ge-
Gerichte an dem Hause oder Volcke GOttes,
wie Petrus Epist 1. c. 4, 17. redet, sich angefan-
gen hatte, so erging sie hernach auch über die
verführischen Moabiter und Midianiter, wie wir
sehen c. 31. und insonderheit auch über den bösen
Rathgeber, den Bileam, wie angezeiget wird
Jos. 13, 22.
[Spaltenumbruch]
V. 9.

Lasset uns auch CHristum nicht ver-
suchen, wie etliche von jenen ihn
(als den
damals verheissenen, aber doch seiner Gottheit
nach, schon gegenwärtigen Christum, oder Messiam)
versuchten, (also, daß sie seine Gegenwart, All-
macht und Güte wo nicht in Zweifel zogen, doch
sie nach ihrem eigenen Sinn auf diese und jene
GOtt vorgeschriebene Art bewiesen haben wol-
ten) und wurden von den Schlangen um-
gebracht.

Anmerckungen.
1. Die Geschicht stehet beschrieben im 4 B.
Mos. 21, 5. seqq. da wir dreyerley sehen: des
Volcks Sünde, der Sünden Strafe und Reue,
und der Strafe Hinwegnehmung mit der Ver-
gebung der Schuld.
2. Die Sünde war das Murren wider
GOTT und Mosen, da es ihnen im Umziehen
um der Edomiter Land an Wasser, sonderlich
aber, bey dem Uberfluß am Manna, am ordent-
lichen Brodte fehlete, und wider das Manna
einen Eckel und Widerwillen bezeigeten: da es
hieß: Warum hast du uns aus Aegypten
geführet, daß wir sterben in der Wüsten?
Denn es ist kein Brodt, noch Wasser hie,
und unsere Seele eckelt über dieser losen
Speise.
Welche Sünde so viel schwerer war,
da sie im 40ten Jahre nach dem Auszuge aus
Aegypten geschahe, kurtz vor dem Eingange ins
gelobte Land, nachdem sie so lange her so viele
recht besondere Proben der göttlichen Vorsorge
gesehen, auch noch kurtz vorher, wie wir c. 20.
lesen, zum andern mal Wasser aus einem Fel-
sen empfangen hatten. Doch sind es nicht alle
Jsraeliten gewesen, sondern nur tines, etliche,
ob wol ihrer nicht wenige in einer Menge von so
vielen hundert tausenden; gleichwie auch vorher
an der mit dem gegössenen Kalbe getriebenen Ab-
götterey nicht alle Theil genommen hatten.
3. Die Strafe wird v. 6. mit diesen Wor-
ten angezeiget: Da sandte der HERR feu-
rige Schlangen unter das Volck, die bissen
das Volck, daß ein grosses Volck in Jsrael
starb.
Davon der selige Lutherus gar wohl in
der Rand-Glosse saget: Darum heissen die
Schlangen feurige, daß die Leute von ih-
nen gebissen, durch ihr Gift feuer-roth
wurden, und vor Hitze sturben, wie an
der Pestilentz oder Carbunckel.
Dergleichen
Schlangen in derselben Wüsten gewesen sind,
welche GOTT zur Rache wider die Wider-
spenstigen gerüstet hat; da sie sonst ihnen nicht
würden zu nahe gekommen seyn; wie denn
auch die Unschuldigen vor ihnen unbeschädiget
geblieben sind. Siehe auch Ps. 77, 18. 57.
95, 9. Sap. 16, 5.
4. Die Strafe war doch bey den Sündern
heilsam zur Reue, davon es v. 7. heißt: Da
kamen sie zu Mose, und sprachen: Wir ha-
ben gesündiget, daß wir wider den HErrn
und wider dich geredet haben. Bitte den
HErrn, daß er die Schlangen von uns
nehme.
Welches denn Moses that.
5. Und
Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 10, v. 8. 9.
[Spaltenumbruch] mit Saltz gewuͤrtzet, das iſt, alles faule Ge-
ſchwaͤtze ferne davon ſeyn. Denn weſſen das
Hertz bey ihnen voll iſt, davon gehet ihr Mund
uͤber. Wo hingegen ein rechtſchaffenes Kind
GOttes ſich gewiſſer Umſtaͤnde wegen bey einer
eitlen Geſellſchaft finden laſſen muß, oder von
ungefaͤhr darunter geraͤth, da machet es nicht
mit, ſondern iſt ein Saltz unter derſelben, und
beſtrafet ſie, wo nicht mit Worten, doch mit der
That eines gezeigten andern Sinnes, und ma-
chet ſich auch bald von dannen.
V. 8.

Auch laſſet uns nicht Hurerey trei-
ben, wie etliche unter ihnen Hurerey trie-
ben; und fielen auf einen Tag drey und
zwantzig tauſend.

Anmerckungen.
1. Die Geſchichte, welche alhier angefuͤh-
ret wird, ſtehet im 4 B. Moſ. 25, 1. ſeqq. da
erzehlet wird, daß viele aus den Kindern Jſrael
mit den Toͤchtern der Moabiter ſich durch Hure-
rey verſuͤndiget haben.
2. Die Veranlaſſung dazu, war auf Sei-
ten der Moabiter, und zugleich Midianiter, der
arge Anſchlag Bileams, der ihnen rieth, daß ſie
die Jſraeliten zur Theilnehmung an ihrer Ab-
goͤtterey einladen, und bey ſolcher geiſtlichen Hu-
rerey durch ihre ihnen dargeſtellete Toͤchter auch
zur leiblichen verleiten moͤchten; auf welche Art
ſie ſich an ihrem GOtt verſuͤndigen, und damit
verurſachen wuͤrden, daß er die Hand von ihnen
abzoͤge; da ſie denn gar leichtlich wuͤrden koͤn-
nen uͤberwunden werden. Man ſehe hievon 4 B.
Moſ. 31, 16. da es heißt: Haben nicht dieſel-
ben
(nemlich die Weiber der Moabiter und Mi-
dianiter) die Kinder Jſrael durch Bileams
Rath abgewendet, ſich zu verſuͤndigen am
HERRN uͤber dem Peor, und wieder-
fuhr eine Plage der Gemeine des HErrn?

Daß aber bey dem Goͤtzen-Weſen der Heiden
gemeiniglich auch die leibliche Hurerey getrieben
worden, iſt eine bekannte Sache.
3. Die drey und zwantzig tauſend ſind auf-
gerieben worden durch eine ſolche Plage, wel-
che eine Peſt, oder doch dergleichen Straf-Ge-
richt GOttes geweſen iſt: wiewol es auch ſeyn
kan, daß ihrer ſo viele mit dem Schwerdt er-
wuͤrget worden, nach c. 25, 5.
4. Zwar gedencket Moſes vier und zwan-
tzig
tauſend: nemlich er hat dazu gerechnet die-
jenigen, welche von den Oberſten des Volcks
und Richtern vor andern, daß ſie dem Ubel nicht
gewehret hatten, durch den Strang, oder auch
ſonſten waren hingerichtet worden, nach v. 4.
5. Da nun ſolcher geſtaͤlt die Straf-Ge-
Gerichte an dem Hauſe oder Volcke GOttes,
wie Petrus Epiſt 1. c. 4, 17. redet, ſich angefan-
gen hatte, ſo erging ſie hernach auch uͤber die
verfuͤhriſchen Moabiter und Midianiter, wie wir
ſehen c. 31. und inſonderheit auch uͤber den boͤſen
Rathgeber, den Bileam, wie angezeiget wird
Joſ. 13, 22.
[Spaltenumbruch]
V. 9.

Laſſet uns auch CHriſtum nicht ver-
ſuchen, wie etliche von jenen ihn
(als den
damals verheiſſenen, aber doch ſeiner Gottheit
nach, ſchon gegenwaͤrtigẽ Chriſtum, oder Meſſiam)
verſuchten, (alſo, daß ſie ſeine Gegenwart, All-
macht und Guͤte wo nicht in Zweifel zogen, doch
ſie nach ihrem eigenen Sinn auf dieſe und jene
GOtt vorgeſchriebene Art bewieſen haben wol-
ten) und wurden von den Schlangen um-
gebracht.

Anmerckungen.
1. Die Geſchicht ſtehet beſchrieben im 4 B.
Moſ. 21, 5. ſeqq. da wir dreyerley ſehen: des
Volcks Suͤnde, der Suͤnden Strafe und Reue,
und der Strafe Hinwegnehmung mit der Ver-
gebung der Schuld.
2. Die Suͤnde war das Murren wider
GOTT und Moſen, da es ihnen im Umziehen
um der Edomiter Land an Waſſer, ſonderlich
aber, bey dem Uberfluß am Manna, am ordent-
lichen Brodte fehlete, und wider das Manna
einen Eckel und Widerwillen bezeigeten: da es
hieß: Warum haſt du uns aus Aegypten
gefuͤhret, daß wir ſterben in der Wuͤſten?
Denn es iſt kein Brodt, noch Waſſer hie,
und unſere Seele eckelt uͤber dieſer loſen
Speiſe.
Welche Suͤnde ſo viel ſchwerer war,
da ſie im 40ten Jahre nach dem Auszuge aus
Aegypten geſchahe, kurtz vor dem Eingange ins
gelobte Land, nachdem ſie ſo lange her ſo viele
recht beſondere Proben der goͤttlichen Vorſorge
geſehen, auch noch kurtz vorher, wie wir c. 20.
leſen, zum andern mal Waſſer aus einem Fel-
ſen empfangen hatten. Doch ſind es nicht alle
Jſraeliten geweſen, ſondern nur τινὲς, etliche,
ob wol ihrer nicht wenige in einer Menge von ſo
vielen hundert tauſenden; gleichwie auch vorher
an der mit dem gegoͤſſenen Kalbe getriebenen Ab-
goͤtterey nicht alle Theil genommen hatten.
3. Die Strafe wird v. 6. mit dieſen Wor-
ten angezeiget: Da ſandte der HERR feu-
rige Schlangen unter das Volck, die biſſen
das Volck, daß ein groſſes Volck in Jſrael
ſtarb.
Davon der ſelige Lutherus gar wohl in
der Rand-Gloſſe ſaget: Darum heiſſen die
Schlangen feurige, daß die Leute von ih-
nen gebiſſen, durch ihr Gift feuer-roth
wurden, und vor Hitze ſturben, wie an
der Peſtilentz oder Carbunckel.
Dergleichen
Schlangen in derſelben Wuͤſten geweſen ſind,
welche GOTT zur Rache wider die Wider-
ſpenſtigen geruͤſtet hat; da ſie ſonſt ihnen nicht
wuͤrden zu nahe gekommen ſeyn; wie denn
auch die Unſchuldigen vor ihnen unbeſchaͤdiget
geblieben ſind. Siehe auch Pſ. 77, 18. 57.
95, 9. Sap. 16, 5.
4. Die Strafe war doch bey den Suͤndern
heilſam zur Reue, davon es v. 7. heißt: Da
kamen ſie zu Moſe, und ſprachen: Wir ha-
ben geſuͤndiget, daß wir wider den HErrn
und wider dich geredet haben. Bitte den
HErrn, daß er die Schlangen von uns
nehme.
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[276/0304] Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 10, v. 8. 9. mit Saltz gewuͤrtzet, das iſt, alles faule Ge- ſchwaͤtze ferne davon ſeyn. Denn weſſen das Hertz bey ihnen voll iſt, davon gehet ihr Mund uͤber. Wo hingegen ein rechtſchaffenes Kind GOttes ſich gewiſſer Umſtaͤnde wegen bey einer eitlen Geſellſchaft finden laſſen muß, oder von ungefaͤhr darunter geraͤth, da machet es nicht mit, ſondern iſt ein Saltz unter derſelben, und beſtrafet ſie, wo nicht mit Worten, doch mit der That eines gezeigten andern Sinnes, und ma- chet ſich auch bald von dannen. V. 8. Auch laſſet uns nicht Hurerey trei- ben, wie etliche unter ihnen Hurerey trie- ben; und fielen auf einen Tag drey und zwantzig tauſend. Anmerckungen. 1. Die Geſchichte, welche alhier angefuͤh- ret wird, ſtehet im 4 B. Moſ. 25, 1. ſeqq. da erzehlet wird, daß viele aus den Kindern Jſrael mit den Toͤchtern der Moabiter ſich durch Hure- rey verſuͤndiget haben. 2. Die Veranlaſſung dazu, war auf Sei- ten der Moabiter, und zugleich Midianiter, der arge Anſchlag Bileams, der ihnen rieth, daß ſie die Jſraeliten zur Theilnehmung an ihrer Ab- goͤtterey einladen, und bey ſolcher geiſtlichen Hu- rerey durch ihre ihnen dargeſtellete Toͤchter auch zur leiblichen verleiten moͤchten; auf welche Art ſie ſich an ihrem GOtt verſuͤndigen, und damit verurſachen wuͤrden, daß er die Hand von ihnen abzoͤge; da ſie denn gar leichtlich wuͤrden koͤn- nen uͤberwunden werden. Man ſehe hievon 4 B. Moſ. 31, 16. da es heißt: Haben nicht dieſel- ben (nemlich die Weiber der Moabiter und Mi- dianiter) die Kinder Jſrael durch Bileams Rath abgewendet, ſich zu verſuͤndigen am HERRN uͤber dem Peor, und wieder- fuhr eine Plage der Gemeine des HErrn? Daß aber bey dem Goͤtzen-Weſen der Heiden gemeiniglich auch die leibliche Hurerey getrieben worden, iſt eine bekannte Sache. 3. Die drey und zwantzig tauſend ſind auf- gerieben worden durch eine ſolche Plage, wel- che eine Peſt, oder doch dergleichen Straf-Ge- richt GOttes geweſen iſt: wiewol es auch ſeyn kan, daß ihrer ſo viele mit dem Schwerdt er- wuͤrget worden, nach c. 25, 5. 4. Zwar gedencket Moſes vier und zwan- tzig tauſend: nemlich er hat dazu gerechnet die- jenigen, welche von den Oberſten des Volcks und Richtern vor andern, daß ſie dem Ubel nicht gewehret hatten, durch den Strang, oder auch ſonſten waren hingerichtet worden, nach v. 4. 5. Da nun ſolcher geſtaͤlt die Straf-Ge- Gerichte an dem Hauſe oder Volcke GOttes, wie Petrus Epiſt 1. c. 4, 17. redet, ſich angefan- gen hatte, ſo erging ſie hernach auch uͤber die verfuͤhriſchen Moabiter und Midianiter, wie wir ſehen c. 31. und inſonderheit auch uͤber den boͤſen Rathgeber, den Bileam, wie angezeiget wird Joſ. 13, 22. V. 9. Laſſet uns auch CHriſtum nicht ver- ſuchen, wie etliche von jenen ihn (als den damals verheiſſenen, aber doch ſeiner Gottheit nach, ſchon gegenwaͤrtigẽ Chriſtum, oder Meſſiam) verſuchten, (alſo, daß ſie ſeine Gegenwart, All- macht und Guͤte wo nicht in Zweifel zogen, doch ſie nach ihrem eigenen Sinn auf dieſe und jene GOtt vorgeſchriebene Art bewieſen haben wol- ten) und wurden von den Schlangen um- gebracht. Anmerckungen. 1. Die Geſchicht ſtehet beſchrieben im 4 B. Moſ. 21, 5. ſeqq. da wir dreyerley ſehen: des Volcks Suͤnde, der Suͤnden Strafe und Reue, und der Strafe Hinwegnehmung mit der Ver- gebung der Schuld. 2. Die Suͤnde war das Murren wider GOTT und Moſen, da es ihnen im Umziehen um der Edomiter Land an Waſſer, ſonderlich aber, bey dem Uberfluß am Manna, am ordent- lichen Brodte fehlete, und wider das Manna einen Eckel und Widerwillen bezeigeten: da es hieß: Warum haſt du uns aus Aegypten gefuͤhret, daß wir ſterben in der Wuͤſten? Denn es iſt kein Brodt, noch Waſſer hie, und unſere Seele eckelt uͤber dieſer loſen Speiſe. Welche Suͤnde ſo viel ſchwerer war, da ſie im 40ten Jahre nach dem Auszuge aus Aegypten geſchahe, kurtz vor dem Eingange ins gelobte Land, nachdem ſie ſo lange her ſo viele recht beſondere Proben der goͤttlichen Vorſorge geſehen, auch noch kurtz vorher, wie wir c. 20. leſen, zum andern mal Waſſer aus einem Fel- ſen empfangen hatten. Doch ſind es nicht alle Jſraeliten geweſen, ſondern nur τινὲς, etliche, ob wol ihrer nicht wenige in einer Menge von ſo vielen hundert tauſenden; gleichwie auch vorher an der mit dem gegoͤſſenen Kalbe getriebenen Ab- goͤtterey nicht alle Theil genommen hatten. 3. Die Strafe wird v. 6. mit dieſen Wor- ten angezeiget: Da ſandte der HERR feu- rige Schlangen unter das Volck, die biſſen das Volck, daß ein groſſes Volck in Jſrael ſtarb. Davon der ſelige Lutherus gar wohl in der Rand-Gloſſe ſaget: Darum heiſſen die Schlangen feurige, daß die Leute von ih- nen gebiſſen, durch ihr Gift feuer-roth wurden, und vor Hitze ſturben, wie an der Peſtilentz oder Carbunckel. Dergleichen Schlangen in derſelben Wuͤſten geweſen ſind, welche GOTT zur Rache wider die Wider- ſpenſtigen geruͤſtet hat; da ſie ſonſt ihnen nicht wuͤrden zu nahe gekommen ſeyn; wie denn auch die Unſchuldigen vor ihnen unbeſchaͤdiget geblieben ſind. Siehe auch Pſ. 77, 18. 57. 95, 9. Sap. 16, 5. 4. Die Strafe war doch bey den Suͤndern heilſam zur Reue, davon es v. 7. heißt: Da kamen ſie zu Moſe, und ſprachen: Wir ha- ben geſuͤndiget, daß wir wider den HErrn und wider dich geredet haben. Bitte den HErrn, daß er die Schlangen von uns nehme. Welches denn Moſes that. 5. Und

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/304>, abgerufen am 28.11.2024.