Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Erklärung des Briefs Pauli Cap. 5, v. 5. 6. [Spaltenumbruch]
sich habe, und wie hoch man ihn seines Reich-thums wegen ehren müsse, da er siehet, daß es von so vielen Unverständigen würcklich geschiehet. Und also lieget in dieser Benennung, da der Gei- tzige ein Götzen-Diener heißt, ein besonderer Nachdruck. Wir finden dergleichen Col. 3, 5. So tödtet nun eure Glieder, die auf Erden sind, Hurerey, Unreinigkeit, schändliche Brunst, böse Lust und den Geitz, welcher ist Abgötterey. Es hält auch die Bekehrung bey einem Geitzigen viel schwerer, als bey an- dern Sündern. Denn da diese sind meist gro- be Missethäter, so ist der Geitzige ein solcher sub- tiler Sünder, der gemeiniglich dabey nicht allein die Form eines ehrbaren, sondern auch wol gar den Schein eines heiligen oder frommen Men- schen äusserlich von sich giebt. Dabey das arme Hertz so viel mehr verstricket bleibet. Siehe auch Matth. 6, 24. und 1 Tim. 6, 9. 17. alwo das Hoffen auf den ungewissen Reichthum und auf den lebendigen GOTT einander entgegen ge- setzet wird. 3. Das Reich GOttes und CHristi ist ein und eben dasselbe Reich. GOttes Reich ist es in Ansehung der heiligen Drey-Einigkeit, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, die es von Ewigkeit her besitzet, und auch also mit- theilet, daß sie die Glaubigen darein nicht allein zu Unterthanen, sondern auch zu Reichsg Genos- sen aufnimmt. Und dieses Reich GOttes ist und heißt daher CHristi Reich, weil es CHristus erworben hat, und nach seiner menschlichen Na- tur darinnen selbst auf den Thron der Herrlich- keit erhaben worden, und es also selbst in so fern ererbet hat; weil er es auch verwaltet, da er wie zum Hohen-Priester und Propheten, also auch zum Könige gesalbet ist, und über das, als das hochgelobte Haupt alle seine glaubige Glieder zu Mit-Erben solches seines Reichs machet Rom. 8, 17. Wie es denn davon gar nachdrücklich heißt: Sind wir denn Kinder, so sind wir auch Erben, nemlich GOttes Erben (im Reiche GOttes) und Mit-Erben CHristi (in eben demselben Reiche, als CHristi Reiche.) Siehe auch Hebr. 1, 2. da von dem Sohne gesa- get wird, daß er zum Erben über alles gese- tzet sey. Es läßt sich auch die particula kai, und gar füglich durch das ist relative erklären, wie den Philologis bekant ist; daß also die Worte CHristi und GOttes beyde auf den Sohn GOttes gehen können, zumal da der articulus tou vor dem letztern Worte nicht wiederholet ist. Man sehe deßgleichen unter andern Tit. 2, 13. da die Worte, des grossen GOttes und un- sers Heilandes JESU CHristi, nicht anders, als von dem Sohne GOttes zusammen können verstanden werden: wie wir daselbst sehen wer- den. Ferner 2 Pet. 1, 2. GOTT gebe euch viel Gnade und Friede durch das Erkänt- niß GOttes und JESU CHristi unsers HERRN. Auch v. 1. die Gerechtigkeit GOttes und unsers Heilandes JESU CHristi, nach dem Griechischen. 4. Wie ernstlich den in diesem Paulini- schen Contexte benenneten muthwilligen Sün- dern alles Antheil am Reiche GOttes abgespro- [Spaltenumbruch] chen werde, sehe man auch 1 Cor. 6, 9. 10. Gal. 5, 19. 21. Col. 3, 5. 6. Offenb. 21, 8. 22, 15. V. 6. Lasset euch niemand (von denen, welche Anmerckungen. 1. Die dem Laute nach an die Verführer gerichtete Rede (medeis umas apatato) gehet eigentlich auf die, welche sich vor der Verfüh- rung sorgfältig hüten sollen. Darum es der sel. Lutherus gar recht gegeben hat: Lasset euch niemand verführen. Auf diese Art wä- ren auch unterschiedliche andere Stellen zu über- setzen gewesen, z. E. Ap. Gesch. 5, 3. Anania, warum hast du den Satan dein Hertz er- füllen lassen: an statt dessen, daß es heißt: warum hat der Satan dein Hertz erfüllet? Und 1 Tim. 4, 12. Laß deine Jugend niemand verachten, oder mache deine Jugend bey niemand verächtlich; an statt dessen: Nie- mand verachte deine Jugend. Da es hin- gegen Tit. 2, 14. gar recht heißt: Laß dich niemand verachten, das ist, mache es nicht darnach. Jm Griechischen: Niemand ver- achte dich. 2. Man siehet, daß es in der ersten Kirche Leute gegeben, theils von Heiden, theils unter den falschen Lehrern in der Gemeine GOttes selbst, welche nicht allein in so manchen Stücken die Reinigkeit der Lehre verfälschet, sondern auch dabey auf eine so gar verderbte Sitten-Lehre ge- führet haben, als könten bey dem Christenthum allerhand Sünden, ja Schande und Laster gar wohl bestehen. 3. Was der Apostel hier von vergebli- chen Worten saget, das hat er vorher c. 4, 14. genennet allerley Wind der Lehre, auch Schalckheit der Menschen und Teuscherey, damit sie einen suchen zu erschleichen. Rom. 16, 18. heissen sie khrestologia kai eulogia, süsse Wor- te und prächtige Reden, dadurch die Bauch- Diener die unschuldigen Hertzen verführen. Jm andern Briefe Petri c. 2, 14. heißt es von ihnen: Sie locken an sich die leichtfertigen (aste- riktous, unbevestigten) Seelen, haben ein Hertz durchtrieben mit Geitz, verfluchte Leute: v. 18. Sie reden falsche Worte, da nichts hinter ist, und reitzen durch Unzucht zur fleischlichen Lust diejenigen, die recht ent- runnen waren, und nun im Jrrthum wan- deln. v. 19. Und verheissen ihnen Freyheit, da sie selbst Knechte des Verderbens sind. u. s. w. Sonderlich gehören hieher als v. 3. pla-
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 5, v. 5. 6. [Spaltenumbruch]
ſich habe, und wie hoch man ihn ſeines Reich-thums wegen ehren muͤſſe, da er ſiehet, daß es von ſo vielen Unverſtaͤndigen wuͤrcklich geſchiehet. Und alſo lieget in dieſer Benennung, da der Gei- tzige ein Goͤtzen-Diener heißt, ein beſonderer Nachdruck. Wir finden dergleichen Col. 3, 5. So toͤdtet nun eure Glieder, die auf Erden ſind, Hurerey, Unreinigkeit, ſchaͤndliche Brunſt, boͤſe Luſt und den Geitz, welcher iſt Abgoͤtterey. Es haͤlt auch die Bekehrung bey einem Geitzigen viel ſchwerer, als bey an- dern Suͤndern. Denn da dieſe ſind meiſt gro- be Miſſethaͤter, ſo iſt der Geitzige ein ſolcher ſub- tiler Suͤnder, der gemeiniglich dabey nicht allein die Form eines ehrbaren, ſondern auch wol gar den Schein eines heiligen oder frommen Men- ſchen aͤuſſerlich von ſich giebt. Dabey das arme Hertz ſo viel mehr verſtricket bleibet. Siehe auch Matth. 6, 24. und 1 Tim. 6, 9. 17. alwo das Hoffen auf den ungewiſſen Reichthum und auf den lebendigen GOTT einander entgegen ge- ſetzet wird. 3. Das Reich GOttes und CHriſti iſt ein und eben daſſelbe Reich. GOttes Reich iſt es in Anſehung der heiligen Drey-Einigkeit, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geiſtes, die es von Ewigkeit her beſitzet, und auch alſo mit- theilet, daß ſie die Glaubigen darein nicht allein zu Unterthanen, ſondern auch zu Reichsg Genoſ- ſen aufnimmt. Und dieſes Reich GOttes iſt und heißt daher CHriſti Reich, weil es CHriſtus erworben hat, und nach ſeiner menſchlichen Na- tur darinnen ſelbſt auf den Thron der Herrlich- keit erhaben worden, und es alſo ſelbſt in ſo fern ererbet hat; weil er es auch verwaltet, da er wie zum Hohen-Prieſter und Propheten, alſo auch zum Koͤnige geſalbet iſt, und uͤber das, als das hochgelobte Haupt alle ſeine glaubige Glieder zu Mit-Erben ſolches ſeines Reichs machet Rom. 8, 17. Wie es denn davon gar nachdruͤcklich heißt: Sind wir denn Kinder, ſo ſind wir auch Erben, nemlich GOttes Erben (im Reiche GOttes) und Mit-Erben CHriſti (in eben demſelben Reiche, als CHriſti Reiche.) Siehe auch Hebr. 1, 2. da von dem Sohne geſa- get wird, daß er zum Erben uͤber alles geſe- tzet ſey. Es laͤßt ſich auch die particula καὶ, und gar fuͤglich durch das iſt relative erklaͤren, wie den Philologis bekant iſt; daß alſo die Worte CHriſti und GOttes beyde auf den Sohn GOttes gehen koͤnnen, zumal da der articulus τοῦ vor dem letztern Worte nicht wiederholet iſt. Man ſehe deßgleichen unter andern Tit. 2, 13. da die Worte, des groſſen GOttes und un- ſers Heilandes JESU CHriſti, nicht anders, als von dem Sohne GOttes zuſammen koͤnnen verſtanden werden: wie wir daſelbſt ſehen wer- den. Ferner 2 Pet. 1, 2. GOTT gebe euch viel Gnade und Friede durch das Erkaͤnt- niß GOttes und JESU CHriſti unſers HERRN. Auch v. 1. die Gerechtigkeit GOttes und unſers Heilandes JESU CHriſti, nach dem Griechiſchen. 4. Wie ernſtlich den in dieſem Paulini- ſchen Contexte benenneten muthwilligen Suͤn- dern alles Antheil am Reiche GOttes abgeſpro- [Spaltenumbruch] chen werde, ſehe man auch 1 Cor. 6, 9. 10. Gal. 5, 19. 21. Col. 3, 5. 6. Offenb. 21, 8. 22, 15. V. 6. Laſſet euch niemand (von denen, welche Anmerckungen. 1. Die dem Laute nach an die Verfuͤhrer gerichtete Rede (μηδεὶς ὑμᾶς ἀπατάτω) gehet eigentlich auf die, welche ſich vor der Verfuͤh- rung ſorgfaͤltig huͤten ſollen. Darum es der ſel. Lutherus gar recht gegeben hat: Laſſet euch niemand verfuͤhren. Auf dieſe Art waͤ- ren auch unterſchiedliche andere Stellen zu uͤber- ſetzen geweſen, z. E. Ap. Geſch. 5, 3. Anania, warum haſt du den Satan dein Hertz er- fuͤllen laſſen: an ſtatt deſſen, daß es heißt: warum hat der Satan dein Hertz erfuͤllet? Und 1 Tim. 4, 12. Laß deine Jugend niemand verachten, oder mache deine Jugend bey niemand veraͤchtlich; an ſtatt deſſen: Nie- mand verachte deine Jugend. Da es hin- gegen Tit. 2, 14. gar recht heißt: Laß dich niemand verachten, das iſt, mache es nicht darnach. Jm Griechiſchen: Niemand ver- achte dich. 2. Man ſiehet, daß es in der erſten Kirche Leute gegeben, theils von Heiden, theils unter den falſchen Lehrern in der Gemeine GOttes ſelbſt, welche nicht allein in ſo manchen Stuͤcken die Reinigkeit der Lehre verfaͤlſchet, ſondern auch dabey auf eine ſo gar verderbte Sitten-Lehre ge- fuͤhret haben, als koͤnten bey dem Chriſtenthum allerhand Suͤnden, ja Schande und Laſter gar wohl beſtehen. 3. Was der Apoſtel hier von vergebli- chen Worten ſaget, das hat er vorher c. 4, 14. genennet allerley Wind der Lehre, auch Schalckheit der Menſchen und Teuſcherey, damit ſie einen ſuchen zu erſchleichen. Rom. 16, 18. heiſſen ſie χρηϛολογία καὶ ἐυλογία, ſuͤſſe Wor- te und praͤchtige Reden, dadurch die Bauch- Diener die unſchuldigen Hertzen verfuͤhren. Jm andern Briefe Petri c. 2, 14. heißt es von ihnen: Sie locken an ſich die leichtfertigen (ἀϛη- ρίκτους, unbeveſtigten) Seelen, haben ein Hertz durchtrieben mit Geitz, verfluchte Leute: v. 18. Sie reden falſche Worte, da nichts hinter iſt, und reitzen durch Unzucht zur fleiſchlichen Luſt diejenigen, die recht ent- runnen waren, und nun im Jrrthum wan- deln. v. 19. Und verheiſſen ihnen Freyheit, da ſie ſelbſt Knechte des Verderbens ſind. u. ſ. w. Sonderlich gehoͤren hieher als v. 3. πλα-
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Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 5, v. 5. 6.
ſich habe, und wie hoch man ihn ſeines Reich-
thums wegen ehren muͤſſe, da er ſiehet, daß es
von ſo vielen Unverſtaͤndigen wuͤrcklich geſchiehet.
Und alſo lieget in dieſer Benennung, da der Gei-
tzige ein Goͤtzen-Diener heißt, ein beſonderer
Nachdruck. Wir finden dergleichen Col. 3, 5.
So toͤdtet nun eure Glieder, die auf Erden
ſind, Hurerey, Unreinigkeit, ſchaͤndliche
Brunſt, boͤſe Luſt und den Geitz, welcher
iſt Abgoͤtterey. Es haͤlt auch die Bekehrung
bey einem Geitzigen viel ſchwerer, als bey an-
dern Suͤndern. Denn da dieſe ſind meiſt gro-
be Miſſethaͤter, ſo iſt der Geitzige ein ſolcher ſub-
tiler Suͤnder, der gemeiniglich dabey nicht allein
die Form eines ehrbaren, ſondern auch wol gar
den Schein eines heiligen oder frommen Men-
ſchen aͤuſſerlich von ſich giebt. Dabey das arme
Hertz ſo viel mehr verſtricket bleibet. Siehe auch
Matth. 6, 24. und 1 Tim. 6, 9. 17. alwo das
Hoffen auf den ungewiſſen Reichthum und auf
den lebendigen GOTT einander entgegen ge-
ſetzet wird.
3. Das Reich GOttes und CHriſti iſt
ein und eben daſſelbe Reich. GOttes Reich iſt
es in Anſehung der heiligen Drey-Einigkeit, des
Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geiſtes,
die es von Ewigkeit her beſitzet, und auch alſo mit-
theilet, daß ſie die Glaubigen darein nicht allein
zu Unterthanen, ſondern auch zu Reichsg Genoſ-
ſen aufnimmt. Und dieſes Reich GOttes iſt und
heißt daher CHriſti Reich, weil es CHriſtus
erworben hat, und nach ſeiner menſchlichen Na-
tur darinnen ſelbſt auf den Thron der Herrlich-
keit erhaben worden, und es alſo ſelbſt in ſo fern
ererbet hat; weil er es auch verwaltet, da er wie
zum Hohen-Prieſter und Propheten, alſo auch
zum Koͤnige geſalbet iſt, und uͤber das, als das
hochgelobte Haupt alle ſeine glaubige Glieder zu
Mit-Erben ſolches ſeines Reichs machet Rom.
8, 17. Wie es denn davon gar nachdruͤcklich
heißt: Sind wir denn Kinder, ſo ſind wir
auch Erben, nemlich GOttes Erben (im
Reiche GOttes) und Mit-Erben CHriſti
(in eben demſelben Reiche, als CHriſti Reiche.)
Siehe auch Hebr. 1, 2. da von dem Sohne geſa-
get wird, daß er zum Erben uͤber alles geſe-
tzet ſey. Es laͤßt ſich auch die particula καὶ, und
gar fuͤglich durch das iſt relative erklaͤren, wie
den Philologis bekant iſt; daß alſo die Worte
CHriſti und GOttes beyde auf den Sohn
GOttes gehen koͤnnen, zumal da der articulus
τοῦ vor dem letztern Worte nicht wiederholet iſt.
Man ſehe deßgleichen unter andern Tit. 2, 13.
da die Worte, des groſſen GOttes und un-
ſers Heilandes JESU CHriſti, nicht anders,
als von dem Sohne GOttes zuſammen koͤnnen
verſtanden werden: wie wir daſelbſt ſehen wer-
den. Ferner 2 Pet. 1, 2. GOTT gebe euch
viel Gnade und Friede durch das Erkaͤnt-
niß GOttes und JESU CHriſti unſers
HERRN. Auch v. 1. die Gerechtigkeit
GOttes und unſers Heilandes JESU
CHriſti, nach dem Griechiſchen.
4. Wie ernſtlich den in dieſem Paulini-
ſchen Contexte benenneten muthwilligen Suͤn-
dern alles Antheil am Reiche GOttes abgeſpro-
chen werde, ſehe man auch 1 Cor. 6, 9. 10. Gal.
5, 19. 21. Col. 3, 5. 6. Offenb. 21, 8. 22, 15.
V. 6.
Laſſet euch niemand (von denen, welche
ſolchen Suͤnden ergeben ſind, und ſie auf man-
cherley Art beſchoͤnigen, entſchuldigen, ja gar
vertheidigen, als luſtige Sachen,) verfuͤhren
mit vergeblichen Worten (die auch kaum ei-
nigen Schein des Beweiſes, vielweniger einigen
wahren Grund in ſich halten) denn um dieſer
(Suͤnden) willen koͤmmt der Zorn GOttes
(ſchreitet die richterliche Straf-Gerechtigkeit
GOttes zur ewigen Verdammniß) uͤber die
Kinder des Unglaubens (ſolche Menſchen,
welche gantz im Unglauben, und dannenhero
auch gantz in Suͤnden liegen und bleiben.)
Anmerckungen.
1. Die dem Laute nach an die Verfuͤhrer
gerichtete Rede (μηδεὶς ὑμᾶς ἀπατάτω) gehet
eigentlich auf die, welche ſich vor der Verfuͤh-
rung ſorgfaͤltig huͤten ſollen. Darum es der
ſel. Lutherus gar recht gegeben hat: Laſſet
euch niemand verfuͤhren. Auf dieſe Art waͤ-
ren auch unterſchiedliche andere Stellen zu uͤber-
ſetzen geweſen, z. E. Ap. Geſch. 5, 3. Anania,
warum haſt du den Satan dein Hertz er-
fuͤllen laſſen: an ſtatt deſſen, daß es heißt:
warum hat der Satan dein Hertz erfuͤllet? Und
1 Tim. 4, 12. Laß deine Jugend niemand
verachten, oder mache deine Jugend bey
niemand veraͤchtlich; an ſtatt deſſen: Nie-
mand verachte deine Jugend. Da es hin-
gegen Tit. 2, 14. gar recht heißt: Laß dich
niemand verachten, das iſt, mache es nicht
darnach. Jm Griechiſchen: Niemand ver-
achte dich.
2. Man ſiehet, daß es in der erſten Kirche
Leute gegeben, theils von Heiden, theils unter
den falſchen Lehrern in der Gemeine GOttes
ſelbſt, welche nicht allein in ſo manchen Stuͤcken
die Reinigkeit der Lehre verfaͤlſchet, ſondern auch
dabey auf eine ſo gar verderbte Sitten-Lehre ge-
fuͤhret haben, als koͤnten bey dem Chriſtenthum
allerhand Suͤnden, ja Schande und Laſter gar
wohl beſtehen.
3. Was der Apoſtel hier von vergebli-
chen Worten ſaget, das hat er vorher c. 4, 14.
genennet allerley Wind der Lehre, auch
Schalckheit der Menſchen und Teuſcherey,
damit ſie einen ſuchen zu erſchleichen. Rom. 16,
18. heiſſen ſie χρηϛολογία καὶ ἐυλογία, ſuͤſſe Wor-
te und praͤchtige Reden, dadurch die Bauch-
Diener die unſchuldigen Hertzen verfuͤhren. Jm
andern Briefe Petri c. 2, 14. heißt es von ihnen:
Sie locken an ſich die leichtfertigen (ἀϛη-
ρίκτους, unbeveſtigten) Seelen, haben ein Hertz
durchtrieben mit Geitz, verfluchte Leute:
v. 18. Sie reden falſche Worte, da nichts
hinter iſt, und reitzen durch Unzucht zur
fleiſchlichen Luſt diejenigen, die recht ent-
runnen waren, und nun im Jrrthum wan-
deln. v. 19. Und verheiſſen ihnen Freyheit,
da ſie ſelbſt Knechte des Verderbens ſind.
u. ſ. w. Sonderlich gehoͤren hieher als v. 3.
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