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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 10, 15. 16. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch] terscheiden können) rede ich, richtet ihr (selbst
auch) was ich sage (bisher und noch ferner, ob
es nicht eine Sache ist, von deren Wahrheit ihr
genugsam überzeuget seyd. Denn da der geist-
liche alles richtet, und ihr billig alle geistliche
seyn sollet, 1 Cor. 2, 15. so beurtheilet es, was
ich schreibe. Siehe auch c. 14, 29. 37.)

Anmerckung.

Es ist ein Character eines Lehrers, der der
Wahrheit von dem, was er vorträget gewiß ist,
wenn er seine Zuhörer auf die freye Prüfung
seines Vortrages führet. Denn ie mehr dieser
untersuchet wird, ie gründlicher wird er befun-
den; daß es also alsdenn ein Zuhörer nicht mehr
so wol mit dem Lehrer, als hätte er ihm etwas
zu Gefallen zu glauben, zu thun hat, als mit
GOtt selbst, dessen die Lehre ist. Nicht weni-
ger ist es auch ein Kennzeichen eines rechtschafnen
Zuhörers, wenn er einen getreuen Lehrer zwar
wohl erkennet und daher wehrt hält, aber doch
bey der Lehre selbst nicht so wol auf ihn als auf
GOtt siehet.

V. 16.

Der gesegnete Kelch, welchen wir
segnen, ist der nicht die Gemeinschaft des
Bluts Christi? Das Brodt, das wir bre-
chen, ist das nicht die Gemeinschaft des
Leibes Christi?

Anmerckungen.
1. Zuvorderst ist der Zweck dieser Worte
nach dem Contexte wohl zu mercken. Paulus
wolte die Corinthier abführen von der Gemein-
schaft am Götzen-Opfer, mit dem Beweisgrun-
de, daß, wer am Genuß des Götzen-Opfers
Theil nehme, der nehme auch Theil an der Ab-
götterey selbst, und komme in eine Gemeinschaft
mit derselben. Dieses erweiset, oder erläutert,
er nun aus dem Gegensatz, aus der Sacrament-
lichen Geniessung des im heiligen Abendmahl
gesegneten Brodts und Weins; als wodurch
man zu der Gemeinschaft des Leibes und Bluts
Christi komme. Da nun Christus und der Gö-
tze, als Licht und Finsterniß, gar nicht zusam-
men stimmen, und doch gleichwol der Genuß des
Götzen-Opfers einen so wol in die Gemeinschaft
des Götzen und der Abgötterey ziehe, als der
Genuß des gesegneten Brodts und Weins die
Gemeinschaft des Leibes und Blutes Christi mit
sich führe; so könten die, welche als Christen
das heilige Abendmahl hielten, unmöglich mit
gutem Gewissen Theil nehmen am Götzen-
Opfer.
2. Die Eulogia, der Segen, oder die
Segnung, die von dem, der das Abendmahl
administriret, geschiehet, ist nichts anders als
das Gebet, oder der Segenswunsch, daß die-
jenige Materie des Brodts und des Weins,
welche zum Sacrament genommen wird, mö-
ge nach der Einsetzung Christi die Gemeinschaft
seines Leibes und Blutes seyn und haben.
Durch welche Segnung und Consecration denn
ein gewisses Theil des Brodts und Weins von
dem übrigen und gemeinen Brodte und Wein
[Spaltenumbruch] abgesondert; und der heiligen Sacramentlichen
Handlung besonders gewidmet wird.
3. Da aber ausser dieser bey der admini-
stration
des heiligen Abendmahls verrichteten
Segnung, die mit dem Worte eulogou~men be-
zeichnet ist, auch der Kelch selbst genennet wird
to poterion tes eulogias, der Kelch der
Segnung,
so wird mit diesem ersten Worte
nicht allein auf die Handlung der mit dem Wor-
te eulogou~men, wir segnen, ausgedruckten con-
secration,
oder Einsegnung, sondern auch dar-
auf gesehen, daß durch den Genuß des also con-
secrir
ten Brodts und Weins uns, vermöge der
Gemeinschaft mit dem Leibe und Blute Christi,
der himmlische Segen von GOtt in Christo mit-
getheilet werde.
4. Was aber vom Kelche in Ansehung des
darinnen enthaltenen Weins gesetzet wird, daß
er sey ein Kelch des Segens, den man segne,
oder consecrire, eben das gilt auch von dem
Brodte, ob es dabey gleich nicht wiederhohlet
wird, nemlich daß es sey ein Brodt des Seg-
nens,
oder der Segnung, welches man seg-
ne, und damit vom gemeinen Brodte unterschei-
de, und zum sacramentlichen Gebrauch conse-
cri
re, oder heilige und widme.
5. Jn der Handlung der Einsetzung fin-
den wir bey Christo nebst der Segnung, auch
die Dancksagung. Da die Segnung gehet
auf die Consecration der leiblichen Materie des
Brodts und Weins; die Dancksagung aber
darauf, daß GOtt die Einsegnung zur Gemein-
schaft mit dem Leibe und Blute Christi erhö-
ret habe, und sich gnädiglich, uns dadurch zu
segnen, gefallen lasse: gleichwie unser Heiland
auch sonst gewohnet gewesen, sein Gebet in der
Versicherung der gewissen Erhöhrung sofort
schon mit einer Dancksagung zu verrichten.
Man sehe Joh. 11, 41. 42. in der Erweckung La-
zari, da es heißt: JEsus hub seine Augen
empor, und sprach: Vater, ich dancke
dir, daß du mich erhöret hast: doch ich
weiß, daß du mich allezeit erhörest etc.
Und
also gilt von CHristo noch vielmehr, was Jo-
hannes 1 Epist. c. 5, 14. 15. von den Gläubigen
stehet: Das ist die Freudigkeit, die wir ha-
ben zu ihm, daß, so wir etwas bitten nach
seinem Willen, so höret er uns. Und so
wir wissen, daß er uns höret, so wissen
wir, daß wir die Bitte haben, die wir
von ihm gebeten haben:
und also können wir
auch schon sofort bey der Bitte für die Erhörung
dancken.
6. Da nun eulogei~n und eukharistei~n, seg-
nen
und dancken nicht einerley, sondern unter-
schieden ist; so ist Matth. 26, 26. und Marc.
14, 22. das Wort Eulogesas, welches Luthe-
rus dancket gegeben hat, zu übersetzen burch
segnete. Und da beym Luc. 22, 17. 19. mit Aus-
lassung des Worts E'ulogesas, segnete, das
Wort Eukharistesas vom Kelche und Brodte ste-
het, so ist das Wort segnete, als daß antece-
dens
darunter, als unter dem consequente, mit
zu verstehen: gleichwie Matthäus und Marcus
bey dem Brodte nur das Wort segnete mit dem
darunter verstandenen Worte danckete, bey
dem
N n

Cap. 10, 15. 16. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch] terſcheiden koͤnnen) rede ich, richtet ihr (ſelbſt
auch) was ich ſage (bisher und noch ferner, ob
es nicht eine Sache iſt, von deren Wahrheit ihr
genugſam uͤberzeuget ſeyd. Denn da der geiſt-
liche alles richtet, und ihr billig alle geiſtliche
ſeyn ſollet, 1 Cor. 2, 15. ſo beurtheilet es, was
ich ſchreibe. Siehe auch c. 14, 29. 37.)

Anmerckung.

Es iſt ein Character eines Lehrers, der der
Wahrheit von dem, was er vortraͤget gewiß iſt,
wenn er ſeine Zuhoͤrer auf die freye Pruͤfung
ſeines Vortrages fuͤhret. Denn ie mehr dieſer
unterſuchet wird, ie gruͤndlicher wird er befun-
den; daß es alſo alsdenn ein Zuhoͤrer nicht mehr
ſo wol mit dem Lehrer, als haͤtte er ihm etwas
zu Gefallen zu glauben, zu thun hat, als mit
GOtt ſelbſt, deſſen die Lehre iſt. Nicht weni-
ger iſt es auch ein Kennzeichen eines rechtſchafnen
Zuhoͤrers, wenn er einen getreuen Lehrer zwar
wohl erkennet und daher wehrt haͤlt, aber doch
bey der Lehre ſelbſt nicht ſo wol auf ihn als auf
GOtt ſiehet.

V. 16.

Der geſegnete Kelch, welchen wir
ſegnen, iſt der nicht die Gemeinſchaft des
Bluts Chriſti? Das Brodt, das wir bre-
chen, iſt das nicht die Gemeinſchaft des
Leibes Chriſti?

Anmerckungen.
1. Zuvorderſt iſt der Zweck dieſer Worte
nach dem Contexte wohl zu mercken. Paulus
wolte die Corinthier abfuͤhren von der Gemein-
ſchaft am Goͤtzen-Opfer, mit dem Beweisgrun-
de, daß, wer am Genuß des Goͤtzen-Opfers
Theil nehme, der nehme auch Theil an der Ab-
goͤtterey ſelbſt, und komme in eine Gemeinſchaft
mit derſelben. Dieſes erweiſet, oder erlaͤutert,
er nun aus dem Gegenſatz, aus der Sacrament-
lichen Genieſſung des im heiligen Abendmahl
geſegneten Brodts und Weins; als wodurch
man zu der Gemeinſchaft des Leibes und Bluts
Chriſti komme. Da nun Chriſtus und der Goͤ-
tze, als Licht und Finſterniß, gar nicht zuſam-
men ſtimmen, und doch gleichwol der Genuß des
Goͤtzen-Opfers einen ſo wol in die Gemeinſchaft
des Goͤtzen und der Abgoͤtterey ziehe, als der
Genuß des geſegneten Brodts und Weins die
Gemeinſchaft des Leibes und Blutes Chriſti mit
ſich fuͤhre; ſo koͤnten die, welche als Chriſten
das heilige Abendmahl hielten, unmoͤglich mit
gutem Gewiſſen Theil nehmen am Goͤtzen-
Opfer.
2. Die Ἐυλογία, der Segen, oder die
Segnung, die von dem, der das Abendmahl
adminiſtriret, geſchiehet, iſt nichts anders als
das Gebet, oder der Segenswunſch, daß die-
jenige Materie des Brodts und des Weins,
welche zum Sacrament genommen wird, moͤ-
ge nach der Einſetzung Chriſti die Gemeinſchaft
ſeines Leibes und Blutes ſeyn und haben.
Durch welche Segnung und Conſecration denn
ein gewiſſes Theil des Brodts und Weins von
dem uͤbrigen und gemeinen Brodte und Wein
[Spaltenumbruch] abgeſondert; und der heiligen Sacramentlichen
Handlung beſonders gewidmet wird.
3. Da aber auſſer dieſer bey der admini-
ſtration
des heiligen Abendmahls verrichteten
Segnung, die mit dem Worte ἐυλογου῀μεν be-
zeichnet iſt, auch der Kelch ſelbſt genennet wird
τὸ ποτὴριον τῆς ἐυλογίας, der Kelch der
Segnung,
ſo wird mit dieſem erſten Worte
nicht allein auf die Handlung der mit dem Wor-
te ἐυλογου῀μεν, wir ſegnen, ausgedruckten con-
ſecration,
oder Einſegnung, ſondern auch dar-
auf geſehen, daß durch den Genuß des alſo con-
ſecrir
ten Brodts und Weins uns, vermoͤge der
Gemeinſchaft mit dem Leibe und Blute Chriſti,
der himmliſche Segen von GOtt in Chriſto mit-
getheilet werde.
4. Was aber vom Kelche in Anſehung des
darinnen enthaltenen Weins geſetzet wird, daß
er ſey ein Kelch des Segens, den man ſegne,
oder conſecrire, eben das gilt auch von dem
Brodte, ob es dabey gleich nicht wiederhohlet
wird, nemlich daß es ſey ein Brodt des Seg-
nens,
oder der Segnung, welches man ſeg-
ne, und damit vom gemeinen Brodte unterſchei-
de, und zum ſacramentlichen Gebrauch conſe-
cri
re, oder heilige und widme.
5. Jn der Handlung der Einſetzung fin-
den wir bey Chriſto nebſt der Segnung, auch
die Danckſagung. Da die Segnung gehet
auf die Conſecration der leiblichen Materie des
Brodts und Weins; die Danckſagung aber
darauf, daß GOtt die Einſegnung zur Gemein-
ſchaft mit dem Leibe und Blute Chriſti erhoͤ-
ret habe, und ſich gnaͤdiglich, uns dadurch zu
ſegnen, gefallen laſſe: gleichwie unſer Heiland
auch ſonſt gewohnet geweſen, ſein Gebet in der
Verſicherung der gewiſſen Erhoͤhrung ſofort
ſchon mit einer Danckſagung zu verrichten.
Man ſehe Joh. 11, 41. 42. in der Erweckung La-
zari, da es heißt: JEſus hub ſeine Augen
empor, und ſprach: Vater, ich dancke
dir, daß du mich erhoͤret haſt: doch ich
weiß, daß du mich allezeit erhoͤreſt ꝛc.
Und
alſo gilt von CHriſto noch vielmehr, was Jo-
hannes 1 Epiſt. c. 5, 14. 15. von den Glaͤubigen
ſtehet: Das iſt die Freudigkeit, die wir ha-
ben zu ihm, daß, ſo wir etwas bitten nach
ſeinem Willen, ſo hoͤret er uns. Und ſo
wir wiſſen, daß er uns hoͤret, ſo wiſſen
wir, daß wir die Bitte haben, die wir
von ihm gebeten haben:
und alſo koͤnnen wir
auch ſchon ſofort bey der Bitte fuͤr die Erhoͤrung
dancken.
6. Da nun ἐυλογει῀ν und ἐυχαριστει῀ν, ſeg-
nen
und dancken nicht einerley, ſondern unter-
ſchieden iſt; ſo iſt Matth. 26, 26. und Marc.
14, 22. das Wort Ἐυλογήσας, welches Luthe-
rus dancket gegeben hat, zu uͤberſetzen burch
ſegnete. Und da beym Luc. 22, 17. 19. mit Aus-
laſſung des Worts Ε᾽υλογήσας, ſegnete, das
Wort Ἐυχαριστἡσας vom Kelche und Brodte ſte-
het, ſo iſt das Wort ſegnete, als daß antece-
dens
darunter, als unter dem conſequente, mit
zu verſtehen: gleichwie Matthaͤus und Marcus
bey dem Brodte nur das Wort ſegnete mit dem
darunter verſtandenen Worte danckete, bey
dem
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[281/0309] Cap. 10, 15. 16. an die Corinthier. terſcheiden koͤnnen) rede ich, richtet ihr (ſelbſt auch) was ich ſage (bisher und noch ferner, ob es nicht eine Sache iſt, von deren Wahrheit ihr genugſam uͤberzeuget ſeyd. Denn da der geiſt- liche alles richtet, und ihr billig alle geiſtliche ſeyn ſollet, 1 Cor. 2, 15. ſo beurtheilet es, was ich ſchreibe. Siehe auch c. 14, 29. 37.) Anmerckung. Es iſt ein Character eines Lehrers, der der Wahrheit von dem, was er vortraͤget gewiß iſt, wenn er ſeine Zuhoͤrer auf die freye Pruͤfung ſeines Vortrages fuͤhret. Denn ie mehr dieſer unterſuchet wird, ie gruͤndlicher wird er befun- den; daß es alſo alsdenn ein Zuhoͤrer nicht mehr ſo wol mit dem Lehrer, als haͤtte er ihm etwas zu Gefallen zu glauben, zu thun hat, als mit GOtt ſelbſt, deſſen die Lehre iſt. Nicht weni- ger iſt es auch ein Kennzeichen eines rechtſchafnen Zuhoͤrers, wenn er einen getreuen Lehrer zwar wohl erkennet und daher wehrt haͤlt, aber doch bey der Lehre ſelbſt nicht ſo wol auf ihn als auf GOtt ſiehet. V. 16. Der geſegnete Kelch, welchen wir ſegnen, iſt der nicht die Gemeinſchaft des Bluts Chriſti? Das Brodt, das wir bre- chen, iſt das nicht die Gemeinſchaft des Leibes Chriſti? Anmerckungen. 1. Zuvorderſt iſt der Zweck dieſer Worte nach dem Contexte wohl zu mercken. Paulus wolte die Corinthier abfuͤhren von der Gemein- ſchaft am Goͤtzen-Opfer, mit dem Beweisgrun- de, daß, wer am Genuß des Goͤtzen-Opfers Theil nehme, der nehme auch Theil an der Ab- goͤtterey ſelbſt, und komme in eine Gemeinſchaft mit derſelben. Dieſes erweiſet, oder erlaͤutert, er nun aus dem Gegenſatz, aus der Sacrament- lichen Genieſſung des im heiligen Abendmahl geſegneten Brodts und Weins; als wodurch man zu der Gemeinſchaft des Leibes und Bluts Chriſti komme. Da nun Chriſtus und der Goͤ- tze, als Licht und Finſterniß, gar nicht zuſam- men ſtimmen, und doch gleichwol der Genuß des Goͤtzen-Opfers einen ſo wol in die Gemeinſchaft des Goͤtzen und der Abgoͤtterey ziehe, als der Genuß des geſegneten Brodts und Weins die Gemeinſchaft des Leibes und Blutes Chriſti mit ſich fuͤhre; ſo koͤnten die, welche als Chriſten das heilige Abendmahl hielten, unmoͤglich mit gutem Gewiſſen Theil nehmen am Goͤtzen- Opfer. 2. Die Ἐυλογία, der Segen, oder die Segnung, die von dem, der das Abendmahl adminiſtriret, geſchiehet, iſt nichts anders als das Gebet, oder der Segenswunſch, daß die- jenige Materie des Brodts und des Weins, welche zum Sacrament genommen wird, moͤ- ge nach der Einſetzung Chriſti die Gemeinſchaft ſeines Leibes und Blutes ſeyn und haben. Durch welche Segnung und Conſecration denn ein gewiſſes Theil des Brodts und Weins von dem uͤbrigen und gemeinen Brodte und Wein abgeſondert; und der heiligen Sacramentlichen Handlung beſonders gewidmet wird. 3. Da aber auſſer dieſer bey der admini- ſtration des heiligen Abendmahls verrichteten Segnung, die mit dem Worte ἐυλογου῀μεν be- zeichnet iſt, auch der Kelch ſelbſt genennet wird τὸ ποτὴριον τῆς ἐυλογίας, der Kelch der Segnung, ſo wird mit dieſem erſten Worte nicht allein auf die Handlung der mit dem Wor- te ἐυλογου῀μεν, wir ſegnen, ausgedruckten con- ſecration, oder Einſegnung, ſondern auch dar- auf geſehen, daß durch den Genuß des alſo con- ſecrirten Brodts und Weins uns, vermoͤge der Gemeinſchaft mit dem Leibe und Blute Chriſti, der himmliſche Segen von GOtt in Chriſto mit- getheilet werde. 4. Was aber vom Kelche in Anſehung des darinnen enthaltenen Weins geſetzet wird, daß er ſey ein Kelch des Segens, den man ſegne, oder conſecrire, eben das gilt auch von dem Brodte, ob es dabey gleich nicht wiederhohlet wird, nemlich daß es ſey ein Brodt des Seg- nens, oder der Segnung, welches man ſeg- ne, und damit vom gemeinen Brodte unterſchei- de, und zum ſacramentlichen Gebrauch conſe- crire, oder heilige und widme. 5. Jn der Handlung der Einſetzung fin- den wir bey Chriſto nebſt der Segnung, auch die Danckſagung. Da die Segnung gehet auf die Conſecration der leiblichen Materie des Brodts und Weins; die Danckſagung aber darauf, daß GOtt die Einſegnung zur Gemein- ſchaft mit dem Leibe und Blute Chriſti erhoͤ- ret habe, und ſich gnaͤdiglich, uns dadurch zu ſegnen, gefallen laſſe: gleichwie unſer Heiland auch ſonſt gewohnet geweſen, ſein Gebet in der Verſicherung der gewiſſen Erhoͤhrung ſofort ſchon mit einer Danckſagung zu verrichten. Man ſehe Joh. 11, 41. 42. in der Erweckung La- zari, da es heißt: JEſus hub ſeine Augen empor, und ſprach: Vater, ich dancke dir, daß du mich erhoͤret haſt: doch ich weiß, daß du mich allezeit erhoͤreſt ꝛc. Und alſo gilt von CHriſto noch vielmehr, was Jo- hannes 1 Epiſt. c. 5, 14. 15. von den Glaͤubigen ſtehet: Das iſt die Freudigkeit, die wir ha- ben zu ihm, daß, ſo wir etwas bitten nach ſeinem Willen, ſo hoͤret er uns. Und ſo wir wiſſen, daß er uns hoͤret, ſo wiſſen wir, daß wir die Bitte haben, die wir von ihm gebeten haben: und alſo koͤnnen wir auch ſchon ſofort bey der Bitte fuͤr die Erhoͤrung dancken. 6. Da nun ἐυλογει῀ν und ἐυχαριστει῀ν, ſeg- nen und dancken nicht einerley, ſondern unter- ſchieden iſt; ſo iſt Matth. 26, 26. und Marc. 14, 22. das Wort Ἐυλογήσας, welches Luthe- rus dancket gegeben hat, zu uͤberſetzen burch ſegnete. Und da beym Luc. 22, 17. 19. mit Aus- laſſung des Worts Ε᾽υλογήσας, ſegnete, das Wort Ἐυχαριστἡσας vom Kelche und Brodte ſte- het, ſo iſt das Wort ſegnete, als daß antece- dens darunter, als unter dem conſequente, mit zu verſtehen: gleichwie Matthaͤus und Marcus bey dem Brodte nur das Wort ſegnete mit dem darunter verſtandenen Worte danckete, bey dem N n

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/309>, abgerufen am 28.11.2024.