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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 3, v. 22. 23. an die Galater.
[Spaltenumbruch] che Gnaden-Gabe, (die auch wegen ihrer Un-
vollkommenheit keine Wirckung zur Seligkeit
haben könte,) sondern in so fern er CHristum
ergreifet. Daher es immer heißt: Gerecht
werden durch den Glauben an CHristum.

Und also lieget die wirckende und verdienstliche
Ursache der Seligkeit eigentlich an und in Chri-
sto, und an seiner Erlösung; als der davon so
gar auch seinen Namen JEsus, oder eines Se-
ligmachers und Heilandes hat. Der Glaube
aber ist gleichsam nur die Hand, ja eine nicht
einmal selbst eigene, sondern nur zu eigen aus
Gnaden geschenckte Hand, damit die Gerech-
tigkeit CHristi ergriffen, und mit derselben das
Erbe der Kinder GOttes erlanget wird.
4. Wir finden aber ausser den beyden ge-
zeigten noch eine andere Erläuterung in der Zu-
sammenhaltung der beyden Paulinischen auf ei-
nerley Sache gehenden Sprüche. Denn was
der Apostel hier an die Galater nennet - - be-
schlossen unter die Sünde, auf daß die Ver-
heissung käme durch den Glauben an JE-
sum CHristum, gegeben denen, die da glau-
ben,
das nennet er Rom. 11, 32. auf daß sich
GOTT aller erbarme.
Wie könte nun die
Erbarmung, die über alle gehet, besser erläu-
tert werden, als wenn sie erkläret wird durch
das freye Gnaden-Geschenck der Verheissungen
von CHristo, oder der verheissenen Gerechtig-
keit CHristi, so nicht durch Wercke erst darf
verdienet, sondern nur durch den Glauben an
CHristum kan angenommen werden. Und wie
gar nichts der Mensch durch den Glauben ver-
diene, wird damit deutlich genug bezeuget, daß
es im Paulinischen Stilo einerley ist, die Ver-
heissung durch den Glauben an CHristum
ergreiffen, und sie aus der Erbarmung
GOTTes haben,
oder derselben zuschreiben
müssen.
5. Die Redens-Art, daß GOTT, oder
die heilige Schrift alles unter den Unglau-
ben, oder unter die Sünde beschlossen ha-
be,
ist gar nachdrücklich, und hergenommen
von einem solchen richterlichen Spruche, durch
welchen ein Ubelthäter in Verhaft genommen
und geschlossen, und also bis zur Vollziehung
der Strafe, oder Loßlassung gefangen gehalten
wird. Da denn das verbum activum hat be-
schlossen, auf voluntatem Dei consequentem ge-
het, daß, nachdem wider GOttes gnädigen
Willen, nur bloß mit dessen Zulassung, wie
solches bey einer freyen Creatur statt haben kon-
te, die Sünde in die Welt gekommen, er dar-
unter nach seiner Straf-Gerechtigkeit den Men-
schen behält: und zwar also, daß die Sünde
und der Unglaube selbst gleichsam der Kercker-
meister ist, der den Menschen unter seiner har-
ten Bothmäßigkeit gefangen hält: worauf der
Nachdruck der Redens-Art unter die Sünde,
unter den Unglanben beschlossen seyn,
son-
derlich gehet. Und dieses wird auch damit
nicht wenig erläutert, daß es im folgenden Vers
heißt: upo ton nomon, unter das Gesetz ver-
wahret und verschlossen seyn,
da also vom
Gesetze gesagt wird, was vorher vom Gesetz-
Geber gesetzet worden. Von diesem allgemei-
[Spaltenumbruch] nen Elende des menschlichen Geschlechts hat
man zu conferiren Rom. 3, 9. seqq. da es heißt
daß Juden und Heiden alle unter der Sünde
liegen und dem Gerichte GOTTes unterwor-
fen sind.
6. Wie sehr es aber auf den Glauben an
CHristum und also auf CHristum selbst bey un-
serer Seligkeit ankomme, zeiget der Apostel
auch damit an, daß er das nomen mit dem ver-
bo
zusammen setzet, und spricht: Es komme
die Verheissung durch den Glauben an
CHristum,
oder ek piseos, aus der Ergreif-
fung des Glaubens, und werde denen gegeben,
die da glauben. Das heißt denn: Wer da
glaubet, wird selig werden
Marc. 16, 16.
So ist auch diß schon das dreyzehende mal, daß
der Apostel in diesem Briefe des Glaubens ge-
dencket, nemlich c. 1, 23. 2, 16. 20. 3, 2. 5. 7.
8. 9. 11. 12. 14. 22. und folget es noch neunmal,
nemlich cap. 3, 23. 24. 25. 26. c. 5, 5. 6. 22. 6,
10.
7. So oft wir in der heiligen Schrift an-
gewiesen werden auf den Glauben an Chri-
stum,
so viel mal finden wir ausser den andern
fast unzehligen Beweis-Gründen ein Zeugniß
von der wahren und wesentlichen Gottheit un-
sers Heilandes. Denn an einen also glauben,
daß man die Seligkeit von ihm erlange und ihn
daher glaubig verehre und anbete, ist einen
für den wahren GOtt halten.
V. 23.

Ehe denn aber der Glaube (die neue
Oeconomie, da der Gnaden-Bund mit Erfül-
lung und Abthuung alles vorbildenden Leviti-
schen Schattenwercks in CHristo eintrate, und
den Glauben in einem grössern Masse der Freu-
digkeit mit sich brachte,) wurden wir unter
dem Gesetz
(so wol dem Moral-Gesetze, als
dem Levitischen,) verwahret und verschlos-
sen,
(wie unter dem mühesamen Joch des Ce-
remonial-Gesetzes, also auch unter der schar-
fen Zucht des Moral-Gesetzes, so uns unserer
Sünden wegen verdammete, gehalten,) auf
den Glauben, der da solte offenbaret wer-
den,
(bis auf gedachte neue Oeconomie, die
GOTT dergestalt geoffenbaret hat, daß er sie
mit Erfüllung aller Verheissungen und Vorbil-
der selbst in CHristo mit der That dargestellet
hat.)

Anmerckungen.
1. Der Glaube an CHristum, oder nach
dem Jüdischen Worte, an den Meßiam, ist
zwar allezeit gewesen, und sind alle, die im Al-
ten Testamente zu GOTT gekommen, dadurch
selig worden. Da aber die neue Oeconomie
des Heils durch CHristi Menschwerdung und
Mittler-Amt selbst eingetreten ist, da konte der
Glaube freylich zur mehrern Kraft und Freu-
digkeit kommen, als da er aus der Fülle JEsu
zu nehmen hatte Gnade um Gnade. Daher
denn auch diese Oeconomie, weil der Glaube
damit sein so herrliches Geschäfte hatte, selbst
mit dem Namen des Glaubens benennet wird.
Und also stehet das Wort Glaube alhier in ei-
nem
U u u
Cap. 3, v. 22. 23. an die Galater.
[Spaltenumbruch] che Gnaden-Gabe, (die auch wegen ihrer Un-
vollkommenheit keine Wirckung zur Seligkeit
haben koͤnte,) ſondern in ſo fern er CHriſtum
ergreifet. Daher es immer heißt: Gerecht
werden durch den Glauben an CHriſtum.

Und alſo lieget die wirckende und verdienſtliche
Urſache der Seligkeit eigentlich an und in Chri-
ſto, und an ſeiner Erloͤſung; als der davon ſo
gar auch ſeinen Namen JEſus, oder eines Se-
ligmachers und Heilandes hat. Der Glaube
aber iſt gleichſam nur die Hand, ja eine nicht
einmal ſelbſt eigene, ſondern nur zu eigen aus
Gnaden geſchenckte Hand, damit die Gerech-
tigkeit CHriſti ergriffen, und mit derſelben das
Erbe der Kinder GOttes erlanget wird.
4. Wir finden aber auſſer den beyden ge-
zeigten noch eine andere Erlaͤuterung in der Zu-
ſammenhaltung der beyden Pauliniſchen auf ei-
nerley Sache gehenden Spruͤche. Denn was
der Apoſtel hier an die Galater nennet ‒ ‒ be-
ſchloſſen unter die Suͤnde, auf daß die Ver-
heiſſung kaͤme durch den Glauben an JE-
ſum CHriſtum, gegeben denen, die da glau-
ben,
das nennet er Rom. 11, 32. auf daß ſich
GOTT aller erbarme.
Wie koͤnte nun die
Erbarmung, die uͤber alle gehet, beſſer erlaͤu-
tert werden, als wenn ſie erklaͤret wird durch
das freye Gnaden-Geſchenck der Verheiſſungen
von CHriſto, oder der verheiſſenen Gerechtig-
keit CHriſti, ſo nicht durch Wercke erſt darf
verdienet, ſondern nur durch den Glauben an
CHriſtum kan angenommen werden. Und wie
gar nichts der Menſch durch den Glauben ver-
diene, wird damit deutlich genug bezeuget, daß
es im Pauliniſchen Stilo einerley iſt, die Ver-
heiſſung durch den Glauben an CHriſtum
ergreiffen, und ſie aus der Erbarmung
GOTTes haben,
oder derſelben zuſchreiben
muͤſſen.
5. Die Redens-Art, daß GOTT, oder
die heilige Schrift alles unter den Unglau-
ben, oder unter die Suͤnde beſchloſſen ha-
be,
iſt gar nachdruͤcklich, und hergenommen
von einem ſolchen richterlichen Spruche, durch
welchen ein Ubelthaͤter in Verhaft genommen
und geſchloſſen, und alſo bis zur Vollziehung
der Strafe, oder Loßlaſſung gefangen gehalten
wird. Da denn das verbum activum hat be-
ſchloſſen, auf voluntatem Dei conſequentem ge-
het, daß, nachdem wider GOttes gnaͤdigen
Willen, nur bloß mit deſſen Zulaſſung, wie
ſolches bey einer freyen Creatur ſtatt haben kon-
te, die Suͤnde in die Welt gekommen, er dar-
unter nach ſeiner Straf-Gerechtigkeit den Men-
ſchen behaͤlt: und zwar alſo, daß die Suͤnde
und der Unglaube ſelbſt gleichſam der Kercker-
meiſter iſt, der den Menſchen unter ſeiner har-
ten Bothmaͤßigkeit gefangen haͤlt: worauf der
Nachdruck der Redens-Art unter die Suͤnde,
unter den Unglanben beſchloſſen ſeyn,
ſon-
derlich gehet. Und dieſes wird auch damit
nicht wenig erlaͤutert, daß es im folgenden Vers
heißt: ὑπὸ τὸν νόμον, unter das Geſetz ver-
wahret und verſchloſſen ſeyn,
da alſo vom
Geſetze geſagt wird, was vorher vom Geſetz-
Geber geſetzet worden. Von dieſem allgemei-
[Spaltenumbruch] nen Elende des menſchlichen Geſchlechts hat
man zu conferiren Rom. 3, 9. ſeqq. da es heißt
daß Juden und Heiden alle unter der Suͤnde
liegen und dem Gerichte GOTTes unterwor-
fen ſind.
6. Wie ſehr es aber auf den Glauben an
CHriſtum und alſo auf CHriſtum ſelbſt bey un-
ſerer Seligkeit ankomme, zeiget der Apoſtel
auch damit an, daß er das nomen mit dem ver-
bo
zuſammen ſetzet, und ſpricht: Es komme
die Verheiſſung durch den Glauben an
CHriſtum,
oder ἐκ πίςεως, aus der Ergreif-
fung des Glaubens, und werde denen gegeben,
die da glauben. Das heißt denn: Wer da
glaubet, wird ſelig werden
Marc. 16, 16.
So iſt auch diß ſchon das dreyzehende mal, daß
der Apoſtel in dieſem Briefe des Glaubens ge-
dencket, nemlich c. 1, 23. 2, 16. 20. 3, 2. 5. 7.
8. 9. 11. 12. 14. 22. und folget es noch neunmal,
nemlich cap. 3, 23. 24. 25. 26. c. 5, 5. 6. 22. 6,
10.
7. So oft wir in der heiligen Schrift an-
gewieſen werden auf den Glauben an Chri-
ſtum,
ſo viel mal finden wir auſſer den andern
faſt unzehligen Beweis-Gruͤnden ein Zeugniß
von der wahren und weſentlichen Gottheit un-
ſers Heilandes. Denn an einen alſo glauben,
daß man die Seligkeit von ihm erlange und ihn
daher glaubig verehre und anbete, iſt einen
fuͤr den wahren GOtt halten.
V. 23.

Ehe denn aber der Glaube (die neue
Oeconomie, da der Gnaden-Bund mit Erfuͤl-
lung und Abthuung alles vorbildenden Leviti-
ſchen Schattenwercks in CHriſto eintrate, und
den Glauben in einem groͤſſern Maſſe der Freu-
digkeit mit ſich brachte,) wurden wir unter
dem Geſetz
(ſo wol dem Moral-Geſetze, als
dem Levitiſchen,) verwahret und verſchloſ-
ſen,
(wie unter dem muͤheſamen Joch des Ce-
remonial-Geſetzes, alſo auch unter der ſchar-
fen Zucht des Moral-Geſetzes, ſo uns unſerer
Suͤnden wegen verdammete, gehalten,) auf
den Glauben, der da ſolte offenbaret wer-
den,
(bis auf gedachte neue Oeconomie, die
GOTT dergeſtalt geoffenbaret hat, daß er ſie
mit Erfuͤllung aller Verheiſſungen und Vorbil-
der ſelbſt in CHriſto mit der That dargeſtellet
hat.)

Anmerckungen.
1. Der Glaube an CHriſtum, oder nach
dem Juͤdiſchen Worte, an den Meßiam, iſt
zwar allezeit geweſen, und ſind alle, die im Al-
ten Teſtamente zu GOTT gekommen, dadurch
ſelig worden. Da aber die neue Oeconomie
des Heils durch CHriſti Menſchwerdung und
Mittler-Amt ſelbſt eingetreten iſt, da konte der
Glaube freylich zur mehrern Kraft und Freu-
digkeit kommen, als da er aus der Fuͤlle JEſu
zu nehmen hatte Gnade um Gnade. Daher
denn auch dieſe Oeconomie, weil der Glaube
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[521/0549] Cap. 3, v. 22. 23. an die Galater. che Gnaden-Gabe, (die auch wegen ihrer Un- vollkommenheit keine Wirckung zur Seligkeit haben koͤnte,) ſondern in ſo fern er CHriſtum ergreifet. Daher es immer heißt: Gerecht werden durch den Glauben an CHriſtum. Und alſo lieget die wirckende und verdienſtliche Urſache der Seligkeit eigentlich an und in Chri- ſto, und an ſeiner Erloͤſung; als der davon ſo gar auch ſeinen Namen JEſus, oder eines Se- ligmachers und Heilandes hat. Der Glaube aber iſt gleichſam nur die Hand, ja eine nicht einmal ſelbſt eigene, ſondern nur zu eigen aus Gnaden geſchenckte Hand, damit die Gerech- tigkeit CHriſti ergriffen, und mit derſelben das Erbe der Kinder GOttes erlanget wird. 4. Wir finden aber auſſer den beyden ge- zeigten noch eine andere Erlaͤuterung in der Zu- ſammenhaltung der beyden Pauliniſchen auf ei- nerley Sache gehenden Spruͤche. Denn was der Apoſtel hier an die Galater nennet ‒ ‒ be- ſchloſſen unter die Suͤnde, auf daß die Ver- heiſſung kaͤme durch den Glauben an JE- ſum CHriſtum, gegeben denen, die da glau- ben, das nennet er Rom. 11, 32. auf daß ſich GOTT aller erbarme. Wie koͤnte nun die Erbarmung, die uͤber alle gehet, beſſer erlaͤu- tert werden, als wenn ſie erklaͤret wird durch das freye Gnaden-Geſchenck der Verheiſſungen von CHriſto, oder der verheiſſenen Gerechtig- keit CHriſti, ſo nicht durch Wercke erſt darf verdienet, ſondern nur durch den Glauben an CHriſtum kan angenommen werden. Und wie gar nichts der Menſch durch den Glauben ver- diene, wird damit deutlich genug bezeuget, daß es im Pauliniſchen Stilo einerley iſt, die Ver- heiſſung durch den Glauben an CHriſtum ergreiffen, und ſie aus der Erbarmung GOTTes haben, oder derſelben zuſchreiben muͤſſen. 5. Die Redens-Art, daß GOTT, oder die heilige Schrift alles unter den Unglau- ben, oder unter die Suͤnde beſchloſſen ha- be, iſt gar nachdruͤcklich, und hergenommen von einem ſolchen richterlichen Spruche, durch welchen ein Ubelthaͤter in Verhaft genommen und geſchloſſen, und alſo bis zur Vollziehung der Strafe, oder Loßlaſſung gefangen gehalten wird. Da denn das verbum activum hat be- ſchloſſen, auf voluntatem Dei conſequentem ge- het, daß, nachdem wider GOttes gnaͤdigen Willen, nur bloß mit deſſen Zulaſſung, wie ſolches bey einer freyen Creatur ſtatt haben kon- te, die Suͤnde in die Welt gekommen, er dar- unter nach ſeiner Straf-Gerechtigkeit den Men- ſchen behaͤlt: und zwar alſo, daß die Suͤnde und der Unglaube ſelbſt gleichſam der Kercker- meiſter iſt, der den Menſchen unter ſeiner har- ten Bothmaͤßigkeit gefangen haͤlt: worauf der Nachdruck der Redens-Art unter die Suͤnde, unter den Unglanben beſchloſſen ſeyn, ſon- derlich gehet. Und dieſes wird auch damit nicht wenig erlaͤutert, daß es im folgenden Vers heißt: ὑπὸ τὸν νόμον, unter das Geſetz ver- wahret und verſchloſſen ſeyn, da alſo vom Geſetze geſagt wird, was vorher vom Geſetz- Geber geſetzet worden. Von dieſem allgemei- nen Elende des menſchlichen Geſchlechts hat man zu conferiren Rom. 3, 9. ſeqq. da es heißt daß Juden und Heiden alle unter der Suͤnde liegen und dem Gerichte GOTTes unterwor- fen ſind. 6. Wie ſehr es aber auf den Glauben an CHriſtum und alſo auf CHriſtum ſelbſt bey un- ſerer Seligkeit ankomme, zeiget der Apoſtel auch damit an, daß er das nomen mit dem ver- bo zuſammen ſetzet, und ſpricht: Es komme die Verheiſſung durch den Glauben an CHriſtum, oder ἐκ πίςεως, aus der Ergreif- fung des Glaubens, und werde denen gegeben, die da glauben. Das heißt denn: Wer da glaubet, wird ſelig werden Marc. 16, 16. So iſt auch diß ſchon das dreyzehende mal, daß der Apoſtel in dieſem Briefe des Glaubens ge- dencket, nemlich c. 1, 23. 2, 16. 20. 3, 2. 5. 7. 8. 9. 11. 12. 14. 22. und folget es noch neunmal, nemlich cap. 3, 23. 24. 25. 26. c. 5, 5. 6. 22. 6, 10. 7. So oft wir in der heiligen Schrift an- gewieſen werden auf den Glauben an Chri- ſtum, ſo viel mal finden wir auſſer den andern faſt unzehligen Beweis-Gruͤnden ein Zeugniß von der wahren und weſentlichen Gottheit un- ſers Heilandes. Denn an einen alſo glauben, daß man die Seligkeit von ihm erlange und ihn daher glaubig verehre und anbete, iſt einen fuͤr den wahren GOtt halten. V. 23. Ehe denn aber der Glaube (die neue Oeconomie, da der Gnaden-Bund mit Erfuͤl- lung und Abthuung alles vorbildenden Leviti- ſchen Schattenwercks in CHriſto eintrate, und den Glauben in einem groͤſſern Maſſe der Freu- digkeit mit ſich brachte,) wurden wir unter dem Geſetz (ſo wol dem Moral-Geſetze, als dem Levitiſchen,) verwahret und verſchloſ- ſen, (wie unter dem muͤheſamen Joch des Ce- remonial-Geſetzes, alſo auch unter der ſchar- fen Zucht des Moral-Geſetzes, ſo uns unſerer Suͤnden wegen verdammete, gehalten,) auf den Glauben, der da ſolte offenbaret wer- den, (bis auf gedachte neue Oeconomie, die GOTT dergeſtalt geoffenbaret hat, daß er ſie mit Erfuͤllung aller Verheiſſungen und Vorbil- der ſelbſt in CHriſto mit der That dargeſtellet hat.) Anmerckungen. 1. Der Glaube an CHriſtum, oder nach dem Juͤdiſchen Worte, an den Meßiam, iſt zwar allezeit geweſen, und ſind alle, die im Al- ten Teſtamente zu GOTT gekommen, dadurch ſelig worden. Da aber die neue Oeconomie des Heils durch CHriſti Menſchwerdung und Mittler-Amt ſelbſt eingetreten iſt, da konte der Glaube freylich zur mehrern Kraft und Freu- digkeit kommen, als da er aus der Fuͤlle JEſu zu nehmen hatte Gnade um Gnade. Daher denn auch dieſe Oeconomie, weil der Glaube damit ſein ſo herrliches Geſchaͤfte hatte, ſelbſt mit dem Namen des Glaubens benennet wird. Und alſo ſtehet das Wort Glaube alhier in ei- nem U u u

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 521. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/549>, abgerufen am 24.11.2024.