Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite
Cap. 15, 1-4. an die Corinthier.
Das funfzehente Capitel/
Darinnen die Lehre von der Auferstehung der Todten/ son-
derlich der Gläubigen vorgetragen und auf die Auferstehung
CHristi gebauet wird.
V. 1. 2.
[Spaltenumbruch]

JCh erinnere euch aber, lieben
Brüder, des Evangelii, das
ich euch verkündiget habe, wel-
ches ihr auch angenommen
habt, in welchem ihr auch ste-
het,
V. 2. Durch welches ihr auch selig
werdet, welcher Gestalt ich es euch ver-
kündiget habe, so ihrs behalten habt,

(wenn ihr es also behalten habet, wie ich es euch
verkündiget habe): es wäre denn, daß ihrs
umsonst geglaubet hättet
(woferne ihr nicht
noch itzo veste daran hieltet.)

Anmerckungen.
1. Das Evangelium verkündigen, das
verkündigte annehmen, in dem angenomme-
nen stehen und stehen bleiben, und also durch
das behaltene selig werden, ist eine schöne Ord-
nung, und gleichsam eine Kette von vier
Gliedern,
davon keines fehlen muß.
2. Gleichwie das verkündigen in aller
Lauterkeit geschahe. 2 Cor. 2, 17. so war das
annehmen ein Werck des Glaubens in der Ord-
nung wahrer Bekehrung: als ohne welche kei-
ne Annehmung statt findet: da sie nach Ver-
stand und Willen in der Erleuchtung, und der
damit alsofort verknüpften Heiligung geschehen
muß. Wie die Jünger das Wort CHristi auf
und angenommen, auch die Thessalonicher,
ferner die ersten CHristen zu Jerusalem, und vie-
le andere mehr, das sehe man Joh. 17, 8. Act.
2. 1 Thess. 1, 6. c. 2, 13. und an andern Orten
der Apostel Geschicht.
3. Jm Evangelio stehen ist auch ein
Glaubens-Werck, welches auf das erwecken,
aufrichten
und aufstehen folget, und eine
solche Standhaftigkeit in sich fasset, welche
dem zurückgehen und fallen entgegen gesetzet
ist. Und diß ists, worauf der Apostel, in An-
sehung der Beharrung dringet v. 58. welches er
auch zum Hauptzweck dieses und aller seiner ü-
brigen Briefe gehabt hat. Denn die Eigen-
schaft des wahren Christenthums bringet die Be-
harrung mit sich bis ans selige Ende. Kan
gleich einer fallen, wenn er nicht auf seiner Hut
ist; so soll und kan er doch beständig in der Gna-
de bestehen bleiben ohne Rückfall: sintemal zu
solcher Beharrung nicht gehöret, daß man keine
Sunde mehr habe und aus Schwachheit nicht
mehr sündige; sondern daß man die Sünde
nicht herrschen lasse, oder muthwillig sündige.
4. Das selig werden durch das Evange-
lium gehet bereits in diesem Leben an. Denn
ist es nicht schon eine grosse Seligkeit, erleuch-
tet und geheiliget werden, aus einem Sclaven
[Spaltenumbruch] der Sünde und des Satans ein versöhntes und
gehorsames Kind GOttes und Tempel des Hei-
ligen Geistes werden, und, unter der gewissesten
Hoffnung des ewigen Freuden-Lebens, aller
übrigen Heils-Güter theilhaftig seyn? Von
dieser Kraft des Evangelii selig zu machen, sie-
he oben c. 1, 21. Röm. 1, 16. Jac. 1, 18. 21.
u. s. w.
5. Aus diesem katekhein, behalten, wor-
auf der Apostel alhie dringet, kan man das ekhein,
das haben, erklären, wenn er 2 Timoth. 1, 13.
spricht: upotuposin ekhe, halte an dem Für-
bilde der heilsamen Lehre etc.
und Matth.
13, 12. c. 25, 29. Wer da hat (also daß er es
behält und wohl anleget) dem wird gegeben,
daß er die Fülle habe. Wer aber nicht hat,

(es ohne würdige Anlegung hat, als hätte ers
nicht) von dem wird auch genommen, das
er hat.
6. Daß der Apostel von der Beharrung
der Corinthier zweifelhaftig redet, brachte der
Zustand ihrer viele, und der nach demselben ein-
gerichtete gantze Context des Briefes also mit
sich; und dieses dienet einem ieden zur genauen
Selbstprüfung.
7. Umsonst geglaubet haben ist vom
Glauben wieder ablassen, und in den Unglau-
ben verfallen: daher man unmöglich das Ende
des Glaubens, der Seelen Seligkeit, erlangen
kan. 1 Pet. 1, 9. Siehe auch 2 Cor. 6, 1. Gal.
3, 4. Welcher Rückfall eine grössere Verdamm-
niß nach sich ziehet.
V. 3. 4.

Denn ich habe euch zuförderst (als
die fürnehmste Haupt-Lehre des Evangelii) ge-
geben
(in den anderthalb Jahren, da ich die
Kirche unter euch gepflantzet habe Ap. Gesch. 18,
11. mündlich vorgetragen, und euch als einen
theuren Schatz, und unschätzbare Beylage an-
vertrauet) welches ich auch empfangen ha-
be
(bey meiner wunderbaren Bekehrung, und
bey den darauf gehabten sonderbaren Offenba-
rungen) daß Christus gestorben sey für un-
sere Sünde nach der Schrift.
V. 4. Und
daß er begraben sey, und daß er aufer-
standen sey am dritten Tage nach der
Schrift.

Anmerckungen.
1. CHristus ist für unsere, das ist, aller
Menschen 1 Joh. 2, 1. 2. Sünde gestorben, als
ein Versöhnopfer, deroselben Schuld und Stra-
fe abzutragen, uns bey GOtt zu versöhnen, und
abzuthun alles, was durch den ersten Adam auf
das
R r 3
Cap. 15, 1-4. an die Corinthier.
Das funfzehente Capitel/
Darinnen die Lehre von der Auferſtehung der Todten/ ſon-
derlich der Glaͤubigen vorgetragen und auf die Auferſtehung
CHriſti gebauet wird.
V. 1. 2.
[Spaltenumbruch]

JCh erinnere euch aber, lieben
Bruͤder, des Evangelii, das
ich euch verkuͤndiget habe, wel-
ches ihr auch angenommen
habt, in welchem ihr auch ſte-
het,
V. 2. Durch welches ihr auch ſelig
werdet, welcher Geſtalt ich es euch ver-
kuͤndiget habe, ſo ihrs behalten habt,

(wenn ihr es alſo behalten habet, wie ich es euch
verkuͤndiget habe): es waͤre denn, daß ihrs
umſonſt geglaubet haͤttet
(woferne ihr nicht
noch itzo veſte daran hieltet.)

Anmerckungen.
1. Das Evangelium verkuͤndigen, das
verkuͤndigte annehmen, in dem angenomme-
nen ſtehen und ſtehen bleiben, und alſo durch
das behaltene ſelig werden, iſt eine ſchoͤne Ord-
nung, und gleichſam eine Kette von vier
Gliedern,
davon keines fehlen muß.
2. Gleichwie das verkuͤndigen in aller
Lauterkeit geſchahe. 2 Cor. 2, 17. ſo war das
annehmen ein Werck des Glaubens in der Ord-
nung wahrer Bekehrung: als ohne welche kei-
ne Annehmung ſtatt findet: da ſie nach Ver-
ſtand und Willen in der Erleuchtung, und der
damit alſofort verknuͤpften Heiligung geſchehen
muß. Wie die Juͤnger das Wort CHriſti auf
und angenommen, auch die Theſſalonicher,
ferner die erſten CHriſten zu Jeruſalem, und vie-
le andere mehr, das ſehe man Joh. 17, 8. Act.
2. 1 Theſſ. 1, 6. c. 2, 13. und an andern Orten
der Apoſtel Geſchicht.
3. Jm Evangelio ſtehen iſt auch ein
Glaubens-Werck, welches auf das erwecken,
aufrichten
und aufſtehen folget, und eine
ſolche Standhaftigkeit in ſich faſſet, welche
dem zuruͤckgehen und fallen entgegen geſetzet
iſt. Und diß iſts, worauf der Apoſtel, in An-
ſehung der Beharrung dringet v. 58. welches er
auch zum Hauptzweck dieſes und aller ſeiner uͤ-
brigen Briefe gehabt hat. Denn die Eigen-
ſchaft des wahren Chriſtenthums bringet die Be-
harrung mit ſich bis ans ſelige Ende. Kan
gleich einer fallen, wenn er nicht auf ſeiner Hut
iſt; ſo ſoll und kan er doch beſtaͤndig in der Gna-
de beſtehen bleiben ohne Ruͤckfall: ſintemal zu
ſolcher Beharrung nicht gehoͤret, daß man keine
Sunde mehr habe und aus Schwachheit nicht
mehr ſuͤndige; ſondern daß man die Suͤnde
nicht herrſchen laſſe, oder muthwillig ſuͤndige.
4. Das ſelig werden durch das Evange-
lium gehet bereits in dieſem Leben an. Denn
iſt es nicht ſchon eine groſſe Seligkeit, erleuch-
tet und geheiliget werden, aus einem Sclaven
[Spaltenumbruch] der Suͤnde und des Satans ein verſoͤhntes und
gehorſames Kind GOttes und Tempel des Hei-
ligen Geiſtes werden, und, unter der gewiſſeſten
Hoffnung des ewigen Freuden-Lebens, aller
uͤbrigen Heils-Guͤter theilhaftig ſeyn? Von
dieſer Kraft des Evangelii ſelig zu machen, ſie-
he oben c. 1, 21. Roͤm. 1, 16. Jac. 1, 18. 21.
u. ſ. w.
5. Aus dieſem κατέχειν, behalten, wor-
auf der Apoſtel alhie dringet, kan man das ἔχειν,
das haben, erklaͤren, wenn er 2 Timoth. 1, 13.
ſpricht: ὑποτύπωσιν ἔχε, halte an dem Fuͤr-
bilde der heilſamen Lehre ꝛc.
und Matth.
13, 12. c. 25, 29. Wer da hat (alſo daß er es
behaͤlt und wohl anleget) dem wird gegeben,
daß er die Fuͤlle habe. Wer aber nicht hat,

(es ohne wuͤrdige Anlegung hat, als haͤtte ers
nicht) von dem wird auch genommen, das
er hat.
6. Daß der Apoſtel von der Beharrung
der Corinthier zweifelhaftig redet, brachte der
Zuſtand ihrer viele, und der nach demſelben ein-
gerichtete gantze Context des Briefes alſo mit
ſich; und dieſes dienet einem ieden zur genauen
Selbſtpruͤfung.
7. Umſonſt geglaubet haben iſt vom
Glauben wieder ablaſſen, und in den Unglau-
ben verfallen: daher man unmoͤglich das Ende
des Glaubens, der Seelen Seligkeit, erlangen
kan. 1 Pet. 1, 9. Siehe auch 2 Cor. 6, 1. Gal.
3, 4. Welcher Ruͤckfall eine groͤſſere Verdamm-
niß nach ſich ziehet.
V. 3. 4.

Denn ich habe euch zufoͤrderſt (als
die fuͤrnehmſte Haupt-Lehre des Evangelii) ge-
geben
(in den anderthalb Jahren, da ich die
Kirche unter euch gepflantzet habe Ap. Geſch. 18,
11. muͤndlich vorgetragen, und euch als einen
theuren Schatz, und unſchaͤtzbare Beylage an-
vertrauet) welches ich auch empfangen ha-
be
(bey meiner wunderbaren Bekehrung, und
bey den darauf gehabten ſonderbaren Offenba-
rungen) daß Chriſtus geſtorben ſey fuͤr un-
ſere Suͤnde nach der Schrift.
V. 4. Und
daß er begraben ſey, und daß er aufer-
ſtanden ſey am dritten Tage nach der
Schrift.

Anmerckungen.
1. CHriſtus iſt fuͤr unſere, das iſt, aller
Menſchen 1 Joh. 2, 1. 2. Suͤnde geſtorben, als
ein Verſoͤhnopfer, deroſelben Schuld und Stra-
fe abzutragen, uns bey GOtt zu verſoͤhnen, und
abzuthun alles, was durch den erſten Adam auf
das
R r 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0345" n="317"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Cap. 15, 1-4. an die Corinthier.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Das funfzehente Capitel/<lb/>
Darinnen die Lehre von der Aufer&#x017F;tehung der Todten/ &#x017F;on-<lb/>
derlich der Gla&#x0364;ubigen vorgetragen und auf die Aufer&#x017F;tehung<lb/>
CHri&#x017F;ti gebauet wird.</hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head>V. 1. 2.</head><lb/>
            <cb/>
            <p><hi rendition="#in">J</hi><hi rendition="#fr">Ch erinnere euch aber, lieben<lb/>
Bru&#x0364;der, des Evangelii, das<lb/>
ich euch verku&#x0364;ndiget habe, wel-<lb/>
ches ihr auch angenommen<lb/>
habt, in welchem ihr auch &#x017F;te-<lb/>
het,</hi> V. 2. <hi rendition="#fr">Durch welches ihr auch &#x017F;elig<lb/>
werdet, welcher Ge&#x017F;talt ich es euch ver-<lb/>
ku&#x0364;ndiget habe, &#x017F;o ihrs behalten habt,</hi><lb/>
(wenn ihr es al&#x017F;o behalten habet, wie ich es euch<lb/>
verku&#x0364;ndiget habe): <hi rendition="#fr">es wa&#x0364;re denn, daß ihrs<lb/>
um&#x017F;on&#x017F;t geglaubet ha&#x0364;ttet</hi> (woferne ihr nicht<lb/>
noch itzo ve&#x017F;te daran hieltet.)</p><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi> </head><lb/>
              <list>
                <item>1. Das Evangelium <hi rendition="#fr">verku&#x0364;ndigen,</hi> das<lb/>
verku&#x0364;ndigte <hi rendition="#fr">annehmen,</hi> in dem angenomme-<lb/>
nen <hi rendition="#fr">&#x017F;tehen</hi> und <hi rendition="#fr">&#x017F;tehen bleiben,</hi> und al&#x017F;o durch<lb/>
das behaltene <hi rendition="#fr">&#x017F;elig werden,</hi> i&#x017F;t eine &#x017F;cho&#x0364;ne Ord-<lb/>
nung, und gleich&#x017F;am eine <hi rendition="#fr">Kette von vier<lb/>
Gliedern,</hi> davon keines fehlen muß.</item><lb/>
                <item>2. Gleichwie das <hi rendition="#fr">verku&#x0364;ndigen</hi> in aller<lb/>
Lauterkeit ge&#x017F;chahe. 2 Cor. 2, 17. &#x017F;o war das<lb/><hi rendition="#fr">annehmen</hi> ein Werck des Glaubens in der Ord-<lb/>
nung wahrer Bekehrung: als ohne welche kei-<lb/>
ne <hi rendition="#fr">Annehmung</hi> &#x017F;tatt findet: da &#x017F;ie nach Ver-<lb/>
&#x017F;tand und Willen in der Erleuchtung, und der<lb/>
damit al&#x017F;ofort verknu&#x0364;pften Heiligung ge&#x017F;chehen<lb/>
muß. Wie die Ju&#x0364;nger das Wort CHri&#x017F;ti auf<lb/>
und angenommen, auch die The&#x017F;&#x017F;alonicher,<lb/>
ferner die er&#x017F;ten CHri&#x017F;ten zu Jeru&#x017F;alem, und vie-<lb/>
le andere mehr, das &#x017F;ehe man Joh. 17, 8. <hi rendition="#aq">Act.</hi><lb/>
2. 1 The&#x017F;&#x017F;. 1, 6. c. 2, 13. und an andern Orten<lb/>
der Apo&#x017F;tel Ge&#x017F;chicht.</item><lb/>
                <item>3. <hi rendition="#fr">Jm Evangelio &#x017F;tehen</hi> i&#x017F;t auch ein<lb/><hi rendition="#fr">Glaubens-Werck,</hi> welches auf das <hi rendition="#fr">erwecken,<lb/>
aufrichten</hi> und <hi rendition="#fr">auf&#x017F;tehen</hi> folget, und eine<lb/>
&#x017F;olche <hi rendition="#fr">Standhaftigkeit</hi> in &#x017F;ich fa&#x017F;&#x017F;et, welche<lb/>
dem <hi rendition="#fr">zuru&#x0364;ckgehen</hi> und <hi rendition="#fr">fallen</hi> entgegen ge&#x017F;etzet<lb/>
i&#x017F;t. Und diß i&#x017F;ts, worauf der Apo&#x017F;tel, in An-<lb/>
&#x017F;ehung der Beharrung dringet v. 58. welches er<lb/>
auch zum Hauptzweck die&#x017F;es und aller &#x017F;einer u&#x0364;-<lb/>
brigen Briefe gehabt hat. Denn die Eigen-<lb/>
&#x017F;chaft des wahren Chri&#x017F;tenthums bringet die Be-<lb/>
harrung mit &#x017F;ich bis ans &#x017F;elige Ende. Kan<lb/>
gleich einer fallen, wenn er nicht auf &#x017F;einer Hut<lb/>
i&#x017F;t; &#x017F;o &#x017F;oll und kan er doch be&#x017F;ta&#x0364;ndig in der Gna-<lb/>
de be&#x017F;tehen bleiben ohne Ru&#x0364;ckfall: &#x017F;intemal zu<lb/>
&#x017F;olcher Beharrung nicht geho&#x0364;ret, daß man keine<lb/>
Sunde mehr habe und aus Schwachheit nicht<lb/>
mehr &#x017F;u&#x0364;ndige; &#x017F;ondern daß man die Su&#x0364;nde<lb/>
nicht herr&#x017F;chen la&#x017F;&#x017F;e, oder muthwillig &#x017F;u&#x0364;ndige.</item><lb/>
                <item>4. Das <hi rendition="#fr">&#x017F;elig werden</hi> durch das Evange-<lb/>
lium gehet bereits in die&#x017F;em Leben an. Denn<lb/>
i&#x017F;t es nicht &#x017F;chon eine gro&#x017F;&#x017F;e Seligkeit, erleuch-<lb/>
tet und geheiliget werden, aus einem Sclaven<lb/><cb/>
der Su&#x0364;nde und des Satans ein ver&#x017F;o&#x0364;hntes und<lb/>
gehor&#x017F;ames Kind GOttes und Tempel des Hei-<lb/>
ligen Gei&#x017F;tes werden, und, unter der gewi&#x017F;&#x017F;e&#x017F;ten<lb/>
Hoffnung des ewigen Freuden-Lebens, aller<lb/>
u&#x0364;brigen Heils-Gu&#x0364;ter theilhaftig &#x017F;eyn? Von<lb/>
die&#x017F;er Kraft des Evangelii &#x017F;elig zu machen, &#x017F;ie-<lb/>
he oben c. 1, 21. Ro&#x0364;m. 1, 16. Jac. 1, 18. 21.<lb/>
u. &#x017F;. w.</item><lb/>
                <item>5. Aus die&#x017F;em &#x03BA;&#x03B1;&#x03C4;&#x03AD;&#x03C7;&#x03B5;&#x03B9;&#x03BD;, <hi rendition="#fr">behalten,</hi> wor-<lb/>
auf der Apo&#x017F;tel alhie dringet, kan man das &#x1F14;&#x03C7;&#x03B5;&#x03B9;&#x03BD;,<lb/>
das <hi rendition="#fr">haben,</hi> erkla&#x0364;ren, wenn er 2 Timoth. 1, 13.<lb/>
&#x017F;pricht: &#x1F51;&#x03C0;&#x03BF;&#x03C4;&#x03CD;&#x03C0;&#x03C9;&#x03C3;&#x03B9;&#x03BD; &#x1F14;&#x03C7;&#x03B5;, <hi rendition="#fr">halte an dem Fu&#x0364;r-<lb/>
bilde der heil&#x017F;amen Lehre &#xA75B;c.</hi> und Matth.<lb/>
13, 12. c. 25, 29. <hi rendition="#fr">Wer da hat</hi> (al&#x017F;o daß er es<lb/>
beha&#x0364;lt und wohl anleget) <hi rendition="#fr">dem wird gegeben,<lb/>
daß er die Fu&#x0364;lle habe. Wer aber nicht hat,</hi><lb/>
(es ohne wu&#x0364;rdige Anlegung hat, als ha&#x0364;tte ers<lb/>
nicht) <hi rendition="#fr">von dem wird auch genommen, das<lb/>
er hat.</hi></item><lb/>
                <item>6. Daß der Apo&#x017F;tel von der Beharrung<lb/>
der Corinthier zweifelhaftig redet, brachte der<lb/>
Zu&#x017F;tand ihrer viele, und der nach dem&#x017F;elben ein-<lb/>
gerichtete gantze <hi rendition="#aq">Context</hi> des Briefes al&#x017F;o mit<lb/>
&#x017F;ich; und die&#x017F;es dienet einem ieden zur genauen<lb/>
Selb&#x017F;tpru&#x0364;fung.</item><lb/>
                <item>7. <hi rendition="#fr">Um&#x017F;on&#x017F;t geglaubet haben</hi> i&#x017F;t vom<lb/>
Glauben wieder abla&#x017F;&#x017F;en, und in den Unglau-<lb/>
ben verfallen: daher man unmo&#x0364;glich das Ende<lb/>
des Glaubens, der Seelen Seligkeit, erlangen<lb/>
kan. 1 Pet. 1, 9. Siehe auch 2 Cor. 6, 1. Gal.<lb/>
3, 4. Welcher Ru&#x0364;ckfall eine gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere Verdamm-<lb/>
niß nach &#x017F;ich ziehet.</item>
              </list>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>V. 3. 4.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Denn ich habe euch zufo&#x0364;rder&#x017F;t</hi> (als<lb/>
die fu&#x0364;rnehm&#x017F;te Haupt-Lehre des Evangelii) <hi rendition="#fr">ge-<lb/>
geben</hi> (in den anderthalb Jahren, da ich die<lb/>
Kirche unter euch gepflantzet habe Ap. Ge&#x017F;ch. 18,<lb/>
11. mu&#x0364;ndlich vorgetragen, und euch als einen<lb/>
theuren Schatz, und un&#x017F;cha&#x0364;tzbare Beylage an-<lb/>
vertrauet) <hi rendition="#fr">welches ich auch empfangen ha-<lb/>
be</hi> (bey meiner wunderbaren Bekehrung, und<lb/>
bey den darauf gehabten &#x017F;onderbaren Offenba-<lb/>
rungen) <hi rendition="#fr">daß Chri&#x017F;tus ge&#x017F;torben &#x017F;ey fu&#x0364;r un-<lb/>
&#x017F;ere Su&#x0364;nde nach der Schrift.</hi> V. 4. <hi rendition="#fr">Und<lb/>
daß er begraben &#x017F;ey, und daß er aufer-<lb/>
&#x017F;tanden &#x017F;ey am dritten Tage nach der<lb/>
Schrift.</hi></p><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi> </head><lb/>
              <list>
                <item>1. CHri&#x017F;tus i&#x017F;t fu&#x0364;r <hi rendition="#fr">un&#x017F;ere,</hi> das i&#x017F;t, aller<lb/>
Men&#x017F;chen 1 Joh. 2, 1. 2. Su&#x0364;nde ge&#x017F;torben, als<lb/>
ein Ver&#x017F;o&#x0364;hnopfer, dero&#x017F;elben Schuld und Stra-<lb/>
fe abzutragen, uns bey GOtt zu ver&#x017F;o&#x0364;hnen, und<lb/>
abzuthun alles, was durch den er&#x017F;ten Adam auf<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">R r 3</fw><fw place="bottom" type="catch">das</fw><lb/></item>
              </list>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[317/0345] Cap. 15, 1-4. an die Corinthier. Das funfzehente Capitel/ Darinnen die Lehre von der Auferſtehung der Todten/ ſon- derlich der Glaͤubigen vorgetragen und auf die Auferſtehung CHriſti gebauet wird. V. 1. 2. JCh erinnere euch aber, lieben Bruͤder, des Evangelii, das ich euch verkuͤndiget habe, wel- ches ihr auch angenommen habt, in welchem ihr auch ſte- het, V. 2. Durch welches ihr auch ſelig werdet, welcher Geſtalt ich es euch ver- kuͤndiget habe, ſo ihrs behalten habt, (wenn ihr es alſo behalten habet, wie ich es euch verkuͤndiget habe): es waͤre denn, daß ihrs umſonſt geglaubet haͤttet (woferne ihr nicht noch itzo veſte daran hieltet.) Anmerckungen. 1. Das Evangelium verkuͤndigen, das verkuͤndigte annehmen, in dem angenomme- nen ſtehen und ſtehen bleiben, und alſo durch das behaltene ſelig werden, iſt eine ſchoͤne Ord- nung, und gleichſam eine Kette von vier Gliedern, davon keines fehlen muß. 2. Gleichwie das verkuͤndigen in aller Lauterkeit geſchahe. 2 Cor. 2, 17. ſo war das annehmen ein Werck des Glaubens in der Ord- nung wahrer Bekehrung: als ohne welche kei- ne Annehmung ſtatt findet: da ſie nach Ver- ſtand und Willen in der Erleuchtung, und der damit alſofort verknuͤpften Heiligung geſchehen muß. Wie die Juͤnger das Wort CHriſti auf und angenommen, auch die Theſſalonicher, ferner die erſten CHriſten zu Jeruſalem, und vie- le andere mehr, das ſehe man Joh. 17, 8. Act. 2. 1 Theſſ. 1, 6. c. 2, 13. und an andern Orten der Apoſtel Geſchicht. 3. Jm Evangelio ſtehen iſt auch ein Glaubens-Werck, welches auf das erwecken, aufrichten und aufſtehen folget, und eine ſolche Standhaftigkeit in ſich faſſet, welche dem zuruͤckgehen und fallen entgegen geſetzet iſt. Und diß iſts, worauf der Apoſtel, in An- ſehung der Beharrung dringet v. 58. welches er auch zum Hauptzweck dieſes und aller ſeiner uͤ- brigen Briefe gehabt hat. Denn die Eigen- ſchaft des wahren Chriſtenthums bringet die Be- harrung mit ſich bis ans ſelige Ende. Kan gleich einer fallen, wenn er nicht auf ſeiner Hut iſt; ſo ſoll und kan er doch beſtaͤndig in der Gna- de beſtehen bleiben ohne Ruͤckfall: ſintemal zu ſolcher Beharrung nicht gehoͤret, daß man keine Sunde mehr habe und aus Schwachheit nicht mehr ſuͤndige; ſondern daß man die Suͤnde nicht herrſchen laſſe, oder muthwillig ſuͤndige. 4. Das ſelig werden durch das Evange- lium gehet bereits in dieſem Leben an. Denn iſt es nicht ſchon eine groſſe Seligkeit, erleuch- tet und geheiliget werden, aus einem Sclaven der Suͤnde und des Satans ein verſoͤhntes und gehorſames Kind GOttes und Tempel des Hei- ligen Geiſtes werden, und, unter der gewiſſeſten Hoffnung des ewigen Freuden-Lebens, aller uͤbrigen Heils-Guͤter theilhaftig ſeyn? Von dieſer Kraft des Evangelii ſelig zu machen, ſie- he oben c. 1, 21. Roͤm. 1, 16. Jac. 1, 18. 21. u. ſ. w. 5. Aus dieſem κατέχειν, behalten, wor- auf der Apoſtel alhie dringet, kan man das ἔχειν, das haben, erklaͤren, wenn er 2 Timoth. 1, 13. ſpricht: ὑποτύπωσιν ἔχε, halte an dem Fuͤr- bilde der heilſamen Lehre ꝛc. und Matth. 13, 12. c. 25, 29. Wer da hat (alſo daß er es behaͤlt und wohl anleget) dem wird gegeben, daß er die Fuͤlle habe. Wer aber nicht hat, (es ohne wuͤrdige Anlegung hat, als haͤtte ers nicht) von dem wird auch genommen, das er hat. 6. Daß der Apoſtel von der Beharrung der Corinthier zweifelhaftig redet, brachte der Zuſtand ihrer viele, und der nach demſelben ein- gerichtete gantze Context des Briefes alſo mit ſich; und dieſes dienet einem ieden zur genauen Selbſtpruͤfung. 7. Umſonſt geglaubet haben iſt vom Glauben wieder ablaſſen, und in den Unglau- ben verfallen: daher man unmoͤglich das Ende des Glaubens, der Seelen Seligkeit, erlangen kan. 1 Pet. 1, 9. Siehe auch 2 Cor. 6, 1. Gal. 3, 4. Welcher Ruͤckfall eine groͤſſere Verdamm- niß nach ſich ziehet. V. 3. 4. Denn ich habe euch zufoͤrderſt (als die fuͤrnehmſte Haupt-Lehre des Evangelii) ge- geben (in den anderthalb Jahren, da ich die Kirche unter euch gepflantzet habe Ap. Geſch. 18, 11. muͤndlich vorgetragen, und euch als einen theuren Schatz, und unſchaͤtzbare Beylage an- vertrauet) welches ich auch empfangen ha- be (bey meiner wunderbaren Bekehrung, und bey den darauf gehabten ſonderbaren Offenba- rungen) daß Chriſtus geſtorben ſey fuͤr un- ſere Suͤnde nach der Schrift. V. 4. Und daß er begraben ſey, und daß er aufer- ſtanden ſey am dritten Tage nach der Schrift. Anmerckungen. 1. CHriſtus iſt fuͤr unſere, das iſt, aller Menſchen 1 Joh. 2, 1. 2. Suͤnde geſtorben, als ein Verſoͤhnopfer, deroſelben Schuld und Stra- fe abzutragen, uns bey GOtt zu verſoͤhnen, und abzuthun alles, was durch den erſten Adam auf das R r 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/345
Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/345>, abgerufen am 14.08.2024.