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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des andern Briefs Pauli Cap. 13, v. 13.
[Spaltenumbruch]
Anmerckungen.

1. Demnach es leider durch den Sünden-
Fall dahin gerathen, daß Personen vom männ-
lichen und weiblichen Geschlecht gegen einander
gar leichtlich und auch unvermerckt in eine unor-
dentliche und unheilige Zuneigung gerathen kön-
nen, wenn es auch schon zu keinem Küssen und
dergleichen ungeziemender Familiarität kömmt;
so hat man sich dieser und darinnen jener Frey-
heit, oder vielmehr Frechheit, so vielmehr zu
enthalten, um sowol seiner selbst, als auch der
Person des andern Geschlechts zu schonen, und
weder sich, noch jene in Versuchung zu setzen.
Ein wahrer Christ thut es auch nicht. Verfällt
er aber dahin, so schreitet er aus den Schran-
cken der Zucht und Furcht vor GOtt.

2. Wie sehr das heutige Christen-Volck
mit einem guten Theil ihrer Lehrer ausgeartet
sey, siehet man unter andern auch daraus, daß
ihnen nebst der That auch die blosse Redens-Ar-
ten der heiligen Schrift unerträglich sind, ja
daß sie solche wider rechtschaffene Knechte und
Kinder GOttes zum Gespötte machen. Denn
wer weiß nicht, wie ihrer, als sonderlicher Hei-
ligen,
die auf eine Vollkommenheit gingen, ge-
spottet werde? Aber mit solchen unheiligen
Spöttern wird der HErr, der sich in seinen
Gliedern nicht spotten läßt, dermaleins in sei-
nem Zorn reden.

V. 13.

Die Gnade unsers HErrn JEsu Chri-
sti, und die Liebe GOttes, und die Ge-
meinschaft des Heiligen Geistes, sey mit
euch allen, Amen!

Anmerckungen.
1. Wir haben alhier ein schönes Zeugniß
von dem Geheimniß der heiligen Dreyeinigkeit;
dergleichen noch sonst allein in den Schriften des
neuen Testaments über 50 sind; davon ich in
dem Buche Caussa Dei Tom. II. unter andern
handele. Denn GOtt von Christo und dem
Heiligen Geiste unterschieden ist GOtt der
Vater.
2. Daraus, daß Paulus der andern Per-
son zuerst gedencket, siehet man, daß, wenn
sonst des Vaters zuerst, und der andern Perso-
nen darauf gedacht wird, solches keinen Vor-
zug der Majestät und Herrlichkeit anzeige, son-
sten der Apostel von der Ordnung nicht würde
abgegangen seyn. Der Grund davon ist dem-
nach dieser, daß alle drey Personen der hochge-
lobten Gottheit einander an Majestät gleich
sind.
3. Daß aber Paulus des Sohnes zu erst
Meldung thut, kömmt daher, weil der Vater
durch den Heiligen Geist sich in dem Sohn ge-
offenbaret hat, und weil der Sohn wegen seiner
Erlösung der Grund ist von der Liebe des Va-
ters gegen uns, und von der Gemeinschaft des
Heiligen Geistes in uns.
[Spaltenumbruch]
4. Es ist demnach die Gnade JEsu Christi
zwar auch des Vaters und des Heiligen Geistes
Gnade, aber doch allhier in sonderlicher Ab-
sicht die in der Menschwerdung und Erlösung
uns von Christo erwiesene Gnade: davon es oben
c. 8, 9. heißt: Jhr wisset die Gnade unsers
HErrn JEsu Christi, daß, ob er wol reich
ist, ward er doch arm um unsert willen etc.

Siehe auch, wie sie den Corinthiern c. 5, 14. 19.
20. angepriesen wird.
5. Diese Gnade JEsu Christi hat uns
in dem Wercke der Erlösung die Liebe GOt-
tes des Vaters
erworben, also, daß da der
Sohn zur Erlösung sich verbürget hatte, er den-
selben aus Liebe für uns in die Welt gesandt.
Siehe Joh. 3, 16. Rom. 5, 8. Tit. 3, 4. 1 Joh.
4, 9. Eph. 1, 6.
6. Die Gemeinschaft des Heiligen
Geistes
ist die Salbung und kräftige Wirckung
des Heiligen Geistes, dadurch er in uns den
Sohn nach seinem Gnaden- und Heils-vollem
Verdienste verkläret, und uns seinem Bilde
gleichförmig machet Joh. 16, 14. 2 Cor. 3, 18.
dadurch denn die Liebe des Vaters in unser Hertz
ausgegossen wird, dieselbe zu schmecken und zu
empfinden, und dadurch zur Gegen-Liebe ent-
zündet zu werden Rom. 5, 5. Daraus man zu-
gleich erkennet, was es sey, mit uns seyn, wenn
solches von der Gnade Christi und der Liebe des
Vaters in der Gemeinschaft des H. Geistes ge-
saget wird.
7. Es ist ein sehr verkehrtes Wesen, daß
die Leute noch wol, wie sie meinen, nach der
Gnade JEsu Christi und nach der Liebe des
Vaters
greiffen; aber die Gemeinschaft des
Heiligen Geistes
gar nicht haben oder sich
vom Heiigen Geiste regieren und heiligen las-
sen wollen, sondern dabey immer ihrem eig-
nen Willen und dem Welt-Geiste folgen; auf
welche Art denn GOttes Gnade und Liebe nur
auf Muthwillen gezogen wird.
8. Gedencket gleich Paulus im Anfange
der Briefe, wenn er den Gemeinen Gnade und
Friede von GOTT dem Vater und seinem
Sohn JEsu Christo wünschet, des Heiligen
Geistes
nicht ausdrücklich; so ist doch dabey
allemal eben derjenige Verstand, der alhier mit
ausdrücklicher Benennung des Heiligen Geistes
bezeichnet ist.
9. Da Paulus diesen Brief mit diesem
Segens-Wunsch beschliesset, und mit dem
Glaubens- und Wunsch-Wörtlein, Amen!
das heißt: ja! ja! es soll also geschehen;
gleichsam versiegelt, diese Worte auch, da er
den Brief iemanden in die Feder dictiret, mit
seiner eignen Hand hinzugesetzet hat; wie wir
sehen aus 2 Thess. 3, 27. 1 Cor. 16, 21. sqq.
Col. 4, 18. so istleichtlich zu erachten, daß die
gläubigen Corinthier sich dieses mit einem gläu-
bigen Gegen-Amen
werden recht kräftig zu-
geeignet haben.
10. Ge-
Erklaͤrung des andern Briefs Pauli Cap. 13, v. 13.
[Spaltenumbruch]
Anmerckungen.

1. Demnach es leider durch den Suͤnden-
Fall dahin gerathen, daß Perſonen vom maͤnn-
lichen und weiblichen Geſchlecht gegen einander
gar leichtlich und auch unvermerckt in eine unor-
dentliche und unheilige Zuneigung gerathen koͤn-
nen, wenn es auch ſchon zu keinem Kuͤſſen und
dergleichen ungeziemender Familiaritaͤt koͤmmt;
ſo hat man ſich dieſer und darinnen jener Frey-
heit, oder vielmehr Frechheit, ſo vielmehr zu
enthalten, um ſowol ſeiner ſelbſt, als auch der
Perſon des andern Geſchlechts zu ſchonen, und
weder ſich, noch jene in Verſuchung zu ſetzen.
Ein wahrer Chriſt thut es auch nicht. Verfaͤllt
er aber dahin, ſo ſchreitet er aus den Schran-
cken der Zucht und Furcht vor GOtt.

2. Wie ſehr das heutige Chriſten-Volck
mit einem guten Theil ihrer Lehrer ausgeartet
ſey, ſiehet man unter andern auch daraus, daß
ihnen nebſt der That auch die bloſſe Redens-Ar-
ten der heiligen Schrift unertraͤglich ſind, ja
daß ſie ſolche wider rechtſchaffene Knechte und
Kinder GOttes zum Geſpoͤtte machen. Denn
wer weiß nicht, wie ihrer, als ſonderlicher Hei-
ligen,
die auf eine Vollkommenheit gingen, ge-
ſpottet werde? Aber mit ſolchen unheiligen
Spoͤttern wird der HErr, der ſich in ſeinen
Gliedern nicht ſpotten laͤßt, dermaleins in ſei-
nem Zorn reden.

V. 13.

Die Gnade unſers HErrn JEſu Chri-
ſti, und die Liebe GOttes, und die Ge-
meinſchaft des Heiligen Geiſtes, ſey mit
euch allen, Amen!

Anmerckungen.
1. Wir haben alhier ein ſchoͤnes Zeugniß
von dem Geheimniß der heiligen Dreyeinigkeit;
dergleichen noch ſonſt allein in den Schriften des
neuen Teſtaments uͤber 50 ſind; davon ich in
dem Buche Cauſſa Dei Tom. II. unter andern
handele. Denn GOtt von Chriſto und dem
Heiligen Geiſte unterſchieden iſt GOtt der
Vater.
2. Daraus, daß Paulus der andern Per-
ſon zuerſt gedencket, ſiehet man, daß, wenn
ſonſt des Vaters zuerſt, und der andern Perſo-
nen darauf gedacht wird, ſolches keinen Vor-
zug der Majeſtaͤt und Herrlichkeit anzeige, ſon-
ſten der Apoſtel von der Ordnung nicht wuͤrde
abgegangen ſeyn. Der Grund davon iſt dem-
nach dieſer, daß alle drey Perſonen der hochge-
lobten Gottheit einander an Majeſtaͤt gleich
ſind.
3. Daß aber Paulus des Sohnes zu erſt
Meldung thut, koͤmmt daher, weil der Vater
durch den Heiligen Geiſt ſich in dem Sohn ge-
offenbaret hat, und weil der Sohn wegen ſeiner
Erloͤſung der Grund iſt von der Liebe des Va-
ters gegen uns, und von der Gemeinſchaft des
Heiligen Geiſtes in uns.
[Spaltenumbruch]
4. Es iſt demnach die Gnade JEſu Chriſti
zwar auch des Vaters und des Heiligen Geiſtes
Gnade, aber doch allhier in ſonderlicher Ab-
ſicht die in der Menſchwerdung und Erloͤſung
uns von Chriſto erwieſene Gnade: davon es oben
c. 8, 9. heißt: Jhr wiſſet die Gnade unſers
HErrn JEſu Chriſti, daß, ob er wol reich
iſt, ward er doch arm um unſert willen ꝛc.

Siehe auch, wie ſie den Corinthiern c. 5, 14. 19.
20. angeprieſen wird.
5. Dieſe Gnade JEſu Chriſti hat uns
in dem Wercke der Erloͤſung die Liebe GOt-
tes des Vaters
erworben, alſo, daß da der
Sohn zur Erloͤſung ſich verbuͤrget hatte, er den-
ſelben aus Liebe fuͤr uns in die Welt geſandt.
Siehe Joh. 3, 16. Rom. 5, 8. Tit. 3, 4. 1 Joh.
4, 9. Eph. 1, 6.
6. Die Gemeinſchaft des Heiligen
Geiſtes
iſt die Salbung und kraͤftige Wirckung
des Heiligen Geiſtes, dadurch er in uns den
Sohn nach ſeinem Gnaden- und Heils-vollem
Verdienſte verklaͤret, und uns ſeinem Bilde
gleichfoͤrmig machet Joh. 16, 14. 2 Cor. 3, 18.
dadurch denn die Liebe des Vaters in unſer Hertz
ausgegoſſen wird, dieſelbe zu ſchmecken und zu
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zuͤndet zu werden Rom. 5, 5. Daraus man zu-
gleich erkennet, was es ſey, mit uns ſeyn, wenn
ſolches von der Gnade Chriſti und der Liebe des
Vaters in der Gemeinſchaft des H. Geiſtes ge-
ſaget wird.
7. Es iſt ein ſehr verkehrtes Weſen, daß
die Leute noch wol, wie ſie meinen, nach der
Gnade JEſu Chriſti und nach der Liebe des
Vaters
greiffen; aber die Gemeinſchaft des
Heiligen Geiſtes
gar nicht haben oder ſich
vom Heiigen Geiſte regieren und heiligen laſ-
ſen wollen, ſondern dabey immer ihrem eig-
nen Willen und dem Welt-Geiſte folgen; auf
welche Art denn GOttes Gnade und Liebe nur
auf Muthwillen gezogen wird.
8. Gedencket gleich Paulus im Anfange
der Briefe, wenn er den Gemeinen Gnade und
Friede von GOTT dem Vater und ſeinem
Sohn JEſu Chriſto wuͤnſchet, des Heiligen
Geiſtes
nicht ausdruͤcklich; ſo iſt doch dabey
allemal eben derjenige Verſtand, der alhier mit
ausdruͤcklicher Benennung des Heiligen Geiſtes
bezeichnet iſt.
9. Da Paulus dieſen Brief mit dieſem
Segens-Wunſch beſchlieſſet, und mit dem
Glaubens- und Wunſch-Woͤrtlein, Amen!
das heißt: ja! ja! es ſoll alſo geſchehen;
gleichſam verſiegelt, dieſe Worte auch, da er
den Brief iemanden in die Feder dictiret, mit
ſeiner eignen Hand hinzugeſetzet hat; wie wir
ſehen aus 2 Theſſ. 3, 27. 1 Cor. 16, 21. ſqq.
Col. 4, 18. ſo iſtleichtlich zu erachten, daß die
glaͤubigen Corinthier ſich dieſes mit einem glaͤu-
bigen Gegen-Amen
werden recht kraͤftig zu-
geeignet haben.
10. Ge-
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[480/0508] Erklaͤrung des andern Briefs Pauli Cap. 13, v. 13. Anmerckungen. 1. Demnach es leider durch den Suͤnden- Fall dahin gerathen, daß Perſonen vom maͤnn- lichen und weiblichen Geſchlecht gegen einander gar leichtlich und auch unvermerckt in eine unor- dentliche und unheilige Zuneigung gerathen koͤn- nen, wenn es auch ſchon zu keinem Kuͤſſen und dergleichen ungeziemender Familiaritaͤt koͤmmt; ſo hat man ſich dieſer und darinnen jener Frey- heit, oder vielmehr Frechheit, ſo vielmehr zu enthalten, um ſowol ſeiner ſelbſt, als auch der Perſon des andern Geſchlechts zu ſchonen, und weder ſich, noch jene in Verſuchung zu ſetzen. Ein wahrer Chriſt thut es auch nicht. Verfaͤllt er aber dahin, ſo ſchreitet er aus den Schran- cken der Zucht und Furcht vor GOtt. 2. Wie ſehr das heutige Chriſten-Volck mit einem guten Theil ihrer Lehrer ausgeartet ſey, ſiehet man unter andern auch daraus, daß ihnen nebſt der That auch die bloſſe Redens-Ar- ten der heiligen Schrift unertraͤglich ſind, ja daß ſie ſolche wider rechtſchaffene Knechte und Kinder GOttes zum Geſpoͤtte machen. Denn wer weiß nicht, wie ihrer, als ſonderlicher Hei- ligen, die auf eine Vollkommenheit gingen, ge- ſpottet werde? Aber mit ſolchen unheiligen Spoͤttern wird der HErr, der ſich in ſeinen Gliedern nicht ſpotten laͤßt, dermaleins in ſei- nem Zorn reden. V. 13. Die Gnade unſers HErrn JEſu Chri- ſti, und die Liebe GOttes, und die Ge- meinſchaft des Heiligen Geiſtes, ſey mit euch allen, Amen! Anmerckungen. 1. Wir haben alhier ein ſchoͤnes Zeugniß von dem Geheimniß der heiligen Dreyeinigkeit; dergleichen noch ſonſt allein in den Schriften des neuen Teſtaments uͤber 50 ſind; davon ich in dem Buche Cauſſa Dei Tom. II. unter andern handele. Denn GOtt von Chriſto und dem Heiligen Geiſte unterſchieden iſt GOtt der Vater. 2. Daraus, daß Paulus der andern Per- ſon zuerſt gedencket, ſiehet man, daß, wenn ſonſt des Vaters zuerſt, und der andern Perſo- nen darauf gedacht wird, ſolches keinen Vor- zug der Majeſtaͤt und Herrlichkeit anzeige, ſon- ſten der Apoſtel von der Ordnung nicht wuͤrde abgegangen ſeyn. Der Grund davon iſt dem- nach dieſer, daß alle drey Perſonen der hochge- lobten Gottheit einander an Majeſtaͤt gleich ſind. 3. Daß aber Paulus des Sohnes zu erſt Meldung thut, koͤmmt daher, weil der Vater durch den Heiligen Geiſt ſich in dem Sohn ge- offenbaret hat, und weil der Sohn wegen ſeiner Erloͤſung der Grund iſt von der Liebe des Va- ters gegen uns, und von der Gemeinſchaft des Heiligen Geiſtes in uns. 4. Es iſt demnach die Gnade JEſu Chriſti zwar auch des Vaters und des Heiligen Geiſtes Gnade, aber doch allhier in ſonderlicher Ab- ſicht die in der Menſchwerdung und Erloͤſung uns von Chriſto erwieſene Gnade: davon es oben c. 8, 9. heißt: Jhr wiſſet die Gnade unſers HErrn JEſu Chriſti, daß, ob er wol reich iſt, ward er doch arm um unſert willen ꝛc. Siehe auch, wie ſie den Corinthiern c. 5, 14. 19. 20. angeprieſen wird. 5. Dieſe Gnade JEſu Chriſti hat uns in dem Wercke der Erloͤſung die Liebe GOt- tes des Vaters erworben, alſo, daß da der Sohn zur Erloͤſung ſich verbuͤrget hatte, er den- ſelben aus Liebe fuͤr uns in die Welt geſandt. Siehe Joh. 3, 16. Rom. 5, 8. Tit. 3, 4. 1 Joh. 4, 9. Eph. 1, 6. 6. Die Gemeinſchaft des Heiligen Geiſtes iſt die Salbung und kraͤftige Wirckung des Heiligen Geiſtes, dadurch er in uns den Sohn nach ſeinem Gnaden- und Heils-vollem Verdienſte verklaͤret, und uns ſeinem Bilde gleichfoͤrmig machet Joh. 16, 14. 2 Cor. 3, 18. dadurch denn die Liebe des Vaters in unſer Hertz ausgegoſſen wird, dieſelbe zu ſchmecken und zu empfinden, und dadurch zur Gegen-Liebe ent- zuͤndet zu werden Rom. 5, 5. Daraus man zu- gleich erkennet, was es ſey, mit uns ſeyn, wenn ſolches von der Gnade Chriſti und der Liebe des Vaters in der Gemeinſchaft des H. Geiſtes ge- ſaget wird. 7. Es iſt ein ſehr verkehrtes Weſen, daß die Leute noch wol, wie ſie meinen, nach der Gnade JEſu Chriſti und nach der Liebe des Vaters greiffen; aber die Gemeinſchaft des Heiligen Geiſtes gar nicht haben oder ſich vom Heiigen Geiſte regieren und heiligen laſ- ſen wollen, ſondern dabey immer ihrem eig- nen Willen und dem Welt-Geiſte folgen; auf welche Art denn GOttes Gnade und Liebe nur auf Muthwillen gezogen wird. 8. Gedencket gleich Paulus im Anfange der Briefe, wenn er den Gemeinen Gnade und Friede von GOTT dem Vater und ſeinem Sohn JEſu Chriſto wuͤnſchet, des Heiligen Geiſtes nicht ausdruͤcklich; ſo iſt doch dabey allemal eben derjenige Verſtand, der alhier mit ausdruͤcklicher Benennung des Heiligen Geiſtes bezeichnet iſt. 9. Da Paulus dieſen Brief mit dieſem Segens-Wunſch beſchlieſſet, und mit dem Glaubens- und Wunſch-Woͤrtlein, Amen! das heißt: ja! ja! es ſoll alſo geſchehen; gleichſam verſiegelt, dieſe Worte auch, da er den Brief iemanden in die Feder dictiret, mit ſeiner eignen Hand hinzugeſetzet hat; wie wir ſehen aus 2 Theſſ. 3, 27. 1 Cor. 16, 21. ſqq. Col. 4, 18. ſo iſtleichtlich zu erachten, daß die glaͤubigen Corinthier ſich dieſes mit einem glaͤu- bigen Gegen-Amen werden recht kraͤftig zu- geeignet haben. 10. Ge-

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 480. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/508>, abgerufen am 16.07.2024.