Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Cap. 11, v. 15-20. an die Corinthier. [Spaltenumbruch]
schaffnen Wesen des Christenthums gehören,mit einigem angenommenen Schein des Rech- ten widersprechen, und sie verdächtig machen, auch getreue Knechte und Kinder GOttes als Jrr-Geister und Verführer, oder Verführete beschreiben; und bey diesem allen sich die Rei- nigkeit ihrer Lehre einbilden, und über dersel- ben Vertheidigung sich wol sonderliche Ver- dienste zueignen; zumal wenn sie in dem Satze: Der Glaube machet gerecht, das gerecht- machen fein anzupreisen wissen, ohne der Na- tur des Glaubens und seiner rechten Früchte zu gedencken. Nicht zu erwehnen, daß man der rechten Heils-Güter, welche die Glaubens- Gerechtigkeit, zur Anrichtung des Reichs Got- tes in der Seelen, mit sich bringet, und daher die rechte Kraft zur Heiligung entstehen muß, fast gar nicht gedencket, oder davon redet, wie der Blinde von der Farbe: und doch meinet al- les wohl ausgerichtet zu haben. 10. Also stehet es leider auch hin und wie- der in der Evangelischen Kirche um die Predigt der Gerechtigkeit, und also auch um die Ver- stellung in Prediger der Gerechtigkeit. Daß es Satans Diener sind, will ich nicht sagen: sondern der HErr mag von ihnen selbst den Ausspruch thun. Daß er sie aber für sei- ne rechte Diener und für achte Prediger der Ge- rechtigkeit nicht erkennen wird, ist wohl ge- wiß. 11. Paulus setzet zu den bisher erläuter- ten Worten hinzu! Welcher Ende wird seyn nach ihren Wercken. Was aber für Wercken? Zwar ohne Zweifel bösen und un- nützen: Aber wie? Nach ihren Amts- oder Lebens-Wercken? Nach beyden. Denn die Amts-Wercke sind größten theils nur trüglich gewesen, dadurch manche Seele theils versäu- met, theils verleitet worden. Und nicht besser sind die Lebens-Wercke. Sintemal alda, wo es an der wahren Glaubens-Gerechtigkeit fehlet, und da sich so manche Unrichtigkeit in der Lehre findet, sich unmöglich eine wahre Lebens- Gerechtigkeit finden kan. 12. Pauli Ausspruch ist hart; aber wahr. Er dienet allen Seelen-Hirten zur guten Ap- plication; und zwar theils zur Aufmunte- rung, daß, wenn sie rechtschaffne Prediger der Gerechtigkeit sind, sie es auch bleiben mögen, und ihr Saltz nicht lassen tumm werden: theils zur Prüfung, ob sie es sind? Und wo sie es nicht sind, zur Warnung. 13. Haben Christliche Zuhörer einen sol- chen nach CHristi und Pauli Sinn wohl gear- teten Prediger der Gerechtigkeit, oder auch ih- rer mehrer, so haben sie GOTT dafür zu dan- cken, sie wehrt zu halten, und sich ihres Amts in aller Folgsamkeit zu bedienen: wo aber nicht, sich vor ihrem Sauerteige der Lehre und des Le- bens wohl zu hüten, dabey aber GOTT für sie anzurufen, daß er sie bekehre und erleuchte. V. 16. Jch sage abermal, (da ich von meiner V. 17. Was ich ietzt (in dem nachfolgenden, V. 18. Sintemal viele sich rühmen nach dem Anmerckung. Eine feine Erläuterung über diese Worte V. 19. Denn ihr vertraget gerne die Nar- V. 20. Denn ihr vertraget (es,) so euch ie- Mo- L l l
Cap. 11, v. 15-20. an die Corinthier. [Spaltenumbruch]
ſchaffnen Weſen des Chriſtenthums gehoͤren,mit einigem angenommenen Schein des Rech- ten widerſprechen, und ſie verdaͤchtig machen, auch getreue Knechte und Kinder GOttes als Jrr-Geiſter und Verfuͤhrer, oder Verfuͤhrete beſchreiben; und bey dieſem allen ſich die Rei- nigkeit ihrer Lehre einbilden, und uͤber derſel- ben Vertheidigung ſich wol ſonderliche Ver- dienſte zueignen; zumal wenn ſie in dem Satze: Der Glaube machet gerecht, das gerecht- machen fein anzupreiſen wiſſen, ohne der Na- tur des Glaubens und ſeiner rechten Fruͤchte zu gedencken. Nicht zu erwehnen, daß man der rechten Heils-Guͤter, welche die Glaubens- Gerechtigkeit, zur Anrichtung des Reichs Got- tes in der Seelen, mit ſich bringet, und daher die rechte Kraft zur Heiligung entſtehen muß, faſt gar nicht gedencket, oder davon redet, wie der Blinde von der Farbe: und doch meinet al- les wohl ausgerichtet zu haben. 10. Alſo ſtehet es leider auch hin und wie- der in der Evangeliſchen Kirche um die Predigt der Gerechtigkeit, und alſo auch um die Ver- ſtellung in Prediger der Gerechtigkeit. Daß es Satans Diener ſind, will ich nicht ſagen: ſondern der HErr mag von ihnen ſelbſt den Ausſpruch thun. Daß er ſie aber fuͤr ſei- ne rechte Diener und fuͤr achte Prediger der Ge- rechtigkeit nicht erkennen wird, iſt wohl ge- wiß. 11. Paulus ſetzet zu den bisher erlaͤuter- ten Worten hinzu! Welcher Ende wird ſeyn nach ihren Wercken. Was aber fuͤr Wercken? Zwar ohne Zweifel boͤſen und un- nuͤtzen: Aber wie? Nach ihren Amts- oder Lebens-Wercken? Nach beyden. Denn die Amts-Wercke ſind groͤßten theils nur truͤglich geweſen, dadurch manche Seele theils verſaͤu- met, theils verleitet worden. Und nicht beſſer ſind die Lebens-Wercke. Sintemal alda, wo es an der wahren Glaubens-Gerechtigkeit fehlet, und da ſich ſo manche Unrichtigkeit in der Lehre findet, ſich unmoͤglich eine wahre Lebens- Gerechtigkeit finden kan. 12. Pauli Ausſpruch iſt hart; aber wahr. Er dienet allen Seelen-Hirten zur guten Ap- plication; und zwar theils zur Aufmunte- rung, daß, wenn ſie rechtſchaffne Prediger der Gerechtigkeit ſind, ſie es auch bleiben moͤgen, und ihr Saltz nicht laſſen tumm werden: theils zur Pruͤfung, ob ſie es ſind? Und wo ſie es nicht ſind, zur Warnung. 13. Haben Chriſtliche Zuhoͤrer einen ſol- chen nach CHriſti und Pauli Sinn wohl gear- teten Prediger der Gerechtigkeit, oder auch ih- rer mehrer, ſo haben ſie GOTT dafuͤr zu dan- cken, ſie wehrt zu halten, und ſich ihres Amts in aller Folgſamkeit zu bedienen: wo aber nicht, ſich vor ihrem Sauerteige der Lehre und des Le- bens wohl zu huͤten, dabey aber GOTT fuͤr ſie anzurufen, daß er ſie bekehre und erleuchte. V. 16. Jch ſage abermal, (da ich von meiner V. 17. Was ich ietzt (in dem nachfolgenden, V. 18. Sintemal viele ſich ruͤhmen nach dem Anmerckung. Eine feine Erlaͤuterung uͤber dieſe Worte V. 19. Denn ihr vertraget gerne die Nar- V. 20. Denn ihr vertraget (es,) ſo euch ie- Mo- L l l
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Cap. 11, v. 15-20. an die Corinthier.
ſchaffnen Weſen des Chriſtenthums gehoͤren,
mit einigem angenommenen Schein des Rech-
ten widerſprechen, und ſie verdaͤchtig machen,
auch getreue Knechte und Kinder GOttes als
Jrr-Geiſter und Verfuͤhrer, oder Verfuͤhrete
beſchreiben; und bey dieſem allen ſich die Rei-
nigkeit ihrer Lehre einbilden, und uͤber derſel-
ben Vertheidigung ſich wol ſonderliche Ver-
dienſte zueignen; zumal wenn ſie in dem Satze:
Der Glaube machet gerecht, das gerecht-
machen fein anzupreiſen wiſſen, ohne der Na-
tur des Glaubens und ſeiner rechten Fruͤchte zu
gedencken. Nicht zu erwehnen, daß man der
rechten Heils-Guͤter, welche die Glaubens-
Gerechtigkeit, zur Anrichtung des Reichs Got-
tes in der Seelen, mit ſich bringet, und daher
die rechte Kraft zur Heiligung entſtehen muß,
faſt gar nicht gedencket, oder davon redet, wie
der Blinde von der Farbe: und doch meinet al-
les wohl ausgerichtet zu haben.
10. Alſo ſtehet es leider auch hin und wie-
der in der Evangeliſchen Kirche um die Predigt
der Gerechtigkeit, und alſo auch um die Ver-
ſtellung in Prediger der Gerechtigkeit.
Daß es Satans Diener ſind, will ich nicht
ſagen: ſondern der HErr mag von ihnen ſelbſt
den Ausſpruch thun. Daß er ſie aber fuͤr ſei-
ne rechte Diener und fuͤr achte Prediger der Ge-
rechtigkeit nicht erkennen wird, iſt wohl ge-
wiß.
11. Paulus ſetzet zu den bisher erlaͤuter-
ten Worten hinzu! Welcher Ende wird
ſeyn nach ihren Wercken. Was aber fuͤr
Wercken? Zwar ohne Zweifel boͤſen und un-
nuͤtzen: Aber wie? Nach ihren Amts- oder
Lebens-Wercken? Nach beyden. Denn die
Amts-Wercke ſind groͤßten theils nur truͤglich
geweſen, dadurch manche Seele theils verſaͤu-
met, theils verleitet worden. Und nicht beſſer
ſind die Lebens-Wercke. Sintemal alda,
wo es an der wahren Glaubens-Gerechtigkeit
fehlet, und da ſich ſo manche Unrichtigkeit in der
Lehre findet, ſich unmoͤglich eine wahre Lebens-
Gerechtigkeit finden kan.
12. Pauli Ausſpruch iſt hart; aber wahr.
Er dienet allen Seelen-Hirten zur guten Ap-
plication; und zwar theils zur Aufmunte-
rung, daß, wenn ſie rechtſchaffne Prediger der
Gerechtigkeit ſind, ſie es auch bleiben moͤgen,
und ihr Saltz nicht laſſen tumm werden: theils
zur Pruͤfung, ob ſie es ſind? Und wo ſie es
nicht ſind, zur Warnung.
13. Haben Chriſtliche Zuhoͤrer einen ſol-
chen nach CHriſti und Pauli Sinn wohl gear-
teten Prediger der Gerechtigkeit, oder auch ih-
rer mehrer, ſo haben ſie GOTT dafuͤr zu dan-
cken, ſie wehrt zu halten, und ſich ihres Amts
in aller Folgſamkeit zu bedienen: wo aber nicht,
ſich vor ihrem Sauerteige der Lehre und des Le-
bens wohl zu huͤten, dabey aber GOTT fuͤr
ſie anzurufen, daß er ſie bekehre und erleuchte.
V. 16.
Jch ſage abermal, (da ich von meiner
Arbeit und meinen Leiden wider die Verun-
glimpfung der falſchen Apoſtel noch etwas hin-
zu thun muß,) daß nicht iemand waͤhne,
ich ſey thoͤricht, (und mache von mir einen
eiteln Ruhm:) wo aber nicht, (oder wo ihr
denn gedencken woltet, ich handelte darinnen
nicht weislich, ſo muͤßte ich euch eure Meinung
laſſen,) ſo nehmet mich an als einen Thoͤ-
richten, daß ich mich auch ein wenig ruͤh-
me, (in der That aber die lautere Wahrheit
ſage: deren Bezeugung mir gegen meine Feinde
abgenoͤthiget wird.)
V. 17.
Was ich ietzt (in dem nachfolgenden,
von meinen Verdienſten, oder vielmehr Leiden-
ſchaften,) rede, das rede ich nicht als im
HErrn, (κατὰ τὸν Κύριον. nach dem HErrn,
alſo, daß es ihm gefaͤllig waͤre, woferne ichs
aus eigenem Ruhme, ohne mir dazu gegebene
Urſache thaͤte,) ſondern als in der Thorheit,
(nicht in wircklicher, ſondern ὡς als in der
Thorheit; wie es ohne die dazu gehabte Urſache
und ohne Abſehen auf meinen Zweck, koͤnte an-
geſehen werden,) dieweil wir in das Ruͤh-
men kommen ſind, (ἐν τάυτῃ τῇ ὑποϛάσει
τῆς καυχήσεως, in oder bey dieſem veſten Grun-
de des Ruhms. Siehe die Redens-Art auch
c. 9, 4.)
V. 18.
Sintemal viele ſich ruͤhmen nach dem
Fleiſch, (in ſolchen Dingen, die auf das aͤuſ-
ſerliche gehen,) will ich mich auch ruͤhmen,
(nach der Wahrheit, oder das von meinem
aͤuſſerlichen Zuſtande anfuͤhren, was ich theils
mit den Ruhmwuͤrdigen gemein, theils aber be-
ſonders habe, nemlich die vielen Leiden um
CHriſti willen, davon ſie nichts wiſſen.)
Anmerckung.
Eine feine Erlaͤuterung uͤber dieſe Worte
giebt uns der Ort Phil. 3, 2. u. f. Sehet auf
die Hunde, ſehet auf die boͤſen Arbeiter,
ſehet auf die Zerſchneidung. Denn wir
ſind die Beſchneidung, die wir GOtt im
Geiſte dienen, und ruͤhmen uns von Chri-
ſto JESU, und verlaſſen uns nicht aufs
Fleiſch: wie wol ich auch habe, daß ich
mich Fleiſches ruͤhmen moͤchte u. ſ. f.
V. 19.
Denn ihr vertraget gerne die Nar-
ren, (ihr, oder doch viele unter euch, haben
den falſchen und ruhmredigen Apoſteln, die doch
ſind ἄφρονες, Unkluge, Gehoͤr gegeben,)
dieweil ihr klug ſeyd, (φρόνιμοι ὄντες, da
ihr doch klug ſeyd, und es beſſer wiſſet, oder
haͤttet wiſſen ſollen; aber da ihr ſolches thut,
euch kluͤger duͤncken laſſet, als ihr in der That
ſeyd, oder zu ſeyn erweiſet.)
V. 20.
Denn ihr vertraget (es,) ſo euch ie-
mand (von den falſchen Apoſteln) zu Knech-
ten machet, (uͤber euer Gewiſſen herrſchet,
euch auf blinden Gehorſam fuͤhret, und euch
von der Chriſtlichen Freyheit unter das Joch des
Mo-
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