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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des ersten Briefs Pauli Cap. 10, v. 31.
[Spaltenumbruch] sachen, daß ich darüber, was ich mit Dancksagung
gegen GOtt, u. also mit gutem Gewissen, geniesse,
verlästert werde, als handelte ich wider mein Ge-
wissen? Meine Handlung ist zwaran sich zulaßig;
auch GOtt gefällig: aber ob sie gleich an sich selbst
also beschaffen ist; so mache ich sie doch zur Materie,
oder Ursache eines so harten Urtheils wider mich,
als wäre ich noch ein Götzen-Diener, oder wolte
das Christenthum mit dem Heydenthum, Licht
mit der Finsterniß vereinigen: und also verur-
sache ich, daß sich der andere wider mich und mei-
ne an sich richtige Handlung versündiget: dage-
gen ich vielmehr nach der Liebe schuldig bin, sie
um des Ansiosses willen zu unterlassen, damit die
Versündigung unterbleibe. Siehe auch Röm.
14, 6. 15. 16. da es heißt: Schaffet, daß euer
Schatz
der Christlichen Freyheit, mit dem gan-
tzen Evangelio und Christo selbst, nicht verlä-
stert werde.

V. 31.

Jhr esset, oder trincket, oder was ihr
thut, so thut es alles zur Ehre GOttes.

Anmerckungen.
1. Daß man alles zur Ehre GOttes thun
solle, ist zwar eine der gemeinen Meinung nach
sehr bekannte Sache: aber die allerwenigsten
verstehen, was es sey. Darum darüber alhier
einiger Erläuterung zu stellen ist.
2. Zuvorderst muß man wissen, was die
Ehre GOttes sey?
und denn wie, auch
worin sie zu befördern sey? und wer sie beför-
dern könne? und endlich, wie dieser Apostolische
Befehl eine allgemeine Regel sey aller mensch-
lichen Handlungen.
3. GOttes Ehre oder Herrlichkeit,
doxa, bestehet in allen seinen wesentlichen Ei-
genschaften
Denn gleichwie eine jede von
denselben endoxos, sehr herrlich, ja unendlich
vortreflich ist, so machen sie insgesamt das un-
endliche Meer, oder die unbegreifliche Grösse
der göttlichen Herrlichkeit, Maststat und Eh-
re
aus.
4. Wenn nun der Mensch in allen seinen
innerlichen und äusserlichen Handlungen den
erkanten göttlichen Willen zu seiner Vor-
schrift
und Regel, und die Nachahmung sei-
ner Eigenschaften,
auch derselben Bekant-
machung und Verehrung bey andern, zu seinem
Zweck hat,
so suchet und befordert er GOttes
Ehre, und thut alles zu GOttes Ehren. Denn
er selbst handelt für sich also, wie es der Gnade
und Liebe, auch der Gerechtigkeit und Heiligkeit
und den übrigen wesentlichen Eigenschaften
GOttes gemäß ist, also, daß er unterlaßt, was
wider dieselbe streitet, und thut, auch immer
mehr zu thun bemühet ist, was mit denselben
übereinkömmt. Und gleichwie er zuvorderst
selbst dabey das Auge seines Gemüths mit be-
ständiger Verehrung des göttlichen Namens zu
GOtt richtet: also giebt er auch andern, welche
sein Thun recht beurtheilen, davon einen solchen
Eindruck, dadurch sie auch zu gleicher Lebens-
Art gereitzet, oder darinnen bekräftiget u. zu desto
mehrern Lobe GOttes ermuntert werden. Und
[Spaltenumbruch] damit die Ehre GOttes bey andern so vielmehr
ausgebreitet werden möge, so suchet er in allen,
so viel ihm möglich, ihre Wohlfahrt zu beför-
dern, als welche zur Verehrung GOttes bey ih-
nen gereichett.
5. Da die Frage: wie alles zur Ehre
GOttes zu thun,
die wichtigste ist, so ist dabey
sonderlich dieses zu mercken, daß in denen Hand-
lungen, darinnen sich dem Ansehen nach die Ehre
GOttes nicht intendiren, noch der Erfolg, ob
es dazu gereichen werde, absehen läßt, es genug
sey, wenn man etwas thut in der Furcht GOt-
tes mit aufrichtigem Hertzen und gutem
Gewissen,
und also in der Handlung selbst auf
GOtt siehet, und sich desselben gläubig vor-
gestellte Gegenwart zur Bewahrung des guten
Gewissens dienen läßt, den Erfolg aber der Re-
gierung GOttes befiehlet.
6. Worin die Ehre GOttes soll be-
fördert,
oder was zu diesem Zwecke soll gerich-
tet werden, zeiget Paulus deutlich genug an,
wern er nicht allein saget: ihr esset oder trin-
cket,
sondern auch dazu setzet: eite ti poiei~te,
oder was ihr thut, so thut es panta, alles
zur Ehre GOttes:
es sey so groß und so klein
es immer wolle: es bestehe im GOttesdienste
und in der Anführung zu demselben, oder in häus-
lichen und bürgerlichen Handlungen, auch in den
Verrichtungen aller Menschlichen an sich selbst
nicht sündlichen Societäten und Ordnungen.
Jn der Epistel an den Titum appliciret Paulus
dieses auf die Häuslichen Verrichtungen der
Dienst-Boten, wenn er c. 2, 9. 10. spricht:
Den Knechten gebiete, daß sie ihren Herren
unterthänig seyn, in allen Dingen zu gefal-
len thun, nicht wiederbellen, nicht verun-
treuen, sondern alle gute Treue beweisen,

NB. auf daß sie die Lehre GOttes unsers
Heilandes zieren in allen Stücken:
des
heißt: sie sollen alles zur Ehre GOttes
thun.
Sonderlich gehören hieher die beyden
Oerter Matth. 5, 16. Lasset euer Licht leuch-
ten vor den Leuten, daß sie eure gute Wer-
cke sehen, und euren Vater im Himmel prei-
sen.
Und 1 Pet. 2, 12. Führet einen guten
Wandel unter den Heiden, auf daß die, so
von euch afterreden, als von Ubelthätern,
eure gute Wercke sehen und GOtt prei-
sen.
6. Wer alles zur Ehre GOttes thun
solle?
gebrauchet wol keines Fragens, da es
die schuldige Pflicht aller von GOtt dependiren-
den Menschen ist. Wer aber solches thun kön-
ne? das wird so wenig recht erkant, als es
würcklich geschiehet. Denn keiner kan es thun,
als der dem verkehrten Gesuche seines eignen Nu-
tzens abgestorben ist, und noch immer mehr ab-
stirbet. Wer noch unbekehrt ist, und in allem
sich selbst suchet, dessen Auge des Gemüthes ist
ein Schalck, es ist schielend, und wenn er gleich
GOttes Ehre mit den Worten vorgiebt, so ver-
langet und suchet er doch nichts weniger. Und
da sein Gemüths-Auge bey solchem Jrrlichte in
seiner Finsterniß bleibet, so ist und bleibt auch
der gantze Leib aller seiner Handlungen finster.
Matth. 6, 22. 23.
7. Man

Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 10, v. 31.
[Spaltenumbruch] ſachen, daß ich daruͤber, was ich mit Danckſagung
gegen GOtt, u. alſo mit gutem Gewiſſen, genieſſe,
verlaͤſtert werde, als handelte ich wider mein Ge-
wiſſen? Meine Handlung iſt zwaran ſich zulaßig;
auch GOtt gefaͤllig: aber ob ſie gleich an ſich ſelbſt
alſo beſchaffen iſt; ſo mache ich ſie doch zur Materie,
oder Urſache eines ſo harten Urtheils wider mich,
als waͤre ich noch ein Goͤtzen-Diener, oder wolte
das Chriſtenthum mit dem Heydenthum, Licht
mit der Finſterniß vereinigen: und alſo verur-
ſache ich, daß ſich der andere wider mich und mei-
ne an ſich richtige Handlung verſuͤndiget: dage-
gen ich vielmehr nach der Liebe ſchuldig bin, ſie
um des Anſioſſes willen zu unterlaſſen, damit die
Verſuͤndigung unterbleibe. Siehe auch Roͤm.
14, 6. 15. 16. da es heißt: Schaffet, daß euer
Schatz
der Chriſtlichen Freyheit, mit dem gan-
tzen Evangelio und Chriſto ſelbſt, nicht verlaͤ-
ſtert werde.

V. 31.

Jhr eſſet, oder trincket, oder was ihr
thut, ſo thut es alles zur Ehre GOttes.

Anmerckungen.
1. Daß man alles zur Ehre GOttes thun
ſolle, iſt zwar eine der gemeinen Meinung nach
ſehr bekannte Sache: aber die allerwenigſten
verſtehen, was es ſey. Darum daruͤber alhier
einiger Erlaͤuterung zu ſtellen iſt.
2. Zuvorderſt muß man wiſſen, was die
Ehre GOttes ſey?
und denn wie, auch
worin ſie zu befoͤrdern ſey? und wer ſie befoͤr-
dern koͤnne? und endlich, wie dieſer Apoſtoliſche
Befehl eine allgemeine Regel ſey aller menſch-
lichen Handlungen.
3. GOttes Ehre oder Herrlichkeit,
δόξα, beſtehet in allen ſeinen weſentlichen Ei-
genſchaften
Denn gleichwie eine jede von
denſelben ἔνδοξος, ſehr herrlich, ja unendlich
vortreflich iſt, ſo machen ſie insgeſamt das un-
endliche Meer, oder die unbegreifliche Groͤſſe
der goͤttlichen Herrlichkeit, Maſtſtat und Eh-
re
aus.
4. Wenn nun der Menſch in allen ſeinen
innerlichen und aͤuſſerlichen Handlungen den
erkanten goͤttlichen Willen zu ſeiner Vor-
ſchrift
und Regel, und die Nachahmung ſei-
ner Eigenſchaften,
auch derſelben Bekant-
machung und Verehrung bey andern, zu ſeinem
Zweck hat,
ſo ſuchet und befordert er GOttes
Ehre, und thut alles zu GOttes Ehren. Denn
er ſelbſt handelt fuͤr ſich alſo, wie es der Gnade
und Liebe, auch der Gerechtigkeit und Heiligkeit
und den uͤbrigen weſentlichen Eigenſchaften
GOttes gemaͤß iſt, alſo, daß er unterlaßt, was
wider dieſelbe ſtreitet, und thut, auch immer
mehr zu thun bemuͤhet iſt, was mit denſelben
uͤbereinkoͤmmt. Und gleichwie er zuvorderſt
ſelbſt dabey das Auge ſeines Gemuͤths mit be-
ſtaͤndiger Verehrung des goͤttlichen Namens zu
GOtt richtet: alſo giebt er auch andern, welche
ſein Thun recht beurtheilen, davon einen ſolchen
Eindruck, dadurch ſie auch zu gleicher Lebens-
Art gereitzet, oder darinnen bekraͤftiget u. zu deſto
mehrern Lobe GOttes ermuntert werden. Und
[Spaltenumbruch] damit die Ehre GOttes bey andern ſo vielmehr
ausgebreitet werden moͤge, ſo ſuchet er in allen,
ſo viel ihm moͤglich, ihre Wohlfahrt zu befoͤr-
dern, als welche zur Verehrung GOttes bey ih-
nen gereichett.
5. Da die Frage: wie alles zur Ehre
GOttes zu thun,
die wichtigſte iſt, ſo iſt dabey
ſonderlich dieſes zu mercken, daß in denen Hand-
lungen, darinnen ſich dem Anſehen nach die Ehre
GOttes nicht intendiren, noch der Erfolg, ob
es dazu gereichen werde, abſehen laͤßt, es genug
ſey, wenn man etwas thut in der Furcht GOt-
tes mit aufrichtigem Hertzen und gutem
Gewiſſen,
und alſo in der Handlung ſelbſt auf
GOtt ſiehet, und ſich deſſelben glaͤubig vor-
geſtellte Gegenwart zur Bewahrung des guten
Gewiſſens dienen laͤßt, den Erfolg aber der Re-
gierung GOttes befiehlet.
6. Worin die Ehre GOttes ſoll be-
foͤrdert,
oder was zu dieſem Zwecke ſoll gerich-
tet werden, zeiget Paulus deutlich genug an,
wern er nicht allein ſaget: ihr eſſet oder trin-
cket,
ſondern auch dazu ſetzet: ἔιτε τι ποιει῀τε,
oder was ihr thut, ſo thut es παντα, alles
zur Ehre GOttes:
es ſey ſo groß und ſo klein
es immer wolle: es beſtehe im GOttesdienſte
und in der Anfuͤhrung zu demſelben, oder in haͤus-
lichen und buͤrgerlichen Handlungen, auch in den
Verrichtungen aller Menſchlichen an ſich ſelbſt
nicht ſuͤndlichen Societaͤten und Ordnungen.
Jn der Epiſtel an den Titum appliciret Paulus
dieſes auf die Haͤuslichen Verrichtungen der
Dienſt-Boten, wenn er c. 2, 9. 10. ſpricht:
Den Knechten gebiete, daß ſie ihren Herren
unterthaͤnig ſeyn, in allen Dingen zu gefal-
len thun, nicht wiederbellen, nicht verun-
treuen, ſondern alle gute Treue beweiſen,

NB. auf daß ſie die Lehre GOttes unſers
Heilandes zieren in allen Stuͤcken:
des
heißt: ſie ſollen alles zur Ehre GOttes
thun.
Sonderlich gehoͤren hieher die beyden
Oerter Matth. 5, 16. Laſſet euer Licht leuch-
ten vor den Leuten, daß ſie eure gute Wer-
cke ſehen, und euren Vater im Himmel prei-
ſen.
Und 1 Pet. 2, 12. Fuͤhret einen guten
Wandel unter den Heiden, auf daß die, ſo
von euch afterreden, als von Ubelthaͤtern,
eure gute Wercke ſehen und GOtt prei-
ſen.
6. Wer alles zur Ehre GOttes thun
ſolle?
gebrauchet wol keines Fragens, da es
die ſchuldige Pflicht aller von GOtt dependiren-
den Menſchen iſt. Wer aber ſolches thun koͤn-
ne? das wird ſo wenig recht erkant, als es
wuͤrcklich geſchiehet. Denn keiner kan es thun,
als der dem verkehrten Geſuche ſeines eignen Nu-
tzens abgeſtorben iſt, und noch immer mehr ab-
ſtirbet. Wer noch unbekehrt iſt, und in allem
ſich ſelbſt ſuchet, deſſen Auge des Gemuͤthes iſt
ein Schalck, es iſt ſchielend, und wenn er gleich
GOttes Ehre mit den Worten vorgiebt, ſo ver-
langet und ſuchet er doch nichts weniger. Und
da ſein Gemuͤths-Auge bey ſolchem Jrrlichte in
ſeiner Finſterniß bleibet, ſo iſt und bleibt auch
der gantze Leib aller ſeiner Handlungen finſter.
Matth. 6, 22. 23.
7. Man
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[286/0314] Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 10, v. 31. ſachen, daß ich daruͤber, was ich mit Danckſagung gegen GOtt, u. alſo mit gutem Gewiſſen, genieſſe, verlaͤſtert werde, als handelte ich wider mein Ge- wiſſen? Meine Handlung iſt zwaran ſich zulaßig; auch GOtt gefaͤllig: aber ob ſie gleich an ſich ſelbſt alſo beſchaffen iſt; ſo mache ich ſie doch zur Materie, oder Urſache eines ſo harten Urtheils wider mich, als waͤre ich noch ein Goͤtzen-Diener, oder wolte das Chriſtenthum mit dem Heydenthum, Licht mit der Finſterniß vereinigen: und alſo verur- ſache ich, daß ſich der andere wider mich und mei- ne an ſich richtige Handlung verſuͤndiget: dage- gen ich vielmehr nach der Liebe ſchuldig bin, ſie um des Anſioſſes willen zu unterlaſſen, damit die Verſuͤndigung unterbleibe. Siehe auch Roͤm. 14, 6. 15. 16. da es heißt: Schaffet, daß euer Schatz der Chriſtlichen Freyheit, mit dem gan- tzen Evangelio und Chriſto ſelbſt, nicht verlaͤ- ſtert werde. V. 31. Jhr eſſet, oder trincket, oder was ihr thut, ſo thut es alles zur Ehre GOttes. Anmerckungen. 1. Daß man alles zur Ehre GOttes thun ſolle, iſt zwar eine der gemeinen Meinung nach ſehr bekannte Sache: aber die allerwenigſten verſtehen, was es ſey. Darum daruͤber alhier einiger Erlaͤuterung zu ſtellen iſt. 2. Zuvorderſt muß man wiſſen, was die Ehre GOttes ſey? und denn wie, auch worin ſie zu befoͤrdern ſey? und wer ſie befoͤr- dern koͤnne? und endlich, wie dieſer Apoſtoliſche Befehl eine allgemeine Regel ſey aller menſch- lichen Handlungen. 3. GOttes Ehre oder Herrlichkeit, δόξα, beſtehet in allen ſeinen weſentlichen Ei- genſchaften Denn gleichwie eine jede von denſelben ἔνδοξος, ſehr herrlich, ja unendlich vortreflich iſt, ſo machen ſie insgeſamt das un- endliche Meer, oder die unbegreifliche Groͤſſe der goͤttlichen Herrlichkeit, Maſtſtat und Eh- re aus. 4. Wenn nun der Menſch in allen ſeinen innerlichen und aͤuſſerlichen Handlungen den erkanten goͤttlichen Willen zu ſeiner Vor- ſchrift und Regel, und die Nachahmung ſei- ner Eigenſchaften, auch derſelben Bekant- machung und Verehrung bey andern, zu ſeinem Zweck hat, ſo ſuchet und befordert er GOttes Ehre, und thut alles zu GOttes Ehren. Denn er ſelbſt handelt fuͤr ſich alſo, wie es der Gnade und Liebe, auch der Gerechtigkeit und Heiligkeit und den uͤbrigen weſentlichen Eigenſchaften GOttes gemaͤß iſt, alſo, daß er unterlaßt, was wider dieſelbe ſtreitet, und thut, auch immer mehr zu thun bemuͤhet iſt, was mit denſelben uͤbereinkoͤmmt. Und gleichwie er zuvorderſt ſelbſt dabey das Auge ſeines Gemuͤths mit be- ſtaͤndiger Verehrung des goͤttlichen Namens zu GOtt richtet: alſo giebt er auch andern, welche ſein Thun recht beurtheilen, davon einen ſolchen Eindruck, dadurch ſie auch zu gleicher Lebens- Art gereitzet, oder darinnen bekraͤftiget u. zu deſto mehrern Lobe GOttes ermuntert werden. Und damit die Ehre GOttes bey andern ſo vielmehr ausgebreitet werden moͤge, ſo ſuchet er in allen, ſo viel ihm moͤglich, ihre Wohlfahrt zu befoͤr- dern, als welche zur Verehrung GOttes bey ih- nen gereichett. 5. Da die Frage: wie alles zur Ehre GOttes zu thun, die wichtigſte iſt, ſo iſt dabey ſonderlich dieſes zu mercken, daß in denen Hand- lungen, darinnen ſich dem Anſehen nach die Ehre GOttes nicht intendiren, noch der Erfolg, ob es dazu gereichen werde, abſehen laͤßt, es genug ſey, wenn man etwas thut in der Furcht GOt- tes mit aufrichtigem Hertzen und gutem Gewiſſen, und alſo in der Handlung ſelbſt auf GOtt ſiehet, und ſich deſſelben glaͤubig vor- geſtellte Gegenwart zur Bewahrung des guten Gewiſſens dienen laͤßt, den Erfolg aber der Re- gierung GOttes befiehlet. 6. Worin die Ehre GOttes ſoll be- foͤrdert, oder was zu dieſem Zwecke ſoll gerich- tet werden, zeiget Paulus deutlich genug an, wern er nicht allein ſaget: ihr eſſet oder trin- cket, ſondern auch dazu ſetzet: ἔιτε τι ποιει῀τε, oder was ihr thut, ſo thut es παντα, alles zur Ehre GOttes: es ſey ſo groß und ſo klein es immer wolle: es beſtehe im GOttesdienſte und in der Anfuͤhrung zu demſelben, oder in haͤus- lichen und buͤrgerlichen Handlungen, auch in den Verrichtungen aller Menſchlichen an ſich ſelbſt nicht ſuͤndlichen Societaͤten und Ordnungen. Jn der Epiſtel an den Titum appliciret Paulus dieſes auf die Haͤuslichen Verrichtungen der Dienſt-Boten, wenn er c. 2, 9. 10. ſpricht: Den Knechten gebiete, daß ſie ihren Herren unterthaͤnig ſeyn, in allen Dingen zu gefal- len thun, nicht wiederbellen, nicht verun- treuen, ſondern alle gute Treue beweiſen, NB. auf daß ſie die Lehre GOttes unſers Heilandes zieren in allen Stuͤcken: des heißt: ſie ſollen alles zur Ehre GOttes thun. Sonderlich gehoͤren hieher die beyden Oerter Matth. 5, 16. Laſſet euer Licht leuch- ten vor den Leuten, daß ſie eure gute Wer- cke ſehen, und euren Vater im Himmel prei- ſen. Und 1 Pet. 2, 12. Fuͤhret einen guten Wandel unter den Heiden, auf daß die, ſo von euch afterreden, als von Ubelthaͤtern, eure gute Wercke ſehen und GOtt prei- ſen. 6. Wer alles zur Ehre GOttes thun ſolle? gebrauchet wol keines Fragens, da es die ſchuldige Pflicht aller von GOtt dependiren- den Menſchen iſt. Wer aber ſolches thun koͤn- ne? das wird ſo wenig recht erkant, als es wuͤrcklich geſchiehet. Denn keiner kan es thun, als der dem verkehrten Geſuche ſeines eignen Nu- tzens abgeſtorben iſt, und noch immer mehr ab- ſtirbet. Wer noch unbekehrt iſt, und in allem ſich ſelbſt ſuchet, deſſen Auge des Gemuͤthes iſt ein Schalck, es iſt ſchielend, und wenn er gleich GOttes Ehre mit den Worten vorgiebt, ſo ver- langet und ſuchet er doch nichts weniger. Und da ſein Gemuͤths-Auge bey ſolchem Jrrlichte in ſeiner Finſterniß bleibet, ſo iſt und bleibt auch der gantze Leib aller ſeiner Handlungen finſter. Matth. 6, 22. 23. 7. Man

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/314>, abgerufen am 28.11.2024.