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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 10, v. 30-33. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch]
7. Man kan demnach diese Regel, daß
man alles zur Ehre GOttes thun solle,
aus
dem Gegentheil am deutlichsten erkennen und
erläutern. Der Abfall von GOTT und die
grösseste Argheit der Sünde thut sich natürlicher
Weise darinnen hervor, daß der Mensch sei-
nen Willen dem göttlichen vorziehet, und
sich damit in der That selbst über GOTT
erhebet, und daß er sich selbst in allen Din-
gen zum Zweck setzet, alles auf seine eigne
Ehre, eigne Lust, und eignen Nutzen richtet,
und also eine rechte Abgötterey in und mit sich
selbst treibet. Daher denn auch des Nechsten
Wohlfahrt aus den Augen gesetzet, und er da-
gegen, um zu seinem verkehrten Zweck zu ge-
langen, oft beleidiget wird. Wird ihm denn
ja gedienet, so geschiehet es nicht um seinet und
um GOttes willen, sondern um dessent willen,
der es nur seines auf sich selbst gerichteten
Zwecks wegen thut. Daher denn eines solchen
Menschen gantzes Leben nichts ist, als eine be-
ständige Verunehrung GOttes. Darum es
heißt Rom. 2, 23. 24. Du rühmest dich des
Gesetzes, und schändest GOTT durch U-
bertretung des Gesetzes. Denn eurent
halben wird GOttes Name gelästert un-
ter den Heiden.
Und 1 Timoth. 6, 1. Die
Knechte,, die unter dem Joche sind, sol-
len ihre Herren aller Ehren werth halten,
auf daß nicht der Name GOttes und die
Lehre verlästert werde.
Also auch Tit. 2,
4. 5. Die jungen Weiber sollen züchtig
seyn, ihre Männer lieben, Kinder lieben,
sittig seyn, keusch, häuslich, gütig, ih-
ren Männern unterthan, auf daß nicht das
Wort GOttes verlästert werde.
8. Es giebt demnach diese Apostolische
Vorschrift eine allgemeine Regel, wornach
alle Handlungen können beurtheilet werden, ob
sie gut sind, oder böse, zuläßig, oder sündlich.
Denn was der Mensch nicht thun kan in der
Furcht GOttes, und zu desselben Ehre, oder
auch zu seinem und des Nechsten solchem besten,
welches zu GOTTes Ehre gereichet, oder doch
gereichen kan, das ist sündlich und unzuläßig.
Wenn nun die Application dieser Regel auf die
eitle Gewohnheiten der Spiel- und Tantz-
Handlungen,
auch auf das eitle Gasteriren,
[Spaltenumbruch] Stoltziren
und Müßiggehen, und derglei-
chen Dingen mehr, gemachet wird, so siehet
man, daß sie nicht zu GOttes Ehren, noch auch
zu unserm und des Nechsten wahren besten ge-
schehen können: als welches niemand sagen
kan, wo er nicht einen muthwilligen Spott-
Geist, oder groben Unverstand an sich verrathen
will. Und also sind es keine so genannte indif-
ferent
e Sachen, oder Mitteldinge, sondern
ein sündliches Wesen, darinnen unbekehrte
Menschen ihr rechtes Element haben.
9. Jm übrigen hat man hiebey zu conferi-
ren den schönen Ort Col. 3, 17. Alles was ihr
thut, mit Worten, oder mit Wercken,
das thut alles in dem Namen des HErrn
JEsu, und dancket GOTT und dem Va-
ter durch ihn.
Da wir sehen, wie das, al-
les zur Ehre GOttes thun,
damit erläutert
wird, daß es im Namen des HErrn JESU,
und mit einer Dancksagung gegen GOTT ge-
schehen soll.
V. 32 33.

Seyd nicht ärgerlich, (anstößig) we-
der den Juden, noch den Griechen,
(den
Heiden; als die mit jenen auf alles Thun und
Lassen der Christen fleißig Achtung gaben; und,
wo sie einen Anstoß funden, daraus einen Vor-
wurf wider die Christliche Religion selbst zogen,)
noch der Gemeine GOttes, (und darinnen
sonderlich den Schwachen. Und ob auch gleich
manches Aergerniß eigentlich nur ein genom-
menes
ist: so muß man doch, wenn man sol-
ches vorher siehet, und es auf eine Sache an-
kömmt, welche man mit gutem Gewissen las-
sen kan, dazu nicht Gelegenheit geben.) V. 33.
Gleichwie ich auch iedermann in allerley
(so nicht wider das Gewissen laufet,) mich ge-
fällig mache, und suche nicht, was mir,
sondern was vielen frommet,
(mit Ver-
leugnung meiner selbst,) daß sie selig wer-
den,
(welches der rechte Zweck und das rech-
te Kennzeichen ist von einer auch GOTT selbst
wohlgefälligen Menschen-Gefälligkeit. Da
hingegen diese gar nicht rechter Art ist, wenn
einer darunter nur sich selbst, oder das Seini-
ge suchet. Siehe hievon ein mehrers vorher c.
9, 19. seqq.

Das
Cap. 10, v. 30-33. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch]
7. Man kan demnach dieſe Regel, daß
man alles zur Ehre GOttes thun ſolle,
aus
dem Gegentheil am deutlichſten erkennen und
erlaͤutern. Der Abfall von GOTT und die
groͤſſeſte Argheit der Suͤnde thut ſich natuͤrlicher
Weiſe darinnen hervor, daß der Menſch ſei-
nen Willen dem goͤttlichen vorziehet, und
ſich damit in der That ſelbſt uͤber GOTT
erhebet, und daß er ſich ſelbſt in allen Din-
gen zum Zweck ſetzet, alles auf ſeine eigne
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ſelbſt treibet. Daher denn auch des Nechſten
Wohlfahrt aus den Augen geſetzet, und er da-
gegen, um zu ſeinem verkehrten Zweck zu ge-
langen, oft beleidiget wird. Wird ihm denn
ja gedienet, ſo geſchiehet es nicht um ſeinet und
um GOttes willen, ſondern um deſſent willen,
der es nur ſeines auf ſich ſelbſt gerichteten
Zwecks wegen thut. Daher denn eines ſolchen
Menſchen gantzes Leben nichts iſt, als eine be-
ſtaͤndige Verunehrung GOttes. Darum es
heißt Rom. 2, 23. 24. Du ruͤhmeſt dich des
Geſetzes, und ſchaͤndeſt GOTT durch U-
bertretung des Geſetzes. Denn eurent
halben wird GOttes Name gelaͤſtert un-
ter den Heiden.
Und 1 Timoth. 6, 1. Die
Knechte,, die unter dem Joche ſind, ſol-
len ihre Herren aller Ehren werth halten,
auf daß nicht der Name GOttes und die
Lehre verlaͤſtert werde.
Alſo auch Tit. 2,
4. 5. Die jungen Weiber ſollen zuͤchtig
ſeyn, ihre Maͤnner lieben, Kinder lieben,
ſittig ſeyn, keuſch, haͤuslich, guͤtig, ih-
ren Maͤnnern unterthan, auf daß nicht das
Wort GOttes verlaͤſtert werde.
8. Es giebt demnach dieſe Apoſtoliſche
Vorſchrift eine allgemeine Regel, wornach
alle Handlungen koͤnnen beurtheilet werden, ob
ſie gut ſind, oder boͤſe, zulaͤßig, oder ſuͤndlich.
Denn was der Menſch nicht thun kan in der
Furcht GOttes, und zu deſſelben Ehre, oder
auch zu ſeinem und des Nechſten ſolchem beſten,
welches zu GOTTes Ehre gereichet, oder doch
gereichen kan, das iſt ſuͤndlich und unzulaͤßig.
Wenn nun die Application dieſer Regel auf die
eitle Gewohnheiten der Spiel- und Tantz-
Handlungen,
auch auf das eitle Gaſteriren,
[Spaltenumbruch] Stoltziren
und Muͤßiggehen, und derglei-
chen Dingen mehr, gemachet wird, ſo ſiehet
man, daß ſie nicht zu GOttes Ehren, noch auch
zu unſerm und des Nechſten wahren beſten ge-
ſchehen koͤnnen: als welches niemand ſagen
kan, wo er nicht einen muthwilligen Spott-
Geiſt, oder groben Unverſtand an ſich verrathen
will. Und alſo ſind es keine ſo genannte indif-
ferent
e Sachen, oder Mitteldinge, ſondern
ein ſuͤndliches Weſen, darinnen unbekehrte
Menſchen ihr rechtes Element haben.
9. Jm uͤbrigen hat man hiebey zu conferi-
ren den ſchoͤnen Ort Col. 3, 17. Alles was ihr
thut, mit Worten, oder mit Wercken,
das thut alles in dem Namen des HErrn
JEſu, und dancket GOTT und dem Va-
ter durch ihn.
Da wir ſehen, wie das, al-
les zur Ehre GOttes thun,
damit erlaͤutert
wird, daß es im Namen des HErrn JESU,
und mit einer Danckſagung gegen GOTT ge-
ſchehen ſoll.
V. 32 33.

Seyd nicht aͤrgerlich, (anſtoͤßig) we-
der den Juden, noch den Griechen,
(den
Heiden; als die mit jenen auf alles Thun und
Laſſen der Chriſten fleißig Achtung gaben; und,
wo ſie einen Anſtoß funden, daraus einen Vor-
wurf wider die Chriſtliche Religion ſelbſt zogen,)
noch der Gemeine GOttes, (und darinnen
ſonderlich den Schwachen. Und ob auch gleich
manches Aergerniß eigentlich nur ein genom-
menes
iſt: ſo muß man doch, wenn man ſol-
ches vorher ſiehet, und es auf eine Sache an-
koͤmmt, welche man mit gutem Gewiſſen laſ-
ſen kan, dazu nicht Gelegenheit geben.) V. 33.
Gleichwie ich auch iedermann in allerley
(ſo nicht wider das Gewiſſen laufet,) mich ge-
faͤllig mache, und ſuche nicht, was mir,
ſondern was vielen frommet,
(mit Ver-
leugnung meiner ſelbſt,) daß ſie ſelig wer-
den,
(welches der rechte Zweck und das rech-
te Kennzeichen iſt von einer auch GOTT ſelbſt
wohlgefaͤlligen Menſchen-Gefaͤlligkeit. Da
hingegen dieſe gar nicht rechter Art iſt, wenn
einer darunter nur ſich ſelbſt, oder das Seini-
ge ſuchet. Siehe hievon ein mehrers vorher c.
9, 19. ſeqq.

Das
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[287/0315] Cap. 10, v. 30-33. an die Corinthier. 7. Man kan demnach dieſe Regel, daß man alles zur Ehre GOttes thun ſolle, aus dem Gegentheil am deutlichſten erkennen und erlaͤutern. Der Abfall von GOTT und die groͤſſeſte Argheit der Suͤnde thut ſich natuͤrlicher Weiſe darinnen hervor, daß der Menſch ſei- nen Willen dem goͤttlichen vorziehet, und ſich damit in der That ſelbſt uͤber GOTT erhebet, und daß er ſich ſelbſt in allen Din- gen zum Zweck ſetzet, alles auf ſeine eigne Ehre, eigne Luſt, und eignen Nutzen richtet, und alſo eine rechte Abgoͤtterey in und mit ſich ſelbſt treibet. Daher denn auch des Nechſten Wohlfahrt aus den Augen geſetzet, und er da- gegen, um zu ſeinem verkehrten Zweck zu ge- langen, oft beleidiget wird. Wird ihm denn ja gedienet, ſo geſchiehet es nicht um ſeinet und um GOttes willen, ſondern um deſſent willen, der es nur ſeines auf ſich ſelbſt gerichteten Zwecks wegen thut. Daher denn eines ſolchen Menſchen gantzes Leben nichts iſt, als eine be- ſtaͤndige Verunehrung GOttes. Darum es heißt Rom. 2, 23. 24. Du ruͤhmeſt dich des Geſetzes, und ſchaͤndeſt GOTT durch U- bertretung des Geſetzes. Denn eurent halben wird GOttes Name gelaͤſtert un- ter den Heiden. Und 1 Timoth. 6, 1. Die Knechte,, die unter dem Joche ſind, ſol- len ihre Herren aller Ehren werth halten, auf daß nicht der Name GOttes und die Lehre verlaͤſtert werde. Alſo auch Tit. 2, 4. 5. Die jungen Weiber ſollen zuͤchtig ſeyn, ihre Maͤnner lieben, Kinder lieben, ſittig ſeyn, keuſch, haͤuslich, guͤtig, ih- ren Maͤnnern unterthan, auf daß nicht das Wort GOttes verlaͤſtert werde. 8. Es giebt demnach dieſe Apoſtoliſche Vorſchrift eine allgemeine Regel, wornach alle Handlungen koͤnnen beurtheilet werden, ob ſie gut ſind, oder boͤſe, zulaͤßig, oder ſuͤndlich. Denn was der Menſch nicht thun kan in der Furcht GOttes, und zu deſſelben Ehre, oder auch zu ſeinem und des Nechſten ſolchem beſten, welches zu GOTTes Ehre gereichet, oder doch gereichen kan, das iſt ſuͤndlich und unzulaͤßig. Wenn nun die Application dieſer Regel auf die eitle Gewohnheiten der Spiel- und Tantz- Handlungen, auch auf das eitle Gaſteriren, Stoltziren und Muͤßiggehen, und derglei- chen Dingen mehr, gemachet wird, ſo ſiehet man, daß ſie nicht zu GOttes Ehren, noch auch zu unſerm und des Nechſten wahren beſten ge- ſchehen koͤnnen: als welches niemand ſagen kan, wo er nicht einen muthwilligen Spott- Geiſt, oder groben Unverſtand an ſich verrathen will. Und alſo ſind es keine ſo genannte indif- ferente Sachen, oder Mitteldinge, ſondern ein ſuͤndliches Weſen, darinnen unbekehrte Menſchen ihr rechtes Element haben. 9. Jm uͤbrigen hat man hiebey zu conferi- ren den ſchoͤnen Ort Col. 3, 17. Alles was ihr thut, mit Worten, oder mit Wercken, das thut alles in dem Namen des HErrn JEſu, und dancket GOTT und dem Va- ter durch ihn. Da wir ſehen, wie das, al- les zur Ehre GOttes thun, damit erlaͤutert wird, daß es im Namen des HErrn JESU, und mit einer Danckſagung gegen GOTT ge- ſchehen ſoll. V. 32 33. Seyd nicht aͤrgerlich, (anſtoͤßig) we- der den Juden, noch den Griechen, (den Heiden; als die mit jenen auf alles Thun und Laſſen der Chriſten fleißig Achtung gaben; und, wo ſie einen Anſtoß funden, daraus einen Vor- wurf wider die Chriſtliche Religion ſelbſt zogen,) noch der Gemeine GOttes, (und darinnen ſonderlich den Schwachen. Und ob auch gleich manches Aergerniß eigentlich nur ein genom- menes iſt: ſo muß man doch, wenn man ſol- ches vorher ſiehet, und es auf eine Sache an- koͤmmt, welche man mit gutem Gewiſſen laſ- ſen kan, dazu nicht Gelegenheit geben.) V. 33. Gleichwie ich auch iedermann in allerley (ſo nicht wider das Gewiſſen laufet,) mich ge- faͤllig mache, und ſuche nicht, was mir, ſondern was vielen frommet, (mit Ver- leugnung meiner ſelbſt,) daß ſie ſelig wer- den, (welches der rechte Zweck und das rech- te Kennzeichen iſt von einer auch GOTT ſelbſt wohlgefaͤlligen Menſchen-Gefaͤlligkeit. Da hingegen dieſe gar nicht rechter Art iſt, wenn einer darunter nur ſich ſelbſt, oder das Seini- ge ſuchet. Siehe hievon ein mehrers vorher c. 9, 19. ſeqq. Das

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/315>, abgerufen am 27.11.2024.