Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Cap. 11, 2. an die Corinthier. [Spaltenumbruch]
göttlichen Eifer und Ernst in seinem Amte ha-be und erweise. Ein fleischlicher Sinn und ein göttlicher geheiligter Eifer, wie stehen die zusam- men? Gewiß als Licht und Finsterniß. 10. Unter den schönen figürlichen Bildern, worunter unser Heiland in der heiligen Schrift uns vorgestellet wird, ist dieses eines der nach- drücklichsten und lieblichsten, das da von der leiblichen Vermählung und Ehe hergenom- men ist, und da er als ein Bräutigam und Ehemann der glaubigen Seelen betrachtet wird: wie Paulus alhie thut. Es finden sich bey CHristo nach diesem Bilde diese drey Stü- cke: Die Anwerbung, die Vermählung, die Ehe selbst; und halten sie alle drey die innigste und thätigste Liebe in sich. 11. Die Anwerbung geschiehet durch die berufende Gnade, wozu der HErr sich seines Worts und seiner Knechte als geistlicher Frey- werber bedienet; welche denn die Hoheit, Schönheit, den Reichthum, die Majestät und Herrlichkeit, auch Holdseligkeit dieses Bräuti- gams aufs Beste und nach Würden der Seelen, um welche sie sich in seinem Namen bewerben, anzupreisen haben. Läßt sich nun durch diese Anwerbung in den Seelen mit wircklicher Ver- änderung des Sinnes eine gläubige Zuneigung zu JEsu erwecken, so erweiset er zuvorderst sei- ne Liebe und Treue darinnen, daß er dieselbe von dem Unflate ihrer Sünden und ihrer vorigen un- reinen Liebe wäschet und reiniget, auch mit dem Schmucke der Gerechtigkeit bekleidet. Siehe Eph. 5, 26. 27. 12. Die würckliche Vermählung ist mit solcher Reinigung verknüpfet, und bestehet in der geheimen Vereinigung der glaubigen See- le mit CHristo, da sie in CHristo ist, und Chri- stus in ihr. Da hanget sie ihm dergestalt an, daß sie ein Geist mit ihm wird. 1 Cor. 6, 17. Welches Paulus ein grosses Geheimniß nennet Eph. 5, 32. Und diese Vermählung führet die Mittheilung und Gemeinschaft aller Güter und Herrlichkeit des himmlischen Ehe-Herrn mit sich, also, daß die glaubigen Seelen dadurch endlich in den höchsten Ehren-Stand und in die vollkom- menste Seligkeit gesetzet werden. 13. Die geistliche Ehe selbst ist nun nichts anders als eine beständige Gemeinschaft der glaubigen Seelen mit CHristo: darinnen sie eines Theils seiner Liebe also geniessen, daß sie immer mehr mit seinen himmlischen Heils-Gü- tern beseliget, auch wider alle Anfälle geistlicher Feinde kräftig geschützet werden; andern Theils aber auch ihre zarteste Gegen-Liebe im Glauben mit aller Unterthänigkeit, Ergebenheit und mit allem Gehorsam ehrerbietigst erweisen. 14. Nun ist zwar so wol die Vermählung und die geistliche Ehe selbst von grosser Realitaet, also, daß die Gläubigen, vermöge derselben, schon würcklich, ob gleich noch gar unvollkom- men, selig sind alhie im Reiche der Gnaden. Dieweil doch aber der Unterscheid zwischen die- sem und dem Reiche der Herrlicheit sehr groß ist; so ist das, was alhie zur geistlichen Vermählung und Ehe gehöret, in Ansehung dessen nur wie ei- ne geistliche Verlobung zu achten: Und die- [Spaltenumbruch] ses ersehen wir sonderlich aus zweyen Haupt- Stellen der heiligen Schrift, als Matth. 25, 1. u. f. unter dem Bilde der klugen Jungfrauen, welche auf ihren Bräutigam warteten: und Apoc. 19, 7. 8. da es heißt: Die Hochzeit des Lammes ist kommen, und sein Weib hat sich bereitet: und es ward ihr gegeben, sich anzuthun mit reiner und schöner Sei- den. Die Seide aber ist die Gerechtig- keit der Heiligen. Siehe auch c. 21, 2. c. 22, 17. 15. Zu dem Bilde der geistlichen Vermäh- lung, so wie sie schon im Reiche der Gnaden statt findet, gehören noch sonst viele andere Stellen heiliger Schrift. Ausser dem ho- hen Liede Salomonis sind die vornehmsten (die doch aber auch zum Theil ihrem rechten Nach- drucke nach aufs Reich der Herrlichkeit ge- hen) folgende: Psalm 45. Jes. 54, 5. c. 61, 10. c. 62, 5. Ezech. 16, 6. seqq. und sonderlich Hos. 2, 19. 20. Jch will mich mit dir verloben in Ewigkeit, ich will mich mit dir vertrau- en in Gerechtigkeit u. f. Siehe auch Matth. 22, 2. seqq. Eph. 5, 25. seqq. 16. Ein schönes Bild von dem Dienste ge- treuer Lehrer in der Anwerbung für CHristum um die Seelen der Zuhörer finden wir Gen 24. in der Commission, die Abraham seinem Ver- walter für den Jsaac an seine Freundschaft gab, ihm daraus ein Weib zuzuführen. Da es un- ter andern heißt v. 5. Wie, wenn mir das Weib nicht wolte folgen in diß Land? mit der Antwort: So dir das Weib nicht folgen will, so bist du deines Eides quit v. 8. etc. 17. Es kömmt nun aber darauf an, daß man eine reine und keusche Jungfrau sey, oder werde. Dazu gelanget eine Seele, wenn sie durch die Gnaden-Kraft des Heiligen Gei- stes der herrschenden Eigen- und Welt-Liebe ab- stirbet, und im Glauben CHristo zu leben und eintzig anzuhangen anfänget. Welcher jung- fräulicher Sinn der Christen denn damit bewie- sen wird, daß, da man noch immer wider die anklebende Welt- und Eigenliebe zu kämpfen hat, man das Hertz in solcher Lauterkeit bewah- ret, daß es CHristo allein ergeben sey, und, wie es durch dessen Blut, in Ansehung der Sünden Vergebung, von der Schuld und Strafe, auch dabey von derselben Herrschaft befreyet ist; es also auch von der noch anhangenden übrigen Un- reinigkeit immer mehr gereiniget werde, und die Liebe ja nicht lasse getheilet seyn, daß sie theils auf JEsum, theils auf die Welt gehe. Dabey denn auch die Reinigkeit des Glaubens in Ansehung der Lehre getreulichst bewahret wird. 18. Um diese Reinigkeit der geistlichen Jungfrauschaft desto eigentlicher zu erkennen, und derselben sich desto getreuer zu befleißigen, sind folgende Oerter der heiligen Schrift vor an- dern hieher gehörigen wohl zu mercken? Matth. 25, 4. von den mit Oele wohl versehenen Lampen der klugen Jungfrauen: da das Oel in den brennenden Lampen ein Sinnbild des durch die reine Liebe sich thätig erweisenden wah- ren lebendigen Glaubens ist, darauf es bey der Reinigkeit des Hertzens und Heiligkeit des Wan- dels K k k
Cap. 11, 2. an die Corinthier. [Spaltenumbruch]
goͤttlichen Eifer und Ernſt in ſeinem Amte ha-be und erweiſe. Ein fleiſchlicher Sinn und ein goͤttlicher geheiligter Eifer, wie ſtehen die zuſam- men? Gewiß als Licht und Finſterniß. 10. Unter den ſchoͤnen figuͤrlichen Bildern, worunter unſer Heiland in der heiligen Schrift uns vorgeſtellet wird, iſt dieſes eines der nach- druͤcklichſten und lieblichſten, das da von der leiblichen Vermaͤhlung und Ehe hergenom- men iſt, und da er als ein Braͤutigam und Ehemann der glaubigen Seelen betrachtet wird: wie Paulus alhie thut. Es finden ſich bey CHriſto nach dieſem Bilde dieſe drey Stuͤ- cke: Die Anwerbung, die Vermaͤhlung, die Ehe ſelbſt; und halten ſie alle drey die innigſte und thaͤtigſte Liebe in ſich. 11. Die Anwerbung geſchiehet durch die berufende Gnade, wozu der HErr ſich ſeines Worts und ſeiner Knechte als geiſtlicher Frey- werber bedienet; welche denn die Hoheit, Schoͤnheit, den Reichthum, die Majeſtaͤt und Herrlichkeit, auch Holdſeligkeit dieſes Braͤuti- gams aufs Beſte und nach Wuͤrden der Seelen, um welche ſie ſich in ſeinem Namen bewerben, anzupreiſen haben. Laͤßt ſich nun durch dieſe Anwerbung in den Seelen mit wircklicher Ver- aͤnderung des Sinnes eine glaͤubige Zuneigung zu JEſu erwecken, ſo erweiſet er zuvorderſt ſei- ne Liebe und Treue darinnen, daß er dieſelbe von dem Unflate ihrer Suͤnden und ihrer vorigen un- reinen Liebe waͤſchet und reiniget, auch mit dem Schmucke der Gerechtigkeit bekleidet. Siehe Eph. 5, 26. 27. 12. Die wuͤrckliche Vermaͤhlung iſt mit ſolcher Reinigung verknuͤpfet, und beſtehet in der geheimen Vereinigung der glaubigen See- le mit CHriſto, da ſie in CHriſto iſt, und Chri- ſtus in ihr. Da hanget ſie ihm dergeſtalt an, daß ſie ein Geiſt mit ihm wird. 1 Cor. 6, 17. Welches Paulus ein groſſes Geheimniß nennet Eph. 5, 32. Und dieſe Vermaͤhlung fuͤhret die Mittheilung und Gemeinſchaft aller Guͤter und Herrlichkeit des himmliſchen Ehe-Herrn mit ſich, alſo, daß die glaubigen Seelen dadurch endlich in den hoͤchſten Ehren-Stand und in die vollkom- menſte Seligkeit geſetzet werden. 13. Die geiſtliche Ehe ſelbſt iſt nun nichts anders als eine beſtaͤndige Gemeinſchaft der glaubigen Seelen mit CHriſto: darinnen ſie eines Theils ſeiner Liebe alſo genieſſen, daß ſie immer mehr mit ſeinen himmliſchen Heils-Guͤ- tern beſeliget, auch wider alle Anfaͤlle geiſtlicher Feinde kraͤftig geſchuͤtzet werden; andern Theils aber auch ihre zarteſte Gegen-Liebe im Glauben mit aller Unterthaͤnigkeit, Ergebenheit und mit allem Gehorſam ehrerbietigſt erweiſen. 14. Nun iſt zwar ſo wol die Vermaͤhlung und die geiſtliche Ehe ſelbſt von groſſer Realitæt, alſo, daß die Glaͤubigen, vermoͤge derſelben, ſchon wuͤrcklich, ob gleich noch gar unvollkom- men, ſelig ſind alhie im Reiche der Gnaden. Dieweil doch aber der Unterſcheid zwiſchen die- ſem und dem Reiche der Herrlicheit ſehr groß iſt; ſo iſt das, was alhie zur geiſtlichen Vermaͤhlung und Ehe gehoͤret, in Anſehung deſſen nur wie ei- ne geiſtliche Verlobung zu achten: Und die- [Spaltenumbruch] ſes erſehen wir ſonderlich aus zweyen Haupt- Stellen der heiligen Schrift, als Matth. 25, 1. u. f. unter dem Bilde der klugen Jungfrauen, welche auf ihren Braͤutigam warteten: und Apoc. 19, 7. 8. da es heißt: Die Hochzeit des Lammes iſt kommen, und ſein Weib hat ſich bereitet: und es ward ihr gegeben, ſich anzuthun mit reiner und ſchoͤner Sei- den. Die Seide aber iſt die Gerechtig- keit der Heiligen. Siehe auch c. 21, 2. c. 22, 17. 15. Zu dem Bilde der geiſtlichen Vermaͤh- lung, ſo wie ſie ſchon im Reiche der Gnaden ſtatt findet, gehoͤren noch ſonſt viele andere Stellen heiliger Schrift. Auſſer dem ho- hen Liede Salomonis ſind die vornehmſten (die doch aber auch zum Theil ihrem rechten Nach- drucke nach aufs Reich der Herrlichkeit ge- hen) folgende: Pſalm 45. Jeſ. 54, 5. c. 61, 10. c. 62, 5. Ezech. 16, 6. ſeqq. und ſonderlich Hoſ. 2, 19. 20. Jch will mich mit dir verloben in Ewigkeit, ich will mich mit dir vertrau- en in Gerechtigkeit u. f. Siehe auch Matth. 22, 2. ſeqq. Eph. 5, 25. ſeqq. 16. Ein ſchoͤnes Bild von dem Dienſte ge- treuer Lehrer in der Anwerbung fuͤr CHriſtum um die Seelen der Zuhoͤrer finden wir Gen 24. in der Commisſion, die Abraham ſeinem Ver- walter fuͤr den Jſaac an ſeine Freundſchaft gab, ihm daraus ein Weib zuzufuͤhren. Da es un- ter andern heißt v. 5. Wie, wenn mir das Weib nicht wolte folgen in diß Land? mit der Antwort: So dir das Weib nicht folgen will, ſo biſt du deines Eides quit v. 8. ꝛc. 17. Es koͤmmt nun aber darauf an, daß man eine reine und keuſche Jungfrau ſey, oder werde. Dazu gelanget eine Seele, wenn ſie durch die Gnaden-Kraft des Heiligen Gei- ſtes der herrſchenden Eigen- und Welt-Liebe ab- ſtirbet, und im Glauben CHriſto zu leben und eintzig anzuhangen anfaͤnget. Welcher jung- fraͤulicher Sinn der Chriſten denn damit bewie- ſen wird, daß, da man noch immer wider die anklebende Welt- und Eigenliebe zu kaͤmpfen hat, man das Hertz in ſolcher Lauterkeit bewah- ret, daß es CHriſto allein ergeben ſey, und, wie es durch deſſen Blut, in Anſehung der Suͤnden Vergebung, von der Schuld und Strafe, auch dabey von derſelben Herrſchaft befreyet iſt; es alſo auch von der noch anhangenden uͤbrigen Un- reinigkeit immer mehr gereiniget werde, und die Liebe ja nicht laſſe getheilet ſeyn, daß ſie theils auf JEſum, theils auf die Welt gehe. Dabey denn auch die Reinigkeit des Glaubens in Anſehung der Lehre getreulichſt bewahret wird. 18. Um dieſe Reinigkeit der geiſtlichen Jungfrauſchaft deſto eigentlicher zu erkennen, und derſelben ſich deſto getreuer zu befleißigen, ſind folgende Oerter der heiligen Schrift vor an- dern hieher gehoͤrigen wohl zu mercken? Matth. 25, 4. von den mit Oele wohl verſehenen Lampen der klugen Jungfrauen: da das Oel in den brennenden Lampen ein Sinnbild des durch die reine Liebe ſich thaͤtig erweiſenden wah- ren lebendigen Glaubens iſt, darauf es bey der Reinigkeit des Hertzens und Heiligkeit des Wan- dels K k k
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Cap. 11, 2. an die Corinthier.
goͤttlichen Eifer und Ernſt in ſeinem Amte ha-
be und erweiſe. Ein fleiſchlicher Sinn und ein
goͤttlicher geheiligter Eifer, wie ſtehen die zuſam-
men? Gewiß als Licht und Finſterniß.
10. Unter den ſchoͤnen figuͤrlichen Bildern,
worunter unſer Heiland in der heiligen Schrift
uns vorgeſtellet wird, iſt dieſes eines der nach-
druͤcklichſten und lieblichſten, das da von der
leiblichen Vermaͤhlung und Ehe hergenom-
men iſt, und da er als ein Braͤutigam und
Ehemann der glaubigen Seelen betrachtet
wird: wie Paulus alhie thut. Es finden ſich
bey CHriſto nach dieſem Bilde dieſe drey Stuͤ-
cke: Die Anwerbung, die Vermaͤhlung, die
Ehe ſelbſt; und halten ſie alle drey die innigſte
und thaͤtigſte Liebe in ſich.
11. Die Anwerbung geſchiehet durch die
berufende Gnade, wozu der HErr ſich ſeines
Worts und ſeiner Knechte als geiſtlicher Frey-
werber bedienet; welche denn die Hoheit,
Schoͤnheit, den Reichthum, die Majeſtaͤt und
Herrlichkeit, auch Holdſeligkeit dieſes Braͤuti-
gams aufs Beſte und nach Wuͤrden der Seelen,
um welche ſie ſich in ſeinem Namen bewerben,
anzupreiſen haben. Laͤßt ſich nun durch dieſe
Anwerbung in den Seelen mit wircklicher Ver-
aͤnderung des Sinnes eine glaͤubige Zuneigung
zu JEſu erwecken, ſo erweiſet er zuvorderſt ſei-
ne Liebe und Treue darinnen, daß er dieſelbe von
dem Unflate ihrer Suͤnden und ihrer vorigen un-
reinen Liebe waͤſchet und reiniget, auch mit dem
Schmucke der Gerechtigkeit bekleidet. Siehe
Eph. 5, 26. 27.
12. Die wuͤrckliche Vermaͤhlung iſt mit
ſolcher Reinigung verknuͤpfet, und beſtehet in
der geheimen Vereinigung der glaubigen See-
le mit CHriſto, da ſie in CHriſto iſt, und Chri-
ſtus in ihr. Da hanget ſie ihm dergeſtalt an,
daß ſie ein Geiſt mit ihm wird. 1 Cor. 6, 17.
Welches Paulus ein groſſes Geheimniß nennet
Eph. 5, 32. Und dieſe Vermaͤhlung fuͤhret die
Mittheilung und Gemeinſchaft aller Guͤter und
Herrlichkeit des himmliſchen Ehe-Herrn mit ſich,
alſo, daß die glaubigen Seelen dadurch endlich
in den hoͤchſten Ehren-Stand und in die vollkom-
menſte Seligkeit geſetzet werden.
13. Die geiſtliche Ehe ſelbſt iſt nun nichts
anders als eine beſtaͤndige Gemeinſchaft der
glaubigen Seelen mit CHriſto: darinnen ſie
eines Theils ſeiner Liebe alſo genieſſen, daß ſie
immer mehr mit ſeinen himmliſchen Heils-Guͤ-
tern beſeliget, auch wider alle Anfaͤlle geiſtlicher
Feinde kraͤftig geſchuͤtzet werden; andern Theils
aber auch ihre zarteſte Gegen-Liebe im Glauben
mit aller Unterthaͤnigkeit, Ergebenheit und mit
allem Gehorſam ehrerbietigſt erweiſen.
14. Nun iſt zwar ſo wol die Vermaͤhlung
und die geiſtliche Ehe ſelbſt von groſſer Realitæt,
alſo, daß die Glaͤubigen, vermoͤge derſelben,
ſchon wuͤrcklich, ob gleich noch gar unvollkom-
men, ſelig ſind alhie im Reiche der Gnaden.
Dieweil doch aber der Unterſcheid zwiſchen die-
ſem und dem Reiche der Herrlicheit ſehr groß iſt;
ſo iſt das, was alhie zur geiſtlichen Vermaͤhlung
und Ehe gehoͤret, in Anſehung deſſen nur wie ei-
ne geiſtliche Verlobung zu achten: Und die-
ſes erſehen wir ſonderlich aus zweyen Haupt-
Stellen der heiligen Schrift, als Matth. 25, 1.
u. f. unter dem Bilde der klugen Jungfrauen,
welche auf ihren Braͤutigam warteten: und
Apoc. 19, 7. 8. da es heißt: Die Hochzeit des
Lammes iſt kommen, und ſein Weib hat
ſich bereitet: und es ward ihr gegeben,
ſich anzuthun mit reiner und ſchoͤner Sei-
den. Die Seide aber iſt die Gerechtig-
keit der Heiligen. Siehe auch c. 21, 2.
c. 22, 17.
15. Zu dem Bilde der geiſtlichen Vermaͤh-
lung, ſo wie ſie ſchon im Reiche der Gnaden
ſtatt findet, gehoͤren noch ſonſt viele andere
Stellen heiliger Schrift. Auſſer dem ho-
hen Liede Salomonis ſind die vornehmſten (die
doch aber auch zum Theil ihrem rechten Nach-
drucke nach aufs Reich der Herrlichkeit ge-
hen) folgende: Pſalm 45. Jeſ. 54, 5. c. 61, 10.
c. 62, 5. Ezech. 16, 6. ſeqq. und ſonderlich Hoſ.
2, 19. 20. Jch will mich mit dir verloben
in Ewigkeit, ich will mich mit dir vertrau-
en in Gerechtigkeit u. f. Siehe auch Matth.
22, 2. ſeqq. Eph. 5, 25. ſeqq.
16. Ein ſchoͤnes Bild von dem Dienſte ge-
treuer Lehrer in der Anwerbung fuͤr CHriſtum
um die Seelen der Zuhoͤrer finden wir Gen 24.
in der Commisſion, die Abraham ſeinem Ver-
walter fuͤr den Jſaac an ſeine Freundſchaft gab,
ihm daraus ein Weib zuzufuͤhren. Da es un-
ter andern heißt v. 5. Wie, wenn mir das
Weib nicht wolte folgen in diß Land? mit
der Antwort: So dir das Weib nicht folgen
will, ſo biſt du deines Eides quit v. 8. ꝛc.
17. Es koͤmmt nun aber darauf an, daß
man eine reine und keuſche Jungfrau ſey,
oder werde. Dazu gelanget eine Seele, wenn
ſie durch die Gnaden-Kraft des Heiligen Gei-
ſtes der herrſchenden Eigen- und Welt-Liebe ab-
ſtirbet, und im Glauben CHriſto zu leben und
eintzig anzuhangen anfaͤnget. Welcher jung-
fraͤulicher Sinn der Chriſten denn damit bewie-
ſen wird, daß, da man noch immer wider die
anklebende Welt- und Eigenliebe zu kaͤmpfen
hat, man das Hertz in ſolcher Lauterkeit bewah-
ret, daß es CHriſto allein ergeben ſey, und, wie
es durch deſſen Blut, in Anſehung der Suͤnden
Vergebung, von der Schuld und Strafe, auch
dabey von derſelben Herrſchaft befreyet iſt; es
alſo auch von der noch anhangenden uͤbrigen Un-
reinigkeit immer mehr gereiniget werde, und die
Liebe ja nicht laſſe getheilet ſeyn, daß ſie theils auf
JEſum, theils auf die Welt gehe. Dabey denn
auch die Reinigkeit des Glaubens in Anſehung
der Lehre getreulichſt bewahret wird.
18. Um dieſe Reinigkeit der geiſtlichen
Jungfrauſchaft deſto eigentlicher zu erkennen,
und derſelben ſich deſto getreuer zu befleißigen,
ſind folgende Oerter der heiligen Schrift vor an-
dern hieher gehoͤrigen wohl zu mercken? Matth.
25, 4. von den mit Oele wohl verſehenen
Lampen der klugen Jungfrauen: da das
Oel in den brennenden Lampen ein Sinnbild des
durch die reine Liebe ſich thaͤtig erweiſenden wah-
ren lebendigen Glaubens iſt, darauf es bey der
Reinigkeit des Hertzens und Heiligkeit des Wan-
dels
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