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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 16, v. 5-9. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch] gezogen seyn) denn durch Macedoniam wer-
de ich ziehen
(dierkhomai, ziehe ich, dem gemach-
ten Vorsatze nach, da ich mich zur Abreise schon
fertig halte.)

Anmerckungen.

1. Paulus schrieb diesen Brief zu Ephesus
im dritten Jahre von den drey Jahren seines
oben in vorgesetzter Tabel gezeigten Aufenthalts
zu Ephesus. Und da er nun schon in einiger Be-
reitschaft oder Vorsatze stunde zur Abreise nach
Macedonien, so konte er wol schreiben, dierkho-
mai, ich ziehe dahin und hindurch.

2. Es ist diese Reise in Macedonien auch
würcklich vor sich gegangen Act. 20, 1. So ist
auch das Versprechen, von da nach Corinthen
zukommen, erfüllet. Man sehe Act. 20, 2. 3.
da Lucas saget, Paulus sey, nachdem er die
Länder Macedoniens durchzogen, nach Grie-
chenland, das ist, nach Achajam, darinnen die
Haupt-Stadt Corinthus war, gekommen, und
habe sich daselbst drey Monate aufgehalten.

V. 6.

Bey euch aber werde ich vielleicht
(nach Erforderung der Umstände, und nach dem
darunter erkanten Willen GOttes, etwas län-
ger) bleiben (also, daß es nicht ein blosser
Durchzug, oder kürtzerer Besuch sey: wie er
denn, als gedacht, sich daselbst drey Monat
aufgehalten hat) oder auch wintern, auf daß
ihr mich
(durch gewisse dazu bestimmende
Personen) geleitet (wie gewöhnlich von den
Gemeinen geschahe. Siehe auch Röm. 15, 14.
2 Cor. 1, 16. etc.) wo ich hinziehen werde (es
sey in Judäam, oder anders wohin.)

V. 7.

Jch will euch ietzt nicht sehen (oder be-
suchen) im vorüber ziehen (sintemal ich in Ma-
cedonien eile, und also mich bey euch, da ich
doch ein mehrers zu thun haben möchte, nicht
würde aufhalten können) Denn ich hoffe, ich
wolle etliche Zeit bey euch bleiben
(und euer
Kirchenwesen noch besser einrichten, wie insge-
mein, also auch insonderheit in Ansehung einiger
Personen) so es der HErr zuläst (als auf des-
sen Winck und Leitung alles ankömmt. Da-
von siehe Jer. 10, 23. Act. 18, 21. Rom. 1, 10.
1 Cor. 4, 19. Jac. 4, 15.

V. 8. 9.

Jch werde aber zu Epheso (woselbst
ich diesen Brief schreibe, und woselbst ich nun
bis ins dritte Jahr her mit so vielen unbändigen
Menschen von Jüden und Heiden einen rechten
Thier-Kampf gehabt habe c. 15, 32.) bleiben
bis auf Pfingsten.
v. 9. Denn mir ist eine
grosse Thüre aufgethan, und sie sind fleis-
sig, und sind viel Widerwärtige da.

Anmerckungen.
1. Die ofne Thüre ist der Eingang mit
dem Worte GOttes; und ist gedoppelt: die
äusserliche und die innerliche. Die äusserliche
[Spaltenumbruch] bestehet in der Gelegenheit, da man das Wort
GOttes öffentlich und besonders ohne würckli-
che Verhinderung verkündigen kan. Die in-
nerliche
ist in der Bereitwilligkeit der auf-
mercksamen Zuhörer das verkündigte Wort
anzunehmen: worauf es am meisten ankömmt;
sintemal die äusserliche Thüre ohne diese innere
nichts helfen würde; die doch aber die innere
Oefnung verursachet.
2. Ein Exempel der geöfneten äusserlichen
und innerlichen Thüre finden wir an Christo und
an seinen Aposteln überhaupt: und insonderheit
an der Predigt Petri zu Jerusalem auf dem er-
sten Pflngst-Feste nach Christi Auferstehung:
als da den Zuhörern von etlichen tausenden das
Wort der Wahrheit dergestalt durchs Hertze
ging, daß sie sagten: Jhr Männer, lieben
Brüder, was sollen wir thun?
etc. Und
wie der HErr der Lydia die Thüre des Hertzens
aufgethan, siehet man Act. 16, 14. Hingegen,
wie sie verschlossen wurde, zeiget das Exempel
der Feinde Christi, auch seiner Apostel und Jün-
ger, sonderlich bey der Predigt Stephani, da
es heißt: Da sie solches höreten, ging es
ihnen durchs Hertz und bissen die Zähne zu-
sammen über ihn.
3. Wir finden dergleichen Stellen von er-
öfneter Thüre auch Act. 14, 27. Da sie dar (zu
Antiochia) kamen, versammleten sie (Paulus
und Barnabas) die Gemeine, und verkün-
digten, wieviel GOtt mit ihnen gethan
hatte, und wie er den Heiden hätte die
Thüre des Glaubens aufgethan.
2 Cor.
2, 12. Da ich gen Troda kam, zu predigen
das Evangelium Christi, und mir eine
Thüre aufgethan war in dem HErrn.

Ferner Col. 4, 3. Betet auch zugleich für
uns, auf daß uns GOtt die Thüre des
Worts aufthue, zu reden das Geheimniß
Christi
etc. Und gleichwie Christus selbst ist
die Thüre, durch welchen wir zur Gemeinschaft
GOttes kommen, Joh. 10, 7. so ist er auch zu-
gleich der, welcher spricht: Siehe, ich stehe
vor der Thüre, und klopfe an etc.
Apoc. 3,
20. Und an die Philadelphische Gemeine
spricht er c. 3, 7. 8. Das saget der Heilige, der
Wahrhaftige, der da hat den Schlüssel
David, der aufthut und niemand zuschlies-
set; der zuschleußt und niemand aufthut.
Siehe, ich habe vor dir gegeben eine ofne
Thüre, und niemand kan sie zuschliessen.

Wie sehr aber Paulo die Thüre zu Ephesus ge-
öffnet gewesen, das sehe man Act. 19. sonderlich
v. 8. 10. 11. 12. 17. sqq. und darauf gehet der
Beysatz des Worts energes, damit der Apostel
die grosse Thüre auch eine kräftig wirckende,
oder eine solche nennet, die bey vieler Bekehrung
von vieler Wirckung und von vielem Nachdruck
gewesen. Welches Lutherus gegeben hat: sie
sind fleißig.
4. Was Paulus von den Widerwärti-
gen
saget, das wird erläutert durch das, daß er
vorher c. 15, 32. der theriomakhias, des Thier-
Kampfs, den er zu Ephesus gehabt, gedenck et. Und
Lucas erzehlet es mit mehrern Act. 19. sonderlich
v. 9.
U u 2

Cap. 16, v. 5-9. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch] gezogen ſeyn) denn durch Macedoniam wer-
de ich ziehen
(διέρχομαι, ziehe ich, dem gemach-
ten Vorſatze nach, da ich mich zur Abreiſe ſchon
fertig halte.)

Anmerckungen.

1. Paulus ſchrieb dieſen Brief zu Epheſus
im dritten Jahre von den drey Jahren ſeines
oben in vorgeſetzter Tabel gezeigten Aufenthalts
zu Epheſus. Und da er nun ſchon in einiger Be-
reitſchaft oder Vorſatze ſtunde zur Abreiſe nach
Macedonien, ſo konte er wol ſchreiben, διέρχο-
μαι, ich ziehe dahin und hindurch.

2. Es iſt dieſe Reiſe in Macedonien auch
wuͤrcklich vor ſich gegangen Act. 20, 1. So iſt
auch das Verſprechen, von da nach Corinthen
zukommen, erfuͤllet. Man ſehe Act. 20, 2. 3.
da Lucas ſaget, Paulus ſey, nachdem er die
Laͤnder Macedoniens durchzogen, nach Grie-
chenland, das iſt, nach Achajam, darinnen die
Haupt-Stadt Corinthus war, gekommen, und
habe ſich daſelbſt drey Monate aufgehalten.

V. 6.

Bey euch aber werde ich vielleicht
(nach Erforderung der Umſtaͤnde, und nach dem
darunter erkanten Willen GOttes, etwas laͤn-
ger) bleiben (alſo, daß es nicht ein bloſſer
Durchzug, oder kuͤrtzerer Beſuch ſey: wie er
denn, als gedacht, ſich daſelbſt drey Monat
aufgehalten hat) oder auch wintern, auf daß
ihr mich
(durch gewiſſe dazu beſtimmende
Perſonen) geleitet (wie gewoͤhnlich von den
Gemeinen geſchahe. Siehe auch Roͤm. 15, 14.
2 Cor. 1, 16. ꝛc.) wo ich hinziehen werde (es
ſey in Judaͤam, oder anders wohin.)

V. 7.

Jch will euch ietzt nicht ſehen (oder be-
ſuchen) im voruͤber ziehen (ſintemal ich in Ma-
cedonien eile, und alſo mich bey euch, da ich
doch ein mehrers zu thun haben moͤchte, nicht
wuͤrde aufhalten koͤnnen) Denn ich hoffe, ich
wolle etliche Zeit bey euch bleiben
(und euer
Kirchenweſen noch beſſer einrichten, wie insge-
mein, alſo auch inſonderheit in Anſehung einiger
Perſonen) ſo es der HErr zulaͤſt (als auf deſ-
ſen Winck und Leitung alles ankoͤmmt. Da-
von ſiehe Jer. 10, 23. Act. 18, 21. Rom. 1, 10.
1 Cor. 4, 19. Jac. 4, 15.

V. 8. 9.

Jch werde aber zu Epheſo (woſelbſt
ich dieſen Brief ſchreibe, und woſelbſt ich nun
bis ins dritte Jahr her mit ſo vielen unbaͤndigen
Menſchen von Juͤden und Heiden einen rechten
Thier-Kampf gehabt habe c. 15, 32.) bleiben
bis auf Pfingſten.
v. 9. Denn mir iſt eine
groſſe Thuͤre aufgethan, und ſie ſind fleiſ-
ſig, und ſind viel Widerwaͤrtige da.

Anmerckungen.
1. Die ofne Thuͤre iſt der Eingang mit
dem Worte GOttes; und iſt gedoppelt: die
aͤuſſerliche und die innerliche. Die aͤuſſerliche
[Spaltenumbruch] beſtehet in der Gelegenheit, da man das Wort
GOttes oͤffentlich und beſonders ohne wuͤrckli-
che Verhinderung verkuͤndigen kan. Die in-
nerliche
iſt in der Bereitwilligkeit der auf-
merckſamen Zuhoͤrer das verkuͤndigte Wort
anzunehmen: worauf es am meiſten ankoͤmmt;
ſintemal die aͤuſſerliche Thuͤre ohne dieſe innere
nichts helfen wuͤrde; die doch aber die innere
Oefnung verurſachet.
2. Ein Exempel der geoͤfneten aͤuſſerlichen
und innerlichen Thuͤre finden wir an Chriſto und
an ſeinen Apoſteln uͤberhaupt: und inſonderheit
an der Predigt Petri zu Jeruſalem auf dem er-
ſten Pflngſt-Feſte nach Chriſti Auferſtehung:
als da den Zuhoͤrern von etlichen tauſenden das
Wort der Wahrheit dergeſtalt durchs Hertze
ging, daß ſie ſagten: Jhr Maͤnner, lieben
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ꝛc. Und
wie der HErr der Lydia die Thuͤre des Hertzens
aufgethan, ſiehet man Act. 16, 14. Hingegen,
wie ſie verſchloſſen wurde, zeiget das Exempel
der Feinde Chriſti, auch ſeiner Apoſtel und Juͤn-
ger, ſonderlich bey der Predigt Stephani, da
es heißt: Da ſie ſolches hoͤreten, ging es
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ſammen uͤber ihn.
3. Wir finden dergleichen Stellen von er-
oͤfneter Thuͤre auch Act. 14, 27. Da ſie dar (zu
Antiochia) kamen, verſammleten ſie (Paulus
und Barnabas) die Gemeine, und verkuͤn-
digten, wieviel GOtt mit ihnen gethan
hatte, und wie er den Heiden haͤtte die
Thuͤre des Glaubens aufgethan.
2 Cor.
2, 12. Da ich gen Troda kam, zu predigen
das Evangelium Chriſti, und mir eine
Thuͤre aufgethan war in dem HErrn.

Ferner Col. 4, 3. Betet auch zugleich fuͤr
uns, auf daß uns GOtt die Thuͤre des
Worts aufthue, zu reden das Geheimniß
Chriſti
ꝛc. Und gleichwie Chriſtus ſelbſt iſt
die Thuͤre, durch welchen wir zur Gemeinſchaft
GOttes kommen, Joh. 10, 7. ſo iſt er auch zu-
gleich der, welcher ſpricht: Siehe, ich ſtehe
vor der Thuͤre, und klopfe an ꝛc.
Apoc. 3,
20. Und an die Philadelphiſche Gemeine
ſpricht er c. 3, 7. 8. Das ſaget der Heilige, der
Wahrhaftige, der da hat den Schluͤſſel
David, der aufthut und niemand zuſchlieſ-
ſet; der zuſchleußt und niemand aufthut.
Siehe, ich habe vor dir gegeben eine ofne
Thuͤre, und niemand kan ſie zuſchlieſſen.

Wie ſehr aber Paulo die Thuͤre zu Epheſus ge-
oͤffnet geweſen, das ſehe man Act. 19. ſonderlich
v. 8. 10. 11. 12. 17. ſqq. und darauf gehet der
Beyſatz des Worts ἐνεργὴς, damit der Apoſtel
die groſſe Thuͤre auch eine kraͤftig wirckende,
oder eine ſolche nennet, die bey vieler Bekehrung
von vieler Wirckung und von vielem Nachdruck
geweſen. Welches Lutherus gegeben hat: ſie
ſind fleißig.
4. Was Paulus von den Widerwaͤrti-
gen
ſaget, das wird erlaͤutert durch das, daß er
vorher c. 15, 32. der ϑηριομαχίας, des Thier-
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U u 2
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[339/0367] Cap. 16, v. 5-9. an die Corinthier. gezogen ſeyn) denn durch Macedoniam wer- de ich ziehen (διέρχομαι, ziehe ich, dem gemach- ten Vorſatze nach, da ich mich zur Abreiſe ſchon fertig halte.) Anmerckungen. 1. Paulus ſchrieb dieſen Brief zu Epheſus im dritten Jahre von den drey Jahren ſeines oben in vorgeſetzter Tabel gezeigten Aufenthalts zu Epheſus. Und da er nun ſchon in einiger Be- reitſchaft oder Vorſatze ſtunde zur Abreiſe nach Macedonien, ſo konte er wol ſchreiben, διέρχο- μαι, ich ziehe dahin und hindurch. 2. Es iſt dieſe Reiſe in Macedonien auch wuͤrcklich vor ſich gegangen Act. 20, 1. So iſt auch das Verſprechen, von da nach Corinthen zukommen, erfuͤllet. Man ſehe Act. 20, 2. 3. da Lucas ſaget, Paulus ſey, nachdem er die Laͤnder Macedoniens durchzogen, nach Grie- chenland, das iſt, nach Achajam, darinnen die Haupt-Stadt Corinthus war, gekommen, und habe ſich daſelbſt drey Monate aufgehalten. V. 6. Bey euch aber werde ich vielleicht (nach Erforderung der Umſtaͤnde, und nach dem darunter erkanten Willen GOttes, etwas laͤn- ger) bleiben (alſo, daß es nicht ein bloſſer Durchzug, oder kuͤrtzerer Beſuch ſey: wie er denn, als gedacht, ſich daſelbſt drey Monat aufgehalten hat) oder auch wintern, auf daß ihr mich (durch gewiſſe dazu beſtimmende Perſonen) geleitet (wie gewoͤhnlich von den Gemeinen geſchahe. Siehe auch Roͤm. 15, 14. 2 Cor. 1, 16. ꝛc.) wo ich hinziehen werde (es ſey in Judaͤam, oder anders wohin.) V. 7. Jch will euch ietzt nicht ſehen (oder be- ſuchen) im voruͤber ziehen (ſintemal ich in Ma- cedonien eile, und alſo mich bey euch, da ich doch ein mehrers zu thun haben moͤchte, nicht wuͤrde aufhalten koͤnnen) Denn ich hoffe, ich wolle etliche Zeit bey euch bleiben (und euer Kirchenweſen noch beſſer einrichten, wie insge- mein, alſo auch inſonderheit in Anſehung einiger Perſonen) ſo es der HErr zulaͤſt (als auf deſ- ſen Winck und Leitung alles ankoͤmmt. Da- von ſiehe Jer. 10, 23. Act. 18, 21. Rom. 1, 10. 1 Cor. 4, 19. Jac. 4, 15. V. 8. 9. Jch werde aber zu Epheſo (woſelbſt ich dieſen Brief ſchreibe, und woſelbſt ich nun bis ins dritte Jahr her mit ſo vielen unbaͤndigen Menſchen von Juͤden und Heiden einen rechten Thier-Kampf gehabt habe c. 15, 32.) bleiben bis auf Pfingſten. v. 9. Denn mir iſt eine groſſe Thuͤre aufgethan, und ſie ſind fleiſ- ſig, und ſind viel Widerwaͤrtige da. Anmerckungen. 1. Die ofne Thuͤre iſt der Eingang mit dem Worte GOttes; und iſt gedoppelt: die aͤuſſerliche und die innerliche. Die aͤuſſerliche beſtehet in der Gelegenheit, da man das Wort GOttes oͤffentlich und beſonders ohne wuͤrckli- che Verhinderung verkuͤndigen kan. Die in- nerliche iſt in der Bereitwilligkeit der auf- merckſamen Zuhoͤrer das verkuͤndigte Wort anzunehmen: worauf es am meiſten ankoͤmmt; ſintemal die aͤuſſerliche Thuͤre ohne dieſe innere nichts helfen wuͤrde; die doch aber die innere Oefnung verurſachet. 2. Ein Exempel der geoͤfneten aͤuſſerlichen und innerlichen Thuͤre finden wir an Chriſto und an ſeinen Apoſteln uͤberhaupt: und inſonderheit an der Predigt Petri zu Jeruſalem auf dem er- ſten Pflngſt-Feſte nach Chriſti Auferſtehung: als da den Zuhoͤrern von etlichen tauſenden das Wort der Wahrheit dergeſtalt durchs Hertze ging, daß ſie ſagten: Jhr Maͤnner, lieben Bruͤder, was ſollen wir thun? ꝛc. Und wie der HErr der Lydia die Thuͤre des Hertzens aufgethan, ſiehet man Act. 16, 14. Hingegen, wie ſie verſchloſſen wurde, zeiget das Exempel der Feinde Chriſti, auch ſeiner Apoſtel und Juͤn- ger, ſonderlich bey der Predigt Stephani, da es heißt: Da ſie ſolches hoͤreten, ging es ihnen durchs Hertz und biſſen die Zaͤhne zu- ſammen uͤber ihn. 3. Wir finden dergleichen Stellen von er- oͤfneter Thuͤre auch Act. 14, 27. Da ſie dar (zu Antiochia) kamen, verſammleten ſie (Paulus und Barnabas) die Gemeine, und verkuͤn- digten, wieviel GOtt mit ihnen gethan hatte, und wie er den Heiden haͤtte die Thuͤre des Glaubens aufgethan. 2 Cor. 2, 12. Da ich gen Troda kam, zu predigen das Evangelium Chriſti, und mir eine Thuͤre aufgethan war in dem HErrn. Ferner Col. 4, 3. Betet auch zugleich fuͤr uns, auf daß uns GOtt die Thuͤre des Worts aufthue, zu reden das Geheimniß Chriſti ꝛc. Und gleichwie Chriſtus ſelbſt iſt die Thuͤre, durch welchen wir zur Gemeinſchaft GOttes kommen, Joh. 10, 7. ſo iſt er auch zu- gleich der, welcher ſpricht: Siehe, ich ſtehe vor der Thuͤre, und klopfe an ꝛc. Apoc. 3, 20. Und an die Philadelphiſche Gemeine ſpricht er c. 3, 7. 8. Das ſaget der Heilige, der Wahrhaftige, der da hat den Schluͤſſel David, der aufthut und niemand zuſchlieſ- ſet; der zuſchleußt und niemand aufthut. Siehe, ich habe vor dir gegeben eine ofne Thuͤre, und niemand kan ſie zuſchlieſſen. Wie ſehr aber Paulo die Thuͤre zu Epheſus ge- oͤffnet geweſen, das ſehe man Act. 19. ſonderlich v. 8. 10. 11. 12. 17. ſqq. und darauf gehet der Beyſatz des Worts ἐνεργὴς, damit der Apoſtel die groſſe Thuͤre auch eine kraͤftig wirckende, oder eine ſolche nennet, die bey vieler Bekehrung von vieler Wirckung und von vielem Nachdruck geweſen. Welches Lutherus gegeben hat: ſie ſind fleißig. 4. Was Paulus von den Widerwaͤrti- gen ſaget, das wird erlaͤutert durch das, daß er vorher c. 15, 32. der ϑηριομαχίας, des Thier- Kampfs, den er zu Epheſus gehabt, gedenck et. Und Lucas erzehlet es mit mehrern Act. 19. ſonderlich v. 9. U u 2

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/367>, abgerufen am 24.11.2024.