d. Diese natürliche Erkäntniß GOttes dienet zufälliger Weise wider die, welche nach v. 18. die Wahrheit in Ungerechtigkeit aufhalten, darzu, daß sie keine Entschuldigung haben.
2. Der Beweis-Grund, den man für die Existentz GOttes ab effectu ad caussam, von den Geschöpfen auf den Schöpfer, als Urheber, machet, ist der richtigste und begreiflichste: sintemal gar keine Nothwendigkeit ist, daß die Geschöpfe eben also hätten seyn müssen, wie sie sind, und es unmüglich ist, daß sie in ihrer contin- gentz hätten von sich selbst entstehen und sich selbst so weislich bilden und ordnen können; als auf welche Art sie gewesen wären, ehe sie gewesen, welches contradictorisch ist.
3. Die in und mit der Zeit geschehene Schöpfung ist zwar ein Glaubens-Articul; so wol an sich selbst, in dem sich die Art und Weise mit der Vernunft nicht begreifen lässet; als auch sonderlich was die davon geoffenbahrete Umstände betrift, also daß wir billig mit Pau- lo Hebr. 11, 3. sagen müssen: Durch den Glauben mercken wir, daß die Welt durch GOttes Wort fertig ist, daß alles, was man siehet, aus nichts worden: Allein gleichwie die Lehre von dem einigen und aller- höchsten unendlichen Wesen GOttes auch ein geoffenbahrter Glaubens-Articul ist, aber nichts destoweniger auch guten theils aus dem Lichte der Natur erkant wird, und zur Theo- logia naturali gehöret: also stehet es auch um das Werck der Schöpfung, daß es zwar eine Glaubens-Lehre ist, aber doch auch aus dem Natur-Lichte zu erkennen stehet. Aus welchem Grunde denn auch Paulus sich dieses Erweises gegen die Heyden bedienet.
4. Der Welt eine Ewigkeit zuschreiben, ist seine Atheisterey verrathen, oder doch eines von den Haupt-Sätzen der Atheisten haben.
5. Die Welt für ewig und doch für er- schaffen halten, ist contradictorisch; wenn man anders eine wahre Schöpfung statuiret, und die Welt nicht gleichsam für ein Attributum GOttes halten, oder durch die creation eine wesentliche emanation verstehen, und zum Deismo oder Spinosismo führen will.
6. Was die Erkäntniß des unsichtbaren Wesens GOttes aus der Schöpfung und aus den Geschöpfen betrift; so ist der Schluß dieser: Man siehet, daß das Werck der Schöpfung mit den Geschöpfen wie mit höchster Weisheit, also auch mit einem freyen und mächtigen Wil- len müsse so und so geordnet seyn. Nun aber lehret es die Vernunft nebst der Erfahrung, daß keine cörperliche Substantz, sie sey auch noch so edel und so groß, eine Weisheit oder einen Ver- stand und freyen Willen besitzet. Dannen- hero schliesset man daraus gar richtig, daß GOtt, als der Urheber der Welt, müsse einen unendlich weisen Verstand, und einen freyen und all- mächtigen Willen haben, und folglich ein unsichtbares höchstes Wesen seyn. Und in die- sem Schlusse wird man nicht wenig bekräftiget, wenn man auf sich selbst, und sonderlich auf sei- ne Seele siehet. Denn da findet man in sich aus eigener Erfahrung, daß sie ein solches geist- [Spaltenumbruch]
liches oder unsichtbäres Wesen ist, welches ei- nen Verstand und einen freyen, auch kräfti- gen willen hat. Da nun der Mensch eines der Geschöpfe GOttes ist, und zwar der See- len nach viel edler, als alle bloß sichtbare Crea- turen: so kan er nicht anders, als daraus diesen Schluß ziehen, daß GOtt, als der Urheber des Menschen, noch vielmehr ein unsichtbares We- sen, oder ein in seiner Unsichtbarkeit und allen Eigenschaften unendliches Wesen seyn müsse.
V. 21.
Sie können freylich keine Entschuldigung haben, dieweil sie (gedachter massen auch aus dem Lichte der Natur) wusten, daß ein GOtt ist (den man zu verehren habe) und haben (zwar von ihm die Idee von einem über alles erhabenen Wesen behalten) ihn (aber) nicht ge- preiset) mit der wahren Anbetung, und mit gehörigem Dienste verherrlichet) als einen GOtt, noch (ihme für Schöpfung, Erhal- tung und andere Wohlthaten) gedancket, son- dern sind in ihrem Tichten (in ihren Ge- dancken, Erfindungen und Schlüssen von GOtt und dem ihm zukommenden Dienste, oder der natürlichen Religion) eitel worden (auf lau- ter thörichte, abgeschmackte Dinge verfallen) und ihr (solcher Gestalt an sich selbst schon sehr) unverständigs Hertz ist (daher noch immer mehr) verfinstert (sintemal von dem, der da nicht hat, oder der das, was er hat, nicht recht anleget, und also thut, als hätte er es nicht, auch das, was er hatte, genommen wird Matth. 13, 12.)
Anmerckungen.
1. Die richtige Lehre von GOtt und sei- nem Dienste, so viel das Licht der Natur davon erreichet, gehöret zum Grunde eines richtigen systematis der natürlichen Weisheit, oder Phi- losophie.
2. Darum wer in besagter Lehre falsche Sätze hat, oder, was er darinnen noch etwa wahres erkennet, in der That selbst aus den Au- gen setzet, der verfällt auf lauter Fürwitz und Klügeley, und durch diese mit seinem vereitel- ten und verfinsterten Hertzen auf lauter thörichte Dinge; zumal wenn er ein Philosophus ist, und den Ruhm von der Erfindung oder Ausschmü- ckung eines neuen Systematis suchet.
V. 22.
Da sie (und unter ihnen sonderlich ihre so genannte Philosophi, und die, welche andere in der Religion unterrichtet haben,) sich für weise hielten, (dergestalt, daß sie diese ihre eitele Meinung nicht bey sich behalten, sondern von ihrer eingebildeten Weisheit bey andern viel rühmens gemacht,) sind sie gar Narren worden, (auf solche ungereimte und alberne Dinge in der Lehre von GOTT und der Reli- gion, auch zum Theil in andern Dingen, gera- then, auf welche ein Mensch sonst bey dem rich- tigen Gebrauch seiner Vernunft nimmermehr gerathen könte. Siehe auch Eph. 4, 19.
Anmer-
E
Cap. 1, v. 21. 22. an die Roͤmer.
[Spaltenumbruch]
d. Dieſe natuͤrliche Erkaͤntniß GOttes dienet zufaͤlliger Weiſe wider die, welche nach v. 18. die Wahrheit in Ungerechtigkeit aufhalten, darzu, daß ſie keine Entſchuldigung haben.
2. Der Beweis-Grund, den man fuͤr die Exiſtentz GOttes ab effectu ad cauſſam, von den Geſchoͤpfen auf den Schoͤpfer, als Urheber, machet, iſt der richtigſte und begreiflichſte: ſintemal gar keine Nothwendigkeit iſt, daß die Geſchoͤpfe eben alſo haͤtten ſeyn muͤſſen, wie ſie ſind, und es unmuͤglich iſt, daß ſie in ihrer contin- gentz haͤtten von ſich ſelbſt entſtehen und ſich ſelbſt ſo weislich bilden und ordnen koͤnnen; als auf welche Art ſie geweſen waͤren, ehe ſie geweſen, welches contradictoriſch iſt.
3. Die in und mit der Zeit geſchehene Schoͤpfung iſt zwar ein Glaubens-Articul; ſo wol an ſich ſelbſt, in dem ſich die Art und Weiſe mit der Vernunft nicht begreifen laͤſſet; als auch ſonderlich was die davon geoffenbahrete Umſtaͤnde betrift, alſo daß wir billig mit Pau- lo Hebr. 11, 3. ſagen muͤſſen: Durch den Glauben mercken wir, daß die Welt durch GOttes Wort fertig iſt, daß alles, was man ſiehet, aus nichts worden: Allein gleichwie die Lehre von dem einigen und aller- hoͤchſten unendlichen Weſen GOttes auch ein geoffenbahrter Glaubens-Articul iſt, aber nichts deſtoweniger auch guten theils aus dem Lichte der Natur erkant wird, und zur Theo- logia naturali gehoͤret: alſo ſtehet es auch um das Werck der Schoͤpfung, daß es zwar eine Glaubens-Lehre iſt, aber doch auch aus dem Natur-Lichte zu erkennen ſtehet. Aus welchem Grunde denn auch Paulus ſich dieſes Erweiſes gegen die Heyden bedienet.
4. Der Welt eine Ewigkeit zuſchreiben, iſt ſeine Atheiſterey verrathen, oder doch eines von den Haupt-Saͤtzen der Atheiſten haben.
5. Die Welt fuͤr ewig und doch fuͤr er- ſchaffen halten, iſt contradictoriſch; wenn man anders eine wahre Schoͤpfung ſtatuiret, und die Welt nicht gleichſam fuͤr ein Attributum GOttes halten, oder durch die creation eine weſentliche emanation verſtehen, und zum Deiſmo oder Spinoſiſmo fuͤhren will.
6. Was die Erkaͤntniß des unſichtbaren Weſens GOttes aus der Schoͤpfung und aus den Geſchoͤpfen betrift; ſo iſt der Schluß dieſer: Man ſiehet, daß das Werck der Schoͤpfung mit den Geſchoͤpfen wie mit hoͤchſter Weisheit, alſo auch mit einem freyen und maͤchtigen Wil- len muͤſſe ſo und ſo geordnet ſeyn. Nun aber lehret es die Vernunft nebſt der Erfahrung, daß keine coͤrperliche Subſtantz, ſie ſey auch noch ſo edel und ſo groß, eine Weisheit oder einen Ver- ſtand und freyen Willen beſitzet. Dannen- hero ſchlieſſet man daraus gar richtig, daß GOtt, als der Urheber der Welt, muͤſſe einen unendlich weiſen Verſtand, und einen freyen und all- maͤchtigen Willen haben, und folglich ein unſichtbares hoͤchſtes Weſen ſeyn. Und in die- ſem Schluſſe wird man nicht wenig bekraͤftiget, wenn man auf ſich ſelbſt, und ſonderlich auf ſei- ne Seele ſiehet. Denn da findet man in ſich aus eigener Erfahrung, daß ſie ein ſolches geiſt- [Spaltenumbruch]
liches oder unſichtbaͤres Weſen iſt, welches ei- nen Verſtand und einen freyen, auch kraͤfti- gen willen hat. Da nun der Menſch eines der Geſchoͤpfe GOttes iſt, und zwar der See- len nach viel edler, als alle bloß ſichtbare Crea- turen: ſo kan er nicht anders, als daraus dieſen Schluß ziehen, daß GOtt, als der Urheber des Menſchen, noch vielmehr ein unſichtbares We- ſen, oder ein in ſeiner Unſichtbarkeit und allen Eigenſchaften unendliches Weſen ſeyn muͤſſe.
V. 21.
Sie koͤnnen freylich keine Entſchuldigung haben, dieweil ſie (gedachter maſſen auch aus dem Lichte der Natur) wuſten, daß ein GOtt iſt (den man zu verehren habe) und haben (zwar von ihm die Idee von einem uͤber alles erhabenen Weſen behalten) ihn (aber) nicht ge- preiſet) mit der wahren Anbetung, und mit gehoͤrigem Dienſte verherrlichet) als einen GOtt, noch (ihme fuͤr Schoͤpfung, Erhal- tung und andere Wohlthaten) gedancket, ſon- dern ſind in ihrem Tichten (in ihren Ge- dancken, Erfindungen und Schluͤſſen von GOtt und dem ihm zukommenden Dienſte, oder der natuͤrlichen Religion) eitel worden (auf lau- ter thoͤrichte, abgeſchmackte Dinge verfallen) und ihr (ſolcher Geſtalt an ſich ſelbſt ſchon ſehr) unverſtaͤndigs Hertz iſt (daher noch immer mehr) verfinſtert (ſintemal von dem, der da nicht hat, oder der das, was er hat, nicht recht anleget, und alſo thut, als haͤtte er es nicht, auch das, was er hatte, genommen wird Matth. 13, 12.)
Anmerckungen.
1. Die richtige Lehre von GOtt und ſei- nem Dienſte, ſo viel das Licht der Natur davon erreichet, gehoͤret zum Grunde eines richtigen ſyſtematis der natuͤrlichen Weisheit, oder Phi- loſophie.
2. Darum wer in beſagter Lehre falſche Saͤtze hat, oder, was er darinnen noch etwa wahres erkennet, in der That ſelbſt aus den Au- gen ſetzet, der verfaͤllt auf lauter Fuͤrwitz und Kluͤgeley, und durch dieſe mit ſeinem vereitel- ten und verfinſterten Hertzen auf lauter thoͤrichte Dinge; zumal wenn er ein Philoſophus iſt, und den Ruhm von der Erfindung oder Ausſchmuͤ- ckung eines neuen Syſtematis ſuchet.
V. 22.
Da ſie (und unter ihnen ſonderlich ihre ſo genannte Philoſophi, und die, welche andere in der Religion unterrichtet haben,) ſich fuͤr weiſe hielten, (dergeſtalt, daß ſie dieſe ihre eitele Meinung nicht bey ſich behalten, ſondern von ihrer eingebildeten Weisheit bey andern viel ruͤhmens gemacht,) ſind ſie gar Narren worden, (auf ſolche ungereimte und alberne Dinge in der Lehre von GOTT und der Reli- gion, auch zum Theil in andern Dingen, gera- then, auf welche ein Menſch ſonſt bey dem rich- tigen Gebrauch ſeiner Vernunft nimmermehr gerathen koͤnte. Siehe auch Eph. 4, 19.
Anmer-
E
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[33/0061]
Cap. 1, v. 21. 22. an die Roͤmer.
d. Dieſe natuͤrliche Erkaͤntniß GOttes dienet
zufaͤlliger Weiſe wider die, welche nach v. 18.
die Wahrheit in Ungerechtigkeit aufhalten,
darzu, daß ſie keine Entſchuldigung haben.
2. Der Beweis-Grund, den man fuͤr die
Exiſtentz GOttes ab effectu ad cauſſam, von
den Geſchoͤpfen auf den Schoͤpfer, als Urheber,
machet, iſt der richtigſte und begreiflichſte:
ſintemal gar keine Nothwendigkeit iſt, daß die
Geſchoͤpfe eben alſo haͤtten ſeyn muͤſſen, wie ſie
ſind, und es unmuͤglich iſt, daß ſie in ihrer contin-
gentz haͤtten von ſich ſelbſt entſtehen und ſich
ſelbſt ſo weislich bilden und ordnen koͤnnen;
als auf welche Art ſie geweſen waͤren, ehe ſie
geweſen, welches contradictoriſch iſt.
3. Die in und mit der Zeit geſchehene
Schoͤpfung iſt zwar ein Glaubens-Articul; ſo
wol an ſich ſelbſt, in dem ſich die Art und Weiſe
mit der Vernunft nicht begreifen laͤſſet; als
auch ſonderlich was die davon geoffenbahrete
Umſtaͤnde betrift, alſo daß wir billig mit Pau-
lo Hebr. 11, 3. ſagen muͤſſen: Durch den
Glauben mercken wir, daß die Welt durch
GOttes Wort fertig iſt, daß alles, was
man ſiehet, aus nichts worden: Allein
gleichwie die Lehre von dem einigen und aller-
hoͤchſten unendlichen Weſen GOttes auch ein
geoffenbahrter Glaubens-Articul iſt, aber
nichts deſtoweniger auch guten theils aus dem
Lichte der Natur erkant wird, und zur Theo-
logia naturali gehoͤret: alſo ſtehet es auch um
das Werck der Schoͤpfung, daß es zwar eine
Glaubens-Lehre iſt, aber doch auch aus dem
Natur-Lichte zu erkennen ſtehet. Aus welchem
Grunde denn auch Paulus ſich dieſes Erweiſes
gegen die Heyden bedienet.
4. Der Welt eine Ewigkeit zuſchreiben,
iſt ſeine Atheiſterey verrathen, oder doch eines
von den Haupt-Saͤtzen der Atheiſten haben.
5. Die Welt fuͤr ewig und doch fuͤr er-
ſchaffen halten, iſt contradictoriſch; wenn man
anders eine wahre Schoͤpfung ſtatuiret, und
die Welt nicht gleichſam fuͤr ein Attributum
GOttes halten, oder durch die creation eine
weſentliche emanation verſtehen, und zum Deiſmo
oder Spinoſiſmo fuͤhren will.
6. Was die Erkaͤntniß des unſichtbaren
Weſens GOttes aus der Schoͤpfung und aus
den Geſchoͤpfen betrift; ſo iſt der Schluß dieſer:
Man ſiehet, daß das Werck der Schoͤpfung
mit den Geſchoͤpfen wie mit hoͤchſter Weisheit,
alſo auch mit einem freyen und maͤchtigen Wil-
len muͤſſe ſo und ſo geordnet ſeyn. Nun aber
lehret es die Vernunft nebſt der Erfahrung, daß
keine coͤrperliche Subſtantz, ſie ſey auch noch ſo
edel und ſo groß, eine Weisheit oder einen Ver-
ſtand und freyen Willen beſitzet. Dannen-
hero ſchlieſſet man daraus gar richtig, daß GOtt,
als der Urheber der Welt, muͤſſe einen unendlich
weiſen Verſtand, und einen freyen und all-
maͤchtigen Willen haben, und folglich ein
unſichtbares hoͤchſtes Weſen ſeyn. Und in die-
ſem Schluſſe wird man nicht wenig bekraͤftiget,
wenn man auf ſich ſelbſt, und ſonderlich auf ſei-
ne Seele ſiehet. Denn da findet man in ſich
aus eigener Erfahrung, daß ſie ein ſolches geiſt-
liches oder unſichtbaͤres Weſen iſt, welches ei-
nen Verſtand und einen freyen, auch kraͤfti-
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der Geſchoͤpfe GOttes iſt, und zwar der See-
len nach viel edler, als alle bloß ſichtbare Crea-
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Menſchen, noch vielmehr ein unſichtbares We-
ſen, oder ein in ſeiner Unſichtbarkeit und allen
Eigenſchaften unendliches Weſen ſeyn muͤſſe.
V. 21.
Sie koͤnnen freylich keine Entſchuldigung
haben, dieweil ſie (gedachter maſſen auch aus
dem Lichte der Natur) wuſten, daß ein GOtt
iſt (den man zu verehren habe) und haben
(zwar von ihm die Idee von einem uͤber alles
erhabenen Weſen behalten) ihn (aber) nicht ge-
preiſet) mit der wahren Anbetung, und mit
gehoͤrigem Dienſte verherrlichet) als einen
GOtt, noch (ihme fuͤr Schoͤpfung, Erhal-
tung und andere Wohlthaten) gedancket, ſon-
dern ſind in ihrem Tichten (in ihren Ge-
dancken, Erfindungen und Schluͤſſen von GOtt
und dem ihm zukommenden Dienſte, oder der
natuͤrlichen Religion) eitel worden (auf lau-
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und ihr (ſolcher Geſtalt an ſich ſelbſt ſchon ſehr)
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mehr) verfinſtert (ſintemal von dem, der da
nicht hat, oder der das, was er hat, nicht
recht anleget, und alſo thut, als haͤtte er es
nicht, auch das, was er hatte, genommen
wird Matth. 13, 12.)
Anmerckungen.
1. Die richtige Lehre von GOtt und ſei-
nem Dienſte, ſo viel das Licht der Natur davon
erreichet, gehoͤret zum Grunde eines richtigen
ſyſtematis der natuͤrlichen Weisheit, oder Phi-
loſophie.
2. Darum wer in beſagter Lehre falſche
Saͤtze hat, oder, was er darinnen noch etwa
wahres erkennet, in der That ſelbſt aus den Au-
gen ſetzet, der verfaͤllt auf lauter Fuͤrwitz und
Kluͤgeley, und durch dieſe mit ſeinem vereitel-
ten und verfinſterten Hertzen auf lauter thoͤrichte
Dinge; zumal wenn er ein Philoſophus iſt, und
den Ruhm von der Erfindung oder Ausſchmuͤ-
ckung eines neuen Syſtematis ſuchet.
V. 22.
Da ſie (und unter ihnen ſonderlich ihre ſo
genannte Philoſophi, und die, welche andere
in der Religion unterrichtet haben,) ſich fuͤr
weiſe hielten, (dergeſtalt, daß ſie dieſe ihre
eitele Meinung nicht bey ſich behalten, ſondern
von ihrer eingebildeten Weisheit bey andern
viel ruͤhmens gemacht,) ſind ſie gar Narren
worden, (auf ſolche ungereimte und alberne
Dinge in der Lehre von GOTT und der Reli-
gion, auch zum Theil in andern Dingen, gera-
then, auf welche ein Menſch ſonſt bey dem rich-
tigen Gebrauch ſeiner Vernunft nimmermehr
gerathen koͤnte. Siehe auch Eph. 4, 19.
Anmer-
E
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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/61>, abgerufen am 21.11.2024.
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