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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 3, 16. 17. an die Galater.
[Spaltenumbruch]
Anmerckungen.
1. Das Wort Same wird oft für alle
Nachkommen genommen, wie zu sehen 1 B. M.
12, 7. 13, 15. 16. 15, 18. 17, 10. 22, 17. u. s. w.
aber in der Verheissung von dem Segen, der
über alle Völcker kommen solte, stehet es also
in der einzeln Zahl, daß es allein auf Christum
gehet. 1 B. M. c. 12, 3. 7. 18, 18. 22, 18. 26, 4.
Jn welchem Verstande Christus auch schon in
der ersten Gnaden-Verheissung des Weibes
Same
genennet wurde, 1 B. M. 3, 15. gleichwie
er in der Evangelischen Historie des Menschen
Sohn heisset.
2. Daß diß Wort in diesen Orten nur
von einem alleine muste verstanden werden,
sahe man sonderlich aus dem, was von dem Sa-
men gesaget wurde, daß nemlich in ihm alle
Völcker auf Erden gesegnet werden sol-
ten.
Da denn die hermeneutische Regel gilt:
Talia sunt subiecta, qualia permittuntur esse a suis
praedicatis
.
3. Man lernet auch aus diesem Orte Pau-
li, da er die einzele Zahl des Worts Same ur-
gir
et, wie genaue man sich an den eigentlichen
Laut und Buchstaben der heiligen Schrift zu hal-
ten habe: zumal, wenn der Verstand auch sonst
nicht wohl anders seyn kan.
4. Man siehet auch aus solchen von Chri-
sto handelnden Stellen der heiligen Schrift des
Alten Testaments, wie oft und deutlich die Glau-
bigen auf Christum geführet worden, und wie er
ihnen gleichsam vor Augen gemahlet gewesen,
wie in so vielen Vorbildern, also auch Verheis-
sungen. Was ihnen aber darinnen noch dun-
ckel und verdecket geblieben, gehöret zu der da-
maligen Oeconomie. Es ist auch kein Zweifel,
daß den Patriarchen, welche die Gnade des be-
sondern Umgangs mit GOtt hatten, dasjenige,
was Moses mit so wenig Worten aufgezeichnet
hat, nicht mit mehrern von GOtt solte aufgeklä-
ret worden seyn.
5. Jm übrigen ist alhier wohl zu mercken,
daß der verheissende GOtt, der sich dem Abra-
ham mit solchen Gnaden-Verheissungen offen-
baret hat, der Sohn GOttes und Meßias
selbst
ist: als welches nicht allein daraus über-
haupt erhellet, daß er sich als der GOtt Abra-
hams, Jsaacs und Jacobs durchgehendes im Al-
ten Testamente oft zu erkennen gegeben, und das
Volck Jsrael geführet und regieret hat; son-
dern auch insonderheit daraus, daß er in den Er-
scheinungen, damit Abraham begnadiget wor-
den, mehrmal heißt der Engel des HErrn,
und doch auch selbst der HErr, oder grosse
Jehovah.
Und dieses lesen wir insonderheit in
dem Haupt-Orte, darinnen des göttlichen Ei-
des, womit GOtt den Gnaden-Bund bestätiget
hat, ausdrücklich gedacht wird, nemlich 1 B. M.
22, 15. sqq. da es heißt: Und der Engel des
HErrn rief Abraham abermal vom Him-
mel, und sprach: Jch habe bey mir selbst
geschworen - - - Durch deinen Sa-
men sollen alle Völcker auf Erden geseg-
net werden.
So hat demnach der Sohn
GOttes von sich selbst gezeuget, und die Ver-
[Spaltenumbruch] heissungen von sich selbst gegeben, und damit den
Abraham versichert, daß er aus seinen Nach-
kommen selbst wolle Mensch geboren werden,
und sich also zur Erlösung einstellen.
V. 17.

Jch sage aber davon (was ich überhaupt
von den Testamenten und menschlichen Ver-
mächtnissen, oder Contracten, angeführet habe,
soll mir nun dazu dienen, daß ich es auf den gött-
lichen Gnaden-Bund applicire, und zeige, wie
daß derselbe an sich unbeweglich stehe, und durch
das Gesetz nicht aufgehaben, noch er dadurch,
als einen nöthigen Zusatz, dadurch die Seligkeit
zugleich zu erlangen wäre, als vorher unvoll-
kommen, ergäntzet sey:) das Testament (der
mit den Menschen aufgerichtete Gnaden-Bund)
das zuvor (vor dem promulgirten Gesetze) be-
stätiget ist
(veste beschlössen, auch durch wieder-
holte Verheissungen, welche GOtt durch das
Siegel der auf die Heils-volle Menschwerdung
des Sohnes GOttes gehenden Beschneidung,
ja durch einen Eydschwur bey sich selbst, bekräf-
tiget hat, veste gestellet hat) auf Christum (also
daß alle Verheissungen in ihm ihre Erfüllung be-
kommen, und wir ihn zum Augenmerck und Ziel
unsers Glaubens haben solten) wird nicht auf-
gehaben
(oder unkräftig und ungültig gemachet)
daß die Verheissung solte durchs Gesetz auf-
hören, welches gegeben ist über 430 Jahr
hernach.

Anmerckungen.
1. Die Bestätigung der Verheissun-
gen
lieget theils in der Wiederholung, theils
in dem Nachdruck der Worte, mit welchen sie
GOtt dem Abraham gegeben 1 B. Mos. 12, 3.
sonderlich c. 22, 16. 17. da es mit vorgesetztem
Eidschwur heisset: Jch habe bey mir selbst
geschworen, spricht der HErr: dieweil du
solches
(was mit der Aufopferung deines Soh-
nes geschehen ist) gethan hast, und hast dei-
nes einigen Sohnes nicht verschonet, daß
ich deinen Samen segnen und mehren will
wie die Sterne am Himmel, und wie den
Sand am Ufer des Meers, und dein Same
soll besitzen die Thore seiner Feinde.
(dis
gehet auf den leiblichen Samen, auf den Jsaac
und dessen Nachkommen, darunter denn GOtt
auch den geistlichen Samen hatte. Nun aber fol-
get von dem Meßia:) Und durch deinen Sa-
men sollen alle Völcker auf Erden gesegnet
werden.
Dergleichen wurde auch dem Jsaac
wiederholet c. 26, 4. wie auch dem Jacob c. 28,
14. Siehe auch Ps. 105, 9. da auch David
dieser mit einem Eide bestätigten Verheissung ge-
dencket.
2. Wie wichtig diese göttliche Bestätigung
des Gnaden-Bundes sey, zeiget Paulus mit
mehrern an in der Epistel an die Hebräer c. 6.
da es heißt v. 13. sqq.: Als GOtt Abraham
verhieß, da er bey keinem grössern zu schwe-
ren hatte, schwor er bey sich selbst und
sprach: Wahrlich, ich will dich segnen
und vermehren.
Und nach dem er von dem
menschlichen Eide gesaget hatte, daß er alles
Haders ein Ende mache, dabey es denn veste
bleibe,
T t t 2
Cap. 3, 16. 17. an die Galater.
[Spaltenumbruch]
Anmerckungen.
1. Das Wort Same wird oft fuͤr alle
Nachkommen genommen, wie zu ſehen 1 B. M.
12, 7. 13, 15. 16. 15, 18. 17, 10. 22, 17. u. ſ. w.
aber in der Verheiſſung von dem Segen, der
uͤber alle Voͤlcker kommen ſolte, ſtehet es alſo
in der einzeln Zahl, daß es allein auf Chriſtum
gehet. 1 B. M. c. 12, 3. 7. 18, 18. 22, 18. 26, 4.
Jn welchem Verſtande Chriſtus auch ſchon in
der erſten Gnaden-Verheiſſung des Weibes
Same
genennet wurde, 1 B. M. 3, 15. gleichwie
er in der Evangeliſchen Hiſtorie des Menſchen
Sohn heiſſet.
2. Daß diß Wort in dieſen Orten nur
von einem alleine muſte verſtanden werden,
ſahe man ſonderlich aus dem, was von dem Sa-
men geſaget wurde, daß nemlich in ihm alle
Voͤlcker auf Erden geſegnet werden ſol-
ten.
Da denn die hermeneutiſche Regel gilt:
Talia ſunt ſubiecta, qualia permittuntur eſſe a ſuis
prædicatis
.
3. Man lernet auch aus dieſem Orte Pau-
li, da er die einzele Zahl des Worts Same ur-
gir
et, wie genaue man ſich an den eigentlichen
Laut und Buchſtaben der heiligen Schrift zu hal-
ten habe: zumal, wenn der Verſtand auch ſonſt
nicht wohl anders ſeyn kan.
4. Man ſiehet auch aus ſolchen von Chri-
ſto handelnden Stellen der heiligen Schrift des
Alten Teſtaments, wie oft und deutlich die Glau-
bigen auf Chriſtum gefuͤhret worden, und wie er
ihnen gleichſam vor Augen gemahlet geweſen,
wie in ſo vielen Vorbildern, alſo auch Verheiſ-
ſungen. Was ihnen aber darinnen noch dun-
ckel und verdecket geblieben, gehoͤret zu der da-
maligen Oeconomie. Es iſt auch kein Zweifel,
daß den Patriarchen, welche die Gnade des be-
ſondern Umgangs mit GOtt hatten, dasjenige,
was Moſes mit ſo wenig Worten aufgezeichnet
hat, nicht mit mehrern von GOtt ſolte aufgeklaͤ-
ret worden ſeyn.
5. Jm uͤbrigen iſt alhier wohl zu mercken,
daß der verheiſſende GOtt, der ſich dem Abra-
ham mit ſolchen Gnaden-Verheiſſungen offen-
baret hat, der Sohn GOttes und Meßias
ſelbſt
iſt: als welches nicht allein daraus uͤber-
haupt erhellet, daß er ſich als der GOtt Abra-
hams, Jſaacs und Jacobs durchgehendes im Al-
ten Teſtamente oft zu erkennen gegeben, und das
Volck Jſrael gefuͤhret und regieret hat; ſon-
dern auch inſonderheit daraus, daß er in den Er-
ſcheinungen, damit Abraham begnadiget wor-
den, mehrmal heißt der Engel des HErrn,
und doch auch ſelbſt der HErr, oder groſſe
Jehovah.
Und dieſes leſen wir inſonderheit in
dem Haupt-Orte, darinnen des goͤttlichen Ei-
des, womit GOtt den Gnaden-Bund beſtaͤtiget
hat, ausdruͤcklich gedacht wird, nemlich 1 B. M.
22, 15. ſqq. da es heißt: Und der Engel des
HErrn rief Abraham abermal vom Him-
mel, und ſprach: Jch habe bey mir ſelbſt
geſchworen ‒ ‒ ‒ Durch deinen Sa-
men ſollen alle Voͤlcker auf Erden geſeg-
net werden.
So hat demnach der Sohn
GOttes von ſich ſelbſt gezeuget, und die Ver-
[Spaltenumbruch] heiſſungen von ſich ſelbſt gegeben, und damit den
Abraham verſichert, daß er aus ſeinen Nach-
kommen ſelbſt wolle Menſch geboren werden,
und ſich alſo zur Erloͤſung einſtellen.
V. 17.

Jch ſage aber davon (was ich uͤberhaupt
von den Teſtamenten und menſchlichen Ver-
maͤchtniſſen, oder Contracten, angefuͤhret habe,
ſoll mir nun dazu dienen, daß ich es auf den goͤtt-
lichen Gnaden-Bund applicire, und zeige, wie
daß derſelbe an ſich unbeweglich ſtehe, und durch
das Geſetz nicht aufgehaben, noch er dadurch,
als einen noͤthigen Zuſatz, dadurch die Seligkeit
zugleich zu erlangen waͤre, als vorher unvoll-
kommen, ergaͤntzet ſey:) das Teſtament (der
mit den Menſchen aufgerichtete Gnaden-Bund)
das zuvor (vor dem promulgirten Geſetze) be-
ſtaͤtiget iſt
(veſte beſchloͤſſen, auch durch wieder-
holte Verheiſſungen, welche GOtt durch das
Siegel der auf die Heils-volle Menſchwerdung
des Sohnes GOttes gehenden Beſchneidung,
ja durch einen Eydſchwur bey ſich ſelbſt, bekraͤf-
tiget hat, veſte geſtellet hat) auf Chriſtum (alſo
daß alle Verheiſſungen in ihm ihre Erfuͤllung be-
kommen, und wir ihn zum Augenmerck und Ziel
unſers Glaubens haben ſolten) wird nicht auf-
gehaben
(oder unkraͤftig und unguͤltig gemachet)
daß die Verheiſſung ſolte durchs Geſetz auf-
hoͤren, welches gegeben iſt uͤber 430 Jahr
hernach.

Anmerckungen.
1. Die Beſtaͤtigung der Verheiſſun-
gen
lieget theils in der Wiederholung, theils
in dem Nachdruck der Worte, mit welchen ſie
GOtt dem Abraham gegeben 1 B. Moſ. 12, 3.
ſonderlich c. 22, 16. 17. da es mit vorgeſetztem
Eidſchwur heiſſet: Jch habe bey mir ſelbſt
geſchworen, ſpricht der HErr: dieweil du
ſolches
(was mit der Aufopferung deines Soh-
nes geſchehen iſt) gethan haſt, und haſt dei-
nes einigen Sohnes nicht verſchonet, daß
ich deinen Samen ſegnen und mehren will
wie die Sterne am Himmel, und wie den
Sand am Ufer des Meers, und dein Same
ſoll beſitzen die Thore ſeiner Feinde.
(dis
gehet auf den leiblichen Samen, auf den Jſaac
und deſſen Nachkommen, darunter denn GOtt
auch den geiſtlichen Samen hatte. Nun aber fol-
get von dem Meßia:) Und durch deinen Sa-
men ſollen alle Voͤlcker auf Erden geſegnet
werden.
Dergleichen wurde auch dem Jſaac
wiederholet c. 26, 4. wie auch dem Jacob c. 28,
14. Siehe auch Pſ. 105, 9. da auch David
dieſer mit einem Eide beſtaͤtigten Verheiſſung ge-
dencket.
2. Wie wichtig dieſe goͤttliche Beſtaͤtigung
des Gnaden-Bundes ſey, zeiget Paulus mit
mehrern an in der Epiſtel an die Hebraͤer c. 6.
da es heißt v. 13. ſqq.: Als GOtt Abraham
verhieß, da er bey keinem groͤſſern zu ſchwe-
ren hatte, ſchwor er bey ſich ſelbſt und
ſprach: Wahrlich, ich will dich ſegnen
und vermehren.
Und nach dem er von dem
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T t t 2
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[515/0543] Cap. 3, 16. 17. an die Galater. Anmerckungen. 1. Das Wort Same wird oft fuͤr alle Nachkommen genommen, wie zu ſehen 1 B. M. 12, 7. 13, 15. 16. 15, 18. 17, 10. 22, 17. u. ſ. w. aber in der Verheiſſung von dem Segen, der uͤber alle Voͤlcker kommen ſolte, ſtehet es alſo in der einzeln Zahl, daß es allein auf Chriſtum gehet. 1 B. M. c. 12, 3. 7. 18, 18. 22, 18. 26, 4. Jn welchem Verſtande Chriſtus auch ſchon in der erſten Gnaden-Verheiſſung des Weibes Same genennet wurde, 1 B. M. 3, 15. gleichwie er in der Evangeliſchen Hiſtorie des Menſchen Sohn heiſſet. 2. Daß diß Wort in dieſen Orten nur von einem alleine muſte verſtanden werden, ſahe man ſonderlich aus dem, was von dem Sa- men geſaget wurde, daß nemlich in ihm alle Voͤlcker auf Erden geſegnet werden ſol- ten. Da denn die hermeneutiſche Regel gilt: Talia ſunt ſubiecta, qualia permittuntur eſſe a ſuis prædicatis. 3. Man lernet auch aus dieſem Orte Pau- li, da er die einzele Zahl des Worts Same ur- giret, wie genaue man ſich an den eigentlichen Laut und Buchſtaben der heiligen Schrift zu hal- ten habe: zumal, wenn der Verſtand auch ſonſt nicht wohl anders ſeyn kan. 4. Man ſiehet auch aus ſolchen von Chri- ſto handelnden Stellen der heiligen Schrift des Alten Teſtaments, wie oft und deutlich die Glau- bigen auf Chriſtum gefuͤhret worden, und wie er ihnen gleichſam vor Augen gemahlet geweſen, wie in ſo vielen Vorbildern, alſo auch Verheiſ- ſungen. Was ihnen aber darinnen noch dun- ckel und verdecket geblieben, gehoͤret zu der da- maligen Oeconomie. Es iſt auch kein Zweifel, daß den Patriarchen, welche die Gnade des be- ſondern Umgangs mit GOtt hatten, dasjenige, was Moſes mit ſo wenig Worten aufgezeichnet hat, nicht mit mehrern von GOtt ſolte aufgeklaͤ- ret worden ſeyn. 5. Jm uͤbrigen iſt alhier wohl zu mercken, daß der verheiſſende GOtt, der ſich dem Abra- ham mit ſolchen Gnaden-Verheiſſungen offen- baret hat, der Sohn GOttes und Meßias ſelbſt iſt: als welches nicht allein daraus uͤber- haupt erhellet, daß er ſich als der GOtt Abra- hams, Jſaacs und Jacobs durchgehendes im Al- ten Teſtamente oft zu erkennen gegeben, und das Volck Jſrael gefuͤhret und regieret hat; ſon- dern auch inſonderheit daraus, daß er in den Er- ſcheinungen, damit Abraham begnadiget wor- den, mehrmal heißt der Engel des HErrn, und doch auch ſelbſt der HErr, oder groſſe Jehovah. Und dieſes leſen wir inſonderheit in dem Haupt-Orte, darinnen des goͤttlichen Ei- des, womit GOtt den Gnaden-Bund beſtaͤtiget hat, ausdruͤcklich gedacht wird, nemlich 1 B. M. 22, 15. ſqq. da es heißt: Und der Engel des HErrn rief Abraham abermal vom Him- mel, und ſprach: Jch habe bey mir ſelbſt geſchworen ‒ ‒ ‒ Durch deinen Sa- men ſollen alle Voͤlcker auf Erden geſeg- net werden. So hat demnach der Sohn GOttes von ſich ſelbſt gezeuget, und die Ver- heiſſungen von ſich ſelbſt gegeben, und damit den Abraham verſichert, daß er aus ſeinen Nach- kommen ſelbſt wolle Menſch geboren werden, und ſich alſo zur Erloͤſung einſtellen. V. 17. Jch ſage aber davon (was ich uͤberhaupt von den Teſtamenten und menſchlichen Ver- maͤchtniſſen, oder Contracten, angefuͤhret habe, ſoll mir nun dazu dienen, daß ich es auf den goͤtt- lichen Gnaden-Bund applicire, und zeige, wie daß derſelbe an ſich unbeweglich ſtehe, und durch das Geſetz nicht aufgehaben, noch er dadurch, als einen noͤthigen Zuſatz, dadurch die Seligkeit zugleich zu erlangen waͤre, als vorher unvoll- kommen, ergaͤntzet ſey:) das Teſtament (der mit den Menſchen aufgerichtete Gnaden-Bund) das zuvor (vor dem promulgirten Geſetze) be- ſtaͤtiget iſt (veſte beſchloͤſſen, auch durch wieder- holte Verheiſſungen, welche GOtt durch das Siegel der auf die Heils-volle Menſchwerdung des Sohnes GOttes gehenden Beſchneidung, ja durch einen Eydſchwur bey ſich ſelbſt, bekraͤf- tiget hat, veſte geſtellet hat) auf Chriſtum (alſo daß alle Verheiſſungen in ihm ihre Erfuͤllung be- kommen, und wir ihn zum Augenmerck und Ziel unſers Glaubens haben ſolten) wird nicht auf- gehaben (oder unkraͤftig und unguͤltig gemachet) daß die Verheiſſung ſolte durchs Geſetz auf- hoͤren, welches gegeben iſt uͤber 430 Jahr hernach. Anmerckungen. 1. Die Beſtaͤtigung der Verheiſſun- gen lieget theils in der Wiederholung, theils in dem Nachdruck der Worte, mit welchen ſie GOtt dem Abraham gegeben 1 B. Moſ. 12, 3. ſonderlich c. 22, 16. 17. da es mit vorgeſetztem Eidſchwur heiſſet: Jch habe bey mir ſelbſt geſchworen, ſpricht der HErr: dieweil du ſolches (was mit der Aufopferung deines Soh- nes geſchehen iſt) gethan haſt, und haſt dei- nes einigen Sohnes nicht verſchonet, daß ich deinen Samen ſegnen und mehren will wie die Sterne am Himmel, und wie den Sand am Ufer des Meers, und dein Same ſoll beſitzen die Thore ſeiner Feinde. (dis gehet auf den leiblichen Samen, auf den Jſaac und deſſen Nachkommen, darunter denn GOtt auch den geiſtlichen Samen hatte. Nun aber fol- get von dem Meßia:) Und durch deinen Sa- men ſollen alle Voͤlcker auf Erden geſegnet werden. Dergleichen wurde auch dem Jſaac wiederholet c. 26, 4. wie auch dem Jacob c. 28, 14. Siehe auch Pſ. 105, 9. da auch David dieſer mit einem Eide beſtaͤtigten Verheiſſung ge- dencket. 2. Wie wichtig dieſe goͤttliche Beſtaͤtigung des Gnaden-Bundes ſey, zeiget Paulus mit mehrern an in der Epiſtel an die Hebraͤer c. 6. da es heißt v. 13. ſqq.: Als GOtt Abraham verhieß, da er bey keinem groͤſſern zu ſchwe- ren hatte, ſchwor er bey ſich ſelbſt und ſprach: Wahrlich, ich will dich ſegnen und vermehren. Und nach dem er von dem menſchlichen Eide geſaget hatte, daß er alles Haders ein Ende mache, dabey es denn veſte bleibe, T t t 2

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 515. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/543>, abgerufen am 24.11.2024.