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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 6, v. 6-8. an die Galater.
[Spaltenumbruch] 1, 4. Ap. Gesch. 18, 25. Rom. 2, 18. so wird es
doch am eigentlichsten von einer solchen Unter-
weisung gebrauchet, welche durch eine Catechi-
sation
geschiehet; als worinnen man in der ersten
Kirche sehr fleißig gewesen ist, und dadurch auch
ein Lehrer das meiste ausrichtet. Dannenhero
es ein Kennzeichen eines getreuen Seelen-Hirten
ist, wenn er fleißig catechisiret, und siehet, daß
er auch die Erwachsenen mit dazu bringet, so viel
sich will thun lassen.
7. Jm übrigen siehet man aus dieser Er-
mahnung Pauli so viel, daß ausser den Verfüh-
rern auch noch richtige und getreue Lehrer in den
Galatischen Gemeinen gewesen seyn müssen.
Denn da er von jenen wünschet, daß sie möchten
ausgerottet werden c. 5, 12. so redet er diesen das
Wort, und sorget für ihre Verpflegung. Es
scheinet auch wol, daß manche unter den Gala-
tern den falschen Lehrern mehr haben zufliessen
lassen, als den rechtschafnen; gleichwie sie ihnen
auch mehr Gehör gegeben haben.
V. 7.

Jrret euch nicht (betrüget und verführet
euch nicht selbst; wie überhaupt, also vor-
nehmlich darinnen, daß ihr meinet, ihr wäret
nicht schuldig auf den Unterhalt der Armen ins-
gemein, und der Lehrer insonderheit zu sehen.)
GOTT läßt sich nicht spotten (er hat dieses
Gebot schon in dem einem ieden ins Gewissen ein-
gepflantzten Rechte der Natur geleget, und es so
oft in seinem Worte eingeschärfet: dannenhero
die Wegerung, zumal eine solche, da man
gleichsam die Nase dagegen rümpfet, mukterizei,
oder das Gebot verächtlich hält, GOTT selbst
trifft, der es nicht so ungestrafet hingehen läs-
set.)

Anmerckungen.
1. Es muß der Apostel wol Nachricht davon
bekommen haben, daß es etliche Galater also ge-
machet. Darum er sie darüber bestrafet, und
davor warnet. Wie es denn noch heute zu Ta-
ge Leute giebet, die, wenn sie die Armen, und son-
derlich getreue Lehrer, mit thätiger Liebe beden-
cken sollen, wol hönisch und verächtlich von ihnen
reden, und dasjenige, daß es einige weder benö-
thiget, noch würdig sind, zum Nachtheil anderer
mißbrauchen.
2. Es ist ein übles Verfahren gewesen zur
Zeit der Reformation, daß grosse Herren so viele
Kirchen-Güter eingezogen, und davon an man-
chen Orten nicht so viel übrig gelassen haben, daß
Kirch- und Schul-Bedienten davon hinlänglich
können unterhalten werden. Daher sie, was
ihre Vorfahren dißfalls versehen haben, bey
mehrerer und besserer Erkäntniß billig wieder
einbringen solten. Der sel. Lutherus hat zu sei-
nen Zeiten oftmal darüber geklaget, daß, da man
vormals so viele müßige Leute, Pfaffen, Münche
und Nonnen, so reichlich unterhalten habe, man
bey dem Evangelio die meisten Lehrer mit den Jh-
rigen Noth leiden lasse. Ein grosses Versehen
ists, daß die salaria fixa an den meisten Orten
so gar schlecht sind, und es meistens auf die so
[Spaltenumbruch] genannten Accidentia ankommen muß; die denn
zu mancher Versündigung Anlaß geben.
3. GOTT lässet sich zwar spotten, in so
fern er es nicht durch seine absolute Allmacht
verhindert, und gleichsam so fort mit Donner-
Keilen auf die Spötter loß schläget: aber er läßt
sich doch auch nicht spotten, in dem Verstande,
als wenn das Spotten eine Kleinigkeit wäre, und
ungestrafet bliebe. Jst denn gleich das Gespöt-
te nicht wider ihn selbst gerichtet, so ziehet er es
doch billig auf sich, da es wider sein Wort und
wider die von ihm gemachte Ordnung gehet.
V. 8.

Denn was der Mensch säet, das wird
er erndten
(wie im Leiblichen, also auch im
Geistlichen.) Wer auf sein Fleisch säet (dem
bösen Triebe der Erb-Sünde in würcklichen
Sünden also folget, daß jene durch diese zur
Herrschaft ausbricht, nach c. 5, 19. 20. 21.) der
wird vom Fleische das
(ewige) Verderben
erndten
(sintemal GOTT einem ieden vergel-
ten wird nach seinen Wercken. Jer. 17, 10. Matth.
16, 27. 25, 31. Rom. 2, 6. 7. 16. 2 Cor. 5, 10.
Offenb. 2, 23.) Wer aber auf den Geist säet,
(dem Triebe des Heiligen Geistes in einer er-
neuerten Seele also folget, daß er die c. 5, 22.
benennete und dergleichen mehrere Früchte des
Geistes träget) der wird von dem Geist das
ewige Leben erndten
(nicht verdienen, sondern
in der Ordnung der geschehenen reichlichen Aus-
streuung mit einer grossen Ubermasse aus Gna-
den empfangen.)

Anmerckungen.
1. Die Worte: Was der Mensch säet,
das wird er erndten,
sind ein Sprich-Wort,
welches auch Job. 4, 8. und Sprüchen Sal. 11,
18. befindlich, und auf die Natur und dero be-
ständige Ordnung, welche GOtt in der Schö-
pfung gemachet hat, sich gründet. Denn da
ein iedes Geschöpf zu seiner Fortpflantzung sei-
nen eignen Samen in und bey sich hat 1 B. Mos.
1, 11. 12. so kan es nicht anders seyn, als daß es
auch immer bey seiner Art bleibe, und also vom
Weitzen, Rocken, Gersten wieder eben ein sol-
ches Getreide hervor wachse; und zwar mit einer
grossen Vervielfältigung. Welches denn ein
Bild ist von dem, was auf eine geistliche Art
von und an dem Menschen geschiehet, so wol im
Guten, als im Bösen. Von jenem sehe man
Ps. 126, 5. 6. Sprüche Sal. 11, 18. Hos. 10, 12.
imgleichen Ps. 112, 9. 2 Cor. 9, 6. 7. da es in-
sonderheit von der Gutthätigkeit gegen die Dürf-
tigen gebrauchet wird. Von diesem Tob. 4, 8.
Sprüche Sal. 22, 8. Jer. 4, 3. Hos. 8, 7.
2. O Mensch, fürchtest du dich vor der
künftigen Erndte, so hüte dich vor der bösen
Saat. Freuest du dich dazu, so laß es nicht an-
ders, als in der Ordnung der guten Saat ge-
geschehen. Ein guter Acker-Mann ist nie ge-
schäftiger, als zur Saat-Zeit, daß er seine Aecker
recht bestellen möge. Denn er weiß, daß es
nächst dem Segen GOttes alles darauf ankömmt.
Darum wohl dem, der wohl und zugleich
viel
D d d d 2
Cap. 6, v. 6-8. an die Galater.
[Spaltenumbruch] 1, 4. Ap. Geſch. 18, 25. Rom. 2, 18. ſo wird es
doch am eigentlichſten von einer ſolchen Unter-
weiſung gebrauchet, welche durch eine Catechi-
ſation
geſchiehet; als worinnen man in der erſten
Kirche ſehr fleißig geweſen iſt, und dadurch auch
ein Lehrer das meiſte ausrichtet. Dannenhero
es ein Kennzeichen eines getreuen Seelen-Hirten
iſt, wenn er fleißig catechiſiret, und ſiehet, daß
er auch die Erwachſenen mit dazu bringet, ſo viel
ſich will thun laſſen.
7. Jm uͤbrigen ſiehet man aus dieſer Er-
mahnung Pauli ſo viel, daß auſſer den Verfuͤh-
rern auch noch richtige und getreue Lehrer in den
Galatiſchen Gemeinen geweſen ſeyn muͤſſen.
Denn da er von jenen wuͤnſchet, daß ſie moͤchten
ausgerottet werden c. 5, 12. ſo redet er dieſen das
Wort, und ſorget fuͤr ihre Verpflegung. Es
ſcheinet auch wol, daß manche unter den Gala-
tern den falſchen Lehrern mehr haben zuflieſſen
laſſen, als den rechtſchafnen; gleichwie ſie ihnen
auch mehr Gehoͤr gegeben haben.
V. 7.

Jrret euch nicht (betruͤget und verfuͤhret
euch nicht ſelbſt; wie uͤberhaupt, alſo vor-
nehmlich darinnen, daß ihr meinet, ihr waͤret
nicht ſchuldig auf den Unterhalt der Armen ins-
gemein, und der Lehrer inſonderheit zu ſehen.)
GOTT laͤßt ſich nicht ſpotten (er hat dieſes
Gebot ſchon in dem einem ieden ins Gewiſſen ein-
gepflantzten Rechte der Natur geleget, und es ſo
oft in ſeinem Worte eingeſchaͤrfet: dannenhero
die Wegerung, zumal eine ſolche, da man
gleichſam die Naſe dagegen ruͤmpfet, μυκτηρίζει,
oder das Gebot veraͤchtlich haͤlt, GOTT ſelbſt
trifft, der es nicht ſo ungeſtrafet hingehen laͤſ-
ſet.)

Anmerckungen.
1. Es muß der Apoſtel wol Nachricht davon
bekommen haben, daß es etliche Galater alſo ge-
machet. Darum er ſie daruͤber beſtrafet, und
davor warnet. Wie es denn noch heute zu Ta-
ge Leute giebet, die, wenn ſie die Armen, und ſon-
derlich getreue Lehrer, mit thaͤtiger Liebe beden-
cken ſollen, wol hoͤniſch und veraͤchtlich von ihnen
reden, und dasjenige, daß es einige weder benoͤ-
thiget, noch wuͤrdig ſind, zum Nachtheil anderer
mißbrauchen.
2. Es iſt ein uͤbles Verfahren geweſen zur
Zeit der Reformation, daß groſſe Herren ſo viele
Kirchen-Guͤter eingezogen, und davon an man-
chen Orten nicht ſo viel uͤbrig gelaſſen haben, daß
Kirch- und Schul-Bedienten davon hinlaͤnglich
koͤnnen unterhalten werden. Daher ſie, was
ihre Vorfahren dißfalls verſehen haben, bey
mehrerer und beſſerer Erkaͤntniß billig wieder
einbringen ſolten. Der ſel. Lutherus hat zu ſei-
nen Zeiten oftmal daruͤber geklaget, daß, da man
vormals ſo viele muͤßige Leute, Pfaffen, Muͤnche
und Nonnen, ſo reichlich unterhalten habe, man
bey dem Evangelio die meiſten Lehrer mit den Jh-
rigen Noth leiden laſſe. Ein groſſes Verſehen
iſts, daß die ſalaria fixa an den meiſten Orten
ſo gar ſchlecht ſind, und es meiſtens auf die ſo
[Spaltenumbruch] genannten Accidentia ankommen muß; die denn
zu mancher Verſuͤndigung Anlaß geben.
3. GOTT laͤſſet ſich zwar ſpotten, in ſo
fern er es nicht durch ſeine abſolute Allmacht
verhindert, und gleichſam ſo fort mit Donner-
Keilen auf die Spoͤtter loß ſchlaͤget: aber er laͤßt
ſich doch auch nicht ſpotten, in dem Verſtande,
als wenn das Spotten eine Kleinigkeit waͤre, und
ungeſtrafet bliebe. Jſt denn gleich das Geſpoͤt-
te nicht wider ihn ſelbſt gerichtet, ſo ziehet er es
doch billig auf ſich, da es wider ſein Wort und
wider die von ihm gemachte Ordnung gehet.
V. 8.

Denn was der Menſch ſaͤet, das wird
er erndten
(wie im Leiblichen, alſo auch im
Geiſtlichen.) Wer auf ſein Fleiſch ſaͤet (dem
boͤſen Triebe der Erb-Suͤnde in wuͤrcklichen
Suͤnden alſo folget, daß jene durch dieſe zur
Herrſchaft ausbricht, nach c. 5, 19. 20. 21.) der
wird vom Fleiſche das
(ewige) Verderben
erndten
(ſintemal GOTT einem ieden vergel-
ten wird nach ſeinen Wercken. Jer. 17, 10. Matth.
16, 27. 25, 31. Rom. 2, 6. 7. 16. 2 Cor. 5, 10.
Offenb. 2, 23.) Wer aber auf den Geiſt ſaͤet,
(dem Triebe des Heiligen Geiſtes in einer er-
neuerten Seele alſo folget, daß er die c. 5, 22.
benennete und dergleichen mehrere Fruͤchte des
Geiſtes traͤget) der wird von dem Geiſt das
ewige Leben erndten
(nicht verdienen, ſondern
in der Ordnung der geſchehenen reichlichen Aus-
ſtreuung mit einer groſſen Ubermaſſe aus Gna-
den empfangen.)

Anmerckungen.
1. Die Worte: Was der Menſch ſaͤet,
das wird er erndten,
ſind ein Sprich-Wort,
welches auch Job. 4, 8. und Spruͤchen Sal. 11,
18. befindlich, und auf die Natur und dero be-
ſtaͤndige Ordnung, welche GOtt in der Schoͤ-
pfung gemachet hat, ſich gruͤndet. Denn da
ein iedes Geſchoͤpf zu ſeiner Fortpflantzung ſei-
nen eignen Samen in und bey ſich hat 1 B. Moſ.
1, 11. 12. ſo kan es nicht anders ſeyn, als daß es
auch immer bey ſeiner Art bleibe, und alſo vom
Weitzen, Rocken, Gerſten wieder eben ein ſol-
ches Getreide hervor wachſe; und zwar mit einer
groſſen Vervielfaͤltigung. Welches denn ein
Bild iſt von dem, was auf eine geiſtliche Art
von und an dem Menſchen geſchiehet, ſo wol im
Guten, als im Boͤſen. Von jenem ſehe man
Pſ. 126, 5. 6. Spruͤche Sal. 11, 18. Hoſ. 10, 12.
imgleichen Pſ. 112, 9. 2 Cor. 9, 6. 7. da es in-
ſonderheit von der Gutthaͤtigkeit gegen die Duͤrf-
tigen gebrauchet wird. Von dieſem Tob. 4, 8.
Spruͤche Sal. 22, 8. Jer. 4, 3. Hoſ. 8, 7.
2. O Menſch, fuͤrchteſt du dich vor der
kuͤnftigen Erndte, ſo huͤte dich vor der boͤſen
Saat. Freueſt du dich dazu, ſo laß es nicht an-
ders, als in der Ordnung der guten Saat ge-
geſchehen. Ein guter Acker-Mann iſt nie ge-
ſchaͤftiger, als zur Saat-Zeit, daß er ſeine Aecker
recht beſtellen moͤge. Denn er weiß, daß es
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[579/0607] Cap. 6, v. 6-8. an die Galater. 1, 4. Ap. Geſch. 18, 25. Rom. 2, 18. ſo wird es doch am eigentlichſten von einer ſolchen Unter- weiſung gebrauchet, welche durch eine Catechi- ſation geſchiehet; als worinnen man in der erſten Kirche ſehr fleißig geweſen iſt, und dadurch auch ein Lehrer das meiſte ausrichtet. Dannenhero es ein Kennzeichen eines getreuen Seelen-Hirten iſt, wenn er fleißig catechiſiret, und ſiehet, daß er auch die Erwachſenen mit dazu bringet, ſo viel ſich will thun laſſen. 7. Jm uͤbrigen ſiehet man aus dieſer Er- mahnung Pauli ſo viel, daß auſſer den Verfuͤh- rern auch noch richtige und getreue Lehrer in den Galatiſchen Gemeinen geweſen ſeyn muͤſſen. Denn da er von jenen wuͤnſchet, daß ſie moͤchten ausgerottet werden c. 5, 12. ſo redet er dieſen das Wort, und ſorget fuͤr ihre Verpflegung. Es ſcheinet auch wol, daß manche unter den Gala- tern den falſchen Lehrern mehr haben zuflieſſen laſſen, als den rechtſchafnen; gleichwie ſie ihnen auch mehr Gehoͤr gegeben haben. V. 7. Jrret euch nicht (betruͤget und verfuͤhret euch nicht ſelbſt; wie uͤberhaupt, alſo vor- nehmlich darinnen, daß ihr meinet, ihr waͤret nicht ſchuldig auf den Unterhalt der Armen ins- gemein, und der Lehrer inſonderheit zu ſehen.) GOTT laͤßt ſich nicht ſpotten (er hat dieſes Gebot ſchon in dem einem ieden ins Gewiſſen ein- gepflantzten Rechte der Natur geleget, und es ſo oft in ſeinem Worte eingeſchaͤrfet: dannenhero die Wegerung, zumal eine ſolche, da man gleichſam die Naſe dagegen ruͤmpfet, μυκτηρίζει, oder das Gebot veraͤchtlich haͤlt, GOTT ſelbſt trifft, der es nicht ſo ungeſtrafet hingehen laͤſ- ſet.) Anmerckungen. 1. Es muß der Apoſtel wol Nachricht davon bekommen haben, daß es etliche Galater alſo ge- machet. Darum er ſie daruͤber beſtrafet, und davor warnet. Wie es denn noch heute zu Ta- ge Leute giebet, die, wenn ſie die Armen, und ſon- derlich getreue Lehrer, mit thaͤtiger Liebe beden- cken ſollen, wol hoͤniſch und veraͤchtlich von ihnen reden, und dasjenige, daß es einige weder benoͤ- thiget, noch wuͤrdig ſind, zum Nachtheil anderer mißbrauchen. 2. Es iſt ein uͤbles Verfahren geweſen zur Zeit der Reformation, daß groſſe Herren ſo viele Kirchen-Guͤter eingezogen, und davon an man- chen Orten nicht ſo viel uͤbrig gelaſſen haben, daß Kirch- und Schul-Bedienten davon hinlaͤnglich koͤnnen unterhalten werden. Daher ſie, was ihre Vorfahren dißfalls verſehen haben, bey mehrerer und beſſerer Erkaͤntniß billig wieder einbringen ſolten. Der ſel. Lutherus hat zu ſei- nen Zeiten oftmal daruͤber geklaget, daß, da man vormals ſo viele muͤßige Leute, Pfaffen, Muͤnche und Nonnen, ſo reichlich unterhalten habe, man bey dem Evangelio die meiſten Lehrer mit den Jh- rigen Noth leiden laſſe. Ein groſſes Verſehen iſts, daß die ſalaria fixa an den meiſten Orten ſo gar ſchlecht ſind, und es meiſtens auf die ſo genannten Accidentia ankommen muß; die denn zu mancher Verſuͤndigung Anlaß geben. 3. GOTT laͤſſet ſich zwar ſpotten, in ſo fern er es nicht durch ſeine abſolute Allmacht verhindert, und gleichſam ſo fort mit Donner- Keilen auf die Spoͤtter loß ſchlaͤget: aber er laͤßt ſich doch auch nicht ſpotten, in dem Verſtande, als wenn das Spotten eine Kleinigkeit waͤre, und ungeſtrafet bliebe. Jſt denn gleich das Geſpoͤt- te nicht wider ihn ſelbſt gerichtet, ſo ziehet er es doch billig auf ſich, da es wider ſein Wort und wider die von ihm gemachte Ordnung gehet. V. 8. Denn was der Menſch ſaͤet, das wird er erndten (wie im Leiblichen, alſo auch im Geiſtlichen.) Wer auf ſein Fleiſch ſaͤet (dem boͤſen Triebe der Erb-Suͤnde in wuͤrcklichen Suͤnden alſo folget, daß jene durch dieſe zur Herrſchaft ausbricht, nach c. 5, 19. 20. 21.) der wird vom Fleiſche das (ewige) Verderben erndten (ſintemal GOTT einem ieden vergel- ten wird nach ſeinen Wercken. Jer. 17, 10. Matth. 16, 27. 25, 31. Rom. 2, 6. 7. 16. 2 Cor. 5, 10. Offenb. 2, 23.) Wer aber auf den Geiſt ſaͤet, (dem Triebe des Heiligen Geiſtes in einer er- neuerten Seele alſo folget, daß er die c. 5, 22. benennete und dergleichen mehrere Fruͤchte des Geiſtes traͤget) der wird von dem Geiſt das ewige Leben erndten (nicht verdienen, ſondern in der Ordnung der geſchehenen reichlichen Aus- ſtreuung mit einer groſſen Ubermaſſe aus Gna- den empfangen.) Anmerckungen. 1. Die Worte: Was der Menſch ſaͤet, das wird er erndten, ſind ein Sprich-Wort, welches auch Job. 4, 8. und Spruͤchen Sal. 11, 18. befindlich, und auf die Natur und dero be- ſtaͤndige Ordnung, welche GOtt in der Schoͤ- pfung gemachet hat, ſich gruͤndet. Denn da ein iedes Geſchoͤpf zu ſeiner Fortpflantzung ſei- nen eignen Samen in und bey ſich hat 1 B. Moſ. 1, 11. 12. ſo kan es nicht anders ſeyn, als daß es auch immer bey ſeiner Art bleibe, und alſo vom Weitzen, Rocken, Gerſten wieder eben ein ſol- ches Getreide hervor wachſe; und zwar mit einer groſſen Vervielfaͤltigung. Welches denn ein Bild iſt von dem, was auf eine geiſtliche Art von und an dem Menſchen geſchiehet, ſo wol im Guten, als im Boͤſen. Von jenem ſehe man Pſ. 126, 5. 6. Spruͤche Sal. 11, 18. Hoſ. 10, 12. imgleichen Pſ. 112, 9. 2 Cor. 9, 6. 7. da es in- ſonderheit von der Gutthaͤtigkeit gegen die Duͤrf- tigen gebrauchet wird. Von dieſem Tob. 4, 8. Spruͤche Sal. 22, 8. Jer. 4, 3. Hoſ. 8, 7. 2. O Menſch, fuͤrchteſt du dich vor der kuͤnftigen Erndte, ſo huͤte dich vor der boͤſen Saat. Freueſt du dich dazu, ſo laß es nicht an- ders, als in der Ordnung der guten Saat ge- geſchehen. Ein guter Acker-Mann iſt nie ge- ſchaͤftiger, als zur Saat-Zeit, daß er ſeine Aecker recht beſtellen moͤge. Denn er weiß, daß es naͤchſt dem Segen GOttes alles darauf ankoͤm̃t. Darum wohl dem, der wohl und zugleich viel D d d d 2

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 579. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/607>, abgerufen am 24.11.2024.