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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des ersten Briefs Pauli Cap. 14, v. 2-9.
[Spaltenumbruch] sten Kirche billig geschehen: als zu dero Pflan-
tzung, Ausbreitung und Zierde GOTT solche
Gaben ertheilete. Wenn nun iemand GOTT
um eine besondere Gnaden-Gabe anrief, so mu-
ste es auch geschehen, wie mit Gelassenheit, daß
man bey derselben Versagung zufrieden sey; al-
so auch mit dem lautern Zweck eines rechten Ge-
brauchs.
4. Fürnehmlich aber hat der Apostel mit
der Ermahnung vom bestreben auf das weissa-
gen
gesehen. Denn dieses war eine solche Ga-
be, die in Auslegung und Application der hei-
ligen Schrift bestunde, und also von der Be-
schaffenheit, daß auch der menschliche, aber doch
durch die Gnade GOttes geheiligte und dirigir-
te Fleiß vieles dazu beytragen konte. Wie es
noch ietzo geschiehet, wenn einer sich in der rech-
ten Ordnung, mit Anwendung der rechten Mit-
tel, darunter die Erleuchtung und Erneuerung
des Heiligen Geistes das vornehmste ist, auf das
studium exegeticum leget.
5. Daß aber propheteuein, weissagen, al-
hier so viel sey, als die heilige Schrift auslegen
und auf die Zuhörer appliciren, das siehet man
aus dem dritten Vers, da weissagen so viel heißt,
als den Menschen reden zur Besserung, zur
Ermahnung und zur Tröstung.
Siehe auch
v. 12. 24. 39.
V. 2.

Denn wer mit Zungen (in einer fremden
und unbekanten Sprache) redet, der redet
nicht den Menschen,
(die solcher Sprache un-
kundig sind, zur Erbauung) sondern GOtte,
(der ihn verstehet.) Denn ihm höret niemand
zu,
(also, daß er ihn verstehe,) im Geiste aber
redet er Geheimnisse,
(was er spricht, sind
Geheimnisse, die er durch den Geist, oder durch
die von dem Heiligen Geiste empfangene Gabe
vorträget, und sie auch bey sich selbst in seinem
Geiste verstehet, die aber von andern nicht ver-
standen werden, und also verborgene oder unver-
standene Sachen sind. Von den Geheimnissen
siehe c. 4, 1. 13, 2. Matth. 13, 11.)

V. 3.

Wer aber weissaget, (die heilige Schrift
der Propheten ausleget,) der redet den Men-
schen
(insgemein) zur Besserung, (insonder-
heit aber) zur Ermahnung und zur Tröstung
(nachdem einer entweder der Ermahnung und
des Trostes benöthiget ist.)

V. 4.

Wer mit Zungen redet (also, daß er
das, was er in einer fremden Sprache vorträ-
get, nicht auch erkläret, v. 5.) der bessert sich
selbst, wer aber weissaget
(wie es zuvor v. 3.
angezeiget worden) der bessert (so viel an ihm
ist) die Gemeine. (Wer nun hingegen also re-
det, daß er mit Hindansetzung der Liebe weder sich,
noch die Gemeine bessert, der ist denn so viel
mehr ein tönend Ertz und klingende Schelle. c.
13, 1.)

V. 5.

Jch wolte, daß ihr alle mit Zungen
[Spaltenumbruch] oder fremde Sprachen Ap. Gesch. 2, 4.) reden
köntet,
(so gar mißgönne ich euch die Gabe nicht,
worauf ihr vor andern so sehr fallet) aber viel-
mehr, daß ihr weissagetet. Denn der da
weissaget, ist grösser,
(ist höher zu achten, ist
der Erbauung nach grösser, oder nützlicher) denn
der mit Zungen redet, es sey denn, daß ers
auch auslege,
(nemlich in einer bekanten Spra-
che, was er in der unbekanten ausgesprochen
hat,) daß die Gemeine davon gebessert wer-
de
(wie denn zur Ostentation nichts vorgetragen
werden muß.)

V. 6.

Nun aber, lieben Brüder, wenn ich zu
euch käme, und redete mit Zungen
(ohne
Auslegung;) was wäre ich euch (zur Erbau-
ung) nütze? So ich nicht mit euch redete
entweder durch Offenbarung,
(mit dem deut-
lichen und in einer bekanten Sprache geschehe-
nen Vortrage dessen, was mir der Heilige Geist
unmittelbar zu eurer Erbauung eingegeben hat,)
oder durch Erkäntniß (einen solchen Vortrag
thäte, welchen ich aus der mir schon beywoh-
nenden Erkäntniß des gantzen Raths GOttes
hernähme) oder durch Weissagung (Ausle-
gung eines gewissen Textes aus den propheti-
schen Schriften des alten Testaments,) oder
durch Lehre,
(welche aus der Erkäntniß und
Weissagung entstehet, und alhier auf ein besonde-
res donum didacticum, eine Gabe, andere gründ-
lich zu unterrichten, gehet.)

Anmerckung.

Die Apostel haben die Gabe der besondern
Inspiration nicht allemal gebrauchet, sondern
auch manches vorgetragen aus der ihnen bey-
wohnenden Erkäntniß. Denn wo sie dieses nicht
hätten thun können, so hätten sie weniger gehabt,
als andere Glaubigen. Jndessen aber hat doch
die göttliche Eingebung auch allen ihren übrigen
Vortrag dirigiret und in so viel mehrer Lauter-
keit und Richtigkeit erhalten.

V. 7. 8.

Hält sichs doch also in den Dingen, die
da lauten, und doch nicht leben: es sey ei-
ne Pfeiffe, oder Harfe, wenn sie nicht unter-
schiedliche Stimme von sich geben,
(sondern
immer in einerley Ton gehen,) wie kan man
wissen, was
(oder welcher Gesang) gepfif-
fen oder geharfet ist?
V. 8. Und so die
Posaune
(wodurch vor Zeiten die Losung wie zu
dieser und jener Sache, also auch insonderheit mit
unterschiedenem Laute zum Treffen gegeben wur-
de,) einen undeutlichen Ton giebet, (daraus
man desselben Zweck nicht abnehmen kan) wer
will sich zum Streit rüsten?
(Siehe 4 B.
Mos. 10, 9.)

V. 9.

Also auch ihr, wenn ihr mit Zungen
redet, wo ihr nicht eine deutliche Rede ge-
bet,
(die ein ieder verstehen kan, oder die ihr zu-
gleich in einer bekanten Sprache ausleget,) wie

kan
Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 14, v. 2-9.
[Spaltenumbruch] ſten Kirche billig geſchehen: als zu dero Pflan-
tzung, Ausbreitung und Zierde GOTT ſolche
Gaben ertheilete. Wenn nun iemand GOTT
um eine beſondere Gnaden-Gabe anrief, ſo mu-
ſte es auch geſchehen, wie mit Gelaſſenheit, daß
man bey derſelben Verſagung zufrieden ſey; al-
ſo auch mit dem lautern Zweck eines rechten Ge-
brauchs.
4. Fuͤrnehmlich aber hat der Apoſtel mit
der Ermahnung vom beſtreben auf das weiſſa-
gen
geſehen. Denn dieſes war eine ſolche Ga-
be, die in Auslegung und Application der hei-
ligen Schrift beſtunde, und alſo von der Be-
ſchaffenheit, daß auch der menſchliche, aber doch
durch die Gnade GOttes geheiligte und dirigir-
te Fleiß vieles dazu beytragen konte. Wie es
noch ietzo geſchiehet, wenn einer ſich in der rech-
ten Ordnung, mit Anwendung der rechten Mit-
tel, darunter die Erleuchtung und Erneuerung
des Heiligen Geiſtes das vornehmſte iſt, auf das
ſtudium exegeticum leget.
5. Daß aber προφητεύειν, weiſſagen, al-
hier ſo viel ſey, als die heilige Schrift auslegen
und auf die Zuhoͤrer appliciren, das ſiehet man
aus dem dritten Vers, da weiſſagen ſo viel heißt,
als den Menſchen reden zur Beſſerung, zur
Ermahnung und zur Troͤſtung.
Siehe auch
v. 12. 24. 39.
V. 2.

Denn wer mit Zungen (in einer fremden
und unbekanten Sprache) redet, der redet
nicht den Menſchen,
(die ſolcher Sprache un-
kundig ſind, zur Erbauung) ſondern GOtte,
(der ihn verſtehet.) Denn ihm hoͤret niemand
zu,
(alſo, daß er ihn verſtehe,) im Geiſte aber
redet er Geheimniſſe,
(was er ſpricht, ſind
Geheimniſſe, die er durch den Geiſt, oder durch
die von dem Heiligen Geiſte empfangene Gabe
vortraͤget, und ſie auch bey ſich ſelbſt in ſeinem
Geiſte verſtehet, die aber von andern nicht ver-
ſtanden werden, und alſo verborgene oder unver-
ſtandene Sachen ſind. Von den Geheimniſſen
ſiehe c. 4, 1. 13, 2. Matth. 13, 11.)

V. 3.

Wer aber weiſſaget, (die heilige Schrift
der Propheten ausleget,) der redet den Men-
ſchen
(insgemein) zur Beſſerung, (inſonder-
heit aber) zur Ermahnung und zur Troͤſtung
(nachdem einer entweder der Ermahnung und
des Troſtes benoͤthiget iſt.)

V. 4.

Wer mit Zungen redet (alſo, daß er
das, was er in einer fremden Sprache vortraͤ-
get, nicht auch erklaͤret, v. 5.) der beſſert ſich
ſelbſt, wer aber weiſſaget
(wie es zuvor v. 3.
angezeiget worden) der beſſert (ſo viel an ihm
iſt) die Gemeine. (Wer nun hingegen alſo re-
det, daß er mit Hindanſetzung der Liebe weder ſich,
noch die Gemeine beſſert, der iſt denn ſo viel
mehr ein toͤnend Ertz und klingende Schelle. c.
13, 1.)

V. 5.

Jch wolte, daß ihr alle mit Zungen
[Spaltenumbruch] oder fremde Sprachen Ap. Geſch. 2, 4.) reden
koͤntet,
(ſo gar mißgoͤnne ich euch die Gabe nicht,
worauf ihr vor andern ſo ſehr fallet) aber viel-
mehr, daß ihr weiſſagetet. Denn der da
weiſſaget, iſt groͤſſer,
(iſt hoͤher zu achten, iſt
der Erbauung nach groͤſſer, oder nuͤtzlicher) denn
der mit Zungen redet, es ſey denn, daß ers
auch auslege,
(nemlich in einer bekanten Spra-
che, was er in der unbekanten ausgeſprochen
hat,) daß die Gemeine davon gebeſſert wer-
de
(wie denn zur Oſtentation nichts vorgetragen
werden muß.)

V. 6.

Nun aber, lieben Bruͤder, wenn ich zu
euch kaͤme, und redete mit Zungen
(ohne
Auslegung;) was waͤre ich euch (zur Erbau-
ung) nuͤtze? So ich nicht mit euch redete
entweder durch Offenbarung,
(mit dem deut-
lichen und in einer bekanten Sprache geſchehe-
nen Vortrage deſſen, was mir der Heilige Geiſt
unmittelbar zu eurer Erbauung eingegeben hat,)
oder durch Erkaͤntniß (einen ſolchen Vortrag
thaͤte, welchen ich aus der mir ſchon beywoh-
nenden Erkaͤntniß des gantzen Raths GOttes
hernaͤhme) oder durch Weiſſagung (Ausle-
gung eines gewiſſen Textes aus den propheti-
ſchen Schriften des alten Teſtaments,) oder
durch Lehre,
(welche aus der Erkaͤntniß und
Weiſſagung entſtehet, und alhier auf ein beſonde-
res donum didacticum, eine Gabe, andere gruͤnd-
lich zu unterrichten, gehet.)

Anmerckung.

Die Apoſtel haben die Gabe der beſondern
Inſpiration nicht allemal gebrauchet, ſondern
auch manches vorgetragen aus der ihnen bey-
wohnenden Erkaͤntniß. Denn wo ſie dieſes nicht
haͤtten thun koͤnnen, ſo haͤtten ſie weniger gehabt,
als andere Glaubigen. Jndeſſen aber hat doch
die goͤttliche Eingebung auch allen ihren uͤbrigen
Vortrag dirigiret und in ſo viel mehrer Lauter-
keit und Richtigkeit erhalten.

V. 7. 8.

Haͤlt ſichs doch alſo in den Dingen, die
da lauten, und doch nicht leben: es ſey ei-
ne Pfeiffe, oder Harfe, wenn ſie nicht unter-
ſchiedliche Stimme von ſich geben,
(ſondern
immer in einerley Ton gehen,) wie kan man
wiſſen, was
(oder welcher Geſang) gepfif-
fen oder geharfet iſt?
V. 8. Und ſo die
Poſaune
(wodurch vor Zeiten die Loſung wie zu
dieſer und jener Sache, alſo auch inſonderheit mit
unterſchiedenem Laute zum Treffen gegeben wur-
de,) einen undeutlichen Ton giebet, (daraus
man deſſelben Zweck nicht abnehmen kan) wer
will ſich zum Streit ruͤſten?
(Siehe 4 B.
Moſ. 10, 9.)

V. 9.

Alſo auch ihr, wenn ihr mit Zungen
redet, wo ihr nicht eine deutliche Rede ge-
bet,
(die ein ieder verſtehen kan, oder die ihr zu-
gleich in einer bekanten Sprache ausleget,) wie

kan
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[310/0338] Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 14, v. 2-9. ſten Kirche billig geſchehen: als zu dero Pflan- tzung, Ausbreitung und Zierde GOTT ſolche Gaben ertheilete. Wenn nun iemand GOTT um eine beſondere Gnaden-Gabe anrief, ſo mu- ſte es auch geſchehen, wie mit Gelaſſenheit, daß man bey derſelben Verſagung zufrieden ſey; al- ſo auch mit dem lautern Zweck eines rechten Ge- brauchs. 4. Fuͤrnehmlich aber hat der Apoſtel mit der Ermahnung vom beſtreben auf das weiſſa- gen geſehen. Denn dieſes war eine ſolche Ga- be, die in Auslegung und Application der hei- ligen Schrift beſtunde, und alſo von der Be- ſchaffenheit, daß auch der menſchliche, aber doch durch die Gnade GOttes geheiligte und dirigir- te Fleiß vieles dazu beytragen konte. Wie es noch ietzo geſchiehet, wenn einer ſich in der rech- ten Ordnung, mit Anwendung der rechten Mit- tel, darunter die Erleuchtung und Erneuerung des Heiligen Geiſtes das vornehmſte iſt, auf das ſtudium exegeticum leget. 5. Daß aber προφητεύειν, weiſſagen, al- hier ſo viel ſey, als die heilige Schrift auslegen und auf die Zuhoͤrer appliciren, das ſiehet man aus dem dritten Vers, da weiſſagen ſo viel heißt, als den Menſchen reden zur Beſſerung, zur Ermahnung und zur Troͤſtung. Siehe auch v. 12. 24. 39. V. 2. Denn wer mit Zungen (in einer fremden und unbekanten Sprache) redet, der redet nicht den Menſchen, (die ſolcher Sprache un- kundig ſind, zur Erbauung) ſondern GOtte, (der ihn verſtehet.) Denn ihm hoͤret niemand zu, (alſo, daß er ihn verſtehe,) im Geiſte aber redet er Geheimniſſe, (was er ſpricht, ſind Geheimniſſe, die er durch den Geiſt, oder durch die von dem Heiligen Geiſte empfangene Gabe vortraͤget, und ſie auch bey ſich ſelbſt in ſeinem Geiſte verſtehet, die aber von andern nicht ver- ſtanden werden, und alſo verborgene oder unver- ſtandene Sachen ſind. Von den Geheimniſſen ſiehe c. 4, 1. 13, 2. Matth. 13, 11.) V. 3. Wer aber weiſſaget, (die heilige Schrift der Propheten ausleget,) der redet den Men- ſchen (insgemein) zur Beſſerung, (inſonder- heit aber) zur Ermahnung und zur Troͤſtung (nachdem einer entweder der Ermahnung und des Troſtes benoͤthiget iſt.) V. 4. Wer mit Zungen redet (alſo, daß er das, was er in einer fremden Sprache vortraͤ- get, nicht auch erklaͤret, v. 5.) der beſſert ſich ſelbſt, wer aber weiſſaget (wie es zuvor v. 3. angezeiget worden) der beſſert (ſo viel an ihm iſt) die Gemeine. (Wer nun hingegen alſo re- det, daß er mit Hindanſetzung der Liebe weder ſich, noch die Gemeine beſſert, der iſt denn ſo viel mehr ein toͤnend Ertz und klingende Schelle. c. 13, 1.) V. 5. Jch wolte, daß ihr alle mit Zungen oder fremde Sprachen Ap. Geſch. 2, 4.) reden koͤntet, (ſo gar mißgoͤnne ich euch die Gabe nicht, worauf ihr vor andern ſo ſehr fallet) aber viel- mehr, daß ihr weiſſagetet. Denn der da weiſſaget, iſt groͤſſer, (iſt hoͤher zu achten, iſt der Erbauung nach groͤſſer, oder nuͤtzlicher) denn der mit Zungen redet, es ſey denn, daß ers auch auslege, (nemlich in einer bekanten Spra- che, was er in der unbekanten ausgeſprochen hat,) daß die Gemeine davon gebeſſert wer- de (wie denn zur Oſtentation nichts vorgetragen werden muß.) V. 6. Nun aber, lieben Bruͤder, wenn ich zu euch kaͤme, und redete mit Zungen (ohne Auslegung;) was waͤre ich euch (zur Erbau- ung) nuͤtze? So ich nicht mit euch redete entweder durch Offenbarung, (mit dem deut- lichen und in einer bekanten Sprache geſchehe- nen Vortrage deſſen, was mir der Heilige Geiſt unmittelbar zu eurer Erbauung eingegeben hat,) oder durch Erkaͤntniß (einen ſolchen Vortrag thaͤte, welchen ich aus der mir ſchon beywoh- nenden Erkaͤntniß des gantzen Raths GOttes hernaͤhme) oder durch Weiſſagung (Ausle- gung eines gewiſſen Textes aus den propheti- ſchen Schriften des alten Teſtaments,) oder durch Lehre, (welche aus der Erkaͤntniß und Weiſſagung entſtehet, und alhier auf ein beſonde- res donum didacticum, eine Gabe, andere gruͤnd- lich zu unterrichten, gehet.) Anmerckung. Die Apoſtel haben die Gabe der beſondern Inſpiration nicht allemal gebrauchet, ſondern auch manches vorgetragen aus der ihnen bey- wohnenden Erkaͤntniß. Denn wo ſie dieſes nicht haͤtten thun koͤnnen, ſo haͤtten ſie weniger gehabt, als andere Glaubigen. Jndeſſen aber hat doch die goͤttliche Eingebung auch allen ihren uͤbrigen Vortrag dirigiret und in ſo viel mehrer Lauter- keit und Richtigkeit erhalten. V. 7. 8. Haͤlt ſichs doch alſo in den Dingen, die da lauten, und doch nicht leben: es ſey ei- ne Pfeiffe, oder Harfe, wenn ſie nicht unter- ſchiedliche Stimme von ſich geben, (ſondern immer in einerley Ton gehen,) wie kan man wiſſen, was (oder welcher Geſang) gepfif- fen oder geharfet iſt? V. 8. Und ſo die Poſaune (wodurch vor Zeiten die Loſung wie zu dieſer und jener Sache, alſo auch inſonderheit mit unterſchiedenem Laute zum Treffen gegeben wur- de,) einen undeutlichen Ton giebet, (daraus man deſſelben Zweck nicht abnehmen kan) wer will ſich zum Streit ruͤſten? (Siehe 4 B. Moſ. 10, 9.) V. 9. Alſo auch ihr, wenn ihr mit Zungen redet, wo ihr nicht eine deutliche Rede ge- bet, (die ein ieder verſtehen kan, oder die ihr zu- gleich in einer bekanten Sprache ausleget,) wie kan

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/338>, abgerufen am 25.11.2024.