Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Erklärung des ersten Briefs Pauli Cap. 10, 13-15. [Spaltenumbruch]
gleichet er mit Fäustenschlägen und mit einemPfal ins Fleisch, welche er einem Satanischen Engel zuschreibet, und davon sein eignes Ex- empel vorstellet 2 Cor. 12, 7. Welche Art der Versuchungen man nicht gerne deutlicher be- schreibet um derer willen, welche von derselben nichts wissen, durch die Beschreibung aber leicht- lich darein einiger Massen gerathen können. Die dabey die betrübte Erfahrung haben, wissen wohl, was feurige Pfeile des Bösewichts in ge- wissen vom Satan eingegebnen Gedancken sind, welche so wehe thun, als Fäusten-Schläge, ja einem GOtt liebenden also durch das Hertz ge- hen, wie ein Pfal bey der Spiessung durch den Leib. Ausser dem gehören zu den Satanischen Versuchungen auch die wider GOTT und sein Wort erregte Zweifel, auch die Reitzungen zum Abfall von der wahren Religion, und zur Ver- leugnung Christi, oder doch seines wahren Evan- gelii: wiewol hiebey auch vieles von menschli- chen Versuchungen vorgehet: gleichwie, als schon gedacht, auch bey menschlichen Versuchun- gen, welche von der Erbsünde und von bösen Exempeln und Verführungen herrühren, der Satan nicht feyret; sonderlich wenn sie auf gro- be Schande und Laster, oder auch auf andere zwar heimlichere und scheinbarere, aber doch sehr gefährliche Verstrickungen gehen. Hievon saget Jacobus c. 1, 13. 14. 15. Niemand sage, wenn er versuchet wird (nemlich zum Bösen) daß er von GOtt versuchet werde. Denn GOtt ist nicht ein Versucher zum Bösen, er versuchet (dazu) niemand. Sondern ein ieglicher wird versuchet, wenn er von seiner eignen Lust gelocket und gereitzet wird etc. 5. Die göttliche Versuchungen haben al- lemal einen guten Zweck, und bestehen in sol- chen gnädigen Verhängnissen und Führungen, dadurch uns GOtt theils prüfet, theils läutert und bewähret: prüfet, damit das, was er be- reits nach seiner Allwissenheit erkennet, auch uns, und zum Theil auch andern, möge kund werden, das Gute zur Ermunterung und Danck- sagung, das Böse, oder die noch übrige Schwachheiten zur Demüthigung und War- nung. Nicht weniger aber auch läutert und bewähret, und zu dem Ende allerley Leiden ü- ber seine Gläubigen verhänget, daß sie dadurch, als das Gold durchs Feuer, von ihren Schla- cken immer mehr gereiniget werden. 1 Pet. 1, 7. c. 4, 12. 13. Jac. 1, 3. Hebr. 12, 11. Daraus man denn siehet, daß die göttlichen Versuchun- gen (davon das Exempel Abrahams, da er von GOtt unmittelbar versuchet worden, gantz aus- serordentlich war. Gen. 22.) eigentlich nur den Gläubigen wiederfahren. Welches man auch von den Teufelischen in so weit sagen kan, in so weit der Satan die Gottlosen bereits in seinen Stricken hat, und also, um sie zu beherrschen, nicht erst versuchen darf. Menschliche Ver- suchungen aber sind den Gottseligen mit den Gott- losen gemein: wiewol sie bey diesen eine Plage sind, und bey jenen aus der väterlichen Direction GOttes zum Besten dienen müssen. 6. Die Treue GOttes, welche Paulus [Spaltenumbruch] bey den Versuchungen rühmet, ist mit der grös- sesten Weisheit und Güte verknüpfet, nach welcher GOtt alles also zu dirigiren weiß, wie es dem heilsamen Zweck und der Beschaffenheit der Versuchten gemäß ist: und bestehet sie in einem kräftigen Beystande und in einer solchen Stärckung, daß die Kräfte zur Ertragung der aufgelegten Last hinreichen: wie er mit den letz- tern Worten des Verses anzeiget. 7. Man siehet in den Kirchen-Geschichten, sonderlich an den Märtyrern, unzehlige und recht verwundernswürdige Proben dieser beyste- henden und stärckenden Treue GOttes: da ih- nen nemlich diejenigen Martern, welche der menschlichen Natur an sich unerträglich sind, und welche auch sonst kein Ubelthäter lange aus- stehen kan, gleichsam zu Mücken-Stiche gewor- den sind, also daß sie auch selten ein Zeichen ei- ner grossen Empfindung von sich gegeben haben. So groß und mächtig war in ihnen die Kraft GOttes! Das hieß denn: Jn dem allen über- winden wir weit etc. Röm. 8, 37. 8. Diese Treue GOttes, nach welcher es heißt pistos, ist der Grund tes pisteos des Glaubens, als welcher sicherlich darauf bauen kan. Der Apostel thut diesen Ausspruch von der Treue GOttes mehrmal, als 1 Cor. 1, 9. 2 Cor. 1, 18. 1 Thess. 5, 24. 2 Thess. 3, 3. 2 Tim. 2, 13. Hebr. 10, 23. 1 Joh. 1, 9. Apoc. 1, 5. c. 19, 11. Dahin gehöret die öftere Redens-Art pistos o logos, ein theures werthes Wort 1 Tim. 1, 15. c. 3, 1. c. 4, 9. 2 Tim. 2, 11. Tit. 1, 9. c. 3, 7. Off. Joh. 19, 9 c. 21, 5. c. 22, 6. 9. Es können demnach diese Worte Pauli allen ange- fochtenen sehr tröstlich seyn. Denn die Verheis- sung von dem treuen Beystande GOttes, gehet ausser den menschlichen, auch über alle übrige Versuchungen, und verspricht in allen eine sol- che eksoasin, einen solchen Ausgang, der er- träglich, ja gesegnet ist. Man sehe auch Deut. 32, 4. da es heißt: Gebet unserm GOtt al- lein die Ehre. Er ist ein Fels, seine Wer- cke sind unsträflich: denn alles, was er thut, das ist recht. Treu ist GOtt, und kein Böses an ihm, gerecht und fromm ist er. V. 14. 15. Darum, meine Liebsten (weil ihr das ter-
Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 10, 13-15. [Spaltenumbruch]
gleichet er mit Faͤuſtenſchlaͤgen und mit einemPfal ins Fleiſch, welche er einem Sataniſchen Engel zuſchreibet, und davon ſein eignes Ex- empel vorſtellet 2 Cor. 12, 7. Welche Art der Verſuchungen man nicht gerne deutlicher be- ſchreibet um derer willen, welche von derſelben nichts wiſſen, durch die Beſchreibung aber leicht- lich darein einiger Maſſen gerathen koͤnnen. Die dabey die betruͤbte Erfahrung haben, wiſſen wohl, was feurige Pfeile des Boͤſewichts in ge- wiſſen vom Satan eingegebnen Gedancken ſind, welche ſo wehe thun, als Faͤuſten-Schlaͤge, ja einem GOtt liebenden alſo durch das Hertz ge- hen, wie ein Pfal bey der Spieſſung durch den Leib. Auſſer dem gehoͤren zu den Sataniſchen Verſuchungen auch die wider GOTT und ſein Wort erregte Zweifel, auch die Reitzungen zum Abfall von der wahren Religion, und zur Ver- leugnung Chriſti, oder doch ſeines wahren Evan- gelii: wiewol hiebey auch vieles von menſchli- chen Verſuchungen vorgehet: gleichwie, als ſchon gedacht, auch bey menſchlichen Verſuchun- gen, welche von der Erbſuͤnde und von boͤſen Exempeln und Verfuͤhrungen herruͤhren, der Satan nicht feyret; ſonderlich wenn ſie auf gro- be Schande und Laſter, oder auch auf andere zwar heimlichere und ſcheinbarere, aber doch ſehr gefaͤhrliche Verſtrickungen gehen. Hievon ſaget Jacobus c. 1, 13. 14. 15. Niemand ſage, wenn er verſuchet wird (nemlich zum Boͤſen) daß er von GOtt verſuchet werde. Denn GOtt iſt nicht ein Verſucher zum Boͤſen, er verſuchet (dazu) niemand. Sondern ein ieglicher wird verſuchet, wenn er von ſeiner eignen Luſt gelocket und gereitzet wird ꝛc. 5. Die goͤttliche Verſuchungen haben al- lemal einen guten Zweck, und beſtehen in ſol- chen gnaͤdigen Verhaͤngniſſen und Fuͤhrungen, dadurch uns GOtt theils pruͤfet, theils laͤutert und bewaͤhret: pruͤfet, damit das, was er be- reits nach ſeiner Allwiſſenheit erkennet, auch uns, und zum Theil auch andern, moͤge kund werden, das Gute zur Ermunterung und Danck- ſagung, das Boͤſe, oder die noch uͤbrige Schwachheiten zur Demuͤthigung und War- nung. Nicht weniger aber auch laͤutert und bewaͤhret, und zu dem Ende allerley Leiden uͤ- ber ſeine Glaͤubigen verhaͤnget, daß ſie dadurch, als das Gold durchs Feuer, von ihren Schla- cken immer mehr gereiniget werden. 1 Pet. 1, 7. c. 4, 12. 13. Jac. 1, 3. Hebr. 12, 11. Daraus man denn ſiehet, daß die goͤttlichen Verſuchun- gen (davon das Exempel Abrahams, da er von GOtt unmittelbar verſuchet worden, gantz auſ- ſerordentlich war. Gen. 22.) eigentlich nur den Glaͤubigen wiederfahren. Welches man auch von den Teufeliſchen in ſo weit ſagen kan, in ſo weit der Satan die Gottloſen bereits in ſeinen Stricken hat, und alſo, um ſie zu beherrſchen, nicht erſt verſuchen darf. Menſchliche Ver- ſuchungen aber ſind den Gottſeligen mit den Gott- loſen gemein: wiewol ſie bey dieſen eine Plage ſind, und bey jenen aus der vaͤterlichen Direction GOttes zum Beſten dienen muͤſſen. 6. Die Treue GOttes, welche Paulus [Spaltenumbruch] bey den Verſuchungen ruͤhmet, iſt mit der groͤſ- ſeſten Weisheit und Guͤte verknuͤpfet, nach welcher GOtt alles alſo zu dirigiren weiß, wie es dem heilſamen Zweck und der Beſchaffenheit der Verſuchten gemaͤß iſt: und beſtehet ſie in einem kraͤftigen Beyſtande und in einer ſolchen Staͤrckung, daß die Kraͤfte zur Ertragung der aufgelegten Laſt hinreichen: wie er mit den letz- tern Worten des Verſes anzeiget. 7. Man ſiehet in den Kirchen-Geſchichten, ſonderlich an den Maͤrtyrern, unzehlige und recht verwundernswuͤrdige Proben dieſer beyſte- henden und ſtaͤrckenden Treue GOttes: da ih- nen nemlich diejenigen Martern, welche der menſchlichen Natur an ſich unertraͤglich ſind, und welche auch ſonſt kein Ubelthaͤter lange aus- ſtehen kan, gleichſam zu Muͤcken-Stiche gewor- den ſind, alſo daß ſie auch ſelten ein Zeichen ei- ner groſſen Empfindung von ſich gegeben haben. So groß und maͤchtig war in ihnen die Kraft GOttes! Das hieß denn: Jn dem allen uͤber- winden wir weit ꝛc. Roͤm. 8, 37. 8. Dieſe Treue GOttes, nach welcher es heißt πιστὸς, iſt der Grund τῆς πίστεως des Glaubens, als welcher ſicherlich darauf bauen kan. Der Apoſtel thut dieſen Ausſpruch von der Treue GOttes mehrmal, als 1 Cor. 1, 9. 2 Cor. 1, 18. 1 Theſſ. 5, 24. 2 Theſſ. 3, 3. 2 Tim. 2, 13. Hebr. 10, 23. 1 Joh. 1, 9. Apoc. 1, 5. c. 19, 11. Dahin gehoͤret die oͤftere Redens-Art πιστὸς ὁ λόγος, ein theures werthes Wort 1 Tim. 1, 15. c. 3, 1. c. 4, 9. 2 Tim. 2, 11. Tit. 1, 9. c. 3, 7. Off. Joh. 19, 9 c. 21, 5. c. 22, 6. 9. Es koͤnnen demnach dieſe Worte Pauli allen ange- fochtenen ſehr troͤſtlich ſeyn. Denn die Verheiſ- ſung von dem treuen Beyſtande GOttes, gehet auſſer den menſchlichen, auch uͤber alle uͤbrige Verſuchungen, und verſpricht in allen eine ſol- che ἔκσοασιν, einen ſolchen Ausgang, der er- traͤglich, ja geſegnet iſt. Man ſehe auch Deut. 32, 4. da es heißt: Gebet unſerm GOtt al- lein die Ehre. Er iſt ein Fels, ſeine Wer- cke ſind unſtraͤflich: denn alles, was er thut, das iſt recht. Treu iſt GOtt, und kein Boͤſes an ihm, gerecht und fromm iſt er. V. 14. 15. Darum, meine Liebſten (weil ihr das ter-
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Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 10, 13-15.
gleichet er mit Faͤuſtenſchlaͤgen und mit einem
Pfal ins Fleiſch, welche er einem Sataniſchen
Engel zuſchreibet, und davon ſein eignes Ex-
empel vorſtellet 2 Cor. 12, 7. Welche Art der
Verſuchungen man nicht gerne deutlicher be-
ſchreibet um derer willen, welche von derſelben
nichts wiſſen, durch die Beſchreibung aber leicht-
lich darein einiger Maſſen gerathen koͤnnen. Die
dabey die betruͤbte Erfahrung haben, wiſſen
wohl, was feurige Pfeile des Boͤſewichts in ge-
wiſſen vom Satan eingegebnen Gedancken ſind,
welche ſo wehe thun, als Faͤuſten-Schlaͤge, ja
einem GOtt liebenden alſo durch das Hertz ge-
hen, wie ein Pfal bey der Spieſſung durch den
Leib. Auſſer dem gehoͤren zu den Sataniſchen
Verſuchungen auch die wider GOTT und ſein
Wort erregte Zweifel, auch die Reitzungen zum
Abfall von der wahren Religion, und zur Ver-
leugnung Chriſti, oder doch ſeines wahren Evan-
gelii: wiewol hiebey auch vieles von menſchli-
chen Verſuchungen vorgehet: gleichwie, als
ſchon gedacht, auch bey menſchlichen Verſuchun-
gen, welche von der Erbſuͤnde und von boͤſen
Exempeln und Verfuͤhrungen herruͤhren, der
Satan nicht feyret; ſonderlich wenn ſie auf gro-
be Schande und Laſter, oder auch auf andere
zwar heimlichere und ſcheinbarere, aber doch
ſehr gefaͤhrliche Verſtrickungen gehen. Hievon
ſaget Jacobus c. 1, 13. 14. 15. Niemand ſage,
wenn er verſuchet wird (nemlich zum Boͤſen)
daß er von GOtt verſuchet werde. Denn
GOtt iſt nicht ein Verſucher zum Boͤſen,
er verſuchet (dazu) niemand. Sondern
ein ieglicher wird verſuchet, wenn er von
ſeiner eignen Luſt gelocket und gereitzet
wird ꝛc.
5. Die goͤttliche Verſuchungen haben al-
lemal einen guten Zweck, und beſtehen in ſol-
chen gnaͤdigen Verhaͤngniſſen und Fuͤhrungen,
dadurch uns GOtt theils pruͤfet, theils laͤutert
und bewaͤhret: pruͤfet, damit das, was er be-
reits nach ſeiner Allwiſſenheit erkennet, auch
uns, und zum Theil auch andern, moͤge kund
werden, das Gute zur Ermunterung und Danck-
ſagung, das Boͤſe, oder die noch uͤbrige
Schwachheiten zur Demuͤthigung und War-
nung. Nicht weniger aber auch laͤutert und
bewaͤhret, und zu dem Ende allerley Leiden uͤ-
ber ſeine Glaͤubigen verhaͤnget, daß ſie dadurch,
als das Gold durchs Feuer, von ihren Schla-
cken immer mehr gereiniget werden. 1 Pet. 1, 7.
c. 4, 12. 13. Jac. 1, 3. Hebr. 12, 11. Daraus
man denn ſiehet, daß die goͤttlichen Verſuchun-
gen (davon das Exempel Abrahams, da er von
GOtt unmittelbar verſuchet worden, gantz auſ-
ſerordentlich war. Gen. 22.) eigentlich nur den
Glaͤubigen wiederfahren. Welches man auch
von den Teufeliſchen in ſo weit ſagen kan, in ſo
weit der Satan die Gottloſen bereits in ſeinen
Stricken hat, und alſo, um ſie zu beherrſchen,
nicht erſt verſuchen darf. Menſchliche Ver-
ſuchungen aber ſind den Gottſeligen mit den Gott-
loſen gemein: wiewol ſie bey dieſen eine Plage
ſind, und bey jenen aus der vaͤterlichen Direction
GOttes zum Beſten dienen muͤſſen.
6. Die Treue GOttes, welche Paulus
bey den Verſuchungen ruͤhmet, iſt mit der groͤſ-
ſeſten Weisheit und Guͤte verknuͤpfet, nach
welcher GOtt alles alſo zu dirigiren weiß, wie
es dem heilſamen Zweck und der Beſchaffenheit
der Verſuchten gemaͤß iſt: und beſtehet ſie in
einem kraͤftigen Beyſtande und in einer ſolchen
Staͤrckung, daß die Kraͤfte zur Ertragung der
aufgelegten Laſt hinreichen: wie er mit den letz-
tern Worten des Verſes anzeiget.
7. Man ſiehet in den Kirchen-Geſchichten,
ſonderlich an den Maͤrtyrern, unzehlige und
recht verwundernswuͤrdige Proben dieſer beyſte-
henden und ſtaͤrckenden Treue GOttes: da ih-
nen nemlich diejenigen Martern, welche der
menſchlichen Natur an ſich unertraͤglich ſind,
und welche auch ſonſt kein Ubelthaͤter lange aus-
ſtehen kan, gleichſam zu Muͤcken-Stiche gewor-
den ſind, alſo daß ſie auch ſelten ein Zeichen ei-
ner groſſen Empfindung von ſich gegeben haben.
So groß und maͤchtig war in ihnen die Kraft
GOttes! Das hieß denn: Jn dem allen uͤber-
winden wir weit ꝛc. Roͤm. 8, 37.
8. Dieſe Treue GOttes, nach welcher
es heißt πιστὸς, iſt der Grund τῆς πίστεως des
Glaubens, als welcher ſicherlich darauf bauen
kan. Der Apoſtel thut dieſen Ausſpruch von
der Treue GOttes mehrmal, als 1 Cor. 1, 9.
2 Cor. 1, 18. 1 Theſſ. 5, 24. 2 Theſſ. 3, 3. 2 Tim.
2, 13. Hebr. 10, 23. 1 Joh. 1, 9. Apoc. 1, 5. c.
19, 11. Dahin gehoͤret die oͤftere Redens-Art
πιστὸς ὁ λόγος, ein theures werthes Wort
1 Tim. 1, 15. c. 3, 1. c. 4, 9. 2 Tim. 2, 11. Tit. 1, 9.
c. 3, 7. Off. Joh. 19, 9 c. 21, 5. c. 22, 6. 9. Es
koͤnnen demnach dieſe Worte Pauli allen ange-
fochtenen ſehr troͤſtlich ſeyn. Denn die Verheiſ-
ſung von dem treuen Beyſtande GOttes, gehet
auſſer den menſchlichen, auch uͤber alle uͤbrige
Verſuchungen, und verſpricht in allen eine ſol-
che ἔκσοασιν, einen ſolchen Ausgang, der er-
traͤglich, ja geſegnet iſt. Man ſehe auch Deut.
32, 4. da es heißt: Gebet unſerm GOtt al-
lein die Ehre. Er iſt ein Fels, ſeine Wer-
cke ſind unſtraͤflich: denn alles, was er
thut, das iſt recht. Treu iſt GOtt, und
kein Boͤſes an ihm, gerecht und fromm
iſt er.
V. 14. 15.
Darum, meine Liebſten (weil ihr das
Exempel der Jſraeliten, die ſich unter andern
auch am Goͤtzen-Weſen verſuͤndiget haben,
nicht weniger auch die Treue GOttes zu eurer
Bewahrung vor euch habet, fliehet von dem
Goͤtzendienſt (und von aller Theilnehmung an
demſelben. Denn ihr wuͤrdet euch ja damit
ſelbſt in die groͤſſeſte Gefahr ſtuͤrtzen, daß, wenn
ihr itzo dazu euch koͤnnet ſo nahe thun, ihr zur
Zeit der Verfolgung, wenn ihr dazu ſoltet ge-
zwungen werden, ſo dann deſto leichter dahin
gantz wieder verfallen moͤchtet. Siehe auch
2 B. Moſ. 20, 3. Ap. Geſch. 15, 20. 29. 1 Cor.
8, 10. c. 10, 7. 2 Cor. 6, 17. 1 Cor. 5, 21) v.
15. Als mit den klugen (die, was ich ſage,
leichtlich faſſen koͤnnen, welche auch, was die
Gemeinſchaft mit GOtt und mit dem Goͤtzen-
Wercke auf ſich habe, wohl erkennen, und un-
ter-
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