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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 14, v. 10-20. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch] kan man (auf Seiten der Zuhörer) wissen (und
recht verstehen) was geredet ist. Denn ihr
werdet in den Wind
(oder in die Luft) re-
den,
(also, daß mit dem Schall auch der Nutze
dahin fällt. Man sehe c. 9, 26. da wir gewar-
net werden mit Wercken keine Luft-Streiche zu
machen; gleichwie man alhier von den Luft-Re-
den abgemahnet wird. Welches man wol auf
denjenigen Vortrag appliciren mag, der mit ho-
hen Worten und untermengter eiteler Gelehr-
samkeit geschiehet: als welchen die Einfältigen,
die insgemein den grössesten Haufen der Zuhörer
ausmachen, nicht fassen.)

V. 10. 11.

Zwar es ist (nach der Gelegenheit der Zeit
und des Orts, und nach dem Unterscheid der ei-
nen Laut von sich gebenden Dinge) mancherley
Stimme in der Welt, und derselben ist doch
keine undeutlich
(oder ohne einen solchen Ton,
welchen man nicht von andern Stimmen unter-
scheiden könte; es mögen nun Stimmen der
Menschen, oder der Thiere und der Vogel seyn.)
V. 11. So ich nun nicht weiß der Stimme
Deutung
(worinnen sie sich von andern Stim-
men unterscheidet, und worauf sie gehet,) werde
ich unteutsch
(ein Mensch von unbekanter
Sprache, barbarus, wie die Lateiner und Grie-
chen die Völcker von unbekanten Sprachen nen-
neten) seyn dem, der da redet; und der da
redet, wird mir unteutsch
(unvernemlich)
seyn.

V. 12. 13.

Also auch ihr, sintemal ihr euch be-
fleißiget der geistlichen Gaben, trachtet
darnach, daß ihr die Gemeine bessert, auf
daß ihr alles reichlich habet,
(daß die Er-
bauung auch so reichlich unter euch sey, als die
geistlichen Gaben sind.) V. 13. Darum, wer
mit der Zungen
(fremden Sprachen) redet,
der bete also, daß ers auch auslege
(er rich-
te sein Gebet dahin, daß ihm GOTT nebst der
Gabe der fremden Sprache auch die Gabe ver-
leihe, das darinnen gesprochene auch deutlich
auszulegen: oder wer in einer fremden Sprache
redet, und zwar also, daß er darinnen betet, der
bete doppelt, einmal in der fremden, das andere
mal in der bekanten Sprache. Siehe c. 12, 10.
30. und c. 14, 26. 27.)

V. 14.

So ich aber mit Zungen (in einer bloß
fremden Sprache) bete, so betet mein Geist
(oder ich bey mir selbst, also, daß ich verstehe, was
ich im Gebet rede) aber mein Sinn (oder Ver-
stand, den ich bey mir selbst von der gebetenen
Sache habe) bringet (ohne die Auslegung) nie-
mand Frucht.

V. 15.

Wie soll es aber denn seyn? Nemlich
also: Jch will beten im Geiste
(bey mir
selbst in fremder Sprache, welche mir der Heili-
ge Geist zu reden giebt,) und will beten auch
im Sinn,
(daß ich es, wie ich es verstehe, auch
[Spaltenumbruch] andern verständlich mache, oder auslege.) Jch
will Psalmen singen im Geist, und will auch
Psalmen singen mit dem
(in der Auslegung
beschäftigten) Sinn, (nemlich in öffentlicher Ge-
meine, da der Gottes-Dienst größten Theils in
Singen und Beten bestunde.)

V. 16. 17.

Wenn du aber segnest (eulogeses,
GOTT lobest und danckest: wie denn das
eulogein, wenn es von dem Menschen gebrau-
chet wird, loben und dancken heißt, aber von
GOTT heißt es segnen: denn GOttes spre-
chen ist segnen, und unser sprechen ist loben und
dancken) im Geist (mit einer fremden Spra-
che, die du nur bey dir selbst verstehest) wie
soll der, so an statt des La[ie]n stehet,
(der
die von den Stellen der Lehrer unterschiedene
Stelle eines gemeinen und mit besondern Amts-
Gaben nicht ausgerüsteten Zuhörers hat) Amen
sagen
(einen gläubigen Beyfall geben) auf dei-
ne Dancksagung
(welche vorher mit dem Wor-
te [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]ulogein, eulogia, ausgedrücket worden)
sintemal er nicht verstehet, was du sa-
gest.
V. 17. Du dancksagest wol fein, aber
der andere wird nicht davon gebessert.

V. 18. 19.

Jch dancke meinem GOTT, daß ich
mehr mit Zungen rede, denn ihr alle
(und
also verachte ich die Gabe der fremden Sprachen
nicht, sondern erkenne es mit demüthigem Danck
gegen GOTT, daß er mich damit reichlicher be-
gabet hat, als euch alle: wie ich denn auch die-
ser Gabe unter so vielen Völckern vor andern be-
nöthiget bin.) V. 19. Aber ich will in der
Gemeine lieber fünf
(oder wenig) Worte
reden mit meinem Sinn
(also, daß ich meine
Meinung also klar und deutlich, daß es andere
verstehen können, heraus sage) auf daß ich
auch andere unterweise
(katekheso, wie da
geschiehet, wenn man den Unterricht durch Fra-
ge und Antwort anstellet) denn sonst zehen
tausend
(oder sehr viele) Worte mit Zun-
gen.

Anmerckung.

Wie will man es doch immer mehr im
Pabstthum verantworten, daß man den öffentli-
chen Gottes-Dienst guten Theils in der Lateini-
schen, den allermeisten Zuhörern unbekannten,
Sprache hält?

V. 20.

Lieben Brüder, werdet nicht Kinder
an dem Verständniß
(wie ihr euch bisher er-
wiesen habet, und ich euch schon oben aufrücken
müssen c. 3, 1. 2.) sondern an der Bosheit
seyd
(solche) Kinder, (welche von mancher
Sünde, ob sie gleich bereits den Samen davon
in sich haben, noch nicht wissen) an dem Ver-
ständniß aber seyd vollkommen
(erweiset euch
als solche, welche erwachsen sind, und mit dem
männlichen Alter auch einen männlichen wohl-
gesetzten Verstand überkommen haben.)

Anmer-

Cap. 14, v. 10-20. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch] kan man (auf Seiten der Zuhoͤrer) wiſſen (und
recht verſtehen) was geredet iſt. Denn ihr
werdet in den Wind
(oder in die Luft) re-
den,
(alſo, daß mit dem Schall auch der Nutze
dahin faͤllt. Man ſehe c. 9, 26. da wir gewar-
net werden mit Wercken keine Luft-Streiche zu
machen; gleichwie man alhier von den Luft-Re-
den abgemahnet wird. Welches man wol auf
denjenigen Vortrag appliciren mag, der mit ho-
hen Worten und untermengter eiteler Gelehr-
ſamkeit geſchiehet: als welchen die Einfaͤltigen,
die insgemein den groͤſſeſten Haufen der Zuhoͤrer
ausmachen, nicht faſſen.)

V. 10. 11.

Zwar es iſt (nach der Gelegenheit der Zeit
und des Orts, und nach dem Unterſcheid der ei-
nen Laut von ſich gebenden Dinge) mancherley
Stimme in der Welt, und derſelben iſt doch
keine undeutlich
(oder ohne einen ſolchen Ton,
welchen man nicht von andern Stimmen unter-
ſcheiden koͤnte; es moͤgen nun Stimmen der
Menſchen, oder der Thiere und der Vogel ſeyn.)
V. 11. So ich nun nicht weiß der Stimme
Deutung
(worinnen ſie ſich von andern Stim-
men unterſcheidet, und worauf ſie gehet,) werde
ich unteutſch
(ein Menſch von unbekanter
Sprache, barbarus, wie die Lateiner und Grie-
chen die Voͤlcker von unbekanten Sprachen nen-
neten) ſeyn dem, der da redet; und der da
redet, wird mir unteutſch
(unvernemlich)
ſeyn.

V. 12. 13.

Alſo auch ihr, ſintemal ihr euch be-
fleißiget der geiſtlichen Gaben, trachtet
darnach, daß ihr die Gemeine beſſert, auf
daß ihr alles reichlich habet,
(daß die Er-
bauung auch ſo reichlich unter euch ſey, als die
geiſtlichen Gaben ſind.) V. 13. Darum, wer
mit der Zungen
(fremden Sprachen) redet,
der bete alſo, daß ers auch auslege
(er rich-
te ſein Gebet dahin, daß ihm GOTT nebſt der
Gabe der fremden Sprache auch die Gabe ver-
leihe, das darinnen geſprochene auch deutlich
auszulegen: oder wer in einer fremden Sprache
redet, und zwar alſo, daß er darinnen betet, der
bete doppelt, einmal in der fremden, das andere
mal in der bekanten Sprache. Siehe c. 12, 10.
30. und c. 14, 26. 27.)

V. 14.

So ich aber mit Zungen (in einer bloß
fremden Sprache) bete, ſo betet mein Geiſt
(oder ich bey mir ſelbſt, alſo, daß ich verſtehe, was
ich im Gebet rede) aber mein Sinn (oder Ver-
ſtand, den ich bey mir ſelbſt von der gebetenen
Sache habe) bringet (ohne die Auslegung) nie-
mand Frucht.

V. 15.

Wie ſoll es aber denn ſeyn? Nemlich
alſo: Jch will beten im Geiſte
(bey mir
ſelbſt in fremder Sprache, welche mir der Heili-
ge Geiſt zu reden giebt,) und will beten auch
im Sinn,
(daß ich es, wie ich es verſtehe, auch
[Spaltenumbruch] andern verſtaͤndlich mache, oder auslege.) Jch
will Pſalmen ſingen im Geiſt, und will auch
Pſalmen ſingen mit dem
(in der Auslegung
beſchaͤftigten) Sinn, (nemlich in oͤffentlicher Ge-
meine, da der Gottes-Dienſt groͤßten Theils in
Singen und Beten beſtunde.)

V. 16. 17.

Wenn du aber ſegneſt (ἐυλογήσῃς,
GOTT lobeſt und danckeſt: wie denn das
ἐυλογεῖν, wenn es von dem Menſchen gebrau-
chet wird, loben und dancken heißt, aber von
GOTT heißt es ſegnen: denn GOttes ſpre-
chen iſt ſegnen, und unſer ſprechen iſt loben und
dancken) im Geiſt (mit einer fremden Spra-
che, die du nur bey dir ſelbſt verſteheſt) wie
ſoll der, ſo an ſtatt des La[ie]n ſtehet,
(der
die von den Stellen der Lehrer unterſchiedene
Stelle eines gemeinen und mit beſondern Amts-
Gaben nicht ausgeruͤſteten Zuhoͤrers hat) Amen
ſagen
(einen glaͤubigen Beyfall geben) auf dei-
ne Danckſagung
(welche vorher mit dem Wor-
te [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]υλογεῖν, ἐυλογία, ausgedruͤcket worden)
ſintemal er nicht verſtehet, was du ſa-
geſt.
V. 17. Du danckſageſt wol fein, aber
der andere wird nicht davon gebeſſert.

V. 18. 19.

Jch dancke meinem GOTT, daß ich
mehr mit Zungen rede, denn ihr alle
(und
alſo verachte ich die Gabe der fremden Sprachen
nicht, ſondern erkenne es mit demuͤthigem Danck
gegen GOTT, daß er mich damit reichlicher be-
gabet hat, als euch alle: wie ich denn auch die-
ſer Gabe unter ſo vielen Voͤlckern vor andern be-
noͤthiget bin.) V. 19. Aber ich will in der
Gemeine lieber fuͤnf
(oder wenig) Worte
reden mit meinem Sinn
(alſo, daß ich meine
Meinung alſo klar und deutlich, daß es andere
verſtehen koͤnnen, heraus ſage) auf daß ich
auch andere unterweiſe
(κατηχήσω, wie da
geſchiehet, wenn man den Unterricht durch Fra-
ge und Antwort anſtellet) denn ſonſt zehen
tauſend
(oder ſehr viele) Worte mit Zun-
gen.

Anmerckung.

Wie will man es doch immer mehr im
Pabſtthum verantworten, daß man den oͤffentli-
chen Gottes-Dienſt guten Theils in der Lateini-
ſchen, den allermeiſten Zuhoͤrern unbekannten,
Sprache haͤlt?

V. 20.

Lieben Bruͤder, werdet nicht Kinder
an dem Verſtaͤndniß
(wie ihr euch bisher er-
wieſen habet, und ich euch ſchon oben aufruͤcken
muͤſſen c. 3, 1. 2.) ſondern an der Bosheit
ſeyd
(ſolche) Kinder, (welche von mancher
Suͤnde, ob ſie gleich bereits den Samen davon
in ſich haben, noch nicht wiſſen) an dem Ver-
ſtaͤndniß aber ſeyd vollkommen
(erweiſet euch
als ſolche, welche erwachſen ſind, und mit dem
maͤnnlichen Alter auch einen maͤnnlichen wohl-
geſetzten Verſtand uͤberkommen haben.)

Anmer-
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[311/0339] Cap. 14, v. 10-20. an die Corinthier. kan man (auf Seiten der Zuhoͤrer) wiſſen (und recht verſtehen) was geredet iſt. Denn ihr werdet in den Wind (oder in die Luft) re- den, (alſo, daß mit dem Schall auch der Nutze dahin faͤllt. Man ſehe c. 9, 26. da wir gewar- net werden mit Wercken keine Luft-Streiche zu machen; gleichwie man alhier von den Luft-Re- den abgemahnet wird. Welches man wol auf denjenigen Vortrag appliciren mag, der mit ho- hen Worten und untermengter eiteler Gelehr- ſamkeit geſchiehet: als welchen die Einfaͤltigen, die insgemein den groͤſſeſten Haufen der Zuhoͤrer ausmachen, nicht faſſen.) V. 10. 11. Zwar es iſt (nach der Gelegenheit der Zeit und des Orts, und nach dem Unterſcheid der ei- nen Laut von ſich gebenden Dinge) mancherley Stimme in der Welt, und derſelben iſt doch keine undeutlich (oder ohne einen ſolchen Ton, welchen man nicht von andern Stimmen unter- ſcheiden koͤnte; es moͤgen nun Stimmen der Menſchen, oder der Thiere und der Vogel ſeyn.) V. 11. So ich nun nicht weiß der Stimme Deutung (worinnen ſie ſich von andern Stim- men unterſcheidet, und worauf ſie gehet,) werde ich unteutſch (ein Menſch von unbekanter Sprache, barbarus, wie die Lateiner und Grie- chen die Voͤlcker von unbekanten Sprachen nen- neten) ſeyn dem, der da redet; und der da redet, wird mir unteutſch (unvernemlich) ſeyn. V. 12. 13. Alſo auch ihr, ſintemal ihr euch be- fleißiget der geiſtlichen Gaben, trachtet darnach, daß ihr die Gemeine beſſert, auf daß ihr alles reichlich habet, (daß die Er- bauung auch ſo reichlich unter euch ſey, als die geiſtlichen Gaben ſind.) V. 13. Darum, wer mit der Zungen (fremden Sprachen) redet, der bete alſo, daß ers auch auslege (er rich- te ſein Gebet dahin, daß ihm GOTT nebſt der Gabe der fremden Sprache auch die Gabe ver- leihe, das darinnen geſprochene auch deutlich auszulegen: oder wer in einer fremden Sprache redet, und zwar alſo, daß er darinnen betet, der bete doppelt, einmal in der fremden, das andere mal in der bekanten Sprache. Siehe c. 12, 10. 30. und c. 14, 26. 27.) V. 14. So ich aber mit Zungen (in einer bloß fremden Sprache) bete, ſo betet mein Geiſt (oder ich bey mir ſelbſt, alſo, daß ich verſtehe, was ich im Gebet rede) aber mein Sinn (oder Ver- ſtand, den ich bey mir ſelbſt von der gebetenen Sache habe) bringet (ohne die Auslegung) nie- mand Frucht. V. 15. Wie ſoll es aber denn ſeyn? Nemlich alſo: Jch will beten im Geiſte (bey mir ſelbſt in fremder Sprache, welche mir der Heili- ge Geiſt zu reden giebt,) und will beten auch im Sinn, (daß ich es, wie ich es verſtehe, auch andern verſtaͤndlich mache, oder auslege.) Jch will Pſalmen ſingen im Geiſt, und will auch Pſalmen ſingen mit dem (in der Auslegung beſchaͤftigten) Sinn, (nemlich in oͤffentlicher Ge- meine, da der Gottes-Dienſt groͤßten Theils in Singen und Beten beſtunde.) V. 16. 17. Wenn du aber ſegneſt (ἐυλογήσῃς, GOTT lobeſt und danckeſt: wie denn das ἐυλογεῖν, wenn es von dem Menſchen gebrau- chet wird, loben und dancken heißt, aber von GOTT heißt es ſegnen: denn GOttes ſpre- chen iſt ſegnen, und unſer ſprechen iſt loben und dancken) im Geiſt (mit einer fremden Spra- che, die du nur bey dir ſelbſt verſteheſt) wie ſoll der, ſo an ſtatt des Laien ſtehet, (der die von den Stellen der Lehrer unterſchiedene Stelle eines gemeinen und mit beſondern Amts- Gaben nicht ausgeruͤſteten Zuhoͤrers hat) Amen ſagen (einen glaͤubigen Beyfall geben) auf dei- ne Danckſagung (welche vorher mit dem Wor- te _ υλογεῖν, ἐυλογία, ausgedruͤcket worden) ſintemal er nicht verſtehet, was du ſa- geſt. V. 17. Du danckſageſt wol fein, aber der andere wird nicht davon gebeſſert. V. 18. 19. Jch dancke meinem GOTT, daß ich mehr mit Zungen rede, denn ihr alle (und alſo verachte ich die Gabe der fremden Sprachen nicht, ſondern erkenne es mit demuͤthigem Danck gegen GOTT, daß er mich damit reichlicher be- gabet hat, als euch alle: wie ich denn auch die- ſer Gabe unter ſo vielen Voͤlckern vor andern be- noͤthiget bin.) V. 19. Aber ich will in der Gemeine lieber fuͤnf (oder wenig) Worte reden mit meinem Sinn (alſo, daß ich meine Meinung alſo klar und deutlich, daß es andere verſtehen koͤnnen, heraus ſage) auf daß ich auch andere unterweiſe (κατηχήσω, wie da geſchiehet, wenn man den Unterricht durch Fra- ge und Antwort anſtellet) denn ſonſt zehen tauſend (oder ſehr viele) Worte mit Zun- gen. Anmerckung. Wie will man es doch immer mehr im Pabſtthum verantworten, daß man den oͤffentli- chen Gottes-Dienſt guten Theils in der Lateini- ſchen, den allermeiſten Zuhoͤrern unbekannten, Sprache haͤlt? V. 20. Lieben Bruͤder, werdet nicht Kinder an dem Verſtaͤndniß (wie ihr euch bisher er- wieſen habet, und ich euch ſchon oben aufruͤcken muͤſſen c. 3, 1. 2.) ſondern an der Bosheit ſeyd (ſolche) Kinder, (welche von mancher Suͤnde, ob ſie gleich bereits den Samen davon in ſich haben, noch nicht wiſſen) an dem Ver- ſtaͤndniß aber ſeyd vollkommen (erweiſet euch als ſolche, welche erwachſen ſind, und mit dem maͤnnlichen Alter auch einen maͤnnlichen wohl- geſetzten Verſtand uͤberkommen haben.) Anmer-

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/339>, abgerufen am 14.08.2024.