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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des andern Briefs Pauli Cap. 13, v. 6-11.
[Spaltenumbruch] gange mit GOtt: und also nimmt man am
innern Menschen durch die Erneurung mercklich
zu, und wird wider alle Anläuffe immer
mehr bevestiget, und wie aus GOttes Macht
durch den Glauben zur Seligkeit bewahret 1 Pet.
1, 5. also bewahret man aus derselben sich auch
selbst, daß einen der Satan nicht antaste, noch
aus seiner Vestung bringe. 1 Joh. 5, 18. 2 Pet.
3, 17. Und gleichwie ein solcher vermöge seiner
täglichen Selbst-Prüfung und der damit ver-
knüpften Treue eines rechtschafnen Wandels,
die rechten Proben seines Christenthums ableget:
so ist hingegen einer, wer die Prüfung unterläßt,
und dabey auch folglich aus der richtigen Bahn
der Erneurung schreitet, adokimos, wie ihn
Paulus in den bisher mit mehrern erklärten und
eingeschärfeten Worten nennet, das ist, ein sol-
cher, der keine rechte Proben giebet, auch in der
Prüfung GOttes die Probe so wenig hält, als
eine falsche Müntze, wenn sie am Probier-
Stein, oder im Feuer vom Goldschmiede probi-
ret wird, und daher verwerflich ist.
V. 6.

Jch hoffe aber, ihr erkennet (gno-
sesthe, werdet noch ferner erkennen und aus ge-
nugsamen Proben befinden, wie ihr bisher be-
funden habet) daß wir nicht untüchtig (und
verwerflich) sind (wie die falschen Apostel;
nachdem uns GOtt selbst tüchtig gemachet, das
Amt des Geistes in aller Lauterkeit und Einfalt
zu führen c. 1, 12. 2, 17. 3, 6. 4, 1. 2. etc. auch,
wenn es nöthig ist, wider die Widerspenstigen
gleichsam die Ruthe, oder den gehörigen Crnst
zu gebrauchen. 1 Cor. 4, 21. 13, 2.).

V. 7.

Jch bitte aber GOtt (Gr. wünsche zu
GOtt; welcher Wunsch eine gewisse Gattung
des Gebets ist) daß ihr nichts Ubels thut
(das, was geschehen ist, dergestalt abthut, daß
ihr so viel weniger irgend worinnen ein solches
Aergerniß gebet, welches bey meiner Ankunft
mit Ernst zu bestrafen sey) nicht auf daß wir
tüchtig gesehen werden
(das Lob un-
serer Tüchtigkeit und Treue davon haben mö-
gen, und also nicht so wol um unsert
willen, als um euret willen) auf daß ihr
das Gute thut
(und in dieser Ordnung eu-
res Heils wohl wahrnehmet) und wir wie die
Untüchtigen seyn
(was die angedrohete Be-
strafung betrifft: als da ich mich lieber für ei-
nen solchen, der das, was er angedrohet, zu
vollziehen weder Muth noch Macht gehabt, will
ungütig von den falschen Aposteln beurtheilen,
als meine Apostolische Autorität sehen lassen.

V. 8.

Denn wir können nichts wider die
Wahrheit
(wie der Lehre, also auch des recht-
schafnen Wesens im Wandel; wider dieselbe
gehet die Apostolische Autorität so gar nicht, daß
sie vielmehr für dieselbe ist) sondern für die
Wahrheit
(dieselbe allenthalben in Lehr und
Leben zu schmücken und zu befordern: und wo
ihr also als solche, die in der Wahrheit wandeln,
[Spaltenumbruch] erfunden werdet, so könnet ihr versichert seyn,
daß wir nicht wider euch, sondern für euch
seyn, und uns über euch hertzlich erfreuen
werden.)

V. 9.

Wir freuen uns aber (Gr. denn wir
freuen uns) wenn wir schwach sind (in so fern,
als wir die uns von Christo gegebene Macht und
Schärfe wider euch nicht gebrauchen dürfen,
und daher von den falschen Aposteln als Ohn-
mächtige angesehen werden; zumal, da wir so
vielen Leidens-Schwachheiten unterworfen sind)
und ihr mächtig (oder starck im Glauben und
allem Guten seyd, alle Versuchungen und mäch-
tige Anläufe des Satans ritterlich zu überwin-
den.) Und dasselbe wünschen wir auch,
nemlich eure Vollkommenheit
(katartisin,
Ergäntzung, Zurechtbringung, dadurch allen
bisherigen Mangeln und Gebrechen im Glau-
ben, in der Liebe, im gantzen Wandel, und in
äusserlicher guter Harmonie, Ordnung und Kir-
chen-Zucht, abgeholfen, und die gantze Gemei-
ne in einen ruhigen und gewünschten Stand ge-
setzet, und gleichsam ein jedes verrencktes
Glied an dem Cörper der Kirche wieder einge-
richtet werde.)

V. 10.

Derohalben ich auch solches abwesend
schreibe, auf daß ich nicht, wenn ich gegen-
wärtig bin,
(und so manche Unordnung finde)
Schärfe gebrauchen müsse, nach der
Macht, welche mir der HErr zu bessern
und nicht zu verderben gegeben hat
(die al-
so beschaffen ist, daß, wenn sie auch gleich ge-
brauchet werden muß, eigentlich nicht auf ie-
mands Verderben, sondern auf aller ihrer Bes-
serung angesehen ist. Der ich mich doch aber
lieber enthalte, als bediene. Siehe auch 1 Cor.
4, 21. 2 Cor. 2, 3. 10, 8. 12, 20. 21. Ein recht-
schafner Medicus siehet lieber, daß iemand lieber
nicht kranck sey, als daß er an ihm, als einem
Todt-Krancken, erst seine Kunst erweisen
könne.)

V. 11.

Zuletzt, lieben Brüder, freuet euch,
seyd vollkommen, tröstet euch, habt einer-
ley Sinn, seyd friedsam: so wird der
GOtt der Liebe und des Friedes mit euch
seyn.

Anmerckungen.
1. Eine fünffache Ermahnung, oder Auf-
munterung, und eine herrliche Verheissung und
Versicherung! Beydes gehöret immer zusam-
men. Denn die Verheissungen haben allezeit
ihre Ordnung bey sich, ausser welcher sie nicht
gegeben, noch genossen werden.
2. Jn diesem eigentlichen Beschlusse des
Briefes hat der Apostel es nun wieder mit der
gantzen Gemeine zu thun, nachdem von dem vor-
hergehenden vieles auf einige unartige Glieder
gegangen ist: da er denn auch zwar in der Anre-
de, Brüder, auf diese siehet, auch diese von
sei-
Erklaͤrung des andern Briefs Pauli Cap. 13, v. 6-11.
[Spaltenumbruch] gange mit GOtt: und alſo nimmt man am
innern Menſchen durch die Erneurung mercklich
zu, und wird wider alle Anlaͤuffe immer
mehr beveſtiget, und wie aus GOttes Macht
durch den Glauben zur Seligkeit bewahret 1 Pet.
1, 5. alſo bewahret man aus derſelben ſich auch
ſelbſt, daß einen der Satan nicht antaſte, noch
aus ſeiner Veſtung bringe. 1 Joh. 5, 18. 2 Pet.
3, 17. Und gleichwie ein ſolcher vermoͤge ſeiner
taͤglichen Selbſt-Pruͤfung und der damit ver-
knuͤpften Treue eines rechtſchafnen Wandels,
die rechten Proben ſeines Chriſtenthums ableget:
ſo iſt hingegen einer, wer die Pruͤfung unterlaͤßt,
und dabey auch folglich aus der richtigen Bahn
der Erneurung ſchreitet, ἀδόκιμος, wie ihn
Paulus in den bisher mit mehrern erklaͤrten und
eingeſchaͤrfeten Worten nennet, das iſt, ein ſol-
cher, der keine rechte Proben giebet, auch in der
Pruͤfung GOttes die Probe ſo wenig haͤlt, als
eine falſche Muͤntze, wenn ſie am Probier-
Stein, oder im Feuer vom Goldſchmiede probi-
ret wird, und daher verwerflich iſt.
V. 6.

Jch hoffe aber, ihr erkennet (γνώ-
σεσϑε, werdet noch ferner erkennen und aus ge-
nugſamen Proben befinden, wie ihr bisher be-
funden habet) daß wir nicht untuͤchtig (und
verwerflich) ſind (wie die falſchen Apoſtel;
nachdem uns GOtt ſelbſt tuͤchtig gemachet, das
Amt des Geiſtes in aller Lauterkeit und Einfalt
zu fuͤhren c. 1, 12. 2, 17. 3, 6. 4, 1. 2. ꝛc. auch,
wenn es noͤthig iſt, wider die Widerſpenſtigen
gleichſam die Ruthe, oder den gehoͤrigen Crnſt
zu gebrauchen. 1 Cor. 4, 21. 13, 2.).

V. 7.

Jch bitte aber GOtt (Gr. wuͤnſche zu
GOtt; welcher Wunſch eine gewiſſe Gattung
des Gebets iſt) daß ihr nichts Ubels thut
(das, was geſchehen iſt, dergeſtalt abthut, daß
ihr ſo viel weniger irgend worinnen ein ſolches
Aergerniß gebet, welches bey meiner Ankunft
mit Ernſt zu beſtrafen ſey) nicht auf daß wir
tuͤchtig geſehen werden
(das Lob un-
ſerer Tuͤchtigkeit und Treue davon haben moͤ-
gen, und alſo nicht ſo wol um unſert
willen, als um euret willen) auf daß ihr
das Gute thut
(und in dieſer Ordnung eu-
res Heils wohl wahrnehmet) und wir wie die
Untuͤchtigen ſeyn
(was die angedrohete Be-
ſtrafung betrifft: als da ich mich lieber fuͤr ei-
nen ſolchen, der das, was er angedrohet, zu
vollziehen weder Muth noch Macht gehabt, will
unguͤtig von den falſchen Apoſteln beurtheilen,
als meine Apoſtoliſche Autoritaͤt ſehen laſſen.

V. 8.

Denn wir koͤnnen nichts wider die
Wahrheit
(wie der Lehre, alſo auch des recht-
ſchafnen Weſens im Wandel; wider dieſelbe
gehet die Apoſtoliſche Autoritaͤt ſo gar nicht, daß
ſie vielmehr fuͤr dieſelbe iſt) ſondern fuͤr die
Wahrheit
(dieſelbe allenthalben in Lehr und
Leben zu ſchmuͤcken und zu befordern: und wo
ihr alſo als ſolche, die in der Wahrheit wandeln,
[Spaltenumbruch] erfunden werdet, ſo koͤnnet ihr verſichert ſeyn,
daß wir nicht wider euch, ſondern fuͤr euch
ſeyn, und uns uͤber euch hertzlich erfreuen
werden.)

V. 9.

Wir freuen uns aber (Gr. denn wir
freuen uns) wenn wir ſchwach ſind (in ſo fern,
als wir die uns von Chriſto gegebene Macht und
Schaͤrfe wider euch nicht gebrauchen duͤrfen,
und daher von den falſchen Apoſteln als Ohn-
maͤchtige angeſehen werden; zumal, da wir ſo
vielen Leidens-Schwachheiten unterworfen ſind)
und ihr maͤchtig (oder ſtarck im Glauben und
allem Guten ſeyd, alle Verſuchungen und maͤch-
tige Anlaͤufe des Satans ritterlich zu uͤberwin-
den.) Und daſſelbe wuͤnſchen wir auch,
nemlich eure Vollkommenheit
(κατάρτισιν,
Ergaͤntzung, Zurechtbringung, dadurch allen
bisherigen Mangeln und Gebrechen im Glau-
ben, in der Liebe, im gantzen Wandel, und in
aͤuſſerlicher guter Harmonie, Ordnung und Kir-
chen-Zucht, abgeholfen, und die gantze Gemei-
ne in einen ruhigen und gewuͤnſchten Stand ge-
ſetzet, und gleichſam ein jedes verrencktes
Glied an dem Coͤrper der Kirche wieder einge-
richtet werde.)

V. 10.

Derohalben ich auch ſolches abweſend
ſchreibe, auf daß ich nicht, wenn ich gegen-
waͤrtig bin,
(und ſo manche Unordnung finde)
Schaͤrfe gebrauchen muͤſſe, nach der
Macht, welche mir der HErr zu beſſern
und nicht zu verderben gegeben hat
(die al-
ſo beſchaffen iſt, daß, wenn ſie auch gleich ge-
brauchet werden muß, eigentlich nicht auf ie-
mands Verderben, ſondern auf aller ihrer Beſ-
ſerung angeſehen iſt. Der ich mich doch aber
lieber enthalte, als bediene. Siehe auch 1 Cor.
4, 21. 2 Cor. 2, 3. 10, 8. 12, 20. 21. Ein recht-
ſchafner Medicus ſiehet lieber, daß iemand lieber
nicht kranck ſey, als daß er an ihm, als einem
Todt-Krancken, erſt ſeine Kunſt erweiſen
koͤnne.)

V. 11.

Zuletzt, lieben Bruͤder, freuet euch,
ſeyd vollkommen, troͤſtet euch, habt einer-
ley Sinn, ſeyd friedſam: ſo wird der
GOtt der Liebe und des Friedes mit euch
ſeyn.

Anmerckungen.
1. Eine fuͤnffache Ermahnung, oder Auf-
munterung, und eine herrliche Verheiſſung und
Verſicherung! Beydes gehoͤret immer zuſam-
men. Denn die Verheiſſungen haben allezeit
ihre Ordnung bey ſich, auſſer welcher ſie nicht
gegeben, noch genoſſen werden.
2. Jn dieſem eigentlichen Beſchluſſe des
Briefes hat der Apoſtel es nun wieder mit der
gantzen Gemeine zu thun, nachdem von dem vor-
hergehenden vieles auf einige unartige Glieder
gegangen iſt: da er denn auch zwar in der Anre-
de, Bruͤder, auf dieſe ſiehet, auch dieſe von
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[478/0506] Erklaͤrung des andern Briefs Pauli Cap. 13, v. 6-11. gange mit GOtt: und alſo nimmt man am innern Menſchen durch die Erneurung mercklich zu, und wird wider alle Anlaͤuffe immer mehr beveſtiget, und wie aus GOttes Macht durch den Glauben zur Seligkeit bewahret 1 Pet. 1, 5. alſo bewahret man aus derſelben ſich auch ſelbſt, daß einen der Satan nicht antaſte, noch aus ſeiner Veſtung bringe. 1 Joh. 5, 18. 2 Pet. 3, 17. Und gleichwie ein ſolcher vermoͤge ſeiner taͤglichen Selbſt-Pruͤfung und der damit ver- knuͤpften Treue eines rechtſchafnen Wandels, die rechten Proben ſeines Chriſtenthums ableget: ſo iſt hingegen einer, wer die Pruͤfung unterlaͤßt, und dabey auch folglich aus der richtigen Bahn der Erneurung ſchreitet, ἀδόκιμος, wie ihn Paulus in den bisher mit mehrern erklaͤrten und eingeſchaͤrfeten Worten nennet, das iſt, ein ſol- cher, der keine rechte Proben giebet, auch in der Pruͤfung GOttes die Probe ſo wenig haͤlt, als eine falſche Muͤntze, wenn ſie am Probier- Stein, oder im Feuer vom Goldſchmiede probi- ret wird, und daher verwerflich iſt. V. 6. Jch hoffe aber, ihr erkennet (γνώ- σεσϑε, werdet noch ferner erkennen und aus ge- nugſamen Proben befinden, wie ihr bisher be- funden habet) daß wir nicht untuͤchtig (und verwerflich) ſind (wie die falſchen Apoſtel; nachdem uns GOtt ſelbſt tuͤchtig gemachet, das Amt des Geiſtes in aller Lauterkeit und Einfalt zu fuͤhren c. 1, 12. 2, 17. 3, 6. 4, 1. 2. ꝛc. auch, wenn es noͤthig iſt, wider die Widerſpenſtigen gleichſam die Ruthe, oder den gehoͤrigen Crnſt zu gebrauchen. 1 Cor. 4, 21. 13, 2.). V. 7. Jch bitte aber GOtt (Gr. wuͤnſche zu GOtt; welcher Wunſch eine gewiſſe Gattung des Gebets iſt) daß ihr nichts Ubels thut (das, was geſchehen iſt, dergeſtalt abthut, daß ihr ſo viel weniger irgend worinnen ein ſolches Aergerniß gebet, welches bey meiner Ankunft mit Ernſt zu beſtrafen ſey) nicht auf daß wir tuͤchtig geſehen werden (das Lob un- ſerer Tuͤchtigkeit und Treue davon haben moͤ- gen, und alſo nicht ſo wol um unſert willen, als um euret willen) auf daß ihr das Gute thut (und in dieſer Ordnung eu- res Heils wohl wahrnehmet) und wir wie die Untuͤchtigen ſeyn (was die angedrohete Be- ſtrafung betrifft: als da ich mich lieber fuͤr ei- nen ſolchen, der das, was er angedrohet, zu vollziehen weder Muth noch Macht gehabt, will unguͤtig von den falſchen Apoſteln beurtheilen, als meine Apoſtoliſche Autoritaͤt ſehen laſſen. V. 8. Denn wir koͤnnen nichts wider die Wahrheit (wie der Lehre, alſo auch des recht- ſchafnen Weſens im Wandel; wider dieſelbe gehet die Apoſtoliſche Autoritaͤt ſo gar nicht, daß ſie vielmehr fuͤr dieſelbe iſt) ſondern fuͤr die Wahrheit (dieſelbe allenthalben in Lehr und Leben zu ſchmuͤcken und zu befordern: und wo ihr alſo als ſolche, die in der Wahrheit wandeln, erfunden werdet, ſo koͤnnet ihr verſichert ſeyn, daß wir nicht wider euch, ſondern fuͤr euch ſeyn, und uns uͤber euch hertzlich erfreuen werden.) V. 9. Wir freuen uns aber (Gr. denn wir freuen uns) wenn wir ſchwach ſind (in ſo fern, als wir die uns von Chriſto gegebene Macht und Schaͤrfe wider euch nicht gebrauchen duͤrfen, und daher von den falſchen Apoſteln als Ohn- maͤchtige angeſehen werden; zumal, da wir ſo vielen Leidens-Schwachheiten unterworfen ſind) und ihr maͤchtig (oder ſtarck im Glauben und allem Guten ſeyd, alle Verſuchungen und maͤch- tige Anlaͤufe des Satans ritterlich zu uͤberwin- den.) Und daſſelbe wuͤnſchen wir auch, nemlich eure Vollkommenheit (κατάρτισιν, Ergaͤntzung, Zurechtbringung, dadurch allen bisherigen Mangeln und Gebrechen im Glau- ben, in der Liebe, im gantzen Wandel, und in aͤuſſerlicher guter Harmonie, Ordnung und Kir- chen-Zucht, abgeholfen, und die gantze Gemei- ne in einen ruhigen und gewuͤnſchten Stand ge- ſetzet, und gleichſam ein jedes verrencktes Glied an dem Coͤrper der Kirche wieder einge- richtet werde.) V. 10. Derohalben ich auch ſolches abweſend ſchreibe, auf daß ich nicht, wenn ich gegen- waͤrtig bin, (und ſo manche Unordnung finde) Schaͤrfe gebrauchen muͤſſe, nach der Macht, welche mir der HErr zu beſſern und nicht zu verderben gegeben hat (die al- ſo beſchaffen iſt, daß, wenn ſie auch gleich ge- brauchet werden muß, eigentlich nicht auf ie- mands Verderben, ſondern auf aller ihrer Beſ- ſerung angeſehen iſt. Der ich mich doch aber lieber enthalte, als bediene. Siehe auch 1 Cor. 4, 21. 2 Cor. 2, 3. 10, 8. 12, 20. 21. Ein recht- ſchafner Medicus ſiehet lieber, daß iemand lieber nicht kranck ſey, als daß er an ihm, als einem Todt-Krancken, erſt ſeine Kunſt erweiſen koͤnne.) V. 11. Zuletzt, lieben Bruͤder, freuet euch, ſeyd vollkommen, troͤſtet euch, habt einer- ley Sinn, ſeyd friedſam: ſo wird der GOtt der Liebe und des Friedes mit euch ſeyn. Anmerckungen. 1. Eine fuͤnffache Ermahnung, oder Auf- munterung, und eine herrliche Verheiſſung und Verſicherung! Beydes gehoͤret immer zuſam- men. Denn die Verheiſſungen haben allezeit ihre Ordnung bey ſich, auſſer welcher ſie nicht gegeben, noch genoſſen werden. 2. Jn dieſem eigentlichen Beſchluſſe des Briefes hat der Apoſtel es nun wieder mit der gantzen Gemeine zu thun, nachdem von dem vor- hergehenden vieles auf einige unartige Glieder gegangen iſt: da er denn auch zwar in der Anre- de, Bruͤder, auf dieſe ſiehet, auch dieſe von ſei-

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 478. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/506>, abgerufen am 24.11.2024.