Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Cap. 14, 32-35. an die Corinthier. [Spaltenumbruch]
Denn erstlich fehlet es an solchen ausserordentli-chen Gaben; wie man auch derselben nicht mehr also nöthig hat, als sie bey Pflantzung der Kirche gewesen. Hernach sind itzo die Gemeinen viel zu groß und zu weitläuftig dazu. Und was wür- de nicht bey solcher und anderer Beschaffenheit daher für eine Confusion entstehen? Gewiß an statt der Erbauung nichts als Zerrüttung. Was aber in öffentlichen Versammlungen sich nicht thun lässt, das kan doch, so viel die Betrach- tung des göttlichen Worts und die daher zuneh- mende Erweckung betrifft, daheim in geringe- rer Anzahl von denen geschehen, welche eines Sinnes sind: dabey sie aber auch allewege auf gute Ordnung zu sehen, und sich in ihren Schran- cken zu halten haben, also daß es dem öffentli- chen Lehr-Amte mehr zum geistlichen Nutzen und zur Zierde, als zum Nachtheil gereiche. V. 33. Denn GOtt ist nicht ein GOtt der Anmerckung. Es solte oder könte eigentlich heissen: V. 34. Eure Weiber (sie stehen in der Ehe, oder Anmerckungen. 1. Da Paulus Cap. 11, 5. einem Weibe das beten und weissagen in öffentlicher Gemeine verstattet, und nur erinnert, daß es mit einem bedeckten Haupt geschehen soll: hie aber das lehren dem weiblichen Geschlecht überhaupt ver- [Spaltenumbruch] bietet; so ist die Conciliation dieser beyden Stel- len schon oben gegeben worden: nemlich Pau- lus redet c. 11, 5. von der ausserordentlichen Ga- be der Propheceyung, wie die Töchter Philip- pi gehabt Ap. Gesch. 21, 9. Hie aber redet er vom ordentlichen Lehr, Amte. Ein mehrers sehe man daselbst. Daß aber Paulus alhie vom or- dentlichen Lehr-Amte, wie solchesauch ausser den ausserordentlichen Gaben, ordentlicher Weise in der ersten Kirche geführet worden, rede; das ist daraus klar genug, daß ja dasselbe allerdinge auch unter den Corinthiern gewesen ist; und, ob er gleich von ausserordentlichen Gaben gere- det hat, doch in diesen und folgenden Worten derselben nicht gedencket, sondern nur bloß vom öffentlichen Reden spricht, und dieses dem weib- lichen Geschlecht nicht verstatten will. Da ei- nige Weiber die prophetische Gabe gehabt ha- ben, und damit von GOtt selbst legitimiret wor- den, auch einen öffentlichen Vortrag zu thun; so scheinen andere Weiber daher Gelegenheit genommen zu haben, sich auch des ordentlichen Lehr-Amts, wie solches nebst dem Gebrauch der ausserordentlichen Gaben auch zu Corinthus ver- waltet wurde, anzumassen; welcher Unordnung Paulus vorbauet. 2. Wenn der Apostel dem öffentlichen Re- den der Weiber ihre Unterthänigkeit entgegen setzet, so zeiget er damit an, daß jenes sich zu der subordination, nach welcher das weibliche Ge- schlecht unter dem männlichen stehet, gar nicht schicken wolle. Denn da würde ja vielmal diß und das an den Männern in Ansehung der Pflich- ten ihres Christenthums, Hauswesens und Ehe- standes, zu bestrafen seyn. Solte nun diese Bestrafung von dem Geschlecht geschehen, wel- ches dem andern unterthänig seyn soll, so wür- de dieses freylich wider die Auctorität der Män- ner und Submission der Weiber streiten, auch wegen der grössern Schwäche des weiblichen Geschlechts gar sehr gemißbrauchet werden, und vom Mißbrauche nicht zu retten seyn; davon es doch bey dem männlichen Geschlechte viel leichter befreyet seyn kan. 3. Von der Unterthänigkeit des weiblichen Geschlechts, die manchem Eheweibe eben so schwer eingehet, als sehr es manchem Eheman- ne an der Gabe, sein Weib recht zu regieren, fehlet: so sind davon vor andern folgende Stel- len wohl zu mercken: 1 Cor. 11, 4. Der Mann ist des Weibes Haupt. Eph. 5, 22. 23. Die Weiber seyn unterthan ihren Männern, als dem HErrn. Denn der Mann ist des Weibes Haupt; gleichwie auch Christus das Haupt ist der Gemeine. Coloss. 3, 18. Jhr Weiber seyd unterthan euren Män- nern in dem HErrn, wie sichs gebühret. 2 Tim. 2, 12. Einem Weibe gestatte ich nicht, daß sie lehre, auch nicht, daß sie des Mannes Herr sey, sondern stille sey. Sie- he auch Tit. 2, 5. 1 Pet. 3, 1. V. 35. Wollen sie etwas lernen (in der Er- öffent- R r 2
Cap. 14, 32-35. an die Corinthier. [Spaltenumbruch]
Denn erſtlich fehlet es an ſolchen auſſerordentli-chen Gaben; wie man auch derſelben nicht mehr alſo noͤthig hat, als ſie bey Pflantzung der Kirche geweſen. Hernach ſind itzo die Gemeinen viel zu groß und zu weitlaͤuftig dazu. Und was wuͤr- de nicht bey ſolcher und anderer Beſchaffenheit daher fuͤr eine Confuſion entſtehen? Gewiß an ſtatt der Erbauung nichts als Zerruͤttung. Was aber in oͤffentlichen Verſammlungen ſich nicht thun laͤſſt, das kan doch, ſo viel die Betrach- tung des goͤttlichen Worts und die daher zuneh- mende Erweckung betrifft, daheim in geringe- rer Anzahl von denen geſchehen, welche eines Sinnes ſind: dabey ſie aber auch allewege auf gute Ordnung zu ſehen, und ſich in ihren Schran- cken zu halten haben, alſo daß es dem oͤffentli- chen Lehr-Amte mehr zum geiſtlichen Nutzen und zur Zierde, als zum Nachtheil gereiche. V. 33. Denn GOtt iſt nicht ein GOtt der Anmerckung. Es ſolte oder koͤnte eigentlich heiſſen: V. 34. Eure Weiber (ſie ſtehen in der Ehe, oder Anmerckungen. 1. Da Paulus Cap. 11, 5. einem Weibe das beten und weiſſagen in oͤffentlicher Gemeine verſtattet, und nur erinnert, daß es mit einem bedeckten Haupt geſchehen ſoll: hie aber das lehren dem weiblichen Geſchlecht uͤberhaupt ver- [Spaltenumbruch] bietet; ſo iſt die Conciliation dieſer beyden Stel- len ſchon oben gegeben worden: nemlich Pau- lus redet c. 11, 5. von der auſſerordentlichen Ga- be der Propheceyung, wie die Toͤchter Philip- pi gehabt Ap. Geſch. 21, 9. Hie aber redet er vom ordentlichen Lehr, Amte. Ein mehrers ſehe man daſelbſt. Daß aber Paulus alhie vom or- dentlichen Lehr-Amte, wie ſolchesauch auſſer den auſſerordentlichen Gaben, ordentlicher Weiſe in der erſten Kirche gefuͤhret worden, rede; das iſt daraus klar genug, daß ja daſſelbe allerdinge auch unter den Corinthiern geweſen iſt; und, ob er gleich von auſſerordentlichen Gaben gere- det hat, doch in dieſen und folgenden Worten derſelben nicht gedencket, ſondern nur bloß vom oͤffentlichen Reden ſpricht, und dieſes dem weib- lichen Geſchlecht nicht verſtatten will. Da ei- nige Weiber die prophetiſche Gabe gehabt ha- ben, und damit von GOtt ſelbſt legitimiret wor- den, auch einen oͤffentlichen Vortrag zu thun; ſo ſcheinen andere Weiber daher Gelegenheit genommen zu haben, ſich auch des ordentlichen Lehr-Amts, wie ſolches nebſt dem Gebrauch der auſſerordentlichen Gaben auch zu Corinthus ver- waltet wurde, anzumaſſen; welcher Unordnung Paulus vorbauet. 2. Wenn der Apoſtel dem oͤffentlichen Re- den der Weiber ihre Unterthaͤnigkeit entgegen ſetzet, ſo zeiget er damit an, daß jenes ſich zu der ſubordination, nach welcher das weibliche Ge- ſchlecht unter dem maͤnnlichen ſtehet, gar nicht ſchicken wolle. Denn da wuͤrde ja vielmal diß und das an den Maͤnnern in Anſehung der Pflich- ten ihres Chriſtenthums, Hausweſens und Ehe- ſtandes, zu beſtrafen ſeyn. Solte nun dieſe Beſtrafung von dem Geſchlecht geſchehen, wel- ches dem andern unterthaͤnig ſeyn ſoll, ſo wuͤr- de dieſes freylich wider die Auctoritaͤt der Maͤn- ner und Submisſion der Weiber ſtreiten, auch wegen der groͤſſern Schwaͤche des weiblichen Geſchlechts gar ſehr gemißbrauchet werden, und vom Mißbrauche nicht zu retten ſeyn; davon es doch bey dem maͤnnlichen Geſchlechte viel leichter befreyet ſeyn kan. 3. Von der Unterthaͤnigkeit des weiblichen Geſchlechts, die manchem Eheweibe eben ſo ſchwer eingehet, als ſehr es manchem Eheman- ne an der Gabe, ſein Weib recht zu regieren, fehlet: ſo ſind davon vor andern folgende Stel- len wohl zu mercken: 1 Cor. 11, 4. Der Mann iſt des Weibes Haupt. Eph. 5, 22. 23. Die Weiber ſeyn unterthan ihren Maͤnnern, als dem HErrn. Denn der Mann iſt des Weibes Haupt; gleichwie auch Chriſtus das Haupt iſt der Gemeine. Coloſſ. 3, 18. Jhr Weiber ſeyd unterthan euren Maͤn- nern in dem HErrn, wie ſichs gebuͤhret. 2 Tim. 2, 12. Einem Weibe geſtatte ich nicht, daß ſie lehre, auch nicht, daß ſie des Mannes Herr ſey, ſondern ſtille ſey. Sie- he auch Tit. 2, 5. 1 Pet. 3, 1. V. 35. Wollen ſie etwas lernen (in der Er- oͤffent- R r 2
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Cap. 14, 32-35. an die Corinthier.
Denn erſtlich fehlet es an ſolchen auſſerordentli-
chen Gaben; wie man auch derſelben nicht mehr
alſo noͤthig hat, als ſie bey Pflantzung der Kirche
geweſen. Hernach ſind itzo die Gemeinen viel
zu groß und zu weitlaͤuftig dazu. Und was wuͤr-
de nicht bey ſolcher und anderer Beſchaffenheit
daher fuͤr eine Confuſion entſtehen? Gewiß an
ſtatt der Erbauung nichts als Zerruͤttung. Was
aber in oͤffentlichen Verſammlungen ſich nicht
thun laͤſſt, das kan doch, ſo viel die Betrach-
tung des goͤttlichen Worts und die daher zuneh-
mende Erweckung betrifft, daheim in geringe-
rer Anzahl von denen geſchehen, welche eines
Sinnes ſind: dabey ſie aber auch allewege auf
gute Ordnung zu ſehen, und ſich in ihren Schran-
cken zu halten haben, alſo daß es dem oͤffentli-
chen Lehr-Amte mehr zum geiſtlichen Nutzen und
zur Zierde, als zum Nachtheil gereiche.
V. 33.
Denn GOtt iſt nicht ein GOtt der
Unordnung (daß er Gaben ertheilete zur Un-
ordnung in der oͤffentlichen Verſammlung, und
zur Zerruͤttung der Gemuͤther, oder als wenn er
ſolches wohl tragen, und ſeine lautere und auf-
richtige Bedienung damit beſtehen koͤnte) ſon-
dern ein GOtt des Friedens (der, wie er in
Chriſto verſoͤhnet, und gegen die Glaubigen vaͤ-
terlich geſinnet iſt, auch ihnen den wahren Frie-
den der Seele ſchencket, alſo auch will, daß ſich
der Beweis, als die Frucht davon, unter ihnen
im Umgange, ſonderlich wenn ſie zum oͤffentli-
chen Gottesdienſte verſammlet ſind, hervor thun
ſoll: welches aber ohne gute Ordnung, ſo man
in allen Stuͤcken zu halten hat, nicht geſchehen
kan) wie in allen Gemeinen der Heiligen
(welches der Ehren-Name der glaͤubigen Chri-
ſten iſt, nachdem ſie ſich durch den Heiligen
Geiſt in der Ordnung des Heils heiligen laſſen,
auch in der Heiligung, der ſie nachjagen, immer
voͤlliger zu werden ſuchen.)
Anmerckung.
Es ſolte oder koͤnte eigentlich heiſſen:
GOtt iſt nicht ein GOtt der Unordnung,
ſondern der Ordnung. Da aber der Un-
ordnung der Friede entgegen geſetzet wird, ſo
wird damit angezeiget, daß wo Ordnung iſt,
da iſt auch Friede, Unfriede aber, wo Unord-
nung im Schwange gehet.
V. 34.
Eure Weiber (ſie ſtehen in der Ehe, oder
nicht) laſſet ſchweigen in der Gemeine: denn
es ſoll ihnen nicht zugelaſſen werden, daß
ſie reden, ſondern unterthan ſeyn; wie
auch das Geſetze ſaget (nemlich 1 B. Moſ. 3,
16. da es heißt: dein Wille ſoll deinem Manne
unterworfen ſeyn, und er ſoll dein Herr ſeyn)
Anmerckungen.
1. Da Paulus Cap. 11, 5. einem Weibe
das beten und weiſſagen in oͤffentlicher Gemeine
verſtattet, und nur erinnert, daß es mit einem
bedeckten Haupt geſchehen ſoll: hie aber das
lehren dem weiblichen Geſchlecht uͤberhaupt ver-
bietet; ſo iſt die Conciliation dieſer beyden Stel-
len ſchon oben gegeben worden: nemlich Pau-
lus redet c. 11, 5. von der auſſerordentlichen Ga-
be der Propheceyung, wie die Toͤchter Philip-
pi gehabt Ap. Geſch. 21, 9. Hie aber redet er
vom ordentlichen Lehr, Amte. Ein mehrers ſehe
man daſelbſt. Daß aber Paulus alhie vom or-
dentlichen Lehr-Amte, wie ſolchesauch auſſer den
auſſerordentlichen Gaben, ordentlicher Weiſe in
der erſten Kirche gefuͤhret worden, rede; das
iſt daraus klar genug, daß ja daſſelbe allerdinge
auch unter den Corinthiern geweſen iſt; und,
ob er gleich von auſſerordentlichen Gaben gere-
det hat, doch in dieſen und folgenden Worten
derſelben nicht gedencket, ſondern nur bloß vom
oͤffentlichen Reden ſpricht, und dieſes dem weib-
lichen Geſchlecht nicht verſtatten will. Da ei-
nige Weiber die prophetiſche Gabe gehabt ha-
ben, und damit von GOtt ſelbſt legitimiret wor-
den, auch einen oͤffentlichen Vortrag zu thun;
ſo ſcheinen andere Weiber daher Gelegenheit
genommen zu haben, ſich auch des ordentlichen
Lehr-Amts, wie ſolches nebſt dem Gebrauch der
auſſerordentlichen Gaben auch zu Corinthus ver-
waltet wurde, anzumaſſen; welcher Unordnung
Paulus vorbauet.
2. Wenn der Apoſtel dem oͤffentlichen Re-
den der Weiber ihre Unterthaͤnigkeit entgegen
ſetzet, ſo zeiget er damit an, daß jenes ſich zu der
ſubordination, nach welcher das weibliche Ge-
ſchlecht unter dem maͤnnlichen ſtehet, gar nicht
ſchicken wolle. Denn da wuͤrde ja vielmal diß
und das an den Maͤnnern in Anſehung der Pflich-
ten ihres Chriſtenthums, Hausweſens und Ehe-
ſtandes, zu beſtrafen ſeyn. Solte nun dieſe
Beſtrafung von dem Geſchlecht geſchehen, wel-
ches dem andern unterthaͤnig ſeyn ſoll, ſo wuͤr-
de dieſes freylich wider die Auctoritaͤt der Maͤn-
ner und Submisſion der Weiber ſtreiten, auch
wegen der groͤſſern Schwaͤche des weiblichen
Geſchlechts gar ſehr gemißbrauchet werden, und
vom Mißbrauche nicht zu retten ſeyn; davon es
doch bey dem maͤnnlichen Geſchlechte viel leichter
befreyet ſeyn kan.
3. Von der Unterthaͤnigkeit des weiblichen
Geſchlechts, die manchem Eheweibe eben ſo
ſchwer eingehet, als ſehr es manchem Eheman-
ne an der Gabe, ſein Weib recht zu regieren,
fehlet: ſo ſind davon vor andern folgende Stel-
len wohl zu mercken: 1 Cor. 11, 4. Der Mann
iſt des Weibes Haupt. Eph. 5, 22. 23. Die
Weiber ſeyn unterthan ihren Maͤnnern,
als dem HErrn. Denn der Mann iſt des
Weibes Haupt; gleichwie auch Chriſtus
das Haupt iſt der Gemeine. Coloſſ. 3, 18.
Jhr Weiber ſeyd unterthan euren Maͤn-
nern in dem HErrn, wie ſichs gebuͤhret.
2 Tim. 2, 12. Einem Weibe geſtatte ich
nicht, daß ſie lehre, auch nicht, daß ſie des
Mannes Herr ſey, ſondern ſtille ſey. Sie-
he auch Tit. 2, 5. 1 Pet. 3, 1.
V. 35.
Wollen ſie etwas lernen (in der Er-
kaͤntniß GOttes und goͤttlicher Dinge vor an-
dern zunehmen, ſo haben ſie dazu die Ubung des
oͤffent-
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