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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 5, v. 28-31. an die Epheser.
[Spaltenumbruch] Frau zur Ehe haben. Denn wie kan er das
Haupt seyn von zweyen Leibern? CHristus
zwar kan das Haupt seyn von vielen Menschen
als Gliedern: allein er ist ein solches Haupt, daß
durch seinen Geist alle Glieder auf einmal bele-
ben und regiren kan, ohne daß er sich von ieman-
den entziehe. Da hingegen der Ehe-Mann
einer Frauen sich in so fern entziehen müste, in
so weit er einer andern anhangen wolte. Es ma-
chen auch die sämtlichen Glieder CHristi zusam-
men nicht mehr als einen eintzigen geistlichen Leib
aus: daß also daher so viel weniger gegen die o-
bige Anmerckung kan eingewendet werden.
V. 29.

Niemand hat iemals sein eigen Fleisch
gehasset, sondern er nähret es und pfle-
get sein: gleichwie auch der HERR die
Gemeine.

Anmerckungen.
1. Die Liebe zur Erhaltung des Leibes
und Lebens
ist allen Menschen von Natur ein-
gepflantzet. Aber eben diese Liebe ist durch den
Fall so verderbet und unordentlich worden, daß
der Mensch in der Meinung, daß er sich liebe
und sein Bestes befördere, sich in der That selbst
würcklich hasset, und seinen geistlichen und ewi-
gen, auch wol zeitlichen Schaden selbst befördert.
Denn wie mancher Mensch bringet sich nicht
durch Fressen und Sauffen und übriges unor-
dentliches Leben um seine Gesundheit, ja selbst
ums Leben? Und einige verfallen gar dahin, daß
sie sich entleiben. Und wie unbarmhertzig man-
cher Orden der Münche und Nonnen im Papst-
thum mit ihren eignen Leibern umgehen, ist be-
kannt. Was thut die falsche Einbildung vom
Verdienste nicht? da man das Evangelium von
dem einigen Verdienste CHristi nicht kennet.
Paulus redet von Leuten, welche in der nöthigen
Pflege ihres Leibes zum wenigsten ihrer gesun-
den Vernunft folgen, und sich als vernünftige
Menschen erweisen. Welches von gedachten
Leuten nicht gesaget werden kan.
2. Man muß demnach bey der Pflege des
Leibes zweyerley Abwege meiden. Der eine ist,
da man den Bauch gleichsam zum GOtt machet
des Leibes also pfleget, daß er geil auch wol dabey
ungesund wird. Rom. 13, 14. Der andere, wenn
man ihn mit Fasten und andern noch härtern tra-
ctament
auch mit Ubernehmung in der Arbeit
dergestalt angreifet, daß er gantz entkräftet und
hinfällig und also untüchtig wird, ein geschicktes
Werckzeug der Liebe zu seyn. Col. 2, 23.
3. Was dem Leibe die Seele ist, davon er
belebet, regiret und gepfleget wird, das ist CHri-
stus der gläubigen Seele und der gantzen wah-
ren Kirche. Welches gewiß ein grosses ist. Diß
saget Paulus damit, wenn er spricht, daß
CHristus die Gemeine also nähre und pfle-
ge, wie ein ieder der Seelen nach seinen
eignen Leib nähret und pfleget.
V. 30. 31.

Denn wir sind Glieder seines (geistli-
chen) Leibes (dessen er pfleget, und den er ernäh-
[Spaltenumbruch] ret; auf eine geistliche Art) von seinem Fleische
und von seinem Gebeine
(wie die Eva leibli-
cher Weise von dem Fleische und Gebeine Adams
war:) V. 31. Um deßwillen (weil das Weib
von dem Manne genommen ist) wird (und soll)
ein Mensch (ein Mann) verlassen Vater und
Mutter
(zur Aufrichtung einer besondern Haus-
haltung) und seinem Weibe (in ehelicher Ver-
bindung) anhangen, und werden zwey (oi
duo, diese Zwey) ein Fleisch seyn (und also in
einem unauflößlichen Bande der Ehe stehen und
bis an ihr Ende verharren.

Anmerckungen.
1. Von dem, daß die Gläubigen Glieder
des geistlichen Leibes sind, ist schon zu unterschied-
lichen malen vorher in diesem Briefe gehandelt
worden. Die letztern Worte des 30 Verses
hat der Apostel genommen aus den Worten
Adams 1 B. M. 2, 23. da er von der aus ihm
erbaueten und ihm zugeführten Eva sagte: Das
ist doch Bein von meinen Beinen, und Fleisch
von meinem Fleische.
Und das thut er dar-
um, weil er von dem Ehestande handelt. Er
verstehet sie aber in der Application auf Christum
und auf die Gläubigen geistlicher Weise, weil er
im gantzen Contexte unter dem Bilde der Ehe die
geistliche Vermählung Christi und der Gläubi-
gen vorstellet.
2. Der geistliche Verstand ist dieser:
Gleichwie Eva aus der Ribbe des entschlaffenen
Adams leiblicher Weise erbauet, und daher mit
ihm in die allergenaueste und unzertrennliche
eheliche Vereinigung und Gemeinschaft gesetzet
ist: also ist die Christliche Kirche, dem Grunde
und dem Verdienste, oder der Erwerbung nach,
aus Christo erbauet, sonderlich aus seinem Ver-
söhnungs-Tode, darinnen ihm auch die Seite
eröffnet worden: und wer sich zur Application
desselben bringen läßt, der kömmt durch den
Glauben mit ihm zu einer noch viel nähern und
innigern Vereinigung zur Seligkeit, als Ehe-
leute unter einander haben. Denn er wird ein
Geist mit ihm. 1 Cor. 6, 17.
3. Es siehet demnach Paulus mit diesen
Worten eigentlich nicht auf die Menschwerdung
Christi, da er allen Menschen Kindern gleich
worden Hebr. 2, 14. denn nach derselben ist er
mehr Fleisch von unserm Fleische und Gebein von
unserm Gebein, als wir solches sind von seinem
Fleische und Gebein. Sintemal wir, das ist,
das menschliche Geschlecht in unsern Vor-Eltern
schon gewesen vor Christi Menschwerdung, also,
daß Christus von unserm Geschlechte die mensch-
liche Natur, die dem Leibe nach aus weichern und
härtern Theilen, das ist, aus Fleisch und Bei-
nen
bestehet, angenommen hat. Daß aber
Adam in solchen Worten die Seele nicht ausge-
schlossen, zeiget die Sache selbst an, nebst der
Gewohnheit zu reden, da man die gantze mensch-
liche Natur bald vom Leibe, bald von der Seele
benennet. Jndessen bleibet freylich die Mensch-
werdung Christi der Grund von der Vereinigung
Christi und der Gläubigen. Und ist es dem
menschlichen Geschlechte die grösseste Ehre, daß
sie nach derselben von Christo sagen können, was
die
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Cap. 5, v. 28-31. an die Epheſer.
[Spaltenumbruch] Frau zur Ehe haben. Denn wie kan er das
Haupt ſeyn von zweyen Leibern? CHriſtus
zwar kan das Haupt ſeyn von vielen Menſchen
als Gliedern: allein er iſt ein ſolches Haupt, daß
durch ſeinen Geiſt alle Glieder auf einmal bele-
ben und regiren kan, ohne daß er ſich von ieman-
den entziehe. Da hingegen der Ehe-Mann
einer Frauen ſich in ſo fern entziehen muͤſte, in
ſo weit er einer andern anhangen wolte. Es ma-
chen auch die ſaͤmtlichen Glieder CHriſti zuſam-
men nicht mehr als einen eintzigen geiſtlichen Leib
aus: daß alſo daher ſo viel weniger gegen die o-
bige Anmerckung kan eingewendet werden.
V. 29.

Niemand hat iemals ſein eigen Fleiſch
gehaſſet, ſondern er naͤhret es und pfle-
get ſein: gleichwie auch der HERR die
Gemeine.

Anmerckungen.
1. Die Liebe zur Erhaltung des Leibes
und Lebens
iſt allen Menſchen von Natur ein-
gepflantzet. Aber eben dieſe Liebe iſt durch den
Fall ſo verderbet und unordentlich worden, daß
der Menſch in der Meinung, daß er ſich liebe
und ſein Beſtes befoͤrdere, ſich in der That ſelbſt
wuͤrcklich haſſet, und ſeinen geiſtlichen und ewi-
gen, auch wol zeitlichen Schaden ſelbſt befoͤrdert.
Denn wie mancher Menſch bringet ſich nicht
durch Freſſen und Sauffen und uͤbriges unor-
dentliches Leben um ſeine Geſundheit, ja ſelbſt
ums Leben? Und einige verfallen gar dahin, daß
ſie ſich entleiben. Und wie unbarmhertzig man-
cher Orden der Muͤnche und Nonnen im Papſt-
thum mit ihren eignen Leibern umgehen, iſt be-
kannt. Was thut die falſche Einbildung vom
Verdienſte nicht? da man das Evangelium von
dem einigen Verdienſte CHriſti nicht kennet.
Paulus redet von Leuten, welche in der noͤthigen
Pflege ihres Leibes zum wenigſten ihrer geſun-
den Vernunft folgen, und ſich als vernuͤnftige
Menſchen erweiſen. Welches von gedachten
Leuten nicht geſaget werden kan.
2. Man muß demnach bey der Pflege des
Leibes zweyerley Abwege meiden. Der eine iſt,
da man den Bauch gleichſam zum GOtt machet
des Leibes alſo pfleget, daß er geil auch wol dabey
ungeſund wird. Rom. 13, 14. Der andere, wenn
man ihn mit Faſten und andern noch haͤrtern tra-
ctament
auch mit Ubernehmung in der Arbeit
dergeſtalt angreifet, daß er gantz entkraͤftet und
hinfaͤllig und alſo untuͤchtig wird, ein geſchicktes
Werckzeug der Liebe zu ſeyn. Col. 2, 23.
3. Was dem Leibe die Seele iſt, davon er
belebet, regiret und gepfleget wird, das iſt CHri-
ſtus der glaͤubigen Seele und der gantzen wah-
ren Kirche. Welches gewiß ein groſſes iſt. Diß
ſaget Paulus damit, wenn er ſpricht, daß
CHriſtus die Gemeine alſo naͤhre und pfle-
ge, wie ein ieder der Seelen nach ſeinen
eignen Leib naͤhret und pfleget.
V. 30. 31.

Denn wir ſind Glieder ſeines (geiſtli-
chen) Leibes (deſſen er pfleget, und den er ernaͤh-
[Spaltenumbruch] ret; auf eine geiſtliche Art) von ſeinem Fleiſche
und von ſeinem Gebeine
(wie die Eva leibli-
cher Weiſe von dem Fleiſche und Gebeine Adams
war:) V. 31. Um deßwillen (weil das Weib
von dem Manne genommen iſt) wird (und ſoll)
ein Menſch (ein Mann) verlaſſen Vater und
Mutter
(zur Aufrichtung einer beſondern Haus-
haltung) und ſeinem Weibe (in ehelicher Ver-
bindung) anhangen, und werden zwey (οἱ
δύο, dieſe Zwey) ein Fleiſch ſeyn (und alſo in
einem unaufloͤßlichen Bande der Ehe ſtehen und
bis an ihr Ende verharren.

Anmerckungen.
1. Von dem, daß die Glaͤubigen Glieder
des geiſtlichen Leibes ſind, iſt ſchon zu unterſchied-
lichen malen vorher in dieſem Briefe gehandelt
worden. Die letztern Worte des 30 Verſes
hat der Apoſtel genommen aus den Worten
Adams 1 B. M. 2, 23. da er von der aus ihm
erbaueten und ihm zugefuͤhrten Eva ſagte: Das
iſt doch Bein von meinen Beinen, und Fleiſch
von meinem Fleiſche.
Und das thut er dar-
um, weil er von dem Eheſtande handelt. Er
verſtehet ſie aber in der Application auf Chriſtum
und auf die Glaͤubigen geiſtlicher Weiſe, weil er
im gantzen Contexte unter dem Bilde der Ehe die
geiſtliche Vermaͤhlung Chriſti und der Glaͤubi-
gen vorſtellet.
2. Der geiſtliche Verſtand iſt dieſer:
Gleichwie Eva aus der Ribbe des entſchlaffenen
Adams leiblicher Weiſe erbauet, und daher mit
ihm in die allergenaueſte und unzertrennliche
eheliche Vereinigung und Gemeinſchaft geſetzet
iſt: alſo iſt die Chriſtliche Kirche, dem Grunde
und dem Verdienſte, oder der Erwerbung nach,
aus Chriſto erbauet, ſonderlich aus ſeinem Ver-
ſoͤhnungs-Tode, darinnen ihm auch die Seite
eroͤffnet worden: und wer ſich zur Application
deſſelben bringen laͤßt, der koͤmmt durch den
Glauben mit ihm zu einer noch viel naͤhern und
innigern Vereinigung zur Seligkeit, als Ehe-
leute unter einander haben. Denn er wird ein
Geiſt mit ihm. 1 Cor. 6, 17.
3. Es ſiehet demnach Paulus mit dieſen
Worten eigentlich nicht auf die Menſchwerdung
Chriſti, da er allen Menſchen Kindern gleich
worden Hebr. 2, 14. denn nach derſelben iſt er
mehr Fleiſch von unſerm Fleiſche und Gebein von
unſerm Gebein, als wir ſolches ſind von ſeinem
Fleiſche und Gebein. Sintemal wir, das iſt,
das menſchliche Geſchlecht in unſern Vor-Eltern
ſchon geweſen vor Chriſti Menſchwerdung, alſo,
daß Chriſtus von unſerm Geſchlechte die menſch-
liche Natur, die dem Leibe nach aus weichern und
haͤrtern Theilen, das iſt, aus Fleiſch und Bei-
nen
beſtehet, angenommen hat. Daß aber
Adam in ſolchen Worten die Seele nicht ausge-
ſchloſſen, zeiget die Sache ſelbſt an, nebſt der
Gewohnheit zu reden, da man die gantze menſch-
liche Natur bald vom Leibe, bald von der Seele
benennet. Jndeſſen bleibet freylich die Menſch-
werdung Chriſti der Grund von der Vereinigung
Chriſti und der Glaͤubigen. Und iſt es dem
menſchlichen Geſchlechte die groͤſſeſte Ehre, daß
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[669/0697] Cap. 5, v. 28-31. an die Epheſer. Frau zur Ehe haben. Denn wie kan er das Haupt ſeyn von zweyen Leibern? CHriſtus zwar kan das Haupt ſeyn von vielen Menſchen als Gliedern: allein er iſt ein ſolches Haupt, daß durch ſeinen Geiſt alle Glieder auf einmal bele- ben und regiren kan, ohne daß er ſich von ieman- den entziehe. Da hingegen der Ehe-Mann einer Frauen ſich in ſo fern entziehen muͤſte, in ſo weit er einer andern anhangen wolte. Es ma- chen auch die ſaͤmtlichen Glieder CHriſti zuſam- men nicht mehr als einen eintzigen geiſtlichen Leib aus: daß alſo daher ſo viel weniger gegen die o- bige Anmerckung kan eingewendet werden. V. 29. Niemand hat iemals ſein eigen Fleiſch gehaſſet, ſondern er naͤhret es und pfle- get ſein: gleichwie auch der HERR die Gemeine. Anmerckungen. 1. Die Liebe zur Erhaltung des Leibes und Lebens iſt allen Menſchen von Natur ein- gepflantzet. Aber eben dieſe Liebe iſt durch den Fall ſo verderbet und unordentlich worden, daß der Menſch in der Meinung, daß er ſich liebe und ſein Beſtes befoͤrdere, ſich in der That ſelbſt wuͤrcklich haſſet, und ſeinen geiſtlichen und ewi- gen, auch wol zeitlichen Schaden ſelbſt befoͤrdert. Denn wie mancher Menſch bringet ſich nicht durch Freſſen und Sauffen und uͤbriges unor- dentliches Leben um ſeine Geſundheit, ja ſelbſt ums Leben? Und einige verfallen gar dahin, daß ſie ſich entleiben. Und wie unbarmhertzig man- cher Orden der Muͤnche und Nonnen im Papſt- thum mit ihren eignen Leibern umgehen, iſt be- kannt. Was thut die falſche Einbildung vom Verdienſte nicht? da man das Evangelium von dem einigen Verdienſte CHriſti nicht kennet. Paulus redet von Leuten, welche in der noͤthigen Pflege ihres Leibes zum wenigſten ihrer geſun- den Vernunft folgen, und ſich als vernuͤnftige Menſchen erweiſen. Welches von gedachten Leuten nicht geſaget werden kan. 2. Man muß demnach bey der Pflege des Leibes zweyerley Abwege meiden. Der eine iſt, da man den Bauch gleichſam zum GOtt machet des Leibes alſo pfleget, daß er geil auch wol dabey ungeſund wird. Rom. 13, 14. Der andere, wenn man ihn mit Faſten und andern noch haͤrtern tra- ctament auch mit Ubernehmung in der Arbeit dergeſtalt angreifet, daß er gantz entkraͤftet und hinfaͤllig und alſo untuͤchtig wird, ein geſchicktes Werckzeug der Liebe zu ſeyn. Col. 2, 23. 3. Was dem Leibe die Seele iſt, davon er belebet, regiret und gepfleget wird, das iſt CHri- ſtus der glaͤubigen Seele und der gantzen wah- ren Kirche. Welches gewiß ein groſſes iſt. Diß ſaget Paulus damit, wenn er ſpricht, daß CHriſtus die Gemeine alſo naͤhre und pfle- ge, wie ein ieder der Seelen nach ſeinen eignen Leib naͤhret und pfleget. V. 30. 31. Denn wir ſind Glieder ſeines (geiſtli- chen) Leibes (deſſen er pfleget, und den er ernaͤh- ret; auf eine geiſtliche Art) von ſeinem Fleiſche und von ſeinem Gebeine (wie die Eva leibli- cher Weiſe von dem Fleiſche und Gebeine Adams war:) V. 31. Um deßwillen (weil das Weib von dem Manne genommen iſt) wird (und ſoll) ein Menſch (ein Mann) verlaſſen Vater und Mutter (zur Aufrichtung einer beſondern Haus- haltung) und ſeinem Weibe (in ehelicher Ver- bindung) anhangen, und werden zwey (οἱ δύο, dieſe Zwey) ein Fleiſch ſeyn (und alſo in einem unaufloͤßlichen Bande der Ehe ſtehen und bis an ihr Ende verharren. Anmerckungen. 1. Von dem, daß die Glaͤubigen Glieder des geiſtlichen Leibes ſind, iſt ſchon zu unterſchied- lichen malen vorher in dieſem Briefe gehandelt worden. Die letztern Worte des 30 Verſes hat der Apoſtel genommen aus den Worten Adams 1 B. M. 2, 23. da er von der aus ihm erbaueten und ihm zugefuͤhrten Eva ſagte: Das iſt doch Bein von meinen Beinen, und Fleiſch von meinem Fleiſche. Und das thut er dar- um, weil er von dem Eheſtande handelt. Er verſtehet ſie aber in der Application auf Chriſtum und auf die Glaͤubigen geiſtlicher Weiſe, weil er im gantzen Contexte unter dem Bilde der Ehe die geiſtliche Vermaͤhlung Chriſti und der Glaͤubi- gen vorſtellet. 2. Der geiſtliche Verſtand iſt dieſer: Gleichwie Eva aus der Ribbe des entſchlaffenen Adams leiblicher Weiſe erbauet, und daher mit ihm in die allergenaueſte und unzertrennliche eheliche Vereinigung und Gemeinſchaft geſetzet iſt: alſo iſt die Chriſtliche Kirche, dem Grunde und dem Verdienſte, oder der Erwerbung nach, aus Chriſto erbauet, ſonderlich aus ſeinem Ver- ſoͤhnungs-Tode, darinnen ihm auch die Seite eroͤffnet worden: und wer ſich zur Application deſſelben bringen laͤßt, der koͤmmt durch den Glauben mit ihm zu einer noch viel naͤhern und innigern Vereinigung zur Seligkeit, als Ehe- leute unter einander haben. Denn er wird ein Geiſt mit ihm. 1 Cor. 6, 17. 3. Es ſiehet demnach Paulus mit dieſen Worten eigentlich nicht auf die Menſchwerdung Chriſti, da er allen Menſchen Kindern gleich worden Hebr. 2, 14. denn nach derſelben iſt er mehr Fleiſch von unſerm Fleiſche und Gebein von unſerm Gebein, als wir ſolches ſind von ſeinem Fleiſche und Gebein. Sintemal wir, das iſt, das menſchliche Geſchlecht in unſern Vor-Eltern ſchon geweſen vor Chriſti Menſchwerdung, alſo, daß Chriſtus von unſerm Geſchlechte die menſch- liche Natur, die dem Leibe nach aus weichern und haͤrtern Theilen, das iſt, aus Fleiſch und Bei- nen beſtehet, angenommen hat. Daß aber Adam in ſolchen Worten die Seele nicht ausge- ſchloſſen, zeiget die Sache ſelbſt an, nebſt der Gewohnheit zu reden, da man die gantze menſch- liche Natur bald vom Leibe, bald von der Seele benennet. Jndeſſen bleibet freylich die Menſch- werdung Chriſti der Grund von der Vereinigung Chriſti und der Glaͤubigen. Und iſt es dem menſchlichen Geſchlechte die groͤſſeſte Ehre, daß ſie nach derſelben von Chriſto ſagen koͤnnen, was die P p p p 3

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 669. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/697>, abgerufen am 24.11.2024.