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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des Briefs Pauli Cap. 3, v. 27. 28.
[Spaltenumbruch] sein Weib hat sich bereitet: und es ward
ihr gegeben sich anzuthun mit reiner und
schöner Seide. Die Seide aber ist die Ge-
rechtigkeit der Heiligen.
Ein mehrers sehe
man Psalm 45, 14. 15. Ezech. 16, 10. 11. Apoc. 3,
85. 7, 9. 14.
9. Wir erkennen hieraus, wie hoch wir
die Wohlthat zu achten haben, daß wir auf den
Namen JEsu schon in unserer Jugend getaufet
sind, und wie GOtt uns zuvor gekommen, uns
theils durch Christum erlösen zu lassen, theils
auch durch die H. Taufe in den Gnaden-Bund
aufzunehmen, ehe wir ihn noch darum gebeten
haben. Es kan uns demnach das Andencken
unserer Taufe,
so da täglich seyn soll, eine be-
ständige Versicherung seyn von dem Antheil an
Christo und dem Reiche GOttes; aber auch
nicht weniger einen beständigen Antrieb geben zu
aller Treue, welche die Bundes-Gnade erfo-
dert. Daß aber in der Taufe untergetau-
chet,
oder besprenget seyn mit Wasser einerley
sey, davon siehe nach den Ort 1 Pet. 1, 2.
10. Bist du nun, geliebter Leser, getaufet,
so prüfe dich, wie es stehet um den Bund des
guten Gewissens mit GOtt.
Denn ohne
diesen Bund des guten Gewissens bleiben wir in
dem Tauf- und Gnaden-Bunde nicht stehen.
1 Pet. 3, 21. Hast du durch vorsetzliche Sünde
ein gutes Gewissen von dir gestossen, so hast du
am Glauben, und also an dessen Haupt-Gute,
der Gerechtigkeit Christi, Schiffbruch gelitten
1 Tim. 1, 19. und also Christum zwar angezogen,
aber auch leider wieder ausgezogen. Darum
gedencke, wovon du gefallen bist, und kehre
wieder!
11. Gläubige Christen haben bey ihrer
täglichen Anziehung, sonderlich alsdenn,
wenn sie neue und reine Kleider anlegen, eine
schöne Figur, wobey sie sich theils ihres rechten
Adels in Christo, daß sie mit seiner Gerechtig-
keit angekleidet sind, und sich dieselbe immer aufs
neue zu appliciren haben, zum Troste, theils da-
bey ihrer schuldigen Pflicht erinnern sollen.
Wie denn diese Anziehung des neuen Menschen,
welche zur Rechtfertigung und Heiligung gehö-
ret, ohne Ausziehung des alten nicht statt findet.
Eph. 4, 22-24. Col. 3, 8-10. Denn man muß
nach JEsu Christo gesinnet seyn, und auch sei-
nen Sinn anziehen. 1 Cor. 2, 16. Phil. 2, 5.
1 Joh. 5, 20.
V. 28.

Hier (bey Christo in dem Bunde der allge-
meinen Gnade) ist kein Jüde (der von Abra-
ham abstammet, und zu dem ehemal mit vielen
Vorrechten begnadigten Volcke GOttes gehö-
ret) noch Grieche (oder Heide von den übrigen
Völckern, welche von der unter ihnen sehr ge-
meinen Griechischen Sprache Griechen genen-
net wurden) hier ist kein Knecht (der sonst in
der Welt nichts geachtet ist, zumal ein leibeige-
ner, davon hier eigentlich die Rede ist) noch
Freyer
(ein freyer Mensch, der sui iuris und auf
gewisse Art sein eigner Herr ist, oder sich doch gern
also nennet, er sey vornehm, oder gering) hier
[Spaltenumbruch] ist kein Mann
(der sonst auch natürlicher Wei-
se und in der bürgerlichen Societät einen grossen
Vorzug vor dem Weibe hat (noch Weib (nach
einigem Vorzuge oder mit einiger Hindansetzung
anzusehen:) denn ihr seyd allezumal einer
(nicht in der Policey und Haushaltung, sondern)
in Christo JEsu (und also unter dem geistli-
chen Haupte, Christo; da seyd ihr alle ohne Un-
terscheid Glieder an dem geistlichen Leibe Christi,
an der Christlichen Kirche, also, daß einer von
dem HErrn JEsu sowol erlöset ist vom Fluche
des Gesetzes, als der andere: wie ihr denn auch
zu der gemeinschaftlichen Kindschaft GOttes ge-
langet seyd.)

Anmerckungen.
1. Dieser Ausspruch Pauli gehet auf das
allgemeine Recht, daß die Menschen insgesamt
an Christi Erlösung und am Reiche GOttes
haben: und er fliesset, als ein Schluß, aus dem
vorgehenden Satze von der Gemeinschaft an
der Kindschaft GOttes und an Christo JEsu,
dazu sie alle ohne Unterscheid durch die H. Taufe
gelanget wären.
2. Damit der Apostel das gleiche Recht
und Erbe der Gläubigen so viel nachdrücklicher
vorstellen möchte, so stellet er erstlich den drey-
fachen Haupt-Unterscheid unter den Menschen
vor, nemlich den unter den Nationen und der
vorigen Religion, mit den Namen der Jüden
und Griechen, oder Heiden; den unter den
Ständen, nach welchen einige sind Knechte,
oder geringe, Freyen, oder Herren; und auch
den unter den beyden Geschlechten, dem
männlichen und weiblichen. Und so groß
auch nun gleich der Unterscheid sonst unter diesen
allen ist, so wenig bleibet doch davon übrig im
Reiche GOttes, oder in der Gemeinschaft mit
Christo, als wenn nemlich iemand seiner Na-
tion,
oder seines äusserlichen Standes, oder
auch seines männlichen oder weiblichen Ge-
schlechts wegen von Christo in Mittheilung sei-
ner Gnade oder an seinem Reiche andern vorge-
zogen, oder nachgesetzet würde.
3. Es ist aber leichtlich zu erachten, daß
diese Gleichheit von der Sache, oder von Chri-
sto, und seiner Gerechtigkeit, auch seinem Rei-
che selbst, nicht aber von besondern Gaben, und
von besonderm Gebrauche und Dienste, auch
von besondern Stuffen der Herrlichkeit zu ver-
stehen sey. Denn daß sich dißfalls bey jener
Gleichheit ein Unterscheid findet, das sehen wir
mit mehrern angezeiget 1 Cor. 12. 14. Siehe
auch Rom. 12, 4. Eph. 4, 16. etc. worinnen
denn eine sonderbare Weisheit GOttes nebst
der besondern Gütigkeit hervorleuchtet; als
nach welcher an dem geistlichen Leibe Christi
alles also eingerichtet ist, als es der geistliche
Wohlstand zu allgemeiner Erbauung und zu
desto mehrer Verherrlichung des Namens GOt-
tes erfodert.
4. Es gebieret diese Gleichmachung der
Gläubigen eines theils eine Verleugnung unser
selbst, andern theils eine demüthige Dancksa-
gung gegen GOtt und hertzliches Vergnügen in
GOtt
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 3, v. 27. 28.
[Spaltenumbruch] ſein Weib hat ſich bereitet: und es ward
ihr gegeben ſich anzuthun mit reiner und
ſchoͤner Seide. Die Seide aber iſt die Ge-
rechtigkeit der Heiligen.
Ein mehrers ſehe
man Pſalm 45, 14. 15. Ezech. 16, 10. 11. Apoc. 3,
85. 7, 9. 14.
9. Wir erkennen hieraus, wie hoch wir
die Wohlthat zu achten haben, daß wir auf den
Namen JEſu ſchon in unſerer Jugend getaufet
ſind, und wie GOtt uns zuvor gekommen, uns
theils durch Chriſtum erloͤſen zu laſſen, theils
auch durch die H. Taufe in den Gnaden-Bund
aufzunehmen, ehe wir ihn noch darum gebeten
haben. Es kan uns demnach das Andencken
unſerer Taufe,
ſo da taͤglich ſeyn ſoll, eine be-
ſtaͤndige Verſicherung ſeyn von dem Antheil an
Chriſto und dem Reiche GOttes; aber auch
nicht weniger einen beſtaͤndigen Antrieb geben zu
aller Treue, welche die Bundes-Gnade erfo-
dert. Daß aber in der Taufe untergetau-
chet,
oder beſprenget ſeyn mit Waſſer einerley
ſey, davon ſiehe nach den Ort 1 Pet. 1, 2.
10. Biſt du nun, geliebter Leſer, getaufet,
ſo pruͤfe dich, wie es ſtehet um den Bund des
guten Gewiſſens mit GOtt.
Denn ohne
dieſen Bund des guten Gewiſſens bleiben wir in
dem Tauf- und Gnaden-Bunde nicht ſtehen.
1 Pet. 3, 21. Haſt du durch vorſetzliche Suͤnde
ein gutes Gewiſſen von dir geſtoſſen, ſo haſt du
am Glauben, und alſo an deſſen Haupt-Gute,
der Gerechtigkeit Chriſti, Schiffbruch gelitten
1 Tim. 1, 19. und alſo Chriſtum zwar angezogen,
aber auch leider wieder ausgezogen. Darum
gedencke, wovon du gefallen biſt, und kehre
wieder!
11. Glaͤubige Chriſten haben bey ihrer
taͤglichen Anziehung, ſonderlich alsdenn,
wenn ſie neue und reine Kleider anlegen, eine
ſchoͤne Figur, wobey ſie ſich theils ihres rechten
Adels in Chriſto, daß ſie mit ſeiner Gerechtig-
keit angekleidet ſind, und ſich dieſelbe immer aufs
neue zu appliciren haben, zum Troſte, theils da-
bey ihrer ſchuldigen Pflicht erinnern ſollen.
Wie denn dieſe Anziehung des neuen Menſchen,
welche zur Rechtfertigung und Heiligung gehoͤ-
ret, ohne Ausziehung des alten nicht ſtatt findet.
Eph. 4, 22-24. Col. 3, 8-10. Denn man muß
nach JEſu Chriſto geſinnet ſeyn, und auch ſei-
nen Sinn anziehen. 1 Cor. 2, 16. Phil. 2, 5.
1 Joh. 5, 20.
V. 28.

Hier (bey Chriſto in dem Bunde der allge-
meinen Gnade) iſt kein Juͤde (der von Abra-
ham abſtammet, und zu dem ehemal mit vielen
Vorrechten begnadigten Volcke GOttes gehoͤ-
ret) noch Grieche (oder Heide von den uͤbrigen
Voͤlckern, welche von der unter ihnen ſehr ge-
meinen Griechiſchen Sprache Griechen genen-
net wurden) hier iſt kein Knecht (der ſonſt in
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ner, davon hier eigentlich die Rede iſt) noch
Freyer
(ein freyer Menſch, der ſui iuris und auf
gewiſſe Art ſein eigner Herr iſt, oder ſich doch gern
alſo nennet, er ſey vornehm, oder gering) hier
[Spaltenumbruch] iſt kein Mann
(der ſonſt auch natuͤrlicher Wei-
ſe und in der buͤrgerlichen Societaͤt einen groſſen
Vorzug vor dem Weibe hat (noch Weib (nach
einigem Vorzuge oder mit einiger Hindanſetzung
anzuſehen:) denn ihr ſeyd allezumal einer
(nicht in der Policey und Haushaltung, ſondern)
in Chriſto JEſu (und alſo unter dem geiſtli-
chen Haupte, Chriſto; da ſeyd ihr alle ohne Un-
terſcheid Glieder an dem geiſtlichen Leibe Chriſti,
an der Chriſtlichen Kirche, alſo, daß einer von
dem HErrn JEſu ſowol erloͤſet iſt vom Fluche
des Geſetzes, als der andere: wie ihr denn auch
zu der gemeinſchaftlichen Kindſchaft GOttes ge-
langet ſeyd.)

Anmerckungen.
1. Dieſer Ausſpruch Pauli gehet auf das
allgemeine Recht, daß die Menſchen insgeſamt
an Chriſti Erloͤſung und am Reiche GOttes
haben: und er flieſſet, als ein Schluß, aus dem
vorgehenden Satze von der Gemeinſchaft an
der Kindſchaft GOttes und an Chriſto JEſu,
dazu ſie alle ohne Unterſcheid durch die H. Taufe
gelanget waͤren.
2. Damit der Apoſtel das gleiche Recht
und Erbe der Glaͤubigen ſo viel nachdruͤcklicher
vorſtellen moͤchte, ſo ſtellet er erſtlich den drey-
fachen Haupt-Unterſcheid unter den Menſchen
vor, nemlich den unter den Nationen und der
vorigen Religion, mit den Namen der Juͤden
und Griechen, oder Heiden; den unter den
Staͤnden, nach welchen einige ſind Knechte,
oder geringe, Freyen, oder Herren; und auch
den unter den beyden Geſchlechten, dem
maͤnnlichen und weiblichen. Und ſo groß
auch nun gleich der Unterſcheid ſonſt unter dieſen
allen iſt, ſo wenig bleibet doch davon uͤbrig im
Reiche GOttes, oder in der Gemeinſchaft mit
Chriſto, als wenn nemlich iemand ſeiner Na-
tion,
oder ſeines aͤuſſerlichen Standes, oder
auch ſeines maͤnnlichen oder weiblichen Ge-
ſchlechts wegen von Chriſto in Mittheilung ſei-
ner Gnade oder an ſeinem Reiche andern vorge-
zogen, oder nachgeſetzet wuͤrde.
3. Es iſt aber leichtlich zu erachten, daß
dieſe Gleichheit von der Sache, oder von Chri-
ſto, und ſeiner Gerechtigkeit, auch ſeinem Rei-
che ſelbſt, nicht aber von beſondern Gaben, und
von beſonderm Gebrauche und Dienſte, auch
von beſondern Stuffen der Herrlichkeit zu ver-
ſtehen ſey. Denn daß ſich dißfalls bey jener
Gleichheit ein Unterſcheid findet, das ſehen wir
mit mehrern angezeiget 1 Cor. 12. 14. Siehe
auch Rom. 12, 4. Eph. 4, 16. ꝛc. worinnen
denn eine ſonderbare Weisheit GOttes nebſt
der beſondern Guͤtigkeit hervorleuchtet; als
nach welcher an dem geiſtlichen Leibe Chriſti
alles alſo eingerichtet iſt, als es der geiſtliche
Wohlſtand zu allgemeiner Erbauung und zu
deſto mehrer Verherrlichung des Namens GOt-
tes erfodert.
4. Es gebieret dieſe Gleichmachung der
Glaͤubigen eines theils eine Verleugnung unſer
ſelbſt, andern theils eine demuͤthige Danckſa-
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[526/0554] Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 3, v. 27. 28. ſein Weib hat ſich bereitet: und es ward ihr gegeben ſich anzuthun mit reiner und ſchoͤner Seide. Die Seide aber iſt die Ge- rechtigkeit der Heiligen. Ein mehrers ſehe man Pſalm 45, 14. 15. Ezech. 16, 10. 11. Apoc. 3, 85. 7, 9. 14. 9. Wir erkennen hieraus, wie hoch wir die Wohlthat zu achten haben, daß wir auf den Namen JEſu ſchon in unſerer Jugend getaufet ſind, und wie GOtt uns zuvor gekommen, uns theils durch Chriſtum erloͤſen zu laſſen, theils auch durch die H. Taufe in den Gnaden-Bund aufzunehmen, ehe wir ihn noch darum gebeten haben. Es kan uns demnach das Andencken unſerer Taufe, ſo da taͤglich ſeyn ſoll, eine be- ſtaͤndige Verſicherung ſeyn von dem Antheil an Chriſto und dem Reiche GOttes; aber auch nicht weniger einen beſtaͤndigen Antrieb geben zu aller Treue, welche die Bundes-Gnade erfo- dert. Daß aber in der Taufe untergetau- chet, oder beſprenget ſeyn mit Waſſer einerley ſey, davon ſiehe nach den Ort 1 Pet. 1, 2. 10. Biſt du nun, geliebter Leſer, getaufet, ſo pruͤfe dich, wie es ſtehet um den Bund des guten Gewiſſens mit GOtt. Denn ohne dieſen Bund des guten Gewiſſens bleiben wir in dem Tauf- und Gnaden-Bunde nicht ſtehen. 1 Pet. 3, 21. Haſt du durch vorſetzliche Suͤnde ein gutes Gewiſſen von dir geſtoſſen, ſo haſt du am Glauben, und alſo an deſſen Haupt-Gute, der Gerechtigkeit Chriſti, Schiffbruch gelitten 1 Tim. 1, 19. und alſo Chriſtum zwar angezogen, aber auch leider wieder ausgezogen. Darum gedencke, wovon du gefallen biſt, und kehre wieder! 11. Glaͤubige Chriſten haben bey ihrer taͤglichen Anziehung, ſonderlich alsdenn, wenn ſie neue und reine Kleider anlegen, eine ſchoͤne Figur, wobey ſie ſich theils ihres rechten Adels in Chriſto, daß ſie mit ſeiner Gerechtig- keit angekleidet ſind, und ſich dieſelbe immer aufs neue zu appliciren haben, zum Troſte, theils da- bey ihrer ſchuldigen Pflicht erinnern ſollen. Wie denn dieſe Anziehung des neuen Menſchen, welche zur Rechtfertigung und Heiligung gehoͤ- ret, ohne Ausziehung des alten nicht ſtatt findet. Eph. 4, 22-24. Col. 3, 8-10. Denn man muß nach JEſu Chriſto geſinnet ſeyn, und auch ſei- nen Sinn anziehen. 1 Cor. 2, 16. Phil. 2, 5. 1 Joh. 5, 20. V. 28. Hier (bey Chriſto in dem Bunde der allge- meinen Gnade) iſt kein Juͤde (der von Abra- ham abſtammet, und zu dem ehemal mit vielen Vorrechten begnadigten Volcke GOttes gehoͤ- ret) noch Grieche (oder Heide von den uͤbrigen Voͤlckern, welche von der unter ihnen ſehr ge- meinen Griechiſchen Sprache Griechen genen- net wurden) hier iſt kein Knecht (der ſonſt in der Welt nichts geachtet iſt, zumal ein leibeige- ner, davon hier eigentlich die Rede iſt) noch Freyer (ein freyer Menſch, der ſui iuris und auf gewiſſe Art ſein eigner Herr iſt, oder ſich doch gern alſo nennet, er ſey vornehm, oder gering) hier iſt kein Mann (der ſonſt auch natuͤrlicher Wei- ſe und in der buͤrgerlichen Societaͤt einen groſſen Vorzug vor dem Weibe hat (noch Weib (nach einigem Vorzuge oder mit einiger Hindanſetzung anzuſehen:) denn ihr ſeyd allezumal einer (nicht in der Policey und Haushaltung, ſondern) in Chriſto JEſu (und alſo unter dem geiſtli- chen Haupte, Chriſto; da ſeyd ihr alle ohne Un- terſcheid Glieder an dem geiſtlichen Leibe Chriſti, an der Chriſtlichen Kirche, alſo, daß einer von dem HErrn JEſu ſowol erloͤſet iſt vom Fluche des Geſetzes, als der andere: wie ihr denn auch zu der gemeinſchaftlichen Kindſchaft GOttes ge- langet ſeyd.) Anmerckungen. 1. Dieſer Ausſpruch Pauli gehet auf das allgemeine Recht, daß die Menſchen insgeſamt an Chriſti Erloͤſung und am Reiche GOttes haben: und er flieſſet, als ein Schluß, aus dem vorgehenden Satze von der Gemeinſchaft an der Kindſchaft GOttes und an Chriſto JEſu, dazu ſie alle ohne Unterſcheid durch die H. Taufe gelanget waͤren. 2. Damit der Apoſtel das gleiche Recht und Erbe der Glaͤubigen ſo viel nachdruͤcklicher vorſtellen moͤchte, ſo ſtellet er erſtlich den drey- fachen Haupt-Unterſcheid unter den Menſchen vor, nemlich den unter den Nationen und der vorigen Religion, mit den Namen der Juͤden und Griechen, oder Heiden; den unter den Staͤnden, nach welchen einige ſind Knechte, oder geringe, Freyen, oder Herren; und auch den unter den beyden Geſchlechten, dem maͤnnlichen und weiblichen. Und ſo groß auch nun gleich der Unterſcheid ſonſt unter dieſen allen iſt, ſo wenig bleibet doch davon uͤbrig im Reiche GOttes, oder in der Gemeinſchaft mit Chriſto, als wenn nemlich iemand ſeiner Na- tion, oder ſeines aͤuſſerlichen Standes, oder auch ſeines maͤnnlichen oder weiblichen Ge- ſchlechts wegen von Chriſto in Mittheilung ſei- ner Gnade oder an ſeinem Reiche andern vorge- zogen, oder nachgeſetzet wuͤrde. 3. Es iſt aber leichtlich zu erachten, daß dieſe Gleichheit von der Sache, oder von Chri- ſto, und ſeiner Gerechtigkeit, auch ſeinem Rei- che ſelbſt, nicht aber von beſondern Gaben, und von beſonderm Gebrauche und Dienſte, auch von beſondern Stuffen der Herrlichkeit zu ver- ſtehen ſey. Denn daß ſich dißfalls bey jener Gleichheit ein Unterſcheid findet, das ſehen wir mit mehrern angezeiget 1 Cor. 12. 14. Siehe auch Rom. 12, 4. Eph. 4, 16. ꝛc. worinnen denn eine ſonderbare Weisheit GOttes nebſt der beſondern Guͤtigkeit hervorleuchtet; als nach welcher an dem geiſtlichen Leibe Chriſti alles alſo eingerichtet iſt, als es der geiſtliche Wohlſtand zu allgemeiner Erbauung und zu deſto mehrer Verherrlichung des Namens GOt- tes erfodert. 4. Es gebieret dieſe Gleichmachung der Glaͤubigen eines theils eine Verleugnung unſer ſelbſt, andern theils eine demuͤthige Danckſa- gung gegen GOtt und hertzliches Vergnuͤgen in GOtt

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 526. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/554>, abgerufen am 24.11.2024.