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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des Briefs Pauli Cap. 3, v. 18-21.
[Spaltenumbruch] als daß bey falscher Lehre auch ein verkehrter
Sinn ist. Dahin gehen im Texte die Worte:
a. Vom Bauche, als ihrem Gotte. Da
denn durch das Wort Bauch verstanden
wird das natürliche Leben des Leibes und des-
selben sinnliches Wohlseyn in Essen, Trin-
cken, Müßiggang und grober Wollust. Den
Bauch zum Gott haben,
ist alles sein
Tichten und Trachten, und also auch seine
Lehre und Lehr-Arten nur allein dahin rich-
ten, daß einem dem Bauche und dem gan-
tzen natürlichen Leben nach wohl sey; und al-
so dem Bauch gleichsam wie einem Gotte
dienen. Wie es von solchen Leuten Rom.
14, 17. 18. heißt, daß sie nicht CHristo,
sondern ihrem Bauche dienen.
b. Vom irdischen Sinne: Damit sonderlich
angezeiget wird, daß sie nebst dem Bauch-
Dienst auch ihren eigenen Nutzen und ihre
eigene Ehre gesuchet haben. Wie es denn
von ihnen heißt Tit. 1, 11. Daß sie gantze
Häuser verkehret und gelehret haben
das nichts tauget, um schändliches Ge-
winstes willen.
5. Aus solchem Bauch-Dienste und irdi-
schen Sinne kan nun leichtlich geschlossen wer-
den, wie solcher Leute ihr Wandel müsse be-
schaffen gewesen seyn; nemlich zwar eines theils
scheinbar, aber doch nur zu Zeiten; und die
meiste Zeit ärgerlich, also daß man ihren irdi-
schen rohen Sinn aus ihren Worten, Geber-
den und Wercken gar wohl hat erkennen kön-
nen. Und hat man sich billig darüber zu ver-
wundern, wie es immer mehr hat geschehen
können, daß diese Menschen der Lehre nach auf
einen gesetzlichen Gehorsam gegangen sind, und
doch ein ärgerliches Leben geführet haben. Doch
was siehet man leider nicht noch heute zu Tage
an manchen fleischlichen Lehrern? nemlich wie
sie zwar, weil sie vom innern Christenthum selbst
nichts erfahren haben und erkennen, gesetzlicher
Weise auf einen äusserlichen guten Wandel trei-
ben, aber oft nichts weniger an sich selbst er-
weisen, da der innerlich herrschende Sinn des
Fleisches sich oft in seinen Ausbrüchen zeiget.
6. Jhr Ende ist das Verdammniß; und
zwar nicht einfach, sondern vielfach, da sie
nicht allein ihre eigene, sondern auch so viele
andere Seelen verderbet haben. Heißt es sonst:
Ende gut, alles gut, so mag es hier billig
heissen: Ende böse, alles böse! O wenn diß
die Bauch-Diener noch bey Zeiten, ehe es mit
ihnen zum Ende kömmt, bedächten! Und zu
diesem unseligen Ende gehören denn auch die
Worte: Und ihre Ehre wird zu Schan-
den:
oder ihre Ehre, welcher sie sich, als wä-
ren sie wahre Apostel, und erkenneten sie gros-
se Geheimnisse, anmassen, auch von den Leu-
ten nicht genug geehret werden können, ist in
der ewigen Schande, nemlich dem Ausgange
nach.
7. Pauli Afsect, den er über der Verfüh-
rung dieser Leute empfunde, bestunde in einer so
grossen Betrübniß, daß sie ihm Thränen aus-
gepresset hat. Und da er solche bereits gegen-
wärtig unter ihnen vergossen hatte, so sind sie
[Spaltenumbruch] damals schon vorhanden gewesen. Es hat der
Apostel damit aber auch auf andere Gemeinen
gesehen, sonderlich auf die Galatischen, davon
ihm, als er sich zu Philippen aufgehalten hat,
solche betrübte Nachrichten sind ertheilet wor-
den, welche ihn zu Thränen bewogen haben.
Und da er sich derselben bey diesem Briefe wie-
der erinnerte, und zwar so viel mehr, so viel
mehrern Kummer ihme solche verführische Gei-
ster nach c. 1, 15. 16. zu Rom gemachet hatten,
so wurde er darüber in gleiche Bewegung gese-
tzet. Und also findet man bey Paulo beydes,
Mitleiden und Ernst. Mitleiden und
Jammer über die Verführung so mancher See-
len. Ernst aber und gerechten Unwillen gegen
die Verführer: als in welchem er sie v. 2. Hun-
de, böse Arbeiter
und die Zerschneidung
nennet, und alhier Feinde des Creutzes CHri-
sti heißt.
V. 20. 21.

Unser Wandel aber (Gr. denn unser
Wandel) ist im Himmel, (in himmlischen
Dingen und unserm himmlischen Beruf gemäß,)
von dannen wir auch warten des Heilan-
des JEsu CHristi des HErrn: welcher

(bey seiner Zukunft) unsern nichtigen (schwa-
chen und verweslichen) Leib verklären wird,
daß er ähnlich werde seinem verklärten
Leibe, nach der Wirckung, damit er kan
auch alle Dinge ihm unterthänig ma-
chen.

Anmerckungen.
1. Es findet sich im Anfange des zwanzig-
sten Verses das Wörtlein denn, welches von
dem sel. Luthero und andern Interpretibus durch
aber übersetzet, und damit ein Gegensatz ge-
macht wird auf das vorhergehende, nemlich von
dem irdischen Sinne auf den himmlischen. Al-
lein der Gegensatz bleibet doch, wenn wir die
particulam gar denn schon in ihrer eigentlichen
Bedeutung behalten. Denn nach derselben
wird zurück gesehen auf den 17. Vers, da der
Apostel eine Ermahnung gegeben hat, ihm und
andern rechtschaffenen Lehrern nur allein nach-
zufolgen. Dazu, als einem Satze, führet er
mit der particula denn zum Erweise eine gedop-
pelte Ursache an, und nimt die erste her von dem
irdischen Wandel und Sinn der falschen Lehrer,
die andere von seinem und anderer rechtschafnen
Lehrer ihrem himmlischen Wandel.
2. Um den Nachdruck dieses Textes desto
eigentlicher zu erkennen, so haben wir dabey
vier Stücke zu mercken, erstlich den Wandel
im himmlischen auf Erden; hernach was ihm
nach der lebendigen Hoffnung bevorstehe, die
Zukunft CHristi; drittens was in der Zukunft
CHristi nebst der Seele auch dem Leibe wider-
fahren werde, die Auferweckung und Ver-
klärung:
und denn viertens das principium,
nach welchem solche Verklärung geschehen wird,
die Allmächtige Kraft CHristi.
3. Daß der Wandel schon im Himmel
seyn soll, da wir doch noch auf Erden sind, das
lautet
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 3, v. 18-21.
[Spaltenumbruch] als daß bey falſcher Lehre auch ein verkehrter
Sinn iſt. Dahin gehen im Texte die Worte:
a. Vom Bauche, als ihrem Gotte. Da
denn durch das Wort Bauch verſtanden
wird das natuͤrliche Leben des Leibes und deſ-
ſelben ſinnliches Wohlſeyn in Eſſen, Trin-
cken, Muͤßiggang und grober Wolluſt. Den
Bauch zum Gott haben,
iſt alles ſein
Tichten und Trachten, und alſo auch ſeine
Lehre und Lehr-Arten nur allein dahin rich-
ten, daß einem dem Bauche und dem gan-
tzen natuͤrlichen Leben nach wohl ſey; und al-
ſo dem Bauch gleichſam wie einem Gotte
dienen. Wie es von ſolchen Leuten Rom.
14, 17. 18. heißt, daß ſie nicht CHriſto,
ſondern ihrem Bauche dienen.
b. Vom irdiſchen Sinne: Damit ſonderlich
angezeiget wird, daß ſie nebſt dem Bauch-
Dienſt auch ihren eigenen Nutzen und ihre
eigene Ehre geſuchet haben. Wie es denn
von ihnen heißt Tit. 1, 11. Daß ſie gantze
Haͤuſer verkehret und gelehret haben
das nichts tauget, um ſchaͤndliches Ge-
winſtes willen.
5. Aus ſolchem Bauch-Dienſte und irdi-
ſchen Sinne kan nun leichtlich geſchloſſen wer-
den, wie ſolcher Leute ihr Wandel muͤſſe be-
ſchaffen geweſen ſeyn; nemlich zwar eines theils
ſcheinbar, aber doch nur zu Zeiten; und die
meiſte Zeit aͤrgerlich, alſo daß man ihren irdi-
ſchen rohen Sinn aus ihren Worten, Geber-
den und Wercken gar wohl hat erkennen koͤn-
nen. Und hat man ſich billig daruͤber zu ver-
wundern, wie es immer mehr hat geſchehen
koͤnnen, daß dieſe Menſchen der Lehre nach auf
einen geſetzlichen Gehorſam gegangen ſind, und
doch ein aͤrgerliches Leben gefuͤhret haben. Doch
was ſiehet man leider nicht noch heute zu Tage
an manchen fleiſchlichen Lehrern? nemlich wie
ſie zwar, weil ſie vom innern Chriſtenthum ſelbſt
nichts erfahren haben und erkennen, geſetzlicher
Weiſe auf einen aͤuſſerlichen guten Wandel trei-
ben, aber oft nichts weniger an ſich ſelbſt er-
weiſen, da der innerlich herrſchende Sinn des
Fleiſches ſich oft in ſeinen Ausbruͤchen zeiget.
6. Jhr Ende iſt das Verdammniß; und
zwar nicht einfach, ſondern vielfach, da ſie
nicht allein ihre eigene, ſondern auch ſo viele
andere Seelen verderbet haben. Heißt es ſonſt:
Ende gut, alles gut, ſo mag es hier billig
heiſſen: Ende boͤſe, alles boͤſe! O wenn diß
die Bauch-Diener noch bey Zeiten, ehe es mit
ihnen zum Ende koͤmmt, bedaͤchten! Und zu
dieſem unſeligen Ende gehoͤren denn auch die
Worte: Und ihre Ehre wird zu Schan-
den:
oder ihre Ehre, welcher ſie ſich, als waͤ-
ren ſie wahre Apoſtel, und erkenneten ſie groſ-
ſe Geheimniſſe, anmaſſen, auch von den Leu-
ten nicht genug geehret werden koͤnnen, iſt in
der ewigen Schande, nemlich dem Ausgange
nach.
7. Pauli Afſect, den er uͤber der Verfuͤh-
rung dieſer Leute empfunde, beſtunde in einer ſo
groſſen Betruͤbniß, daß ſie ihm Thraͤnen aus-
gepreſſet hat. Und da er ſolche bereits gegen-
waͤrtig unter ihnen vergoſſen hatte, ſo ſind ſie
[Spaltenumbruch] damals ſchon vorhanden geweſen. Es hat der
Apoſtel damit aber auch auf andere Gemeinen
geſehen, ſonderlich auf die Galatiſchen, davon
ihm, als er ſich zu Philippen aufgehalten hat,
ſolche betruͤbte Nachrichten ſind ertheilet wor-
den, welche ihn zu Thraͤnen bewogen haben.
Und da er ſich derſelben bey dieſem Briefe wie-
der erinnerte, und zwar ſo viel mehr, ſo viel
mehrern Kummer ihme ſolche verfuͤhriſche Gei-
ſter nach c. 1, 15. 16. zu Rom gemachet hatten,
ſo wurde er daruͤber in gleiche Bewegung geſe-
tzet. Und alſo findet man bey Paulo beydes,
Mitleiden und Ernſt. Mitleiden und
Jammer uͤber die Verfuͤhrung ſo mancher See-
len. Ernſt aber und gerechten Unwillen gegen
die Verfuͤhrer: als in welchem er ſie v. 2. Hun-
de, boͤſe Arbeiter
und die Zerſchneidung
nennet, und alhier Feinde des Creutzes CHri-
ſti heißt.
V. 20. 21.

Unſer Wandel aber (Gr. denn unſer
Wandel) iſt im Himmel, (in himmliſchen
Dingen und unſerm himmliſchen Beruf gemaͤß,)
von dannen wir auch warten des Heilan-
des JEſu CHriſti des HErrn: welcher

(bey ſeiner Zukunft) unſern nichtigen (ſchwa-
chen und verweslichen) Leib verklaͤren wird,
daß er aͤhnlich werde ſeinem verklaͤrten
Leibe, nach der Wirckung, damit er kan
auch alle Dinge ihm unterthaͤnig ma-
chen.

Anmerckungen.
1. Es findet ſich im Anfange des zwanzig-
ſten Verſes das Woͤrtlein denn, welches von
dem ſel. Luthero und andern Interpretibus durch
aber uͤberſetzet, und damit ein Gegenſatz ge-
macht wird auf das vorhergehende, nemlich von
dem irdiſchen Sinne auf den himmliſchen. Al-
lein der Gegenſatz bleibet doch, wenn wir die
particulam γὰρ denn ſchon in ihrer eigentlichen
Bedeutung behalten. Denn nach derſelben
wird zuruͤck geſehen auf den 17. Vers, da der
Apoſtel eine Ermahnung gegeben hat, ihm und
andern rechtſchaffenen Lehrern nur allein nach-
zufolgen. Dazu, als einem Satze, fuͤhret er
mit der particula denn zum Erweiſe eine gedop-
pelte Urſache an, und nimt die erſte her von dem
irdiſchen Wandel und Sinn der falſchen Lehrer,
die andere von ſeinem und anderer rechtſchafnen
Lehrer ihrem himmliſchen Wandel.
2. Um den Nachdruck dieſes Textes deſto
eigentlicher zu erkennen, ſo haben wir dabey
vier Stuͤcke zu mercken, erſtlich den Wandel
im himmliſchen auf Erden; hernach was ihm
nach der lebendigen Hoffnung bevorſtehe, die
Zukunft CHriſti; drittens was in der Zukunft
CHriſti nebſt der Seele auch dem Leibe wider-
fahren werde, die Auferweckung und Ver-
klaͤrung:
und denn viertens das principium,
nach welchem ſolche Verklaͤrung geſchehen wird,
die Allmaͤchtige Kraft CHriſti.
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[728/0756] Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 3, v. 18-21. als daß bey falſcher Lehre auch ein verkehrter Sinn iſt. Dahin gehen im Texte die Worte: a. Vom Bauche, als ihrem Gotte. Da denn durch das Wort Bauch verſtanden wird das natuͤrliche Leben des Leibes und deſ- ſelben ſinnliches Wohlſeyn in Eſſen, Trin- cken, Muͤßiggang und grober Wolluſt. Den Bauch zum Gott haben, iſt alles ſein Tichten und Trachten, und alſo auch ſeine Lehre und Lehr-Arten nur allein dahin rich- ten, daß einem dem Bauche und dem gan- tzen natuͤrlichen Leben nach wohl ſey; und al- ſo dem Bauch gleichſam wie einem Gotte dienen. Wie es von ſolchen Leuten Rom. 14, 17. 18. heißt, daß ſie nicht CHriſto, ſondern ihrem Bauche dienen. b. Vom irdiſchen Sinne: Damit ſonderlich angezeiget wird, daß ſie nebſt dem Bauch- Dienſt auch ihren eigenen Nutzen und ihre eigene Ehre geſuchet haben. Wie es denn von ihnen heißt Tit. 1, 11. Daß ſie gantze Haͤuſer verkehret und gelehret haben das nichts tauget, um ſchaͤndliches Ge- winſtes willen. 5. Aus ſolchem Bauch-Dienſte und irdi- ſchen Sinne kan nun leichtlich geſchloſſen wer- den, wie ſolcher Leute ihr Wandel muͤſſe be- ſchaffen geweſen ſeyn; nemlich zwar eines theils ſcheinbar, aber doch nur zu Zeiten; und die meiſte Zeit aͤrgerlich, alſo daß man ihren irdi- ſchen rohen Sinn aus ihren Worten, Geber- den und Wercken gar wohl hat erkennen koͤn- nen. Und hat man ſich billig daruͤber zu ver- wundern, wie es immer mehr hat geſchehen koͤnnen, daß dieſe Menſchen der Lehre nach auf einen geſetzlichen Gehorſam gegangen ſind, und doch ein aͤrgerliches Leben gefuͤhret haben. Doch was ſiehet man leider nicht noch heute zu Tage an manchen fleiſchlichen Lehrern? nemlich wie ſie zwar, weil ſie vom innern Chriſtenthum ſelbſt nichts erfahren haben und erkennen, geſetzlicher Weiſe auf einen aͤuſſerlichen guten Wandel trei- ben, aber oft nichts weniger an ſich ſelbſt er- weiſen, da der innerlich herrſchende Sinn des Fleiſches ſich oft in ſeinen Ausbruͤchen zeiget. 6. Jhr Ende iſt das Verdammniß; und zwar nicht einfach, ſondern vielfach, da ſie nicht allein ihre eigene, ſondern auch ſo viele andere Seelen verderbet haben. Heißt es ſonſt: Ende gut, alles gut, ſo mag es hier billig heiſſen: Ende boͤſe, alles boͤſe! O wenn diß die Bauch-Diener noch bey Zeiten, ehe es mit ihnen zum Ende koͤmmt, bedaͤchten! Und zu dieſem unſeligen Ende gehoͤren denn auch die Worte: Und ihre Ehre wird zu Schan- den: oder ihre Ehre, welcher ſie ſich, als waͤ- ren ſie wahre Apoſtel, und erkenneten ſie groſ- ſe Geheimniſſe, anmaſſen, auch von den Leu- ten nicht genug geehret werden koͤnnen, iſt in der ewigen Schande, nemlich dem Ausgange nach. 7. Pauli Afſect, den er uͤber der Verfuͤh- rung dieſer Leute empfunde, beſtunde in einer ſo groſſen Betruͤbniß, daß ſie ihm Thraͤnen aus- gepreſſet hat. Und da er ſolche bereits gegen- waͤrtig unter ihnen vergoſſen hatte, ſo ſind ſie damals ſchon vorhanden geweſen. Es hat der Apoſtel damit aber auch auf andere Gemeinen geſehen, ſonderlich auf die Galatiſchen, davon ihm, als er ſich zu Philippen aufgehalten hat, ſolche betruͤbte Nachrichten ſind ertheilet wor- den, welche ihn zu Thraͤnen bewogen haben. Und da er ſich derſelben bey dieſem Briefe wie- der erinnerte, und zwar ſo viel mehr, ſo viel mehrern Kummer ihme ſolche verfuͤhriſche Gei- ſter nach c. 1, 15. 16. zu Rom gemachet hatten, ſo wurde er daruͤber in gleiche Bewegung geſe- tzet. Und alſo findet man bey Paulo beydes, Mitleiden und Ernſt. Mitleiden und Jammer uͤber die Verfuͤhrung ſo mancher See- len. Ernſt aber und gerechten Unwillen gegen die Verfuͤhrer: als in welchem er ſie v. 2. Hun- de, boͤſe Arbeiter und die Zerſchneidung nennet, und alhier Feinde des Creutzes CHri- ſti heißt. V. 20. 21. Unſer Wandel aber (Gr. denn unſer Wandel) iſt im Himmel, (in himmliſchen Dingen und unſerm himmliſchen Beruf gemaͤß,) von dannen wir auch warten des Heilan- des JEſu CHriſti des HErrn: welcher (bey ſeiner Zukunft) unſern nichtigen (ſchwa- chen und verweslichen) Leib verklaͤren wird, daß er aͤhnlich werde ſeinem verklaͤrten Leibe, nach der Wirckung, damit er kan auch alle Dinge ihm unterthaͤnig ma- chen. Anmerckungen. 1. Es findet ſich im Anfange des zwanzig- ſten Verſes das Woͤrtlein denn, welches von dem ſel. Luthero und andern Interpretibus durch aber uͤberſetzet, und damit ein Gegenſatz ge- macht wird auf das vorhergehende, nemlich von dem irdiſchen Sinne auf den himmliſchen. Al- lein der Gegenſatz bleibet doch, wenn wir die particulam γὰρ denn ſchon in ihrer eigentlichen Bedeutung behalten. Denn nach derſelben wird zuruͤck geſehen auf den 17. Vers, da der Apoſtel eine Ermahnung gegeben hat, ihm und andern rechtſchaffenen Lehrern nur allein nach- zufolgen. Dazu, als einem Satze, fuͤhret er mit der particula denn zum Erweiſe eine gedop- pelte Urſache an, und nimt die erſte her von dem irdiſchen Wandel und Sinn der falſchen Lehrer, die andere von ſeinem und anderer rechtſchafnen Lehrer ihrem himmliſchen Wandel. 2. Um den Nachdruck dieſes Textes deſto eigentlicher zu erkennen, ſo haben wir dabey vier Stuͤcke zu mercken, erſtlich den Wandel im himmliſchen auf Erden; hernach was ihm nach der lebendigen Hoffnung bevorſtehe, die Zukunft CHriſti; drittens was in der Zukunft CHriſti nebſt der Seele auch dem Leibe wider- fahren werde, die Auferweckung und Ver- klaͤrung: und denn viertens das principium, nach welchem ſolche Verklaͤrung geſchehen wird, die Allmaͤchtige Kraft CHriſti. 3. Daß der Wandel ſchon im Himmel ſeyn ſoll, da wir doch noch auf Erden ſind, das lautet

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 728. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/756>, abgerufen am 24.11.2024.