Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite
Erklärung des Briefs Pauli Cap. 6, 11. 12.
[Spaltenumbruch] Freyheit vorstellen. Da nun List viel schädli-
cher ist, als Gewalt; so hat man sich vor jener
sonderlich zu hüten. Ein gewaltsamer Anlauf
bey den ersten Christen war es, wenn sie versu-
chet wurden zum gäntzlichen Abfall und zur
Verleugnung CHristi: aber ein listiger, wenn
sie gereitzet wurden zum Mißbrauch der geistli-
chen Freyheit und zur Gleichstellung der Welt:
als wodurch man unvermerckt das gute Gewis-
sen verletzet und am Glauben Schiffbruch leidet
1 Tim. 1, 19. Solcher und dergleichen Griffe
und Schliche mehr bedienet sich der Satan in
seinen methodeiais in seinen hinterlistigen Versu-
chungen, da er bald diese, bald jene Methode,
oder Art der Berückung, vornimmt.
V. 12.

Denn wir haben nicht mit Fleisch und
Blut
(mit blossen Menschen) zu kämpfen,
sondern mit
(pros wider) Fürsten und Ge-
waltigen, nemlich mit den Fürsten der
Welt, die in der Finsterniß dieser Welt
herrschen, mit den bösen Geistern unter
dem Himmel.

Anmerckungen.
1. Durch Fleisch und Blut ist alhier nicht
zu verstehen die sündliche Unart in dem Men-
schen; als welche sonst wol Fleisch heißt, aber
nicht Fleisch und Blut. Denn hiedurch wird
nach der Redens-Art der Hebräer ein von den
blossen Geistern unterschiedener Mensch nach
seiner menschlichen Natur, welche von ihrem
sichtbaren Theile solche Benennung hat, ver-
standen. Denn mit dem Fleische, oder der
Erb-Sünde und dem, was daher entstehet, ha-
ben wir genug zu streiten. Und ob sich gleich
das Wörtlein nicht wohl Vergleichungs-Weise
auslegen läßt, daß es so viel sey, als nicht al-
lein:
so ist es doch alhier nicht nöthig, da wir
diese Redens-Art, Fleisch und Blut, auch
anderwärtig von einem Menschen, seiner Na-
tur nach, finden, wie schon bey 1 Cor. 15, 50.
und Gal. 1, 16. angezeiget ist. Denn wir lesen
es nicht allein an diesen beyden Orten in solchem
Verstande, sondern auch Matth. 16, 17. da es
heißt: Fleisch und Blut hat dir das nicht
offenbaret, sondern mein Vater im Him-
mel.
Und Hebr. 2, 14. stehet von der mensch-
lichen Natur der Kinder und CHristi: Nach-
dem die Kinder Fleisch und Blut haben,
ist er es gleicher massen theilhaftig wor-
den.
2. Es will demnach Paulus so viel sagen,
man habe es nicht mit leiblichen Feinden zu
thun, sondern mit geistlichen: da man sich nun
gegen die leiblichen mit guter Rüstung zu verse-
hen pflege, so habe man es so viel mehr gegen
die geistlichen nöthig, so viel mächtiger und ge-
fährlicher sie wären. Zwar möchte iemand sa-
gen, es habe ein wahrer Christe gleichwol auch
sichtbare Feinde genug auf der Welt: allein
dawider, so fern sie ihn nur dem Leibe nach an-
greiffen, streitet ein Christe nicht; und dagegen
gebrauchet er auch keiner leiblichen Rüstung,
wie von den Martyrern, als Schlacht-Scha-
[Spaltenumbruch] fen, bekannt ist. Jn so fern aber die leiblichen
Feinde der Seele nachstellen und diese in Ge-
fahr setzen: in so fern sind sie keine leibliche,
sondern geistliche Feinde, die mit den höllischen
Geistern eine Partey ausmachen: und hat man
sich gegen sie keiner leiblichen, sondern der geist-
lichen Waffen zu bedienen.
3. Die bösen Geister benennet der Apo-
stel mit unterschiedlichen Namen; er nennet sie
arkhas, Fürsten, oder Fürstenthümer, und
exousias, Gewalten, ferner kosmokratoras,
Gewalthaber dieser Weit, und zwar der
Finsterniß dieser gegenwärtigen Welt: imglei-
chen pneumatika, das ist pneumata, tes pone-
rias, böse Geister, en epouraniois, in himmli-
schen, oder göttlichen Dingen. Welcher meh-
rern Worte eigentliche Bedeutung recht eigent-
lich und völlig einzusehen und mit einer Gewiß-
heit zu erklären, unmöglich, auch unnöthig ist.
Denn gleich wie wir davon keine genugsame
Offenbarung haben: also kan uns auch genug
seyn, daraus so viel zu erkennen: a. Daß die bö-
sen Geister eine sehr grosse, aber doch sehr um-
schränckte Macht haben; sintemal sie von Chri-
sto vorlängst überwunden sind, und auch in der
Kraft CHristi leichtlich können in ihren Anfäl-
len überwunden werden. b. Daß ihrer eine
grosse Menge sey. c. Daß sie von unterschied-
lichen Gattungen, ob gleich alle einer sehr bö-
sen und verkehrten Art, sind. d. Daß, nach-
dem sie aus dem Himmel ihres muthwilligen
Abfalls halber verstossen sind, sie diese Welt,
oder darinnen das menschliche Geschlecht, so
fern es ausser CHristo in der geistlichen Finster-
niß der herrschenden Sünde ist und bleibet, be-
herrschen. e. Daß ihre gefährlichsten Anläufe
und Versuchungen bestehen en tois epouraniois,
in himmlischen, oder geistlichen Dingen. Denn
weil sie geistliche Feinde sind, so gehen auch ih-
re Angriffe fürnemlich auf ta epourania, uns
um die himmlischen Güter zu bringen, wenn sie
auch gleich durch zeitliche und leibliche Dinge
geschehen. Also nimmt man alhier billig das
Wort epourania: sintemal es vorher zu vier ma-
len in diesem Briefe also genommen wird, nem-
lich cap. 1, 3. 20. 2, 6. 3, 10. und diese Bedeu-
tung alhier einen gar bequemen Verstand hat:
Andere Oerter zu übergehen.
4. Das Wort pneumatika läßt sich zwar
füglich vom concreto erklären, daß es so viel
sey als pneumata: allein es ist doch noch viel
füglicher, wenn man es abstractive von geistli-
chen Dingen verstehet. Jn welchem Verstan-
de denn der Apostel zu den vorhergehenden
Worten, welche mit der particula pros auf die
bösen Geister, und ihre Herrschaften und Mach-
ten gehen, mit gleicher particula diese letztere
setzet, und damit die Sache bezeichnet, wor-
innen die bösen Geister ihre Bosheit auslassen,
und wogegen man, wie gegen sie selbst, zu strei-
ten habe. Welches denn durch den Zusatz en
tois epouraniois noch mehr erläutert wird. Jm
übrigen sind bey diesem Orte folgende zu erwe-
gen: Luc. 22, 31. 53. Joh. 12, 31. 14, 30. 2 Cor.
4, 4. c. 10, 4. Eph. 2, 2. Col. 1, 13. 1 Pet. 5, 8.
5. So
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 6, 11. 12.
[Spaltenumbruch] Freyheit vorſtellen. Da nun Liſt viel ſchaͤdli-
cher iſt, als Gewalt; ſo hat man ſich vor jener
ſonderlich zu huͤten. Ein gewaltſamer Anlauf
bey den erſten Chriſten war es, wenn ſie verſu-
chet wurden zum gaͤntzlichen Abfall und zur
Verleugnung CHriſti: aber ein liſtiger, wenn
ſie gereitzet wurden zum Mißbrauch der geiſtli-
chen Freyheit und zur Gleichſtellung der Welt:
als wodurch man unvermerckt das gute Gewiſ-
ſen verletzet und am Glauben Schiffbruch leidet
1 Tim. 1, 19. Solcher und dergleichen Griffe
und Schliche mehr bedienet ſich der Satan in
ſeinen μεϑοδείαις in ſeinen hinterliſtigen Verſu-
chungen, da er bald dieſe, bald jene Methode,
oder Art der Beruͤckung, vornimmt.
V. 12.

Denn wir haben nicht mit Fleiſch und
Blut
(mit bloſſen Menſchen) zu kaͤmpfen,
ſondern mit
(πρὸς wider) Fuͤrſten und Ge-
waltigen, nemlich mit den Fuͤrſten der
Welt, die in der Finſterniß dieſer Welt
herrſchen, mit den boͤſen Geiſtern unter
dem Himmel.

Anmerckungen.
1. Durch Fleiſch und Blut iſt alhier nicht
zu verſtehen die ſuͤndliche Unart in dem Men-
ſchen; als welche ſonſt wol Fleiſch heißt, aber
nicht Fleiſch und Blut. Denn hiedurch wird
nach der Redens-Art der Hebraͤer ein von den
bloſſen Geiſtern unterſchiedener Menſch nach
ſeiner menſchlichen Natur, welche von ihrem
ſichtbaren Theile ſolche Benennung hat, ver-
ſtanden. Denn mit dem Fleiſche, oder der
Erb-Suͤnde und dem, was daher entſtehet, ha-
ben wir genug zu ſtreiten. Und ob ſich gleich
das Woͤrtlein nicht wohl Vergleichungs-Weiſe
auslegen laͤßt, daß es ſo viel ſey, als nicht al-
lein:
ſo iſt es doch alhier nicht noͤthig, da wir
dieſe Redens-Art, Fleiſch und Blut, auch
anderwaͤrtig von einem Menſchen, ſeiner Na-
tur nach, finden, wie ſchon bey 1 Cor. 15, 50.
und Gal. 1, 16. angezeiget iſt. Denn wir leſen
es nicht allein an dieſen beyden Orten in ſolchem
Verſtande, ſondern auch Matth. 16, 17. da es
heißt: Fleiſch und Blut hat dir das nicht
offenbaret, ſondern mein Vater im Him-
mel.
Und Hebr. 2, 14. ſtehet von der menſch-
lichen Natur der Kinder und CHriſti: Nach-
dem die Kinder Fleiſch und Blut haben,
iſt er es gleicher maſſen theilhaftig wor-
den.
2. Es will demnach Paulus ſo viel ſagen,
man habe es nicht mit leiblichen Feinden zu
thun, ſondern mit geiſtlichen: da man ſich nun
gegen die leiblichen mit guter Ruͤſtung zu verſe-
hen pflege, ſo habe man es ſo viel mehr gegen
die geiſtlichen noͤthig, ſo viel maͤchtiger und ge-
faͤhrlicher ſie waͤren. Zwar moͤchte iemand ſa-
gen, es habe ein wahrer Chriſte gleichwol auch
ſichtbare Feinde genug auf der Welt: allein
dawider, ſo fern ſie ihn nur dem Leibe nach an-
greiffen, ſtreitet ein Chriſte nicht; und dagegen
gebrauchet er auch keiner leiblichen Ruͤſtung,
wie von den Martyrern, als Schlacht-Scha-
[Spaltenumbruch] fen, bekannt iſt. Jn ſo fern aber die leiblichen
Feinde der Seele nachſtellen und dieſe in Ge-
fahr ſetzen: in ſo fern ſind ſie keine leibliche,
ſondern geiſtliche Feinde, die mit den hoͤlliſchen
Geiſtern eine Partey ausmachen: und hat man
ſich gegen ſie keiner leiblichen, ſondern der geiſt-
lichen Waffen zu bedienen.
3. Die boͤſen Geiſter benennet der Apo-
ſtel mit unterſchiedlichen Namen; er nennet ſie
ἀρχὰς, Fuͤrſten, oder Fuͤrſtenthuͤmer, und
ἐξουσίας, Gewalten, ferner κοσμοκρὰτορας,
Gewalthaber dieſer Weit, und zwar der
Finſterniß dieſer gegenwaͤrtigen Welt: imglei-
chen πνευματικὰ, das iſt πνέυματα, τῆς πονη-
ρίας, boͤſe Geiſter, ἐν ἐπουρανίοις, in himmli-
ſchen, oder goͤttlichen Dingen. Welcher meh-
rern Worte eigentliche Bedeutung recht eigent-
lich und voͤllig einzuſehen und mit einer Gewiß-
heit zu erklaͤren, unmoͤglich, auch unnoͤthig iſt.
Denn gleich wie wir davon keine genugſame
Offenbarung haben: alſo kan uns auch genug
ſeyn, daraus ſo viel zu erkennen: a. Daß die boͤ-
ſen Geiſter eine ſehr groſſe, aber doch ſehr um-
ſchraͤnckte Macht haben; ſintemal ſie von Chri-
ſto vorlaͤngſt uͤberwunden ſind, und auch in der
Kraft CHriſti leichtlich koͤnnen in ihren Anfaͤl-
len uͤberwunden werden. b. Daß ihrer eine
groſſe Menge ſey. c. Daß ſie von unterſchied-
lichen Gattungen, ob gleich alle einer ſehr boͤ-
ſen und verkehrten Art, ſind. d. Daß, nach-
dem ſie aus dem Himmel ihres muthwilligen
Abfalls halber verſtoſſen ſind, ſie dieſe Welt,
oder darinnen das menſchliche Geſchlecht, ſo
fern es auſſer CHriſto in der geiſtlichen Finſter-
niß der herrſchenden Suͤnde iſt und bleibet, be-
herrſchen. e. Daß ihre gefaͤhrlichſten Anlaͤufe
und Verſuchungen beſtehen ἐν τοῖς ἐπουρανίοις,
in himmliſchen, oder geiſtlichen Dingen. Denn
weil ſie geiſtliche Feinde ſind, ſo gehen auch ih-
re Angriffe fuͤrnemlich auf τὰ ἐπουράνια, uns
um die himmliſchen Guͤter zu bringen, wenn ſie
auch gleich durch zeitliche und leibliche Dinge
geſchehen. Alſo nimmt man alhier billig das
Wort ἐπουράνια: ſintemal es vorher zu vier ma-
len in dieſem Briefe alſo genommen wird, nem-
lich cap. 1, 3. 20. 2, 6. 3, 10. und dieſe Bedeu-
tung alhier einen gar bequemen Verſtand hat:
Andere Oerter zu uͤbergehen.
4. Das Wort πνευματικά laͤßt ſich zwar
fuͤglich vom concreto erklaͤren, daß es ſo viel
ſey als πνέυματα: allein es iſt doch noch viel
fuͤglicher, wenn man es abſtractive von geiſtli-
chen Dingen verſtehet. Jn welchem Verſtan-
de denn der Apoſtel zu den vorhergehenden
Worten, welche mit der particula πρὸς auf die
boͤſen Geiſter, und ihre Herrſchaften und Mach-
ten gehen, mit gleicher particula dieſe letztere
ſetzet, und damit die Sache bezeichnet, wor-
innen die boͤſen Geiſter ihre Bosheit auslaſſen,
und wogegen man, wie gegen ſie ſelbſt, zu ſtrei-
ten habe. Welches denn durch den Zuſatz ἐν
τοῖς ἐπουρανίοις noch mehr erlaͤutert wird. Jm
uͤbrigen ſind bey dieſem Orte folgende zu erwe-
gen: Luc. 22, 31. 53. Joh. 12, 31. 14, 30. 2 Cor.
4, 4. c. 10, 4. Eph. 2, 2. Col. 1, 13. 1 Pet. 5, 8.
5. So
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <list>
                <item><pb facs="#f0704" n="676"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Erkla&#x0364;rung des Briefs Pauli <hi rendition="#et">Cap. 6, 11. 12.</hi></hi></fw><lb/><cb/>
Freyheit vor&#x017F;tellen. Da nun <hi rendition="#fr">Li&#x017F;t</hi> viel &#x017F;cha&#x0364;dli-<lb/>
cher i&#x017F;t, als <hi rendition="#fr">Gewalt;</hi> &#x017F;o hat man &#x017F;ich vor jener<lb/>
&#x017F;onderlich zu hu&#x0364;ten. Ein <hi rendition="#fr">gewalt&#x017F;amer</hi> Anlauf<lb/>
bey den er&#x017F;ten Chri&#x017F;ten war es, wenn &#x017F;ie ver&#x017F;u-<lb/>
chet wurden zum ga&#x0364;ntzlichen <hi rendition="#fr">Abfall</hi> und zur<lb/>
Verleugnung CHri&#x017F;ti: aber ein <hi rendition="#fr">li&#x017F;tiger,</hi> wenn<lb/>
&#x017F;ie gereitzet wurden zum Mißbrauch der gei&#x017F;tli-<lb/>
chen Freyheit und zur Gleich&#x017F;tellung der Welt:<lb/>
als wodurch man unvermerckt das gute Gewi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en verletzet und am Glauben Schiffbruch leidet<lb/>
1 Tim. 1, 19. Solcher und dergleichen Griffe<lb/>
und Schliche mehr bedienet &#x017F;ich der Satan in<lb/>
&#x017F;einen &#x03BC;&#x03B5;&#x03D1;&#x03BF;&#x03B4;&#x03B5;&#x03AF;&#x03B1;&#x03B9;&#x03C2; in &#x017F;einen hinterli&#x017F;tigen Ver&#x017F;u-<lb/>
chungen, da er bald die&#x017F;e, bald jene Methode,<lb/>
oder Art der Beru&#x0364;ckung, vornimmt.</item>
              </list>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>V. 12.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Denn wir haben nicht mit Flei&#x017F;ch und<lb/>
Blut</hi> (mit blo&#x017F;&#x017F;en Men&#x017F;chen) <hi rendition="#fr">zu ka&#x0364;mpfen,<lb/>
&#x017F;ondern mit</hi> (&#x03C0;&#x03C1;&#x1F78;&#x03C2; wider) <hi rendition="#fr">Fu&#x0364;r&#x017F;ten und Ge-<lb/>
waltigen, nemlich mit den Fu&#x0364;r&#x017F;ten der<lb/>
Welt, die in der Fin&#x017F;terniß die&#x017F;er Welt<lb/>
herr&#x017F;chen, mit den bo&#x0364;&#x017F;en Gei&#x017F;tern unter<lb/>
dem Himmel.</hi></p><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi> </head><lb/>
              <list>
                <item>1. Durch Flei&#x017F;ch und Blut i&#x017F;t alhier nicht<lb/>
zu ver&#x017F;tehen die <hi rendition="#fr">&#x017F;u&#x0364;ndliche Unart</hi> in dem Men-<lb/>
&#x017F;chen; als welche &#x017F;on&#x017F;t wol <hi rendition="#fr">Flei&#x017F;ch</hi> heißt, aber<lb/>
nicht <hi rendition="#fr">Flei&#x017F;ch</hi> und <hi rendition="#fr">Blut.</hi> Denn hiedurch wird<lb/>
nach der Redens-Art der Hebra&#x0364;er ein von den<lb/>
blo&#x017F;&#x017F;en Gei&#x017F;tern unter&#x017F;chiedener <hi rendition="#fr">Men&#x017F;ch</hi> nach<lb/>
&#x017F;einer men&#x017F;chlichen Natur, welche von ihrem<lb/>
&#x017F;ichtbaren Theile &#x017F;olche Benennung hat, ver-<lb/>
&#x017F;tanden. Denn mit dem <hi rendition="#fr">Flei&#x017F;che,</hi> oder der<lb/>
Erb-Su&#x0364;nde und dem, was daher ent&#x017F;tehet, ha-<lb/>
ben wir genug zu &#x017F;treiten. Und ob &#x017F;ich gleich<lb/>
das Wo&#x0364;rtlein <hi rendition="#fr">nicht</hi> wohl Vergleichungs-Wei&#x017F;e<lb/>
auslegen la&#x0364;ßt, daß es &#x017F;o viel &#x017F;ey, als <hi rendition="#fr">nicht al-<lb/>
lein:</hi> &#x017F;o i&#x017F;t es doch alhier nicht no&#x0364;thig, da wir<lb/>
die&#x017F;e Redens-Art, <hi rendition="#fr">Flei&#x017F;ch und Blut,</hi> auch<lb/>
anderwa&#x0364;rtig von einem Men&#x017F;chen, &#x017F;einer Na-<lb/>
tur nach, finden, wie &#x017F;chon bey 1 Cor. 15, 50.<lb/>
und Gal. 1, 16. angezeiget i&#x017F;t. Denn wir le&#x017F;en<lb/>
es nicht allein an die&#x017F;en beyden Orten in &#x017F;olchem<lb/>
Ver&#x017F;tande, &#x017F;ondern auch Matth. 16, 17. da es<lb/>
heißt: <hi rendition="#fr">Flei&#x017F;ch und Blut hat dir das nicht<lb/>
offenbaret, &#x017F;ondern mein Vater im Him-<lb/>
mel.</hi> Und Hebr. 2, 14. &#x017F;tehet von der men&#x017F;ch-<lb/>
lichen Natur der Kinder und CHri&#x017F;ti: <hi rendition="#fr">Nach-<lb/>
dem die Kinder Flei&#x017F;ch und Blut haben,<lb/>
i&#x017F;t er es gleicher ma&#x017F;&#x017F;en theilhaftig wor-<lb/>
den.</hi></item><lb/>
                <item>2. Es will demnach Paulus &#x017F;o viel &#x017F;agen,<lb/>
man habe es nicht <hi rendition="#fr">mit leiblichen Feinden</hi> zu<lb/>
thun, &#x017F;ondern mit gei&#x017F;tlichen: da man &#x017F;ich nun<lb/>
gegen die leiblichen mit guter Ru&#x0364;&#x017F;tung zu ver&#x017F;e-<lb/>
hen pflege, &#x017F;o habe man es &#x017F;o viel mehr gegen<lb/>
die gei&#x017F;tlichen no&#x0364;thig, &#x017F;o viel ma&#x0364;chtiger und ge-<lb/>
fa&#x0364;hrlicher &#x017F;ie wa&#x0364;ren. Zwar mo&#x0364;chte iemand &#x017F;a-<lb/>
gen, es habe ein wahrer Chri&#x017F;te gleichwol auch<lb/>
&#x017F;ichtbare Feinde genug auf der Welt: allein<lb/>
dawider, &#x017F;o fern &#x017F;ie ihn nur dem Leibe nach an-<lb/>
greiffen, &#x017F;treitet ein Chri&#x017F;te nicht; und dagegen<lb/>
gebrauchet er auch keiner leiblichen Ru&#x0364;&#x017F;tung,<lb/>
wie von den Martyrern, als Schlacht-Scha-<lb/><cb/>
fen, bekannt i&#x017F;t. Jn &#x017F;o fern aber die leiblichen<lb/>
Feinde der Seele nach&#x017F;tellen und die&#x017F;e in Ge-<lb/>
fahr &#x017F;etzen: in &#x017F;o fern &#x017F;ind &#x017F;ie keine leibliche,<lb/>
&#x017F;ondern gei&#x017F;tliche Feinde, die mit den ho&#x0364;lli&#x017F;chen<lb/>
Gei&#x017F;tern eine Partey ausmachen: und hat man<lb/>
&#x017F;ich gegen &#x017F;ie keiner leiblichen, &#x017F;ondern der gei&#x017F;t-<lb/>
lichen Waffen zu bedienen.</item><lb/>
                <item>3. Die <hi rendition="#fr">bo&#x0364;&#x017F;en Gei&#x017F;ter</hi> benennet der Apo-<lb/>
&#x017F;tel mit unter&#x017F;chiedlichen Namen; er nennet &#x017F;ie<lb/>
&#x1F00;&#x03C1;&#x03C7;&#x1F70;&#x03C2;, <hi rendition="#fr">Fu&#x0364;r&#x017F;ten,</hi> oder <hi rendition="#fr">Fu&#x0364;r&#x017F;tenthu&#x0364;mer,</hi> und<lb/>
&#x1F10;&#x03BE;&#x03BF;&#x03C5;&#x03C3;&#x03AF;&#x03B1;&#x03C2;, <hi rendition="#fr">Gewalten,</hi> ferner &#x03BA;&#x03BF;&#x03C3;&#x03BC;&#x03BF;&#x03BA;&#x03C1;&#x1F70;&#x03C4;&#x03BF;&#x03C1;&#x03B1;&#x03C2;,<lb/><hi rendition="#fr">Gewalthaber die&#x017F;er Weit,</hi> und zwar der<lb/>
Fin&#x017F;terniß die&#x017F;er gegenwa&#x0364;rtigen Welt: imglei-<lb/>
chen &#x03C0;&#x03BD;&#x03B5;&#x03C5;&#x03BC;&#x03B1;&#x03C4;&#x03B9;&#x03BA;&#x1F70;, das i&#x017F;t &#x03C0;&#x03BD;&#x03AD;&#x03C5;&#x03BC;&#x03B1;&#x03C4;&#x03B1;, &#x03C4;&#x1FC6;&#x03C2; &#x03C0;&#x03BF;&#x03BD;&#x03B7;-<lb/>
&#x03C1;&#x03AF;&#x03B1;&#x03C2;, <hi rendition="#fr">bo&#x0364;&#x017F;e Gei&#x017F;ter,</hi> &#x1F10;&#x03BD; &#x1F10;&#x03C0;&#x03BF;&#x03C5;&#x03C1;&#x03B1;&#x03BD;&#x03AF;&#x03BF;&#x03B9;&#x03C2;, in himmli-<lb/>
&#x017F;chen, oder go&#x0364;ttlichen Dingen. Welcher meh-<lb/>
rern Worte eigentliche Bedeutung recht eigent-<lb/>
lich und vo&#x0364;llig einzu&#x017F;ehen und mit einer Gewiß-<lb/>
heit zu erkla&#x0364;ren, unmo&#x0364;glich, auch unno&#x0364;thig i&#x017F;t.<lb/>
Denn gleich wie wir davon keine genug&#x017F;ame<lb/>
Offenbarung haben: al&#x017F;o kan uns auch genug<lb/>
&#x017F;eyn, daraus &#x017F;o viel zu erkennen: <hi rendition="#aq">a.</hi> Daß die bo&#x0364;-<lb/>
&#x017F;en Gei&#x017F;ter eine &#x017F;ehr gro&#x017F;&#x017F;e, aber doch &#x017F;ehr um-<lb/>
&#x017F;chra&#x0364;nckte Macht haben; &#x017F;intemal &#x017F;ie von Chri-<lb/>
&#x017F;to vorla&#x0364;ng&#x017F;t u&#x0364;berwunden &#x017F;ind, und auch in der<lb/>
Kraft CHri&#x017F;ti leichtlich ko&#x0364;nnen in ihren Anfa&#x0364;l-<lb/>
len u&#x0364;berwunden werden. <hi rendition="#aq">b.</hi> Daß ihrer eine<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e Menge &#x017F;ey. <hi rendition="#aq">c.</hi> Daß &#x017F;ie von unter&#x017F;chied-<lb/>
lichen Gattungen, ob gleich alle einer &#x017F;ehr bo&#x0364;-<lb/>
&#x017F;en und verkehrten Art, &#x017F;ind. <hi rendition="#aq">d.</hi> Daß, nach-<lb/>
dem &#x017F;ie aus dem Himmel ihres muthwilligen<lb/>
Abfalls halber ver&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ind, &#x017F;ie die&#x017F;e Welt,<lb/>
oder darinnen das men&#x017F;chliche Ge&#x017F;chlecht, &#x017F;o<lb/>
fern es au&#x017F;&#x017F;er CHri&#x017F;to in der gei&#x017F;tlichen Fin&#x017F;ter-<lb/>
niß der herr&#x017F;chenden Su&#x0364;nde i&#x017F;t und bleibet, be-<lb/>
herr&#x017F;chen. <hi rendition="#aq">e.</hi> Daß ihre gefa&#x0364;hrlich&#x017F;ten Anla&#x0364;ufe<lb/>
und Ver&#x017F;uchungen be&#x017F;tehen &#x1F10;&#x03BD; &#x03C4;&#x03BF;&#x1FD6;&#x03C2; &#x1F10;&#x03C0;&#x03BF;&#x03C5;&#x03C1;&#x03B1;&#x03BD;&#x03AF;&#x03BF;&#x03B9;&#x03C2;,<lb/>
in himmli&#x017F;chen, oder gei&#x017F;tlichen Dingen. Denn<lb/>
weil &#x017F;ie gei&#x017F;tliche Feinde &#x017F;ind, &#x017F;o gehen auch ih-<lb/>
re Angriffe fu&#x0364;rnemlich auf &#x03C4;&#x1F70; &#x1F10;&#x03C0;&#x03BF;&#x03C5;&#x03C1;&#x03AC;&#x03BD;&#x03B9;&#x03B1;, uns<lb/>
um die himmli&#x017F;chen Gu&#x0364;ter zu bringen, wenn &#x017F;ie<lb/>
auch gleich durch zeitliche und leibliche Dinge<lb/>
ge&#x017F;chehen. Al&#x017F;o nimmt man alhier billig das<lb/>
Wort &#x1F10;&#x03C0;&#x03BF;&#x03C5;&#x03C1;&#x03AC;&#x03BD;&#x03B9;&#x03B1;: &#x017F;intemal es vorher zu vier ma-<lb/>
len in die&#x017F;em Briefe al&#x017F;o genommen wird, nem-<lb/>
lich cap. 1, 3. 20. 2, 6. 3, 10. und die&#x017F;e Bedeu-<lb/>
tung alhier einen gar bequemen Ver&#x017F;tand hat:<lb/>
Andere Oerter zu u&#x0364;bergehen.</item><lb/>
                <item>4. Das Wort &#x03C0;&#x03BD;&#x03B5;&#x03C5;&#x03BC;&#x03B1;&#x03C4;&#x03B9;&#x03BA;&#x03AC; la&#x0364;ßt &#x017F;ich zwar<lb/>
fu&#x0364;glich vom <hi rendition="#aq">concreto</hi> erkla&#x0364;ren, daß es &#x017F;o viel<lb/>
&#x017F;ey als &#x03C0;&#x03BD;&#x03AD;&#x03C5;&#x03BC;&#x03B1;&#x03C4;&#x03B1;: allein es i&#x017F;t doch noch viel<lb/>
fu&#x0364;glicher, wenn man es <hi rendition="#aq">ab&#x017F;tractive</hi> von gei&#x017F;tli-<lb/>
chen Dingen ver&#x017F;tehet. Jn welchem Ver&#x017F;tan-<lb/>
de denn der Apo&#x017F;tel zu den vorhergehenden<lb/>
Worten, welche mit der <hi rendition="#aq">particula</hi> &#x03C0;&#x03C1;&#x1F78;&#x03C2; auf die<lb/>
bo&#x0364;&#x017F;en Gei&#x017F;ter, und ihre Herr&#x017F;chaften und Mach-<lb/>
ten gehen, mit gleicher <hi rendition="#aq">particula</hi> die&#x017F;e letztere<lb/>
&#x017F;etzet, und damit die Sache bezeichnet, wor-<lb/>
innen die bo&#x0364;&#x017F;en Gei&#x017F;ter ihre Bosheit ausla&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
und wogegen man, wie gegen &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t, zu &#x017F;trei-<lb/>
ten habe. Welches denn durch den Zu&#x017F;atz &#x1F10;&#x03BD;<lb/>
&#x03C4;&#x03BF;&#x1FD6;&#x03C2; &#x1F10;&#x03C0;&#x03BF;&#x03C5;&#x03C1;&#x03B1;&#x03BD;&#x03AF;&#x03BF;&#x03B9;&#x03C2; noch mehr erla&#x0364;utert wird. Jm<lb/>
u&#x0364;brigen &#x017F;ind bey die&#x017F;em Orte folgende zu erwe-<lb/>
gen: Luc. 22, 31. 53. Joh. 12, 31. 14, 30. 2 Cor.<lb/>
4, 4. c. 10, 4. Eph. 2, 2. Col. 1, 13. 1 Pet. 5, 8.</item>
              </list><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">5. So</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[676/0704] Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 6, 11. 12. Freyheit vorſtellen. Da nun Liſt viel ſchaͤdli- cher iſt, als Gewalt; ſo hat man ſich vor jener ſonderlich zu huͤten. Ein gewaltſamer Anlauf bey den erſten Chriſten war es, wenn ſie verſu- chet wurden zum gaͤntzlichen Abfall und zur Verleugnung CHriſti: aber ein liſtiger, wenn ſie gereitzet wurden zum Mißbrauch der geiſtli- chen Freyheit und zur Gleichſtellung der Welt: als wodurch man unvermerckt das gute Gewiſ- ſen verletzet und am Glauben Schiffbruch leidet 1 Tim. 1, 19. Solcher und dergleichen Griffe und Schliche mehr bedienet ſich der Satan in ſeinen μεϑοδείαις in ſeinen hinterliſtigen Verſu- chungen, da er bald dieſe, bald jene Methode, oder Art der Beruͤckung, vornimmt. V. 12. Denn wir haben nicht mit Fleiſch und Blut (mit bloſſen Menſchen) zu kaͤmpfen, ſondern mit (πρὸς wider) Fuͤrſten und Ge- waltigen, nemlich mit den Fuͤrſten der Welt, die in der Finſterniß dieſer Welt herrſchen, mit den boͤſen Geiſtern unter dem Himmel. Anmerckungen. 1. Durch Fleiſch und Blut iſt alhier nicht zu verſtehen die ſuͤndliche Unart in dem Men- ſchen; als welche ſonſt wol Fleiſch heißt, aber nicht Fleiſch und Blut. Denn hiedurch wird nach der Redens-Art der Hebraͤer ein von den bloſſen Geiſtern unterſchiedener Menſch nach ſeiner menſchlichen Natur, welche von ihrem ſichtbaren Theile ſolche Benennung hat, ver- ſtanden. Denn mit dem Fleiſche, oder der Erb-Suͤnde und dem, was daher entſtehet, ha- ben wir genug zu ſtreiten. Und ob ſich gleich das Woͤrtlein nicht wohl Vergleichungs-Weiſe auslegen laͤßt, daß es ſo viel ſey, als nicht al- lein: ſo iſt es doch alhier nicht noͤthig, da wir dieſe Redens-Art, Fleiſch und Blut, auch anderwaͤrtig von einem Menſchen, ſeiner Na- tur nach, finden, wie ſchon bey 1 Cor. 15, 50. und Gal. 1, 16. angezeiget iſt. Denn wir leſen es nicht allein an dieſen beyden Orten in ſolchem Verſtande, ſondern auch Matth. 16, 17. da es heißt: Fleiſch und Blut hat dir das nicht offenbaret, ſondern mein Vater im Him- mel. Und Hebr. 2, 14. ſtehet von der menſch- lichen Natur der Kinder und CHriſti: Nach- dem die Kinder Fleiſch und Blut haben, iſt er es gleicher maſſen theilhaftig wor- den. 2. Es will demnach Paulus ſo viel ſagen, man habe es nicht mit leiblichen Feinden zu thun, ſondern mit geiſtlichen: da man ſich nun gegen die leiblichen mit guter Ruͤſtung zu verſe- hen pflege, ſo habe man es ſo viel mehr gegen die geiſtlichen noͤthig, ſo viel maͤchtiger und ge- faͤhrlicher ſie waͤren. Zwar moͤchte iemand ſa- gen, es habe ein wahrer Chriſte gleichwol auch ſichtbare Feinde genug auf der Welt: allein dawider, ſo fern ſie ihn nur dem Leibe nach an- greiffen, ſtreitet ein Chriſte nicht; und dagegen gebrauchet er auch keiner leiblichen Ruͤſtung, wie von den Martyrern, als Schlacht-Scha- fen, bekannt iſt. Jn ſo fern aber die leiblichen Feinde der Seele nachſtellen und dieſe in Ge- fahr ſetzen: in ſo fern ſind ſie keine leibliche, ſondern geiſtliche Feinde, die mit den hoͤlliſchen Geiſtern eine Partey ausmachen: und hat man ſich gegen ſie keiner leiblichen, ſondern der geiſt- lichen Waffen zu bedienen. 3. Die boͤſen Geiſter benennet der Apo- ſtel mit unterſchiedlichen Namen; er nennet ſie ἀρχὰς, Fuͤrſten, oder Fuͤrſtenthuͤmer, und ἐξουσίας, Gewalten, ferner κοσμοκρὰτορας, Gewalthaber dieſer Weit, und zwar der Finſterniß dieſer gegenwaͤrtigen Welt: imglei- chen πνευματικὰ, das iſt πνέυματα, τῆς πονη- ρίας, boͤſe Geiſter, ἐν ἐπουρανίοις, in himmli- ſchen, oder goͤttlichen Dingen. Welcher meh- rern Worte eigentliche Bedeutung recht eigent- lich und voͤllig einzuſehen und mit einer Gewiß- heit zu erklaͤren, unmoͤglich, auch unnoͤthig iſt. Denn gleich wie wir davon keine genugſame Offenbarung haben: alſo kan uns auch genug ſeyn, daraus ſo viel zu erkennen: a. Daß die boͤ- ſen Geiſter eine ſehr groſſe, aber doch ſehr um- ſchraͤnckte Macht haben; ſintemal ſie von Chri- ſto vorlaͤngſt uͤberwunden ſind, und auch in der Kraft CHriſti leichtlich koͤnnen in ihren Anfaͤl- len uͤberwunden werden. b. Daß ihrer eine groſſe Menge ſey. c. Daß ſie von unterſchied- lichen Gattungen, ob gleich alle einer ſehr boͤ- ſen und verkehrten Art, ſind. d. Daß, nach- dem ſie aus dem Himmel ihres muthwilligen Abfalls halber verſtoſſen ſind, ſie dieſe Welt, oder darinnen das menſchliche Geſchlecht, ſo fern es auſſer CHriſto in der geiſtlichen Finſter- niß der herrſchenden Suͤnde iſt und bleibet, be- herrſchen. e. Daß ihre gefaͤhrlichſten Anlaͤufe und Verſuchungen beſtehen ἐν τοῖς ἐπουρανίοις, in himmliſchen, oder geiſtlichen Dingen. Denn weil ſie geiſtliche Feinde ſind, ſo gehen auch ih- re Angriffe fuͤrnemlich auf τὰ ἐπουράνια, uns um die himmliſchen Guͤter zu bringen, wenn ſie auch gleich durch zeitliche und leibliche Dinge geſchehen. Alſo nimmt man alhier billig das Wort ἐπουράνια: ſintemal es vorher zu vier ma- len in dieſem Briefe alſo genommen wird, nem- lich cap. 1, 3. 20. 2, 6. 3, 10. und dieſe Bedeu- tung alhier einen gar bequemen Verſtand hat: Andere Oerter zu uͤbergehen. 4. Das Wort πνευματικά laͤßt ſich zwar fuͤglich vom concreto erklaͤren, daß es ſo viel ſey als πνέυματα: allein es iſt doch noch viel fuͤglicher, wenn man es abſtractive von geiſtli- chen Dingen verſtehet. Jn welchem Verſtan- de denn der Apoſtel zu den vorhergehenden Worten, welche mit der particula πρὸς auf die boͤſen Geiſter, und ihre Herrſchaften und Mach- ten gehen, mit gleicher particula dieſe letztere ſetzet, und damit die Sache bezeichnet, wor- innen die boͤſen Geiſter ihre Bosheit auslaſſen, und wogegen man, wie gegen ſie ſelbſt, zu ſtrei- ten habe. Welches denn durch den Zuſatz ἐν τοῖς ἐπουρανίοις noch mehr erlaͤutert wird. Jm uͤbrigen ſind bey dieſem Orte folgende zu erwe- gen: Luc. 22, 31. 53. Joh. 12, 31. 14, 30. 2 Cor. 4, 4. c. 10, 4. Eph. 2, 2. Col. 1, 13. 1 Pet. 5, 8. 5. So

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/704
Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 676. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/704>, abgerufen am 16.07.2024.