Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Erklärung des Briefs Pauli Cap. 5, v. 26-28. [Spaltenumbruch]
Auch c. 1, 3. CHristus hat gemacht dieReinigung unserer Sünde durch sich selbst: da mit dem Worte Reinigung son- derlich auf die Versöhnung selbst, als auf den Grund der Rechtfertigung oder Verge- bung der Sünden gesehen wird: wie auch in unterschiedlichen andern Orten geschiehet. Siehe auch 1 Cor. 6, 11. 1 Pet. 1, 2. 2 Pet. 1, 9. Hebr. 12, 24. Offenb. 1, 5. 5, 9. 7, 14. c. Die Levitische Reinigung, welche im Vor- bilde der Evangelischen dergestalt auf die Ver- söhnung ging, daß sie die Vergebung der Sünden mit sich führete. Der vielen davon handelnden Oerter des neuen Testaments, sonderlich des dritten Buchs Mosis ietzo nicht zu gedencken, so können davon folgende Oer- ter des neuen Testaments nachgeschlagen wer- den: Marc. 1, 44. Luc. 2, 22. 5, 14. 3, 25. Hebr. 9, 13. Und sonderlich Hebr. 9, 22. 23. Es wird fast alles mit Blut gereiniget nach dem Gesetz, und ohne Blut-Ver- giessen geschiehet keine Vergebung. So mußten nun der himmlischen Dinge Für- bilder mit solchen gereiniget werden u. s. w. d. Die Ubereinstimmung, welche das Wort katharos, rein, hat, in der Bedeutung von der Rechtfertigung Matth. 5, 8. Joh. 13, 10. c. 15, 3. Hebr. 10, 22. Offenb. 19, 8. u. s. w. Daher auch rein seyn an oder von etwas, so viel ist, als keine Schuld deßwegen auf sich haben. Ap. Gesch. 18, 6. 20, 26. 3. Das Wasser-Bad ist die heilige Tau- fe: welche heißt ein Wasser-Bad im Worte, nemlich der Einsetzung und Verheissung. Da- von es gar schön heißt in sel. Lutheri kleinem Catechismo: Die Taufe ist nicht allein schlecht Wasser, sondern sie ist das Wasser in GOt- tes Gebot gefasset, und mit GOttes Wort verbunden. Und Tit. 3, 5. heißt sie das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes. Und auf die Frage: Wie kan Wasser solche grosse Dinge thun, (daß sie nemlich Vergebung der Sünde und die ewi- ge Seligkeit wircke nach Ap. 2, 38. Marc. 16, 16.) stehet diese gar nachdrückliche Antwort: Wasser thuts freylich nicht, sondern das Wort GOttes, so mit und bey dem Was- ser ist, und der Glaube, so solchem Wort GOttes im Wasser trauet u. s. w. Siehe von der heiligen Taufe und ihrer Kraft sonder- lich Joh. 3, 5. 1 Pet. 3, 21. 4. Jst man nun schon in der zarten Kind- heit auf den Drey-Einigen GOTT, und auf den Tod CHristi getaufet, so ist dieses freylich eine grosse Wohlthat GOttes, daß er einen da- durch in den Gnaden-Bund aufgenommen hat. Man hat sich aber wohl zu prüfen, ob man auch dem Tauf-Bunde, welcher ist der Bund eines guten Gewissens vor und mit GOtt, nach- komme, als ohne welche Ordnung sich niemand auf seine Taufe verlassen kan. V. 27. Auf daß er sie ihm selbst (als dem himm- Anmerckung. Diese vollkommene Darstellung gehet ei- V. 28. Also sollen (opheilousin, sind schuldig) auch Anmerckungen. 1. Die Selbst-Liebe ist dem Menschen in das Hertz gepflantzet, und gehöret also zu dem Gesetz der menschlichen Natur: und ist diß Ge- bot von GOTT wiederholet und eingeschärfet 3 B. Mos. 19, 18. Matth. 22, 19. Rom. 13, 9. Es ist aber die Eigen-Liebe durch den Sünden- Fall in allen Menschen unordentlich und also sündlich worden; sie mag nun gemäßi&tg;et, oder unmäßig seyn. Unsündlich und löblich und also wohl geordnet wird sie in der Heils-Ordnung, wenn der Mensch der sündlichen Eigen-Liebe ab- stirbet, und seine geistliche, ewige, und dabey auch die zeitliche Wohlfahrt suchet nach der Vor- schrift, welche uns GOTT in seinem Worte vorgeleget hat. 2. Da nun die wohlgeordnete Liebe ge- gen uns selbst der Grund und die Regel ist von der Liebe gegen unsern Nächsten überhaupt, so ist sie es auch insonderheit von der Liebe gegen den Ehe-Gatten. Es kan demnach diese nicht recht- ter Art seyn, wofern die Liebe gegen uns selbst nicht zuvorderst in ihrer rechten Ordnung ste- het. 3. Jst das Ehe-Weib gleichsam des Man- nes Leib; so kan er nicht mehr als eine eintzige Frau
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 5, v. 26-28. [Spaltenumbruch]
Auch c. 1, 3. CHriſtus hat gemacht dieReinigung unſerer Suͤnde durch ſich ſelbſt: da mit dem Worte Reinigung ſon- derlich auf die Verſoͤhnung ſelbſt, als auf den Grund der Rechtfertigung oder Verge- bung der Suͤnden geſehen wird: wie auch in unterſchiedlichen andern Orten geſchiehet. Siehe auch 1 Cor. 6, 11. 1 Pet. 1, 2. 2 Pet. 1, 9. Hebr. 12, 24. Offenb. 1, 5. 5, 9. 7, 14. c. Die Levitiſche Reinigung, welche im Vor- bilde der Evangeliſchen dergeſtalt auf die Ver- ſoͤhnung ging, daß ſie die Vergebung der Suͤnden mit ſich fuͤhrete. Der vielen davon handelnden Oerter des neuen Teſtaments, ſonderlich des dritten Buchs Moſis ietzo nicht zu gedencken, ſo koͤnnen davon folgende Oer- ter des neuen Teſtaments nachgeſchlagen wer- den: Marc. 1, 44. Luc. 2, 22. 5, 14. 3, 25. Hebr. 9, 13. Und ſonderlich Hebr. 9, 22. 23. Es wird faſt alles mit Blut gereiniget nach dem Geſetz, und ohne Blut-Ver- gieſſen geſchiehet keine Vergebung. So mußten nun der himmliſchen Dinge Fuͤr- bilder mit ſolchen gereiniget werden u. ſ. w. d. Die Ubereinſtimmung, welche das Wort καϑαρὸς, rein, hat, in der Bedeutung von der Rechtfertigung Matth. 5, 8. Joh. 13, 10. c. 15, 3. Hebr. 10, 22. Offenb. 19, 8. u. ſ. w. Daher auch rein ſeyn an oder von etwas, ſo viel iſt, als keine Schuld deßwegen auf ſich haben. Ap. Geſch. 18, 6. 20, 26. 3. Das Waſſer-Bad iſt die heilige Tau- fe: welche heißt ein Waſſer-Bad im Worte, nemlich der Einſetzung und Verheiſſung. Da- von es gar ſchoͤn heißt in ſel. Lutheri kleinem Catechiſmo: Die Taufe iſt nicht allein ſchlecht Waſſer, ſondern ſie iſt das Waſſer in GOt- tes Gebot gefaſſet, und mit GOttes Wort verbunden. Und Tit. 3, 5. heißt ſie das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geiſtes. Und auf die Frage: Wie kan Waſſer ſolche groſſe Dinge thun, (daß ſie nemlich Vergebung der Suͤnde und die ewi- ge Seligkeit wircke nach Ap. 2, 38. Marc. 16, 16.) ſtehet dieſe gar nachdruͤckliche Antwort: Waſſer thuts freylich nicht, ſondern das Wort GOttes, ſo mit und bey dem Waſ- ſer iſt, und der Glaube, ſo ſolchem Wort GOttes im Waſſer trauet u. ſ. w. Siehe von der heiligen Taufe und ihrer Kraft ſonder- lich Joh. 3, 5. 1 Pet. 3, 21. 4. Jſt man nun ſchon in der zarten Kind- heit auf den Drey-Einigen GOTT, und auf den Tod CHriſti getaufet, ſo iſt dieſes freylich eine groſſe Wohlthat GOttes, daß er einen da- durch in den Gnaden-Bund aufgenommen hat. Man hat ſich aber wohl zu pruͤfen, ob man auch dem Tauf-Bunde, welcher iſt der Bund eines guten Gewiſſens vor und mit GOtt, nach- komme, als ohne welche Ordnung ſich niemand auf ſeine Taufe verlaſſen kan. V. 27. Auf daß er ſie ihm ſelbſt (als dem him̃- Anmerckung. Dieſe vollkommene Darſtellung gehet ei- V. 28. Alſo ſollen (ὀφείλουσιν, ſind ſchuldig) auch Anmerckungen. 1. Die Selbſt-Liebe iſt dem Menſchen in das Hertz gepflantzet, und gehoͤret alſo zu dem Geſetz der menſchlichen Natur: und iſt diß Ge- bot von GOTT wiederholet und eingeſchaͤrfet 3 B. Moſ. 19, 18. Matth. 22, 19. Rom. 13, 9. Es iſt aber die Eigen-Liebe durch den Suͤnden- Fall in allen Menſchen unordentlich und alſo ſuͤndlich worden; ſie mag nun gemaͤßi&tg;et, oder unmaͤßig ſeyn. Unſuͤndlich und loͤblich und alſo wohl geordnet wird ſie in der Heils-Ordnung, wenn der Menſch der ſuͤndlichen Eigen-Liebe ab- ſtirbet, und ſeine geiſtliche, ewige, und dabey auch die zeitliche Wohlfahrt ſuchet nach der Vor- ſchrift, welche uns GOTT in ſeinem Worte vorgeleget hat. 2. Da nun die wohlgeordnete Liebe ge- gen uns ſelbſt der Grund und die Regel iſt von der Liebe gegen unſern Naͤchſten uͤberhaupt, ſo iſt ſie es auch inſonderheit von der Liebe gegen den Ehe-Gatten. Es kan demnach dieſe nicht recht- ter Art ſeyn, wofern die Liebe gegen uns ſelbſt nicht zuvorderſt in ihrer rechten Ordnung ſte- het. 3. Jſt das Ehe-Weib gleichſam des Man- nes Leib; ſo kan er nicht mehr als eine eintzige Frau
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Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 5, v. 26-28.
Auch c. 1, 3. CHriſtus hat gemacht die
Reinigung unſerer Suͤnde durch ſich
ſelbſt: da mit dem Worte Reinigung ſon-
derlich auf die Verſoͤhnung ſelbſt, als auf
den Grund der Rechtfertigung oder Verge-
bung der Suͤnden geſehen wird: wie auch in
unterſchiedlichen andern Orten geſchiehet.
Siehe auch 1 Cor. 6, 11. 1 Pet. 1, 2. 2 Pet. 1,
9. Hebr. 12, 24. Offenb. 1, 5. 5, 9. 7, 14.
c. Die Levitiſche Reinigung, welche im Vor-
bilde der Evangeliſchen dergeſtalt auf die Ver-
ſoͤhnung ging, daß ſie die Vergebung der
Suͤnden mit ſich fuͤhrete. Der vielen davon
handelnden Oerter des neuen Teſtaments,
ſonderlich des dritten Buchs Moſis ietzo nicht
zu gedencken, ſo koͤnnen davon folgende Oer-
ter des neuen Teſtaments nachgeſchlagen wer-
den: Marc. 1, 44. Luc. 2, 22. 5, 14. 3, 25.
Hebr. 9, 13. Und ſonderlich Hebr. 9, 22. 23.
Es wird faſt alles mit Blut gereiniget
nach dem Geſetz, und ohne Blut-Ver-
gieſſen geſchiehet keine Vergebung. So
mußten nun der himmliſchen Dinge Fuͤr-
bilder mit ſolchen gereiniget werden u.
ſ. w.
d. Die Ubereinſtimmung, welche das Wort
καϑαρὸς, rein, hat, in der Bedeutung von der
Rechtfertigung Matth. 5, 8. Joh. 13, 10. c.
15, 3. Hebr. 10, 22. Offenb. 19, 8. u. ſ. w.
Daher auch rein ſeyn an oder von etwas, ſo
viel iſt, als keine Schuld deßwegen auf ſich
haben. Ap. Geſch. 18, 6. 20, 26.
3. Das Waſſer-Bad iſt die heilige Tau-
fe: welche heißt ein Waſſer-Bad im Worte,
nemlich der Einſetzung und Verheiſſung. Da-
von es gar ſchoͤn heißt in ſel. Lutheri kleinem
Catechiſmo: Die Taufe iſt nicht allein ſchlecht
Waſſer, ſondern ſie iſt das Waſſer in GOt-
tes Gebot gefaſſet, und mit GOttes Wort
verbunden. Und Tit. 3, 5. heißt ſie das Bad
der Wiedergeburt und Erneuerung des
Heiligen Geiſtes. Und auf die Frage: Wie
kan Waſſer ſolche groſſe Dinge thun, (daß
ſie nemlich Vergebung der Suͤnde und die ewi-
ge Seligkeit wircke nach Ap. 2, 38. Marc. 16,
16.) ſtehet dieſe gar nachdruͤckliche Antwort:
Waſſer thuts freylich nicht, ſondern das
Wort GOttes, ſo mit und bey dem Waſ-
ſer iſt, und der Glaube, ſo ſolchem Wort
GOttes im Waſſer trauet u. ſ. w. Siehe
von der heiligen Taufe und ihrer Kraft ſonder-
lich Joh. 3, 5. 1 Pet. 3, 21.
4. Jſt man nun ſchon in der zarten Kind-
heit auf den Drey-Einigen GOTT, und auf
den Tod CHriſti getaufet, ſo iſt dieſes freylich
eine groſſe Wohlthat GOttes, daß er einen da-
durch in den Gnaden-Bund aufgenommen hat.
Man hat ſich aber wohl zu pruͤfen, ob man auch
dem Tauf-Bunde, welcher iſt der Bund eines
guten Gewiſſens vor und mit GOtt, nach-
komme, als ohne welche Ordnung ſich niemand
auf ſeine Taufe verlaſſen kan.
V. 27.
Auf daß er ſie ihm ſelbſt (als dem him̃-
liſchen Braͤutigam) darſtellete eine Gemeine
(uͤberhaupt, und darinnen eine iegliche glaͤubige
Seele, als eine keuſche und reine Braut 2 Cor.
11, 2.) die herrlich ſey (in dem gantzen Ehren-
Kleide der geſchenckten Gerechtigkeit Pſ. 45, 14.
und alſo das Eben-Bild GOttes wieder in und
an ſich habe) die nicht habe einen Flecken,
oder Runtzel (Hohel. 4, 7.) oder deß etwas
(ſonſt einen andern Mangel und Gebrechen)
ſondern daß ſie heilig ſey und unſtraͤflich
(zuvorderſt in der zugerechneten Gerechtigkeit
und Heiligkeit CHriſti. Siehe oben c. 1, 4.
Col. 1, 22. 1 Theſſ. 3, 13.)
Anmerckung.
Dieſe vollkommene Darſtellung gehet ei-
gentlich auf das ewige Leben: der Grund aber
wird dazu geleget alhier im Reiche der Gnaden;
und zwar in der Ordnung der Wiedergeburt und
wircklichen Heiligung zuvorderſt durch die Recht-
fertigung, in welcher wir werden die Gerechtig-
keit die vor GOTT gilt, und damit wir in
CHriſto vor GOTT wie CHriſtus ſelbſt an-
geſehen werden. 2 Cor. 5, 21. Dahin war auch,
der Application nach, das Amt des Apoſtels ge-
richtet. Daher er Col. 1, 28. 29. ſchreibt: Wir
verkuͤndigen u. vermahnen alle Menſchen,
und lehren alle Menſchen mit aller Weis-
heit, auf daß wir darſtellen einen ieglichen
Menſchen vollkommen in CHriſto JEſu.
u. ſ. w.
V. 28.
Alſo ſollen (ὀφείλουσιν, ſind ſchuldig) auch
die Maͤnner ihre Weiber lieben, als ihre
eigene Leiber (da das Weib von dem Leibe des
Mannes anfaͤnglich genommen iſt, ſie auch mit
ihm gleichſam ein Leib, oder Fleiſch iſt. 1 B.
Moſ. 2, 24.) Wer ſein Weib liebet, der lie-
bet ſich ſelbſt.
Anmerckungen.
1. Die Selbſt-Liebe iſt dem Menſchen
in das Hertz gepflantzet, und gehoͤret alſo zu dem
Geſetz der menſchlichen Natur: und iſt diß Ge-
bot von GOTT wiederholet und eingeſchaͤrfet
3 B. Moſ. 19, 18. Matth. 22, 19. Rom. 13, 9.
Es iſt aber die Eigen-Liebe durch den Suͤnden-
Fall in allen Menſchen unordentlich und alſo
ſuͤndlich worden; ſie mag nun gemaͤßi&tg;et, oder
unmaͤßig ſeyn. Unſuͤndlich und loͤblich und alſo
wohl geordnet wird ſie in der Heils-Ordnung,
wenn der Menſch der ſuͤndlichen Eigen-Liebe ab-
ſtirbet, und ſeine geiſtliche, ewige, und dabey
auch die zeitliche Wohlfahrt ſuchet nach der Vor-
ſchrift, welche uns GOTT in ſeinem Worte
vorgeleget hat.
2. Da nun die wohlgeordnete Liebe ge-
gen uns ſelbſt der Grund und die Regel iſt von
der Liebe gegen unſern Naͤchſten uͤberhaupt, ſo iſt
ſie es auch inſonderheit von der Liebe gegen den
Ehe-Gatten. Es kan demnach dieſe nicht recht-
ter Art ſeyn, wofern die Liebe gegen uns ſelbſt
nicht zuvorderſt in ihrer rechten Ordnung ſte-
het.
3. Jſt das Ehe-Weib gleichſam des Man-
nes Leib; ſo kan er nicht mehr als eine eintzige
Frau
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