Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Cap. 3, v. 20. 21. an die Philipper. [Spaltenumbruch]
lautet wunderlich; es ist aber in der That also,und haben wir nur die Eigenschaft der Redens- Art, irgendwo seyn, oder irgendwo seinen Wandel dem Gemüthe nach haben, zu mercken, wie sie auch im gemeinen Leben gebrauchet wird, zu mercken: Da man zu sagen pfleget: Homo est, ubi amat, non ubi animat: Welches unser Heiland Matth. 6, 21. also ausspricht: Wo euer Schatz ist, da ist auch euer Hertz. Es kan ein Mensch an einem Orte dem Leibe nach seyn, aber dem Gemüthe nach ist er an einem andern, und zwar dergestalt, daß er des Orts, wo er sich dem Leibe nach aufhält, dagegen ver- gisset, und manchmal kaum betrachtet, was al- da vorgehet; hingegen aber mit dem Gemüthe an dem andern Orte so sehr beschäftiget ist, als wäre er auch dem Leibe nach schon da. Dieses findet sich nun bey den Gläubigen. Denn nachdem sie der himmlischen Berufung sind ge- horsam worden v. 14. so haben sie des Geistes, und damit des lewigen Lebens, Erstlinge em- pfangen, und sehnen sich daher nach der vollen Erndte. Rom. 8, 23. Sie sind mit CHristo schon ins himmlische Wesen versetzet. Eph. 2, 6. sie haben eine bleibende Habe also im Himmel, daß sie dieselbe auch schon in sich ha- ben Hebr. 10, 34. sie haben geschmecket die Kräfte der zukünftigen Welt c. 6, 5. und ist ihr gantzer Sinn dahin gerichtet, und zwar dergestalt, daß von solchem himmlischen Sin- ne ihr gantzes irdisches Leben regieret wird. Da nun der Mensch aus Leib und Seele bestehet, und die Seele das Haupt-Wesen der menschli- chen Natur ist, diese aber schon in dieser Welt himmlisch gesinnet, auch mehr mit himmlischen und geistlichen Dingen beschäftiget ist, als mit irdischen; so kan man solcher gestalt nach aller Wahrheit sagen, daß der Wandel einer gläu- bigen Seele im Himmel sey. 4. Das Wort politeuma ist nicht uneben übersetzet durch Wandel, wie denn oben c. 1, 27. politeuesthai heißt wandeln. Es hat doch aber diesen Nachdruck in sich, daß die Glaubi- gen alhier auf Erden, als Fremdlinge, auf der Reise begriffen sind nach ihrem himmlischen Vaterlande, wo sie nicht mehr fremde, sondern Einwohner und Bürger seyn und mit dem vol- len Bürger-Rechte eine bleibende Stadt haben werden Hebr. 13, 14. und also warten sie auf ei- ne Stadt, die einen Grund hat, deren Baumeister und Schöpfer GOTT ist c. 11, 10. 13. 14. 16. auf das himmlische Jerusalem Off. 21. dazu, als zu der Stadt des leben- digen GOttes und zu der Menge vieler tau- send Engel, und zu der Gemeine der Erst- gebohrnen, die im Himmel angeschrieben sind, zu GOTT dem Richter über alle, und zu den Geistern der vollkommenen Gerechten sie bereits nicht allein dem Rechte, sondern auch dem Anfange nach, was die Besitzung betrifft, gekommen sind Hebr. 12, 22. 23. Kurtz: Sie sind mit CHristo auferstanden, und suchen, was droben ist, da CHristus ist, sitzend zur Rechten GOt- tes; sie trachten nach dem, das droben ist, und nicht nach dem, das auf Erden [Spaltenumbruch] ist. Col. 3, 1. 2. Und also führen sie wie He- noch und Noa ein göttliches Leben schon auf Er- den. 1 B. Mos. 5, 22. 6, 9. 5. Ob nun gleich der Wandel der Gläubi- gen bereits im Himmel ist, so haben sie doch nur erst den Vorschmack, und die Vollendung noch zu erwarten, welche die Erscheinung Christi mit sich bringen wird. Da denn ihr Erwar- ten ist die lebendige Hoffnung, in welcher sie zwar schon selig sind Rom. 8, 24. aber das beste ihnen noch aufgehoben ist 2 Tim. 4, 7. 8. Paulus nennet es warten auf die selige Hoff- nung und Erscheinung der Herrlichkeit des grossen GOttes und unsers Heilandes JEsu CHristi. Tit. 2, 13. Es führet der A- postel bey diesem seligen Warten von dem Soh- ne GOttes seine vier Haupt-Namen an, um die Hoffnung damit recht beliebt und erfreulch vorzustellen. Er nennet ihn nach seiner göttli- chen Natur den HErrn, oder Jehovah; nach der menschlichen, CHristum, den Gesalbten, nemlich zu unserm Hohen-Priester, König und Propheten; nach seinem Mittler-Amte JE- sum und unser Heil, oder den Seligmacher. Diese Hoffnung der Glaubigen, nach welcher sie ihren HErrn und Heiland JEsum CHristum vom Himmel zur Auferweckung und Verklä- rung ihrer Leiber erwarten, grünet und blühet in ihnen recht lebendig hervor durch die Aufer- stehung CHristi 1 Pet. 1, 3. und also läßt sie nicht zu schanden werden, da sie nebst der vesten Ver- heissung auch die Liebe GOTTes, die in ihren Hertzen durch den Heiligen Geist ausgegossen ist, zum Grunde hat. 6. Was die Zukunft CHristi mit sich bringen werde, zeiget der Apostel mit den fol- genden Worten an, da er spricht: Welcher unsern nichtigen Leib verklären wird, daß er ähnlich werde seinem verklärten Leibe. Dabey zu erwegen ist: a. Unser nichtiger Leib, das ist, der elende, niedrige, verwesliche Leib, der todt ist, und wieder zur Erden wird, von dem Paulus 1. Cor. 15, 42. u. f. spricht: Er werde gesäet verweslich, in Unehre, und in Schwach- heit. Und diese ist so groß, daß einen ge- wiß nichts mehr demüthigen kan, als eben dieses. Denn man stelle es sich nur vor, wie der Leib, welchen man heute füttert, mästet, verzärtelt, schmücket und ehret, bey manchen morgen schon, oder doch ehe, als man es sich versiehet, in der Verwesung lieget, und den Augen und der Nasen ein solches Scheusal ist, davor man erschricket und davon man hinweg eilet. Wohl dem, der es also bedencket, daß er daher beyzeiten suchet himmlisch gesinnet zu werden, und deßwegen seine meiste Sorge auf die unsterbliche Seele wendet. b. Die Auferweckung, welche alhier bey der Verklärung verstanden wird. Da der vori- ge Leib aus den principiis, oder Elementen, in welche er durch die Verwesung ist aufge- löset worden: und zwar also, daß es eben derselbe Leib sey, welcher mit der Seele alhier gelitten hat, und geheiliget worden ist, oder mit Z z z z
Cap. 3, v. 20. 21. an die Philipper. [Spaltenumbruch]
lautet wunderlich; es iſt aber in der That alſo,und haben wir nur die Eigenſchaft der Redens- Art, irgendwo ſeyn, oder irgendwo ſeinen Wandel dem Gemuͤthe nach haben, zu mercken, wie ſie auch im gemeinen Leben gebrauchet wird, zu mercken: Da man zu ſagen pfleget: Homo eſt, ubi amat, non ubi animat: Welches unſer Heiland Matth. 6, 21. alſo ausſpricht: Wo euer Schatz iſt, da iſt auch euer Hertz. Es kan ein Menſch an einem Orte dem Leibe nach ſeyn, aber dem Gemuͤthe nach iſt er an einem andern, und zwar dergeſtalt, daß er des Orts, wo er ſich dem Leibe nach aufhaͤlt, dagegen ver- giſſet, und manchmal kaum betrachtet, was al- da vorgehet; hingegen aber mit dem Gemuͤthe an dem andern Orte ſo ſehr beſchaͤftiget iſt, als waͤre er auch dem Leibe nach ſchon da. Dieſes findet ſich nun bey den Glaͤubigen. Denn nachdem ſie der himmliſchen Berufung ſind ge- horſam worden v. 14. ſo haben ſie des Geiſtes, und damit des lewigen Lebens, Erſtlinge em- pfangen, und ſehnen ſich daher nach der vollen Erndte. Rom. 8, 23. Sie ſind mit CHriſto ſchon ins himmliſche Weſen verſetzet. Eph. 2, 6. ſie haben eine bleibende Habe alſo im Himmel, daß ſie dieſelbe auch ſchon in ſich ha- ben Hebr. 10, 34. ſie haben geſchmecket die Kraͤfte der zukuͤnftigen Welt c. 6, 5. und iſt ihr gantzer Sinn dahin gerichtet, und zwar dergeſtalt, daß von ſolchem himmliſchen Sin- ne ihr gantzes irdiſches Leben regieret wird. Da nun der Menſch aus Leib und Seele beſtehet, und die Seele das Haupt-Weſen der menſchli- chen Natur iſt, dieſe aber ſchon in dieſer Welt himmliſch geſinnet, auch mehr mit himmliſchen und geiſtlichen Dingen beſchaͤftiget iſt, als mit irdiſchen; ſo kan man ſolcher geſtalt nach aller Wahrheit ſagen, daß der Wandel einer glaͤu- bigen Seele im Himmel ſey. 4. Das Wort πολίτευμα iſt nicht uneben uͤberſetzet durch Wandel, wie denn oben c. 1, 27. πολιτέυεσϑαι heißt wandeln. Es hat doch aber dieſen Nachdruck in ſich, daß die Glaubi- gen alhier auf Erden, als Fremdlinge, auf der Reiſe begriffen ſind nach ihrem himmliſchen Vaterlande, wo ſie nicht mehr fremde, ſondern Einwohner und Buͤrger ſeyn und mit dem vol- len Buͤrger-Rechte eine bleibende Stadt haben werden Hebr. 13, 14. und alſo warten ſie auf ei- ne Stadt, die einen Grund hat, deren Baumeiſter und Schoͤpfer GOTT iſt c. 11, 10. 13. 14. 16. auf das himmliſche Jeruſalem Off. 21. dazu, als zu der Stadt des leben- digen GOttes und zu der Menge vieler tau- ſend Engel, und zu der Gemeine der Erſt- gebohrnen, die im Himmel angeſchrieben ſind, zu GOTT dem Richter uͤber alle, und zu den Geiſtern der vollkommenen Gerechten ſie bereits nicht allein dem Rechte, ſondern auch dem Anfange nach, was die Beſitzung betrifft, gekommen ſind Hebr. 12, 22. 23. Kurtz: Sie ſind mit CHriſto auferſtanden, und ſuchen, was droben iſt, da CHriſtus iſt, ſitzend zur Rechten GOt- tes; ſie trachten nach dem, das droben iſt, und nicht nach dem, das auf Erden [Spaltenumbruch] iſt. Col. 3, 1. 2. Und alſo fuͤhren ſie wie He- noch und Noa ein goͤttliches Leben ſchon auf Er- den. 1 B. Moſ. 5, 22. 6, 9. 5. Ob nun gleich der Wandel der Glaͤubi- gen bereits im Himmel iſt, ſo haben ſie doch nur erſt den Vorſchmack, und die Vollendung noch zu erwarten, welche die Erſcheinung Chriſti mit ſich bringen wird. Da denn ihr Erwar- ten iſt die lebendige Hoffnung, in welcher ſie zwar ſchon ſelig ſind Rom. 8, 24. aber das beſte ihnen noch aufgehoben iſt 2 Tim. 4, 7. 8. Paulus nennet es warten auf die ſelige Hoff- nung und Erſcheinung der Herrlichkeit des groſſen GOttes und unſers Heilandes JEſu CHriſti. Tit. 2, 13. Es fuͤhret der A- poſtel bey dieſem ſeligen Warten von dem Soh- ne GOttes ſeine vier Haupt-Namen an, um die Hoffnung damit recht beliebt und erfreulch vorzuſtellen. Er nennet ihn nach ſeiner goͤttli- chen Natur den HErrn, oder Jehovah; nach der menſchlichen, CHriſtum, den Geſalbten, nemlich zu unſerm Hohen-Prieſter, Koͤnig und Propheten; nach ſeinem Mittler-Amte JE- ſum und unſer Heil, oder den Seligmacher. Dieſe Hoffnung der Glaubigen, nach welcher ſie ihren HErrn und Heiland JEſum CHriſtum vom Himmel zur Auferweckung und Verklaͤ- rung ihrer Leiber erwarten, gruͤnet und bluͤhet in ihnen recht lebendig hervor durch die Aufer- ſtehung CHriſti 1 Pet. 1, 3. und alſo laͤßt ſie nicht zu ſchanden werden, da ſie nebſt der veſten Ver- heiſſung auch die Liebe GOTTes, die in ihren Hertzen durch den Heiligen Geiſt ausgegoſſen iſt, zum Grunde hat. 6. Was die Zukunft CHriſti mit ſich bringen werde, zeiget der Apoſtel mit den fol- genden Worten an, da er ſpricht: Welcher unſern nichtigen Leib verklaͤren wird, daß er aͤhnlich werde ſeinem verklaͤrten Leibe. Dabey zu erwegen iſt: a. Unſer nichtiger Leib, das iſt, der elende, niedrige, verwesliche Leib, der todt iſt, und wieder zur Erden wird, von dem Paulus 1. Cor. 15, 42. u. f. ſpricht: Er werde geſaͤet verweslich, in Unehre, und in Schwach- heit. Und dieſe iſt ſo groß, daß einen ge- wiß nichts mehr demuͤthigen kan, als eben dieſes. Denn man ſtelle es ſich nur vor, wie der Leib, welchen man heute fuͤttert, maͤſtet, verzaͤrtelt, ſchmuͤcket und ehret, bey manchen morgen ſchon, oder doch ehe, als man es ſich verſiehet, in der Verweſung lieget, und den Augen und der Naſen ein ſolches Scheuſal iſt, davor man erſchricket und davon man hinweg eilet. Wohl dem, der es alſo bedencket, daß er daher beyzeiten ſuchet himmliſch geſinnet zu werden, und deßwegen ſeine meiſte Sorge auf die unſterbliche Seele wendet. b. Die Auferweckung, welche alhier bey der Verklaͤrung verſtanden wird. Da der vori- ge Leib aus den principiis, oder Elementen, in welche er durch die Verweſung iſt aufge- loͤſet worden: und zwar alſo, daß es eben derſelbe Leib ſey, welcher mit der Seele alhier gelitten hat, und geheiliget worden iſt, oder mit Z z z z
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Cap. 3, v. 20. 21. an die Philipper.
lautet wunderlich; es iſt aber in der That alſo,
und haben wir nur die Eigenſchaft der Redens-
Art, irgendwo ſeyn, oder irgendwo ſeinen
Wandel dem Gemuͤthe nach haben, zu mercken,
wie ſie auch im gemeinen Leben gebrauchet wird,
zu mercken: Da man zu ſagen pfleget: Homo
eſt, ubi amat, non ubi animat: Welches unſer
Heiland Matth. 6, 21. alſo ausſpricht: Wo
euer Schatz iſt, da iſt auch euer Hertz. Es
kan ein Menſch an einem Orte dem Leibe nach
ſeyn, aber dem Gemuͤthe nach iſt er an einem
andern, und zwar dergeſtalt, daß er des Orts,
wo er ſich dem Leibe nach aufhaͤlt, dagegen ver-
giſſet, und manchmal kaum betrachtet, was al-
da vorgehet; hingegen aber mit dem Gemuͤthe
an dem andern Orte ſo ſehr beſchaͤftiget iſt, als
waͤre er auch dem Leibe nach ſchon da. Dieſes
findet ſich nun bey den Glaͤubigen. Denn
nachdem ſie der himmliſchen Berufung ſind ge-
horſam worden v. 14. ſo haben ſie des Geiſtes,
und damit des lewigen Lebens, Erſtlinge em-
pfangen, und ſehnen ſich daher nach der vollen
Erndte. Rom. 8, 23. Sie ſind mit CHriſto
ſchon ins himmliſche Weſen verſetzet. Eph.
2, 6. ſie haben eine bleibende Habe alſo im
Himmel, daß ſie dieſelbe auch ſchon in ſich ha-
ben Hebr. 10, 34. ſie haben geſchmecket die
Kraͤfte der zukuͤnftigen Welt c. 6, 5. und
iſt ihr gantzer Sinn dahin gerichtet, und zwar
dergeſtalt, daß von ſolchem himmliſchen Sin-
ne ihr gantzes irdiſches Leben regieret wird. Da
nun der Menſch aus Leib und Seele beſtehet,
und die Seele das Haupt-Weſen der menſchli-
chen Natur iſt, dieſe aber ſchon in dieſer Welt
himmliſch geſinnet, auch mehr mit himmliſchen
und geiſtlichen Dingen beſchaͤftiget iſt, als mit
irdiſchen; ſo kan man ſolcher geſtalt nach aller
Wahrheit ſagen, daß der Wandel einer glaͤu-
bigen Seele im Himmel ſey.
4. Das Wort πολίτευμα iſt nicht uneben
uͤberſetzet durch Wandel, wie denn oben c. 1,
27. πολιτέυεσϑαι heißt wandeln. Es hat doch
aber dieſen Nachdruck in ſich, daß die Glaubi-
gen alhier auf Erden, als Fremdlinge, auf der
Reiſe begriffen ſind nach ihrem himmliſchen
Vaterlande, wo ſie nicht mehr fremde, ſondern
Einwohner und Buͤrger ſeyn und mit dem vol-
len Buͤrger-Rechte eine bleibende Stadt haben
werden Hebr. 13, 14. und alſo warten ſie auf ei-
ne Stadt, die einen Grund hat, deren
Baumeiſter und Schoͤpfer GOTT iſt c. 11,
10. 13. 14. 16. auf das himmliſche Jeruſalem
Off. 21. dazu, als zu der Stadt des leben-
digen GOttes und zu der Menge vieler tau-
ſend Engel, und zu der Gemeine der Erſt-
gebohrnen, die im Himmel angeſchrieben
ſind, zu GOTT dem Richter uͤber alle,
und zu den Geiſtern der vollkommenen
Gerechten ſie bereits nicht allein dem Rechte,
ſondern auch dem Anfange nach, was die
Beſitzung betrifft, gekommen ſind Hebr.
12, 22. 23. Kurtz: Sie ſind mit CHriſto
auferſtanden, und ſuchen, was droben iſt,
da CHriſtus iſt, ſitzend zur Rechten GOt-
tes; ſie trachten nach dem, das droben
iſt, und nicht nach dem, das auf Erden
iſt. Col. 3, 1. 2. Und alſo fuͤhren ſie wie He-
noch und Noa ein goͤttliches Leben ſchon auf Er-
den. 1 B. Moſ. 5, 22. 6, 9.
5. Ob nun gleich der Wandel der Glaͤubi-
gen bereits im Himmel iſt, ſo haben ſie doch nur
erſt den Vorſchmack, und die Vollendung noch
zu erwarten, welche die Erſcheinung Chriſti
mit ſich bringen wird. Da denn ihr Erwar-
ten iſt die lebendige Hoffnung, in welcher ſie
zwar ſchon ſelig ſind Rom. 8, 24. aber das
beſte ihnen noch aufgehoben iſt 2 Tim. 4, 7. 8.
Paulus nennet es warten auf die ſelige Hoff-
nung und Erſcheinung der Herrlichkeit
des groſſen GOttes und unſers Heilandes
JEſu CHriſti. Tit. 2, 13. Es fuͤhret der A-
poſtel bey dieſem ſeligen Warten von dem Soh-
ne GOttes ſeine vier Haupt-Namen an, um
die Hoffnung damit recht beliebt und erfreulch
vorzuſtellen. Er nennet ihn nach ſeiner goͤttli-
chen Natur den HErrn, oder Jehovah; nach
der menſchlichen, CHriſtum, den Geſalbten,
nemlich zu unſerm Hohen-Prieſter, Koͤnig und
Propheten; nach ſeinem Mittler-Amte JE-
ſum und unſer Heil, oder den Seligmacher.
Dieſe Hoffnung der Glaubigen, nach welcher
ſie ihren HErrn und Heiland JEſum CHriſtum
vom Himmel zur Auferweckung und Verklaͤ-
rung ihrer Leiber erwarten, gruͤnet und bluͤhet
in ihnen recht lebendig hervor durch die Aufer-
ſtehung CHriſti 1 Pet. 1, 3. und alſo laͤßt ſie nicht
zu ſchanden werden, da ſie nebſt der veſten Ver-
heiſſung auch die Liebe GOTTes, die in ihren
Hertzen durch den Heiligen Geiſt ausgegoſſen iſt,
zum Grunde hat.
6. Was die Zukunft CHriſti mit ſich
bringen werde, zeiget der Apoſtel mit den fol-
genden Worten an, da er ſpricht: Welcher
unſern nichtigen Leib verklaͤren wird, daß
er aͤhnlich werde ſeinem verklaͤrten Leibe.
Dabey zu erwegen iſt:
a. Unſer nichtiger Leib, das iſt, der elende,
niedrige, verwesliche Leib, der todt iſt, und
wieder zur Erden wird, von dem Paulus 1.
Cor. 15, 42. u. f. ſpricht: Er werde geſaͤet
verweslich, in Unehre, und in Schwach-
heit. Und dieſe iſt ſo groß, daß einen ge-
wiß nichts mehr demuͤthigen kan, als eben
dieſes. Denn man ſtelle es ſich nur vor, wie
der Leib, welchen man heute fuͤttert, maͤſtet,
verzaͤrtelt, ſchmuͤcket und ehret, bey manchen
morgen ſchon, oder doch ehe, als man es ſich
verſiehet, in der Verweſung lieget, und den
Augen und der Naſen ein ſolches Scheuſal iſt,
davor man erſchricket und davon man hinweg
eilet. Wohl dem, der es alſo bedencket, daß
er daher beyzeiten ſuchet himmliſch geſinnet
zu werden, und deßwegen ſeine meiſte Sorge
auf die unſterbliche Seele wendet.
b. Die Auferweckung, welche alhier bey der
Verklaͤrung verſtanden wird. Da der vori-
ge Leib aus den principiis, oder Elementen,
in welche er durch die Verweſung iſt aufge-
loͤſet worden: und zwar alſo, daß es eben
derſelbe Leib ſey, welcher mit der Seele alhier
gelitten hat, und geheiliget worden iſt, oder
mit
Z z z z
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