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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 3, v. 28. 29. an die Galater.
[Spaltenumbruch] GOtt. Eine Verleugnung der äusserlichen
Vorzüge, die man entweder als ein Jude vor
den Heiden, oder als eine Mannes-Person vor
einem Weibes-Bilde (als davon überhaupt,
nicht aber insonderheit von Eheleuten, die Rede
ist) oder ein Herr vor einem Knecht, oder andern
Bedienten hat, und auf welche sich der Mensch
oft zu grossem Mißbrauche zu verlassen pfleget:
Wie denn auch eigentlich nicht der Stand selbst,
sondern nur der zur eignen Erhebung geschehe-
ne Mißbrauch verleugnet, oder abgethan wer-
den muß. Nicht weniger entstehet aus gedach-
ter Gleichmachung die demüthige und ver-
gnügliche Dancksagung
gegen GOtt bey de-
nen Personen niedriges Standes und geringes
Geschlechts, wenn sie sehen, daß sie eben so
viel Antheil an Christo und seinem Reiche ha-
ben, als andere mit äusserlichen Vorzügen Be-
gabte.
5. Das Wörtlein in, in Christo, einer
in Christo seyn,
welches von allen Gläubigen
gesaget wird, führet uns auf die Vereinigung
mit Christo; und zeiget an, daß wir die Ge-
meinschaft des Heils nicht anders von Christo
haben, als daß wir sie in Christo, als seine ge-
würdigte und ächte Glieder geniessen. Wie
denn auch ausser Christo viel äusserlicher Unter-
scheid unter den Menschen ist, auch zum theil in
Christo bleibet, aber eben dadurch geheiliget
wird.
6. Sind alle Menschen wie einer in
Christo,
den göttlichen Wohlthaten, oder
Heils-Gütern nach; so gehen nicht weniger
auch die Lebens-Regeln, und die in derselben
eingeschärfete Pflichten auf alle, also, daß sich
davon niemand ausnehmen darf.
7. Gleichwie die Gläubigen von Christo
und in Christo in dem Genuß der Haupt-Gü-
ter einander gleich gemacht sind, so ist es auch
die Pflicht derer, die zum Dienste des Leibes
Christi mit mehrern Gnaden-Gaben gezieret
sind, ihre Pflicht, sich in denselben nicht zu er-
heben, und andere Neben-Glieder geringer zu
achten: wie Paulus 1 Cor. 12. 14. mit mehrern
einschärfet, und ihnen allerseits die Einigkeit des
Geistes, oder des Sinnes, anbefiehlet, als
welche der Einigkeit, oder Gleichheit an den
Heils-Gütern, welche eigentlich zur Seligkeit
gehören, gemäß ist.
8. Einer in Christo, und doch in so
viele Secten zertheilet seyn, ist ein grosser
Ubelstand bey der Christlichen Religion: wie-
wol deswegen doch alle wahre Glieder Christi in
der wahren Harmonie, was die Hauptsache be-
trifft, stehen.
9. Hat in Christo kein Mensch vor dem
andern einen Vorzug; so ist es ein falsches und
höchst unevangelisches Vorgeben der Papisten,
daß der Stand der so genannten Clerisey und
der vermeinten religieusen in fast unzehligen
Orden der Münche und Nonnen einen beson-
dern Vorzug habe, ja auch grosse Verdienste
aufs ewige Leben mit sich führe.
10. Jm übrigen ist zu mercken, daß unser
Heyland auch in seinem hohenpriesterlichen Ge-
[Spaltenumbruch] bete auf den würdigen Gebrauch der gemein-
schaftlichen Seligkeit gehet, wenn er spricht:
Jch bitte nicht allein für sie, die Jünger,
sondern auch für die, so durch ihr Wort
an mich glauben werden, daß sie alle ei-
nes seyn, gleichwie du, Vater, in mir,
und ich in dir, auf daß sie in uns eins seyn

u. s. w.
11. Siehe auch zu mehrer Erläuterung des
bisher erklärten und applicirten Spruchs Pauli
Rom. 3, 29. 30. c. 10, 12. 12, 4. 5. 1 Cor. 12,
12. 13. Eph. 2, 13 - - - 18. 4, 15. 16. Col. 2,
19. 3, 11. da es heißt: Da (in Christo) ist nicht
(mit einigem Unterscheid) Grieche, Jüde,
Beschneidung, Vorhaut, Ungrieche,
Scytha, Knecht, Freyer, sondern alles und
in allen Christus.
V. 29.

Seyd ihr aber Christi (als die ihr ihn
in der heiligen Tauffe angezogen habet, auch
selbst bey eurer gesetzlichen Werck-Heiligkeit
noch dafür haltet, daß ihr Christum angehö-
ret) so seyd ihr ja Abrahams Samen (sin-
temal Christus der verheissene Same Abrahams
ist v. 16. Daher denn die, welche Christum
also angehören, daß sie unter ihm, dem hochge-
lobten Haupte, einen geistlichen Leib ausma-
chen v. 27. 28. auch mit für Abrahams Sa-
men gerechnet werden; weil Abraham ein Va-
ter, oder rechtes Muster ist aller Gläubigen
aus den Juden und Heiden Rom. 4, 11. 12.)
und nach der Verheissung Erben (des dem
Fluche entgegen gesetzten Segens v. 10. sqq.
durch den Jsaac, den Sohn der Verheissung
vorgebildet; da nicht alle Söhne, nemlich der
von der Hagar, Jsmael, und die von der Ke-
thuca 1 B. M. 25, 1. sqq. seine Erben waren, son-
dern nur Jsaac allein.)

Anmerckungen.
1. Da uns CHristus dergestalt vom Flu-
che des Gesetzes erlöset hat, v. 10. seqq. daß wir
daher in ihm Erben werden des ewigen Lebens;
so sehen wir, wie daß er mit besondern Nachdruck
nicht allein der Anfänger, sondern auch der Voll-
ender unsers Glaubens und Heils ist. Hebr.
12, 2.
2. Da der Apostel mit diesen Worten ei-
gentlich auf die Galater, in so fern sie vorher Hei-
den gewesen waren, siehet: so sind auch wir, die
wir in unsern Vorfahren Heiden gewesen sind,
gleichsam aus dem wilden Stamm in den guten
Oelbaum eingepfropfet Rom. 11, 17. und werden
für den geistlichen Samen Abrahams gerechnet,
denen der in CHristo verheissene Segen zu theil
worden ist. Also hat GOTT dem Abraham aus
Heiden, gleichsam als aus Steinen, Kinder erwe-
cket Matth. 3, 9. Da hingegen unser Heiland den
unglaubigen Juden diese Ehre, Abrahams rech-
ter Same zu seyn, samt dem Segen abspricht.
Matth. 3, 9. Joh. 8, 33. 39. Rom. 9, 7. 8.
3. Die gläubigen Christen sind eigentlich
CHristi Mit-Erben, und, welches ihnen zur
grossen Würde gereichet, CHristus der rechte
und
Cap. 3, v. 28. 29. an die Galater.
[Spaltenumbruch] GOtt. Eine Verleugnung der aͤuſſerlichen
Vorzuͤge, die man entweder als ein Jude vor
den Heiden, oder als eine Mannes-Perſon vor
einem Weibes-Bilde (als davon uͤberhaupt,
nicht aber inſonderheit von Eheleuten, die Rede
iſt) oder ein Herr vor einem Knecht, oder andern
Bedienten hat, und auf welche ſich der Menſch
oft zu groſſem Mißbrauche zu verlaſſen pfleget:
Wie denn auch eigentlich nicht der Stand ſelbſt,
ſondern nur der zur eignen Erhebung geſchehe-
ne Mißbrauch verleugnet, oder abgethan wer-
den muß. Nicht weniger entſtehet aus gedach-
ter Gleichmachung die demuͤthige und ver-
gnuͤgliche Danckſagung
gegen GOtt bey de-
nen Perſonen niedriges Standes und geringes
Geſchlechts, wenn ſie ſehen, daß ſie eben ſo
viel Antheil an Chriſto und ſeinem Reiche ha-
ben, als andere mit aͤuſſerlichen Vorzuͤgen Be-
gabte.
5. Das Woͤrtlein in, in Chriſto, einer
in Chriſto ſeyn,
welches von allen Glaͤubigen
geſaget wird, fuͤhret uns auf die Vereinigung
mit Chriſto; und zeiget an, daß wir die Ge-
meinſchaft des Heils nicht anders von Chriſto
haben, als daß wir ſie in Chriſto, als ſeine ge-
wuͤrdigte und aͤchte Glieder genieſſen. Wie
denn auch auſſer Chriſto viel aͤuſſerlicher Unter-
ſcheid unter den Menſchen iſt, auch zum theil in
Chriſto bleibet, aber eben dadurch geheiliget
wird.
6. Sind alle Menſchen wie einer in
Chriſto,
den goͤttlichen Wohlthaten, oder
Heils-Guͤtern nach; ſo gehen nicht weniger
auch die Lebens-Regeln, und die in derſelben
eingeſchaͤrfete Pflichten auf alle, alſo, daß ſich
davon niemand ausnehmen darf.
7. Gleichwie die Glaͤubigen von Chriſto
und in Chriſto in dem Genuß der Haupt-Guͤ-
ter einander gleich gemacht ſind, ſo iſt es auch
die Pflicht derer, die zum Dienſte des Leibes
Chriſti mit mehrern Gnaden-Gaben gezieret
ſind, ihre Pflicht, ſich in denſelben nicht zu er-
heben, und andere Neben-Glieder geringer zu
achten: wie Paulus 1 Cor. 12. 14. mit mehrern
einſchaͤrfet, und ihnen allerſeits die Einigkeit des
Geiſtes, oder des Sinnes, anbefiehlet, als
welche der Einigkeit, oder Gleichheit an den
Heils-Guͤtern, welche eigentlich zur Seligkeit
gehoͤren, gemaͤß iſt.
8. Einer in Chriſto, und doch in ſo
viele Secten zertheilet ſeyn, iſt ein groſſer
Ubelſtand bey der Chriſtlichen Religion: wie-
wol deswegen doch alle wahre Glieder Chriſti in
der wahren Harmonie, was die Hauptſache be-
trifft, ſtehen.
9. Hat in Chriſto kein Menſch vor dem
andern einen Vorzug; ſo iſt es ein falſches und
hoͤchſt unevangeliſches Vorgeben der Papiſten,
daß der Stand der ſo genannten Cleriſey und
der vermeinten religieuſen in faſt unzehligen
Orden der Muͤnche und Nonnen einen beſon-
dern Vorzug habe, ja auch groſſe Verdienſte
aufs ewige Leben mit ſich fuͤhre.
10. Jm uͤbrigen iſt zu mercken, daß unſer
Heyland auch in ſeinem hohenprieſterlichen Ge-
[Spaltenumbruch] bete auf den wuͤrdigen Gebrauch der gemein-
ſchaftlichen Seligkeit gehet, wenn er ſpricht:
Jch bitte nicht allein fuͤr ſie, die Juͤnger,
ſondern auch fuͤr die, ſo durch ihr Wort
an mich glauben werden, daß ſie alle ei-
nes ſeyn, gleichwie du, Vater, in mir,
und ich in dir, auf daß ſie in uns eins ſeyn

u. ſ. w.
11. Siehe auch zu mehrer Erlaͤuterung des
bisher erklaͤrten und applicirten Spruchs Pauli
Rom. 3, 29. 30. c. 10, 12. 12, 4. 5. 1 Cor. 12,
12. 13. Eph. 2, 13 ‒ ‒ ‒ 18. 4, 15. 16. Col. 2,
19. 3, 11. da es heißt: Da (in Chriſto) iſt nicht
(mit einigem Unterſcheid) Grieche, Juͤde,
Beſchneidung, Vorhaut, Ungrieche,
Scytha, Knecht, Freyer, ſondern alles und
in allen Chriſtus.
V. 29.

Seyd ihr aber Chriſti (als die ihr ihn
in der heiligen Tauffe angezogen habet, auch
ſelbſt bey eurer geſetzlichen Werck-Heiligkeit
noch dafuͤr haltet, daß ihr Chriſtum angehoͤ-
ret) ſo ſeyd ihr ja Abrahams Samen (ſin-
temal Chriſtus der verheiſſene Same Abrahams
iſt v. 16. Daher denn die, welche Chriſtum
alſo angehoͤren, daß ſie unter ihm, dem hochge-
lobten Haupte, einen geiſtlichen Leib ausma-
chen v. 27. 28. auch mit fuͤr Abrahams Sa-
men gerechnet werden; weil Abraham ein Va-
ter, oder rechtes Muſter iſt aller Glaͤubigen
aus den Juden und Heiden Rom. 4, 11. 12.)
und nach der Verheiſſung Erben (des dem
Fluche entgegen geſetzten Segens v. 10. ſqq.
durch den Jſaac, den Sohn der Verheiſſung
vorgebildet; da nicht alle Soͤhne, nemlich der
von der Hagar, Jſmael, und die von der Ke-
thuca 1 B. M. 25, 1. ſqq. ſeine Erben waren, ſon-
dern nur Jſaac allein.)

Anmerckungen.
1. Da uns CHriſtus dergeſtalt vom Flu-
che des Geſetzes erloͤſet hat, v. 10. ſeqq. daß wir
daher in ihm Erben werden des ewigen Lebens;
ſo ſehen wir, wie daß er mit beſondern Nachdruck
nicht allein der Anfaͤnger, ſondern auch der Voll-
ender unſers Glaubens und Heils iſt. Hebr.
12, 2.
2. Da der Apoſtel mit dieſen Worten ei-
gentlich auf die Galater, in ſo fern ſie vorher Hei-
den geweſen waren, ſiehet: ſo ſind auch wir, die
wir in unſern Vorfahren Heiden geweſen ſind,
gleichſam aus dem wilden Stamm in den guten
Oelbaum eingepfropfet Rom. 11, 17. und werden
fuͤr den geiſtlichen Samen Abrahams gerechnet,
denen der in CHriſto verheiſſene Segen zu theil
worden iſt. Alſo hat GOTT dem Abraham aus
Heiden, gleichſam als aus Steinen, Kinder erwe-
cket Matth. 3, 9. Da hingegen unſer Heiland den
unglaubigen Juden dieſe Ehre, Abrahams rech-
ter Same zu ſeyn, ſamt dem Segen abſpricht.
Matth. 3, 9. Joh. 8, 33. 39. Rom. 9, 7. 8.
3. Die glaͤubigen Chriſten ſind eigentlich
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[527/0555] Cap. 3, v. 28. 29. an die Galater. GOtt. Eine Verleugnung der aͤuſſerlichen Vorzuͤge, die man entweder als ein Jude vor den Heiden, oder als eine Mannes-Perſon vor einem Weibes-Bilde (als davon uͤberhaupt, nicht aber inſonderheit von Eheleuten, die Rede iſt) oder ein Herr vor einem Knecht, oder andern Bedienten hat, und auf welche ſich der Menſch oft zu groſſem Mißbrauche zu verlaſſen pfleget: Wie denn auch eigentlich nicht der Stand ſelbſt, ſondern nur der zur eignen Erhebung geſchehe- ne Mißbrauch verleugnet, oder abgethan wer- den muß. Nicht weniger entſtehet aus gedach- ter Gleichmachung die demuͤthige und ver- gnuͤgliche Danckſagung gegen GOtt bey de- nen Perſonen niedriges Standes und geringes Geſchlechts, wenn ſie ſehen, daß ſie eben ſo viel Antheil an Chriſto und ſeinem Reiche ha- ben, als andere mit aͤuſſerlichen Vorzuͤgen Be- gabte. 5. Das Woͤrtlein in, in Chriſto, einer in Chriſto ſeyn, welches von allen Glaͤubigen geſaget wird, fuͤhret uns auf die Vereinigung mit Chriſto; und zeiget an, daß wir die Ge- meinſchaft des Heils nicht anders von Chriſto haben, als daß wir ſie in Chriſto, als ſeine ge- wuͤrdigte und aͤchte Glieder genieſſen. Wie denn auch auſſer Chriſto viel aͤuſſerlicher Unter- ſcheid unter den Menſchen iſt, auch zum theil in Chriſto bleibet, aber eben dadurch geheiliget wird. 6. Sind alle Menſchen wie einer in Chriſto, den goͤttlichen Wohlthaten, oder Heils-Guͤtern nach; ſo gehen nicht weniger auch die Lebens-Regeln, und die in derſelben eingeſchaͤrfete Pflichten auf alle, alſo, daß ſich davon niemand ausnehmen darf. 7. Gleichwie die Glaͤubigen von Chriſto und in Chriſto in dem Genuß der Haupt-Guͤ- ter einander gleich gemacht ſind, ſo iſt es auch die Pflicht derer, die zum Dienſte des Leibes Chriſti mit mehrern Gnaden-Gaben gezieret ſind, ihre Pflicht, ſich in denſelben nicht zu er- heben, und andere Neben-Glieder geringer zu achten: wie Paulus 1 Cor. 12. 14. mit mehrern einſchaͤrfet, und ihnen allerſeits die Einigkeit des Geiſtes, oder des Sinnes, anbefiehlet, als welche der Einigkeit, oder Gleichheit an den Heils-Guͤtern, welche eigentlich zur Seligkeit gehoͤren, gemaͤß iſt. 8. Einer in Chriſto, und doch in ſo viele Secten zertheilet ſeyn, iſt ein groſſer Ubelſtand bey der Chriſtlichen Religion: wie- wol deswegen doch alle wahre Glieder Chriſti in der wahren Harmonie, was die Hauptſache be- trifft, ſtehen. 9. Hat in Chriſto kein Menſch vor dem andern einen Vorzug; ſo iſt es ein falſches und hoͤchſt unevangeliſches Vorgeben der Papiſten, daß der Stand der ſo genannten Cleriſey und der vermeinten religieuſen in faſt unzehligen Orden der Muͤnche und Nonnen einen beſon- dern Vorzug habe, ja auch groſſe Verdienſte aufs ewige Leben mit ſich fuͤhre. 10. Jm uͤbrigen iſt zu mercken, daß unſer Heyland auch in ſeinem hohenprieſterlichen Ge- bete auf den wuͤrdigen Gebrauch der gemein- ſchaftlichen Seligkeit gehet, wenn er ſpricht: Jch bitte nicht allein fuͤr ſie, die Juͤnger, ſondern auch fuͤr die, ſo durch ihr Wort an mich glauben werden, daß ſie alle ei- nes ſeyn, gleichwie du, Vater, in mir, und ich in dir, auf daß ſie in uns eins ſeyn u. ſ. w. 11. Siehe auch zu mehrer Erlaͤuterung des bisher erklaͤrten und applicirten Spruchs Pauli Rom. 3, 29. 30. c. 10, 12. 12, 4. 5. 1 Cor. 12, 12. 13. Eph. 2, 13 ‒ ‒ ‒ 18. 4, 15. 16. Col. 2, 19. 3, 11. da es heißt: Da (in Chriſto) iſt nicht (mit einigem Unterſcheid) Grieche, Juͤde, Beſchneidung, Vorhaut, Ungrieche, Scytha, Knecht, Freyer, ſondern alles und in allen Chriſtus. V. 29. Seyd ihr aber Chriſti (als die ihr ihn in der heiligen Tauffe angezogen habet, auch ſelbſt bey eurer geſetzlichen Werck-Heiligkeit noch dafuͤr haltet, daß ihr Chriſtum angehoͤ- ret) ſo ſeyd ihr ja Abrahams Samen (ſin- temal Chriſtus der verheiſſene Same Abrahams iſt v. 16. Daher denn die, welche Chriſtum alſo angehoͤren, daß ſie unter ihm, dem hochge- lobten Haupte, einen geiſtlichen Leib ausma- chen v. 27. 28. auch mit fuͤr Abrahams Sa- men gerechnet werden; weil Abraham ein Va- ter, oder rechtes Muſter iſt aller Glaͤubigen aus den Juden und Heiden Rom. 4, 11. 12.) und nach der Verheiſſung Erben (des dem Fluche entgegen geſetzten Segens v. 10. ſqq. durch den Jſaac, den Sohn der Verheiſſung vorgebildet; da nicht alle Soͤhne, nemlich der von der Hagar, Jſmael, und die von der Ke- thuca 1 B. M. 25, 1. ſqq. ſeine Erben waren, ſon- dern nur Jſaac allein.) Anmerckungen. 1. Da uns CHriſtus dergeſtalt vom Flu- che des Geſetzes erloͤſet hat, v. 10. ſeqq. daß wir daher in ihm Erben werden des ewigen Lebens; ſo ſehen wir, wie daß er mit beſondern Nachdruck nicht allein der Anfaͤnger, ſondern auch der Voll- ender unſers Glaubens und Heils iſt. Hebr. 12, 2. 2. Da der Apoſtel mit dieſen Worten ei- gentlich auf die Galater, in ſo fern ſie vorher Hei- den geweſen waren, ſiehet: ſo ſind auch wir, die wir in unſern Vorfahren Heiden geweſen ſind, gleichſam aus dem wilden Stamm in den guten Oelbaum eingepfropfet Rom. 11, 17. und werden fuͤr den geiſtlichen Samen Abrahams gerechnet, denen der in CHriſto verheiſſene Segen zu theil worden iſt. Alſo hat GOTT dem Abraham aus Heiden, gleichſam als aus Steinen, Kinder erwe- cket Matth. 3, 9. Da hingegen unſer Heiland den unglaubigen Juden dieſe Ehre, Abrahams rech- ter Same zu ſeyn, ſamt dem Segen abſpricht. Matth. 3, 9. Joh. 8, 33. 39. Rom. 9, 7. 8. 3. Die glaͤubigen Chriſten ſind eigentlich CHriſti Mit-Erben, und, welches ihnen zur groſſen Wuͤrde gereichet, CHriſtus der rechte und

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 527. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/555>, abgerufen am 24.11.2024.