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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 1, v. 21-24. c. 2, v. 1. an die Galater.
[Spaltenumbruch] Evangelium nicht erst von den Aposteln empfan-
gen, noch von ihnen, sondern von CHristo selbst
unmittelbar berufen worde, ist die lautere Wahr-
heit) siehe, GOTT weiß es, ich lüge nicht.
(Siehe dergleichen Betheurungen Rom. 1, 9.
9, 1. 2 Cor. 1, 23. 9, 31. 1 Thess. 2, 5. etc. und
hüte dich vor dem Mißbrauch solcher Worte; da
man es mit dem allwissenden GOTT zu thun
und vor ihm ein gutes Gewissen zu bewahren
hat.)

V. 21.

Darnach (als mir zu Jerusalem über der
freyen Bekäntniß des Namens JESU nach dem
Leben gestellet, ich auch von dem HErrn selbst be-
fehliget wurde, von dannen zu weichen Apost.
Gesch. 9, 28. 29. 22, 18. u. f.) kam ich (von
den Brüdern aus Jerusalem begleitet) in die
Länder Syria
(insonderheit nach Cäsaream
Philippi, so am Berge Libanon gelegen Apost.
Gesch. 9, 30.) und (von dannen in) Cilicia, (in
mein Vaterland: von dannen mich Barnabas
nach Antiochiam abgeholet Ap. Gesch. 11, 25.)

V. 22. 23. 24.

Jch war aber unbekant von Angesicht
den Christlichen Gemeinen in Judäa
(weil
ich mich gar nicht darinnen aufgehalten hatte,
und also noch viel weniger von ihren Vorstehern
das Evangelium von CHristo hätte erlernen und
von ihnen zu desselben Verkündigung ausgesen-
det werden können:) V. 23. Sie hatten aber
allein gehöret, daß der uns
(wie die Worte
[Spaltenumbruch] der Gemeinen gewesen) weiland verfolgete
der prediget ietzt den Glauben, welchen
er weiland verstörete:
V. 24. Und preise-
ten GOTT über mir
(daß aus einem Wolfe
der Kirche nicht allein ein Schaf CHristi, son-
dern auch ein Hirte, ja ein Aufseher der Hirten
geworden.)

Anmerckungen.

Die Redens-Art, den Glauben predigen,
ist gar nachdrücklich. Denn sie zeiget an, daß
die Glaubens-Lehren und die Geheimnisse des
Reiches GOttes, welche sich in die Lehre von
CHristo zusammen concentriren, der vornehm-
ste Jnhalt der Apostolischen Predigten gewesen
sey; und wie der Haupt-Zweck dahin gegangen,
dadurch in der Ordnung wahrer Bekehrung den
Glauben in den Hertzen der Menschen anzuzün-
den; und so denn aus dem Glauben alle Pflich-
ten der Liebe herzuleiten.

2. Und eben dieses ist ein Kennzeichen eines
rechtschaffenen evangelischen Lehrers, wenn sei-
ne meiste Bemühung dahin gehet, daß er seine
Zuhörer möge zum Glauben an GOTT, und
Vermöge desselben zur wahren Aufopferung ge-
gen GOTT und rechten Dependentz von GOtt
bringen; und in dieser Ordnung die Heiligung
des Wandels befördern: gleichwie es auch nicht
weniger die rechte Haupt-Pflicht eines evangeli-
schen Christen und Zuhörers ist, vor allen Din-
gen immer dahin zu sehen, daß man im lebendi-
gen und thätigen Glauben an GOTT beständig
möge wachsen und zunehmen.

Das andere Capitel/
Darinnen der Apostel bezeuget/ daß/ als er von Antiochia
nach Jerusalem gekommen/ nach Ap. Gesch. 15/ 1. u. f. Tito/ seinem Ge-
fährten/ einem gebohrnen Grichen/ die Beschneidung nicht sey zugemuthet/
und die Christliche Freyheit wider einige Gesetz-Eiferer sey behauptet
worden; und wie er so gar von Petro nicht erst das Evangelium erler-
net/ daß er ihn vielmehr selbst mit einer guten Erinnerung darinnen zu
statten gekommen: Bey welcher Gelegenheit denn ein mehrers von
dem rechten Kern und von der Kraft des Evangelii
vorgetragen wird.
V. 1.
[Spaltenumbruch]

DArnach (von meiner Bekehrung
an gerechnet) über vierzehen
Jahr
(im Jahr CHristi 49) zog
ich
(von Antiochia) abermal
hin gen Jerusalem mit Bar-
naba, und nahm Titum auch mit.

Anmerckungen.
1. Zu dieser Zeit ist Paulus zum dritten
mal nach Jerusalem gekommen: nachdem er 4
bis 5 Jahr vorher zum andern mal alda gewesen
war, und von Antiochia mit Barnaba eine All-
mose dahin gebracht hatte Ap. Gesch. 11, 27. u. f.
[Spaltenumbruch] und mit ihm wieder von dannen nach Antiochia
zurück gekehret war c. 12, 25. alwo der griechi-
sche Text also zu übersetzen ist: Barnabas aber
und Saulus kehreten wieder zurück von
Jerusalem, nachdem sie die Handreichung
überantwortet hatten
etc. dafür stehet: ka-
men wieder gen Jerusalem, und überantworte-
ten die Handreichung.
2. Die äusserliche Veranlassung dieser
Reise Pauli war diese: Es waren von Jerusalem
etliche zu CHristo fast nur erst halb bekehrte Jü-
den nach Antiochiam gekommen, und hatten da-
selbst in der guten theils aus bekekehrten Hei-
den

Cap. 1, v. 21-24. c. 2, v. 1. an die Galater.
[Spaltenumbruch] Evangelium nicht erſt von den Apoſteln empfan-
gen, noch von ihnen, ſondern von CHriſto ſelbſt
unmittelbar berufen worde, iſt die lautere Wahr-
heit) ſiehe, GOTT weiß es, ich luͤge nicht.
(Siehe dergleichen Betheurungen Rom. 1, 9.
9, 1. 2 Cor. 1, 23. 9, 31. 1 Theſſ. 2, 5. ꝛc. und
huͤte dich vor dem Mißbrauch ſolcher Worte; da
man es mit dem allwiſſenden GOTT zu thun
und vor ihm ein gutes Gewiſſen zu bewahren
hat.)

V. 21.

Darnach (als mir zu Jeruſalem uͤber der
freyen Bekaͤntniß des Namens JESU nach dem
Leben geſtellet, ich auch von dem HErrn ſelbſt be-
fehliget wurde, von dannen zu weichen Apoſt.
Geſch. 9, 28. 29. 22, 18. u. f.) kam ich (von
den Bruͤdern aus Jeruſalem begleitet) in die
Laͤnder Syria
(inſonderheit nach Caͤſaream
Philippi, ſo am Berge Libanon gelegen Apoſt.
Geſch. 9, 30.) und (von dannen in) Cilicia, (in
mein Vaterland: von dannen mich Barnabas
nach Antiochiam abgeholet Ap. Geſch. 11, 25.)

V. 22. 23. 24.

Jch war aber unbekant von Angeſicht
den Chriſtlichen Gemeinen in Judaͤa
(weil
ich mich gar nicht darinnen aufgehalten hatte,
und alſo noch viel weniger von ihren Vorſtehern
das Evangelium von CHriſto haͤtte erlernen und
von ihnen zu deſſelben Verkuͤndigung ausgeſen-
det werden koͤnnen:) V. 23. Sie hatten aber
allein gehoͤret, daß der uns
(wie die Worte
[Spaltenumbruch] der Gemeinen geweſen) weiland verfolgete
der prediget ietzt den Glauben, welchen
er weiland verſtoͤrete:
V. 24. Und preiſe-
ten GOTT uͤber mir
(daß aus einem Wolfe
der Kirche nicht allein ein Schaf CHriſti, ſon-
dern auch ein Hirte, ja ein Aufſeher der Hirten
geworden.)

Anmerckungen.

Die Redens-Art, den Glauben predigen,
iſt gar nachdruͤcklich. Denn ſie zeiget an, daß
die Glaubens-Lehren und die Geheimniſſe des
Reiches GOttes, welche ſich in die Lehre von
CHriſto zuſammen concentriren, der vornehm-
ſte Jnhalt der Apoſtoliſchen Predigten geweſen
ſey; und wie der Haupt-Zweck dahin gegangen,
dadurch in der Ordnung wahrer Bekehrung den
Glauben in den Hertzen der Menſchen anzuzuͤn-
den; und ſo denn aus dem Glauben alle Pflich-
ten der Liebe herzuleiten.

2. Und eben dieſes iſt ein Kennzeichen eines
rechtſchaffenen evangeliſchen Lehrers, wenn ſei-
ne meiſte Bemuͤhung dahin gehet, daß er ſeine
Zuhoͤrer moͤge zum Glauben an GOTT, und
Vermoͤge deſſelben zur wahren Aufopferung ge-
gen GOTT und rechten Dependentz von GOtt
bringen; und in dieſer Ordnung die Heiligung
des Wandels befoͤrdern: gleichwie es auch nicht
weniger die rechte Haupt-Pflicht eines evangeli-
ſchen Chriſten und Zuhoͤrers iſt, vor allen Din-
gen immer dahin zu ſehen, daß man im lebendi-
gen und thaͤtigen Glauben an GOTT beſtaͤndig
moͤge wachſen und zunehmen.

Das andere Capitel/
Darinnen der Apoſtel bezeuget/ daß/ als er von Antiochia
nach Jeruſalem gekommen/ nach Ap. Geſch. 15/ 1. u. f. Tito/ ſeinem Ge-
faͤhrten/ einem gebohrnen Grichen/ die Beſchneidung nicht ſey zugemuthet/
und die Chriſtliche Freyheit wider einige Geſetz-Eiferer ſey behauptet
worden; und wie er ſo gar von Petro nicht erſt das Evangelium erler-
net/ daß er ihn vielmehr ſelbſt mit einer guten Erinnerung darinnen zu
ſtatten gekommen: Bey welcher Gelegenheit denn ein mehrers von
dem rechten Kern und von der Kraft des Evangelii
vorgetragen wird.
V. 1.
[Spaltenumbruch]

DArnach (von meiner Bekehrung
an gerechnet) uͤber vierzehen
Jahr
(im Jahr CHriſti 49) zog
ich
(von Antiochia) abermal
hin gen Jeruſalem mit Bar-
naba, und nahm Titum auch mit.

Anmerckungen.
1. Zu dieſer Zeit iſt Paulus zum dritten
mal nach Jeruſalem gekommen: nachdem er 4
bis 5 Jahr vorher zum andern mal alda geweſen
war, und von Antiochia mit Barnaba eine All-
moſe dahin gebracht hatte Ap. Geſch. 11, 27. u. f.
[Spaltenumbruch] und mit ihm wieder von dannen nach Antiochia
zuruͤck gekehret war c. 12, 25. alwo der griechi-
ſche Text alſo zu uͤberſetzen iſt: Barnabas aber
und Saulus kehreten wieder zuruͤck von
Jeruſalem, nachdem ſie die Handreichung
uͤberantwortet hatten
ꝛc. dafuͤr ſtehet: ka-
men wieder gen Jeruſalem, und uͤberantworte-
ten die Handreichung.
2. Die aͤuſſerliche Veranlaſſung dieſer
Reiſe Pauli war dieſe: Es waren von Jeruſalem
etliche zu CHriſto faſt nur erſt halb bekehrte Juͤ-
den nach Antiochiam gekommen, und hatten da-
ſelbſt in der guten theils aus bekekehrten Hei-
den
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[495/0523] Cap. 1, v. 21-24. c. 2, v. 1. an die Galater. Evangelium nicht erſt von den Apoſteln empfan- gen, noch von ihnen, ſondern von CHriſto ſelbſt unmittelbar berufen worde, iſt die lautere Wahr- heit) ſiehe, GOTT weiß es, ich luͤge nicht. (Siehe dergleichen Betheurungen Rom. 1, 9. 9, 1. 2 Cor. 1, 23. 9, 31. 1 Theſſ. 2, 5. ꝛc. und huͤte dich vor dem Mißbrauch ſolcher Worte; da man es mit dem allwiſſenden GOTT zu thun und vor ihm ein gutes Gewiſſen zu bewahren hat.) V. 21. Darnach (als mir zu Jeruſalem uͤber der freyen Bekaͤntniß des Namens JESU nach dem Leben geſtellet, ich auch von dem HErrn ſelbſt be- fehliget wurde, von dannen zu weichen Apoſt. Geſch. 9, 28. 29. 22, 18. u. f.) kam ich (von den Bruͤdern aus Jeruſalem begleitet) in die Laͤnder Syria (inſonderheit nach Caͤſaream Philippi, ſo am Berge Libanon gelegen Apoſt. Geſch. 9, 30.) und (von dannen in) Cilicia, (in mein Vaterland: von dannen mich Barnabas nach Antiochiam abgeholet Ap. Geſch. 11, 25.) V. 22. 23. 24. Jch war aber unbekant von Angeſicht den Chriſtlichen Gemeinen in Judaͤa (weil ich mich gar nicht darinnen aufgehalten hatte, und alſo noch viel weniger von ihren Vorſtehern das Evangelium von CHriſto haͤtte erlernen und von ihnen zu deſſelben Verkuͤndigung ausgeſen- det werden koͤnnen:) V. 23. Sie hatten aber allein gehoͤret, daß der uns (wie die Worte der Gemeinen geweſen) weiland verfolgete der prediget ietzt den Glauben, welchen er weiland verſtoͤrete: V. 24. Und preiſe- ten GOTT uͤber mir (daß aus einem Wolfe der Kirche nicht allein ein Schaf CHriſti, ſon- dern auch ein Hirte, ja ein Aufſeher der Hirten geworden.) Anmerckungen. Die Redens-Art, den Glauben predigen, iſt gar nachdruͤcklich. Denn ſie zeiget an, daß die Glaubens-Lehren und die Geheimniſſe des Reiches GOttes, welche ſich in die Lehre von CHriſto zuſammen concentriren, der vornehm- ſte Jnhalt der Apoſtoliſchen Predigten geweſen ſey; und wie der Haupt-Zweck dahin gegangen, dadurch in der Ordnung wahrer Bekehrung den Glauben in den Hertzen der Menſchen anzuzuͤn- den; und ſo denn aus dem Glauben alle Pflich- ten der Liebe herzuleiten. 2. Und eben dieſes iſt ein Kennzeichen eines rechtſchaffenen evangeliſchen Lehrers, wenn ſei- ne meiſte Bemuͤhung dahin gehet, daß er ſeine Zuhoͤrer moͤge zum Glauben an GOTT, und Vermoͤge deſſelben zur wahren Aufopferung ge- gen GOTT und rechten Dependentz von GOtt bringen; und in dieſer Ordnung die Heiligung des Wandels befoͤrdern: gleichwie es auch nicht weniger die rechte Haupt-Pflicht eines evangeli- ſchen Chriſten und Zuhoͤrers iſt, vor allen Din- gen immer dahin zu ſehen, daß man im lebendi- gen und thaͤtigen Glauben an GOTT beſtaͤndig moͤge wachſen und zunehmen. Das andere Capitel/ Darinnen der Apoſtel bezeuget/ daß/ als er von Antiochia nach Jeruſalem gekommen/ nach Ap. Geſch. 15/ 1. u. f. Tito/ ſeinem Ge- faͤhrten/ einem gebohrnen Grichen/ die Beſchneidung nicht ſey zugemuthet/ und die Chriſtliche Freyheit wider einige Geſetz-Eiferer ſey behauptet worden; und wie er ſo gar von Petro nicht erſt das Evangelium erler- net/ daß er ihn vielmehr ſelbſt mit einer guten Erinnerung darinnen zu ſtatten gekommen: Bey welcher Gelegenheit denn ein mehrers von dem rechten Kern und von der Kraft des Evangelii vorgetragen wird. V. 1. DArnach (von meiner Bekehrung an gerechnet) uͤber vierzehen Jahr (im Jahr CHriſti 49) zog ich (von Antiochia) abermal hin gen Jeruſalem mit Bar- naba, und nahm Titum auch mit. Anmerckungen. 1. Zu dieſer Zeit iſt Paulus zum dritten mal nach Jeruſalem gekommen: nachdem er 4 bis 5 Jahr vorher zum andern mal alda geweſen war, und von Antiochia mit Barnaba eine All- moſe dahin gebracht hatte Ap. Geſch. 11, 27. u. f. und mit ihm wieder von dannen nach Antiochia zuruͤck gekehret war c. 12, 25. alwo der griechi- ſche Text alſo zu uͤberſetzen iſt: Barnabas aber und Saulus kehreten wieder zuruͤck von Jeruſalem, nachdem ſie die Handreichung uͤberantwortet hatten ꝛc. dafuͤr ſtehet: ka- men wieder gen Jeruſalem, und uͤberantworte- ten die Handreichung. 2. Die aͤuſſerliche Veranlaſſung dieſer Reiſe Pauli war dieſe: Es waren von Jeruſalem etliche zu CHriſto faſt nur erſt halb bekehrte Juͤ- den nach Antiochiam gekommen, und hatten da- ſelbſt in der guten theils aus bekekehrten Hei- den

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 495. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/523>, abgerufen am 24.11.2024.