Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Erklärung des Briefs Pauli Cap. 1, v. 22-25. [Spaltenumbruch]
Anmerckungen. 1. Sich selbst für weise und klug halten, 2. Hingegen demüthig seyn und seine na- V. 23. Und haben (in solcher ihrer grössesten Anmerckung. Auf diese Unsinnigkeit sind sie durch diese V. 24. Darum (dieser grossen Sünden wegen) Anmerckungen. 1. Die Abgötterey, es sey die grobe oder die subtilere, ist eine Hurerey und Ehebruch der Seele wider GOtt; als deme sie allein anhan- gen soll. 2. Wo nun die Seele durch Abgötterey ihren Ehebund mit GOtt bricht, und von dem Schöpfer auf das Geschöpfe fällt; da ist es kein Wunder, daß bey einer so abtrünnigen Seele durch die wüsten Affecten auch der Leib mit sei- nen Gliedern zu allerhand Arten der schändlich- sten Unreinigkeit hingerissen wird; also daß die leibliche Hurerey und Unreinigkeit eine Frucht ist der geistlichen. 3. Wir sehen dieses unter andern an dem Exempel der Jsraeliten, da sie an die Grentzen des gelobten Landes gekommen waren Denn da wurden sie, nach dem verkehrten Rath des Bileams, wie zur Abgötterey der Moabiter und Midianiter, also auch zur Hurerey mit ihren Töchtern verleitet. Num. 25, 1. seqq. 4. Und da aus dem heydnischen Alterthum bekant ist, welche entsetzliche Greuel der Geil- heit und Unzucht bey gewissen Arten des Götzen- Dienstes getrieben worden; so ist wol kein Zweifel, daß Paulus in diesem gantzen Con- texte darauf insonderheit gesehen habe. 5. Das göttliche Dahingeben ist eine solche richterliche Handlung GOttes, da GOtt die dem Menschen offen stehende und angebote- ne, aber durch vorsetzliche Sünden verachtete Gnade, weil sie bey ihm nur vergeblich ist, gar entziehet, und ihm sich selbst überläßt: da er denn von einer Sünde noch tiefer in die andere fällt, und sich dadurch aus eigener Schuld selbst immer mehr verhärtet. Man muß sich dem- nach vor dem muthwilligen Mißbrauch der Gna- de GOttes und des freyen Willens hüten, daß man damit solche gerechte Dahingebung nicht selbst verursache. V. 25. Die GOTTes Wahrheit (seine allein V. 26.
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 1, v. 22-25. [Spaltenumbruch]
Anmerckungen. 1. Sich ſelbſt fuͤr weiſe und klug halten, 2. Hingegen demuͤthig ſeyn und ſeine na- V. 23. Und haben (in ſolcher ihrer groͤſſeſten Anmerckung. Auf dieſe Unſinnigkeit ſind ſie durch dieſe V. 24. Darum (dieſer groſſen Suͤnden wegen) Anmerckungen. 1. Die Abgoͤtterey, es ſey die grobe oder die ſubtilere, iſt eine Hurerey und Ehebruch der Seele wider GOtt; als deme ſie allein anhan- gen ſoll. 2. Wo nun die Seele durch Abgoͤtterey ihren Ehebund mit GOtt bricht, und von dem Schoͤpfer auf das Geſchoͤpfe faͤllt; da iſt es kein Wunder, daß bey einer ſo abtruͤnnigen Seele durch die wuͤſten Affecten auch der Leib mit ſei- nen Gliedern zu allerhand Arten der ſchaͤndlich- ſten Unreinigkeit hingeriſſen wird; alſo daß die leibliche Hurerey und Unreinigkeit eine Frucht iſt der geiſtlichen. 3. Wir ſehen dieſes unter andern an dem Exempel der Jſraeliten, da ſie an die Grentzen des gelobten Landes gekommen waren Denn da wurden ſie, nach dem verkehrten Rath des Bileams, wie zur Abgoͤtterey der Moabiter und Midianiter, alſo auch zur Hurerey mit ihren Toͤchtern verleitet. Num. 25, 1. ſeqq. 4. Und da aus dem heydniſchen Alterthum bekant iſt, welche entſetzliche Greuel der Geil- heit und Unzucht bey gewiſſen Arten des Goͤtzen- Dienſtes getrieben worden; ſo iſt wol kein Zweifel, daß Paulus in dieſem gantzen Con- texte darauf inſonderheit geſehen habe. 5. Das goͤttliche Dahingeben iſt eine ſolche richterliche Handlung GOttes, da GOtt die dem Menſchen offen ſtehende und angebote- ne, aber durch vorſetzliche Suͤnden verachtete Gnade, weil ſie bey ihm nur vergeblich iſt, gar entziehet, und ihm ſich ſelbſt uͤberlaͤßt: da er denn von einer Suͤnde noch tiefer in die andere faͤllt, und ſich dadurch aus eigener Schuld ſelbſt immer mehr verhaͤrtet. Man muß ſich dem- nach vor dem muthwilligen Mißbrauch der Gna- de GOttes und des freyen Willens huͤten, daß man damit ſolche gerechte Dahingebung nicht ſelbſt verurſache. V. 25. Die GOTTes Wahrheit (ſeine allein V. 26.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0062" n="34"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Erklaͤrung des Briefs Pauli <hi rendition="#et">Cap. 1, v. 22-25.</hi></hi> </fw><lb/> <cb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi> </head><lb/> <p>1. Sich ſelbſt fuͤr weiſe und klug halten,<lb/> und doch thoͤrichte <hi rendition="#aq">principia</hi> haben, iſt die groͤſ-<lb/> ſeſte Narrheit, zumal wenn es von <hi rendition="#aq">Philoſophis</hi><lb/> in oͤffentlichen Schriften geſchiehet.</p><lb/> <p>2. Hingegen demuͤthig ſeyn und ſeine na-<lb/> tuͤrliche Thorheit erkennen, iſt ein Weg zur<lb/> wahren Weisheit.</p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head>V. 23.</head><lb/> <p><hi rendition="#fr">Und haben</hi> (in ſolcher ihrer groͤſſeſten<lb/> Narrheit) <hi rendition="#fr">die Herrlichkeit des unvergaͤng-<lb/> lichen GOttes</hi> (ſein unſichtbares Weſen mit<lb/> alle dem, was dazu gehoͤret v. 20.) <hi rendition="#fr">verwan-<lb/> delt in ein Bild,</hi> (verwechſelt in oder mit ei-<lb/> nem Bilde, das da gleichet) <hi rendition="#fr">dem vergaͤngli-<lb/> chen Menſchen, und der Voͤgel, und der<lb/> vierfuͤßigen und kriechenden Thiere.</hi></p><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">Anmerckung.</hi> </head><lb/> <p>Auf dieſe Unſinnigkeit ſind ſie durch dieſe<lb/> Stufen gerathen, daß ſie erſtlich von dem un-<lb/> ſichtbaren Schoͤpfer auf ſeine ſichtbare himm-<lb/> liſche Geſchoͤpfe und groſſe Welt-Coͤrper, da<lb/> ſie nemlich ſahen, daß dieſe einen vielfachen Ein-<lb/> fluß auf die Erde, und was zum Erdboden ge-<lb/> hoͤret, gaben, mit einer goͤttlichen Verehrung<lb/> gefallen ſind; und hernach aus einem falſchen<lb/> Grunde, als wenn dieſe und jene Thiere eine<lb/> gantz beſondere <hi rendition="#aq">dependenz</hi> von dieſem und jenem<lb/> himmliſchen Geſtirne haͤtten, und alſo in einer<lb/> beſondern Beſorgung derſelben ſtuͤnden, und<lb/> daher die dieſen Thieren erwieſene Verehrung<lb/> von den vergoͤtterten himmliſchen Coͤrpern, als<lb/> ihnen ſelbſt geſchehen, angeſehen und angenom-<lb/> men wuͤrden, gar auch auf die Verehrung der-<lb/> ſelben Thiere gerathen ſind: gleichwie die Ver-<lb/> goͤtterung menſchlicher Bilder auch gewiſſe<lb/> Stufen ihres aͤuſſerſten Unverſtandes gehabt hat.<lb/> Siehe auch Pſalm. 106, 20. Sap. 11, 16. 14, 15.<lb/><hi rendition="#aq">ſeqq.</hi> Jeſ. 40, 10. <hi rendition="#aq">ſeqq. &c.</hi></p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head>V. 24.</head><lb/> <p><hi rendition="#fr">Darum</hi> (dieſer groſſen Suͤnden wegen)<lb/><hi rendition="#fr">hat ſie GOTT</hi> (der bey dem Boͤſen weder als<lb/> ein bloſſer Zuſchauer, noch als ein Helfer, der<lb/> das geringſte dazu beytruge, oder etwas gut<lb/> heiſſe und billige, ſondern als ein gerechter Rich-<lb/> ter, anzuſehen iſt, zur gerechten Strafe) <hi rendition="#fr">da-<lb/> hin gegeben in ihrer</hi> (ſo verfinſterten v. 21.<lb/> und verſtockten v. 28.) <hi rendition="#fr">Hertzen</hi> (mehr als vie-<lb/> hiſche) <hi rendition="#fr">Geluͤſte, in</hi> (ſolche greuliche) <hi rendition="#fr">Unrei-<lb/> nigkeit</hi> (welche aus dem von GOTT gaͤntzlich<lb/> abgewichenen Hertzen auch uͤber den Leib und<lb/> deſſen Glieder ſich ausbreitet) <hi rendition="#fr">zu ſchaͤnden</hi><lb/> (nicht allein die Leiber eines andern Geſchlechts,<lb/> ſondern auch) <hi rendition="#fr">ihre eigne Leiber an ihnen<lb/> ſelbſt</hi> (da man hingegen ſeinen Leib, welchen<lb/> GOtt ſo fuͤrtreflich gebildet und zur Wohnung<lb/> der zu ſeinem Bilde erſchaffenen Seele verord-<lb/> net hat, als ein Gefaͤß der Seelen behalten ſol-<lb/> te in Heiligung und Ehren 1 Theſſ. 4, 4. Wel-<lb/> ches denn der Erfolg von gedachter Veruneh-<lb/> rung GOttes iſt.)</p><lb/> <cb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi> </head><lb/> <list> <item>1. Die Abgoͤtterey, es ſey die grobe oder<lb/> die <hi rendition="#aq">ſubtil</hi>ere, iſt eine Hurerey und Ehebruch der<lb/> Seele wider GOtt; als deme ſie allein anhan-<lb/> gen ſoll.</item><lb/> <item>2. Wo nun die Seele durch Abgoͤtterey<lb/> ihren Ehebund mit GOtt bricht, und von dem<lb/> Schoͤpfer auf das Geſchoͤpfe faͤllt; da iſt es kein<lb/> Wunder, daß bey einer ſo abtruͤnnigen Seele<lb/> durch die wuͤſten <hi rendition="#aq">Affect</hi>en auch der Leib mit ſei-<lb/> nen Gliedern zu allerhand Arten der ſchaͤndlich-<lb/> ſten Unreinigkeit hingeriſſen wird; alſo daß die<lb/> leibliche Hurerey und Unreinigkeit eine Frucht<lb/> iſt der geiſtlichen.</item><lb/> <item>3. Wir ſehen dieſes unter andern an dem<lb/> Exempel der Jſraeliten, da ſie an die Grentzen<lb/> des gelobten Landes gekommen waren Denn<lb/> da wurden ſie, nach dem verkehrten Rath des<lb/> Bileams, wie zur Abgoͤtterey der Moabiter und<lb/> Midianiter, alſo auch zur Hurerey mit ihren<lb/> Toͤchtern verleitet. Num. 25, 1. <hi rendition="#aq">ſeqq.</hi></item><lb/> <item>4. Und da aus dem heydniſchen Alterthum<lb/> bekant iſt, welche entſetzliche Greuel der Geil-<lb/> heit und Unzucht bey gewiſſen Arten des Goͤtzen-<lb/> Dienſtes getrieben worden; ſo iſt wol kein<lb/> Zweifel, daß Paulus in dieſem gantzen Con-<lb/> texte darauf inſonderheit geſehen habe.</item><lb/> <item>5. Das <hi rendition="#fr">goͤttliche Dahingeben</hi> iſt eine<lb/> ſolche richterliche Handlung GOttes, da GOtt<lb/> die dem Menſchen offen ſtehende und angebote-<lb/> ne, aber durch vorſetzliche Suͤnden verachtete<lb/> Gnade, weil ſie bey ihm nur vergeblich iſt, gar<lb/> entziehet, und ihm ſich ſelbſt uͤberlaͤßt: da er<lb/> denn von einer Suͤnde noch tiefer in die andere<lb/> faͤllt, und ſich dadurch aus eigener Schuld ſelbſt<lb/> immer mehr verhaͤrtet. Man muß ſich dem-<lb/> nach vor dem muthwilligen Mißbrauch der Gna-<lb/> de GOttes und des freyen Willens huͤten, daß<lb/> man damit ſolche gerechte Dahingebung nicht<lb/> ſelbſt verurſache.</item> </list> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head>V. 25.</head><lb/> <p><hi rendition="#fr">Die GOTTes Wahrheit</hi> (ſeine allein<lb/> wahre Gottheit und Herrlichkeit im hoͤchſt ver-<lb/> finſterten Sinn v. 21. 22.) <hi rendition="#fr">haben verwandelt<lb/> in die Luͤgen</hi> (in das luͤgenhafte, grund- und<lb/> vernunftloſe Weſen der Abgoͤtterey) <hi rendition="#fr">und ha-<lb/> ben gedienet dem Geſchoͤpfe mehr denn<lb/> dem Schoͤpfer</hi> (alſo daß ſie παρὰ τὸν κτί-<lb/> σαντα, nechſt oder nebſt (1 Cor. 3, 11. Gal. 1,<lb/> 8.) dem allein wahren, als ihrer Meinung nach<lb/> oberſten GOtt, die geringere und Mittel-Goͤt-<lb/> ter, ja in der That noch mehr mit verehret ha-<lb/> ben. Davor GOTT ſein Velck gewarnet;<lb/> daß ſie nemlich keine andere Goͤtter <hi rendition="#fr">neben ihm</hi><lb/> haben ſollen Exod. 20, 3.) <hi rendition="#fr">der da gelobet iſt<lb/> in Ewigkeit.</hi> (wie dieſes Geneſ. 10, 26. 14,<lb/> 21. 24, 2. 31. und auch ſonſt allewege allein<lb/> dem einigen wahren GOTT zukommt, und<lb/> auch ſeinem Sohne, als wahren GOtt Rom.<lb/> 9, 5. beygeleget wird.) <hi rendition="#fr">Amen</hi> (das heiſt Ja,<lb/> Ja, es ſoll und muß alſo geſchehen: Wie ein<lb/> ieglicher glaͤubiger Roͤmer mit Paulo bekannt<lb/> hat, und ein ieglicher Leſer mit mir bekennen<lb/> wird.)</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">V. 26.</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [34/0062]
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 1, v. 22-25.
Anmerckungen.
1. Sich ſelbſt fuͤr weiſe und klug halten,
und doch thoͤrichte principia haben, iſt die groͤſ-
ſeſte Narrheit, zumal wenn es von Philoſophis
in oͤffentlichen Schriften geſchiehet.
2. Hingegen demuͤthig ſeyn und ſeine na-
tuͤrliche Thorheit erkennen, iſt ein Weg zur
wahren Weisheit.
V. 23.
Und haben (in ſolcher ihrer groͤſſeſten
Narrheit) die Herrlichkeit des unvergaͤng-
lichen GOttes (ſein unſichtbares Weſen mit
alle dem, was dazu gehoͤret v. 20.) verwan-
delt in ein Bild, (verwechſelt in oder mit ei-
nem Bilde, das da gleichet) dem vergaͤngli-
chen Menſchen, und der Voͤgel, und der
vierfuͤßigen und kriechenden Thiere.
Anmerckung.
Auf dieſe Unſinnigkeit ſind ſie durch dieſe
Stufen gerathen, daß ſie erſtlich von dem un-
ſichtbaren Schoͤpfer auf ſeine ſichtbare himm-
liſche Geſchoͤpfe und groſſe Welt-Coͤrper, da
ſie nemlich ſahen, daß dieſe einen vielfachen Ein-
fluß auf die Erde, und was zum Erdboden ge-
hoͤret, gaben, mit einer goͤttlichen Verehrung
gefallen ſind; und hernach aus einem falſchen
Grunde, als wenn dieſe und jene Thiere eine
gantz beſondere dependenz von dieſem und jenem
himmliſchen Geſtirne haͤtten, und alſo in einer
beſondern Beſorgung derſelben ſtuͤnden, und
daher die dieſen Thieren erwieſene Verehrung
von den vergoͤtterten himmliſchen Coͤrpern, als
ihnen ſelbſt geſchehen, angeſehen und angenom-
men wuͤrden, gar auch auf die Verehrung der-
ſelben Thiere gerathen ſind: gleichwie die Ver-
goͤtterung menſchlicher Bilder auch gewiſſe
Stufen ihres aͤuſſerſten Unverſtandes gehabt hat.
Siehe auch Pſalm. 106, 20. Sap. 11, 16. 14, 15.
ſeqq. Jeſ. 40, 10. ſeqq. &c.
V. 24.
Darum (dieſer groſſen Suͤnden wegen)
hat ſie GOTT (der bey dem Boͤſen weder als
ein bloſſer Zuſchauer, noch als ein Helfer, der
das geringſte dazu beytruge, oder etwas gut
heiſſe und billige, ſondern als ein gerechter Rich-
ter, anzuſehen iſt, zur gerechten Strafe) da-
hin gegeben in ihrer (ſo verfinſterten v. 21.
und verſtockten v. 28.) Hertzen (mehr als vie-
hiſche) Geluͤſte, in (ſolche greuliche) Unrei-
nigkeit (welche aus dem von GOTT gaͤntzlich
abgewichenen Hertzen auch uͤber den Leib und
deſſen Glieder ſich ausbreitet) zu ſchaͤnden
(nicht allein die Leiber eines andern Geſchlechts,
ſondern auch) ihre eigne Leiber an ihnen
ſelbſt (da man hingegen ſeinen Leib, welchen
GOtt ſo fuͤrtreflich gebildet und zur Wohnung
der zu ſeinem Bilde erſchaffenen Seele verord-
net hat, als ein Gefaͤß der Seelen behalten ſol-
te in Heiligung und Ehren 1 Theſſ. 4, 4. Wel-
ches denn der Erfolg von gedachter Veruneh-
rung GOttes iſt.)
Anmerckungen.
1. Die Abgoͤtterey, es ſey die grobe oder
die ſubtilere, iſt eine Hurerey und Ehebruch der
Seele wider GOtt; als deme ſie allein anhan-
gen ſoll.
2. Wo nun die Seele durch Abgoͤtterey
ihren Ehebund mit GOtt bricht, und von dem
Schoͤpfer auf das Geſchoͤpfe faͤllt; da iſt es kein
Wunder, daß bey einer ſo abtruͤnnigen Seele
durch die wuͤſten Affecten auch der Leib mit ſei-
nen Gliedern zu allerhand Arten der ſchaͤndlich-
ſten Unreinigkeit hingeriſſen wird; alſo daß die
leibliche Hurerey und Unreinigkeit eine Frucht
iſt der geiſtlichen.
3. Wir ſehen dieſes unter andern an dem
Exempel der Jſraeliten, da ſie an die Grentzen
des gelobten Landes gekommen waren Denn
da wurden ſie, nach dem verkehrten Rath des
Bileams, wie zur Abgoͤtterey der Moabiter und
Midianiter, alſo auch zur Hurerey mit ihren
Toͤchtern verleitet. Num. 25, 1. ſeqq.
4. Und da aus dem heydniſchen Alterthum
bekant iſt, welche entſetzliche Greuel der Geil-
heit und Unzucht bey gewiſſen Arten des Goͤtzen-
Dienſtes getrieben worden; ſo iſt wol kein
Zweifel, daß Paulus in dieſem gantzen Con-
texte darauf inſonderheit geſehen habe.
5. Das goͤttliche Dahingeben iſt eine
ſolche richterliche Handlung GOttes, da GOtt
die dem Menſchen offen ſtehende und angebote-
ne, aber durch vorſetzliche Suͤnden verachtete
Gnade, weil ſie bey ihm nur vergeblich iſt, gar
entziehet, und ihm ſich ſelbſt uͤberlaͤßt: da er
denn von einer Suͤnde noch tiefer in die andere
faͤllt, und ſich dadurch aus eigener Schuld ſelbſt
immer mehr verhaͤrtet. Man muß ſich dem-
nach vor dem muthwilligen Mißbrauch der Gna-
de GOttes und des freyen Willens huͤten, daß
man damit ſolche gerechte Dahingebung nicht
ſelbſt verurſache.
V. 25.
Die GOTTes Wahrheit (ſeine allein
wahre Gottheit und Herrlichkeit im hoͤchſt ver-
finſterten Sinn v. 21. 22.) haben verwandelt
in die Luͤgen (in das luͤgenhafte, grund- und
vernunftloſe Weſen der Abgoͤtterey) und ha-
ben gedienet dem Geſchoͤpfe mehr denn
dem Schoͤpfer (alſo daß ſie παρὰ τὸν κτί-
σαντα, nechſt oder nebſt (1 Cor. 3, 11. Gal. 1,
8.) dem allein wahren, als ihrer Meinung nach
oberſten GOtt, die geringere und Mittel-Goͤt-
ter, ja in der That noch mehr mit verehret ha-
ben. Davor GOTT ſein Velck gewarnet;
daß ſie nemlich keine andere Goͤtter neben ihm
haben ſollen Exod. 20, 3.) der da gelobet iſt
in Ewigkeit. (wie dieſes Geneſ. 10, 26. 14,
21. 24, 2. 31. und auch ſonſt allewege allein
dem einigen wahren GOTT zukommt, und
auch ſeinem Sohne, als wahren GOtt Rom.
9, 5. beygeleget wird.) Amen (das heiſt Ja,
Ja, es ſoll und muß alſo geſchehen: Wie ein
ieglicher glaͤubiger Roͤmer mit Paulo bekannt
hat, und ein ieglicher Leſer mit mir bekennen
wird.)
V. 26.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |