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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des ersten Briefs Pauli Cap. 16, v. 2-5.
[Spaltenumbruch] gute Gelegenheit und einen gesegneten Weg zur
Reise bezeichnet, ausgedrucket wird. Röm. 1,
10. Es soll ein ieder geben nach der Segens-
Hand GOttes) auf daß nicht, wenn ich kom-
me, denn allererst die Steuer zu sammlen
sey
(weil alsdenn dazu die Zeit zu kurtz seyn wür-
de, auch mancher nicht sofort von dem Seini-
gen etwas übrig haben möchte.)

Anmerckungen.
1. Es ist zuvorderst alhie das Wort Sab-
bat
wohl zu mercken, um zu erkennen, was
für ein Tag durch den, der alhie mia sa[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]aton
genennet wird, bezeichnet werde. Die eigent-
lichste Bedeutung dieses Worts Sabbat ging
bey den Juden auf einen jeden siebenden, oder
letzten Tag in einer jeden Woche. Weil aber
bey den hohen Festen, zuvörderst bey dem Osttr-
Feste nicht allein der erste, sondern auch die
sechs übrigen Tage gefeyret wurden, so wurden
sie daher nach und nach auch Sabbate genen-
net. Und diese Gewohnheit blieb nicht bey sol-
chen Fest-Wochen, sondern führete die Redens-
Art auch von den übrigen Wochen ein. Da-
mit aber ein Unterscheid seyn möchte in Benen-
nung der Tage, so wurden die nach dem eigent-
lichen Sabbat folgende also genannte Sabbat-
Tage der Zahl nach unterschieden, daß man sag-
te, der erste, andere, dritte u. s. w. Tag
der Sabbater.
Da nun die Christliche Kir-
che den Jüdischen Sabbat nach und nach fah-
ren ließ, und zur öffentlichen Zusammenkunft
den ersten Tag in der Woche, an welchem der
HErr Christus auferstanden war, und den sie
daher den Tag des HErrn nannten, erwehlet,
so hiesse denn dieser Tag daher, nach der alten
Jüdischen Benennung, der erste Tag der
Sabbater;
welches denn ist der uns also ge-
nannte Sonntag. Die alte lateinische Kirche
entlehnete auch daher die Benennung der Tage,
daß sie sagte feria prima, secunda u. s. w. Daß
aber das Wort mia so viel sey als prote, also,
daß der Gewohnheit nach der numerus cardina-
lis pro ordinali
stehe, ist den Gelehrten nicht un-
bekannt. Dieses finden wir auch Marc. 16, 2.
da es heisset: Sie, die Weiber, kamen an ei-
nem Sabbater, sehr frühe,
pro[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] mias ton
sa[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]aton, frühe am ersten Tage der Sab-
bater,
d. i. am ersten Tage in der Woche,
oder am Tage des HErrn, davon wir unsere
Wochen anheben, da v. 9. für mia stehet
prote. Also auch Luc. 24, 1. Joh. 20, 1. und
Matth. 28, 1. da Lutherus die Wort eis mian
sa[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]aton gegeben hat: des ersten Feyerta-
ges der Sabbaten.
Und eben also ist der
Ort Act. 20, 7. zu übersetzen: en de te mia ton
sa[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]aton, am ersten Tage der Sabbater,
oder der Woche, das ist am Tage des HErrn:
als an welchem die Christen an statt des jüdischen
Sabbats zusammen kamen. Siehe auch Joh.
20, 19. 20.
2. Aus den Worten par[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] eauto, bey sich
selbst,
ist zu schliessen, es gehe des Apostels
Meynung dahin, daß ein jeder am Tage des
HErrn, da man ohne das gewohnet gewesen,
den Armen etwas zu geben, daheime etwas zur
[Spaltenumbruch] Beysteuer zurück legen, und damit auf mehrere
Zeit, bis auf Pauli Ankunft, fortfahren und
also ein jeder selbst thesaurizon, der Sammler
seyn solle.
3. Ein jeder, der dieses lieset, hat sich zu
prüfen, wie er gegen die Armen gesinnet sey,
und wie er solchen seinen Sinn erweise. Denn
da es heißt: Seyd barmhertzig, wie auch
euer Vater im Himmel barmhertzig ist.

Luc. 6, 36. Und Jac. 2, 13. Es wird ein un-
barmhertziges Gericht über den ergehen,
der nicht Barmhertzigkeit gethan hat:
so
ist die Prüfung gewiß nöthig.
4. Man hat sich zwar aller Nothleidenden
anzunehmen, und nicht allemal darauf zu sehen,
ob sie es werth, sondern, ob sie dürftig sind:
die würdigen aber, und unter ihnen solche, wel-
che Glieder Christi sind, und alhier die Heiligen
genennet werden, sind doch billig vor andern an-
zusehen, da unser Heiland ihrentwegen eine
so theure Verheissung gegeben, da es Matth.
25, 35. sqq. heißt: Jch bin hungrig gewesen,
und ihr habet mich gespeiset
u. s. w. War-
lich, ich sage euch, was ihr gethan habt ei-
nem unter diesen meinen geringsten Brü-
dern, das habt ihr mir gethan.
Wer wol-
te denn seinem Heilande einen solchen Liebes-
Dienst versagen?
V. 3.

Wenn ich aber dar (zu euch) gekommen
bin, welche ihr durch Briefe dafür anse-
het, die will ich senden, daß sie hinbringen
eure Wohlthat gen Jerusalem.

Anmerckungen.

1. Der Verstand ist dieser. Welche ihr
selbst für treue erkennet zu Uberlieferung der
Beysteuer, die will ich so denn nach Jerusalem
senden, und ihnen einen Brief, zu ihrem Credi-
tiv,
oder ihrer Recommendation, an die Ge-
meine dahin mitgeben: und also sind die Wor-
te di epistolon, durch Briefe, nicht zu dem
verbo dokimasete, sondern zu dem verbo pempso
zu ziehen.

2. Der Apostel nennet die Beysteuer alhier
kharin, eine Gnade, und zeiget damit an, daß
sie, vermöge der ihnen mit jenen gemeinen Gna-
de GOttes, aus einem liebreichen und willigen
Hertzen geschehen, und also auch so viel reichli-
cher seyn solle.

V. 4.

So es aber werth ist (der Mühe, und
auch anderer Ursachen wegen für nöthig erkannt
wird) daß ich auch hinreise, sollen sie mit
mir reisen
(und also an statt des Briefes mich
selbst bey sich haben. Daß dieses auch würck-
lich geschehen sey, siehet man aus der Historie
vom Leben Pauli Act. 21. 24, 17. und Rom. 15,
15. sq. Wie denn diese die in der Apostel-Ge-
schichte beschriebene letzte Reise Pauli nach Je-
rusalem gewesen: als worauf er daselbst gefan-
gen genommen und nach Rom geführet worden.

V. 5.

Jch will aber zu euch kommen, wenn
ich durch Macedonten ziehe
(dieltho werde

ge-

Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 16, v. 2-5.
[Spaltenumbruch] gute Gelegenheit und einen geſegneten Weg zur
Reiſe bezeichnet, ausgedrucket wird. Roͤm. 1,
10. Es ſoll ein ieder geben nach der Segens-
Hand GOttes) auf daß nicht, wenn ich kom-
me, denn allererſt die Steuer zu ſammlen
ſey
(weil alsdenn dazu die Zeit zu kurtz ſeyn wuͤr-
de, auch mancher nicht ſofort von dem Seini-
gen etwas uͤbrig haben moͤchte.)

Anmerckungen.
1. Es iſt zuvorderſt alhie das Wort Sab-
bat
wohl zu mercken, um zu erkennen, was
fuͤr ein Tag durch den, der alhie μία σα[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]άτων
genennet wird, bezeichnet werde. Die eigent-
lichſte Bedeutung dieſes Worts Sabbat ging
bey den Juden auf einen jeden ſiebenden, oder
letzten Tag in einer jeden Woche. Weil aber
bey den hohen Feſten, zuvoͤrderſt bey dem Oſttr-
Feſte nicht allein der erſte, ſondern auch die
ſechs uͤbrigen Tage gefeyret wurden, ſo wurden
ſie daher nach und nach auch Sabbate genen-
net. Und dieſe Gewohnheit blieb nicht bey ſol-
chen Feſt-Wochen, ſondern fuͤhrete die Redens-
Art auch von den uͤbrigen Wochen ein. Da-
mit aber ein Unterſcheid ſeyn moͤchte in Benen-
nung der Tage, ſo wurden die nach dem eigent-
lichen Sabbat folgende alſo genannte Sabbat-
Tage der Zahl nach unterſchieden, daß man ſag-
te, der erſte, andere, dritte u. ſ. w. Tag
der Sabbater.
Da nun die Chriſtliche Kir-
che den Juͤdiſchen Sabbat nach und nach fah-
ren ließ, und zur oͤffentlichen Zuſammenkunft
den erſten Tag in der Woche, an welchem der
HErr Chriſtus auferſtanden war, und den ſie
daher den Tag des HErrn nannten, erwehlet,
ſo hieſſe denn dieſer Tag daher, nach der alten
Juͤdiſchen Benennung, der erſte Tag der
Sabbater;
welches denn iſt der uns alſo ge-
nannte Sonntag. Die alte lateiniſche Kirche
entlehnete auch daher die Benennung der Tage,
daß ſie ſagte feria prima, ſecunda u. ſ. w. Daß
aber das Wort μία ſo viel ſey als πρώτη, alſo,
daß der Gewohnheit nach der numerus cardina-
lis pro ordinali
ſtehe, iſt den Gelehrten nicht un-
bekannt. Dieſes finden wir auch Marc. 16, 2.
da es heiſſet: Sie, die Weiber, kamen an ei-
nem Sabbater, ſehr fruͤhe,
πρω[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt] μιᾶς τῶν
σα[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]άτων, fruͤhe am erſten Tage der Sab-
bater,
d. i. am erſten Tage in der Woche,
oder am Tage des HErrn, davon wir unſere
Wochen anheben, da v. 9. fuͤr μιᾷ ſtehet
πρώτῃ. Alſo auch Luc. 24, 1. Joh. 20, 1. und
Matth. 28, 1. da Lutherus die Wort εἰς μίαν
σα[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]άτων gegeben hat: des erſten Feyerta-
ges der Sabbaten.
Und eben alſo iſt der
Ort Act. 20, 7. zu uͤberſetzen: ἐν δὲ τῇ μιᾷ τῶν
σα[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]άτων, am erſten Tage der Sabbater,
oder der Woche, das iſt am Tage des HErrn:
als an welchem die Chriſten an ſtatt des juͤdiſchen
Sabbats zuſammen kamen. Siehe auch Joh.
20, 19. 20.
2. Aus den Worten παρ[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt] ἑαυτῷ, bey ſich
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iſt zu ſchlieſſen, es gehe des Apoſtels
Meynung dahin, daß ein jeder am Tage des
HErrn, da man ohne das gewohnet geweſen,
den Armen etwas zu geben, daheime etwas zur
[Spaltenumbruch] Beyſteuer zuruͤck legen, und damit auf mehrere
Zeit, bis auf Pauli Ankunft, fortfahren und
alſo ein jeder ſelbſt ϑησαυρίζων, der Sammler
ſeyn ſolle.
3. Ein jeder, der dieſes lieſet, hat ſich zu
pruͤfen, wie er gegen die Armen geſinnet ſey,
und wie er ſolchen ſeinen Sinn erweiſe. Denn
da es heißt: Seyd barmhertzig, wie auch
euer Vater im Himmel barmhertzig iſt.

Luc. 6, 36. Und Jac. 2, 13. Es wird ein un-
barmhertziges Gericht uͤber den ergehen,
der nicht Barmhertzigkeit gethan hat:
ſo
iſt die Pruͤfung gewiß noͤthig.
4. Man hat ſich zwar aller Nothleidenden
anzunehmen, und nicht allemal darauf zu ſehen,
ob ſie es werth, ſondern, ob ſie duͤrftig ſind:
die wuͤrdigen aber, und unter ihnen ſolche, wel-
che Glieder Chriſti ſind, und alhier die Heiligen
genennet werden, ſind doch billig vor andern an-
zuſehen, da unſer Heiland ihrentwegen eine
ſo theure Verheiſſung gegeben, da es Matth.
25, 35. ſqq. heißt: Jch bin hungrig geweſen,
und ihr habet mich geſpeiſet
u. ſ. w. War-
lich, ich ſage euch, was ihr gethan habt ei-
nem unter dieſen meinen geringſten Bruͤ-
dern, das habt ihr mir gethan.
Wer wol-
te denn ſeinem Heilande einen ſolchen Liebes-
Dienſt verſagen?
V. 3.

Wenn ich aber dar (zu euch) gekommen
bin, welche ihr durch Briefe dafuͤr anſe-
het, die will ich ſenden, daß ſie hinbringen
eure Wohlthat gen Jeruſalem.

Anmerckungen.

1. Der Verſtand iſt dieſer. Welche ihr
ſelbſt fuͤr treue erkennet zu Uberlieferung der
Beyſteuer, die will ich ſo denn nach Jeruſalem
ſenden, und ihnen einen Brief, zu ihrem Credi-
tiv,
oder ihrer Recommendation, an die Ge-
meine dahin mitgeben: und alſo ſind die Wor-
te δἰ ἐπιϛολῶν, durch Briefe, nicht zu dem
verbo δοκιμάσητε, ſondern zu dem verbo πέμψω
zu ziehen.

2. Der Apoſtel nennet die Beyſteuer alhier
χάριν, eine Gnade, und zeiget damit an, daß
ſie, vermoͤge der ihnen mit jenen gemeinen Gna-
de GOttes, aus einem liebreichen und willigen
Hertzen geſchehen, und alſo auch ſo viel reichli-
cher ſeyn ſolle.

V. 4.

So es aber werth iſt (der Muͤhe, und
auch anderer Urſachen wegen fuͤr noͤthig erkannt
wird) daß ich auch hinreiſe, ſollen ſie mit
mir reiſen
(und alſo an ſtatt des Briefes mich
ſelbſt bey ſich haben. Daß dieſes auch wuͤrck-
lich geſchehen ſey, ſiehet man aus der Hiſtorie
vom Leben Pauli Act. 21. 24, 17. und Rom. 15,
15. ſq. Wie denn dieſe die in der Apoſtel-Ge-
ſchichte beſchriebene letzte Reiſe Pauli nach Je-
ruſalem geweſen: als worauf er daſelbſt gefan-
gen genommen und nach Rom gefuͤhret worden.

V. 5.

Jch will aber zu euch kommen, wenn
ich durch Macedonten ziehe
(διέλϑω werde

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[338/0366] Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 16, v. 2-5. gute Gelegenheit und einen geſegneten Weg zur Reiſe bezeichnet, ausgedrucket wird. Roͤm. 1, 10. Es ſoll ein ieder geben nach der Segens- Hand GOttes) auf daß nicht, wenn ich kom- me, denn allererſt die Steuer zu ſammlen ſey (weil alsdenn dazu die Zeit zu kurtz ſeyn wuͤr- de, auch mancher nicht ſofort von dem Seini- gen etwas uͤbrig haben moͤchte.) Anmerckungen. 1. Es iſt zuvorderſt alhie das Wort Sab- bat wohl zu mercken, um zu erkennen, was fuͤr ein Tag durch den, der alhie μία σα_ άτων genennet wird, bezeichnet werde. Die eigent- lichſte Bedeutung dieſes Worts Sabbat ging bey den Juden auf einen jeden ſiebenden, oder letzten Tag in einer jeden Woche. Weil aber bey den hohen Feſten, zuvoͤrderſt bey dem Oſttr- Feſte nicht allein der erſte, ſondern auch die ſechs uͤbrigen Tage gefeyret wurden, ſo wurden ſie daher nach und nach auch Sabbate genen- net. Und dieſe Gewohnheit blieb nicht bey ſol- chen Feſt-Wochen, ſondern fuͤhrete die Redens- Art auch von den uͤbrigen Wochen ein. Da- mit aber ein Unterſcheid ſeyn moͤchte in Benen- nung der Tage, ſo wurden die nach dem eigent- lichen Sabbat folgende alſo genannte Sabbat- Tage der Zahl nach unterſchieden, daß man ſag- te, der erſte, andere, dritte u. ſ. w. Tag der Sabbater. Da nun die Chriſtliche Kir- che den Juͤdiſchen Sabbat nach und nach fah- ren ließ, und zur oͤffentlichen Zuſammenkunft den erſten Tag in der Woche, an welchem der HErr Chriſtus auferſtanden war, und den ſie daher den Tag des HErrn nannten, erwehlet, ſo hieſſe denn dieſer Tag daher, nach der alten Juͤdiſchen Benennung, der erſte Tag der Sabbater; welches denn iſt der uns alſo ge- nannte Sonntag. Die alte lateiniſche Kirche entlehnete auch daher die Benennung der Tage, daß ſie ſagte feria prima, ſecunda u. ſ. w. Daß aber das Wort μία ſo viel ſey als πρώτη, alſo, daß der Gewohnheit nach der numerus cardina- lis pro ordinali ſtehe, iſt den Gelehrten nicht un- bekannt. Dieſes finden wir auch Marc. 16, 2. da es heiſſet: Sie, die Weiber, kamen an ei- nem Sabbater, ſehr fruͤhe, πρω_ μιᾶς τῶν σα_ άτων, fruͤhe am erſten Tage der Sab- bater, d. i. am erſten Tage in der Woche, oder am Tage des HErrn, davon wir unſere Wochen anheben, da v. 9. fuͤr μιᾷ ſtehet πρώτῃ. Alſo auch Luc. 24, 1. Joh. 20, 1. und Matth. 28, 1. da Lutherus die Wort εἰς μίαν σα_ άτων gegeben hat: des erſten Feyerta- ges der Sabbaten. Und eben alſo iſt der Ort Act. 20, 7. zu uͤberſetzen: ἐν δὲ τῇ μιᾷ τῶν σα_ άτων, am erſten Tage der Sabbater, oder der Woche, das iſt am Tage des HErrn: als an welchem die Chriſten an ſtatt des juͤdiſchen Sabbats zuſammen kamen. Siehe auch Joh. 20, 19. 20. 2. Aus den Worten παρ_ ἑαυτῷ, bey ſich ſelbſt, iſt zu ſchlieſſen, es gehe des Apoſtels Meynung dahin, daß ein jeder am Tage des HErrn, da man ohne das gewohnet geweſen, den Armen etwas zu geben, daheime etwas zur Beyſteuer zuruͤck legen, und damit auf mehrere Zeit, bis auf Pauli Ankunft, fortfahren und alſo ein jeder ſelbſt ϑησαυρίζων, der Sammler ſeyn ſolle. 3. Ein jeder, der dieſes lieſet, hat ſich zu pruͤfen, wie er gegen die Armen geſinnet ſey, und wie er ſolchen ſeinen Sinn erweiſe. Denn da es heißt: Seyd barmhertzig, wie auch euer Vater im Himmel barmhertzig iſt. Luc. 6, 36. Und Jac. 2, 13. Es wird ein un- barmhertziges Gericht uͤber den ergehen, der nicht Barmhertzigkeit gethan hat: ſo iſt die Pruͤfung gewiß noͤthig. 4. Man hat ſich zwar aller Nothleidenden anzunehmen, und nicht allemal darauf zu ſehen, ob ſie es werth, ſondern, ob ſie duͤrftig ſind: die wuͤrdigen aber, und unter ihnen ſolche, wel- che Glieder Chriſti ſind, und alhier die Heiligen genennet werden, ſind doch billig vor andern an- zuſehen, da unſer Heiland ihrentwegen eine ſo theure Verheiſſung gegeben, da es Matth. 25, 35. ſqq. heißt: Jch bin hungrig geweſen, und ihr habet mich geſpeiſet u. ſ. w. War- lich, ich ſage euch, was ihr gethan habt ei- nem unter dieſen meinen geringſten Bruͤ- dern, das habt ihr mir gethan. Wer wol- te denn ſeinem Heilande einen ſolchen Liebes- Dienſt verſagen? V. 3. Wenn ich aber dar (zu euch) gekommen bin, welche ihr durch Briefe dafuͤr anſe- het, die will ich ſenden, daß ſie hinbringen eure Wohlthat gen Jeruſalem. Anmerckungen. 1. Der Verſtand iſt dieſer. Welche ihr ſelbſt fuͤr treue erkennet zu Uberlieferung der Beyſteuer, die will ich ſo denn nach Jeruſalem ſenden, und ihnen einen Brief, zu ihrem Credi- tiv, oder ihrer Recommendation, an die Ge- meine dahin mitgeben: und alſo ſind die Wor- te δἰ ἐπιϛολῶν, durch Briefe, nicht zu dem verbo δοκιμάσητε, ſondern zu dem verbo πέμψω zu ziehen. 2. Der Apoſtel nennet die Beyſteuer alhier χάριν, eine Gnade, und zeiget damit an, daß ſie, vermoͤge der ihnen mit jenen gemeinen Gna- de GOttes, aus einem liebreichen und willigen Hertzen geſchehen, und alſo auch ſo viel reichli- cher ſeyn ſolle. V. 4. So es aber werth iſt (der Muͤhe, und auch anderer Urſachen wegen fuͤr noͤthig erkannt wird) daß ich auch hinreiſe, ſollen ſie mit mir reiſen (und alſo an ſtatt des Briefes mich ſelbſt bey ſich haben. Daß dieſes auch wuͤrck- lich geſchehen ſey, ſiehet man aus der Hiſtorie vom Leben Pauli Act. 21. 24, 17. und Rom. 15, 15. ſq. Wie denn dieſe die in der Apoſtel-Ge- ſchichte beſchriebene letzte Reiſe Pauli nach Je- ruſalem geweſen: als worauf er daſelbſt gefan- gen genommen und nach Rom gefuͤhret worden. V. 5. Jch will aber zu euch kommen, wenn ich durch Macedonten ziehe (διέλϑω werde ge-

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/366>, abgerufen am 24.11.2024.