Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Erklärung des Briefs Pauli Cap. 1, v. 3. 4. [Spaltenumbruch]
u. s. w. da denn eben das vom Segen hergenom-mene Wort eulogetos, Hebr. [fremdsprachliches Material - fehlt] stehet: al- lein wenn die eulogia, die Segnung, von Men- schen geschiehet und auf GOTT gehet, so heißt sie loben, weil der Mensch GOTT nicht anders segnen kan, als durch das Lob und den Danck: hingegen aber, wenn von GOTT die Rede ist, wie die evlogia, die Segnung auf die Menschen gehet, so heißt sie würcklich Gutes thun und das Heil schencken, das ist denn segnen. Da nun Paulo das Hertz voll Glaubens und voll Lo- bes war, so ging der Mund auch davon also über, daß er davon nach dem Segens-Wunsche den Brief anhebet: wie er auch thut 2 Cor. 1, 3. und Petrus 1 Petr. 1, 3. da wir zugleich eine schöne Erläuterung der Worte Pauli finden. Denn was Paulus alhier nennet gesegnet seyn in himmlischen Gütern durch CHristum, das nennet Petrus wiedergebohren seyn zu einer lebendigen Hoffnung, durch die Auferste- hung JEsu CHristi von den Todten. V. 4. Wie er uns denn erwählet hat durch Anmerckungen 1. Der Connexion nach ist alhier zu mercken, daß, nachdem der Apostel gesagt, wie daß uns GOTT in CHristo an himmlischen Gütern ge- segnet habe, er anhebet von der hohen Wohlthat der ewigen Gnaden-Wahl, und darauf mit mehrern bezeuget, wie sie um CHristi willen ge- schehen sey, und wie der von Ewigkeit her berei- tete Segen in der Zeit angenommen werde, und bis in alle Ewigkeit sich erstrecke. 2. Und da er von der Erwählung handelt, so sind davon zur Erläuterung dieses wichtigen Textes folgende Puncte zu mercken: a. Wenn sie geschehen? b. Wie sie der bewegenden Ursache und Ordnung nach geschehen? c. Worinnen sie eigentlich bestehe: und d. worauf sie gegangen, oder zu welchem Zweck sie geschehen? 3. Die Erwählung ist geschehen, ehe der Welt Grund geleget war, das ist, von Ewig- keit her. Und ist dieses eine solche Redens-Art, wodurch GOtt, der Schöpfer, als der weiseste, gütigste, freyeste und allmächtigste Bau-Mei- ster, und die Welt, als sein grosses Gebäude, vorgestellet wird. Wie denn die Welt keines weges von Ewigkeit gewesen, auch der Jrrthum von der Ewigkeit der Welt ein solches böses principium ist, welches einen zur Atheisterey ver- leitet. 4. Die Ordnung, in welcher GOTT die Menschen erwählet, ist die Oeconomie des Heils, die er in CHristo aufgerichtet hat: nach welcher es heißt: Wer da gläubet, nemlich an den all- gemeinen Heiland der Welt, der soll selig werden, Marc. 16, 16. gleichwie unser Heiland auch saget Joh 6, 40. Das ist der Wille deß, der mich gesandt hat, daß wer den Sohn siehet und gläubet an ihn, habe das ewige Leben u. s. w. Wenn wir nun in dieser Ord- nung auf CHristum gewiesen sind, so ist auch CHristus die bewegende Ursache, warum einer erwählet wird. 5. Da nun aber CHristus ist ein Heiland aller Menschen, der der gantzen Welt Sünde träget Joh. 1, 29. 1 Joh. 2, 1. 2. und doch nicht alle, sondern nur etliche Menschen erwählet wer- den, so ist die Ursache dieser Particularität allein darinnen zu suchen, daß die nicht erwählte, son- dern verworfene, nicht in CHristo erfunden wer- den. Denn wer in CHristo erwählet seyn will, der muß auch in CHristo seyn. Jn CHristo aber sind wir nicht anders, als durch den Glauben; wie es zuvor hieß: Wer glaubet, soll selig werden. Und: Das ist der Wille deß, der mich gesandt hat, daß, wer den Sohn sie- het, und an ihn glaubet, habe das ewige Leben. Joh. 6, 40. Da nun CHristus nicht selbst also erwählet ist, wie die Menschen, als der keiner solchen Erwählung gebrauchet hat, so kan CHristus in der Erwählung nicht als das Haupt mit den Gliedern angesehen werden; son- dern er ist anzusehen als die verdienstliche Ur- sache der Gnaden-Wahl. Da aber CHristi Verdienst muß ergriffen werden, so gehöret der Glaube dazu: als durch welchen man sich Chri- stum mit seiner Gerechtigkeit also zueignet, daß man durch den Glauben in ihm vor dem Ge- richte GOttes erfunden wird. Gleichwie nun die Sache selbst es deutlich genug anzeiget, daß durch die Worte: in CHristo erwählet seyn, auf den Glauben, der CHristum ergreifet, gese- hen wird; so bestätiget dieses Paulus auch 2 Thess. 2, 13. mit ausdrücklichen Worten, wenn er spricht, daß wir erwählet werden im Glau- ben der Wahrheit. Dahin auch so viele übri- ge vom Glauben an CHristum handelnde Sprü- che gehören, als Joh. 3, 16. Also hat GOtt die Welt geliebet, daß er seinen eingebohr- nen Sohn gab, auf daß alle, die an ihn gläuben, nicht verlohren werden, sondern das ewige Leben haben. u. s. w. Daß aber die particula en, in, in CHristo so viel sey, als wegen, um CHristi willen, zeiget die Sache selbst an, wie auch desselben Wörtleins ander- wärtiger öfterer Gebrauch, z. E. Matth. 6, 7. Ap. Gesch. 7, 29. Eph. 3, 13. 4, 1. wie denn auch der Hebräer [fremdsprachliches Material - fehlt] oft also gebrauchet wird. Jndessen bleibet dabey doch die Absicht darauf, daß die Gläubigen Vermöge ihres Glaubens in CHristo sind, und in ihm verharren. 6. Es ist demnach die Erwählung derje- nige Rathschluß GOttes, da er denen, welche er nach seiner Vorhersehung in der Heils-Ordnung, und nach derselben im beharrlichen Glauben an CHristum findet, die ewige Seligkeit also zuer- kennet,
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 1, v. 3. 4. [Spaltenumbruch]
u. ſ. w. da denn eben das vom Segen hergenom-mene Wort ἐυλογητὸς, Hebr. [fremdsprachliches Material – fehlt] ſtehet: al- lein wenn die ἐυλογία, die Segnung, von Men- ſchen geſchiehet und auf GOTT gehet, ſo heißt ſie loben, weil der Menſch GOTT nicht anders ſegnen kan, als durch das Lob und den Danck: hingegen aber, wenn von GOTT die Rede iſt, wie die evlogia, die Segnung auf die Menſchen gehet, ſo heißt ſie wuͤrcklich Gutes thun und das Heil ſchencken, das iſt denn ſegnen. Da nun Paulo das Hertz voll Glaubens und voll Lo- bes war, ſo ging der Mund auch davon alſo uͤber, daß er davon nach dem Segens-Wunſche den Brief anhebet: wie er auch thut 2 Cor. 1, 3. und Petrus 1 Petr. 1, 3. da wir zugleich eine ſchoͤne Erlaͤuterung der Worte Pauli finden. Denn was Paulus alhier nennet geſegnet ſeyn in himmliſchen Guͤtern durch CHriſtum, das nennet Petrus wiedergebohren ſeyn zu einer lebendigen Hoffnung, durch die Auferſte- hung JEſu CHriſti von den Todten. V. 4. Wie er uns denn erwaͤhlet hat durch Anmerckungen 1. Der Connexion nach iſt alhier zu mercken, daß, nachdem der Apoſtel geſagt, wie daß uns GOTT in CHriſto an himmliſchen Guͤtern ge- ſegnet habe, er anhebet von der hohen Wohlthat der ewigen Gnaden-Wahl, und darauf mit mehrern bezeuget, wie ſie um CHriſti willen ge- ſchehen ſey, und wie der von Ewigkeit her berei- tete Segen in der Zeit angenommen werde, und bis in alle Ewigkeit ſich erſtrecke. 2. Und da er von der Erwaͤhlung handelt, ſo ſind davon zur Erlaͤuterung dieſes wichtigen Textes folgende Puncte zu mercken: a. Wenn ſie geſchehen? b. Wie ſie der bewegenden Urſache und Ordnung nach geſchehen? c. Worinnen ſie eigentlich beſtehe: und d. worauf ſie gegangen, oder zu welchem Zweck ſie geſchehen? 3. Die Erwaͤhlung iſt geſchehen, ehe der Welt Grund geleget war, das iſt, von Ewig- keit her. Und iſt dieſes eine ſolche Redens-Art, wodurch GOtt, der Schoͤpfer, als der weiſeſte, guͤtigſte, freyeſte und allmaͤchtigſte Bau-Mei- ſter, und die Welt, als ſein groſſes Gebaͤude, vorgeſtellet wird. Wie denn die Welt keines weges von Ewigkeit geweſen, auch der Jrrthum von der Ewigkeit der Welt ein ſolches boͤſes principium iſt, welches einen zur Atheiſterey ver- leitet. 4. Die Ordnung, in welcher GOTT die Menſchen erwaͤhlet, iſt die Oeconomie des Heils, die er in CHriſto aufgerichtet hat: nach welcher es heißt: Wer da glaͤubet, nemlich an den all- gemeinen Heiland der Welt, der ſoll ſelig werden, Marc. 16, 16. gleichwie unſer Heiland auch ſaget Joh 6, 40. Das iſt der Wille deß, der mich geſandt hat, daß wer den Sohn ſiehet und glaͤubet an ihn, habe das ewige Leben u. ſ. w. Wenn wir nun in dieſer Ord- nung auf CHriſtum gewieſen ſind, ſo iſt auch CHriſtus die bewegende Urſache, warum einer erwaͤhlet wird. 5. Da nun aber CHriſtus iſt ein Heiland aller Menſchen, der der gantzen Welt Suͤnde traͤget Joh. 1, 29. 1 Joh. 2, 1. 2. und doch nicht alle, ſondern nur etliche Menſchen erwaͤhlet wer- den, ſo iſt die Urſache dieſer Particularitaͤt allein darinnen zu ſuchen, daß die nicht erwaͤhlte, ſon- dern verworfene, nicht in CHriſto erfunden wer- den. Denn wer in CHriſto erwaͤhlet ſeyn will, der muß auch in CHriſto ſeyn. Jn CHriſto aber ſind wir nicht anders, als durch den Glauben; wie es zuvor hieß: Wer glaubet, ſoll ſelig werden. Und: Das iſt der Wille deß, der mich geſandt hat, daß, wer den Sohn ſie- het, und an ihn glaubet, habe das ewige Leben. Joh. 6, 40. Da nun CHriſtus nicht ſelbſt alſo erwaͤhlet iſt, wie die Menſchen, als der keiner ſolchen Erwaͤhlung gebrauchet hat, ſo kan CHriſtus in der Erwaͤhlung nicht als das Haupt mit den Gliedern angeſehen werden; ſon- dern er iſt anzuſehen als die verdienſtliche Ur- ſache der Gnaden-Wahl. Da aber CHriſti Verdienſt muß ergriffen werden, ſo gehoͤret der Glaube dazu: als durch welchen man ſich Chri- ſtum mit ſeiner Gerechtigkeit alſo zueignet, daß man durch den Glauben in ihm vor dem Ge- richte GOttes erfunden wird. Gleichwie nun die Sache ſelbſt es deutlich genug anzeiget, daß durch die Worte: in CHriſto erwaͤhlet ſeyn, auf den Glauben, der CHriſtum ergreifet, geſe- hen wird; ſo beſtaͤtiget dieſes Paulus auch 2 Theſſ. 2, 13. mit ausdruͤcklichen Worten, wenn er ſpricht, daß wir erwaͤhlet werden im Glau- ben der Wahrheit. Dahin auch ſo viele uͤbri- ge vom Glauben an CHriſtum handelnde Spruͤ- che gehoͤren, als Joh. 3, 16. Alſo hat GOtt die Welt geliebet, daß er ſeinen eingebohr- nen Sohn gab, auf daß alle, die an ihn glaͤuben, nicht verlohren werden, ſondern das ewige Leben haben. u. ſ. w. Daß aber die particula ἐν, in, in CHriſto ſo viel ſey, als wegen, um CHriſti willen, zeiget die Sache ſelbſt an, wie auch deſſelben Woͤrtleins ander- waͤrtiger oͤfterer Gebrauch, z. E. Matth. 6, 7. Ap. Geſch. 7, 29. Eph. 3, 13. 4, 1. wie denn auch der Hebraͤer [fremdsprachliches Material – fehlt] oft alſo gebrauchet wird. Jndeſſen bleibet dabey doch die Abſicht darauf, daß die Glaͤubigen Vermoͤge ihres Glaubens in CHriſto ſind, und in ihm verharren. 6. Es iſt demnach die Erwaͤhlung derje- nige Rathſchluß GOttes, da er denen, welche er nach ſeiner Vorherſehung in der Heils-Ordnung, und nach derſelben im beharrlichen Glauben an CHriſtum findet, die ewige Seligkeit alſo zuer- kennet,
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Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 1, v. 3. 4.
u. ſ. w. da denn eben das vom Segen hergenom-
mene Wort ἐυλογητὸς, Hebr. _ ſtehet: al-
lein wenn die ἐυλογία, die Segnung, von Men-
ſchen geſchiehet und auf GOTT gehet, ſo heißt
ſie loben, weil der Menſch GOTT nicht anders
ſegnen kan, als durch das Lob und den Danck:
hingegen aber, wenn von GOTT die Rede iſt,
wie die evlogia, die Segnung auf die Menſchen
gehet, ſo heißt ſie wuͤrcklich Gutes thun und
das Heil ſchencken, das iſt denn ſegnen. Da
nun Paulo das Hertz voll Glaubens und voll Lo-
bes war, ſo ging der Mund auch davon alſo uͤber,
daß er davon nach dem Segens-Wunſche den
Brief anhebet: wie er auch thut 2 Cor. 1, 3. und
Petrus 1 Petr. 1, 3. da wir zugleich eine ſchoͤne
Erlaͤuterung der Worte Pauli finden. Denn
was Paulus alhier nennet geſegnet ſeyn in
himmliſchen Guͤtern durch CHriſtum, das
nennet Petrus wiedergebohren ſeyn zu einer
lebendigen Hoffnung, durch die Auferſte-
hung JEſu CHriſti von den Todten.
V. 4.
Wie er uns denn erwaͤhlet hat durch
denſelben (ἐν ἀυτῷ, in Anſehung deſſen, daß
wir, wie er vorher geſehen, CHriſtum zur Selig-
keit im wahren Glauben annehmen und darinnen
beharren wuͤrden, und alſo in ihm wuͤrden erfun-
den werden) ehe der Welt Grund geleget
war (von Ewigkeit her,) daß wir ſolten ſeyn
heilig und unſtraͤflich vor ihm in der Lie-
be (daß, gleichwie wir in Anſehung des Glau-
bens an CHriſtum erwaͤhlet ſind zum ewigen
Leben, wir auch ſolche Gnaden-Wahl dergeſtalt
ſollen anwenden, daß wir ihm dienen hier zeitlich
und dort ewig in aller Vollkommenheit.)
Anmerckungen
1. Der Connexion nach iſt alhier zu mercken,
daß, nachdem der Apoſtel geſagt, wie daß uns
GOTT in CHriſto an himmliſchen Guͤtern ge-
ſegnet habe, er anhebet von der hohen Wohlthat
der ewigen Gnaden-Wahl, und darauf mit
mehrern bezeuget, wie ſie um CHriſti willen ge-
ſchehen ſey, und wie der von Ewigkeit her berei-
tete Segen in der Zeit angenommen werde, und
bis in alle Ewigkeit ſich erſtrecke.
2. Und da er von der Erwaͤhlung handelt,
ſo ſind davon zur Erlaͤuterung dieſes wichtigen
Textes folgende Puncte zu mercken: a. Wenn
ſie geſchehen? b. Wie ſie der bewegenden
Urſache und Ordnung nach geſchehen?
c. Worinnen ſie eigentlich beſtehe: und d.
worauf ſie gegangen, oder zu welchem Zweck
ſie geſchehen?
3. Die Erwaͤhlung iſt geſchehen, ehe der
Welt Grund geleget war, das iſt, von Ewig-
keit her. Und iſt dieſes eine ſolche Redens-Art,
wodurch GOtt, der Schoͤpfer, als der weiſeſte,
guͤtigſte, freyeſte und allmaͤchtigſte Bau-Mei-
ſter, und die Welt, als ſein groſſes Gebaͤude,
vorgeſtellet wird. Wie denn die Welt keines
weges von Ewigkeit geweſen, auch der Jrrthum
von der Ewigkeit der Welt ein ſolches boͤſes
principium iſt, welches einen zur Atheiſterey ver-
leitet.
4. Die Ordnung, in welcher GOTT die
Menſchen erwaͤhlet, iſt die Oeconomie des Heils,
die er in CHriſto aufgerichtet hat: nach welcher
es heißt: Wer da glaͤubet, nemlich an den all-
gemeinen Heiland der Welt, der ſoll ſelig
werden, Marc. 16, 16. gleichwie unſer Heiland
auch ſaget Joh 6, 40. Das iſt der Wille deß,
der mich geſandt hat, daß wer den Sohn
ſiehet und glaͤubet an ihn, habe das ewige
Leben u. ſ. w. Wenn wir nun in dieſer Ord-
nung auf CHriſtum gewieſen ſind, ſo iſt auch
CHriſtus die bewegende Urſache, warum einer
erwaͤhlet wird.
5. Da nun aber CHriſtus iſt ein Heiland
aller Menſchen, der der gantzen Welt Suͤnde
traͤget Joh. 1, 29. 1 Joh. 2, 1. 2. und doch nicht
alle, ſondern nur etliche Menſchen erwaͤhlet wer-
den, ſo iſt die Urſache dieſer Particularitaͤt allein
darinnen zu ſuchen, daß die nicht erwaͤhlte, ſon-
dern verworfene, nicht in CHriſto erfunden wer-
den. Denn wer in CHriſto erwaͤhlet ſeyn will, der
muß auch in CHriſto ſeyn. Jn CHriſto aber
ſind wir nicht anders, als durch den Glauben;
wie es zuvor hieß: Wer glaubet, ſoll ſelig
werden. Und: Das iſt der Wille deß, der
mich geſandt hat, daß, wer den Sohn ſie-
het, und an ihn glaubet, habe das ewige
Leben. Joh. 6, 40. Da nun CHriſtus nicht
ſelbſt alſo erwaͤhlet iſt, wie die Menſchen, als
der keiner ſolchen Erwaͤhlung gebrauchet hat, ſo
kan CHriſtus in der Erwaͤhlung nicht als das
Haupt mit den Gliedern angeſehen werden; ſon-
dern er iſt anzuſehen als die verdienſtliche Ur-
ſache der Gnaden-Wahl. Da aber CHriſti
Verdienſt muß ergriffen werden, ſo gehoͤret der
Glaube dazu: als durch welchen man ſich Chri-
ſtum mit ſeiner Gerechtigkeit alſo zueignet, daß
man durch den Glauben in ihm vor dem Ge-
richte GOttes erfunden wird. Gleichwie nun
die Sache ſelbſt es deutlich genug anzeiget, daß
durch die Worte: in CHriſto erwaͤhlet ſeyn,
auf den Glauben, der CHriſtum ergreifet, geſe-
hen wird; ſo beſtaͤtiget dieſes Paulus auch 2 Theſſ.
2, 13. mit ausdruͤcklichen Worten, wenn er
ſpricht, daß wir erwaͤhlet werden im Glau-
ben der Wahrheit. Dahin auch ſo viele uͤbri-
ge vom Glauben an CHriſtum handelnde Spruͤ-
che gehoͤren, als Joh. 3, 16. Alſo hat GOtt
die Welt geliebet, daß er ſeinen eingebohr-
nen Sohn gab, auf daß alle, die an ihn
glaͤuben, nicht verlohren werden, ſondern
das ewige Leben haben. u. ſ. w. Daß aber
die particula ἐν, in, in CHriſto ſo viel ſey, als
wegen, um CHriſti willen, zeiget die Sache
ſelbſt an, wie auch deſſelben Woͤrtleins ander-
waͤrtiger oͤfterer Gebrauch, z. E. Matth. 6, 7.
Ap. Geſch. 7, 29. Eph. 3, 13. 4, 1. wie denn
auch der Hebraͤer _ oft alſo gebrauchet wird.
Jndeſſen bleibet dabey doch die Abſicht darauf,
daß die Glaͤubigen Vermoͤge ihres Glaubens in
CHriſto ſind, und in ihm verharren.
6. Es iſt demnach die Erwaͤhlung derje-
nige Rathſchluß GOttes, da er denen, welche er
nach ſeiner Vorherſehung in der Heils-Ordnung,
und nach derſelben im beharrlichen Glauben an
CHriſtum findet, die ewige Seligkeit alſo zuer-
kennet,
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