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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des Briefs Pauli Cap. 3, v. 19. 20.
[Spaltenumbruch] du mit uns, wir wollen gehorchen, und
laß GOTT nicht mit uns reden, wir möch-
ten sonst sterben
u. s. w. Siehe auch 5 B.
Mos. 5, 5.)

Anmerckungen.
1. Es ist, wie aus dem gantzen Contexte
dieses Briefes, also auch insonderheit aus diesem
Verse offenbar, daß der Apostel von dem Gesetze
GOttes überhaupt, und sonderlich von dem Mo-
ral-
Gesetze redet; als dadurch die Sünde am
meisten entdecket wurde, nach Rom. 3, 20. 4, 15.
5, 21. 7, 7. seqq. 1 Cor. 15, 56. Wiewol auch
das Ceremonial-Gesetze nicht anders, als unter
beständiger Vorstellung der zur Verdammniß
führenden Sünden-Schuld, auf CHristum ge-
wiesen hat. Darum Paulus saget Hebr. 10, 3.
daß durch die Opfer ein Gedächtniß der
Sünden geschehen, und daß sie nicht haben
können vollkommen machen.
v. 1.
2. Daß die Engel bey Gebung des Gese-
tzes, zur Verherrlichung der Ehre und Majestät
des Gesetzgebers GOttes, geschäftig gewesen,
zeiget Moses 2 B. c. 20. nicht ausdrücklich an:
es ist aber alhier bezeuget, deßgleichen Ap. Gesch.
7, 53. und Hebr. 2, 2. Und über dieses bekräf-
tigets Moses selbst, wenn er im 5ten Buche c. 33,
2. von der geschehenen Gesetzgebung redet, und
also spricht: Der HERR ist von Sinai
kommen, und ist ihnen aufgegangen von
Seir, er ist hervor gebrochen von dem
Berge Paran, und ist kommen mit viel
tausend heiligen,
nemlich Engeln, wie es auch
von den Griechischen Auslegern gegeben wird.
Und wie könte es auch anders seyn, da GOTT
die Engel zu seinem Dienste ersch[a]ssen hat, und
sie also diesen sonderlich bey einem so grossen
Wercke, als die Gesetzgebung war, wol ohne
Zweifel bewiesen haben müssen.
3. Wir können uns auch den Posaunen-
Schall, dessen bey der Promulgation des Gesetzes
gedacht wird, 2 B. Mos. 19, 16. 19. nicht wol
anders vorstellen, als daß derselbe durch die En-
gel geschehen: zumal da nicht allein den Engeln
helle Posaunen, mit dem Absehen auf die Him-
melsahrt CHristi Ps. 68, 18. zugeschrieben, son-
dern ihnen auch Posaunen bey der Zukunft Chri-
sti zum Gerichte beygeleget werden. Matth. 24,
31. 1 Cor. 15, 52. 1 Thess. 4, 16. Offenb. 8, 2. etc.
10, 7. etc.
4. Eben dieses Geschäfte aber der Engel
führet uns auf eine gedoppelte Art auf die gött-
liche Majestät unsers Heilandes: nemlich,
daß er mit solcher Majestät das Gesetze gegeben,
mit welcher er samt den Engeln zum Gerichte er-
scheinen wird, also, daß die Engel, wie sie bey
der Promulgation des Gesetzes mit einem maje-
stätischen Posaunen Schall sich geschäftig erwie-
sen haben, sich auch nicht weniger am jüngsten
Gerichte, bey der Execution des Gesetzes, mit
demselben geschäftig erweisen werden. Daß
aber der Sohn GOttes, wie er der Richter ist,
also auch der Gesetzgeber gewesen, ist ausser dem,
daß solches seine wahre Gottheit an sich selbst
also mit sich bringet, offenbar aus dem, daß er sich
[Spaltenumbruch] in der Wolcken-Seule den Jsraeliten, als der
Engel des HERRN, sonderlich geoffenbaret,
sie aus Aegypten durchs rothe Meer und die
Wüsten geführet, sich hernach mit der Wol-
cken-Seule auf dem Berg Sinai gesetzet, und
daraus das Gesetz gegeben hat. Siehe 2 B.
Mos. 3, 2, 6. c. 14, 19. Gewiß, wer diese beyden
grossen Wercke des Sohnes GOttes bedencket,
nemlich das Werck der Gesetzgebung und des
jüngsten allgemeinen Welt Gerichts, und das
Werck der Erlösung, und der CHristo gleichfalls
zugeschriebenen Schöpfung dazu nimmt, der kan
unmöglich an der wahren ewigen Gottheit des-
selben den allergeringsten Zweifel tragen.
5. Da aber GOTT auch die Engel ge-
brauchet bey der Promulgation des Gesetzes, sie
auch gleichsam mit zum Gericht sitzen werden am
jüngsten Tage 1 Cor. 6, 3. so soll man auch um
der obgleich unsichtbaren, doch zum Theil wahr-
haftig gegenwärtigen Engel willen, sich scheuen,
muthwillig wider das Gesetze Gottes zu sündigen.
Man sehe 1 Cor. 11, 10. da Paulus saget, daß in
den öffentlichen Versammlungen auch um der
heiligen Engel willen alles ehrbarlich und ordent-
lich zugehen solle: und unser Heiland Luc 15, 10.
bezeuget, daß Freude im Himmel sey, nemlich
auch bey den Engeln, über einem Sünder, der
Busse thut. Daß also die Engel um CHristi
willen, den sie anbeten, als ihr Haupt, mit dem
geistlichen Leibe CHristi und allen desselben
Gliedern in einer genauen Gemeinschaft ste-
hen.
6. Hat nun aber das jüdische Volck die
Majestät des Gesetzgebers ohne Mittler nicht er-
tragen können: wie könte denn die menschliche
Natur, die bey keinem Menschen heiliger ist, als
sie bey den Juden war, ohne Mittler, durch das
Gesetz gerecht werden und vor GOTT bestehen?
Welcher Schluß alhier wohl zu mercken ist, um
daraus die folgenden Worte nebst dem Zwecke,
wozu sie Paulus anführet, so viel besser zu ver-
stehen.
V. 20.

Ein Mittler aber ist nicht eines eini-
gen
(oder einer Partey) Mittler (sondern,
wo ein Mittler nöthig ist, da müssen zwo Par-
teyen seyn, deren die eine gegen die andere ist, al-
so daß, wenn sie vereiniget werden sollen, ein
Mittler darzwischen kommen muß) GOTT
aber ist einig
(ei`~s, der eine, der auf der einen
Seite stehet; und also folglich das jüdische Volck
war die andere Partey auf der andern Seiten,
und repraesentirte damal das gantze menschliche
Geschlecht.)

Anmerckungen.

1. Das Evangelium promulgirte GOTT
so wol im Paradies, als auch nachhero, in beson-
dern Offenbarungen, unmittelbar, also, daß er
dazu keines Mittlers gebrauchete, dieweil sie nicht
schrecklich, sondern liebreich anzuhören waren,
und in Verheissungen bestunden. Das Gesetz
ging auf lauter Forderungen und auf einen ab-
solut
en und vollkommenen Gehorsam, mit ange-

hängter

Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 3, v. 19. 20.
[Spaltenumbruch] du mit uns, wir wollen gehorchen, und
laß GOTT nicht mit uns reden, wir moͤch-
ten ſonſt ſterben
u. ſ. w. Siehe auch 5 B.
Moſ. 5, 5.)

Anmerckungen.
1. Es iſt, wie aus dem gantzen Contexte
dieſes Briefes, alſo auch inſonderheit aus dieſem
Verſe offenbar, daß der Apoſtel von dem Geſetze
GOttes uͤberhaupt, und ſonderlich von dem Mo-
ral-
Geſetze redet; als dadurch die Suͤnde am
meiſten entdecket wurde, nach Rom. 3, 20. 4, 15.
5, 21. 7, 7. ſeqq. 1 Cor. 15, 56. Wiewol auch
das Ceremonial-Geſetze nicht anders, als unter
beſtaͤndiger Vorſtellung der zur Verdammniß
fuͤhrenden Suͤnden-Schuld, auf CHriſtum ge-
wieſen hat. Darum Paulus ſaget Hebr. 10, 3.
daß durch die Opfer ein Gedaͤchtniß der
Suͤnden geſchehen, und daß ſie nicht haben
koͤnnen vollkommen machen.
v. 1.
2. Daß die Engel bey Gebung des Geſe-
tzes, zur Verherrlichung der Ehre und Majeſtaͤt
des Geſetzgebers GOttes, geſchaͤftig geweſen,
zeiget Moſes 2 B. c. 20. nicht ausdruͤcklich an:
es iſt aber alhier bezeuget, deßgleichen Ap. Geſch.
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tigets Moſes ſelbſt, wenn er im 5ten Buche c. 33,
2. von der geſchehenen Geſetzgebung redet, und
alſo ſpricht: Der HERR iſt von Sinai
kommen, und iſt ihnen aufgegangen von
Seir, er iſt hervor gebrochen von dem
Berge Paran, und iſt kommen mit viel
tauſend heiligen,
nemlich Engeln, wie es auch
von den Griechiſchen Auslegern gegeben wird.
Und wie koͤnte es auch anders ſeyn, da GOTT
die Engel zu ſeinem Dienſte erſch[a]ſſen hat, und
ſie alſo dieſen ſonderlich bey einem ſo groſſen
Wercke, als die Geſetzgebung war, wol ohne
Zweifel bewieſen haben muͤſſen.
3. Wir koͤnnen uns auch den Poſaunen-
Schall, deſſen bey der Promulgation des Geſetzes
gedacht wird, 2 B. Moſ. 19, 16. 19. nicht wol
anders vorſtellen, als daß derſelbe durch die En-
gel geſchehen: zumal da nicht allein den Engeln
helle Poſaunen, mit dem Abſehen auf die Him-
melſahrt CHriſti Pſ. 68, 18. zugeſchrieben, ſon-
dern ihnen auch Poſaunen bey der Zukunft Chri-
ſti zum Gerichte beygeleget werden. Matth. 24,
31. 1 Cor. 15, 52. 1 Theſſ. 4, 16. Offenb. 8, 2. ꝛc.
10, 7. ꝛc.
4. Eben dieſes Geſchaͤfte aber der Engel
fuͤhret uns auf eine gedoppelte Art auf die goͤtt-
liche Majeſtaͤt unſers Heilandes: nemlich,
daß er mit ſolcher Majeſtaͤt das Geſetze gegeben,
mit welcher er ſamt den Engeln zum Gerichte er-
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der Promulgation des Geſetzes mit einem maje-
ſtaͤtiſchen Poſaunen Schall ſich geſchaͤftig erwie-
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Gerichte, bey der Execution des Geſetzes, mit
demſelben geſchaͤftig erweiſen werden. Daß
aber der Sohn GOttes, wie er der Richter iſt,
alſo auch der Geſetzgeber geweſen, iſt auſſer dem,
daß ſolches ſeine wahre Gottheit an ſich ſelbſt
alſo mit ſich bringet, offenbar aus dem, daß er ſich
[Spaltenumbruch] in der Wolcken-Seule den Jſraeliten, als der
Engel des HERRN, ſonderlich geoffenbaret,
ſie aus Aegypten durchs rothe Meer und die
Wuͤſten gefuͤhret, ſich hernach mit der Wol-
cken-Seule auf dem Berg Sinai geſetzet, und
daraus das Geſetz gegeben hat. Siehe 2 B.
Moſ. 3, 2, 6. c. 14, 19. Gewiß, wer dieſe beyden
groſſen Wercke des Sohnes GOttes bedencket,
nemlich das Werck der Geſetzgebung und des
juͤngſten allgemeinen Welt Gerichts, und das
Werck der Erloͤſung, und der CHriſto gleichfalls
zugeſchriebenen Schoͤpfung dazu nimmt, der kan
unmoͤglich an der wahren ewigen Gottheit deſ-
ſelben den allergeringſten Zweifel tragen.
5. Da aber GOTT auch die Engel ge-
brauchet bey der Promulgation des Geſetzes, ſie
auch gleichſam mit zum Gericht ſitzen werden am
juͤngſten Tage 1 Cor. 6, 3. ſo ſoll man auch um
der obgleich unſichtbaren, doch zum Theil wahr-
haftig gegenwaͤrtigen Engel willen, ſich ſcheuen,
muthwillig wider das Geſetze Gottes zu ſuͤndigen.
Man ſehe 1 Cor. 11, 10. da Paulus ſaget, daß in
den oͤffentlichen Verſammlungen auch um der
heiligen Engel willen alles ehrbarlich und ordent-
lich zugehen ſolle: und unſer Heiland Luc 15, 10.
bezeuget, daß Freude im Himmel ſey, nemlich
auch bey den Engeln, uͤber einem Suͤnder, der
Buſſe thut. Daß alſo die Engel um CHriſti
willen, den ſie anbeten, als ihr Haupt, mit dem
geiſtlichen Leibe CHriſti und allen deſſelben
Gliedern in einer genauen Gemeinſchaft ſte-
hen.
6. Hat nun aber das juͤdiſche Volck die
Majeſtaͤt des Geſetzgebers ohne Mittler nicht er-
tragen koͤnnen: wie koͤnte denn die menſchliche
Natur, die bey keinem Menſchen heiliger iſt, als
ſie bey den Juden war, ohne Mittler, durch das
Geſetz gerecht werden und vor GOTT beſtehen?
Welcher Schluß alhier wohl zu mercken iſt, um
daraus die folgenden Worte nebſt dem Zwecke,
wozu ſie Paulus anfuͤhret, ſo viel beſſer zu ver-
ſtehen.
V. 20.

Ein Mittler aber iſt nicht eines eini-
gen
(oder einer Partey) Mittler (ſondern,
wo ein Mittler noͤthig iſt, da muͤſſen zwo Par-
teyen ſeyn, deren die eine gegen die andere iſt, al-
ſo daß, wenn ſie vereiniget werden ſollen, ein
Mittler darzwiſchen kommen muß) GOTT
aber iſt einig
(ει῟ς, der eine, der auf der einen
Seite ſtehet; und alſo folglich das juͤdiſche Volck
war die andere Partey auf der andern Seiten,
und repræſentirte damal das gantze menſchliche
Geſchlecht.)

Anmerckungen.

1. Das Evangelium promulgirte GOTT
ſo wol im Paradies, als auch nachhero, in beſon-
dern Offenbarungen, unmittelbar, alſo, daß er
dazu keines Mittlers gebrauchete, dieweil ſie nicht
ſchrecklich, ſondern liebreich anzuhoͤren waren,
und in Verheiſſungen beſtunden. Das Geſetz
ging auf lauter Forderungen und auf einen ab-
ſolut
en und vollkommenen Gehorſam, mit ange-

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[518/0546] Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 3, v. 19. 20. du mit uns, wir wollen gehorchen, und laß GOTT nicht mit uns reden, wir moͤch- ten ſonſt ſterben u. ſ. w. Siehe auch 5 B. Moſ. 5, 5.) Anmerckungen. 1. Es iſt, wie aus dem gantzen Contexte dieſes Briefes, alſo auch inſonderheit aus dieſem Verſe offenbar, daß der Apoſtel von dem Geſetze GOttes uͤberhaupt, und ſonderlich von dem Mo- ral-Geſetze redet; als dadurch die Suͤnde am meiſten entdecket wurde, nach Rom. 3, 20. 4, 15. 5, 21. 7, 7. ſeqq. 1 Cor. 15, 56. Wiewol auch das Ceremonial-Geſetze nicht anders, als unter beſtaͤndiger Vorſtellung der zur Verdammniß fuͤhrenden Suͤnden-Schuld, auf CHriſtum ge- wieſen hat. Darum Paulus ſaget Hebr. 10, 3. daß durch die Opfer ein Gedaͤchtniß der Suͤnden geſchehen, und daß ſie nicht haben koͤnnen vollkommen machen. v. 1. 2. Daß die Engel bey Gebung des Geſe- tzes, zur Verherrlichung der Ehre und Majeſtaͤt des Geſetzgebers GOttes, geſchaͤftig geweſen, zeiget Moſes 2 B. c. 20. nicht ausdruͤcklich an: es iſt aber alhier bezeuget, deßgleichen Ap. Geſch. 7, 53. und Hebr. 2, 2. Und uͤber dieſes bekraͤf- tigets Moſes ſelbſt, wenn er im 5ten Buche c. 33, 2. von der geſchehenen Geſetzgebung redet, und alſo ſpricht: Der HERR iſt von Sinai kommen, und iſt ihnen aufgegangen von Seir, er iſt hervor gebrochen von dem Berge Paran, und iſt kommen mit viel tauſend heiligen, nemlich Engeln, wie es auch von den Griechiſchen Auslegern gegeben wird. Und wie koͤnte es auch anders ſeyn, da GOTT die Engel zu ſeinem Dienſte erſchaſſen hat, und ſie alſo dieſen ſonderlich bey einem ſo groſſen Wercke, als die Geſetzgebung war, wol ohne Zweifel bewieſen haben muͤſſen. 3. Wir koͤnnen uns auch den Poſaunen- Schall, deſſen bey der Promulgation des Geſetzes gedacht wird, 2 B. Moſ. 19, 16. 19. nicht wol anders vorſtellen, als daß derſelbe durch die En- gel geſchehen: zumal da nicht allein den Engeln helle Poſaunen, mit dem Abſehen auf die Him- melſahrt CHriſti Pſ. 68, 18. zugeſchrieben, ſon- dern ihnen auch Poſaunen bey der Zukunft Chri- ſti zum Gerichte beygeleget werden. Matth. 24, 31. 1 Cor. 15, 52. 1 Theſſ. 4, 16. Offenb. 8, 2. ꝛc. 10, 7. ꝛc. 4. Eben dieſes Geſchaͤfte aber der Engel fuͤhret uns auf eine gedoppelte Art auf die goͤtt- liche Majeſtaͤt unſers Heilandes: nemlich, daß er mit ſolcher Majeſtaͤt das Geſetze gegeben, mit welcher er ſamt den Engeln zum Gerichte er- ſcheinen wird, alſo, daß die Engel, wie ſie bey der Promulgation des Geſetzes mit einem maje- ſtaͤtiſchen Poſaunen Schall ſich geſchaͤftig erwie- ſen haben, ſich auch nicht weniger am juͤngſten Gerichte, bey der Execution des Geſetzes, mit demſelben geſchaͤftig erweiſen werden. Daß aber der Sohn GOttes, wie er der Richter iſt, alſo auch der Geſetzgeber geweſen, iſt auſſer dem, daß ſolches ſeine wahre Gottheit an ſich ſelbſt alſo mit ſich bringet, offenbar aus dem, daß er ſich in der Wolcken-Seule den Jſraeliten, als der Engel des HERRN, ſonderlich geoffenbaret, ſie aus Aegypten durchs rothe Meer und die Wuͤſten gefuͤhret, ſich hernach mit der Wol- cken-Seule auf dem Berg Sinai geſetzet, und daraus das Geſetz gegeben hat. Siehe 2 B. Moſ. 3, 2, 6. c. 14, 19. Gewiß, wer dieſe beyden groſſen Wercke des Sohnes GOttes bedencket, nemlich das Werck der Geſetzgebung und des juͤngſten allgemeinen Welt Gerichts, und das Werck der Erloͤſung, und der CHriſto gleichfalls zugeſchriebenen Schoͤpfung dazu nimmt, der kan unmoͤglich an der wahren ewigen Gottheit deſ- ſelben den allergeringſten Zweifel tragen. 5. Da aber GOTT auch die Engel ge- brauchet bey der Promulgation des Geſetzes, ſie auch gleichſam mit zum Gericht ſitzen werden am juͤngſten Tage 1 Cor. 6, 3. ſo ſoll man auch um der obgleich unſichtbaren, doch zum Theil wahr- haftig gegenwaͤrtigen Engel willen, ſich ſcheuen, muthwillig wider das Geſetze Gottes zu ſuͤndigen. Man ſehe 1 Cor. 11, 10. da Paulus ſaget, daß in den oͤffentlichen Verſammlungen auch um der heiligen Engel willen alles ehrbarlich und ordent- lich zugehen ſolle: und unſer Heiland Luc 15, 10. bezeuget, daß Freude im Himmel ſey, nemlich auch bey den Engeln, uͤber einem Suͤnder, der Buſſe thut. Daß alſo die Engel um CHriſti willen, den ſie anbeten, als ihr Haupt, mit dem geiſtlichen Leibe CHriſti und allen deſſelben Gliedern in einer genauen Gemeinſchaft ſte- hen. 6. Hat nun aber das juͤdiſche Volck die Majeſtaͤt des Geſetzgebers ohne Mittler nicht er- tragen koͤnnen: wie koͤnte denn die menſchliche Natur, die bey keinem Menſchen heiliger iſt, als ſie bey den Juden war, ohne Mittler, durch das Geſetz gerecht werden und vor GOTT beſtehen? Welcher Schluß alhier wohl zu mercken iſt, um daraus die folgenden Worte nebſt dem Zwecke, wozu ſie Paulus anfuͤhret, ſo viel beſſer zu ver- ſtehen. V. 20. Ein Mittler aber iſt nicht eines eini- gen (oder einer Partey) Mittler (ſondern, wo ein Mittler noͤthig iſt, da muͤſſen zwo Par- teyen ſeyn, deren die eine gegen die andere iſt, al- ſo daß, wenn ſie vereiniget werden ſollen, ein Mittler darzwiſchen kommen muß) GOTT aber iſt einig (ει῟ς, der eine, der auf der einen Seite ſtehet; und alſo folglich das juͤdiſche Volck war die andere Partey auf der andern Seiten, und repræſentirte damal das gantze menſchliche Geſchlecht.) Anmerckungen. 1. Das Evangelium promulgirte GOTT ſo wol im Paradies, als auch nachhero, in beſon- dern Offenbarungen, unmittelbar, alſo, daß er dazu keines Mittlers gebrauchete, dieweil ſie nicht ſchrecklich, ſondern liebreich anzuhoͤren waren, und in Verheiſſungen beſtunden. Das Geſetz ging auf lauter Forderungen und auf einen ab- ſoluten und vollkommenen Gehorſam, mit ange- haͤngter

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 518. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/546>, abgerufen am 24.11.2024.