Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Erklärung des Briefs Pauli Cap. 1, v. 17-20. [Spaltenumbruch]
da GOTT Paulum schon von Mutter Leibe an,ja schon von Ewigkeit her zum Apostel-Amte ver- ordnet hatte, er ihm doch eine solche Wut und einen solchen Grimm wider die Kirche CHristi zugelassen hat. Allein gleichwie das Böse von Pauli eigenem Willen und eigener Schuld her- rührete: so war die Gnade so viel grösser, durch welche demselben Einhalt geschahe; und mußte das vorhergegangene Böse zu so viel mehrerer Verherrlichung des Namens GOttes gereichen. Wie denn die halsstarrigen Juden nach der Auf- erstehung Christi woldurch nichts mehr von dem Evangelio überzeuget werden konten, als durch das so gar sonderbare Exempel Pauli. 3. Paulus spricht, GOTT, nemlich der himmlische Vater, habe seinen Sohn in ihm geoffenbaret. Und in der Geschicht von der Bekehrung Pauli Ap. Gesch. 9, 4. u. f. stehet, daß der Sohn GOttes selbst sich ihm geoffenba- ret habe, da er bey umleuchtenden Lichte gesaget: Saul! Saul! was verfolgest du mich? Jch bin JESUS, den du verfolgest! u. s. w. Wenn man nun beydes zusammen hält, so erkennet man daraus die Einigkeit des göttli- chen Wesens, nach welcher der Vater war im Sohn, und der Sohn im Vater Joh. 14, 9. u. f. und nach welcher die Berufung des Sohnes auch war die Berufung des Vaters: wie er auch v. 1. bezeuget hat. 4. Fleisch und Blut heisset hier nicht das sündliche Verderben, welches in dem Men- schen ist, also, daß mit Fleisch und Blut sich be- sprechen, so viel sey, als eine Sache nach irdi- schen und fleischlichen principiis und Absichten überlegen. Wie denn auch die Redens-Art Fleisch und Blut in der heiligen Schrift nir- gends also genommen wird, wie das Wort Fleisch an manchen Orten. Hingegen heißt Fleisch und Blut so viel, als ein blosser sterbli- cher Mensch: als z. E. Matth. 16, 17. Simon, Jonas Sohn, Fleisch und Blut hat dir das nicht geoffenbaret, sondern mein Vater im Himmel. Da man siehet, wie die Offen- barung GOttes der Unterweisung eines blossen Menschen also entgegen gesetzet wird, wie alhier im gantzen Context geschichet, da Paulus bezeu- get, er sey zum Apostel-Amte nicht von Men- schen, sondern von GOTT berufen und unter- richtet worden. Und wenn es Eph. 6, 12. heißt: Wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern u. f. so siehet man wohl, daß durch Fleisch und Blut das schädliche Ver- derben nicht kan verstanden werden, als womit wir genug zu streiten haben; sondern daß es so viel sey, als mit blossen Menschen, oder leibli- chen Feinden, welchen die geistlichen und mäch- tigern entgegen gesetzet werden. Sie auch 1 Cor. 15, 50. alwo vom Fleische und Blute gesaget wird, daß es das Reich GOttes nicht ererben könne: aber nach dem Contexte nichts anders heißt, als daß die menschliche und sterbliche Na- tur, nach ihrer ietzigen Verweslichkeit, ohne der- selben Ablegung durch den Tod, das Unsterbliche und Unverwesliche nicht anziehen könne. Wie denn auch in dem Orte Hebr. 2, 14. die Redens- Art, daß die Kinder Fleisch und Blut haben, [Spaltenumbruch] und der liebste Heiland solches gleicher Massen an sich genommen, gleichfalls nichts anders, als die menschliche Natur verstanden werden kan. Es ist demnach, wie aus dem Texte und Contexte der Worte Pauli, also auch aus andern Oertern der heiligen Schrift gantz klar, daß Paulus durch Fleisch und Blut, mit welchem er sich nicht be- sprochen habe, nichts anders, als blosse Menschen und menschliche Anführung verstehe. V. 18. Darnach über drey Jahren (von der Anmerckung. Von dieser Reise nach Jerusalem ist es zu V. 19. Der andern Apostel aber sahe ich (zu Anmerckung. Es waren unter den Aposteln zweene Jaco- V. 20. Was ich euch aber schreibe (wie ins- Evan-
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 1, v. 17-20. [Spaltenumbruch]
da GOTT Paulum ſchon von Mutter Leibe an,ja ſchon von Ewigkeit her zum Apoſtel-Amte ver- ordnet hatte, er ihm doch eine ſolche Wut und einen ſolchen Grimm wider die Kirche CHriſti zugelaſſen hat. Allein gleichwie das Boͤſe von Pauli eigenem Willen und eigener Schuld her- ruͤhrete: ſo war die Gnade ſo viel groͤſſer, durch welche demſelben Einhalt geſchahe; und mußte das vorhergegangene Boͤſe zu ſo viel mehrerer Verherrlichung des Namens GOttes gereichen. Wie denn die halsſtarrigen Juden nach der Auf- erſtehung Chriſti woldurch nichts mehr von dem Evangelio uͤberzeuget werden konten, als durch das ſo gar ſonderbare Exempel Pauli. 3. Paulus ſpricht, GOTT, nemlich der himmliſche Vater, habe ſeinen Sohn in ihm geoffenbaret. Und in der Geſchicht von der Bekehrung Pauli Ap. Geſch. 9, 4. u. f. ſtehet, daß der Sohn GOttes ſelbſt ſich ihm geoffenba- ret habe, da er bey umleuchtenden Lichte geſaget: Saul! Saul! was verfolgeſt du mich? Jch bin JESUS, den du verfolgeſt! u. ſ. w. Wenn man nun beydes zuſammen haͤlt, ſo erkennet man daraus die Einigkeit des goͤttli- chen Weſens, nach welcher der Vater war im Sohn, und der Sohn im Vater Joh. 14, 9. u. f. und nach welcher die Berufung des Sohnes auch war die Berufung des Vaters: wie er auch v. 1. bezeuget hat. 4. Fleiſch und Blut heiſſet hier nicht das ſuͤndliche Verderben, welches in dem Men- ſchen iſt, alſo, daß mit Fleiſch und Blut ſich be- ſprechen, ſo viel ſey, als eine Sache nach irdi- ſchen und fleiſchlichen principiis und Abſichten uͤberlegen. Wie denn auch die Redens-Art Fleiſch und Blut in der heiligen Schrift nir- gends alſo genommen wird, wie das Wort Fleiſch an manchen Orten. Hingegen heißt Fleiſch und Blut ſo viel, als ein bloſſer ſterbli- cher Menſch: als z. E. Matth. 16, 17. Simon, Jonas Sohn, Fleiſch und Blut hat dir das nicht geoffenbaret, ſondern mein Vater im Himmel. Da man ſiehet, wie die Offen- barung GOttes der Unterweiſung eines bloſſen Menſchen alſo entgegen geſetzet wird, wie alhier im gantzen Context geſchichet, da Paulus bezeu- get, er ſey zum Apoſtel-Amte nicht von Men- ſchen, ſondern von GOTT berufen und unter- richtet worden. Und wenn es Eph. 6, 12. heißt: Wir haben nicht mit Fleiſch und Blut zu kaͤmpfen, ſondern u. f. ſo ſiehet man wohl, daß durch Fleiſch und Blut das ſchaͤdliche Ver- derben nicht kan verſtanden werden, als womit wir genug zu ſtreiten haben; ſondern daß es ſo viel ſey, als mit bloſſen Menſchen, oder leibli- chen Feinden, welchen die geiſtlichen und maͤch- tigern entgegen geſetzet werden. Sie auch 1 Cor. 15, 50. alwo vom Fleiſche und Blute geſaget wird, daß es das Reich GOttes nicht ererben koͤnne: aber nach dem Contexte nichts anders heißt, als daß die menſchliche und ſterbliche Na- tur, nach ihrer ietzigen Verweslichkeit, ohne der- ſelben Ablegung durch den Tod, das Unſterbliche und Unverwesliche nicht anziehen koͤnne. Wie denn auch in dem Orte Hebr. 2, 14. die Redens- Art, daß die Kinder Fleiſch und Blut haben, [Spaltenumbruch] und der liebſte Heiland ſolches gleicher Maſſen an ſich genommen, gleichfalls nichts anders, als die menſchliche Natur verſtanden werden kan. Es iſt demnach, wie aus dem Texte und Contexte der Worte Pauli, alſo auch aus andern Oertern der heiligen Schrift gantz klar, daß Paulus durch Fleiſch und Blut, mit welchem er ſich nicht be- ſprochen habe, nichts anders, als bloſſe Menſchen und menſchliche Anfuͤhrung verſtehe. V. 18. Darnach uͤber drey Jahren (von der Anmerckung. Von dieſer Reiſe nach Jeruſalem iſt es zu V. 19. Der andern Apoſtel aber ſahe ich (zu Anmerckung. Es waren unter den Apoſteln zweene Jaco- V. 20. Was ich euch aber ſchreibe (wie ins- Evan-
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Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 1, v. 17-20.
da GOTT Paulum ſchon von Mutter Leibe an,
ja ſchon von Ewigkeit her zum Apoſtel-Amte ver-
ordnet hatte, er ihm doch eine ſolche Wut und
einen ſolchen Grimm wider die Kirche CHriſti
zugelaſſen hat. Allein gleichwie das Boͤſe von
Pauli eigenem Willen und eigener Schuld her-
ruͤhrete: ſo war die Gnade ſo viel groͤſſer, durch
welche demſelben Einhalt geſchahe; und mußte
das vorhergegangene Boͤſe zu ſo viel mehrerer
Verherrlichung des Namens GOttes gereichen.
Wie denn die halsſtarrigen Juden nach der Auf-
erſtehung Chriſti woldurch nichts mehr von dem
Evangelio uͤberzeuget werden konten, als durch
das ſo gar ſonderbare Exempel Pauli.
3. Paulus ſpricht, GOTT, nemlich der
himmliſche Vater, habe ſeinen Sohn in ihm
geoffenbaret. Und in der Geſchicht von der
Bekehrung Pauli Ap. Geſch. 9, 4. u. f. ſtehet,
daß der Sohn GOttes ſelbſt ſich ihm geoffenba-
ret habe, da er bey umleuchtenden Lichte geſaget:
Saul! Saul! was verfolgeſt du mich?
Jch bin JESUS, den du verfolgeſt! u.
ſ. w. Wenn man nun beydes zuſammen haͤlt,
ſo erkennet man daraus die Einigkeit des goͤttli-
chen Weſens, nach welcher der Vater war im
Sohn, und der Sohn im Vater Joh. 14, 9. u. f.
und nach welcher die Berufung des Sohnes auch
war die Berufung des Vaters: wie er auch v. 1.
bezeuget hat.
4. Fleiſch und Blut heiſſet hier nicht das
ſuͤndliche Verderben, welches in dem Men-
ſchen iſt, alſo, daß mit Fleiſch und Blut ſich be-
ſprechen, ſo viel ſey, als eine Sache nach irdi-
ſchen und fleiſchlichen principiis und Abſichten
uͤberlegen. Wie denn auch die Redens-Art
Fleiſch und Blut in der heiligen Schrift nir-
gends alſo genommen wird, wie das Wort
Fleiſch an manchen Orten. Hingegen heißt
Fleiſch und Blut ſo viel, als ein bloſſer ſterbli-
cher Menſch: als z. E. Matth. 16, 17. Simon,
Jonas Sohn, Fleiſch und Blut hat dir das
nicht geoffenbaret, ſondern mein Vater
im Himmel. Da man ſiehet, wie die Offen-
barung GOttes der Unterweiſung eines bloſſen
Menſchen alſo entgegen geſetzet wird, wie alhier
im gantzen Context geſchichet, da Paulus bezeu-
get, er ſey zum Apoſtel-Amte nicht von Men-
ſchen, ſondern von GOTT berufen und unter-
richtet worden. Und wenn es Eph. 6, 12. heißt:
Wir haben nicht mit Fleiſch und Blut zu
kaͤmpfen, ſondern u. f. ſo ſiehet man wohl,
daß durch Fleiſch und Blut das ſchaͤdliche Ver-
derben nicht kan verſtanden werden, als womit
wir genug zu ſtreiten haben; ſondern daß es ſo
viel ſey, als mit bloſſen Menſchen, oder leibli-
chen Feinden, welchen die geiſtlichen und maͤch-
tigern entgegen geſetzet werden. Sie auch 1 Cor.
15, 50. alwo vom Fleiſche und Blute geſaget
wird, daß es das Reich GOttes nicht ererben
koͤnne: aber nach dem Contexte nichts anders
heißt, als daß die menſchliche und ſterbliche Na-
tur, nach ihrer ietzigen Verweslichkeit, ohne der-
ſelben Ablegung durch den Tod, das Unſterbliche
und Unverwesliche nicht anziehen koͤnne. Wie
denn auch in dem Orte Hebr. 2, 14. die Redens-
Art, daß die Kinder Fleiſch und Blut haben,
und der liebſte Heiland ſolches gleicher Maſſen an
ſich genommen, gleichfalls nichts anders, als
die menſchliche Natur verſtanden werden kan.
Es iſt demnach, wie aus dem Texte und Contexte
der Worte Pauli, alſo auch aus andern Oertern
der heiligen Schrift gantz klar, daß Paulus durch
Fleiſch und Blut, mit welchem er ſich nicht be-
ſprochen habe, nichts anders, als bloſſe Menſchen
und menſchliche Anfuͤhrung verſtehe.
V. 18.
Darnach uͤber drey Jahren (von der
Bekehrung an zu rechnen) kam ich gen Jeru-
ſalem, Petrum (nicht erſt um Rath zu fragen,
wie ich mich im Apoſtel-Amte zu verhalten haͤtte,
und alſo von ihm zu lernen, ſondern) zu ſchauen
(ſeine Bekantſchaft zu ſuchen, und, wie von ihm
zu hoͤren, wie es um die Kirche GOttes daſelbſt
ſtehe, als auch ihm von dem, was mit mir in A-
rabien und zu Damaſcus zu zweyen malen vorge-
gangen, Nachricht zu ertheilen) und blieb funf-
zehen Tage bey ihm.
Anmerckung.
Von dieſer Reiſe nach Jeruſalem iſt es zu
verſtehen, was Lucas Ap. Geſch. 9, 26. u. f. er-
zehlet, wie Paulus nach Jeruſalem gekommen,
und von Barnaba zu den Apoſteln gefuͤhret u. ſ.
w. Da er vorher nicht gedencket, wie daß Paulus
ſich mehrere Zeit in Arabien aufgehalten, und da-
ſelbſt das Evangelium verkuͤndiget habe. Und
bey dieſer erſten Anweſenheit zu Jeruſalem iſt es
geſchehen, daß Paulus, als er im Tempel gebe-
tet, entzuͤcket worden, und von dem HERRN
JESU dieſe Worte gehoͤret: Eile, mache dich
behend von Jeruſalem hinaus. Denn ſie
werden nicht aufnehmen dein Zeugniß von
mir u. ſ. w. Welches mit dem uͤberein koͤmmt,
was c. 9, 29. ſtehet, daß ihm bis auf den Tod
nachgeſtellet worden.
V. 19.
Der andern Apoſtel aber ſahe ich (zu
Jeruſalem) keinen (weil ſie des Evangelii hal-
ber ſich anderwaͤrtig aufgehalten) ohne Jaco-
bum, des HErrn (JEſu) Bruder
Anmerckung.
Es waren unter den Apoſteln zweene Jaco-
bi: der eine Jacobus, Zebedaͤi Sohn, und ein
Bruder Johannis, der andere des Alphaͤi Sohn
Matth. 4, 21. 10, 2. 3. Der erſte wurde auf Be-
fehl Herodis zu Jeruſalem enthauptet Ap. Geſch.
12, 2. und der andere iſt alhier gemeinet, deſſen
auch Ap. Geſch. 12, 17. 15, 13. 21, 18. gedacht
wird: als welcher der Jeruſalemſchen Gemeine
am laͤngſten vorgeſtanden, auch den bekanten
Brief geſchrieben hat, und ein Bruder des
HErrn heißt. Des HErrn Bruder heißt
er, weil er mit CHriſto von Seiten Mariaͤ, oder
Joſephs, nahe verwandt geweſen. Es wird auch
ſonſt jener major, dieſer minor genennet.
V. 20.
Was ich euch aber ſchreibe (wie ins-
gemein, alſo inſonderheit von dem, daß ich das
Evan-
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