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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des Briefs Pauli Cap. 3, v. 14-16.
[Spaltenumbruch] Vorfahen auch zu den Heiden gehöret, er mit
seinem gantzen Volcke die Erfüllung solcher
Verheissungen an sich siehet, also, daß sie nur
zugreiffen und den Segen sich in rechter Ord-
nung zueignen dürfen.
3. Es kömmt aber der Segen nicht allein
von Christo, sondern auch in Christo.
Denn wer ihn nicht in Christo empfähet, der
empfähet ihn auch nicht von Christo: wie ihn
denn viele zwar haben wollen von Christo,
aber nicht nehmen in Christo, nemlich also, daß
sie dadurch sich zu seiner Gemeinschaft bringen
lassen, und in derselben des Segens mit vieler
Vermehrung geniessen.
4. Der Segen und die Verheissung des
Geistes,
oder der verheissene Geist, stehet alhier
wohl zusammen. Denn gleichwie die Mitthei-
lung des Heiligen Geistes ein rechtes Haupt-
Gut mit ist: so kommen wir auch durch desselben
Salbung in der Ordnung wahrer Bekehrung
und täglicher Erneuerung zum Genuß aller übri-
gen Heils-Güter. Dabey man denn den Ort
Jes. 43, 3. zu erwegen hat, da das, was von
dem Geist gesaget wird, durch den Segen er-
kläret wird, wenn es heißt: Jch will meinen
Geist auf deinen Samen giessen, und meinen
Segen auf deine Nachkommen.
5. Und fast gleiche Beschaffenheit hat es
mit dem Glauben. Denn derselbe ist der rech-
te Anfang des Segens, und zugleich gleichsam
der Eimer, dadurch wir aus der Fülle JEsu
Christi eine Gnade, und einen Segen nach dem
andern schöpfen, und uns zueignen. Es wird
aber der an das Evangelium sich haltende Glau-
be alhier den Wercken des Gesetzes entgegen ge-
setzet.
V. 15.

Lieben Brüder (als dafür ich euch den-
noch halte, ob ihr wol grossen Theils an mir und
meinem Evangelio euch habt irre machen lassen,
also, daß ich euch daher den Namen der thörichten
und bezauberten habe geben müssen v. 1.) ich
will nach menschlicher Weise reden
(die Sa-
che erweisen und erläutern mit einem solchen
Exempel, das unter Menschen gebräuchlich ist,
daraus zu ersehen, daß es sich bey den göttlichen
Verordnungen noch vielmehr also befinden müs-
se) verachtet man doch eines Menschen
Testament nicht
(also, daß man es wolte athe-
tei~n, abthun, und ungültig seyn lassen) wenn
es bestätiget ist
(wie durch den Tod selbst, also
auch durch Zeugen, Unterschrift, Besiegelung
und was sonst zur Solennität eines vor Gerichte
gültigen Testaments, zum theil auch eines andern
Contracts gehöret) und thut nichts dazu
(auch nichts davon, dadurch es verändert wer-
den könte. Und also muß noch vielmehr das
Verbündniß, das GOTT mit dem Menschen
aufgerichtet hat, veste stehen.)

Anmerckungen.
1. Schwache und geärgerte mit gehörigem
Ernst bestrafen und ermahnen, und sie doch in der
Gemeinschaftlichen Bruder-Liebe behalten, ste-
[Spaltenumbruch] het gar wohl zusammen. Wie wir hier an Pau-
lo sehen.
2. Es kan auch eine dem grössesten Haufen
nach sehr verderbte und verwirrete Kirche den-
noch rechtschaffne, oder doch solche Glieder ha-
ben, die noch der geistlichen Ehren-Namen, die
der wahren Kirche eigen sind, wehrt sind und
bleiben. Nur muß man sich durch den darin-
nen liegenden argen Sauerteig nicht mit an-
stecken lassen, sondern darinnen zur Besserung
anderer, oder doch zum wenigsten zur Bewah-
rung seiner selbst, ein rechtes Saltz zu seyn
suchen.
3. Menschliche Ordnungen und Anstalten,
die an sich selbst zur äusserlichen Wohlfahrt der
menschlichen und bürgerlichen Societät dienen,
sind an sich selbst nicht zu verachten, noch hat
man sich denselben zu entziehen, sondern nur
dahin zu sehen, daß man an ihrem Mißbrauche
nicht Theil nehme: da sie GOtt würdiget,
durch seine Apostel die Oeconomie seines Reichs
damit zuerläutern.
4. Es ist unrecht, wenn Erben die Testa-
mente der Verstorbenen angreiffen, und über ei-
nen Haufen zu werfen suchen, zumal solche, die
in der Billigkeit ihren guten Grund haben.
Wie denn auch dem Willen der Testatorum sei-
ne Freyheit gelassen werden muß. Und versün-
digen sich auch Advocaten und Richter nicht we-
nig, wenn sie dazu behülflich sind.
5. Des lieben GOttes Gnaden-Bund
ging dahin, daß dem Menschen das Heil um
Christi willen in der Ordnung eines kindlichen
Gehorsams solte aus lauter Gnaden geschencket
werden. Da nun die falschen Gesetz-Lehrer zu
solchem Bunde diesen Zusatz machten, daß dazu
die Verdienste unserer eigenen Wercke mit erfo-
dert würden: so war es eben so viel, als hätte
iemand ein Vermächtniß gemachet, darinnen
diesem und jenem diß und das zeitliche Gut aus
freyer Liebe geschencket sey. Es käme aber ei-
ner darüber, der machete dazu diesen Anhang,
daß, wer zu den vermachten Gütern gelangen
wolte, zuvor so und so viel an Capitalien dafür
erlegen solte.
V. 16.

Nun ist ja die Verheissung (ai epagge-
liai, die Verheissungen, die oft wiederholet
worden, nemlich von dem Meßia, oder Heilan-
de der Welt, daß er zu seiner Zeit sich einstellen
würde, und daß alle Völcker durch ihn und in ihm
gesegnet werden solten) Abrahä und seinem
Samen zugesaget
(daß der Segen von seinem
Samen, dem Meßia, kommen, und in diesem
die Verheissungen zu ihrer Erfüllung gelangen
würden.) Er (der verheissende GOtt) spricht
nicht, durch die Samen, als durch viele

(als wenn der geistliche Segen von dem jüdischen
Volcke insgesamt, als der Quelle, herkommen
solte) sondern durch einen, durch deinen
Samen, welcher ist Christus
(der älso ver-
heissen ist, daß er zugleich durch Jsaac, den Sohn
der Verheissung, vorgebildet worden.)

Anmer-
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 3, v. 14-16.
[Spaltenumbruch] Vorfahen auch zu den Heiden gehoͤret, er mit
ſeinem gantzen Volcke die Erfuͤllung ſolcher
Verheiſſungen an ſich ſiehet, alſo, daß ſie nur
zugreiffen und den Segen ſich in rechter Ord-
nung zueignen duͤrfen.
3. Es koͤmmt aber der Segen nicht allein
von Chriſto, ſondern auch in Chriſto.
Denn wer ihn nicht in Chriſto empfaͤhet, der
empfaͤhet ihn auch nicht von Chriſto: wie ihn
denn viele zwar haben wollen von Chriſto,
aber nicht nehmen in Chriſto, nemlich alſo, daß
ſie dadurch ſich zu ſeiner Gemeinſchaft bringen
laſſen, und in derſelben des Segens mit vieler
Vermehrung genieſſen.
4. Der Segen und die Verheiſſung des
Geiſtes,
oder der verheiſſene Geiſt, ſtehet alhier
wohl zuſammen. Denn gleichwie die Mitthei-
lung des Heiligen Geiſtes ein rechtes Haupt-
Gut mit iſt: ſo kommen wir auch durch deſſelben
Salbung in der Ordnung wahrer Bekehrung
und taͤglicher Erneuerung zum Genuß aller uͤbri-
gen Heils-Guͤter. Dabey man denn den Ort
Jeſ. 43, 3. zu erwegen hat, da das, was von
dem Geiſt geſaget wird, durch den Segen er-
klaͤret wird, wenn es heißt: Jch will meinen
Geiſt auf deinen Samen gieſſen, und meinen
Segen auf deine Nachkommen.
5. Und faſt gleiche Beſchaffenheit hat es
mit dem Glauben. Denn derſelbe iſt der rech-
te Anfang des Segens, und zugleich gleichſam
der Eimer, dadurch wir aus der Fuͤlle JEſu
Chriſti eine Gnade, und einen Segen nach dem
andern ſchoͤpfen, und uns zueignen. Es wird
aber der an das Evangelium ſich haltende Glau-
be alhier den Wercken des Geſetzes entgegen ge-
ſetzet.
V. 15.

Lieben Bruͤder (als dafuͤr ich euch den-
noch halte, ob ihr wol groſſen Theils an mir und
meinem Evangelio euch habt irre machen laſſen,
alſo, daß ich euch daher den Namen der thoͤrichten
und bezauberten habe geben muͤſſen v. 1.) ich
will nach menſchlicher Weiſe reden
(die Sa-
che erweiſen und erlaͤutern mit einem ſolchen
Exempel, das unter Menſchen gebraͤuchlich iſt,
daraus zu erſehen, daß es ſich bey den goͤttlichen
Verordnungen noch vielmehr alſo befinden muͤſ-
ſe) verachtet man doch eines Menſchen
Teſtament nicht
(alſo, daß man es wolte ἀϑε-
τει῀ν, abthun, und unguͤltig ſeyn laſſen) wenn
es beſtaͤtiget iſt
(wie durch den Tod ſelbſt, alſo
auch durch Zeugen, Unterſchrift, Beſiegelung
und was ſonſt zur Solennitaͤt eines vor Gerichte
guͤltigen Teſtaments, zum theil auch eines andern
Contracts gehoͤret) und thut nichts dazu
(auch nichts davon, dadurch es veraͤndert wer-
den koͤnte. Und alſo muß noch vielmehr das
Verbuͤndniß, das GOTT mit dem Menſchen
aufgerichtet hat, veſte ſtehen.)

Anmerckungen.
1. Schwache und geaͤrgerte mit gehoͤrigem
Ernſt beſtrafen und ermahnen, und ſie doch in der
Gemeinſchaftlichen Bruder-Liebe behalten, ſte-
[Spaltenumbruch] het gar wohl zuſammen. Wie wir hier an Pau-
lo ſehen.
2. Es kan auch eine dem groͤſſeſten Haufen
nach ſehr verderbte und verwirrete Kirche den-
noch rechtſchaffne, oder doch ſolche Glieder ha-
ben, die noch der geiſtlichen Ehren-Namen, die
der wahren Kirche eigen ſind, wehrt ſind und
bleiben. Nur muß man ſich durch den darin-
nen liegenden argen Sauerteig nicht mit an-
ſtecken laſſen, ſondern darinnen zur Beſſerung
anderer, oder doch zum wenigſten zur Bewah-
rung ſeiner ſelbſt, ein rechtes Saltz zu ſeyn
ſuchen.
3. Menſchliche Ordnungen und Anſtalten,
die an ſich ſelbſt zur aͤuſſerlichen Wohlfahrt der
menſchlichen und buͤrgerlichen Societaͤt dienen,
ſind an ſich ſelbſt nicht zu verachten, noch hat
man ſich denſelben zu entziehen, ſondern nur
dahin zu ſehen, daß man an ihrem Mißbrauche
nicht Theil nehme: da ſie GOtt wuͤrdiget,
durch ſeine Apoſtel die Oeconomie ſeines Reichs
damit zuerlaͤutern.
4. Es iſt unrecht, wenn Erben die Teſta-
mente der Verſtorbenen angreiffen, und uͤber ei-
nen Haufen zu werfen ſuchen, zumal ſolche, die
in der Billigkeit ihren guten Grund haben.
Wie denn auch dem Willen der Teſtatorum ſei-
ne Freyheit gelaſſen werden muß. Und verſuͤn-
digen ſich auch Advocaten und Richter nicht we-
nig, wenn ſie dazu behuͤlflich ſind.
5. Des lieben GOttes Gnaden-Bund
ging dahin, daß dem Menſchen das Heil um
Chriſti willen in der Ordnung eines kindlichen
Gehorſams ſolte aus lauter Gnaden geſchencket
werden. Da nun die falſchen Geſetz-Lehrer zu
ſolchem Bunde dieſen Zuſatz machten, daß dazu
die Verdienſte unſerer eigenen Wercke mit erfo-
dert wuͤrden: ſo war es eben ſo viel, als haͤtte
iemand ein Vermaͤchtniß gemachet, darinnen
dieſem und jenem diß und das zeitliche Gut aus
freyer Liebe geſchencket ſey. Es kaͤme aber ei-
ner daruͤber, der machete dazu dieſen Anhang,
daß, wer zu den vermachten Guͤtern gelangen
wolte, zuvor ſo und ſo viel an Capitalien dafuͤr
erlegen ſolte.
V. 16.

Nun iſt ja die Verheiſſung (αἱ ἐπαγγε-
λίαι, die Verheiſſungen, die oft wiederholet
worden, nemlich von dem Meßia, oder Heilan-
de der Welt, daß er zu ſeiner Zeit ſich einſtellen
wuͤrde, und daß alle Voͤlcker durch ihn und in ihm
geſegnet werden ſolten) Abrahaͤ und ſeinem
Samen zugeſaget
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Samen, dem Meßia, kommen, und in dieſem
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nicht, durch die Samen, als durch viele

(als wenn der geiſtliche Segen von dem juͤdiſchen
Volcke insgeſamt, als der Quelle, herkommen
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Samen, welcher iſt Chriſtus
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heiſſen iſt, daß er zugleich durch Jſaac, den Sohn
der Verheiſſung, vorgebildet worden.)

Anmer-
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[514/0542] Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 3, v. 14-16. Vorfahen auch zu den Heiden gehoͤret, er mit ſeinem gantzen Volcke die Erfuͤllung ſolcher Verheiſſungen an ſich ſiehet, alſo, daß ſie nur zugreiffen und den Segen ſich in rechter Ord- nung zueignen duͤrfen. 3. Es koͤmmt aber der Segen nicht allein von Chriſto, ſondern auch in Chriſto. Denn wer ihn nicht in Chriſto empfaͤhet, der empfaͤhet ihn auch nicht von Chriſto: wie ihn denn viele zwar haben wollen von Chriſto, aber nicht nehmen in Chriſto, nemlich alſo, daß ſie dadurch ſich zu ſeiner Gemeinſchaft bringen laſſen, und in derſelben des Segens mit vieler Vermehrung genieſſen. 4. Der Segen und die Verheiſſung des Geiſtes, oder der verheiſſene Geiſt, ſtehet alhier wohl zuſammen. Denn gleichwie die Mitthei- lung des Heiligen Geiſtes ein rechtes Haupt- Gut mit iſt: ſo kommen wir auch durch deſſelben Salbung in der Ordnung wahrer Bekehrung und taͤglicher Erneuerung zum Genuß aller uͤbri- gen Heils-Guͤter. Dabey man denn den Ort Jeſ. 43, 3. zu erwegen hat, da das, was von dem Geiſt geſaget wird, durch den Segen er- klaͤret wird, wenn es heißt: Jch will meinen Geiſt auf deinen Samen gieſſen, und meinen Segen auf deine Nachkommen. 5. Und faſt gleiche Beſchaffenheit hat es mit dem Glauben. Denn derſelbe iſt der rech- te Anfang des Segens, und zugleich gleichſam der Eimer, dadurch wir aus der Fuͤlle JEſu Chriſti eine Gnade, und einen Segen nach dem andern ſchoͤpfen, und uns zueignen. Es wird aber der an das Evangelium ſich haltende Glau- be alhier den Wercken des Geſetzes entgegen ge- ſetzet. V. 15. Lieben Bruͤder (als dafuͤr ich euch den- noch halte, ob ihr wol groſſen Theils an mir und meinem Evangelio euch habt irre machen laſſen, alſo, daß ich euch daher den Namen der thoͤrichten und bezauberten habe geben muͤſſen v. 1.) ich will nach menſchlicher Weiſe reden (die Sa- che erweiſen und erlaͤutern mit einem ſolchen Exempel, das unter Menſchen gebraͤuchlich iſt, daraus zu erſehen, daß es ſich bey den goͤttlichen Verordnungen noch vielmehr alſo befinden muͤſ- ſe) verachtet man doch eines Menſchen Teſtament nicht (alſo, daß man es wolte ἀϑε- τει῀ν, abthun, und unguͤltig ſeyn laſſen) wenn es beſtaͤtiget iſt (wie durch den Tod ſelbſt, alſo auch durch Zeugen, Unterſchrift, Beſiegelung und was ſonſt zur Solennitaͤt eines vor Gerichte guͤltigen Teſtaments, zum theil auch eines andern Contracts gehoͤret) und thut nichts dazu (auch nichts davon, dadurch es veraͤndert wer- den koͤnte. Und alſo muß noch vielmehr das Verbuͤndniß, das GOTT mit dem Menſchen aufgerichtet hat, veſte ſtehen.) Anmerckungen. 1. Schwache und geaͤrgerte mit gehoͤrigem Ernſt beſtrafen und ermahnen, und ſie doch in der Gemeinſchaftlichen Bruder-Liebe behalten, ſte- het gar wohl zuſammen. Wie wir hier an Pau- lo ſehen. 2. Es kan auch eine dem groͤſſeſten Haufen nach ſehr verderbte und verwirrete Kirche den- noch rechtſchaffne, oder doch ſolche Glieder ha- ben, die noch der geiſtlichen Ehren-Namen, die der wahren Kirche eigen ſind, wehrt ſind und bleiben. Nur muß man ſich durch den darin- nen liegenden argen Sauerteig nicht mit an- ſtecken laſſen, ſondern darinnen zur Beſſerung anderer, oder doch zum wenigſten zur Bewah- rung ſeiner ſelbſt, ein rechtes Saltz zu ſeyn ſuchen. 3. Menſchliche Ordnungen und Anſtalten, die an ſich ſelbſt zur aͤuſſerlichen Wohlfahrt der menſchlichen und buͤrgerlichen Societaͤt dienen, ſind an ſich ſelbſt nicht zu verachten, noch hat man ſich denſelben zu entziehen, ſondern nur dahin zu ſehen, daß man an ihrem Mißbrauche nicht Theil nehme: da ſie GOtt wuͤrdiget, durch ſeine Apoſtel die Oeconomie ſeines Reichs damit zuerlaͤutern. 4. Es iſt unrecht, wenn Erben die Teſta- mente der Verſtorbenen angreiffen, und uͤber ei- nen Haufen zu werfen ſuchen, zumal ſolche, die in der Billigkeit ihren guten Grund haben. Wie denn auch dem Willen der Teſtatorum ſei- ne Freyheit gelaſſen werden muß. Und verſuͤn- digen ſich auch Advocaten und Richter nicht we- nig, wenn ſie dazu behuͤlflich ſind. 5. Des lieben GOttes Gnaden-Bund ging dahin, daß dem Menſchen das Heil um Chriſti willen in der Ordnung eines kindlichen Gehorſams ſolte aus lauter Gnaden geſchencket werden. Da nun die falſchen Geſetz-Lehrer zu ſolchem Bunde dieſen Zuſatz machten, daß dazu die Verdienſte unſerer eigenen Wercke mit erfo- dert wuͤrden: ſo war es eben ſo viel, als haͤtte iemand ein Vermaͤchtniß gemachet, darinnen dieſem und jenem diß und das zeitliche Gut aus freyer Liebe geſchencket ſey. Es kaͤme aber ei- ner daruͤber, der machete dazu dieſen Anhang, daß, wer zu den vermachten Guͤtern gelangen wolte, zuvor ſo und ſo viel an Capitalien dafuͤr erlegen ſolte. V. 16. Nun iſt ja die Verheiſſung (αἱ ἐπαγγε- λίαι, die Verheiſſungen, die oft wiederholet worden, nemlich von dem Meßia, oder Heilan- de der Welt, daß er zu ſeiner Zeit ſich einſtellen wuͤrde, und daß alle Voͤlcker durch ihn und in ihm geſegnet werden ſolten) Abrahaͤ und ſeinem Samen zugeſaget (daß der Segen von ſeinem Samen, dem Meßia, kommen, und in dieſem die Verheiſſungen zu ihrer Erfuͤllung gelangen wuͤrden.) Er (der verheiſſende GOtt) ſpricht nicht, durch die Samen, als durch viele (als wenn der geiſtliche Segen von dem juͤdiſchen Volcke insgeſamt, als der Quelle, herkommen ſolte) ſondern durch einen, durch deinen Samen, welcher iſt Chriſtus (der aͤlſo ver- heiſſen iſt, daß er zugleich durch Jſaac, den Sohn der Verheiſſung, vorgebildet worden.) Anmer-

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 514. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/542>, abgerufen am 24.11.2024.