Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Erklärung des Briefes Pauli Cap. 1, v. 8. 9. 10. [Spaltenumbruch]
ist derjenige, auf den unser Glaube gerichtetist; und von dem nicht weniger die Gnade und der Friede kömmt, als von GOTT dem Vater. V. 8. Aufs erste (zuvorderst) dancke ich (von Anmerckung. So lautete es von Rom damals: an statt V. 9. Denn (dieses setze ich hinzu, um euch zu Anmerckungen. 1. Auf das Zeugniß GOttes hat man sich nicht zu berufen, als in einer sehr wichtigen und die Ehre GOttes betreffenden Sache. O wie groß und gemein ist dißfalls der Mißbrauch des [Spaltenumbruch] göttlichen Namens und Allwissenheit. 2. Jst GOTT ein allwissender Zeuge von allem, was wir nicht allein thun, sondern auch gedencken und uns vornehmen; o wie be- hutsam soll man daher nicht allewege seyn, damit wir sein Zeugniß nicht wider uns haben. Denn er ist Zeuge und Richter zugleich. 3. Ein rechtschaffener Nachfolger Pauli dienet GOTT am Evangelio zuvorderst in seinem Geiste, also, daß sein Geist, oder seine Seele, die rechte Weide und Nahrung darin suche, finde und behalte; und er in solcher Ord- nung auch andere dazu führe. Ein Mietling aber ist, der eher ein Hirte, als ein Schaf, wor- den ist; und dessen Geist ist gantz entfremdet von dem Evangelio: hingegen suchet er bey demsel- ben nur den Unterhalt, ja den Uberfluß für sei- nen Leib, oder Bauch. Röm. 16, 18. Phil. 3, 19. 4. Das Gebet für andere, sonderlich Zu- hörer, ist eines mit von den vornehmsten Kennzei- chen eines rechtschaffenen Lehrers: da hingegen ein Unbekehrter weder für sich, noch für andere betet. 5. CHristus, GOttes und Menschen Sohn, ist der Stern und Kern des gan- tzen Evangelii. Wohl dem, der da schmecket, und siehet, wie freundlich er im Evangelio ist, 1 Pet. 2, 3. V. 10. Und allezeit in meinem Gebet flehe, Anmerckungen. 1. Es ist nicht genug zu einem Vorhaben, sich einen guten Zweck vorsetzen: sondern es ist dabey nöthig, den Willen GOttes zu prüfen, ob dieses und jenes auch von uns, und zu der und der Zeit, auf diese und jene Art geschehen solle. Denn es ist nichts gemeiners, als unter der Vorstellung eines guten Zwecks so gleich zuzufah- ren, und etwas in eigner Wahl zu thun: wel- ches daher auch nicht gelinget, einem auch keine Glaubens-Freudigkeit läßt. 2. Die Prüfung des Willens GOttes geschiehet zuvorderst im fleißigen Gebet; und denn dabey in Erwegung der Umstände, welche uns die Providentz GOttes anweiset. Denn da- durch wird das Hertz nach und nach immer mehr überzeuget, daß dieses und jenes der Wille GOt- tes sey. Welchen man denn darauf mit einem freudigen Gewissen vollziehet. 3. Sonderlich müssen vorzunehmende Reisen, da man gute Freunde besuchen will, wohl
Erklaͤrung des Briefes Pauli Cap. 1, v. 8. 9. 10. [Spaltenumbruch]
iſt derjenige, auf den unſer Glaube gerichtetiſt; und von dem nicht weniger die Gnade und der Friede koͤmmt, als von GOTT dem Vater. V. 8. Aufs erſte (zuvorderſt) dancke ich (von Anmerckung. So lautete es von Rom damals: an ſtatt V. 9. Denn (dieſes ſetze ich hinzu, um euch zu Anmerckungen. 1. Auf das Zeugniß GOttes hat man ſich nicht zu berufen, als in einer ſehr wichtigen und die Ehre GOttes betreffenden Sache. O wie groß und gemein iſt dißfalls der Mißbrauch des [Spaltenumbruch] goͤttlichen Namens und Allwiſſenheit. 2. Jſt GOTT ein allwiſſender Zeuge von allem, was wir nicht allein thun, ſondern auch gedencken und uns vornehmen; o wie be- hutſam ſoll man daher nicht allewege ſeyn, damit wir ſein Zeugniß nicht wider uns haben. Denn er iſt Zeuge und Richter zugleich. 3. Ein rechtſchaffener Nachfolger Pauli dienet GOTT am Evangelio zuvorderſt in ſeinem Geiſte, alſo, daß ſein Geiſt, oder ſeine Seele, die rechte Weide und Nahrung darin ſuche, finde und behalte; und er in ſolcher Ord- nung auch andere dazu fuͤhre. Ein Mietling aber iſt, der eher ein Hirte, als ein Schaf, wor- den iſt; und deſſen Geiſt iſt gantz entfremdet von dem Evangelio: hingegen ſuchet er bey demſel- ben nur den Unterhalt, ja den Uberfluß fuͤr ſei- nen Leib, oder Bauch. Roͤm. 16, 18. Phil. 3, 19. 4. Das Gebet fuͤr andere, ſonderlich Zu- hoͤrer, iſt eines mit von den vornehmſten Kennzei- chen eines rechtſchaffenen Lehrers: da hingegen ein Unbekehrter weder fuͤr ſich, noch fuͤr andere betet. 5. CHriſtus, GOttes und Menſchen Sohn, iſt der Stern und Kern des gan- tzen Evangelii. Wohl dem, der da ſchmecket, und ſiehet, wie freundlich er im Evangelio iſt, 1 Pet. 2, 3. V. 10. Und allezeit in meinem Gebet flehe, Anmerckungen. 1. Es iſt nicht genug zu einem Vorhaben, ſich einen guten Zweck vorſetzen: ſondern es iſt dabey noͤthig, den Willen GOttes zu pruͤfen, ob dieſes und jenes auch von uns, und zu der und der Zeit, auf dieſe und jene Art geſchehen ſolle. Denn es iſt nichts gemeiners, als unter der Vorſtellung eines guten Zwecks ſo gleich zuzufah- ren, und etwas in eigner Wahl zu thun: wel- ches daher auch nicht gelinget, einem auch keine Glaubens-Freudigkeit laͤßt. 2. Die Pruͤfung des Willens GOttes geſchiehet zuvorderſt im fleißigen Gebet; und denn dabey in Erwegung der Umſtaͤnde, welche uns die Providentz GOttes anweiſet. Denn da- durch wird das Hertz nach und nach immer mehr uͤberzeuget, daß dieſes und jenes der Wille GOt- tes ſey. Welchen man denn darauf mit einem freudigen Gewiſſen vollziehet. 3. Sonderlich muͤſſen vorzunehmende Reiſen, da man gute Freunde beſuchen will, wohl
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Erklaͤrung des Briefes Pauli Cap. 1, v. 8. 9. 10.
iſt derjenige, auf den unſer Glaube gerichtet
iſt; und von dem nicht weniger die Gnade und
der Friede koͤmmt, als von GOTT dem
Vater.
V. 8.
Aufs erſte (zuvorderſt) dancke ich (von
gantzem Hertzen, in der Theilnehmung an allem
Guten) meinem GOTT (wie ich ihn im Glau-
ben eigenthuͤmlich erkenne, und mir zueigne, ſei-
ner beſondern Gnade auch in allen Stuͤcken ver-
ſichert bin) durch JESUM CHriſtum (als
durch welchen uns aller geiſtlicher Segen vom
Vater in der kraͤftigen Wirckung des Heiligen
Geiſtes mitgetheilet wird; durch welchen, als
unſern Mittler und Hohen-Prieſter, auch alle
Danckſagung GOTT zu bringen iſt; als der
ihr durch ſein Verſoͤhn-Opfer den rechten Nach-
druck giebet, daß ſie GOTT gefaͤllig ſey. Sie-
he 1 Petr. 2, 5. Hebr. 13, 15.) euer aller hal-
ben (ſo viel eurer zu GOTT bekehret ſind) daß
man von eurem Glauben (wie er ſich in der
Bekaͤntniß freudig, in der Liebe thaͤtig, und im
Leiden ſtandhaft erweiſet, und alſo ſein Licht vor
den Leuten leuchten laͤßt) in aller (ſonderlich
dem weitlaͤuftigen Roͤmiſchen Reiche unterwor-
fenen, und auch zum theil noch auſſer demſelben
ſich erſtreckenden Welt ſaget (vermoͤge der ſich
in alle Theile der Welt ausbreitenden Gemein-
ſchaft, in welcher dieſelbe der Ober-Herrſchaft
und der vielen Gewerbe wegen mit Rom, als ei-
ner damals gleichſam klugen Welt, ſtunden,
Siehe auch 1 Theſſ. 1, 8.
Anmerckung.
So lautete es von Rom damals: an ſtatt
deſſen, daß man nunmehro ſchon von ſo vielen
Seculis her von dem Roͤmiſchen Abfall und Anti-
chriſtenthum in aller Welt ſaget.
V. 9.
Denn (dieſes ſetze ich hinzu, um euch zu
bezeugen, wie hertzlich meine Danckſagung fuͤr
euch ſey) GOTT (der Hertzens-Kuͤndiger, auf
welchen ich mich zu eurer deſto mehrern Uberzeu-
gung meiner Liebe gegen euch, nach aller Wahr-
heit berufen kan) iſt mein Zeuge, welchem
ich (mit aller Willigkeit, Lauterkeit und Treue)
diene (mich auch daher in der Zuſchrift ſeinen
Knecht genennet habe) in meinem Geiſte (und
alſo nicht etwa nur aͤuſſerlich mit dem Munde
und vor Menſchen, ſondern im Geiſt und in der
Wahrheit Joh. 4, 24. alſo, daß alles, was in
mir iſt, ihme ergeben iſt) an (dem zuvor v. 1.
ſqq. gedachten) Evangelio von ſeinem Sohn,
daß ich ohn unterlaß (nicht etwa nur ein und
das andere mal, ſondern beſtaͤndig, ſo oft ich
mein Hertze im Gebet zu GOTT richte) euer
(in Liebe mit vielem Lobe GOTTES) ge-
dencke.
Anmerckungen.
1. Auf das Zeugniß GOttes hat man ſich
nicht zu berufen, als in einer ſehr wichtigen und
die Ehre GOttes betreffenden Sache. O wie
groß und gemein iſt dißfalls der Mißbrauch des
goͤttlichen Namens und Allwiſſenheit.
2. Jſt GOTT ein allwiſſender Zeuge
von allem, was wir nicht allein thun, ſondern
auch gedencken und uns vornehmen; o wie be-
hutſam ſoll man daher nicht allewege ſeyn, damit
wir ſein Zeugniß nicht wider uns haben. Denn
er iſt Zeuge und Richter zugleich.
3. Ein rechtſchaffener Nachfolger Pauli
dienet GOTT am Evangelio zuvorderſt in
ſeinem Geiſte, alſo, daß ſein Geiſt, oder ſeine
Seele, die rechte Weide und Nahrung darin
ſuche, finde und behalte; und er in ſolcher Ord-
nung auch andere dazu fuͤhre. Ein Mietling
aber iſt, der eher ein Hirte, als ein Schaf, wor-
den iſt; und deſſen Geiſt iſt gantz entfremdet von
dem Evangelio: hingegen ſuchet er bey demſel-
ben nur den Unterhalt, ja den Uberfluß fuͤr ſei-
nen Leib, oder Bauch. Roͤm. 16, 18. Phil.
3, 19.
4. Das Gebet fuͤr andere, ſonderlich Zu-
hoͤrer, iſt eines mit von den vornehmſten Kennzei-
chen eines rechtſchaffenen Lehrers: da hingegen
ein Unbekehrter weder fuͤr ſich, noch fuͤr andere
betet.
5. CHriſtus, GOttes und Menſchen
Sohn, iſt der Stern und Kern des gan-
tzen Evangelii. Wohl dem, der da ſchmecket,
und ſiehet, wie freundlich er im Evangelio iſt,
1 Pet. 2, 3.
V. 10.
Und allezeit in meinem Gebet flehe,
ob ſichs (durch die beſondere Providentz GOt-
tes, ohne dero gar merckliche Spuren ich nichts
in eigener Wahl vornehme) einmal zutragen
wolte (in Ereignung ſonderbarer Gelegenheit
und Umſtaͤnde) daß ich zu euch kaͤme durch
GOttes (darin zu erkennenden) Willen.
(Denn ob ich gleich, als ein Apoſtel, die Voll-
macht habe, das Evangelium den Heyden allent-
halben zu verkuͤndigen: ſo muß ich doch bey der
generalen Inſtruction auf die beſondere Fuͤgung
und Leitung GOttes ſehen. Siehe Ap. Geſch.
19, 21. Rom. 15, 23. 32. 1 Tim. 3, 10.)
Anmerckungen.
1. Es iſt nicht genug zu einem Vorhaben,
ſich einen guten Zweck vorſetzen: ſondern es iſt
dabey noͤthig, den Willen GOttes zu pruͤfen,
ob dieſes und jenes auch von uns, und zu der und
der Zeit, auf dieſe und jene Art geſchehen ſolle.
Denn es iſt nichts gemeiners, als unter der
Vorſtellung eines guten Zwecks ſo gleich zuzufah-
ren, und etwas in eigner Wahl zu thun: wel-
ches daher auch nicht gelinget, einem auch keine
Glaubens-Freudigkeit laͤßt.
2. Die Pruͤfung des Willens GOttes
geſchiehet zuvorderſt im fleißigen Gebet; und
denn dabey in Erwegung der Umſtaͤnde, welche
uns die Providentz GOttes anweiſet. Denn da-
durch wird das Hertz nach und nach immer mehr
uͤberzeuget, daß dieſes und jenes der Wille GOt-
tes ſey. Welchen man denn darauf mit einem
freudigen Gewiſſen vollziehet.
3. Sonderlich muͤſſen vorzunehmende
Reiſen, da man gute Freunde beſuchen will,
wohl
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