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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 3, v. 27. an die Galater.
[Spaltenumbruch]
V. 27.

Denn wieviel euer (mit der ordentlichen
Wasser-Taufe) getaufet sind (auf Christum,
wie in vielen alten Griechischen Exemplarien da-
bey gesetzet wird) die haben Christum ange-
zogen
(haben das Ehren-Kleid seiner erworbe-
nen und ihnen geschenckten Gerechtigkeit derge-
stalt angeleget, daß sie seiner selbst völlig theil-
haftig worden sind.)

Anmerckungen.
1. Es ist alhier zuvorderst die Connexion
zu mercken zwischen diesem und dem vorherge-
henden Vers. Der Apostel zeiget, alhier den
Grund an von der Kindschaft mit GOtt, und se-
tzet denselben in der heiligen Taufe und in dem
darinnen empfangenen Haupt-Gute, der ange-
zogenen Gerechtigkeit Christi. Da nun die H.
Taufe ein Bad der Wiedergeburt ist Tit. 3, 5.
und die Wiedergeburt ist die Ordnung, in wel-
cher wir zur Kindschaft gelangen; so schicket es
sich sehr wohl, daß der Apostel sich zum Erweise
der Kindschaft auf die heilige Taufe beziehet:
zumal mit dem Beysatze, des in der H. Taufe
empfangenen Haupt-Guts, der Gerechtig-
keit Christi,
damit man Christum selbst ange-
zogen; Christum, der der wesentliche Sohn
GOttes ist, und in dem GOtt alle Glaubige, die
er durch den Glauben in ihm findet, für Gna-
den-Kinder annimmt.
2. Nachdem die Wasser-Taufe schon von
GOtt durch Johannem, der daher der Täufer
hieß, verordnet Luc. 3, 2. 3. und von Christo
durch die Jünger bestätiget und zum allgemei-
nen Eingang in den Gnaden-Bund mit GOtt
gemachet worden Matth. Matth. 28, 19. Marc.
16, 16. so ist sie auch dazu von den Aposteln bey
allen Gemeinen heiliglich gebrauchet und ange-
nommen; wie wir alhier aus den Gemeinen des
Galatischen Landes sehen: aber nicht anders,
als daß die Täuflinge sich von Christo und den
übrigen nöthigen Glaubens-Puncten vorher
gründlich unterrichten, und dadurch zum Glau-
ben bringen lassen.
3. Ob nun gleich der Glaube bereits durch
das Wort des Evangelii bey ihnen angezündet
war: so war er doch anfangs noch gar schwach:
da denn die Collation und Annehmung der hei-
ligen Taufe eine grosse Glaubens-Stärckung
mit sich gebracht und den Täuflingen gleichsam
die Thüre aufgethan, zu desto freudigern Ein-
gange in das Reich Christi: wie denn gar nicht
zu zweifeln ist, daß GOtt seine von ihm selbst ge-
machte Verordnung in ihrem rechten Gebrau-
che mit vielem Segen werde begleitet haben.
4. Mit der Redens-Art, Christum an-
gezogen haben,
scheinet wol gesehen zu seyn
auf die damalige Art der Tauf-Handelung; zu-
mal bey den Erwachsenen; da nemlich eine gäntz-
liche Untertauchung geschahe, zu welcher ein
äusserliches Aus- und Anziehen der Kleider
erfodert wurde. Und da bey solchem Ge-
schäfte die Täufer sich nicht stumm haben erfin-
den lassen, sondern solche Reden geführet haben,
die sich zur Sache geschicket: so ist wol nicht zu
[Spaltenumbruch] zweifeln, daß sie bey dem Aus- und Anziehen der
Täuflinge unter solchem Bilde vorgestellet haben
das, was wir, wenn wir vor GOtt bestehen
wolten, müsten oblegen, nemlich die Schuld
und Herrschaft der Sünde, und hingegen anle-
gen, oder anziehen, nemlich die Gerechtigkeit
Christi, ja Christum selbst, als neue Creaturen.
Jn welcher Absicht denn Paulus alhier saget:
Wieviel euer getaufet sind, die haben Chri-
stum angezogen.
5. Es gehet demnach dieses Anziehen ei-
gentlich auf die Rechtfertigung: als davon der
Apostel auch im gantzen Contexte bisher gehan-
delt hat. Da aber die H. Taufe ein solches
Bad der Wiedergeburt war, wodurch der zur
neuen Geburt aus GOtt durchs Wort des Ev-
angelii bereits angezündete Glaube recht zur
Kraft kame; so ist leichtlich zu erachten, daß diß
Christum angezogen haben die Gnade der
Wiedergeburt mit in sich fasse, und folglich auch
auf die Heiligung führe. Und daß also auf die
Anziehung der Gerechtigkeit Christi sich niemand
zum rechten Trost beziehen könne, als der sich in
solcher Ordnung befindet.
6 Jn dem Briefe an die Römer finden wir
eine gedoppelte schöne Erläuterung von diesem
Spruche; gleichwie dieser auch jenen Ort er-
lautert, c. 6, 3. denn da heißt es: Wisset ihr
nicht, daß alle, die wir in, oder auf JE-
sum getaufet sind, die sind in seinen Tod
getaufet?
Jn den Tod Christi getaufet seyn,
heißt durch die H. Taufe in eine solche Gemein-
schaft mit Christo gesetzet seyn, daß einem sein
Versöhnungs-Tod als eigen zur Versöhnung
und Gerechtigkeit zugerechnet wird, nach dem
Ausspruche Pauli: Jst einer für alle gestor-
ben, so sind sie alle gestorben.
2 Cor. 5, 15.
Und also heißt Christum durch die H. Taufe an-
gezogen haben, seines Versöhnungs-Todes zur
Gerechtigkeit theilhaftig worden seyn, und also
die Gerechtigkeit Christi, als das rechte Ehren-
Kleid angeleget haben. Wie denn auch in dem
Untertauchen und Hervorkommen eine figürliche
repraesentation war von dem Tode und der Auf-
erstehung Christi zur Gemeinschaft derselben.
7. Der andere Ort ist c. 13, 14. Ziehet an
den HErrn JEsum Christum:
womit ei-
ne solche tägliche Ubung der schon geschehenen
Application der Gerechtigkeit Christi angewiesen
wird, die sich zur Heiligung kräftig erweiset.
8. So gehöret auch ferner zur Erläuterung
dieses Orts, was wir Jes. 61, 10. lesen: Jch
freue mich im HErrn, und meine Seele ist
frölich in meinem GOtt
(dem Meßia).
Denn er hat mich angezogen mit Kleidern
des Heils, und mit dem Rock der Gerech-
tigkeit gekleidet
etc. Da wir sehen, daß das
Anziehen JEsu,
das wir thun, von dem, das
er gegen uns thut, oder von dem, da er uns die
Gerechtigkeit anziehet, dependiret. Auf welche
Art man siehet, daß, wenn wir JEsum an-
ziehen,
solches ein Gnaden-Geschenck sey.
Siehe auch Matth. 22, 11. vom Hochzeitlichen
Kleide;
und Offenb. 19, 7. 8. da es heißt:
Die Hochzeit des Lammes ist kommen, und
sein
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Cap. 3, v. 27. an die Galater.
[Spaltenumbruch]
V. 27.

Denn wieviel euer (mit der ordentlichen
Waſſer-Taufe) getaufet ſind (auf Chriſtum,
wie in vielen alten Griechiſchen Exemplarien da-
bey geſetzet wird) die haben Chriſtum ange-
zogen
(haben das Ehren-Kleid ſeiner erworbe-
nen und ihnen geſchenckten Gerechtigkeit derge-
ſtalt angeleget, daß ſie ſeiner ſelbſt voͤllig theil-
haftig worden ſind.)

Anmerckungen.
1. Es iſt alhier zuvorderſt die Connexion
zu mercken zwiſchen dieſem und dem vorherge-
henden Vers. Der Apoſtel zeiget, alhier den
Grund an von der Kindſchaft mit GOtt, und ſe-
tzet denſelben in der heiligen Taufe und in dem
darinnen empfangenen Haupt-Gute, der ange-
zogenen Gerechtigkeit Chriſti. Da nun die H.
Taufe ein Bad der Wiedergeburt iſt Tit. 3, 5.
und die Wiedergeburt iſt die Ordnung, in wel-
cher wir zur Kindſchaft gelangen; ſo ſchicket es
ſich ſehr wohl, daß der Apoſtel ſich zum Erweiſe
der Kindſchaft auf die heilige Taufe beziehet:
zumal mit dem Beyſatze, des in der H. Taufe
empfangenen Haupt-Guts, der Gerechtig-
keit Chriſti,
damit man Chriſtum ſelbſt ange-
zogen; Chriſtum, der der weſentliche Sohn
GOttes iſt, und in dem GOtt alle Glaubige, die
er durch den Glauben in ihm findet, fuͤr Gna-
den-Kinder annimmt.
2. Nachdem die Waſſer-Taufe ſchon von
GOtt durch Johannem, der daher der Taͤufer
hieß, verordnet Luc. 3, 2. 3. und von Chriſto
durch die Juͤnger beſtaͤtiget und zum allgemei-
nen Eingang in den Gnaden-Bund mit GOtt
gemachet worden Matth. Matth. 28, 19. Marc.
16, 16. ſo iſt ſie auch dazu von den Apoſteln bey
allen Gemeinen heiliglich gebrauchet und ange-
nommen; wie wir alhier aus den Gemeinen des
Galatiſchen Landes ſehen: aber nicht anders,
als daß die Taͤuflinge ſich von Chriſto und den
uͤbrigen noͤthigen Glaubens-Puncten vorher
gruͤndlich unterrichten, und dadurch zum Glau-
ben bringen laſſen.
3. Ob nun gleich der Glaube bereits durch
das Wort des Evangelii bey ihnen angezuͤndet
war: ſo war er doch anfangs noch gar ſchwach:
da denn die Collation und Annehmung der hei-
ligen Taufe eine groſſe Glaubens-Staͤrckung
mit ſich gebracht und den Taͤuflingen gleichſam
die Thuͤre aufgethan, zu deſto freudigern Ein-
gange in das Reich Chriſti: wie denn gar nicht
zu zweifeln iſt, daß GOtt ſeine von ihm ſelbſt ge-
machte Verordnung in ihrem rechten Gebrau-
che mit vielem Segen werde begleitet haben.
4. Mit der Redens-Art, Chriſtum an-
gezogen haben,
ſcheinet wol geſehen zu ſeyn
auf die damalige Art der Tauf-Handelung; zu-
mal bey den Erwachſenen; da nemlich eine gaͤntz-
liche Untertauchung geſchahe, zu welcher ein
aͤuſſerliches Aus- und Anziehen der Kleider
erfodert wurde. Und da bey ſolchem Ge-
ſchaͤfte die Taͤufer ſich nicht ſtumm haben erfin-
den laſſen, ſondern ſolche Reden gefuͤhret haben,
die ſich zur Sache geſchicket: ſo iſt wol nicht zu
[Spaltenumbruch] zweifeln, daß ſie bey dem Aus- und Anziehen der
Taͤuflinge unter ſolchem Bilde vorgeſtellet haben
das, was wir, wenn wir vor GOtt beſtehen
wolten, muͤſten oblegen, nemlich die Schuld
und Herrſchaft der Suͤnde, und hingegen anle-
gen, oder anziehen, nemlich die Gerechtigkeit
Chriſti, ja Chriſtum ſelbſt, als neue Creaturen.
Jn welcher Abſicht denn Paulus alhier ſaget:
Wieviel euer getaufet ſind, die haben Chri-
ſtum angezogen.
5. Es gehet demnach dieſes Anziehen ei-
gentlich auf die Rechtfertigung: als davon der
Apoſtel auch im gantzen Contexte bisher gehan-
delt hat. Da aber die H. Taufe ein ſolches
Bad der Wiedergeburt war, wodurch der zur
neuen Geburt aus GOtt durchs Wort des Ev-
angelii bereits angezuͤndete Glaube recht zur
Kraft kame; ſo iſt leichtlich zu erachten, daß diß
Chriſtum angezogen haben die Gnade der
Wiedergeburt mit in ſich faſſe, und folglich auch
auf die Heiligung fuͤhre. Und daß alſo auf die
Anziehung der Gerechtigkeit Chriſti ſich niemand
zum rechten Troſt beziehen koͤnne, als der ſich in
ſolcher Ordnung befindet.
6 Jn dem Briefe an die Roͤmer finden wir
eine gedoppelte ſchoͤne Erlaͤuterung von dieſem
Spruche; gleichwie dieſer auch jenen Ort er-
lautert, c. 6, 3. denn da heißt es: Wiſſet ihr
nicht, daß alle, die wir in, oder auf JE-
ſum getaufet ſind, die ſind in ſeinen Tod
getaufet?
Jn den Tod Chriſti getaufet ſeyn,
heißt durch die H. Taufe in eine ſolche Gemein-
ſchaft mit Chriſto geſetzet ſeyn, daß einem ſein
Verſoͤhnungs-Tod als eigen zur Verſoͤhnung
und Gerechtigkeit zugerechnet wird, nach dem
Ausſpruche Pauli: Jſt einer fuͤr alle geſtor-
ben, ſo ſind ſie alle geſtorben.
2 Cor. 5, 15.
Und alſo heißt Chriſtum durch die H. Taufe an-
gezogen haben, ſeines Verſoͤhnungs-Todes zur
Gerechtigkeit theilhaftig worden ſeyn, und alſo
die Gerechtigkeit Chriſti, als das rechte Ehren-
Kleid angeleget haben. Wie denn auch in dem
Untertauchen und Hervorkommen eine figuͤrliche
repræſentation war von dem Tode und der Auf-
erſtehung Chriſti zur Gemeinſchaft derſelben.
7. Der andere Ort iſt c. 13, 14. Ziehet an
den HErrn JEſum Chriſtum:
womit ei-
ne ſolche taͤgliche Ubung der ſchon geſchehenen
Application der Gerechtigkeit Chriſti angewieſen
wird, die ſich zur Heiligung kraͤftig erweiſet.
8. So gehoͤret auch ferner zur Erlaͤuterung
dieſes Orts, was wir Jeſ. 61, 10. leſen: Jch
freue mich im HErrn, und meine Seele iſt
froͤlich in meinem GOtt
(dem Meßia).
Denn er hat mich angezogen mit Kleidern
des Heils, und mit dem Rock der Gerech-
tigkeit gekleidet
ꝛc. Da wir ſehen, daß das
Anziehen JEſu,
das wir thun, von dem, das
er gegen uns thut, oder von dem, da er uns die
Gerechtigkeit anziehet, dependiret. Auf welche
Art man ſiehet, daß, wenn wir JEſum an-
ziehen,
ſolches ein Gnaden-Geſchenck ſey.
Siehe auch Matth. 22, 11. vom Hochzeitlichen
Kleide;
und Offenb. 19, 7. 8. da es heißt:
Die Hochzeit des Lammes iſt kommen, und
ſein
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[525/0553] Cap. 3, v. 27. an die Galater. V. 27. Denn wieviel euer (mit der ordentlichen Waſſer-Taufe) getaufet ſind (auf Chriſtum, wie in vielen alten Griechiſchen Exemplarien da- bey geſetzet wird) die haben Chriſtum ange- zogen (haben das Ehren-Kleid ſeiner erworbe- nen und ihnen geſchenckten Gerechtigkeit derge- ſtalt angeleget, daß ſie ſeiner ſelbſt voͤllig theil- haftig worden ſind.) Anmerckungen. 1. Es iſt alhier zuvorderſt die Connexion zu mercken zwiſchen dieſem und dem vorherge- henden Vers. Der Apoſtel zeiget, alhier den Grund an von der Kindſchaft mit GOtt, und ſe- tzet denſelben in der heiligen Taufe und in dem darinnen empfangenen Haupt-Gute, der ange- zogenen Gerechtigkeit Chriſti. Da nun die H. Taufe ein Bad der Wiedergeburt iſt Tit. 3, 5. und die Wiedergeburt iſt die Ordnung, in wel- cher wir zur Kindſchaft gelangen; ſo ſchicket es ſich ſehr wohl, daß der Apoſtel ſich zum Erweiſe der Kindſchaft auf die heilige Taufe beziehet: zumal mit dem Beyſatze, des in der H. Taufe empfangenen Haupt-Guts, der Gerechtig- keit Chriſti, damit man Chriſtum ſelbſt ange- zogen; Chriſtum, der der weſentliche Sohn GOttes iſt, und in dem GOtt alle Glaubige, die er durch den Glauben in ihm findet, fuͤr Gna- den-Kinder annimmt. 2. Nachdem die Waſſer-Taufe ſchon von GOtt durch Johannem, der daher der Taͤufer hieß, verordnet Luc. 3, 2. 3. und von Chriſto durch die Juͤnger beſtaͤtiget und zum allgemei- nen Eingang in den Gnaden-Bund mit GOtt gemachet worden Matth. Matth. 28, 19. Marc. 16, 16. ſo iſt ſie auch dazu von den Apoſteln bey allen Gemeinen heiliglich gebrauchet und ange- nommen; wie wir alhier aus den Gemeinen des Galatiſchen Landes ſehen: aber nicht anders, als daß die Taͤuflinge ſich von Chriſto und den uͤbrigen noͤthigen Glaubens-Puncten vorher gruͤndlich unterrichten, und dadurch zum Glau- ben bringen laſſen. 3. Ob nun gleich der Glaube bereits durch das Wort des Evangelii bey ihnen angezuͤndet war: ſo war er doch anfangs noch gar ſchwach: da denn die Collation und Annehmung der hei- ligen Taufe eine groſſe Glaubens-Staͤrckung mit ſich gebracht und den Taͤuflingen gleichſam die Thuͤre aufgethan, zu deſto freudigern Ein- gange in das Reich Chriſti: wie denn gar nicht zu zweifeln iſt, daß GOtt ſeine von ihm ſelbſt ge- machte Verordnung in ihrem rechten Gebrau- che mit vielem Segen werde begleitet haben. 4. Mit der Redens-Art, Chriſtum an- gezogen haben, ſcheinet wol geſehen zu ſeyn auf die damalige Art der Tauf-Handelung; zu- mal bey den Erwachſenen; da nemlich eine gaͤntz- liche Untertauchung geſchahe, zu welcher ein aͤuſſerliches Aus- und Anziehen der Kleider erfodert wurde. Und da bey ſolchem Ge- ſchaͤfte die Taͤufer ſich nicht ſtumm haben erfin- den laſſen, ſondern ſolche Reden gefuͤhret haben, die ſich zur Sache geſchicket: ſo iſt wol nicht zu zweifeln, daß ſie bey dem Aus- und Anziehen der Taͤuflinge unter ſolchem Bilde vorgeſtellet haben das, was wir, wenn wir vor GOtt beſtehen wolten, muͤſten oblegen, nemlich die Schuld und Herrſchaft der Suͤnde, und hingegen anle- gen, oder anziehen, nemlich die Gerechtigkeit Chriſti, ja Chriſtum ſelbſt, als neue Creaturen. Jn welcher Abſicht denn Paulus alhier ſaget: Wieviel euer getaufet ſind, die haben Chri- ſtum angezogen. 5. Es gehet demnach dieſes Anziehen ei- gentlich auf die Rechtfertigung: als davon der Apoſtel auch im gantzen Contexte bisher gehan- delt hat. Da aber die H. Taufe ein ſolches Bad der Wiedergeburt war, wodurch der zur neuen Geburt aus GOtt durchs Wort des Ev- angelii bereits angezuͤndete Glaube recht zur Kraft kame; ſo iſt leichtlich zu erachten, daß diß Chriſtum angezogen haben die Gnade der Wiedergeburt mit in ſich faſſe, und folglich auch auf die Heiligung fuͤhre. Und daß alſo auf die Anziehung der Gerechtigkeit Chriſti ſich niemand zum rechten Troſt beziehen koͤnne, als der ſich in ſolcher Ordnung befindet. 6 Jn dem Briefe an die Roͤmer finden wir eine gedoppelte ſchoͤne Erlaͤuterung von dieſem Spruche; gleichwie dieſer auch jenen Ort er- lautert, c. 6, 3. denn da heißt es: Wiſſet ihr nicht, daß alle, die wir in, oder auf JE- ſum getaufet ſind, die ſind in ſeinen Tod getaufet? Jn den Tod Chriſti getaufet ſeyn, heißt durch die H. Taufe in eine ſolche Gemein- ſchaft mit Chriſto geſetzet ſeyn, daß einem ſein Verſoͤhnungs-Tod als eigen zur Verſoͤhnung und Gerechtigkeit zugerechnet wird, nach dem Ausſpruche Pauli: Jſt einer fuͤr alle geſtor- ben, ſo ſind ſie alle geſtorben. 2 Cor. 5, 15. Und alſo heißt Chriſtum durch die H. Taufe an- gezogen haben, ſeines Verſoͤhnungs-Todes zur Gerechtigkeit theilhaftig worden ſeyn, und alſo die Gerechtigkeit Chriſti, als das rechte Ehren- Kleid angeleget haben. Wie denn auch in dem Untertauchen und Hervorkommen eine figuͤrliche repræſentation war von dem Tode und der Auf- erſtehung Chriſti zur Gemeinſchaft derſelben. 7. Der andere Ort iſt c. 13, 14. Ziehet an den HErrn JEſum Chriſtum: womit ei- ne ſolche taͤgliche Ubung der ſchon geſchehenen Application der Gerechtigkeit Chriſti angewieſen wird, die ſich zur Heiligung kraͤftig erweiſet. 8. So gehoͤret auch ferner zur Erlaͤuterung dieſes Orts, was wir Jeſ. 61, 10. leſen: Jch freue mich im HErrn, und meine Seele iſt froͤlich in meinem GOtt (dem Meßia). Denn er hat mich angezogen mit Kleidern des Heils, und mit dem Rock der Gerech- tigkeit gekleidet ꝛc. Da wir ſehen, daß das Anziehen JEſu, das wir thun, von dem, das er gegen uns thut, oder von dem, da er uns die Gerechtigkeit anziehet, dependiret. Auf welche Art man ſiehet, daß, wenn wir JEſum an- ziehen, ſolches ein Gnaden-Geſchenck ſey. Siehe auch Matth. 22, 11. vom Hochzeitlichen Kleide; und Offenb. 19, 7. 8. da es heißt: Die Hochzeit des Lammes iſt kommen, und ſein U u u 3

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 525. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/553>, abgerufen am 24.11.2024.