Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Erklärung des andern Briefs Pauli Cap. 11, v. 13. 14. [Spaltenumbruch]
die Hinderung, welche ihnen von solchen Leutengemachet wurden. 8. Und da ein Apostel seyn so viel ist, als gesandt, die Berufung aber und Sendung, wie sie an den Aposteln unmittelbar geschehen ist, also von der Zeit an mittelbar geschiehet; so sind noch heute zu Tage diejenige, welche keinen rechtmäßigen Beruf haben, falsche Apostel, oder fälschlich berufene und fäschlich gesendete. Alle diejenigen aber haben keinen rechtmäßi- gen Beruf, welche noch selbst unbekehret, und also auch noch ungesalbet sind, und daher we- der die geistliche Tüchtigkeit, noch die überna- türliche Treue aus der Kraft GOttes haben. Denn zu einem GOtt gefälligen Beruf, wenn er, da er von Menschen kömmt, zugleich göttlich seyn soll, gehöret ein besonderer und gnädiger Ein- fluß der Providentz GOttes, nach welchem die Berufende in lauterer Absicht zur Berufung be- wogen werden. Wo aber einer selbst noch kein Schaf Christi ist, sondern der Bekehrungs- Gnade beständig widerstanden, und sich mit sei- nem fleischlichen Sinne als ein Feind Christi er- wiesen hat; wie kan zu dessen Berufung die gnä- dige Hand GOttes die Hertzen der Menschen ge- lencket haben? wie kan man doch immermehr glauben, daß der getreue Ertz-Hirte werde solche Mietlinge zu Unter-Hirten verordnet haben. Und also ist ein solcher Beruf nur bloß mensch- lich, der nicht nach dem gnädigen, sondern nur nach dem zuläßigen Willen GOttes ge- schehen ist. Und wenn er denn vollzogen ist, dem Berufenen zwar das Kirchliche Recht gie- bet, zur Verwaltung des Amts, aber die wahre Tüchtigkeit und Treue nicht mit sich bringet: daher es auch an den wahren Früchten fehlen muß. Unterdessen aber ist es doch an dem, daß GOtt die Kraft der heiligen Sacramenten von der Person und Würdigkeit des Lehrers nicht dependent gemachet, und denselben an sich selbst durch ihn nichts abgehet, auch ein unbekehrter Lehrer, wenn er sich nur der ihm bekanten Anlei- tung bedienen will, die göttliche Wahrheit noch in ziemlicher buchstäblichen Richtigkeit vortra- gen könne, dieses auch noch bey manchem Zuhö- rer seinen Segen zu haben pflege. V. 14. Und das ist auch kein Wunder; Anmerckungen. 1. Der Satan heisset seinem Namen nach ein Feind und Widersacher; wozu ein jegli- cher von GOtt abgefallener Engel durch den Ab- fall worden ist, ein Feind GOttes und alles Gu- ten. Daher unser Heyland ihn auch ton ekhthron, den Feind nennet, der das Unkraut zwischen den Weitzen gesäet Matth. 13, 25. Und Petrus nennet ihn ton antidikon, den Widersacher 1 Pet. 5, 8. 2. Und wenn des Satans in der einzeln Zahl gedacht, und er mit dem articulo o bezeich- net wird, o sktanas, der Satan, so siehet der [Spaltenumbruch] Apostel damit zurück auf den 2 vers, da er heis- set o ophis, diejenige Schlange, welche die Evam verführet hat. Uber das aber wird da- mit angezeiget, daß, da auch unter den himm- lischen Heerschaaren eine Ordnung ist, dieser bö- se Engel, der sich an die Evam gemacht, das Haupt aller übrigen abtrünnigen Geister gewe- sen. Davon der Ort zu verstehen ist in der Of- fenb. Joh. c. 12, 7. 9. da es heißt: Der Dra- che stritte und seine Engel. Und es ward ausgeworfen der grosse Drache, die alte Schlange, die da heißt der Teufel und Satanas, der die gantze Welt verführet, und ward geworfen auf die Erde, und sei- ne Engel wurden auch dahin geworfen. Und da den Jüden dieser Unterscheid wohl be- kannt war, so sahen sie darauf in ihrer Lästerung wider Christum, wenn sie Matth. 12, 24. sagten: Er treibet die Teufel nicht anders aus, als durch Beelzebub, der Teufel Ober- sten. 3. Engel des Lichts heissen die guten Engel, weil sie reine und heilige Geister sind, die, da GOtt das selbstständige Licht ist, nach dessen Ebenbilde erschaffen sind, auch ihre heilige Lichts-Natur bewahret haben, und in beständi- ger Lichts-Gemeinschaft vor und mit GOtt ste- hen. Da hingegen die abgefallenen Geister sind unsaubere Geister der Finsterniß, die, da sie den Stand des Lichts freywillig verlassen haben, aus einem gerechten Gerichte GOttes zur Fin- sterniß verstossen sind, und dahin, dem höchsten Grad nach, noch erst künftig am Tage des gros- sen Gerichts GOttes sollen verstossen werden. Coloss. 1, 13. 2 Pet. 2, 4. Jud. v. 6. Apoc. 12, 9. sqq. 20, 2. 4. Ein solcher Engel der Finsterniß hat sich nun in einen Engel des Lichts verstellet; nemlich bey der Versuchung der Eva, nach v. 4. als worauf der Apostel eigentlich siehet. Wie es eigentlich zugegangen, läßt sich nicht sagen; aber doch einiger massen vermuthlich schliessen aus denjenigen Erscheinungen der guten Engel, welche den Alt-Vätern im Alten Testamente ge- schehen sind: als welche Figur der Satan auch wol wird angenommen haben. 5. Und diß ist wohl öfter der Betrug des Satans gewesen, sonderlich in den Erscheinun- gen, da manche leichtgläubige und dabey solche Leute, welche mit dem geoffenbareten göttlichen Worte nicht zufrieden gewesen, sondern von GOtt was sonderbares verlanget haben, und daher nach ausserordentlichen Dingen gegaffet, auf die Art sind hinter das Licht geführet wor- den. Darum nöthig ist, sich allein an GOttes Wort zu halten. 6. Es verstellet sich aber der Satan noch heute zu Tage in mehrern Stücken in einen En- gel des Lichts; nemlich, wenn er dem Menschen diesen und jenen höchst schädlichen Jrrthum, auch diese und jene verdammliche Sünde, unter einem feinem Scheine einer wichtigen und wohl- gegründeten Wahrheit, oder auch einer entwe- der erlaubten, oder doch nicht viel auf sich ha- benden Sache vorstellet, und damit das Gemüth al-
Erklaͤrung des andern Briefs Pauli Cap. 11, v. 13. 14. [Spaltenumbruch]
die Hinderung, welche ihnen von ſolchen Leutengemachet wurden. 8. Und da ein Apoſtel ſeyn ſo viel iſt, als geſandt, die Berufung aber und Sendung, wie ſie an den Apoſteln unmittelbar geſchehen iſt, alſo von der Zeit an mittelbar geſchiehet; ſo ſind noch heute zu Tage diejenige, welche keinen rechtmaͤßigen Beruf haben, falſche Apoſtel, oder faͤlſchlich berufene und faͤſchlich geſendete. Alle diejenigen aber haben keinen rechtmaͤßi- gen Beruf, welche noch ſelbſt unbekehret, und alſo auch noch ungeſalbet ſind, und daher we- der die geiſtliche Tuͤchtigkeit, noch die uͤberna- tuͤrliche Treue aus der Kraft GOttes haben. Denn zu einem GOtt gefaͤlligen Beruf, wenn er, da er von Menſchen koͤmmt, zugleich goͤttlich ſeyn ſoll, gehoͤret ein beſonderer und gnaͤdiger Ein- fluß der Providentz GOttes, nach welchem die Berufende in lauterer Abſicht zur Berufung be- wogen werden. Wo aber einer ſelbſt noch kein Schaf Chriſti iſt, ſondern der Bekehrungs- Gnade beſtaͤndig widerſtanden, und ſich mit ſei- nem fleiſchlichen Sinne als ein Feind Chriſti er- wieſen hat; wie kan zu deſſen Berufung die gnaͤ- dige Hand GOttes die Hertzen der Menſchen ge- lencket haben? wie kan man doch immermehr glauben, daß der getreue Ertz-Hirte werde ſolche Mietlinge zu Unter-Hirten verordnet haben. Und alſo iſt ein ſolcher Beruf nur bloß menſch- lich, der nicht nach dem gnaͤdigen, ſondern nur nach dem zulaͤßigen Willen GOttes ge- ſchehen iſt. Und wenn er denn vollzogen iſt, dem Berufenen zwar das Kirchliche Recht gie- bet, zur Verwaltung des Amts, aber die wahre Tuͤchtigkeit und Treue nicht mit ſich bringet: daher es auch an den wahren Fruͤchten fehlen muß. Unterdeſſen aber iſt es doch an dem, daß GOtt die Kraft der heiligen Sacramenten von der Perſon und Wuͤrdigkeit des Lehrers nicht dependent gemachet, und denſelben an ſich ſelbſt durch ihn nichts abgehet, auch ein unbekehrter Lehrer, wenn er ſich nur der ihm bekanten Anlei- tung bedienen will, die goͤttliche Wahrheit noch in ziemlicher buchſtaͤblichen Richtigkeit vortra- gen koͤnne, dieſes auch noch bey manchem Zuhoͤ- rer ſeinen Segen zu haben pflege. V. 14. Und das iſt auch kein Wunder; Anmerckungen. 1. Der Satan heiſſet ſeinem Namen nach ein Feind und Widerſacher; wozu ein jegli- cher von GOtt abgefallener Engel durch den Ab- fall worden iſt, ein Feind GOttes und alles Gu- ten. Daher unſer Heyland ihn auch τὸν ἐχϑρὸν, den Feind nennet, der das Unkraut zwiſchen den Weitzen geſaͤet Matth. 13, 25. Und Petrus nennet ihn τὸν ὰντίδικον, den Widerſacher 1 Pet. 5, 8. 2. Und wenn des Satans in der einzeln Zahl gedacht, und er mit dem articulo ὁ bezeich- net wird, ὁ σκτανᾶς, der Satan, ſo ſiehet der [Spaltenumbruch] Apoſtel damit zuruͤck auf den 2 vers, da er heiſ- ſet ὁ ὄφις, diejenige Schlange, welche die Evam verfuͤhret hat. Uber das aber wird da- mit angezeiget, daß, da auch unter den himm- liſchen Heerſchaaren eine Ordnung iſt, dieſer boͤ- ſe Engel, der ſich an die Evam gemacht, das Haupt aller uͤbrigen abtruͤnnigen Geiſter gewe- ſen. Davon der Ort zu verſtehen iſt in der Of- fenb. Joh. c. 12, 7. 9. da es heißt: Der Dra- che ſtritte und ſeine Engel. Und es ward ausgeworfen der groſſe Drache, die alte Schlange, die da heißt der Teufel und Satanas, der die gantze Welt verfuͤhret, und ward geworfen auf die Erde, und ſei- ne Engel wurden auch dahin geworfen. Und da den Juͤden dieſer Unterſcheid wohl be- kannt war, ſo ſahen ſie darauf in ihrer Laͤſterung wider Chriſtum, wenn ſie Matth. 12, 24. ſagten: Er treibet die Teufel nicht anders aus, als durch Beelzebub, der Teufel Ober- ſten. 3. Engel des Lichts heiſſen die guten Engel, weil ſie reine und heilige Geiſter ſind, die, da GOtt das ſelbſtſtaͤndige Licht iſt, nach deſſen Ebenbilde erſchaffen ſind, auch ihre heilige Lichts-Natur bewahret haben, und in beſtaͤndi- ger Lichts-Gemeinſchaft vor und mit GOtt ſte- hen. Da hingegen die abgefallenen Geiſter ſind unſaubere Geiſter der Finſterniß, die, da ſie den Stand des Lichts freywillig verlaſſen haben, aus einem gerechten Gerichte GOttes zur Fin- ſterniß verſtoſſen ſind, und dahin, dem hoͤchſten Grad nach, noch erſt kuͤnftig am Tage des groſ- ſen Gerichts GOttes ſollen verſtoſſen werden. Coloſſ. 1, 13. 2 Pet. 2, 4. Jud. v. 6. Apoc. 12, 9. ſqq. 20, 2. 4. Ein ſolcher Engel der Finſterniß hat ſich nun in einen Engel des Lichts verſtellet; nemlich bey der Verſuchung der Eva, nach v. 4. als worauf der Apoſtel eigentlich ſiehet. Wie es eigentlich zugegangen, laͤßt ſich nicht ſagen; aber doch einiger maſſen vermuthlich ſchlieſſen aus denjenigen Erſcheinungen der guten Engel, welche den Alt-Vaͤtern im Alten Teſtamente ge- ſchehen ſind: als welche Figur der Satan auch wol wird angenommen haben. 5. Und diß iſt wohl oͤfter der Betrug des Satans geweſen, ſonderlich in den Erſcheinun- gen, da manche leichtglaͤubige und dabey ſolche Leute, welche mit dem geoffenbareten goͤttlichen Worte nicht zufrieden geweſen, ſondern von GOtt was ſonderbares verlanget haben, und daher nach auſſerordentlichen Dingen gegaffet, auf die Art ſind hinter das Licht gefuͤhret wor- den. Darum noͤthig iſt, ſich allein an GOttes Wort zu halten. 6. Es verſtellet ſich aber der Satan noch heute zu Tage in mehrern Stuͤcken in einen En- gel des Lichts; nemlich, wenn er dem Menſchen dieſen und jenen hoͤchſt ſchaͤdlichen Jrrthum, auch dieſe und jene verdammliche Suͤnde, unter einem feinem Scheine einer wichtigen und wohl- gegruͤndeten Wahrheit, oder auch einer entwe- der erlaubten, oder doch nicht viel auf ſich ha- benden Sache vorſtellet, und damit das Gemuͤth al-
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Erklaͤrung des andern Briefs Pauli Cap. 11, v. 13. 14.
die Hinderung, welche ihnen von ſolchen Leuten
gemachet wurden.
8. Und da ein Apoſtel ſeyn ſo viel iſt, als
geſandt, die Berufung aber und Sendung,
wie ſie an den Apoſteln unmittelbar geſchehen iſt,
alſo von der Zeit an mittelbar geſchiehet; ſo ſind
noch heute zu Tage diejenige, welche keinen
rechtmaͤßigen Beruf haben, falſche Apoſtel, oder
faͤlſchlich berufene und faͤſchlich geſendete.
Alle diejenigen aber haben keinen rechtmaͤßi-
gen Beruf, welche noch ſelbſt unbekehret, und
alſo auch noch ungeſalbet ſind, und daher we-
der die geiſtliche Tuͤchtigkeit, noch die uͤberna-
tuͤrliche Treue aus der Kraft GOttes haben.
Denn zu einem GOtt gefaͤlligen Beruf, wenn er,
da er von Menſchen koͤmmt, zugleich goͤttlich ſeyn
ſoll, gehoͤret ein beſonderer und gnaͤdiger Ein-
fluß der Providentz GOttes, nach welchem die
Berufende in lauterer Abſicht zur Berufung be-
wogen werden. Wo aber einer ſelbſt noch kein
Schaf Chriſti iſt, ſondern der Bekehrungs-
Gnade beſtaͤndig widerſtanden, und ſich mit ſei-
nem fleiſchlichen Sinne als ein Feind Chriſti er-
wieſen hat; wie kan zu deſſen Berufung die gnaͤ-
dige Hand GOttes die Hertzen der Menſchen ge-
lencket haben? wie kan man doch immermehr
glauben, daß der getreue Ertz-Hirte werde ſolche
Mietlinge zu Unter-Hirten verordnet haben.
Und alſo iſt ein ſolcher Beruf nur bloß menſch-
lich, der nicht nach dem gnaͤdigen, ſondern
nur nach dem zulaͤßigen Willen GOttes ge-
ſchehen iſt. Und wenn er denn vollzogen iſt,
dem Berufenen zwar das Kirchliche Recht gie-
bet, zur Verwaltung des Amts, aber die wahre
Tuͤchtigkeit und Treue nicht mit ſich bringet:
daher es auch an den wahren Fruͤchten fehlen
muß. Unterdeſſen aber iſt es doch an dem, daß
GOtt die Kraft der heiligen Sacramenten von
der Perſon und Wuͤrdigkeit des Lehrers nicht
dependent gemachet, und denſelben an ſich ſelbſt
durch ihn nichts abgehet, auch ein unbekehrter
Lehrer, wenn er ſich nur der ihm bekanten Anlei-
tung bedienen will, die goͤttliche Wahrheit noch
in ziemlicher buchſtaͤblichen Richtigkeit vortra-
gen koͤnne, dieſes auch noch bey manchem Zuhoͤ-
rer ſeinen Segen zu haben pflege.
V. 14.
Und das iſt auch kein Wunder;
denn er ſelbſt, der Satan, verſtellet ſich
zum Engel des Lichts.
Anmerckungen.
1. Der Satan heiſſet ſeinem Namen nach
ein Feind und Widerſacher; wozu ein jegli-
cher von GOtt abgefallener Engel durch den Ab-
fall worden iſt, ein Feind GOttes und alles Gu-
ten. Daher unſer Heyland ihn auch τὸν ἐχϑρὸν,
den Feind nennet, der das Unkraut zwiſchen den
Weitzen geſaͤet Matth. 13, 25. Und Petrus
nennet ihn τὸν ὰντίδικον, den Widerſacher
1 Pet. 5, 8.
2. Und wenn des Satans in der einzeln
Zahl gedacht, und er mit dem articulo ὁ bezeich-
net wird, ὁ σκτανᾶς, der Satan, ſo ſiehet der
Apoſtel damit zuruͤck auf den 2 vers, da er heiſ-
ſet ὁ ὄφις, diejenige Schlange, welche die
Evam verfuͤhret hat. Uber das aber wird da-
mit angezeiget, daß, da auch unter den himm-
liſchen Heerſchaaren eine Ordnung iſt, dieſer boͤ-
ſe Engel, der ſich an die Evam gemacht, das
Haupt aller uͤbrigen abtruͤnnigen Geiſter gewe-
ſen. Davon der Ort zu verſtehen iſt in der Of-
fenb. Joh. c. 12, 7. 9. da es heißt: Der Dra-
che ſtritte und ſeine Engel. Und es ward
ausgeworfen der groſſe Drache, die alte
Schlange, die da heißt der Teufel und
Satanas, der die gantze Welt verfuͤhret,
und ward geworfen auf die Erde, und ſei-
ne Engel wurden auch dahin geworfen.
Und da den Juͤden dieſer Unterſcheid wohl be-
kannt war, ſo ſahen ſie darauf in ihrer Laͤſterung
wider Chriſtum, wenn ſie Matth. 12, 24. ſagten:
Er treibet die Teufel nicht anders aus,
als durch Beelzebub, der Teufel Ober-
ſten.
3. Engel des Lichts heiſſen die guten
Engel, weil ſie reine und heilige Geiſter ſind, die,
da GOtt das ſelbſtſtaͤndige Licht iſt, nach deſſen
Ebenbilde erſchaffen ſind, auch ihre heilige
Lichts-Natur bewahret haben, und in beſtaͤndi-
ger Lichts-Gemeinſchaft vor und mit GOtt ſte-
hen. Da hingegen die abgefallenen Geiſter ſind
unſaubere Geiſter der Finſterniß, die, da ſie den
Stand des Lichts freywillig verlaſſen haben,
aus einem gerechten Gerichte GOttes zur Fin-
ſterniß verſtoſſen ſind, und dahin, dem hoͤchſten
Grad nach, noch erſt kuͤnftig am Tage des groſ-
ſen Gerichts GOttes ſollen verſtoſſen werden.
Coloſſ. 1, 13. 2 Pet. 2, 4. Jud. v. 6. Apoc. 12,
9. ſqq. 20, 2.
4. Ein ſolcher Engel der Finſterniß hat
ſich nun in einen Engel des Lichts verſtellet;
nemlich bey der Verſuchung der Eva, nach v. 4.
als worauf der Apoſtel eigentlich ſiehet. Wie
es eigentlich zugegangen, laͤßt ſich nicht ſagen;
aber doch einiger maſſen vermuthlich ſchlieſſen
aus denjenigen Erſcheinungen der guten Engel,
welche den Alt-Vaͤtern im Alten Teſtamente ge-
ſchehen ſind: als welche Figur der Satan auch
wol wird angenommen haben.
5. Und diß iſt wohl oͤfter der Betrug des
Satans geweſen, ſonderlich in den Erſcheinun-
gen, da manche leichtglaͤubige und dabey ſolche
Leute, welche mit dem geoffenbareten goͤttlichen
Worte nicht zufrieden geweſen, ſondern von
GOtt was ſonderbares verlanget haben, und
daher nach auſſerordentlichen Dingen gegaffet,
auf die Art ſind hinter das Licht gefuͤhret wor-
den. Darum noͤthig iſt, ſich allein an GOttes
Wort zu halten.
6. Es verſtellet ſich aber der Satan noch
heute zu Tage in mehrern Stuͤcken in einen En-
gel des Lichts; nemlich, wenn er dem Menſchen
dieſen und jenen hoͤchſt ſchaͤdlichen Jrrthum,
auch dieſe und jene verdammliche Suͤnde, unter
einem feinem Scheine einer wichtigen und wohl-
gegruͤndeten Wahrheit, oder auch einer entwe-
der erlaubten, oder doch nicht viel auf ſich ha-
benden Sache vorſtellet, und damit das Gemuͤth
al-
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